Daniel der Zauberer

 
  • Deutscher Titel: Daniel der Zauberer
  • Original-Titel: Daniel der Zauberer
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  • Regie: Ulli Lommel
  • Land: Deutschland
  • Jahr: 2004
  • Darsteller:

    Daniel Küblböck (Daniel Küblböck)
    Johnny (Ulli Lommel)
    Günther Küblböck (Günther Küblböck)
    Oma Küblböck (Katja Rupé)
    Balthaasar (Rudolf W. Brem)
    Rieke (Adele Eden)
    Tim (Oliver Möller)
    Opa Winter (Peter Schamoni)
    Petra Winter (Marina Lommel)
    Producer (Roger Fritz)


Vorwort

Abt. Lalala, ich hör nix…

Man will sich ja nicht selber unnötig loben (auch wenn´s sonst wieder keiner macht, ha-hmpt), aber es scheint ab und an mal Ereignisse zu geben, auf die die große weite Webgemeinschaft lauert. Und, wenn mich nicht alles entschieden täuscht, gehört das Review von Daniel der Zauberer aus der Feder dieses Eures Docs dazu. Spricht dafür, dass mein Leserkreis doch, wie von mir immer vermutet, einen gewissen Anteil sadistisch veranlagter Leuteschinder beinhaltet, die einer armen Sau wie mir nur immer das schlechteste wünschen.

Okay, okay, ich bin ja selber schuld. Seit vor weit über einem Jahr der erste Trailer dieses Films durchs Web geisterte, war er selbstredend in einschlägigen schlechte-Filme-Freunde-Kreisen Gesprächsthema Numero Uno und auch Euer Lieblingsdoc war von dem Werbefilmchen angemessen entsetzt, wünschte dem Streifen erfolgreich einen schnellen Tod an den Kinokassen, amüsierte sich tierisch über die Imitation beleidigter Leberwürste, an der sich die Macher anschließend (unverstandene Künstler, weiß man ja) versuchten und gelobte leichtsinnigerweise, so der Film jemals einen DVD-Release erleben würde, ihn freiwillig besprechen zu wollen. Ich hab´s an dieser Stelle, glaub ich, schon öfter gesagt, aber meine große Klappe bringt mich noch mal ins frühe Grab. Niemand anderes als Oliver Krekel, geistiges Oberhaupt der Astro-Firmenfamilie, nebenberuflicher Kinderparkbetreiber und Whirlpool-Verscherbler, rief ausgerechnet für Daniel der Zauberer das vor einigen Jahren unauffällig dahingeschiedene Videolabel „Starlight“ wieder ins Leben (die parallele Starlight-Veröffentlichung Car-Napping hätte ich, hint-hint, auch ganz gerne), was umgehend dazu führte, dass mein aufmerksamer Sponsor, bekannt dafür, mich bei unpassender Gelegenheit an meine Versprechungen zu erinnern, mir die Scheibe, angekündigt durch ein paar verdächtig heitere e-mails, in den Briefkasten legte. Da müssen wir jetzt alle durch.

Also Daniel Küblböck. Mir persönlich ist völlig schleierhaft, wie ein komplett talentfreies Individuum wie Daniel K. zumindest für eine Weile ein Star werden konnte, der die Schlagzeilen des Boulevards im Sturm eroberte – ich habe zwar theoretisch mit meiner Mutter (ich BIN gestraft) einen leibhaftigen Küblböck-Fan verfügbar, aber aus der ist zu dem Thema nichts wirklich gewinnbringendes herauszuquetschen (außer, dass die Flachbirne aus Eggenfelden bei älteren weiblichen Semestern einen Mütterlichkeits-Reflex auszulösen scheint, aber das war mir auch ohne familiäre Beteiligung klar). Um´s mir mit meiner Mutter zu verscherzen und Euch zu verdeutlichen, wie übel ich dran bin – vor ´ner knappen Stunde hat mich meine liebe Mama in einem Zustand fortgeschrittener Euphorie angerufen, um mir zu verklickern, dass sie in ein paar Tagen zu einer Küblböck-Autogrammstunde (naja, das dürfte wenigstens nicht überlaufen sein) pilgern wird. Möchte mich jemand adoptieren?

Nun gibt es vielleicht Leser, die die letzten zwei-drei Jahre (in diesem Falle zu ihrem Glück) auf einer einsamen Insel verbracht haben, alternativ ihre Fernseh- und Rundfunkempfänger abgemeldet und, wie es sich gehört, entsorgt haben und nur noch blöde Filme (am PC-Monitor dann natürlich) kucken und noch blödere Reviews zu ebenjenen lesen (also meine Zielgruppe, ähm), und keine Ahnung haben, wovon ich rede. Diesen rate ich zwar ernsthaft dazu, sofort ein anderes Review aufzurufen und die süße Ignoranz zu erhalten, aber wenn sie´s nicht anders wollen, dann halt zwei-drei allgemeine Takte zu Daniel K.

Diese fleischgewordene bayerische Antwort auf alle Ostfriesenwitze kann nicht singen und nicht tanzen und wurde trotzdem bei der ersten Staffel von Deutschland sucht den Superstar, jener hirnschmelzenden Primetime-Ausrede, RTL und Dieter Bohlen unverdiente Kohle in die respektiven Ärsche schieben zu können (und zwar der Staffel, in der Schnarnnase Alexander den Sieg davontrug, um nach den obligatorischen ein-zwei Hits von keinerlei nennenswerter Karriere behindert zu werden), ehrenvoller Dritter und dank seines, ähm, exaltierten Auftretens (und seines schrägen Aussehens, seines Outfits, seiner, äh, Fähigkeit, jeden Ton ohrenschmeichelnd zu treffen) der populärste Repräsentant der Show – für mich kulminierte sein zweifelhafter Ruhm in den Boulevard-Medien in der grandiosen Schlagzeile eines Berliner Blattes: „SKANDAL! DANIEL NICHT SCHWUL!“ (das sagt so ziemlich alles über seriösen deutschen Journalismus des 21. Jahrhunderts, was man wissen müsste). Der, öhm, polarisierende Sangeswichtel zog nach den ersten von Bohlen gestrickten „Hits“ vermeintlich karrierefördernd ins RTL-Dschungelcamp, fabrizierte führerscheinlos einen Crash mit einem Gurkenlaster (das verdrängte jede geopolitische Meldung auf Rang 2 in den weniger dem ernsthaften Informationsgedanken verpflichteten Nachrichtensendungen) und wäre anschließend wohl, wie es für alle Beteiligten besser gewesen wäre, im Karrierelimbo der Eintagsfliegen untergegangen, hätte noch einige Jahre lang Supermärkte und Tankstellen eröffnet und dann irgendwann notgedrungen was vernünftiges gelernt, um den Menschen nicht mehr auf den Keks gehen zu müssen.

Ausgerechnet in dieser Abwärts-Phase der Kübl-Karriere fiel es keinem geringeren als Fassbinder-Schüler Ulli Lommel (seines Zeichens nicht nur deutscher Autorenfilmer, sondern auch routinierter Trash-Fabrikant, der hier schon mit dem juvenile-action-Quatsch I.F.O. Air Racing reüssierte und außerdem für schönen Schmarrn wie Boogeyman [nicht den neuen von Raimi] und Brain Waves verantwortlich war) bei, einen Film über und mit den Daniel zu machen. Als Komplizen und Produzenten konnte er Peter Schamoni, seines Zeichens ebenfalls Legende des weitgehend publikumsfreien deutschen Kinos (ein Kassenschlager wie Zur Sache, Schätzchen! mit der jungen Uschi Glas muss in seinem Ouevre wohl ernstlich als positiver Ausreißer gerechnet werden), gewinnen. Wie anhand des Trailers schon zu prophezeihen war, erlitt der Streifen an den Kinokassen Totalschiffbruch und errang in Nullkommanix die umjubelte Nr. 1-Position der IMDB-Bottom-250-Charts und konnte sich dank einer blitzschnell entwickelten „Fan“-Kampagne (für den Film dürften mehr Menschen bei der IMDB abgestimmt haben als ihn tatsächlich gesehen haben, und das waren nur ungefähr 12.000 prä-DVD, und davon muss man wieder die einigen Tausend entsetzten Sneak-Preview-Besucher abziehen, die bei der ersten Titeleinblendung entweder sofort das Filmtheater verliessen oder dem Vorführer ernsthafte körperliche Schäden androhten, wenn er nicht sofort einen anderen Film einlegt) eine Weile lang stolz „schlechtester Film aller Zeiten“ nennen. Mittlerweile hat sich das bei der IMDB wieder ein wenig selbstregulativ justiert (für die Top bzw. Bottom 10 reicht´s aber immer noch lässig). Lommel und Schamoni zeigten sich von der über den Film ausgekübelten (hehe) Häme in Interviews persönlich beleidigt (natürlich kam von den Herren keiner auf die Idee, dass der Film möglicherweise TATSÄCHLICH sauschlecht sein könnte); Lommel floh sogar wieder zurück in seine amerikanische Wahlheimat.

Damit haben wir nun, denke ich, genügend Vorabinformationen verarbeitet, um uns mit einem flauen Gefühl in der Magengrube, einem bebenden Herzen und einem bereits Fluchtgedanken spinnenden Gehirn dem Film an sich zu widmen (merkt man eigentlich, dass ich mich vor dem eigentlichen Review zu drücken versuche?).

Mist, es hilft alles nichts mehr. Manchmal muss man tun, was man tun muss. Tut ja sonst auch wieder kein anderer. Ihr kennt ja das Spiel – wenn Ihr bis zum Ende der Woche nichts von mir gehört habt, benachrichtigt meine nächsten Angehörigen und meldet Euch schonmal für die Auktion meines Nachlasses an. Gibt bestimmt auch was für Euch (jetzt MACH endlich! – Der Setzer).


