Dark Force – Lautlos kommt der Tod

 
  • Deutscher Titel: Dark Force - Lautlos kommt der Tod
  • Original-Titel: The Silencers
  •  
  • Regie: Richard Pepin
  • Land: USA
  • Jahr: 1996
  • Darsteller:

    Rafferty (Jack Scalia)
    Comdor (Dennis Christopher)
    Lekin (Carlos Lauchu)
    Sarah (Lucinda Weist)
    General Greenboro (Clarence Williams III)
    Senator Maxwell (Stephen Rowe)
    Kirby (Lance LeGault)
    Senator Rawlings (Madison Mason)
    Mariam (Terri Power)
    Norman (Bill Frenzer)


Vorwort

Manch einer fragt sich vielleicht, nach welcher Methodik der Doc zur Filmsichtung schreitet. Normalerweise ist das streng stimmungsabhängig und gewohnheitsgemäß haben´s Neuankömmlinge in der Sammlung leichter als die bedauernswerten Filme, die schon seit Wochen oder Monaten im Regal vor sich hin schimmeln. Irgendwann aber, wenn nämlich keine Neuzugänge zu verzeichnen sind, muss man halt auch an die „Ladenhüter“ gehen – und seit gestern bediene ich mich eines äußerst schlichten Auswahlverfahrens – alle Filme auf einen Stapel, und den von oben nach unten abarbeiten. So war heute nach dem gestern per Bit gewürdigten Soulkeeper eben einfach Silencers dran.

Silencers ist ein Werk aus der umtriebigen und hier bereits des öfteren gewürdigten renommierten B-Film-Schmiede PM Entertainment, im Gegensatz zu den meisten bisher hier besprochenen Filmen aber keiner aus der Frühphase des Studios (also der Zeit so von 1988-1991), sondern ein Werk aus der Phase, in der PM schon größere Brötchen backen und richtiges Geld verpulvern konnte (d.h. alles etwas größer und aufwendiger, und sogar mit richtigen Schauspielern).Außerdem handelt es sich um enen Science-fiction-Film, und für PM, die´s doch meist mit eher bodenständiger Action der konventionellen Sorte hatten, sind Ausflüge in den Genrekintopp (ein paar vernachlässigenswerte Ausflüge in den Horror-Bereich, von dem wir uns mindestens einen aber in mittelfristiger Zukunft auch noch ansehen werden, gab´s auch) eher selten und daher um so bemerkenswerter.

Vorangeschickt sei, dass es Silencers meines Wissens nach derzeit in Deutschland nicht gibt – es gab von United eine gekürzte FSK-16-Fassung auf Video, die aber auch inzwischen OOP ist. Mir stellte sich der Streifen in Form einer holländischen DVD vor (allerdings in einer mit Zwangsuntertiteln, was mich nicht wirklich fröhlich stimmte).

Mehr fällt mir als Vorrede heute mal wieder nicht ein, aber eine kleine Warnung hab ich noch – das Review wird vermutlich kein echter Schenkelklopfer sein. Das nehme ich zumindest an und ich hab so ungefähr eine Idee, was ich schreibe (ach? Ganz was neues! – Der Setzer).


Inhalt

Wir beginnen mit einer kurzen Montage von Radionachrichten von anno dunnemals, genauer gesagt, von damals, als angeblich in Roswell ein UFO in die Hände des US-Militärs fällt. Die ersten Reportagen berichten noch eindeutig von einem abgestürzten außerirdischen Raumschiff, dann, mit Einsetzen des bekannten Cover-ups, ist nur noch von einem Wetterballon die Rede und davon, dass die Augenzeugen des UFO-Absturzes plötzlich verschwunden sind. Soweit, so eigentlich Allgemeinbildung (sofern man sich auch nur ansatzweise für das Thema „UFOs“ interessiert und zwei bis drei einschlägige Filme, und sei´s Independence Day, gesehen hat).

Danach schalten wir um ins Jahr 1966 auf eine Farm in Nebraska (wo´s, spätestens bekannt seit Hot Shots Part Deux, ausnehmend flach ist, aber das hat mit dem Film nichts zu tun. Ich greife schon im zweiten Absatz zu Verzweiflungskalauern. Das kann ja was werden). Eine All-American-Family TM sitzt am Eßtisch, doch heute wird der Magen leer bleiben. Draußen braut sich nämlich Unheil zusammen – ein Windspiel wird in Gang gesetzt, das Windrad der Farm dreht durch und sowohl die Rindviecher als auch der Hofhund werden ausgesprochen nervös (und auch die kleine Tochter merkt, dass etwas in der Luft liegt. Hm, Kinder und Tiere, suspekt). Daddy Farmer schultert sein Gewehr, um nach alter amerikanischer Farmersitte nach dem Rechten zu sehen, ergo wahrscheinlich erst zu ballern und dann ein oder zwei Fragen zu stellen. Das Ziel zumindest ist unübersehbar – ein riesiges UFO hängt über der Farm und lässt einen Suchstrahl über das Gelände gleiten. Die abgefeuerten Gewehrschüsse finden der Außerirdischen Wohlgefallen eher weniger, per Strahlenwaffe hauen sie den vorwitzigen Farmer zu Boden, um sich dann, in der üblichen Naivität von Kulturvölkern, die hunderte Lichtjahre durch´s All gepflügt sind, für die vermeintlich intelligentere Lebensform zu interessieren und mit ihrem Traktorstrahl eine Kuh in ihr UFO hieven. Kaum ist der Wiederkäuer eingesackt, tritt der UFO-Pilot aufs Gaspedal und zischt von hinnen. Mama Farmer kann sich nur heulend über ihren geplätteten (? Ist der nu hin oder tut der nur so?) Männe werfen. Doch da – einer der Mitte der 80er Jahre so beliebten Plasma-Effekte (vgl. Timecop, TekWar etc.) bildet sich und heraus schält sich eine schwarze Limousine. Einer schwarzen Limousine kann natürlich nur ein Man in Black entsteigen – stilecht wie ein Blues Brother persönlich (inkl. Hut, Sonnenbrille, Anzug & Krawatte) nähert sich der MiB und gibt der entgeisterten Farmersfrau zu verstehen, dass das, was sie gerade gesehen hat, nie stattgefunden hat. Mrs. Farmer rekapituliert kurz die Sachlage und kommt zu einem eher gegenteiligen Schluss und verkündet dies leichtfertigerweise. Wo jetzt Will Smith sein Blitzdings auspacken würde, belässt es unser MiB beim Abnehmen seiner Sonnenbrille – ein Blick in des Finsterlings völlig schwarze Augen und der verschärfte Hinweis, dass im Falle des Plauderns sie und ihre ganze Familie dran glauben müssten, scheint auf die Farmersbraut überzeugend zu wirken…

Diese ganze Szene hat mit dem eigentlichen Film nicht schrecklich viel (eigentlich gar nichts) zu tun, außer, dass sie den Zuschauer doch ein wenig aufs Glatteis führt, was die Intention der nachfolgenden knapp 90 Minuten angeht, ist aber ziemlich kompetent gelöst. Respekt an PM. Kann meinetwegen so weitergehen.

