Dark Angel: The Ascent

 
  • Original-Titel: Dark Angel: The Ascent
  •  
  • Regie: Linda Hassani
  • Land: USA
  • Jahr: 1994
  • Darsteller:

    Veronica Iscariot: Angela Featherstone
    Dr. Max Barris: Daniel Markel
    Det. Harper: Mike Genovese
    Det. Greenberg: Michael C. Mahon
    Mayor Wharton: Milton James
    Hellikin: Nicholas Worth
    Theresa: Charlotte Stewart


Vorwort

Also mal wieder Full Moon. Stammleser dieser Seiten (und nicht nur die vermutlich) sind über die Lebensgeschichte von Charles Band sicherlich schon aufgeklärt, so dass ich mir grossartige Wiederholungen erspare. Suffice to say, Charles Band ist derjenige Produzent unter den B-Movie-Magnaten der 80er und 90er Jahre, der aus zweieinhalb Ideen locker zwanzig bis fünfundzwanzig Filme rausquetscht (man zähle einfach mal die diversen Puppet Masters, Trancers, Subspecies und Demonic Toys-Sequels zusammen…), bis wirklich keinerlei Lebenskraft mehr in selbigen steckt. Die Credit-Zeile „based on an original idea by Charles Band“ reichte zur Glanzzeit des Full-Moon-Imperiums aus, um ganze Heerscharen von Filmreviewern in spastische Zuckungen zu versetzen – diese Zeile war gleichbedeutend mit dem „kiss of death“ für jeden halbwegs vielversprechend aussehenden Horrorfilm, aber, Ehre wem Ehre gebührt, auf zwanzig niederschmetternde Full-Moon-Erlebnisse (ich hab hier noch einige der deprimierendsten Ergüsse des Hauses in der Hinterhand) kam alle Nase lang etwas Ansehnliches. So sind die Ur-Puppet Masters und -Trancers kleine B-Movie-Classics, die SF-/Westernparodie Oblivion fiele einem noch ein und, hauptsächlich unser heutiger Film, der allgemein als so ziemlich das beste gehandelt wird, was die Full-Moon-Factories, allermindestens nach dem Auslagern der Produktionsstätten nach Rumänien, verliess. Könnte zu einem unmassgeblichen Teil daran liegen, dass dieser Film eben NICHT „on an original ideä des Maestros Band persönlich „based“. Ist allein die Erleichterung darüber, dass Band mit der Produktion des Streifens nicht so wirklich viel zu tun hatte, vielleicht schon die Erklärung für das Wohlwollen der B-Movie-Gemeinde oder steckt da sogar noch mehr dahinter?

Im Zuge dieser empirischen Feldstudie kramte meinereiner seine gehegte und gepflegte Laserdisc hervor und machte es sich auf der Couch – mit einer Hand den Badmovie-Kater Pucki (der zumindest figurmässig langsam einer Couch Potato Ehre macht) kraulend – gemütlich. Film ab!


Inhalt

So mancher Film (speziell auf diesen Seiten gewürdigte) führt uns in die Hölle, doch selten so sprichwörtlich… wir beginnen nämlich eben da und werden Zeuge, wie eifrige Dämonen die armen Seelen der Sterblichen foltern (…und es erhebt sich ein grosses Wehklagen…). Neben konventionelleren Methoden der Sündenrückzahlung wie Auspeitschungen etc. gibt´s auch bizarrere Formen wie z.B. diese komischen Gesellen, die in oder auf seltsamen Racks sitzen und deren Köpfe hin- und hergeschleudert werden. Veronica und Mary, Jungdämoninnen in Ausbildung (komplett mit Hörner, Klauen und fledermausähnlichen Flügeln – das sind ja Gargoyles), erhalten von ihrem Lehrer die „Grand Tour“ und dürfen sich so auch ankucken, was mit Vermietern und Bankern geschieht, die ihr Leben lang Zinsen schmarotzt haben (ich wusste immer, dass meine Bank unchristliche Gebühren verlangt, ha! Jetzt fühl´ ich mich besser). Morgen, so der Lehrer, ist Abschlussprüfung angesagt und die Dämonenanwärterinnen werden u.a. anhand ihres Einfallsreichtums beurteilt werden. Veronica scheint nicht richtig bei der Sache zu sein, sie erzählt ihrem Lehrer von Träumen, in denen die Welt ein „blaues Dach“ hat. Der Lehrer ist aufgebracht, haut Veronica eine runter und gibt ihr zu verstehen, dass es den Dämonen verboten ist, die „Grube“ zu verlassen. Aus tiefempfundener Freundschaft zeigt Mary Veronica einen Weg in die „Outside World“, den sie zufällig kennt. Veronica wundert sich, dass dieser Gang unbewacht ist. Warum sollte man ihn bewachen, fragt sich Mary, schliesslich sei der übliche Weg in die Outside World der der dämonischen Bessessenheit (wissen wir, wir kennen den Exorzist).