Inhalt

Daniel der Zauberer hat einen nicht wegzudiskutierenden grundlegenden Nachteil (ich hätte beinahe geschrieben: „für Leute mit gutem Geschmack“, aber dieser Hinweis ist vermutlich eher überflüssig). Es ist nicht nur ein Film MIT Daniel Küblböck, sondern auch einer ÜBER Daniel Kübelböck, der sich mithin also selbst spielt und, this being his claim to fame, den Zuschauer demzufolge auch mit seinen sangestechnischen Leistungen behelligt. Und weil das so ist, beginnen wir gleich mal mit einem Kübelböck-Konzert, welches immerhin so bedeutend ist, dass ein Reporter für eine Nachrichtensendung davon berichtet (d.h. er steht vor der Halle). Dem Sermon des Harry-Hirsch-Kollegen entnehmen wir, dass Daniel an Ort und Stelle zum Start seiner einmonatigen Solotournee bläst (hm, also für ´ne Ein-Monats-Tournee bindet sich jede drittklassige Garagencombo ja noch nicht mal die Schnürsenkel zu) und dieses Anlass für eine fanmässige Hysterie sei, gegen die selbst ein Robbie Williams nur noch abstinken könne (zwar sieht der Andrang einlassbegieriger Fans quantativ sehr überschaubar aus, aber mein Gott, es steht halt so im Script, was will man manchen, wenn die Faktenlage nicht dazu passen will. Man kann ja, ist ja low-budget hier, nicht jedem Penner fünf Euro in die Hand drücken, damit er sich im wüsten Schneegestöber in die zu filmende Schlange einreiht. Stichwort Warteschlange – die „hysterischen“ Fans warten sehr diszipliniert, wenn man mich fragt).

Während wir all dies noch verarbeiten, verarbeiten wir auch den uns zwar aus dem Trailer sattsam bekannten, jedoch, wenn man dieses Werk als FILM nun erstmals wirklich leibhaftig vor sich sieht, immer wieder schockierend extremst billigen Video-Look, der diesen Film, vom rein optischen Gesichtspunkt her betrachtet, mühelos in eine Gewichtsklasse mit den Werken eines Andreas Schnaas schubst, die man nur deswegen als „Film“ bezeichnet, weil eine Bezeichnung mit ausreichender abwertender Kraft und Funktion noch nicht erfunden wurde. Guärks. Das sieht nicht nach „Kino“ aus, bestenfalls nach „Fanvideo“ (im Sinne: von einem Fan mit der eigenen Digicam gedreht).

Wie jeder Superdupermegastar braucht natürlich auch Daniel Kübelböck ein Show-Intro von monumentalen Ausmaßen. Weil man nur bei den besten klaut, bietet sich hierfür selbstredend eine, hüstel, freie Interpretation von „Also sprach Zarathustra“, nominell dem legendären „Paukenwirbel“ an. Ob man damit einen typischen Kübi-Fan sonderlich beeindrucken kann, bleibt diskutabel. Das Publikum tut enthusiasmisiert (jedoch hätte Herr Kameramann vielleicht nicht den komplett unbesetzten Tribünen-Block rechts hinten so auffällig einfangen sollen…). Ein Countdown wird vollzogen (ächz, für wen hält sich der Kerl? Für die Stones? Hm, wenn man die Größe der Videoleinwand in Betracht zieht…). „Endlich“ haut die Band in Tasten und Saiten und stimmt was vage indisch klingendes an (Hardcore-Kübi-Enthusiasten erkennen sicherlich schon die ersten Takte, aber DAFÜR werd ich ja nun ganz bestimmt nicht entlohnt. Im übrigen ist der Bühnensound mit „dünn“ wohlwollend umschrieben), weswegen auch ein paar bemitleidenswerte Background-Tänzer in indischen Kostümen klischeehafte Tempeltanzimitationen aufführen (ich will einen Bollywood-Schinken. JETZT). Und nun tritt der Star auf. Excuse me while I vomit…

Also, zu den Dingen, die ich nun wirklich NIE sehen wollte und die ich bitte dringlich per Blitzdings von Will Smith aus meinem Gedächtnis gelöscht haben will, gehört Daniel Kübelböck in einem nabelfreien Bühnenkostüm (hellblau), in welchem er sich in „laszive“ Posen wirft (wir dürften uns ja alle einig sein: „lasziv“ und „verführerisch“ sind Adjektive, die man mit einer Gestalt wie dem Kübi nun nicht auf Anhieb in Verbindung bringen möchte) und sich den Bauchnabel massiert. Kann ich bitte mit vorübergehender Blindheit geschlagen werden? Für eine Weile tut uns Daniel nichts großartig anderes, als mit seinen patentiert unrhytmischen Bewegungen herumzuhampeln, das Publikum zum Mitklatschen aufzufordern und eine seiner armen Tänzerinnen mit einem Hula-Hoop-Reifen zu belästigen. Soweit so gut, aber das Unheil nimmt selbstverständlich früher oder später seinen Lauf. Es singt. Und zwar seinen großen Erfolgstitel „Heartbeat“.

Bis jetzt ist das ganze zwar für einen normalen Menschen erschütternd genug, aber nicht mehr als ein handelsübliches Konzertvideo, das man als Nicht-Kübi-Fan und Cineast mit Fug und Recht komplett ignorieren könnte. Alas, wir haben´s mit einem Spielfilm zu tun, demzufolge mindestens mit rudimentären Ansätzen einer Story. Weswegen wir in die Wohnstube einer Familie (oder? So richtig geklärt wird das nie werden, unterrichtet mit Future Doc) umschalten, die sich das irrsinnigerweise live in der Glotze übertragene Konzert mit standesgemäß entgleisten Gesichtszügen ansieht (erstens: so verzweifelt kann ja noch nicht mal RTL II sein, und zweitens: bei aller Liebe, aber es GIBT mehr als ein Fernsehprogramm). Balthasar, nach oberflächlicher Betrachtung der Vorstand der aus ihm noch aus den zwei „Teenagern“ Tom und Rieke bestehenden Sippschaft, gehört zweifellos nicht zu der Klientel, die bei DSDS immer schön die teuren Sondernummern der Deutschen Abzockcom gewählt haben, und schon gar nicht zugunsten unseres hiesigen Heros. „Armes Deutschland“, fällt Balthasar nämlich angesichts Daniels ekstatischer Performance nur noch (dafür aber völlig zutreffenderweis´) ein und stellt die entscheidende Frage, die ich vollumfänglich und besten Gewissens mit echtem Namen unterschreiben kann: „Und sowas wird berühmt?“ Die Junioren-Abteilung des Haushalts sieht´s ähnlich. Rieke tituliert das herumtobende Bühnenrumpelstilzchen als „Schlappschwanz“ und Tom, der sich ebenfalls nicht mit den magenkrampfauslösenden akustischen Tonfolgen anfreunden kann, die aus den Fischkistenboxen dröhnen, hat noch ´ne ganz andere Wissenslücke, die er geklärt haben möchte: „Was ist der eigentlich? Junge oder Mädchen?“ (So genau will ich das, schätze ich, gar nicht wissen). „Tot,“ düstert Balthasar, „mausetot“, und bekräftigt diese zum gegenwärtigen Zeitpunkt etwas optimistische Betrachtung der Dinge damit, mit einem Brotmesser o.ä. vor den Visagen der Teens herumzuwedeln. „Wenn´s nach EUCH geht“, fügt er erklärenderweise hinzu (hm. Whatever. Mir persönlich würde ja reichen, wenn der Typ ENDLICH AUFHÖREN WÜRDE ZU „SINGEN“).

Irgendeiner, macht sich Balthasar nämlich den Reim auf, * muss * die „Drecksarbeit“ machen und die Welt von ihren danielbedingten Leiden erlösen, allerdings halt auch nicht er selbst (feige Socke), sondern Tom und Rieke (ob da strafrechtliche Relevanz dahintersteckt? Die zwei fallen noch unters Jugendstrafrecht. Ich würde jetzt ja sogar noch was von „mildernden Umständen“ daherfaseln, aber dann heißt´s wieder, ich würde Gewalt gegen nervende Sangesstars legitimieren). „Bang-Bang, Ende, Finito“, setzt er den eifrig lauschenden Nachwuchskübihassern seinen dezidierten Plan auseinander.

Bis jetzt wäre das kein guter Film, aber zumindest einer mit einem ziemlichen straightforward-Approach. Küblböck-Hasser planen den Mord an Küblböck. Das muss man nicht unbedingt als Filmthema nehmen, kann man aber. Ulli Lommel ist aber nicht nur Filmemacher, sondern er ist auch deutscher Autorenfilmer und daher ein verquaster Künstler. Bzw. verquast ist er, für´n Künstler hält er sich. Und als Künstler und Autorenfilmer kann man ja unmöglich eine derart schlicht gestrickte Plotte auf das Videomaterial bannen.