Zeitsprung um 29 Jahre, genauer gesagt, nach „today“ und „today“ ist in diesem Falle 1995. Wir finden uns in Los Angeles und dort in einer Kirche wieder, was leider Gottes (hm) dazu führt, dass wir uns ein paar Minuten eher nervenzerfetzenden Kirchenliedergesangs anhören müssen. Aber das liegt nicht daran, dass unsere Freunde von PM ihre fundamentalchristlichen Überzeugungen wiedergefunden haben, nö, es hat schon seine plotmäßige Richtigkeit. Die Kirche feiert nämlich ihren spendenfinanzierten Wiederaufbau nach „dem großen Erdbeben“ (aha) und hat aus diesem kühnen Grunde zur Wiedereröffnung einen politischen Gaststar eingeladen – Senator Rawlings. Eventuell hätte man das aber überdenken sollen, denn Rawlings bekommt Todesdrohungen von unbekannter Seite und muss daher von einem ganzen Tross Geheimdienstagenten beschützt werden. Die Einsatzleitung liegt beim routinierten Secret-Service-Security-Supermann Chuck Rafferty. Auf dem Weg in die Kirche und in die für ihn aus Sicherheitsgründen reservierte Privatloge wird Rawlings von Journalisten bedrängt, u.a. von einem Frauchen, das von ihm Auskunft begehrt über Roswell und die Verschleierungstaktiken der Regierung (hm, nicht gerade das alleraktuellste Thema, sollte man meinen). Verständlicherweise gibt Rawlings keinen Kommentar ab (kann ich ihm nicht verdenken). Rawlings nimmt also seinen Platz ein, während draußen vor der Tür unbeobachtet aus einem Plasma-Effekt sich die MiB-Limousine schält. Ja, und auch Blues Brother Schwarzauge ist wieder da und verschafft sich mit einem gezielten Blick aus seinen dunklen Kullern Einlass durch die Hintertür – der Mann hat den Hypnoseblick. Für Raffertys alten Freund und Kollegen Longo hat der MiB derartige Sperenzchen nicht mehr auf Lager – der wird einfach niedergeschossen. Mit purer Waffengewalt verschafft sich der von einigen Kollegen begleitete Schwarzanzugträger Einlass in die Senatorenloge – das dabei auftretende Geballere ruft spät, aber nicht zu spät, Rafferty auf den Plan und löst allgemeine Panik unter den sonstigen Kirchgängern aus. Es gelingt Rafferty, einige der Angreifer zu erschießen (wobei das ganze Tohuwabohu von der UFO-interessierten Reporterin fotografiert wird) und Rawlings fürs erste von den Zudringlichkeiten des Ober-MiB zu retten, indem er letzteren von der Empore ins Parkett schleudert – was den Kerl allerdings nur unwesentlich aufhält. Zusammen mit einem anderen Bodyguard schnappt Rafferty sich den Senator und macht sich zu Fuß auf die Flucht vor dem MiB und seinen Vasallen. Bei der heißen Jagd durch die Straßen von L.A. nehmen unsere Geheimagenten erstaunliche Rücksicht auf die Zivilbevölkerung (will meinen – gar keine, da wird geballert, dass sich unschuldige Hot-Dog-Verkäufer nur noch in letzter Sekunde hinter ihren Stand in Deckung schmeißen können. Ist das wirklich erlaubt?) und retten sich in die U-Bahn-Station, immer bedrängt und beschossen von den Verfolgern. Rafferty will ein Ablenkungsmanöver inszenieren, damit sein Kollege den Senator im einfahrenden Zug in Sicherheit bringen kann. Viel bringt´s nicht, denn als der Zug eingefahren ist, haben die Good Guys die MiB immer noch am Hals. Nun will der Kollege unbedingt den Helden spielen. Schweren Herzens lässt sich Rafferty darauf ein und entert mit dem Senator (den vollkommen leeren!) Zug (bei aller Liebe, eine KOMPLETTE LEERE U-Bahn in einer Multimegamillionenstadt am hellichten Tag? Auch, wenn die Amis nicht gerade die Freunde des ÖPNV sind, das glaub ich nicht) und schmeißt seinem Buddy noch seine Knarre zu (schlechter Schachzug, sag ich mal). Ober-MiB hat sich dieweil ein Kind als Geisel gegriffen. Entgegen Raffertys gebrülltem Anraten legt sein Kollege die Waffen nieder – eigentlich verdient er´s nicht besser, als erschossen zu werden (was genau das ist, was passiert). Rafferty kann nur ein hilfloses „Nooooooo“ kreischen.

Der MiB wirft sich mit vollem Körpereinsatz durch die geschlossene Tür des anfahrenden Zuges und erschießt im Vorbeigehen den U-Bahn-Fahrer (Risikojob, hab´s immer vermutet). Im zwangsläufig folgenden Zweikampf zieht Rafferty (erwartungsgemäß, denn wer geschlossene Stahltüren durchbrechen kann und schon vorher einen Fünf-Meter-Balkonsturz ohne Schramme überstanden hat, ist entweder schwer auf Adrenalin oder nicht wirklich normal) den Kürzeren, er wird mal kurz niedergeschlagen und in einer Ecke abgelegt, dann ballert der MiB dem Senator ein paar Kugeln vor den Latz. Mittlerweile ist in der U-Bahn-Zentrale aufgefallen, dass einer der Züge außer Kontrolle ist. Während der sich wieder aufgerappelt habende Rafferty die zweite Runde im Kampf mit dem MiB einläutet, aber trotzdem auf relativ verlorenem Posten steht – und sich dabei ein sehr suspektes „puny human!“ seines Kontrahenten anhören muss -, rauscht die U-Bahn ungebremst in einen Bahnhof – dumm nur, dass da schon ein Zug steht. CRASH!!! Da PM einerseits kein Majorstudio ist und wie in Speed eine echte U-Bahn schrotten kann, andererseits im Gegensatz zu Wynorski nicht frech genug ist, das, was man selber nicht auf bewerkstelligen kann, einfach anderswo zu klauen, müssen hier herzige Modelltricks herhalten – schade eigentlich, aber die Szene sieht doch genau nach dem aus, was sie ist, nämlich Modelleisenbahn. Unsere Kombattanten bleiben durch diesen wüsten Auffahrunfall erstaunlicherweise unverletzt (beim MiB wundert mich das weniger, aber Rafferty muss auch ein Stahl-Endoskelett haben). Mit einem Sonar-Kampfschrei (umgesetzt durch einen weiteren dieser schicken Plasma-Effekte) schafft sich der MiB Rafferty vom Hals, um verduften zu können. Rafferty kümmert sich daher um den Senator, der ihm mit dem letzten Odem noch die Botschaft „my wife… safe!“ ins Ohr röcheln kann, ehe er den Politikerheldentod stirbt.

Ja, doch, für ein erstes Action Set Piece war das alles andere als schlecht (wenn man den mißlungenen U-Bahn-Crash-Effekt abzieht).

Nett wäre allerdings doch, wenn wir als Zuschauer jetzt auch einen Plan davon hätten, was hier überhaupt vor sich geht. Dachten sich auch die Filmemacher und fügen daher nun eine Szene voll hektischer Exposition ein (wieder einmal kein Film für Gegner der „exposition-by-dialogue“-Schule). In Washington D.C. findet ein „closed-door“-Hearing eines geheimen Senatsausschusses statt, der über die Fördergelder für diverse Projekte entscheidet. Deren bisheriger Vorstehhund, äh, Vorsitzender war eben Rawlings. Nach dessen Ableben übernimmt Senator Maxwell den Vorsitz. Die Schweigeminute für den Verblichenen wird schnell absolviert („Er hatte Feinde“, doziert Maxwell, „aber wenn man in unsere Position gekommen ist, MUSS man Feinde haben!“), dann tut Maxwell Butter bei de Fische. Rawlings wollte die Forschungen der „Phoenix Corporation“ nicht mehr mit Regierungsgeldern füttern – Maxwell sieht das naturgemäß konträr. Doch es findet sich Opposition unter den drei anderen Senatoren, die halten das „Project Black“ von Phoenix nämlich für quanten-elektrodynamischen-SF-Nonsens, in den man nicht unbedingt weitere Steuergelder buttern sollte. Maxwell hat vorgebaut und genau aus diesem kühnen Grunde den Vier-Sterne-General Greenboro als Werbeträger mitgebracht. Greenboro öffnet einen mitgebrachten Pilotenkoffer, in dem sich nichts befindet, was wir oder die skeptischen Senatoren anschauen dürften und spricht Klartext – vor 29 Jahren ging die US-Regierung ein Abkommen mit bruchgelandeten Außerirdischen ein, einen „Technologie-Deal“. Die Senatoren nehmen diese doch recht weitreichende Eröffnung erstaunlich gefasst auf (man sollte normalerweise meinen, mindestens eine der Senatoren würde Greenboro eine dringende psychiatrische Behandlung empfehlen), und Greenboro macht deutlich, was man von der Alien-Technologie erwarten könnte – nämlich schlichtweg ALLES, was die Menschheit sich je erträumt hat: interstellare Reisen durch Raum und Zeit, Antimaterie-Energie, ein Heilmittel für den gewöhnlichen Schnupfen (irgendwie könnte man doch auf die Idee kommen, die Produzenten des zwei Jahre später entstandenen Men in Black hätten Silencers mal gesehen). Oberskeptiker-Senator will wissen, wie viele Menschen von diesem Deal wissen. „Sie eingerechnet sieben“, meint Greenboro und fügt süffisant hinzu, „bis vor kurzem waren´s acht!“ (Das kann man schon als relativ unverhohlene Drohung auffassen). Greenboro hat seine Schuldigkeit getan und zieht erst mal ab. Der skeptischte Senator bleibt trotzdem skeptisch – er will die Milliarden nicht ohne eine Parlamentsdebatte absegnen. Maxwell hat allerdings einen validen Punkt: „Bringen sie das im Kongress zur Sprache und machen sie sich zum Gespött!“ Abgesehen davon hat Maxwell solche Lappalien wie parlamentarische Legitimierung gar nicht nötig – ein Blick aus seinem schwarzen Auge (oha, der spielt also nicht für´s Heimteam, würde ich sagen) und er kann sich sicher sein, dass seine Senatorenkollegen FÜR die Finanzierung des Projekts stimmen (ungefähr so müssen auch SDI und das Raketenabwehrprogramm von Bush jr. durch die Instanzen gejagt worden sein. Sag keiner, B-Filme bilden nicht).