Veronicas Daddy Hellikan (hübscher Name) ist einer, der in seinem Job voll aufgeht – er ist zuständig dafür, „falschen Propheten“ und „religiösen Schismatikern“ die Zungen rauszureissen. Sounds like a fun job to me! Die Anwandlungen seiner Tochter gefallen ihm da weniger, die sind nämlich „Bl-Bl-Blss-Blasphemy!“ und Veronica kassiert ihre zweite Watsch´n innerhalb von drei Sceen-Minuten. Mama Theresa (ich verkneife mir den sich aufdrängenden „Mutter-Theresä-Gag) muss Seelentrösterdienste leisten: „Vater hasst dich nicht. Wir waren auch einmal jung!“ Während die Mama das Abendessen (bestehend aus diversen menschlichen Körperteilen, lecker) kocht, bittet sie die Tochter, sich beim Paps für ihre Unartigkeit zu entschuldigen. Nach dem Tischgebet (das sich im übrigen durchaus an Den-da-oben richtet und nicht etwa an den Satan) wäre der richtige Zeitpunkt, denkt sich Mama, aber Veronica verweigert sich. Daddy zieht seinen überdimensionierten Zahnstocher und ist drauf und dran, sein Fleisch und Blut in den zweiten Gang des Diners umzuwandeln („we can always have more children,“ so seine pragmatische Einstellung) , aber Veronica gelingt die Flucht und wohin wohl?

Die „Outside World“, die Veronica stilecht durch einen Gullideckel betritt, entpuppt sich als wenig überzeugender Versuch, dem geneigten Zuschauer ein rumänisches Provinznest als US-City zu verkaufen. Die Dämonin wird auf einmal von einem Hund begleitet, den sie vorher nicht hatte (blame it on continuity), und der auf den Namen „Hellraiser“ hört und im übrigen ein recht bodenständiges Exemplar eines deutschen Schäferhunds ist. Neben Hörnern, Klauen und Flügeln der Dämonin verschwindet auch ihre Kleidung (gratitious you-know-what shot galore) und einige arglose rumänische Statisten haben was zu glotzen. Hellraiser führt Veronica zu einem Haufen alter Klamotten.

Wir schalten um zu ER, bzw. in die Notaufnahme des All-Saints-Hospitals (wo ist das Spice-Girl-Hospital, wenn man es braucht?), wo Dr. Max Barris nicht nur alle Hände voll zu tun hat, sondern auch eine Gewissensentscheidung treffen muss. Gleichzeitig werden nämlich Opfer und Täter eines gescheiterten Raubüberfalls eingeliefert, beide in recht terminalem Zustand. Max entscheidet sich, den Räuber zu operieren, die alte Oma, die er auf dem Gewissen hat, verröchelt (hm, gibt´s nicht vielleicht ´nen zweiten Arzt im Krankenhaus?). Der hilfreiche Doc bringt den Schurken erfolgreich durch, hat aber den gutmenschenmässigen Schlechtes-Gewissen-Kater und starrt später vom Balkon seiner Wohnung tiefnachdenklich in die Nacht. Wer steht da auf der Strasse und lächelt ihn an? Natürlich Veronica. Bevor der Blickkontakt weiter ausgebaut werden kann, wird die Dämonin unpraktischerweise von einem Auto überfahren. Max schleift die Verunfallte ion sein Krankenhaus. Scheint nix schlimmeres passiert zu sein, denn Veronica liegt schon bald in einem Krankenzimmer (Science fiction, der Film, oder üble Fantasy! Ein Dreibettzimmer, in dem nur ein Bett belegt ist! Wo gibt´s denn sowas???) und das Personal wundert sich darüber, dass in jedem Zimmer, in das man die Patientin karrt, umgehend die Heizung den Geist aufgibt und auch über die riesigen Füsse des Mädels. Veronica schnarcht vor sich hin (literally), aber als Max neben ihr steht, wacht sie auf und erkundigt sich nach ihrem „Biest“ und hält den Doc für einen Priester. Max klärt letzteres Missverständnis auf und verspricht, sich nach der Befindlichkeit des Köters zu erkundigen. Dumm nur, dass Hellraiser sich aus dem Zwinger, in den man ihn eingeliefert hat, bereits verpisst hat. Die Dämonin verblüfft next morning Max mit der Kenntnis seines Vornamens und versichert dem ahnungslosen Arzt, dass sein Herz „rein“ sei, genau wie das des Wuffis, der schon vor der Krankenhaustür sitzt und wartet. Max reagiert auf solche Eröffnungen mit verständlichem Unverständnis und geht zur Tagesordnung über, er hat Klamotten für sie dabei. Veronica teilt dem Doc mit, dass ein „Sklave“ ihr gesagt habe, dass sie entlassen werde. Max übergeht die Verkennung krankenhaushierarchischer Bezeichnungen, sondern stürmt das Büro seines Chefarzts, der ihm verklickert, dass die Patientin nicht verletzt sei und demzufolge auch nicht hierbehalten werden könne: „Wir können sie ja nicht mit nach Hause nehmen!“ Really?
Veronica unterbreitet gleich mal einen entsprechenden Vorschlag: „I want you to accept me into your dwelling!“ So kann man das natürlich auch formulieren. Als Max nicht gleich vor Begeisterung aus den Latschen kippt, wiederholt die Dämonin den schon mehr nach Befehl klingenden Vorschlag telepathisch und nun hält Max das auch für eine exzellente Idee. „Bless your mortal soul,“ befindet Veronica dies. Hellraiser folgt den beiden auf dem Fusse und entert mit Mensch & Dämon das Luxus-Appartment des Young Doctors Not Quite In Love, But Soon. Ärzte in Romania scheinen mehr zu verdienen als man denkt. Bei Nachbars geht ein heftiger Fall von Domestic Violence vor sich (obwohl das noch mal wieder erwähnt wird, führt das nirgendwohin, so disregard that matter). Max bedeutet seinem Gast, es sich gemütlich zu machen, er selbst wird sich gleich in die Falle hauen. Was soll man dann auch anderes machen als Fernsehen glotzen (speziell, wenn sich der sofortiger Prüfung unterzogene Kühlschrank als bis auf einen bereits treibenden Apfel leer entpuppt)?