Ergo schleicht ein schwarzer Mann (schwarz gekleidet, gelle) durch den weißen Winterwald und trägt dabei aus für uns gemeinen Dummzuschauer zunächst völlig undurchschaubaren Gründen ein silbernes Blechblasinstrument (irgendeine Art Horn. Fragt einen Instrumentenbauer nach Einzelheiten) spazieren (was mir ehrlich gesagt erst auffiel, als es ganz spät im Film thematisiert wurde, der Kerl, der noch extrem wichtig werden wird, was eingefleischte Fassbender-Haudegen schon daran erkennen werden, dass er von Ulli Lommel höchstgarselbst personifiziert wird, hat im Normalzustand nur einen funktionsfähigen Arm, wenn´s dem Script aber in den Kram passt, durchaus mal zwei. That´s Art, I suppose). Er stapft an den Ortsrand von Eggenfelden und hält einen silbrig funkelnden Gegenstand, der allen Ernstes (warum soll ich´s nicht verraten?) einen Zauberstab darstellt, in Richtung der Küblböck-Behausung. Wenn er denn meint…

Während Tom und Rieke sich daranmachen, ihre Attentatspläne in blutige Tat umzusetzen, leider aber keiner von ihnen daran gedacht hat, die dafür integral notwendige Pistole mitzunehmen, weswegen die Operation zum Beobachtungsausflug umfunktioniert wird, beantwortet Daniel im Kreise seiner Familie (seinem leibhaftig-echten Vater Günter, einem Rudel jüngerer Geschwister oder sonst wie mit ihm real verwandeter Blagen und einer professionellen Oma, will sagen, einer für diese Rolle angeheuerten Schauspielerin) seine reichhaltige Fanpost (naja, eine kleine Kiste pro Tag, für einen Superhypergigantostar jetzt auch nicht gerade sooo beeindruckend).

Analytischer Einschub (ich fürchte, ich werde heute recht viel von der Analyse schon in den Inhaltszusammenfassungsschmonzes stecken, anders komm ich der Thematik nicht ´bei): Ich muss drauf rumreiten, aber der Look des Films ist indiskutabel, auch für Ultra-Low-Budget. Die Szenen am Eßtisch der Familie Küblböck sehen auch nicht anders aus als hätte Familie Abroleit aus Clausthal-Zellerfeld ihre durchschnittliche Abendgestaltung per Aldi-Camcorder für 199 Euro für die Nachwelt festgehalten. Das mag man als großer Künstler für höchstmögliche Authenzität halten, ist aber für einen unbelasteten Zuschauer ungefähr genauso interessant wie die durchschnittliche Abendgestaltung der Familie Abroleit aus Clausthal-Zellerfeld. Ein paar, wie sag ich´s höflich, FILMISCHE MITTEL täten helfen. Ja, ich weiß, als Kübl-Fan wäre ich sicher hochgradig interessiert an einem authentischen Blick in das Familienleben meines Idols, aber da ist dann halt wieder der Haken, dass die Szene selbst fiktiv ist, weswegen der „dokumentarische“ Look Blödsinn ist. Einschub Ende.

Daniel studiert den ergreifenden Brief einer Mindestensmittfuffzigerin (das erwähnte Mama-Syndrom, nehme ich an), die (durch einen Einspieler, in dem wir der Mamsell beim Briefschreiben zusehen dürfen) zu Protokoll gibt, dass Daniels Musik sie davon abgehalten habe, ihrem armseligen Dasein ein Ende zu setzen (wer rechnet das gegen die auf, die durch seine Musik erst in den Selbstmord getrieben wurden?). Daniel wird nachdenklich, er erleidet eine Sinnkrise: „Die Verantwortung ist mir zu viel!“ Papa Kübi hält die Zeit ganz gewiß nicht für existentialistisch-philosophische Grundsatzdiskussionen gekommen, brandmarkt Daniels Selbstreflektion als „Schmarrn“ und empfiehlt vielmehr ultimativ, noch ein paar hundert Autogrammkarten zu unterschreiben (wat mutt, dat mutt). Die herzensgute Oma Kübi, sensitiv bis zum Steinerweichen, bietet sich an, als ehrenamtliche Unterschriftsfälscherin dem Enkel ein wenig von der schweren Starbürde abzunehmen (wenn das die Fanschar erfährt…). Ach, wenn der selige Opa Johann das alles noch hätt´ erleben können, der war nämlich auch Musikus (hint-hint) und hat auch „alle begeistert“ (dann hätte er dem Daniel ja schon mal was voraus. Eigentlich sogar zwei Sachen…).

Nicht alle Fanpost ist allerdings von der herzschmerzrührseligen Schmalzigkeit des soeben zitierten Beispiels, uns Daniel fischt (mit einem eher resigniert-sachlichen „wieder eine“) eine Morddrohung aus dem Postkorb. Papa schreit nach der Polizei, Oma nach ein paar Bodyguards mit gestählten Muskeln (hm, Eigeninteresse?), Dannyboy findet derlei Gedanken reichlich albern. „Du tust ihnen doch nix“, sülzt Omalein, „warum dieser sinnlose Hass?“ (Zählt akustische Körperverletzung denn gar nichts mehr? Von der Optik ganz zu schweigen). Andererseits – mit ´ner Oma wie der muss man ja blöd im Kopf werden, wie sich schon allein an folgender von ihr geäußerten genialistischen Gemme festmachen lässt: „So a Karriere wie vom Daniel gibt´s ganz selten, wenn überhaupt!“ (Wir lassen diese Satz vor unserem geistigen Ohr noch zwei-dreimal paroli laufen und begeben unseren Schädel dann ganz langsam in Tischplatten-Dengelposition). Damit nicht genug, Oma träumt schon von dem großen Durchbruch des Enkels als Star in Las Vegas (!). Ehe wir noch „darauf ham´ die Amis ganz bestimmt gewartet“ (und das hat nicht mal George Bush jr. verdient), stellt Daniel in einem Anfall unerwarteter Selbsterkenntnis das von ganz alleine fest: „In Amerika gibt´s bessere!“ (so an die 250 Millionen, spekuliere ich).

Indes hocken die Attentäter-in-spe in einem nahen Gebüsch und gehen ihre Möglichkeiten durch. Tom plädiert für einen Angriff aus der Ferne per Präzisionsgewehr, was Rieke aber für feige (immerhin) und zu wenig spektakulär befindet. Daniel übt dieweil die hohe Kunst des Gesangs, an der Akustischen begleitet von seinem Producer, und gibt eine ungefragte Unplugged-Version von „Teenage Tears“ zum besten, und zumindest bei Rieke ist der Titel stantepete Programm: „So was schreckliches hab ich noch nie gehört,“ stellt sie ohrengepeinigt fest (hm, Daniel ist auch LAUT. Sein Krächzen ist durch die geschlossenen Fenster deutlich genug zu vernehmen, um Tom und Rieke körperliche Schmerzen zu verursachen). In die Akustik-Darbietung werden aus mir völlig schleierhaften Gründen Aufnahmen eingeschnitten, in denen Daniel ein paar Tigerbabies beobachtet (bitte keine Tierquälerei!) und die miteinander spielen (die Tiger unter sich, nicht mit dem Sängerknaben, obwohl das manchem wegen des ungewissen Ausgangs einer solchen Balgerei vielleicht lieber wäre). Mr. Producerman ist völlig hin und weg von der Performance seines Schützlings, allerdings nur solang, bis er die ungebetenen Zaungäste jenseits des Vorgartens im Unterholz erspäht. Es gelingt dem Produzenten, unsere Möchtegernmörder durch heftiges Augenrollen und dezentes Zurufen (immer noch durch das geschlossene offenbar Nicht-Iso-Fenster) couragiert zu vertreiben. „Das mit den Tönen kriegen wir schon hin“, resümmiert er zufrieden die Trainingsstunde (na, wenigstens gibt er zu, dass zur Perfektion noch ein gewisser Weg zurückzulegen ist. So quasi der komplette).

Bei Killers zu Hause. Tom schreibt einen neuen Drohbrief und warnt Daniel darin, dass dessen neu gefundene Liebe zu Tigern (woher weiß der nu davon?) ihm auch nix nützen werde. „Wir“, gemeint sind also er und Rieke, wohnen nahe Passau, wo Daniel sein Tourabschlusskonzert geben wird und dort wollen sie „dem Trauerspiel ein Ende bereiten“ (warum so lange warten?).

Dieweil ereignet sich rätselhaftes (ähm) auf einem Friedhof. Nein, die Toten erheben sich nicht aus ihren Gräbern, weil sie von Daniels schrägen Tönen erweckt worden sind (obwohl das vermutlich ein lustigerer Film geworden wäre). Unser mysteriöser Hornist (derzeit ohne Horn) stapft durch die Gräber und encountered Balthasar, der sich an einer Grabstätte zu schaffen macht (an wessen und warum er dies tut, ist ein Geheimnis, das Ulli Lommel mit in seine eigene nehmen wird). Balthasar kommt der seltsame Kerl latent bekannt vor. Der Große Unbekannte leistet Schützenhilfe: „München, Oktoberfest, 1965!“ „Johnny?“, spekuliert Balthasar ins Blaue (man kann sich ja nun auch wirklich an nicht JEDEN Saufkumpan, mit dem man vor 40 Jahren mal ´ne Maß oder neun eingelötet hat, erinnern), aber nö, das kann ja nicht sein, der ist ja schon lange hinüber. Der Unbekannte behauptet trotzdem, eben dieser Johnny zu sein und spricht eine konkrete Drohung aus: Sollten Balthasar oder einer seiner Jünger Daniel auch nur ein Nasenhaar krümmen, bekommen sie´s mit ihm zu tun. Balthasar sieht die Angelegenheit relativ lässig – Johnny ist seit 30 Jahren tot und demzufolge nach seiner bescheidenen Ansicht kaum in der Lage, derlei Drohungen konkrete Taten folgen zu lassen. Johnny weist darauf hin, dass die vernachlässigenswerte Tatsache, ein Geist zu sein (huffza) ihn keinesfalls davon abhalten würde, Daniel zu beschützen (und damit wir auch gleich begreifen, dass Johnny kein hergelaufener Spinner oder durchgeknallter deutscher Autorenfilmer, sondern wirklich ein echter positiver Geist ist, bauen wir einen kurzen Flashback ein, in dem Johnny mit einer sechsjährigen Daniel-Ausgabe, gemimt von einem minderjährigen Angehörigen des Lommel-Clans, mit seinem Horn [dem Blasinstrument. MUSIK, capisce? Nicht, was Ihr schon wieder denkt] herumalbert und dem Kurzen den wundervollen Rat auf den weiteren Lebensweg gibt, einfach „zu träumen. Der Rest ergibt sich“. Sicher eine verantwortungsvolle Message für die Jugend von heute. Der junge Daniel quittiert diese Äußerung mit epileptischem Rumgehüpfe, begleitet von gar mystischem native american chanting. Ich bin mir bereits jetzt ziemlich sicher, dass ich Ulli Lommel noch abgrundtiefer hasse als Daniel Küblböck).