Im Big-Ass-Secret-Lab der Phoenix Corporation wird dieweil eifrig an einem transdimensionalen Portal gewerkelt – wunderschönstes Technobabble, das jedem Trekkie Freudentränen über die Wangen treiben sollte, wird gebabbelt und unser Freund und MiB ist auch dabei (Future Doc würd´ ja gern seinen Namen verraten, aber ads würde die Spannung rausnehmen…). Mit Hilfe eines komischen Kristalls wird durch drei Laserstrahlen, die sich in einem Punkt bündeln (erinnert ein wenig an den Zugang in die 8. Dimension aus Buckaroo Banzai) das Portal geöffnet, eine wirbelnde Vortex, die aber zunächst aufgrund Power-Mangels nicht stabilisiert werden kann. Im zweiten Anlauf wird die Vortex dann aber doch aufgebaut – ein Trupp Soldaten nähert sich in ihr! (Hm, umgekehrtes Stargate?). Bevor die vom MiB offensichtlich freudig erwarteten Kämpfer allerdings eintreffen, rast ein organisch aussehender Pod durch die Vortex und klatscht im Labor an die nächste Wand – scheinbar reicht die Energie nicht für einen weiteren Transfer, denn das Portal schließt sich wieder. Dem Pod entsteigt ein blonder Kerl, der von MiB sofort als Comdor identifiziert wird. Alte Bekannte, aber ersichtlich nicht wirklich alte Freunde, denn MiB richtet sofort seine Kugelspritze auf den Neuankömmling, der aber flink ein Schutzschild um sich errichtet und aus dieser sicheren Deckung um sich ballert. MiB nimmt vorsichtshalber die Beine in die Hand und wird von Comdor verfolgt (dafür muss er allerdings sein Kraftfeld verlassen, das scheinbar nur rund um sein Transportgefährt funktioniert. Verbesserungsfähig). Comdor jagt MiB durch die Maschinenhallen des Labors und hat dabei den Vorteil, dass MiB einer der schlechteren Schützen dieses Universum ist – der trifft Comdor aus drei Metern Entfernung nicht. Na gut, langer Rede kurzer Sinn – MiB verwickelt Comdor in einen Zweikampf, bedient sich dabei höchst unfairerweise eines Rohres als Schlaginstrument, Comdor allerdings kann MiB über ein Geländer schleudern und benutzt die, hüstel, nahezu unhaltbare (ja, ich bin wieder luschtich heut) Situation seines Gegners, um ihn auf Aliensprech zuzulabern – der Marcabier (noch bleibt unklar, ob das MiBs Name oder eine Übermenge ist) sollen doch bitte schön ihren Angriff abblasen. MiB hat darauf nicht unerwarteterweise wenig Bock und salbadert über´s Schicksal, das man nicht aufhalten könne („Und mein Karma ist es, Shogun—„, ach, das kanntet Ihr schon?). Das scheint Comdor so zu irritieren, dass es MiB gelingt, seinerseits ihn über´s Geländer und bodenwärts zu schwingen. Er selbst springt hinterher – beide krachen auf einen Stapel Europaletten (Hinweis aufgrund Fußball-EM: das heißt Euro-Paletten und nicht Europa-Letten) und werden plötzlich von Soldaten (irdischen, sprich amerikanischen) umstellt. Besonders MiB zieht dazu eine dumme Schnute und ergibt sich (hä?).

Na, zumindest für unseren Freund und MiB scheint´s keine übleren Konsequenzen zu haben – er kann den Vorfall nämlich mit Greenboro besprechen und proklamieren, dass es sich bei Comdor um einen „Plejadäer“ handelt. Greenboro ist aus unerfindlichen Gründen auf MiB ein wenig säuerlich und weist ihn darauf hin, dass Comdor vom US-Militär abgefrühstückt werden wird, was den MiB, der sich für außerirdische Infiltration offenbar alleinzuständig hält, seinerseits anpisst und zu einer Drohung veranlasst. Das wiederum schmeckt Greenboro nicht, der dies MiB auch unmissverständlich deutlich macht. Jetzt ist es wieder an MiB, sich auf den Schlips getreten zu fühlen: „Sie nahmen uns unsere Waffen, unser Schiff, und behandelt uns mit weniger Respekt als Tiere!“ Das müsse er leider seinen Kameraden petzen. Tu das, empfiehlt Greenboro und ruft, nachdem MiB genervt abzieht, den Geheimdienst an…

Zeit also, sich wieder um unseren Helden Rafferty zu kümmern. Dem verpassen wir schnell noch durch einen kurzen Anruf das angemessene Image – geschieden, Sohn bei der Ex verblieben (irgendwie hab ich das wohl schon mal gesehen). Im Geheimdienst-HQ wird Rafferty von seinem Boss Billington empfangen. Rafferty würde gerne eine Untersuchung bezüglich des spurlos verschwundenen Rawlings-Killers anstrengen, aber da muss warten, denn es gibt einen neuen Einsatz; als Leiharbeitnehmer darf Rafferty für´s Militär arbeiten. General Greenboro hat ihn persönlich angefordert, warum, weiß keiner, außer, dass es natürlich streng geheim ist und der Geheimdienst von der ganzen Angelegenheit offiziell nix wissen wird. Ein Job nach dem Geschmack von Rafferty.

Anderswo, in der Mini-Redaktion des Geek-Blättchens „UFO Times“ – das ist die journalistische Heimstatt der kecken Journalistin von vorhin. Die heißt Sarah und entwickelt gerade ihre Fotos von den schwarzgewandeten Attentätern – das erschreckende an den Abzügen: die Männer haben auf den Bildern kein Gesicht! Shock! Cleverle Sarah reimt sich sofort zusammen, dass es sich bei den Angreifern um die sagenumwobenen „Men in Black“ handeln muss, die „creepy guy“, die Leute bedrohen, die UFOs gesehen haben, wie sich auch ihr Chefredakteur (und vermutlich Herausgeber, Lektor, Assistenzredakteur, Tippse und Bürobote in einer Person) erinnert. Das klingt nach einer tollen Story (als ob die UFO-Käseblättchen jemals eine andere Story bringen würden…) und muss umgehend per gemeinsamem Lunch gefeiert werden. Kaum haben Sarah und ihr Boss die Redaktionsräume verlassen, fliegen diese in die Luft – verursacht, wenn ich mir das richtig zusammenfasele, durch eine Autobombe in einem vorbeifahrenden Van.