Veronica wird mit der grausamen Wirklichkeit menschlicher Existenz in ihrer ganzen Varietät konfrontiert, und ganz besonders der Bürgermeister der Gemeinde, ein schleimiger Ekelbatz, der über Einwanderer herzieht und die Sozialhilfe für alleinerziehende Mütter streichen will, hat´s ihr nicht wirklich angetan.

Als Max wieder aufwacht, findet er eine ziemlich am Boden zerstörte Veronica vor (während die Fernsehnachrichten über „Satanic Children Sacrifices“ berichten). Max schaltet den TV schulterzuckend mit einem „da kann man eh nix machen“ aus. „It´s not my nature to turn away from evil,“ entgegnet Veronica und fügt hinzu, dass der Bürgermeister ebenfalls EEE-VIL sei und wie man nur so einen Mann zum Chef machen könne. Max verweist auf die Grundprinzipien der Demokratie.

Später führt Veronica ihren Köter Gassi und encountered das wahre Leben auf der Strasse, Prostituierte, Polypen etc. Und Nonnen! Die Dämonin fällt auf die Knie. „Das ist nicht nötig,“ versichert ein verblüffter Pinguin und erkennt mit geübtem Blick, es mit einer Ausreisserin zu tun zu haben. Die Einladung der Gottesanbeterinnen in die kirchliche Notunterkunft lehnt Veronica entsetzt ab. „I cannot possibly go in a church! I surely would combust!“ (Das ist die Gröhler-Line des Films… try saying that to the next nun you meet). Die Nonnen legen Veronica mental unter „serious nutcase“ ab und drücken ihr zum Trost noch ein Kruzifix in die Hand, das aber gleich mal in der Dämonin Hand zu brennen beginnt. „Whay would you hurt me with that? I always served the Lord well,“ beschwert sich Veronica heulend und nimmt Reissaus, während das schmelzende Kruzifix auf den Boden fällt (what imagery!) (actually hab ich ein Problem mit der Szene – später in der „Analyse“ mehr dazu).

Des Nächtens überfallen zwei Creeps eine Frau, entreissen ihr die Handtasche und scheinen auch einer zünftigen Vergewaltigung – wenn man schon mal dabei ist – nicht abgeneigt zu sein. Unglückseligerweise für den kriminellen Abschaum ist Veronica Augenzeugin, greift sich ein handliches herumliegendes Stück Stange und pfählt damit Creep #1. Creep #2 versucht die Flucht zu ergreifen, rennt aber dummerweise frontal gegen einen Baum und muss (nicht lange, zugegeben) damit leben, dass Veronica ihm das Rückgrat rausreisst (!) und dem geschockten Überfallopfer als Souvenir in die Hand drückt (während Hellraiser sich an den Leichen gütlich tut).