Balthasar beendet die Rückblickerei, indem er Johnny vorhält, dass es Millionen Menschen gäbe, die Küblböck hassen würden (nicht gänzlich alle, möchte ich mal meinen, würden den guten Daniel deswegen aber gleich zu einem Fall für die Pathologie machen). „Kennst du Petra?“, fragt Johnny entwaffnend. Balthasar kann ja nun wirklich alles und jeden kennen und verneint wahrheitsgemäß. Siehste, bätscht Johnny, als hätte er damit jetzt irgendeinen, wie auch immer gearteten Punkt gemacht und damit einen wertvollen Sieg davongetragen, schließlich sei „Liebe unbesiegbar“. Sichtlich beschwingt hüpft Johnny von hinnen und hinterlässt nicht nur einen eher ratlosen Balthasar, der schätzungsweise überlegt, welche Medikamente er dringend absetzen sollte, sondern auch einen ebenso irritierten Zuschauer (und zumindest DIESER überlegt sich, ob er irgendwelche Medikamente zu sich nehmen sollte. Vielleicht macht der Schmarrn ja auf Chemie Sinn).

Na gut, wenigstens löst der Film unmittelbar auf, wer oder was Petra ist (abgesehen von meiner Ex-Freundin, und dass die gemeint ist, möchte ich dann doch dezent bezweifeln). Petra ist die Teenage-Enkelin des knurrigen Eggenfelder Kaffeehausbesitzers Winter (verkörpert von Peter Schamoni) und hat mit ihrem Opilein den ein oder anderen Strauß auszufechten, was die musikalische Beschallung der Tortenstube angeht. Nicht unbedingt überraschend belästigt Petra die Gäste des Etablissements mit Nonstop-Küblböck, was Opa Winter mächtig auf die Sachertorte geht (kann man ja auch irgendwo verstehen. Abgesehen davon ist das immer noch SEIN Laden, und da schafft der Chef halt an, auch wenn er der Opa ist). Petra trägt sich mit dem Gedanken, das Konzert in Passau mit ihrer körperlichen Anwesenheit zu beehren, was Opa streng verbietet – dieser „Hampelmann“, „das armselige Würstchen“ soll an seiner Tochter nicht mehr Geld verdienen als nicht mehr zu verhindern ist. Frau Selig, Stammkundin des Cafés und offenkundig Vorsitzende des lokalen Vereins zur Bekämpfung entarteter Kunst haut in die gleiche Kerbe und sieht bereits den kulturellen Untergang des Abendlandes am Horizont (liebe Frau Selig, ich mag den Kerl ja auch nicht, aber für den Untergang des Abendlandes ist weniger Daniel K. zuständig als vielmehr Sweety, Schnappi und der bekloppte Frosch. Wobei, hat eigentlich schon jemand Daniel und den Crazy Frog zusammen gesehen? Ich meine, Aussehen, Stimme, Bewegungen… das ist verdächtig) Opas entzündetes Glasauge richtet sich entsetzt-aufgerissen auf den von Petra sichtlich nicht unauffällig genug angebrachten Küblböck-Wandkalender. „Ein ganzes Jahr dieser Kerl? Unmöglich!“ Da leistet der Herzschrittmacher Überstunden…

Zeit für eine Parallelmontage mit Musik, oder? Eben. Und so zeigt man uns, wie sich simultan Petra für nichts spezielles aufbrezelt (ich hatte ernstlich erwartet, dass es irgendeinen SINN hat, warum man uns Petra beim Make-up-Auflegen zeigt, aber den Punkt vergisst Lommel noch * während * der Montage) und Daniel sich die Zähne schrubbt, die Haare wäscht und seinen Fön als „Mikrofön“ (höhö) benutzt, um die erbauliche Weise „Man on the moon“ zu schmettern. Mit Daniel gehen die Pferde soweit durch, dass er sich aus dem Badezimmer in den Garten beamt und dort durch den Schnee tollt, als wäre er ungefähr drei. Die Post-Production fährt alle Geschütze auf und verfremdet einige dieser Shots digital (oder sie sind einfach überbelichtet… egal, was nun zutrifft, es sieht beides so, pardon my french, scheiße aus wie in einem hingerotzten Splatteramateurfilm) und zeigt einige in ach-so-künstlerischem schwarz-weiß for no particular reason (ich schätze, „because we can“).

Okay, Butter bei de Fische, Küblböck-Fans, meldet Euch. Wer von Euch, der älter ist als zwölf (maximal vierzehn) schnippelt tatsächlich alle Kübi-Fotos aus der BRAVO aus und klebt daraus Collagen? Das macht zumindest Petra, und die hätte ich jetzt so für ungefähr 15-16 gehalten (und ergo zu reif für solchen Schmu). Naja, ihr Fanbrief, den sie kritzelt, liegt sprachlich auch eher auf dem intellektuellen Niveau eines Viertklässlers. Sie teilt ihrem Idol mit, dass ihr Opa das bewusste Café betreibt und sie es ganz doll finden würde, wenn der Daniel doch mal dort vorbeischauen würde (was Opa davon hält, ist ihr wurst. Kann man für den Daniel nur hoffen, dass Opa sein Stumrgewehr aus´m WK-Zwo nicht noch unter der Theke aufbewahrt). Die arme Petra hat keine Eltern mehr und „meine Oma ist auch schon im Himmel“ (HIMMEL HILF! Bitte, welcher Teenager, der eine weiterführende als die Baumschule besucht, verwendet noch solche Formulierungen? Das trau ich nicht mal den letzten bayerischen Hinterwäldlern zu), und so ziemlich die einzige Freude in ihrem tristen Dasein ist Daniels Musik (das ist wirklich trostlos). Petra verbleibt mit besten Wünschen für viel positive Energie. Mir wird schlecht.

Schlecht ist offenbar auch Balthasar, der macht seine wie-auch-immer-zu-ihm-in-Beziehung-stehenden Disciples Tom und Rieke ordentlich rund, weil der Ätherversucher K. immer noch atmet. „Seid ihr am Ende Fans geworden?“ Solchen schändlichen Verdacht weist Tom mit allen ihm zur Verfügung stehenden Kräften zurück – er lauere vielmehr auf die Gelegenheit zu einer wirklich spektakulären Tat (eh, wollte er nicht vorhin noch aus der Distanz zuschlagen?). Na, da hat Balthasar doch die Top-Idee, das Konzert in Passau (waren wir soweit nicht schon?). Genau, da ballern wir ihn um, und zwar aus der ersten Reihe, freuen sich Tom und Rieke schon mal prophylaktisch diverse Arme und Beine ab. „Ihr werdet noch berühmter als die Superstars“, grinst Balthasar teuflisch (jaja, die kommen gleich nach Mickey und Mallory, die zwei).

Daniel sieht sich indes in Begleitung seiner Oma den Hänseleien einiger Vertreter der Küblböck-skeptischen Eggenfeldener Dorfjugend ausgesetzt. Daniel reagiert kindsköpfig mit rausgestreckter Zunge und ähnlich hochwertig-eloquenten Kontern und bezeichnet seine Beleidiger als „Schweinebacken“ (aber erst, nachdem sie außer Sichtweite sind). Macht nix, Daddy hat gute Nachrichten. Hollywood (!!!) interessiert sich angeblich für das deutsche Phänomen und hat Daniel für einen Screentest angefordert (ach Leute, das kann doch nicht mal mehr ein Die-Hard-Kübi-Fan glauben wollen) und auch Las Vegas sei interessiert (suchen die noch Tigerfutter für Siegfried & Roy?).

Und schon sind wir beim Screentest, der, seeehr hollywoodmässig, in einem Etablissemang durchgeführt wird, das irgendwie wie eine Mischung aus Dorfjugendklub, geräumiger Garage und Sporthalle aussieht und für den sich ungefähr ein Dutzend kreischender Kübi-Fans als Entourage eingefunden hat (? Woher wissen die das nu wieder?). Papa Küblböck wird zu seiner Verblüffung für einen EIGENEN Screentest ein echtes Elvis-Kostüm aufoktroyiert. Ein Mädel namens Marie (wir brauchen ja ganz dringend noch neue Charaktere, weil wir mit den vorhandenen ja schon so viel tolle Sachen anstellen) stellt Daniel die doofe Frage des Jahres: „Was machst du hier?“ (Wenn sie DAS nicht weiß, frage ICH mich, was SIE hier tut). „Einen Screentest“, antwortet Daniel korrekt und erntet dafür die zweitdööfste Frage des Jahres: „Wofür?“ (AAARGH! Vermutlich, um damit den Gurkenlaster zu reparieren, du blöde Kuh!) Die Frage, ob er denn keine Angst habe, dass sie ihn umbringen könnte, ist womöglich berechtigter, aber natürlich besteht keine Gefahr, denn Daniel habe ihrem Vater das Leben gerettet! Davon weiß unser Supersänger nun eher weniger, weswegen Marie erklärt. Ihr Vater sei am Absaufen gewesen, dann aber sei ihm Daniel als Engel erschienen (!! Was allerdings streng genommen noch nicht befriedigend ausführt, wie das speziell Maries Vater nun am Ertrinken gehindert hat. Okay, man KÖNNTE spekulieren, dass jemand, der im Angesicht des Todes zu realisieren glaubt, dass das Paradies von Gesellen wie dem Kübi bevölkert wird, noch mal die aller-aller-allerletzten Reserven mobilisiert und sichere Gestade anschwimmt).