Rafferty trifft dieweil bei Greenboro, letzterer begleitet von seiner persönlichen Assistentin Mariam (selbstverfreilich ein heißer Feger TM, schließlich kann ein Tausend-Sterne-General nicht mit einer Schreckschraube wie Hella von Sinnen als Assistentin rumlaufen, wo kämen wir da hin?), ein. Greenboro und Rafferty sind, was sich im Verlauf des Films sicher noch als sehr nützlich erweisen wird, alte Kumpels und freuen sich darüber, mal wieder zusammenarbeiten zu können. Raffertys Auftrag ist die Überwachung eines cryogenischen Transports nach Los Alamos. Was da genau transportiert hart, darf, muss und will Rafferty nicht wissen. Aber er erbittet sich Jack Kirby (den Comiczeichner?) als Fahrer für den Transport aus, was bewilligt wird. Greenboro vergisst aber nicht, einen kryptisch-düsteren Hinweis zu geben: „Wenn mir irgendetwas zustößt, erinner dich an unseren Angelausflug in Alaska!“ (Hat schon jemals jemand, der einen solchen Satz ausgesprochen hat, einen Film überlebt?).

Uns überrascht es natürlich weniger, dass das kostbare Tiefkühl-Frachtgut keine Ladung Fertigpizzen von Aldi, sondern unser auf Eis gelegter Freund Comdor ist. Sarah meldet sich telefonisch bei Rafferty und schlägt ihm ein Treffen vor. Jack Kirby, der Fahrer, taucht auf und wird von Rafferty als „Mann mit akutem Todeswunsch“ vorgestellt (hm, tja, ob der dann nun meine erste Wahl für einen potentiell bedrohlichen Gefahrguttransport wäre, weiß ich nun wieder nicht. Ich würde ja lieber jemanden nehmen, der an seinem Leben hängt).

Vorhang auf zum nächsten großen Action Set Piece, und das ist eins, das sich wirklich gewaschen hat und so mancher Großproduktion nicht schlecht zu Gesicht stehen würde. Der Transportkonvoi macht sich auf den Weg, bestehend aus einem Tiefkühl-Tanklast-Sattelschlepper, pilotiert von Kirby, und einem soliden halben Dutzend Begleitfahrzeugen. Schon bald fällt Rafferty ein verdächtiger Van auf, der sich zwischen die Begleitfahrzeuge drängelt Am Steuer: ein blöde grinsender MiB, der sich freudestrahlend mit samt seiner Karre – und einem der Militärautos – in die Luft jagt (wer hat hier den Todeswunsch?). Kirby verliert ob der spontanen Explosion die Kontrolle über den Truck und schlittert auf die Gegenfahrbahn, auf der heftiger Verkehr herrscht. „Nicht anhalten“, empfiehlt Rafferty (will er beim Todeswunsch nachhelfen?) und so bricht der Konvoi als Geisterfahrerkolonne durch den Gegenverkehr. Nicht alleine, denn die MiBs lassen nicht locker und schicken zwei weitere Fahrzeuge ins Rennen (diesmal aber stilechte schwarze Limousinen). Car Crash Bonanza! Fliegende Autos! Woo-hoo! Einem der MiBs gelingt der Sprung auf den Tankaufleger und er bemüht sich nach Kräften, die Versorgungsschläuche des Cryo-Tanks zu kappen. Es liegt an Rafferty, den Anzugträger zu stoppen – auch er erklimmt den Tanker (das alles selbstverständlich während nicht gerade langsamer Fahrt – und nicht schlecht, der Trick, mit dem Rafferty den begrenzten Öffnungswinkel einer Beifahrertür kompensiert. Er lässt das Stück Blech einfach abfahren). Es gelingt dem Agenten, den MiB (natürlich hält sich Head-Honcho-MiB aus der ganzen Angelegenheit raus) in einen Kampf zu verwickeln und letztlich vom Laster zu schleudern. Nachdem er eine Weile an der Seite des Trucks im wahrsten Sinne des Wortes rumhängt, kommt ihm das zweite MiB-Fahrzeug in die Quere. Cool erschießt Rafferty den Fahrer, springt durch die Windschutzscheibe und requiriert den Wagen. Doch immer noch nicht sind die MiBs mit ihrem Latein am Ende – sie schalten einen Hubschrauber ein, mit dem sie auf den Truck ballern. Kirby versucht, auf die richtige Spur zurückzuwechseln, schafft es dabei aber nur, den Truck querzustellen und eine bombastische unfreiwillige Straßensperre zu errichten, in die prompt ein gutes Dutzend ziviler Fahrzeuge hineinrauscht. Kirby, dem von Rafferty enthusiastisch, yet vergeblich geraten wird, das sinkende Schiff bzw. den stehenden Truck zu verlassen, wird vom Bordschützen des Helikopters in Stücke geschossen. Das ist zuviel für den armen Rafferty – er tritt aufs Gaspedal, nutzt die offensichtlich praktischerweise von den Autowracks gebildete Rampe und veranstaltet… nein, das darf man eigentlich wirklich nicht verraten. See it to believe (ich werd auch absichtlich keinen Screenshot ´von machen). Sufficient to say – es ist ein Stunt, den ich einer bei aller Liebe zu PMs Budgetentwicklung sicherlich immer noch preiswert produzierten Produktion (äh) nicht zugetraut hätte.

Und ebenfalls sufficient to say – normalerweise sollte Rafferty die Aktion nicht überleben können, doch er wird relativ unversehrt aus dem Blechhaufen geschält, der einmal sein Klauto war. Der Retter in der Not ist — Comdor, der sich irgendwie aus seinem Cryotank befreit hat und nun erst mal von Rafferty wissen möchte, wer er ist. „Special Agent Rafferty“, stellt sich der verblüfft vor und Comdor freut sich, denn dann ist man ja quasi Kollege, schließlich ist er Agent der Allianz der Welten der Vereinten Sonnensysteme. Leider fehle es ihm an der Zeit für Smalltalk, denn er müsse dringend zu Phoenix und seine Mission beenden. Rafferty ist verdutzt, aber nicht so sehr, um Comdor nicht ein paar Kugeln vor die Füße zu ballern. „Okay, du darfst mitkommen“, gibt sich Comdor gönnerhaft, aber Rafferty hat andere Pläne, und die beschränken sich im Moment darauf, an Ort und Stelle zu bleiben. Dem verleiht er mit ein wenig Knarrenwedeln Nachdruck. „Deine Methoden sind krude, aber effektiv“, stellt Comdor amüsiert und leicht genervt ob der fortgeschrittenen Doofheit seines menschlichen Gegenübers, der einfach nicht kapieren will, dass die Marcabier ein akutes Problem darstellen, fest und gibt sich geschlagen.

Was haben die schuftigen Marcabier also vor? Dazu schalten wir am besten direkt um in deren Hauptquartier, wo Head-Honcho-MiB gerade mit einer leichten Vertrauenskrise seiner Untergebenen konfrontiert wird (und wir bemerken: an seiner Seite ist Mariam, die also nicht nur Greenboros Assistentin ist…). „Überall sind Plejadäer“, fantasiert einer der Lower Aliens (errr… es ist genau EINER) und die Klone, die man die Drecksarbeit (wie den Anschlag auf dem Highway, vermute ich) hat übernehmen lassen, benötigen ständige Anweisung eines echten Marcabiers. Head-Honcho-MiB sieht keine Probleme – die Erdenmenschen werden den Marcabiern den Gefallen tun, das durch Comdors Ankunft beschädigte Portal zu reparieren, und dann könnte man die Fußtruppen in rauen Mengen auf die Erde holen: „In 12 Stunden wird die Erde Orion gehören und wir werden GÖTTLICH sein“, übt sich Head-Honcho-MiB in bestem Madman-Talk. Immerhin, gut vorbereitet ist er – der Greenboro-Klon liegt schon auf Eis…

Rafferty schleppt Comdor erst mal in ein Restaurant und kontaktiert Greenboro telefonisch über das Highway-Desaster (hm, sollte sich sowas nicht automatisch zu den entsprechenden Stellen durchsprechen? War ja jetzt nicht gerade ein Auffahrunfall beim Ausparken). Greenboro schenkt Rafferty dann ein winzig kleines Gläschen reinen Weins ein und bestätigt, dass es sich bei Comdor um ein Alien handelt. Er verspricht, ein Team zu schicken. Kaum hat er aufgelegt, stehen Head-Honcho-MiB, Mariam und … sein Klon vor ihm. Uh-oh.