Die zur Ermittlung gerufenen Cops Harper und dessen comic-relief-sidekick Greenberg finden daher bis auf die Knochen abgenagte Kriminelle und eine im tiefen La-La-Land des Schocks befindliche Zeugin am Tatort. Und ein blutverschmiertes Hemd aus dem All-Saints-Krankenhaus… in das man auch die Geschockte einliefert, die Nettigkeiten wie „Die letzten Tage sind angebrochen, das Feuer der Hölle kommt über uns, die Dämonen der Hölle sind hier, die Hunde fressen ihre Eingeweide“ von sich gibt. Max, Universal- und offensichtlich tatsächlich alleiniger Mediziner des Gesundheitstempels, verpasst ihr erstmal ein paar Valium.

Als Max nach Hause kommt, hat Veronica ein Candle-Light-Dinner vorbereitet und ich, wie vermutlich auch die meisten von Euch, würden nicht freiwillig probieren, was die Dämonin da zubereitet hat, auch wenn´s gut riecht und dem Doc auch ebenso gut schmeckt („Geheimrezept,“ versichert Veronica. Max´ Bericht über den Mord führt zu einer ins Metaphysische abgleitenden Debatte. „Wollen die Polizisten den Mörder belohnen?“ fragt Veronica. „Nicht wirklich, sie wollen ihn einsperren und den Schlüssel wegwerfen,“ korrigiert Max. „Aber das Böse wurde doch bestraft!“ Max stellt fest, dass jegliches Leben für ihn heilig ist, was Veronica durchaus ähnlich sieht, allerdings nicht, wenn man es der Sünde überantwortet, denn dann verdiene man ewige Bestrafung. Selbst wenn wir die Mordszene nicht gesehen hätten, wären wir jetzt sicherlich kalkulationstechnisch bei „2+2=4“ angekommen, nicht aber Max, der sich resignierend (ob seiner mangelhaften Argumentationskünste, vermutlich) zurückzieht.

Veronica schreibt, auf einer Schreibmaschine aus dem Jahr 1863, der sie eine höhere Anschlagszahl entlockt als ich meinem soliden Word Processor, einen Brief.

Harper, der Cop, vermutet hinter dem Mord eine Art „vigilante“, der auf Selbstjustiz aus ist und bittet um verstärkte Polizeipräsenz auf den Strassen. Der Polizeichef lehnt ab. „Die Hälfte der Stadt würde dem Killer gern den Schlüssel zur Stadt überreichen!“

Die nächste Nacht. Zwei Cops greifen sich einen harmlos herumlaufenden Afro-Amerikaner und ziehen einen Rodney King durch. Ihr Pech, dass sie nicht von einem TV-Reporter, sondern einer Dämonin from hell beobachtet werden. Veronica transformiert ihre Hände in dämonische Klauen und schlitzt den Cops die Hälse auf. „These degenerates pay their sins now!“ verkündet sie dem Schwarzen und hofft offenkundig auf Applaus. Der Knabe nimmt allerdings die Beine in die Hand, als er sieht, dass die Töle Hellraiser schon futtert und Veronica einem der Cops das Herz rausreisst und ihm ihren Brief in den Mund steckt.

In der Hölle betet Mama für das Heil ihrer Tochter und bekommt Antwort von einer Himmelsbotin. Gott himself sanktioniert die Taten der Dämonin unter den Sterblichen, Mama Theresa solle also keine Sorge haben.

In der Leichenhalle investigiert Harper den Liebesbrief, der sich, wie kaum anders zu erwarten, an den Bürgermeister richtet und die unverhüllte Drohung enthält, dass sich selbiger per öffentlicher TV-Ansprache aus der Politik zurückziehen oder seinem baldigen Ableben ins Auge sehen solle. Der Bürgermeister hält selbstredend wenig von solch Ansinnen und lässt Harper und Greenberg, die ihn übrigens nicht leiden können und auch wissen, dass die getöteten Cops Dreck am Stecken hatten, abziehen.