Balthasar konditioniert dieweil Rieke – bis zum Tag X soll sie Daniel aus nächster Nähe beobachten und dabei den absoluten Superfan mimen (das ist übrigens ein Plotpunkt für´s Totalnirvana, der führt nun sowas von nirgendwohin, dass er schon fast ein schwarzes Loch im Script ist). Im übrigen sei Daniel eine „lächerliche Eintagsfliege“ und eine „Vogelscheuche“ (verdammt, der Film zählt wirklich so jede freundschaftliche Beleidigung auf, die mir für den Kübi einfällt).

Nun aber wirklich der Screentest. „Ich bin Daniel Küblböck aus Eggenfelden“, setzt Daniel an, wird aber von den Hollywood-Produzenten (auf englisch und französisch) gebeten, seinen Rhabarber en anglais von sich zu geben. „My name is Daniel Küblböck from Bavaria“, übersetzt Daniel seine Vorstellung. Marie stört die Aufnahme durch sachdienliche Ratschläge an den nervösen Daniel und die Produzenten stellen verdammt blöde Fragen: „Can you be a hero?“ „Ich bin kein Indiana Jones“, hüstelt Daniel (hey, die zweite realistische Selbsteinschätzung in diesem Film). Marie blökt wieder dazwischen, dass Daniel einfach er selbst bleiben solle. Was leider Gottes daraus hinausläuft, dass er uns eine kleine Weise vorsingen muss („Do you believe in miracles?“) Sicherlich von Herrn Lommel logisch-rational begründbar werden in diesen gar wunderbaren Song (Ironie usw.) ein paar Aufnahmen vom Walk of Fame in L.A. eingestreut – ein schlechter Jacko-Imitator moonwalkt vor ungefähr drei leidlich beeindruckten Touristen (?). Der Hollywood-Oberproduzent schlägt schwer berührt einen Filmdeal und eine Las-Vegas-Show vor. Daniel sieht vor seinem geistigen Auge schon den eigenen Stern auf dem Hollywood Boulevard (jetzt werd´ nicht übermütig, Junge).

Zu den Dingen, die mir der Lommels Ulli gelegentlich mal per e-mail erklären kann, wenn er denn mag, gehört, warum bei diesem Screentest scheinbar jeder Hinz und Kunz ein- und ausgehen kann. Vor Ort ist nämlich auch Balthasar (okay, dazu habe ich eine Theorie, die ich, wenn ich das bis morgen nicht vergessen habe, in der Analyse ausführen werde) und abgesehen davon auch ein wneig amüsiert: „Daniel in der Löwengrube“, grinst er ohne speziellen Bezug zur aktuellen Situation. Johnny ist aber auch anwesend (gut, der ist ein Geist und kann das) und gibt Kontra: „Ich hätte Lust, dich in eine Kakerlake zu verwandeln!“ „Tu´s doch“, grient Balthasar, hat aber die Rechnung ohne den Wirt gemacht, denn Johnny tut, wie ihm empfohlen. Za-hack, ist Balthasar nur noch eine sprechende Schabe (wer braucht Spezialeffekte? Und, ach ja, NGRGHHGH! Sagt mir, dass ich diesen Film nur träume. Das KANN doch niemand, ähm, ernst gemeint haben). Findet Balthasar nun doch nicht so toll und wünscht empört sofortige Rücktransformierung in bipedal-humanoide Gestalt (albeit not in those words). Johnny verlangt hierfür aber das Zauberwort. „Na gut“, grummelt die Balthasar-Schabe, „Ich bin ein Star – holt mich hier raus!“ (Ich überlege immer noch, ob ich das jetzt für einen gelungenen Witz halte oder nicht). Puff, Balthasar ist wieder menschlich. Meine Fresse. Dieser Lommel… der hat ´nen Triller unter´m Pony.

Was machen eigentlich Petra und Opa Winter? Mal wieder über die Mucke im Café, eh, diskutieren. Opa spricht gerade ein Machtwort, als ihm wieder einmal beinahe die Gallensteine explodieren. Wer entert da unerwarterweise die Konditorei und matscht mit bloßem Gichtfinger in allen Torten der Auslage herum? Des Oheims musikalische Nemesis persönlich. Nicht nur Opa ist entgeistert, auch Frau Selig, die dem Tortenbetatscher die ein oder andere „Watsch´n“ an die Backe wünscht (Opa würde es bei der Polizei belassen). Durch solch plumpe Anfeindungen lässt sich unser positiver Energist aber doch überhaupt nicht an den Karren fahren – „ich kaufe alle fünf“, strahlt er Petra an. Opa will sein Veto einlegen (okay, schlechte Musik ist schlechte Musik, schlechte Manieren sind schlechte Manieren, aber fünf verkaufte Torten sind fünf verkaufte Torten!), jedoch die Enkelin hat schon die Summe ausgerechnet: 35 Euro (klingt billig für fünf Torten), und wenn Daniel ihr ein Autogramm gibt, leiht sie ihm die Kohle sogar (ächz. Hat Herr Superstar nix im Geldbeutel? Scheiß-Knebelverträge…) Ob Petra auch zum Konzert nach Passau kommt? Ei freilich, hofft sie. Nix, insistiert Opa. Daniel schiebt lässig zwei Freikarten über den Tresen. Opa mag weitere Widerworte sprechen, wird aber von Petra knallhart unter dem Argument, in einem Verkaufsgespräch mit einem Kunden zu stecken, abserviert. Daniel klemmt sich die Torten unter den Arm und haut ab, Opa unterhält die Gäste seines Cafés mit einer Küblböck-spastic-dancing-Impersonation (?).

Als nächstes verblüfft uns der Film mit der Darbietung einiger Highlight-Szenen aus Ich bin ein Star – holt mich hier raus (wir erinnern uns, der arme arme Daniel wurde von seinen Fans, die offenbar das Prinzip des Dschungelcamps nicht ganz begriffen hatten [andererseits waren die vermutlich so durch DSDS verblödet, dass sie immer, wenn sie den Namen „Daniel Küblböck“ neben einer Telefonnummer sahen, sofort tausendmal anriefen], für so ziemlich jede erreichbare Ekel-Aufgabe erwählt). Nicht gänzlich unclevererweise gestalten diese Clips einen Alptraum des in seiner sehr kinderzimmerigen Schlafstube ratzenden Daniels. Ist es sein letzter Alptraum? Denn da schleicht eine Gestalt durch Garten und Haus, als wär sie Michael Myers auf der Suche nach einem noch lebenden Verwandten und hat auch ein fettes Konditormesser in der Hand… Opa Winter! Keine Angst, kein unerwarteter Plottwist, auch der sich psychopathenmässig auf Daniel stürzende rüstige Bäckermeister ist nur ein gar grausliger Nachtmahr. Aber immerhin so heftig, dass Daniel ganz schrecklich verängstigt aufwacht. Unser Held hat eindeutig issues.

Ab nach Passau, wo das bewusste letzte Konzert der Tour auf dem Programm steht und sich die Besuchermassen auf die Plätze schieben. Opa Winter, der es sich nicht nehmen lässt, die vom Star verehrte zweite Freikarte höchstpersönlich zu verprassen, vermutlich, nur um Daniel zu schädigen, springt angesichts des wüsten Angebots an Kübi-Devotionalien am Merchandising-Stand (inklusive einer, äärks, sprechenden Daniel-sort-of-Plüschpuppe [gibt´s sowas WIRKLICH? Ohmygod…]) mal wieder der Draht aus der Mütze. Rieke und Tom mischen sich ebenfalls unters Volk, Opa Winter geht kurz und bedeutungslos für unsere, äh, Geschichte, seiner Enkelin verlustig. Ehe wir uns versehen, ist Petra wieder da und kann vom Opa knallharten Wissensfragen unterzogen werden: „Ist das jetzt Pop- oder Rockmusik?“ „Es ist Küblböck“, informiert Petra (der braucht auch wirklich seine eigene Schublade und MEINE Antwort auf diese Frage wäre etwas, ähm, blumiger ausgefallen).