Comdor unterhält dieweil eine Schar Rentner mit holografischen Sternkarten seines galaktischen Heimatsektors. Rafferty unterbricht die Show und hasselt Comdor nach draußen. Der Außerirdische ist immer noch leicht angefressen, weil er verständlicherweise nicht besonders begeistert darüber ist, dass das US-Militär ihn sezieren wollte und drückt jedem Bettler, an dem das ungleiche Duo vorbeiläuft, Zaster aus seiner Geldbörse (wow, die Allianz der Welten ist schlau genug, ihrem Agenten terranisches Geld mitzugeben. Ich bin durchaus beeindruckt). Im Raffertys Auto wartet man auf Greenboros Männer und stellt fest, dass einige Dinge im Universum unveränderliche Konstanten darstellen, so z.B. Donuts als Polizistennahrung, darauf fährt Comdor ab. Die Wartezeit vertreibt der Alien dadurch, ein paar Schwänke aus seinem Leben, sprich handliche Exposition zu verbreiten. Die Marcabier seinen eine machthungrige und gewalttätige Rasse aus dem Orion-Sektor, die die friedliche Welt Erra (Terra ohne T, sehr scharfsinnig. Wie lange hat de Autor darüber wieder gebrütet?), von der Comdor kommt, überfallen hätten. Im Krieg seien viele Erraner „abgeschlachtet“ worden, aber letztlich sei man siegreich geblieben. Vier Planeten hätten die Marcabier schon unterjocht – die Taktik der Marcabier wäre dabei immer dieselbe: sie würden mit einem Schiff auf dem zu erobernden Planeten landen und dort die einheimischen Militärs ein transdimensionales Portal bauen lassen, um über dies dann ihre Bodentruppen einfallen zu lassen (der Plan ist gar nicht so doof, wie er sich anhört, wenn man die typische „Neue-Waffentechnik-Geilheit“ der Film-Militärs ins Kalkül zieht). Rafferty fragt sich, nicht ganz dumm, warum die Allianz der Welten dann nur EINEN Mann geschickt habe, um die Marcabier aufzuhalten. Das liegt daran, dass die Allianz ersichtlich mal die Charta der Föderation der Vereinten Planeten aus Star Trek gelesen und sich eine Art Prime Directive, eine Nichteingriffs-Politik, auf die Fahnen geschrieben hat. Comdor soll lediglich das Portal zerstören und,. wenn´s irgendwie geht, zurückkommen (was die Marcabier dann aber davon abhalten sollte, einfach ein neues Portal zu bauen, wissen vermutlich auch die Bürokraten und Diplomaten der Allianz nicht. Aber das war ja auch in Star Trek schon immer so).

Weitere Diskussionen müssen aufgeschoben werden, weil jetzt die marcabianische MiB-Bande angreift – ein Shoot-out vollzieht sich, in den nach Rafferty nach anfänglicher Zurückhaltung auch Comdor eingreifen lässt, auch wenn der die Schusswaffen irdischer Natur für ziemlich primitiv hält. Zahlreiche grünblütige (Vulkanier?) MiB-Klone werden geplättet, für die endgültige Entscheidung sorgt Comdor mit dem Plasma-Sonar-Schrei, den er auch beherrscht. Rafferty findet dies suspekt, erinnert er sich doch, wer zuletzt diese Geheimwaffe ausgepackt hat. „Bring mich deswegen nicht mit ihnen in Verbindung“, bittet Comdor, ehe er entkräftet von der Sonar-Aktion zusammenklappt wie ein Soufflé.

Rafferty schleppt seinen angeschlagenen außerirdischen Kumpel zum Date mit Sarah – das findet im Rahmen der CUFON, einer UFO-Fan-Convention, statt, wo die „UFO Times“ einen (sehr übersichtlichen) Stand hat. „Sie wollen Außerirdische? Da liegt ein echter“, grinst Rafferty und legt Comdor auf dem Tisch des Standes ab. Er will die bewussten Fotos sehen, aber erstens glauben Sarah und ihre Geek-Kumpels nicht wirklich, dass Comdor ein Alien ist, bis der sich per Selbst-Handauflegen regeneriert, und zweitens ist Rafferty nun mal ein Regierungsvertreter, und dem traut der ufologische conspiracy-Theoretiker natürlich von Haus aus nicht weiter, als er Chris Carter werfen kann. Während Comdor durch die Convention strolcht und bewundernd Alien-Skulpturen anhimmelt und mit einer eingetopften Palme kuschelt (! Comdors verträumter Gesichtsausdruck dabei ist Gold wert), fassen Sarah und Rafferty aber endlich Vertrauen zueinander und bringen sich gegenseitig auf den neuesten Stand. Einer der Geeks wirft die Frage auf, warum die MiBs denn Rawlings ermordet hätten, aber Rafferty weiß natürlich beruflich, dass der Senator über die Gelderverteilung für Forschungsprojekte zuständig war und, dank Comdors Informationen über den typischen Vorgehensplan der Marcabier, leuchtet ein, warum der Geizkragen weg musste. Nach dem so jeder alles weiß, kann Rafferty Comdor wieder einpacken und vom Acker schleichen.

Dieweil im Phoenix-Labor heftige Reparaturarbeiten vor sich gehen, macht Rafferty ein Treffen mit seinem Chef Billington aus, von dem er sich Unterstützung erhofft. Die Wartezeit füllt wieder Comdor, diesmal mit der offiziellen Message TM des Films. Erst mal ist er schlappe 370 Jahre alt („Ich kam erst mit 70 in die Pubertät!“ – „Wie langweilig“, kommentiert Rafferty). Außerdem sei Erra ein Paradies – kein Verbrechen, keine Umweltverschmutzung. „Hört sich zu gut an, um wahr zu sein“, entgegnet Rafferty bissig und wird prompt zu einem Besuch eingeladen. Was Rafferty wieder darauf bringt, wie Comdor denn heimkehren will, wenn er das Portal kaputt macht. Alles eine Frage des Timings, bekundet Comdor, entweder er schafft´s rechtzeitig durch´s Portal, bevor es zerstört wird, oder er muss auf der Erde bleiben – „bei dir!“, wie er nicht vergisst, den vermutlich nicht wirklich begeisterten Rafferty zu informieren (adopt an alien!).

Rafferty seilt sich ab, um Billington allein zu treffen. Wie kaum anders zu erwarten, erweist sich das Meeting als Falle. MiBs stürmen die Lagerhalle und es ist wieder mal an Comdor, der sich zum Glück heimlich hinter dem Secret-Service-Mann hergeschlichen hat, dessen Hintern zu retten. Autos fliegen durch die Luft, Sachen explodieren, es wird geballert, bis alle MiBs (und Billington, wobei ich nicht ganz mitbekommen habe, ob der nun ein Klon war oder die MiBs ihm einfach gefolgt sind) hinüber sind.

Unser Agentenheld requiriert ein Auto – nicht irgendeines, ein rotes Cabrio muss es dann schon sein. Comdor fragt ihn, durch welches Gesetz er zum Autoklau legitimiert sei. „Ich borge es“, knurrt Rafferty genervt. Der Weg führt unsere tollkühnen Recken zu einer gigantischen Villa von mittleren Schloss-Ausmaßen. Dort residiert Mrs. Rawlings, die Senatorenwitwe (Politiker verdienen zu viel Geld). Erfreulicherweise für Rafferty ist die Dame nicht nachtragend, dass der Kerl, unter dessen Verantwortung ihr Männe geplättet wurde, was von ihr will. Sogar aus dem kryptischen „my wife… safe“-Gestammel, den letzten Worten ihres Mannes, kann sie Sinn ziehen. Es geht, doch eher weniger kryptisch, um, ta-daa, einen Safe (und ich hatte das „safe“ doch darauf bezogen, dass Rafferty sich um die Sicherheit der Senatorengattin kümmern soll. Naja, man kann sich irren). In selbigem findet sich eine Videokassette. Während Comdor Mrs. Rawlings und das Hausmädchen mit philosophischen Psychoanalysen erfreut, kuckt sich Rafferty das Band an – es ist von Greenboro aufgenommen, der aus seinem Herzen keine Mördergrube macht und deutlich zu verstehen gibt, dass er den Marcabiern nicht traut. Es ginge darum, sie solange bei Laune zu halten, bis „wir sie kontrollieren können“ (dass die Militärs in Filmen immer wieder die gleichen Fehler machen. Leihen die sich nie ein Video aus?) Im Endeffekt hilft diese dramatische Enthüllung weder uns noch unseren Helden wirklich weiter (außer, dass ich mir auf Greenboro nun wirklich keinen Reim mehr machen kann. Ist er nun ein „positiver“ oder „negativer“ Charakter?). Rafferty macht den Comdor anhimmelnden Damen noch schnell klar, dass der ein Alien ist („und ein erleuchteter dazu“, stellt Mrs. Rawlings, die längst dem Comdor-Fanclub beigetreten ist, fest), dann wird mal wieder ein Häusel weitergezogen.