Harper hat die fixe Idee, dass Max was mit den Morden zu tun hat, sucht dessen Wohnung auf, findet aber nur Veronica und interviewt dann halt die. Veronica drängt sich jedem denkenden Wesen (sprich: nicht einem Cop) als chronisch verdächtig auf (bezüglich der Mordopfer: „let them burn!“) und erkundigt sich mit drohendem Unterton, ob die Cops für den Bürgermeister arbeiten. „Wir dienen dem Volk der Stadt,“ zieht sich Harper glaubhaft aus der Affäre. „Max könnte keiner Fliege was zu leide tun,“ ergänzt Veronica, „ich schon eher!“ Harper zieht den Schwanz ein und verdünnisiert sich, nicht ohne von Veronica noch den Gruss „Entzückt, einen Polizisten zu treffen, der nicht vom faulen Gestank der Korruption gezeichnet ist“ auf den Weg zu erhalten.
Als Max nach Hause kommt, stellt er sehr erfreut fest, dass Veronica sich aus seinem Ledermantel ein hübsches Minikleid gehäkelt hat, dann stürzen sich die beiden ins Nachtleben. Veronica hat auch einen Film ausgesucht, zu Max´ mittelschwerer Bestürzung einen Porno. Harper und Greenberg, die observieren, folgen ins Kino, und zumindest Greenberg und Veronica macht das Gestöhne und Gestosse auf der Leinwand mächtig Spass. Danach geht´s in die Disco (zur Hebung des Comedy-Faktors darf Greenberg vor dem Kino noch in ein Schlagloch stolpern). Veronica erzählt Max, dass sie den Film sehr aufregend fand, weitere Diskussion wird aber durch das Auftauchen von Max´ alter Studienfreundin Lois (Typ aufgestylte Discoschlampe) gestört, die dem Doc schöne Augen macht und ein paar anzügliche Sprüche hinfährt. Die Frauen giften sich an, Lois macht den Abgang gen Damenklo. Veronica ist aus unerfindlichen Gründen sauer auf Max, obwohl sie mit ihm „pornocaten“ will und folgt, Mord im Sinn. Das Damenklo wird aber auch von einem Typ mit seiner kleinen Freundin als Koks-Nasentankstelle benutzt und als Veronica die beiden vertreiben will, sticht ihr der Kerl ein Messer in den Bauch. Lois ergreift schreiend die Flucht, obwohl Veronica sie in einer Minute der Einsicht um Verzeihung bitten will (die Bauchwunde stört sie nicht weiter), was Harper auf den Plan ruft. Die Dämonin ist der Ansicht, etwas dämonisches tun zu müssen, greift sich Harper und warnt ihn deutlich, von ihr und Max die Finger zu lassen, und um die Drohung zu unterstreichen, verpasst sie dem armen Bullen eine Top-Vision des Höllenfeuers. Dann fordert sie Max versöhnt zum Tanz auf, der aber bemerkt (für einen Doktor eine bemerkenswerte Leistung), dass sein Gspusi blutet wie Sau. Während Harper in state of shock und halb erfroren seinem Partner vermittelt, dass man Max in Zukunft in Ruhe lassen wird, schleppt selbiger sein Girl nicht etwa ins Krankenhaus, wie man es erwarten könnte, sondern zu sich nach Hause. Dort stellt er dann doch fest, dass die Wunde eigentlich hospitalitär behandelt werden müsste, aber Veronica besteht darauf, die durchzuführende Näherei an Ort und Stelle und ohne Anästhesie (für Weicheier!) durchzuführen. Nach Verrichtung derselben beansprucht Veronica, sofort „sexual intercourse“ mit Max haben zu wollen. Der lamentiert etwas rum von wegen „nicht der richtige Zeitpunkt“, aber Veronica setzt ihn darüber ins Bilde, dass sie „nach den Regeln der Tiere lebe“ und nicht „den Segen der Einzigen Kirche brauche“, um Sex zu haben, kurzum, sie sei kein Mensch. Max druckst weiter rum, bis ihm Veronica einfach einen Kuss aufschmatzt und schon räkeln sich die beiden inmitten eines Meers von Kerzen (wer zum Geier hat die aufgestellt??) in den Laken. Veronica kann sich nicht beherrschen und transformiert in ihr Demon-Self (inkl. Flügel), aber Max erweist sich als ausgesprochen toleranter Liebhaber: „Ist schon in Ordnung“. Naja, die Flügel lassen sich auch als Behelfs-Decke verwenden, so gesehen nicht unpraktisch für Liebesnächte.

Detective Harper möchte währenddessen vom Fall abgezogen werden: „Die letzten Tage sind angebrochen!“

Veronica gesteht ihrem Lover nunmehr ihre höllische Abstammung. Max führt nun endlich ein paar mentale Berechnungen durch und kommt zu dem Schluss, dass sie für die Mördereien verantwortlich sei. „Es ist Gottes Werk,“ versichert Veronica (das haben auch schon andere Serienkiller behauptet und denen hat man´s nicht abgenommen). Max ist´s zufrieden und wird philosophisch. „Hast du mich gefunden, weil ich verloren bin?“ und vergewissert sich, wenn man schon mal die Möglichkeit zur Nachfrage hat, ob´s denn, wenn´s die Hölle gibt, auch wirklich einen Himmel gibt. Veronica bestätigt. „Er hat die Form eines Rades mit Gott im Zentrum.“ (Hm, ist das ein biblisches Motiv? Bin nicht mehr so ganz bibelfest wie früher…).