Backstage hat Daniel eine Erscheinung – klar, es ist Johnny. Der Superstar ist weniger überrascht als man denkt, wenn ein Geist in der Garderobe auftaucht, sondern fragt, ob er denn etwas falsch gemacht habe, schließlich habe sich Johnny seit ewigen Zeiten nicht mehr blicken lassen. „Ich war immer da“, sülzt Johnny. Wenn man schon mal einen Vertreter der spirituellen Welt greifbar hat, kann man ihn ja mal ein wenig ausquetschen, denkt sich Daniel und hakt nach, ob vielleicht Johnny weiß, warum „alle mich hassen“. Johnny erinnert den Zweifler an seine Legionen treuer Fans, die „stolz“ auf ihn wären, wie der Geisteropa übrigens auch. Und weil Daniel jetzt 18 ist, wird´s Zeit für(Zitat) den Zauberlehrling, ein echter Zauberer zu werden (Zitatende. Ich kommentier das jetzt gar nicht mehr bissig, genauso gut kann man Pudding an die Wand nageln). Aus mir nicht ganz nachvollziehbaren Gründen kommt Daniel anhand dieser Ansprache zum Schluss, bei seinen Prüfungen versagt zu haben. Johnny rollt mit den Augen – das Dschungelcamp, das war doch keine „Prüfung“, das war SPASS [Hausmeister Krause] Sischa, sischa! [/Hausmeister Krause]. Jetzt beginnt der Ernst des Lebens, jetzt muss uns Daniel zeigen, was in ihm steckt (für Schnaas wär das jetzt sicher eine willkommene Ausrede, Daniel den Wanst aufzuschneiden und die Eingeweide rauszuholen. „Was in ihm steckt“. Hähä. Verdammt, ich werde langsam wie Kaya Yanar und erklär meine Witze). Daniel packt die Furcht, dass etwas ganz furchtbar schlimmes passieren könnte. Johnny schweigt hingebungs- und bedeutungsvoll, was den armen Daniel jetzt nicht gerade extrem beruhigt: „Muss ich bald sterben?“ Johnny antwortet mit einigen dumpfen Allgemeinplätzen – wenn Daniel an sich glaubt, kann nichts passieren (würde mich jetzt auch nicht in Sicherheit wiegen). Und das, was passiert, passiert dann, wenn „du am wenigsten darauf vorbereitet bist“. Na dann.

Shoooowtime… das Publikum rast und tobt, und dem schreibenden Doc zerspringt gerade das Brillenglas. Dieses Outfit… ein grün-weiß längsgestreiftes Sakko mit grün-weißem Hut, wuaaäh. Damit kann man maximal die Farben an seinem Fernseher nachregeln, aber freiwillig hinschauen, das gibt ja Sehnerventzündungen. Petra lächelt auf ihrem Sitzplatz (also weit weg von der Bühne, da ist nämlich ein Stehplatzbereich ´vor) verzückt-debil-lobotomisiert vor sich hin, ebenso Marie ein paar Plätze weiter. Während Opa Winter durch erste rhythmische Zuckungen andeutet, die Musik des Maestros nicht mehr per se für ungenießbar zu halten, drängelt Rieke ihren Tom, doch endlich den finalen Rettungsschuss anzubieten. Tom kann sich aber nicht überwinden – die in Sachen Gewaltanwendung offenbar weniger zimperliche Rieke nervt und drängelt, doch Tims Zeigefinger will sich einfach nicht um den Trigger krümmen.

Daniel hat sich inzwischen ein vielleicht sechsjähriges Mädchen mit zahnlosem Grinsen auf die Bühne schleifen lassen und singt dem verständnislos-doof kuckenden Opfer fieserweise das Lied vom „Little Satellite“ vor (das ist ein ganz besonders schlimmer Song, alldieweil Daniel dort andeutungsweise, äh, „rappt“). Rieke hat von den Zögerlichkeiten ihres Kumpels die Nase voll, bemächtigt sich der Wumme und schleicht nach Backstage, wo sie in Daniels Garderobe dem Sangesmann während eines Kostümwechsels (danke dafür) auflauert (hm, gibt´s für solche Fälle normalerweise nicht ´ne Security oder zumindest mächtig wichtige hirnamputierte Kleiderschränke in schwarzen T-Shirts und/oder Bomberjacken, auf denen „SKI Althoff“ oder ähnlich werbewirksames steht?). Anstatt ihren persönlichen Intimfeind nun einfach über den Haufen zu schießen und die Sache damit bewenden zu lassen, hasselt sie ihn mit vorgehaltener Bleispritze hinfort (ich dachte, die Sache soll „spektakulär“ werden?). Wider Erwarten wird tatsächlich recht schnell bemerkt, dass der Star ein Luftloch hinterlassen hat, was allerdings niemanden zu Aktivitäten veranlassen würde, die über ein paar „gleich geht´s weiter“-Ansagen auf der Bühne und ein Instrumental-Programm der hierfür wahrscheinlich höchst dankbaren Band hinausgehen. Rieke dirigiert den Daniel (ausgesprochen dooferweise) in ihre Wohnstube, reicht ihm ein paar Beleidigungen ein und kündigt baldige Exekution an: „Dein letztes Stündlein hat geschlagen!“ Dieweil der Küblböck-Clan in der Konzerthalle dumme Gesichter macht, ruft Rieke Tom an und lässt ihre Geisel (selbstredend unbewacht und theoretisch durch nichts an einem Fluchtversuch gehindert) als Häufchen Elend am Küchentisch sitzen. Diese günstige Gelegenheit nutzt Johnny zu einem Aufmunterungsbesuch.

Daniel bekundet, Angst zu haben, worauf Johnny energisch daran erinnert, dass er ihm ja mal vor 12 Jahren rzählt habe, nie Angst haben zu müssen (ich glaube nicht, dass Johnny damals an Entführungs- und Mordszenarien gedacht hat, aber wenn´s der Sache dient). „Mein Papa macht sich bestimmt Sorgen“, greint Daniel. Johnny tät sich vermutlich am liebsten mit der flachen Hand auf die Stirn kloppen, belässt es aber bei dem verbalen Hinweis, dass es jetzt nicht um Papa Kübi, sondern um Sohn Kübi und die zu bestehende Prüfung geht! „Ich hasse diese Leute“, blökt Daniel und kommt bei seinem Geisteropa damit an den ganz falschen: „Du DARFST nicht hassen“, schimpft Johnny und bereitet sich, da sein Enkel völlig los- und aufgelöst vor sich hinheult, auf eine persönlich-menschliche Enttäuschung ersten Ranges vor. Rieke hat von der Unterhaltung immerhin 50 Prozent mitgehört, fragt sich, mit wem ihr Gefangener da so melodramatisch quatscht und spekuliert, dass Daniel einen mittelprächtrigen Dachschaden sein Eigen nennen könnte. Wow. Das ist schon großes intensives Psychodrama. Bringt vielleicht irgendjemand irgendjemanden um? Ich bin nicht mehr wählerisch.

In der Konzerthalle gibt´s erste Unmutsäußerungen und Petra spürt, dass irgendwas faul in der Dreiflüssestadt riecht. Sie fordert ihren Opa daher ultimativ auf, mit ihr gen Backstage zu pilgern (das stellt bekanntlich kein Problem in dieser Halle dar), um mit dem durch Bühnenabwesenheit glänzenden Star zu kommunizieren. Opa wundert sich über derartiges Engagement, muss aber zugeben, dass Küblböck immerhin besser als Heino sei (okay, das ist für mich jetzt so ungefähr die Wahl zwischen Pest und Cholera, aber lassen wir´s mal so stehen). Tatsächlich greift der Winter-Trupp den irgendwo herumscharwenzelnden Papa Kübi auf und bietet unaufgefordert unspezifizierte Hilfe an (und Opa Winter tut sehr überzeugend so, als sei er schon seit Ewigkeiten Daniels ganz spezieller Busenkumpel und offizieller Tortenlieferant). Das Hilfsansinnen wird freundlich, aber bestimmt zurückgewiesen, denn wo kein Daniel, da auch nichts zu helfen.

Mittlerweile ist auch Balthasar im Heim der Killer und Entführer aufgeschlagen, macht aber sofort deutlich, dass er an der Ausführung des Plans rein persönlich unbeteiligt bleiben wird („Ihr wollt doch berühmt werden?“). Tom plagen sowohl Zweifel an den hehren Ambitionen seines Gebieters als auch an der Todeswürdigkeit des Gefangenen: „Der hat was, an dem ist was dran!“ (Was bitte schön? Könnte Monsieur Tom das eventuell präzisieren? Noch hockt der Knabe ausschließlich mit verheulten Augen an eurem Tisch rum und flennt).

Dieweil in der Halle die Stimmung feindselig zu werden droht, wollen Rieke und Tom zur Hinrichtung schreiten. Als ungeübte Killer fehlt ihnen allerdings das Mütchen, ihr Opfer von Angesicht zu Angesicht zu plätten, deswegen möge selbiges sich doch bitte umdrehen (was Tom noch zum Akt der Gnade zu stilisieren versucht). Tom will die Exekution übernehmen, Rieke soll´s mit dem Camcorder (hey, womit dreht ihr dann diese Szene? Ihr habt doch keine zwei von der Sorte…) aufnehmen. Rieke, dem entschlosseneren Part des mörderischen Doppels, dauert aber Toms Herumgefummel am Schießprügel zu lane, weswegen ein Funktionstausch vorgenommen wird und Rieke ihrem Tommyboy noch reinreichen kann, ein Feigling und Versager zu sein. Peinlicherweise stellt sich Tom bei der Bedienung der Videokamera nur unwesentlich geschickter an als mit der Knarre. Um die plötzlich auftretende Konversationslücke zu füllen, packt Daniel sein Strahlemannlächeln und seinen patentierten Charme (der Menschen wie mich mühelos in die Flucht schlagen kann) aus und beginnt unverlangt seine ergreifende Lebensgeschichte zu rezitieren (nein, jetzt bitte nicht noch eine Lesung aus seiner Autobiographie). Tom fühlt sich emotional berührt und findet sogar gewisse Gemeinsamkeiten (wo Daniel unter seiner bösen Mama litt, hat Tom einen nicht minder garstigen Stiefvater zu bieten, der dem armen Burschen das Gitarrenspielen verboten hat). Rieke kämpft mit der „klemmenden“ Pistole (vielleicht hättet ihr das Teil mal ausprobieren sollen), während Tom und Daniel angeregt quatschen. „Ihr könntet auch so singen und tanzen (wie er), wenn ihr wollt“, strahlt Daniel (das kann jeder, den man an eine Starkstromleitung anschließt. Where´s the art in that?). Rieke fällt beinahe in Ohnmacht und Tom plädiert dafür, dem Todeskandidaten vielleicht doch noch eine Chance einzuräumen. Die Wankelmütigkeit ihres Gefährten geht Rieke nun endgültig auf den Zeiger, she´s outta here und empfiehlt Tom, seinen Scheiß alleine zu machen, wünscht allerdings zuvor noch einen TV-Tipp für´s Abendprogramm. „Deutschland sucht den SuPerstar“, empfiehlt Daniel schelmisch und vertreibt Rieke damit endgültig.