Comdor vermittelt Rafferty ein paar weitere Informationen über den Feind – er verwendet Klone (ach), benötigt raue Mengen an Titan und Uran für seine Waffen und Schiffe und „Bioenergie“ für´s Happa-Happa (nicht gerade das allerteuflischte, das ich mir vorstellen kann, auch wenn Comdor darauf rumreitet, dass solche u.a. aus Menschen gewonnen werden kann. Allerdings m.E. auch aus einem gemeinen Kohlrabi oder einer Kakerlake). Dann erzählt er fröhlich-frei, dass er seine Familie im Krieg verloren habe und fragt Rafferty unvermittelt, warum er keinen Ehering trage (der ist wirklich gut informiert). Rafferty knurrt kurz was von Scheidung und schnaubt seinen E.T.-Partner an, dass ihn das ja nun wirklich überhaupt gar nix und wenn, dann einen feuchten Schmutz, anginge.

Allerdings ist Rafferty durch die Worte des Aliens so gerührt, dass das nächste Ziel seine Ex ist. Junior Bob begrüßt Daddy und Alien mit dem Spielzeug-Cybertrack-Laser, dass Comdor gleich das Herz aufgeht und er den Strahlemann persönlich macht, um sich mit Bobby zum Spielen zu verabschieden. Da haben Rafferty und Ex wenigstens Zeit und Muße, sich wieder näherzukommen. Er liebt sie immer noch, sie hat einen anderen, was sie aber auch nicht daran hindert, ihm um den Hals zu fallen. Liebe muss schön sein. Bobby und Comdor spielen dieweil mit Actionfiguren und Spielzeugsoldaten, aber dass Bobby am liebsten Krieg spielen will, gefällt dem sensiblen Außerirdischen gar nicht. „Es gibt doch so viel anderes, die Kunst, Musik, diesen Garten“, will er Bobby in der offiziellen Message TM Teil Zwo des Films nahe bringen. „Das ist doch langweilig,“ erweist sich Bobby als typischer Proto-Teenager. Bevor Comdor ihn vom Gegenteil überzeugen kann, stört Daddy Rafferty, der ein paar allgemeine entschuldigenden Worte (das übliche „tut mir leid, dass ich nicht für dich da war blabla“) an seinen Junior richtet, nachdem er im Fernsehen gesehen hat, dass Maxwells Senatskomittee 4 Milliarden Dollar Fördergelder für Phoenix bewilligt hat.

Die umstrittene Entscheidung der Senatoren führt zu einer sofortigen Protestkundgebung ausgerechnet der CUFON-Convention-Besucher vor dem Verwaltungs-Hauptquartier der Phoenix Corporation (conveniently located direkt neben dem CUFON-Messezentrum). Sarah wird interviewt und behauptet, dass es blödsinnig wäre, Milliarden von Dollar für etwas auszugeben, das längst bekannt sei, nämlich, dass Aliens existieren (offiziell fungiert das Phoenix-Projekt nämlich als Vorhaben zur Aufspürung außerirdischen Lebens, also ein renoviertes SETI-Programm). Mit Comdor im Schlepptau taucht Rafferty auf der Demo auf und sieht sich Greenboro gegenüber. Vorsichtshalber erinnert sich Rafferty an des Generals Hinweis auf den Angelausflug und er stellt die entsprechende Fangfrage – wie viele Fische haben Rafferty und Greenboro damals gefangen? „3 Dutzend“, grinst Greenboro und wird umgehend von Rafferty erschossen. „Wir waren so betrunken, dass wir nicht mal zum See kamen“, erläutert er der schockierten Sarah. Witzigerweise scheinen sich reguläre Ordnungskräfte nicht wirklich dafür zu interessieren, dass Rafferty gerade einen hoch dekorierten General, ob Klon oder nicht, umgenietet hat – nur die MiBs machen sich an die Verfolgung von Rafferty und Comdor, die die Beine in die Hand haben. Ganz im Gegenteil, nachdem unsere Helden einen Shoot-out und diverse Stunts absolviert haben, organisiert Sarah als Fluchtwagen sogar einen Streifenwagen samt Fahrer! Die nächste Autoverfolgungsjagd (hey, es ist ein PM-Film) schließt sich an und natürlich kann auch die nicht ohne einen fliegenden MiB-Van, der sich in einen Feuerball verwandelt, zu Ende gehen.

Im Phoenix-Labor ist die Reparatur abgeschlossen, das Gateway wieder einsatzbereit. Lekin (ach, kurz vor Toresschluss erfahren wir dann doch noch den Namen des Head-Honcho-MiBs) ist nicht wirklich in Rage darüber, dass Rafferty und Comdor den Nachstellungen seiner Klonkrieger entkommen ist. Soll er doch kommen, er wird sich selbst um die lästigen Typen kümmern. Die stehen in der Tat sogar schon vor der Tür – in dem sie sich einfach an einfahrende Cryo-Tanklastzüge hängen, schleichen Rafferty, Comdor sowie Sarah und ihre zwei UFO-Geek-Freunde sich aufs Phoenix-Gelände. Ich hab schärfere Sicherheitsvorkehrungen in Drogeriemärkten erlebt. Sarah und die Geeks wollen bei der anstehenden Showdown-Party mitmischen – auch mit Waffengewalt, und Rafferty kann´s ihnen nicht ausreden, denn „wir haben all die Jahre wie Idioten ausgesehen“, erläutert einer der Geeks (hm, stimmt!). Comdor identifiziert Sarah nach längerer Betrachtung als „für einen Menschen recht attraktiv“. „Ja, ist sie“, brummt Rafferty einsilbig (hey, du hast dich doch gerade mit deiner Ex versöhnt! Kannst doch nicht die nächst beste Schnalle anbaggern!).

Unter Wiederholung des Technobabbles von vorhin wird die Vortex wieder geöffnet – Lekins Armee (alle fünf oder sechs… wow, welch Streitmacht) marschiert auch schon wieder auf die Anschlussstelle Erde-West zu. Lekin übernimmt das Kommando im Labor und als Projektleiter Jennings sein Veto einlegen will, wird er per Genickbruch ausgeschaltet. Harte Zeiten. Die Eindringlinge lösen indes den Intruder-Alarm aus und teilen sich auf. Die Geeks locken einige MiBs ab, dito Sarah – alle erweisen sich als erstaunlich killfest für hergelaufene Schmierblattreporter (und eigentlich sollten die die Aliens doch eher um Autogramme angehen als sie abballern). Shoot-out-Galore (auch wenn´s gelegentlich in der Post-Production für Mündungsblitze nicht mehr gereicht hat). Zur Abwechslung mal rettet Rafferty Comdor aus einer Bredouille und, mit dem von den Geeks mitgebrachtem C4 (!) sprengt er das Tor zum Labor auf. Endkampf! Rafferty verkündet den brillanten Plan: „Wir machen sie fertig, du gehst durch´s Portal und ich jage es in die Luft!“ Comdor ist gerührt. Rafferty bekommt es mit Mariam zu tun, während Comdor munteres Scheibenschießen mit den anmarschierenden Marcabier-Soldaten spielt (die armen Kerle haben auch keine Chance, weil – keinerlei Deckung in der Vortex). Nachdem er drei abgeschossen hat, verlieren die restlichen Marcabier die Lust und kehren um (hochmotivierte Truppe). Lekin schießt Comdor an, wird aber seinerseits von Rafferty, der sich endlich des Problems Mariam terminal entledigt hat, erschossen. Comdor blutet zu Raffertys Erstaunen rot – „Wir sind verwandter als du denkst“, hustet Comdor, ehe er mit einem letzten Händedruck und dem Austausch von pazifistischen Platitüden, die Mr. Spock die Ohren langziehen würden („Prosper in the light, be good to your fellow men“ – „In the name of peace, brother!“) auf den Heimweg durch die Vortex geschickt wird (schön, dass die offenbar überall hin führt, wo man hinwill). Comdor dackelt ab und Rafferty erinnert sich an den letzten Punkt seines Plans – die restlichen C4-Pakete werden verteilt und in die Luft gejagt, mit Müh und Not gelingt es Sarah und Rafferty, sich rechtzeitig abzusetzen, ehe das ganze Phoenix-Projekt den explosiven Abgang macht (was aus den beiden UFO-Geeks geworden ist, verrät uns keiner. Naja, ist ja nicht so, dass sie ein herber Verlust für den Genpool wären).