Wäre noch die Sache mit dem Bürgermeister zu klären. Hellraiser erweist sich als überaus tauglicher Jagdhund, denn Veronica lässt ihn nur mal an einem Bild in der Zeitung schnuppern und schon führt der Wauwau sein Frauchen zur Bürgermeister-Residenz. Ein bewachender Polizist wird per Winken betäubt, dann ist sie auch schon drin. Der Bürgermeister, der seine Nachtruhe vorbereitet, hat im Badezimmer eine grauslige Vision, dass ihm Zähne und Fingernägel ausfallen und wird dann von der Dämonin abgepasst. „I have you at last, fucker!“ (Streetslang hat sie jedenfalls schnell gelernt). Und dann zeigt sie ihm, was den Übeltuer in seinem Leben nach dem Tod erwartet und das ist nicht wirklich lustig… lästigerweise wird Veronica bei ihrer anschliessenden Flucht in den Rücken geschossen.

In der Hölle schnarchen Paps und Mama Dämon vor sich hin und werden von der Engel-Erscheinung geweckt. Veronicas Leben kann nur gerettet werden, wenn sie in der Unterwelt im Fluss Styx badet (ist der Styx nicht griechische Mythologie? Gibt´s da Querverbindungen zum Christentum? I doubt it!), aber dafür braucht´s das Einverständnis der dämonischen Eltern sowie die Zusicherung, dass Papa Hellikan der Tochter nicht das Fell über die Ohren zieht. Beides wird erteilt.

Veronica hat sich zu Max geschleppt und stirbt vor sich hin, doch aus dem Spiegel (!) erscheint der Engel (bzw. die Engelin) und verkündet den Rettungsplan. Max willigt ein, alles der Liebe willen. „Was, wenn ich nicht zurückkommen kann?“ fragt Veronica besorgt. „Dann tu ich so etwas schreckliches, dass wir zusammen in der Hölle sein können,“ säuselt er. Veronica verabschiedet sich mit einem „Du hast mich Vergeben gelehrt“ und „halt den Bürgermeister im Auge“, dann geht sie durch den Spiegel, Hellraiser bleibt bei Max (jaja, die Tiere sind immer die Leidtragenden).

Wenig später gibt der absolut geknickte Bürgermeister in einer ergreifenden Ansprache seinen Rücktritt aus der Politik bekannt – für den Rest seines Lebens will er nur noch Gutes tun.

Dann beginnt Max´ Spiegel das Höllenfeuer zu zeigen, er explodiert und den Flammen entsteigt die geheilte Veronica in einem schwarzen Hochzeitskleid. „Thank you, God,“ stammelt Max, ehe er sich der Liebe hingibt…

Okay, okay, alle anderen Reviewer haben recht. Dark Angel: The Ascent ist vermutlich das beste, was jemals ein Full-Moon-Studio verlassen hat. Diese Feststellung allein ist noch kein unbedingter Qualitätsbeweis, denn so töfte Konkurrenz besteht ja da nicht wirklich, also gehen wir noch einen Schritt weiter: Dark Angel: The Ascent ist einer der originellsten und innovativsten Horrorfilme der letzten Dekade. Na, ist das ein Statement?

Kaum zu glauben, dass ausgerechnet aus der Null-Ideen-Schmiede von Full Moon ein Streifen kommt, der ein völlig neues Konzept präsentiert und dies auch, ohne in übliche Slasher-Klischees zu verfallen, konsequent durchzieht. Es gehört schon einerseits eine gewisse Frechheit dazu, das Werk der höllischen Heerscharen als, sagen wir mal, Fortsetzung von Gottes Werk mit anderen Mitteln darzustellen (es gibt wohl durchaus biblische Fundstellen, die diese Interpretation stützen, und, wenn man das mal durchdenkt, macht das wirklich Sinn – welchen Zweck hätte eine Hölle, wenn sie und ihre „Werkzeuge“ nicht auch auf der Lohnliste der Himmelsbewohner stehen würden?), andererseits die infernalen Dämonen mehr oder weniger als „people from next door“ zu portraitieren, die nach einem erfüllten Tag des Folterns und Quälens zum Feierabend nach Hause kommen und ein ordentliches Mahl auf dem Tisch erwarten. Fast ein wenig schade, dass der Film sich nicht mehr Zeit nimmt, die höllischen Gesellschaftsstrukturen zu erkunden.