Erster Punktsieg für Daniel, denn Tom ist sogar uns Kübi an Intellekt und Einfallsreichtum überlegen. Zumal Tom wider besseres Wissen und ohne das Kind beim Namen zu nennen einräumt, dass ihm „das eine Lied“ gar nicht mal so übel gefällt (was´n Idiot). Daniel schlägt einen Deal vor: Tom lässt ihn gehen, dafür verpfeift Daniel ihn nicht. Tom katalogisiert diesen Vorschlag unter „lächerlich“. Die Alternativen bestehen laut Daniel darin, dass Tom ihn umbringt oder sich selbst vom Acker macht (eh, der wohnt hier, oder?). Tom begrübelt das moralische Dilemma und erleidet einen spontanen Nervenzusammenbruch: „Ich bin das größte Arschloch!“ (Ich möchte ihm nur ungern widersprechen). „Aus mir wird nie was!“ (Auch da bin ich hundertprozentig hinter ihm). „Das hat schon mein Stiefvater gesagt und er hatte Recht!“ (Ein weiser Mann, der Herr Stepdad). Und schon heult Tom wie der berühmte Schloßhund. „Jungs dürfen weinen“, unterrichtet ihn Dipl-Psych. D. Küblböck sanft und tröstend (bitte keine Homoerotik hier, der Film ist ab 6!). „Bitte hau ab“, fleht Tom, macht aber statt dessen selbst in fortgeschritten verwirrtem Zustand die Biege. Daniel strahlt sein Honigkuchenpferdstrahlen und macht sich vom Acker.

Scheint zu Fuß nicht zu weit zur Konzerthalle zu sein (für´n Taxi hat der Herr Star doch bestimmt wieder kein Kleingeld), jedenfalls läuft Daniel dort ohne weiteres auf und seiner Entourage über den Weg. „Spinnst du?“ ist nun nicht die allerherzlichste Begrüßung, die ich mir ausdenken könnte, nichtsdestoweniger aber die, die Papa K. seinem Filius um die Ohren haut. Daniel hat keine Zeit für Erklärungen, stürmt auf die Bühne und gibt seinen Gassenhauser „Rock´n´Roll Hero“ (jaaa klar) zum besten, mit begeisterungsstürmenden Resultaten (Petra sitzt wieder mit ihrem behämmerten Grinsen im Publikum und ist ganz hin + mit, äh, weg). Könnte theoretisch schon Happy-End-tauglich sein, aber so viel Glück haben wir selbstverständlich nicht – 20 Minuten stehen uns noch bevor…

Daniel findet nach der Show in seiner Garderobe eine Schwanensee-Spieluhr (mit der hat Johnny vorhin schon mal gespielt, hab ich vergessen zu erwähnen. Ist sicher sehr symbolisch für dieses oder jenes), die Fans wandern zufrieden nach Hause und Johnny stapft durch den verschneiten Wald. Petra schreibt ihrem Helden einen weiteren Fanbrief und gibt zu Protokoll, dass auch Opa jetzt ein Fan sei und sich „wie ein Teenager“ verhalte (als ob das was GUTES wäre). Der alte Konditormeister muss, als er seine Enkelin zu Bett bringt, zugeben: „Positive Energie ist besser als negative!“ (Eine weise Erkenntnis). Petra träumt von Daniel, wie er „Teenage Tears“ singt (das klassifiziert sich ohne weiteres als nächste Alptraumsequenz).

Johnny macht Daniel seine neuerliche Aufwartung und wird gleich mal von der Seite angemacht: „Und wo ist MEIN Weihnachtsgeschenk?“ Johnny ist bestürzt. „Seit wann denkst du an dich?“ (Ah ja, Daniel K., der selbstlose Wohltäter, der das alles nur für uns tut). Daniel macht die Rechnung auf, da er a) noch lebt dadurch b) die Prüfung bestanden habe. Denkfehler, weist Johnny zurecht, da wären noch Tim und Rieke. „Ich soll DENEN was schenken?“, echauffiert sich Daniel meines Erachtens nicht völlig zu Unrecht. „Jetzt seid ihr doch Freunde“, behauptet Johnny ohne rot zu werden (eh, hallo? Maximal ist Daniel von Tom nicht in totalem Unfrieden geschieden, aber mit Rieke gab´s doch überhaupt keine Bekehrung). Das geht Daniel nun doch ein bißchen zu weit, aber Johnny, being a ghost and stuff, duldet keinen Widerspruch. Daniel hat Tim und Rieke sofort und auf der Stelle seine Gitarre zu schenken (naja, vielleicht singen die zwei ja besser…). „Niemals“, krakeelt Daniel. Tja, dann wird der kleine Zauberlehrling halt ein solcher bleiben, seufzt Johnny.

Das will uns Daniel jetzt aber auch wieder nicht und steht darum kurz danach in einem weiteren nur als „abartig“ zu bezeichnenden Outfit (dieser Mantel! Diese Mütze!) vor der Tür seiner verblüfften Entführung. Eine Gitarren-in-die-Hand-Drückung später rocken die drei schon wie die Bekloppten durch den Garten, als wären sie schon immer ein Herz und eine Seele gewesen (akustische Belästigung zu dieser Szene: „The Skin I´m In“). Die lauschige winterliche Gartenparty verwandelt sich flugs in eine großartige Montage (ähempt), in der die beteiligten Hauptfiguren an uns vorbeidefilieren, ein paar Performance-Highlights unseres Stars eingebaut werden und die in einer grandiosen Nasen-Aneinanderreib-Szene von Rieke und Daniel kulminiert (? What the hell?). Damit wären wir nach 63 Minuten eigentlich schon wieder reif für den Abspann, aber Ulli Lommel kennt einfach keine Gnade.

Da ist nämlich noch Balthasar, der aufgrund seiner Niederlage einen heftigen Brass auf Johnny schiebt, deswegen aber seine Felle noch nicht endgültig davonschwimmen sieht (weswegen er auch demonstrativ mit seinem satanischen Dolch o.ä. herumfuchtelt). „Du hast die Schlacht gewonnen, aber nicht den Krieg“, meint der böse Balthasar (nachdem er sich schon erfolglos über die mangelnde Continuity hinsichtlich der Anzahl Johnnys oberer Extremitäten mokiert hat) und glaubt auch bereits, den Ansatzpunkt für weitere Aktivitäten ausgemacht zu haben. Jetzt müsse Johnny ja wohl den Zauberstab an Daniel weitergeben und damit seiner Kräfte verlustig gehen (ähm, nicht, dass Johnny mit dem Zauberstab und seinen ach-so-tollen übernatürlichen Kräften mehr Schabernack getrieben hätte, als Balthasar kurz und folgenfrei in eine Kakerlake zu verwandeln). Und ob Daniel mit seinen neuen Superpowers überhaupt umgehen könne, müsse auch erst noch erwiesen werden (bitte kein Sequel!). Johnny hat dafür nur ein mitleidiges Lächeln übrig.

Frohe Weihnachten alle zusammen… die Familie Küblböck sitzt um den Weihnachtsbaum und packt die Geschenke aus. Daniel freut sich speziell über den Zauberstab, den er, so rein geschenkstiftertechnisch, dem „Einarmigen“ zuordnet. Oma wird nachdenklich… sie kennt nur einen Einarmigen, und das war der Opa. Ich weiß nicht, warum wir unbedingt JETZT noch mittels eines angedeuteten Flashbacks erklären müssen, dass Oma den guten Johnny 1965 auf dem Oktoberfest, wo sie gekellnert habe, kennengelernt hat, anyway, so ist es halt (dazu zwei Anmerkungen: Wir KÖNNTEN daraus, wenn wir wollten, konstruieren, dass Balthasar sauer auf den Kübl-Clan ist, weil Johnny ihm einst die Oma K. Ausgespannt hat [Oktoberfest 1965, gelle], und hätten damit eine schmalbrüstige Motivation. Was mich allerdings wesentlich mehr aufregt, ist die zweite Anmerkung: der Flashback soll offenbar ein Bierzelt auf der Wies´n symbolisieren, ist aber erkennbar einfach in einem Wohnzimmer gefilmt. Mann, Mann, Mann). Oma fällt ein, dass sie ihrem Enkel niemals ein Foto des Opas gezeigt habe (? Seltsame Verhältnisse…), holt dies unmittelbar nach, und gähnwasfürneüberraschung, der Opa ist mit dem Johnny-Geist identisch (welch Twist! Welch Turn! Welch grandioses Storytelling!). Opa ist schon lange tot und im Himmel, führt Oma weiter aus (ach), Daniel fällt dazu auch nur noch ein „Wahnsinn“ ein (mir auch, doch mir dünkt, ich meine es anders). Oma kriegt ´nen Moralischen und heult rum: „Ihr hätt´ so a Freud miteinander g´habt!“ (Wenigstens zwei). „Glaubst du an Wunder, an Zauberei?“, fragt sie dann eher unvermittelt, Daniel beantwortet die Frage mit einem entschiedenen „ich weiß nicht recht“ (äh. Geist, Zauberstab, usw.? Hallo? Jemand zuhause?). Oma jedenfalls bittet ihren Enkel darum, Johnny bei nächstmaliger Erscheinung ´nen schönen Gruß zu bestellen und ihm auszurichten, dass sie ihn lieb hat und ihm treu war (hä? Also selbst nach allerkonservativster römisch-katholischer Ausrichtung hat sich das mit der ehelichen Treue doch mit dem Ableben eines der Partner erledigt, oder seh ich jetzt wieder was grundfalsch?). Den Zauberstab soll Daniel doch bitteschön nur einsetzen, um Menschen zu helfen (könnte er sich damit bitte in eine andere Dimension beamen?), aber das wird Johnny ja sicher schon selbst so durchgefunkt haben (hat er zwar nicht, zumindest nicht on-screen, aber ist mir auch wurst). Und im übrigen möge diese ganze geisterhafte Episode doch ein intimes Geheimnis bleiben (klar, wer will schon in die Klapse?).