Epilogszene – Rafferty geht mit seinem Sohnemann fischen, begleitet von Sarah und erinnert sich an seinen guten Freund Comdor…

Na, das ist doch was für Mutter´s Sohn. Silencers ist ziemlich nah dran an dem, was ich ein perfektes B-Movie nennen würde und der Beweis dafür, dass Richard Pepin und Joseph Merhi durchaus ihre Hausaufgaben gemacht haben und aus ihren Erfahrungen mit praktisch No-Budget-Projekten wie der L.A.Heat-Reihe und verwandten Produktionen gelernt haben. Silencers ist ein slick inszeniertes Action-Popcorn-Movie, das erheblich teurer aussieht, als es vermutlich war (Kollege Greywizard von Unknown Movies vermutet ein Budget von 7-8 Mio. Dollar. Ich halte das für ziemlich optimistisch und würde eher realistischerweise eher von 4 bis 5 Mio. Dollar ausgehen, was für PM zwar trotzdem ein Titanic-Budget darstellt; wüsste man nicht, dass der Film von den Sparstrümpfen von PM ist und zumindest an den Darstellern gespart werden konnte, muss der Film sich allerdings von Machart, Look und Aufwand kaum hinter einer vergleichbaren 15-Mio-Produktion eines Majorstudios verstecken).

Ihr wisst es ja – es ist wesentlich schwerer für einen Rezensenten, anstelle eines gnadenlosen Verrisses eine Lobeshymne zu schreiben; es scheint ein Naturgesetz zu sein, dass einem Negativa immer leichter aus den Fingern strömen als Lobpreisungen. Schon die Inhaltsangabe ist also kürzer, auch die Nachbetrachtung wird es vermutlich werden. Denn an Silencers gibt´s nicht viel auszusetzen.

Das Drehbuch gewinnt sicher keine Originalitätspreise, aber das ist von einem PM-SF-Film (der aus Kostengründen natürlich wie tausend andere Filme auf der Erde der relativen Gegenwart spielt, was immer Geld spart und beinahe jeden beliebigen Krimi oder Thriller in einen SF-Film verwandeln kann, wenn man behauptet, der Killer wäre ein Alien) nicht zu erwarten. Die „außerirdischer Cop kommt auf die Erde, um außerirdische Verbrecher zu jagen“-Plotline ist nicht neu und wurde z.B. von Craig Baxleys fulminantem Action-Kracher I Come In Peace (aka Dark Angel) mit anderer Gewichtung exzellent umgesetzt (dass man auf die Idee kommen könnte, Comdor wäre rein optisch ein wenig nach Matthias Hues´ fiesem Alien-Drogendealer-Charakter gestaltet, ist aber vermutlich trotzdem reiner Zufall). Silencers bemüht sich aber darum, über der Nonstop-Action, die selbstverständlich auch im Mittelpunkt dieses Films steht, zu differenzieren und ein paar Dinge anzureißen, die vielleicht nicht jeder B-Film-Autor so gelöst hätte. Da wäre zum einen der Prolog, der zwar mit dem eigentlichen Film nichts am Hut hat, jedoch für eine ziemlich coole Visual-FX-Sequenz (und die eigentlich einzige des Films, was ihm aber nicht schadet) sorgt. Dann unternimmt der Film einen Exkurs in die Verquickungen von Militär und Politik (auch nicht bahnbrechend neu, aber nicht ganz so schwarz-weiß-malerisch wie in den meisten Konkurrenzprodukten. Weder Greenboro noch die Senatoren sind eindimensionale Charaktere, die letztlich aber nicht aus ihrer – durch ihre jeweiligen Machtpositionen erzwungenermaßen getragene – Haut können. Wie sagt Maxwell so schön: „Keiner von uns wäre hier, wenn er sich nicht Feinde gemacht hätte!“. Ein gültiges Statement). Die obligatorischen Botschaften werden nicht mit dem Holzhammer vermittelt – die „Umweltschutz“-Message wird beinahe nebenher in einer kurzen Dialogsequenz angerissen und die andere, nämlich die „pazifistische“ Message ist für die Verhältnisse eines anspruchslosen B-Movies beinahe wirklich künstlerisch gelungen: wenn Comdor angesichts des mit Spielzeugsoldaten spielenden Bobby sich emotional überwältigt abdreht und den Junior dann überzeugen will, dass es schönere Dinge gibt, mit denen man sich beschäftigen könnte, ist das nicht nur moralisch richtig (auch wenn man sich darüber streiten kann, ob ein Actionfilm, in dem fleißig gekillt und gestorben wird, das geeignete Trägermedium hierfür ist), sondern auch angenehm zurückhaltend inszeniert und von Dennis Christopher als Comdor herausragend sensibel gespielt.

Ansonsten beweist der Streifen auch strukturell, dass PM hier erheblich mehr Geld zur Verfügung stand als bei Sachen wie Midnight Warrior. Anstelle einer „großen“ Actionszene und ein-zwei kleinen Einlagen, wie´s bei den 88er bis 92er-PMs üblich war, hat Silencers neben dem Showdown ein gigantisches Action-Set-Piece, die wirklich grandiose Highway-Verfolgungsjagd mit dem Tanklastzug (die vielleicht ein wenig besser editiert hätte werden können, aber das ist eher eine Nitpickerei) und ein solides halbe Dutzend weiterer Shoot-outs, gern kombiniert mit weiteren Autostunts und pyrotechnischem Budenzauber, zu bieten. Für langweilige Charakterszenen (auch ein Trademark alter PM-Filme) ist da gar kein Platz mehr – zwischen zwei Actioneinlagen vergehen selten mehr als fünf Minuten und allein deswegen kann sich das Script gar nicht mit Nebensächlichkeiten aufhalten. Fast jede Dialogsequenz wird für Exposition gebraucht – wie schon öfters an dieser Stelle erwähnt, ist exposition-by-dialogue nicht die ganz große Screenwriter-Schule, aber für kleine Actionfilme wie diesen durchaus akzeptabel. Manchmal wirkt´s zwar ein wenig gedrängt (im Senatshearing und wenn Comdor über die Herkunft der Marcabier berichtet), aber es sorgt eben auch dafür, dass diese Momente nicht langweilig werden. Streng genommen überflüssig ist eigentlich nur der Besuch bei Mrs. Rawlings (dem entnehmen wir in Punkto Exposition wenig neues, außer, dass Greenboro den Marcabiern nicht traut, was wir uns aber durchaus schon vorher gedacht haben könnten) und der bei Raffertys Ex, aber in dem steckt eben auch die einen Absatz weiter oben angesprochene schöne „Message“-Szene, die ich nicht missen möchte.