Aber auch die Entwicklungen, die in der „outside world“, dieser unseren menschlichen Welt, spielen, wissen zu überzeugen. Man könnte herumkritteln, dass Veronicas Feldzug sich nicht wesentlich von den selbstjustitiären Ausrastern eines Paul Kersey in Death Wish unterscheidet, aber der Clou, einen Dämon mit ausgesprochenem Gerechtigkeitsempfinden auszustatten, ist schon something different, zumal der Film nicht ausschliesslich in Blut und Gedärmen dahingeschlachteter Verbrecher oder dem, was Veronica davon hält, watet, sondern sich auch Zeit nimmt, die Geschichte des ungleichen Liebespaares zu erkunden (das mag ein wenig an die Tales from the Darkside-Film-Episode Lover´s Vow erinnern, spielt sich aber doch gänzlich anders ab). Diesem Teil des Films hilft natürlich ganz ausserordentlich die Tatsache, dass, wiederum im krassen Gegensatz zu üblicher Full-Moon-Glorie, die Hauptdarsteller ihre Sache mehr als nur gut machen. Angela Featherstone strahlt nicht nur unterkühlte Erotik aus, sondern vermittelt ausgezeichnet die schlicht-naive fundamentalische Haltung ihres Charakters und Daniel Markel gibt einen guten Counterpart ab, auch wenn sein Charakter vielleicht etwas früher merken sollte, was Sache ist. Schauspielerisch agieren jedenfalls beide Stars überdurchschnittlich für das Genre und es ist herzlich schade, dass weder Featherstone noch Markel auch nur eine B-Movie-Karriere gemacht haben, sondern sich hauptsächlich mit TV-Serienrollen über Wasser halten.

Die Nebenrollen sind, soweit es sich um amerikanische Darsteller handelt, gut besetzt. Horror-Veteran Nicholas Worth hat als Dämon Hellikan vermutlich die Zeit seines Lebens und Mike Genovese spielt das, was er fast immer spielt, einen „hardboiled“ Cop. Wenn wir allerdings auf dier rumänischen Chargen zu sprechen kommen, macht sich dort das typische mid-Nineties-Full-Moon-Syndrom breit – von den lokal angeheuerten „Schauspielern“ sieht keiner so aus, als hätte er vor dem Full-Moon-Engagement etwas von schauspielernder Tätigkeit auch nur gehört – zum Glück hat keiner dieser Mimen wirklich bedeutende Parts, aber es fällt halt bei einem Film, der ansonsten routiniert bis überzeugend gespielt ist, stärker auf als bei Zeuch wie Mandroid, wo auch der Rest des Ensembles beim Neuköllner Krippenspiel nicht den Ochsen spielen dürfte.

Natürlich gibt´s auch beim Drehbuch ein paar Schwachpunkte – die interne Mythologie des Streifens scheint ein paar logische Brüche zu haben. Was der Styx mit der biblischen Vorstellung mit Himmel und Hölle zu tun hat, kann ich auswendig wirklich nicht beurteilen, ausserdem störte mich die – zugegeben einen coolen Effekt ergebende – Szene, in der sich Veronica die Hand am Kruzifix verbrennt. Hm. Wieso passiert das (es entspricht natürlich gewissen Genrekonventionen, ich weiss)? In der „Hölle“ hängen überalle Kruzifixe, selbst in der heimischen Wohnstube der Dämonenfamilie, man betet zu Gott – müssten sich dann nicht die Dämonen pausenlos in der Hölle in Rauchwölkchen verwandeln? Das ist so ziemlich die einzige Szene, die meines Erachtens nur wegen des guten Effekts und nicht wegen der Story gedreht wurde – ich geb zu, es ist witzig, aber es passt irgendwie nicht in den Kontext des Konzepts.

Technisch gesehen weiss Dark Angel: The Ascent grösstenteils zu überzeugen. Der Auftaktpart in der Hölle ist visuell wirklich gelungen und auch im weiteren Filmverlauf gelingen einige atmosphärische Bilder. Die Splatter-Effekte sind nicht zahlreich und nicht allzu aufwendig, aber effektvoll und explizit genug umgesetzt, um den Gorehound zufriedenzustellen. Problematisch ist dagegen einerseits, dass das rumänische Setting nicht unbedingt geeignet ist, eine amerikanische Stadt darzustellen – es ist nicht glaubhaft und meine suspension of disbelief verabschiedete sich spätestens beim ersten Blick auf ein mindestens dreihundert Jahre altes Gemäuer ins Nirvana. Mir ist klar, dass man in Rumänien billiger drehen konnte, aber warum hat man den Film nicht einfach in Rumänien angesiedelt und Max´ Charakter in einen „Austauscharzt“ o.ä. umgewandelt? Hätte den Film und seine Story nicht verändert, aber einfach das ganze Setting etwas akzeptabler gemacht. Nicht geschadet hätte dem Film andererseits auch stellenweise ein etwas flotteres Tempo – es ist zwar löblich, dass der Film sich seine Atempausen für Charakterisierung und Ausarbeitung des Gesamtkonzepts nimmt, aber manchmal wird der Streifen etwas zu geschwätzig und versucht, zuviel in Dialoge zu packen, was vielleicht mit ein-zwei Bildern besser gesagt wäre. Regisseurin Linda Hassani ist zwar zweifellos eine versierte Vertreterin ihres Faches (das unter ihren weiteren Credits die Co-Regie zu Men in Black: The Ride so ziemlich das wichtigste ist, ist bedauerlich), aber auch keine übermässiger Kreativbolzen, die ein oder andere etwas aktionsgeladenere Szene hätte mich schon gefreut. Zu den Schwachpunkten zählt sicher auch der recht einfallslose und uninspirierte Billig-Score. Das sind aber eher zu vernachlässigende Motzereien, denn grösstenteils ist Dark Angel: The Ascent ein formidabler Film mit allen notwendigen Ingredenzien für einen unterhaltsamen „old-fashioned“ (d.h. ohne zigtausend References, In-Jokes oder pseudohumorige Einlagen, wie sie seit Scream üblich sind) Horrorabend: eine originelle Grundidee, sympathische Hauptdarsteller, ein paar durchaus pfiffige Szenen und humorige Ideen, ohne in billige Gaghascherei abzufallen, solide Spannung und eine Handvoll drastischer Effekte. Das ist erheblich mehr, als man normalerweise von einem durchschnittlichen Full-Moon-Film bekommt (obwohl ich trotzdem für die meisten Full-Moon-Ergüsse einen kleinen Platz in meinem dunklen Herz reserviert habe). Kein Film, bei dem die Gäste einer Horrorparty einen Schenkelklopfer nach dem anderen serviert bekommen, aber ein interessanter kleiner Film, der es lohnt, sich etwas intensiver mit ihm zu beschäftigen als man es üblicherweise mit Friday the 13th, Part XXXIII tun würde.

Man muss fast dankbar sein, dass Charles Band sich kurz nach Release dieses Streifens einerseits mit seinem Vertrieb Paramount überwarf und andererseits mit dem Versuch, den grossen Kinomarkt mit Filmen wie Castle Freak, Oblivion und Shrunken Heads aufzumischen, gehörig verhob, denn auch Dark Angel, war, wie schon der Untertitel The Ascent andeutet, als zukünftiges Full-Moon-Franchise geplant. So gern man sicherlich weitere Geschichten um die Dämonin Veronica und eine vielleicht noch etwas tiefgründigere Ausarbeitung des Gesamtkonzepts gesehen hätte, wäre zu befürchten gewesen, dass eine vielteilige Serie den Weg aller Trancers oder Puppet Masters gegangen wäre und eine endlose selbstrepetitive ideenlose Angelegenheit geworden wäre. So steht der Film stolz allein auf einem turmhohen Podest über allem, was Full Moon in den 90er Jahren fertiggebracht hat.

Leider gehört auch Dark Angel: The Ascent zu dem Paket Full-Moon-Filme, die wegen einer Exklusivrechtevereinbarung mit Paramount noch für einige Zeit auf Eis liegen und daher derzeit weder auf Video noch auf DVD erhältlich sind. Auf eBay (US) tummelt sich hin und wieder mal eine Laserdisc. Wer also noch eins dieser seltsamen Geräte (I love it!) rumstehen hat, kann auf die Suche gehen. Die Disc ist, wie es sich für eine DTV-Premiere gehört, von vorzüglicher Bild- und Tonqualität und featured den Full-Moon-üblichen Bonus des „Video-Zone“-Magazins, das sich in dieser Ausgabe neben einer kurzen Behind-the-Scenes-Featurette hauptsächlich durch ein Interview mit George „Mr. Sulü Takei zu dessen Rolle in Oblivion auszeichnet.

Also gut, allerletzte Worte: Dark Angel: The Ascent geniesst seinen hohen Stellenwert unter Full-Moon-Affecionados und Horrorfans schlechthin absolut zurecht. Es handelt sich um einen der wenigen wirklich originellen Horrorfilme, der in den letzten 20 Jahren auf uns losgelassen wurde – ein Film, der eigentlich in jede solide Horrorcollection gehört.

(c) 2002 Dr. Acula


BOMBEN-Skala: 4

BIER-Skala: 7


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