Nicht alles ergibt immer absoluten Sinn – wieso die UFO-Times-Geeks im Showdown mitmischen (und was aus ihnen wird), ist unklar, genauso, warum Rafferty wegen des Erschießens des General-Klons am hellichten Tag vor hunderten Zeugen keinen filmreifen Ärger mit den Cops bekommt, und ob die Marcabier die UFO-Blockade-Politik nun in eigenem Antrieb oder im Dienst der US-Militärs verrichten (siehe Prolog) und dabei auch durch die Zeit reisen (man könnte zumindest auf den Gedanken kommen), erschließt sich auch nicht wirklich, aber diese Plotholes sind im Vergleich zu Dummbrätzigkeiten, wie sie in dreißigmal teureren Blockbustern a la Emmerich dem Publikum zugemutet und von selbigem abgenickt werden, vergleichsweise marginal (und mal ganz was anderes, bin ich der einzige, der beim Aussehen der MiBs an Agent Smith aus Matrix denkt?).

In Punkto Inszenierung zeigt PM-Hausregisseur Richard Pepin ebenfalls, dass er deutlich gegenüber früheren Werken deutlich zugelegt hat. Seine Actionszenen sind dynamisch und rasant inszeniert und auch recht knackig (die „harte“ Wirkung der zahlreichen Erschießungen wird durch das grüne Blut der Dämonen, eh, Marcabier – mal sehen, wer die Referenz wieder kapiert hat, hähä -, deutlich abgeschwächt. Dass die deutsche Videofassung trotzdem nur gekürzt ab 16 erhältlich war, versteht sich allerdings von selbst), die Stunts sind teilweise aufsehenerregend. Das Tempo ist, wie schon aus dem obigen Drehbuch-Kommentar ersichtlich ist, reichlich hoch – nie wird´s dröge oder langatmig, auch nicht in den Charakterszenen, da diese für den Plot von integraler Bedeutung sind (s.o.). Die knapp 98 Minuten vergehen jedenfalls wie im Flug, da Pepin sich auch auf seinen Kameramann, der rasante Actionbilder einfängt und das Können seiner Stunt- und Effektleute verlassen kann. Einzig der U-Bahn-Crash ist aufgrund seiner arg offensichtlichen Modellherkunft nicht ganz state-of-the-art, die restlichen Trick- und Stuntarbeiten müssen sich, ich wiederhole mich, hinter dem, was Hollywoods Majors für erheblich mehr Geld auf Leinwände zaubern, nicht verstecken (dass es für großartige Visual FX mit Raumschiffen etc. nicht gereicht hat,, ist zu verschmerzen. Lieber einen guten Spaceship-Effekt als jede Menge grottige).

Auch, was die Sets angeht, ist der Aufwand gegenüber älteren PM-Kloppern um tausend Prozent gesteigert – es gibt tatsächlich einige richtig schöne Set-ups, auch wenn natürlich unsterbliche Gassenhauer wie die dunkle Maschinenhalle nicht fehlen dürfen.

Louis Febre steuert darüber hinaus einen symphonischen Score bei, der – ha, ganz was neues – auch einem größeren Film gut zu Gesicht stehen würde. Wuchtige, bombastische Themes, die nicht nach billig hingerotzter Synthi-Mucke, sondern wirklich nach großem Orchester in voller Besetzung klingen. Für einen B-Film ist das auch nicht gerade selbstverständlich.

Darstellereinzelkritik – Jack Scalia (Ex-Baseballer, Chained Heat: Horror of Hell Mountain, Dallas, Wolf, Pointman, Dark Breed und hierzulande vermutlich am bekanntesten aus Tequila & Bonetti) hab ich selten besser aufgelegt gesehen. Nicht nur, dass Scala eine Menge Stunts, auch wirklich gefährlich aussehende, scheinbar selbst absolviert hat (oder ein verdammt gutes Double hat), der Charakter eines erfahrenen Geheimdienst-Bodyguards (so was ähnliches wie Clint Eastwood in In the Line of Fire) passt gut zu ihm, er überzeugt und wird dennoch von Dennis Christopher als Comdor an die Wand gespielt. Christopher, der von sich behaupten kann, unter Fellini gespielt zu haben (in Roma) und in so unterschiedlichen Filmen wie Chariots of Fire, Jake Speed, Alien Predators, Circuitry Man 1 und 2 und Necronomicon agiert zu haben und auch im TV in Serien wie Profiler, Angel und – lustigerweise – Roswell zu sehen war, erweist sich als Traumbesetzung für den Alien-Agenten mit der sanften Seite. Je nach Bedarfslage ist er witzig, charmant, einfühlsam oder hart. Sehr gute Performance eines nicht wirklich für Action-Hero-Rollen renommierten Akteurs.

Carlos Lauchu, der seinen Marcabier-Chef Lekin als eine Art pferdeschwänzigen Clark Kent spielt (und dabei durchaus auch zu überzeugen weiß), war u.a. in Emmerichs Stargate und Spy Hard zu sehen. Lucinda Weist (Sarah), die nicht wirklich viel zu tun hat, außer, dass der Streifen halt schlechterdings eine weibliche „Hauptrolle“ brauchte, agierte u.a. in The Haunting of Seacliff Inn und spielte Gastrollen in zweitrangigen TV-Serien wie Night Man oder Pacific Blue. Clarence Williams III (Greenboro) gehört zu den gefragteren afro-amerikanischen character players und hat sich mittlerweile von B-Ware wie Maniac Cop 2 zu größeren Produktionen wie The General´s Daughter oder Reindeer Games hochgearbeitet. Williams, den ich persönlich als fiesen Cryptkeeper in Rusty Cundieffs urbaner Horroranthologie Tales from the Hood kennengelernt habe, ist ein Charakterkopf mit hohem Wiedererkennungswert.

Die mir vorliegende DVD stammt aus den Niederlanden und kommt von einer mir völlig unbekannten Firma namens Indies Home Entertainment. Es wird ein durchaus akzeptabler Vollbildtransfer geboten, der manchmal ein wenig heller und kontrastreicher sein könnte (die Prolog-Szene mit dem UFO ist im mitgelieferten Trailer fast deutlicher zu sehen als im Hauptfilm), gerät aber auch bei den pyrotechnischen Eskapaden nicht in kompressionsbedingtes Pixelrauschen und kann auch von der Schärfe her überzeugen. Negativ und bei einer DVD absolut unnötig (außer, es gab lizenzrechtliche Erwägungen, was ich mir bei einem PM-Film nun aber wieder eher nicht denken kann) – die niederländischen Untertitel sind nicht abschaltbare Zwangs-UTs. Das erweist sich doch als recht nervig, zumal der Film selbst einige Zeilen in Alien-Sprech auf englisch untertitelt und dann Untertitel unter Untertiteln stehen.

Der Dolby-2.0-Audiotransfer (wir sind in Holland, also O-Ton rules) sorgt für ordentlich Stimmung. Die Soundeffekte sind kraftvoll, der Score recht laut und differenziert, die Dialoge klar verständlich. Daumen hoch.

Als Extras bietet Indies wie schon erwähnt den Originaltrailer und eine Slideshow.

Es kommt seltener vor, als ich es mir wünsche, aber es kommt vor: ich kann einen B-Action-SF-Film eigentlich aus vollster Seele empfehlen. Silencers macht einfach Spaß – der Film bietet jede Menge Action, die, wie mehrfach gesagt, jeden Vergleich mit größeren Filmen locker aushält und die mit ähnlichem Budget gedrehte Konkurrenz, abgesehen vielleicht vom ein oder anderen Nu-Image-Film, in der Hinsicht alt aussehen lässt, eine Story, die zwar nicht unbedingt originell, aber auch nicht so doof ist, dass man permanent ins Kopfschütteln kommt (wie´s bei Nu Image eben wieder der Fall wäre…) und gute schauspielerische Leistungen. Mehr als nur solides Entertainment – Silencers beweist, dass man auch mit einem vergleichsweise kleinen Budget einen stellenweise wirklich mitreißenden Actionfilm inszenieren kann, ohne auf Stock Footage und billige Computertricks zurückgreifen zu müssen. Silencers macht Laune und wird daher dem Genrefreund vorbehaltslos auf die Einkaufsliste diktiert. Schade, dass es bislang kein deutscher DVD-Release vorliegt (und das, wo PM doch so populär bei den Budget-Labels ist)…

(c) 2004 Dr. Acula


BOMBEN-Skala: 4

BIER-Skala: 7


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