Damit ist der Film leider IMMER noch nicht zu Ende (der hat fast so viel Enden wie Die Rückkehr des Königs, dabei ist der fast viermal so lang…). Johnny stapft immer noch durch den Schnee, in der Gewissheit, seine Mission zu allgemeiner Zufriedenheit (wenn auch nicht zu der des gepeinigten Zuschauers, aber man KANN halt nicht immer auf jede Mindeheit Rücksicht nehmen) erfüllt zu haben, und trägt neben seinem Horn nun auch eine (sehr metaphysisch-symbolische) Laterne spazieren. Wenn´s ihm denn Freude und Erfüllung bringt.

Daniel kuschelt schlafend mit seinem neuen Zauberspielzeug und träumt von der großen Premiere seines Films bei den Filmfestspielen von Cannes (haben die dort seit neuestem einen Horror-Wettbewerb?). Wahllose Konzert-Footage schließt sich an, dann wirbeln einige Zeitungsschlagzeilen der weniger wohlmeinenden Natur durch´s Bild und Daniel wacht erneut schweißgebadet auf. „Du brauchst keine Angst zu haben“, vergewissert ihn eine weitere Johnny-Erscheinung, was Daniel nunmehr dazu veranlasst, in das nächste Gotteshaus zu rennen. Nach ein paar sehr, ähm, wie soll ich sagen, Interpretationen, über die ich gar nicht nachdenken will, zulassenden Einstellungen des kruzifizierten Jesus flanscht sich Daniel vor den Marien-Altar (die „Jungfrau Maria“ staubt ungelogen einen „special thanks“-Credit im Nachspann ab. Ick gloob, ick tille) und stiftet eine Kerze (naja, ich glaub nicht, dass er dafür was in in den Klingelbeutel wirft). Worauf plötzlich und mirakulöserweise ein Zauberer-Zylinder vor dem Altar materialisiert (bzw. halt einfach da ist. Vielleicht hat ihn nur der letzte Besucher dort vergessen) und unser Messias komplett ausgestattet wäre. Daniel greift sich die magische Kopfbedeckung.

Mit dem Zylinder auf dem Hut hüpft er durch´s nächste Konzert und singt „My Life Is Magic“ und ENDLICH ist der Film aus, wobei ich selbst bei Nachspann noch meckern muss, weil die Herren Filmemacher sich nicht entblöden, selbigen mit einem lächerlichen zu 64er-Zeiten vielleicht noch akzeptablen Roll-Effekt abzuspulen (damit darf mir maximal der Olli Krekel kommen. Hmmm… vielleicht hat der mehr mit der Produktion des Films zu tun als nur den DVD-Vertrieb…). Okay, now * I * am outta here…

Sofern bis hierhin tatsächlich noch echte, leibhaftige Küblböck-Fans mitlesen, kann ich mir vorstellen, was die jetzt denken: „Der Doc kann den Daniel nicht leiden, also ist er voreingenommen und war sich schon vorher klar, den Film schlecht zu finden“. Das ist nicht grundfalsch (muss man ja zugeben), aber ich muss an dieser Stelle eines klarstellen: Diesen Film kann man völlig unabhängig von der Person Küblböck bewerten – auch mit einem Udo Lindenberg, Michael Jackson oder Robbie Williams in der Hauptrolle wäre er nichts als ein (böse Sprache voraus) übelriechender Haufen Scheißdreck von ungeahnten Ausmaßen. Das liegt nicht speziell an Küblböck, sondern an Ulli Lommel, dem ich hiermit freudestrahlend bescheinige, die erbärmlichste Rohstoffverschwendung, die sich mit gewisser Berechtigung „professioneller Film“ schimpft, seit Menschengedenken abgeliefert zu haben.

Bei aller Liebe (pffz) und jedem Verständnis für die Filmarbeit unter vermutlich eher bedenklichen finanziellen Bedingungen – das ist für einen Regisseur von gewissem Renomée (wie bescheiden das auch imme ausfallen mag, aber Lommel HAT, und das ist Fakt, * FILME* gedreht), keine Ausrede, der Öffentlichkeit etwas vorzusetzen, das in beinahe jeder technischen, erzählerischen oder sonstigen Hinsicht von einem Amateurprodukt Marke Rose oder Schnaas mühelos in der ersten Runde k.o. geschlagen wird. Ob man den Daniel nun mag oder nicht, das hat nicht mal er verdient.

Daniel der Zauberer ist grauenhaft.

Mehr müsste man eigentlich nicht zu dem ganzen Thema sagen, aber Ihr, meine treuen Leser, seid es gewohnt, dass ich es mit „eigentlich“ nicht bewenden lasse. Ich Idiot.

Beginnen wir mit dem, was ich mit viel gutem Willen als die singulär gute Idee an dem Streifen interpretieren möchte, und das ist die Grundidee des Scripts. Bei einer Figur wie Daniel Küblböck ist es nicht der schlechteste Ansatz, gerade die, äh, gesellschaftliche Polarisierung, die er erzeugt, in den Mittelpunkt des Films zu stellen und die Anfeindungen (die, da sind wir auch als Kübl-Hasser mal ehrlich, oft genug unter die Gürtellinie gehen), denen Daniel, der ja streng genommen auch wieder nix dafür kann, dass er populär wurde, ausgesetzt ist/war, zu thematisieren. Mit ein wenig Mühe, so viel hätt´s dafür gar nicht gebraucht, wäre es möglich gewesen, z.B. die Rolle der Medien, stets gern zur Stelle, einen selbst erzeugten Hype schlagzeilenträchtig wieder niederzuknüppeln, zu analysieren – zwei-dreimal begibt sich Lommel mit seinem Script tatsächlich in ein minimal mediensatirisches Brackwasser, ohne den Punkt aber wirklich aufzuarbeiten. Natürlich verlange ich von einem Film, der in erster Linie FÜR die Daniel-Fans entstanden wird, keine ätzende Medienkritik a la Oliver Stone und Natural Born Killers (an den ich mich, so seltsam es klingen mag, aber tatsächlich ab und an erinnert fühlte… mag an der Präsentation des Killerduos Tom und Rieke und ihrem Bedürfnis, selbst „berühmt“ werden zu wollen, liegen), aber wenn ich als Autor schon von dieser Warte an mein Thema herangehe, dann sollte damit tunlichst auch was anfangen, was über „ich konvertiere die Daniel-Hasser zu Daniel-Fans und stilisiere Daniel zu einer messianischen Erlöserfigur“ hinausgeht (was ich von dem „Daniel als Erlöser“ gedanken halte, brauche ich sicher nicht en detail auszuführen und falls doch… das ist nicht mehr unverschämt-frech, das ist beleidigend-blöd).

Wir dürfen an dieser Stelle eins nicht vergessen – Lommel ist Fassbinder-Schüler und damit per se Künstler, auch wenn wir als gediente Schundkämpen in seinen US-B-Filmen herzlich wenig gesehen haben. D.h. er kann´s nicht bei einer simplen Plotte „Daniel-Hasser versuchen, Daniel zu töten, werden aber zu Daniel-Fans“ nicht lassen – das wäre sicherlich keine besonders originelle Geschichte, böte aber immerhin Stoff für einen geradlinig ausformulierten Plot, der niemanden intellektuell überfordert (an wen denke ich da wohl? Hihi) und den man einigermaßen spannend (äh) inszenieren könnte, ohne auf ausufernde Daniel-singt-Footage verzichten zu müssen. Wäre böte könnte, aber doch nicht mit einem Vertreter des deutschen Autorenfilms, der seine künstlerische Integrität spätestens mit Boogeyman an der Tür einer US-Low-Budget-Klitsche abgegeben hat… Nein, wir brauchen eine zusätzliche metaphysische Ebene durch die spirituelle Auseinandersetzung zwischen den Mächten von Gut und Böse, personifiziert durch den „guten Geist“ aka „Schutzengel“ Johnny und seinem Widerpart, dem teuflischen Balthasar (es wird nie gänzlich klar, ob Balthasar ebenso wie Johnny eine „übernatürliche“ Figur ist. Er scheint keine paranormalen Kräfte zu haben, die über seine bösen Einflüsterungen hinausgehen, greift aber auch nie aktiv in die Handlung ein; Balthasar ist sichtlich als eine mephistophelesische Figur gedacht, die „unschuldige“ Menschen wie Tom und Rieke so manipuliert, dass sie seine bösen Pläne ausführen), überfrachtet mit bedeutungsschwangerer Symbolik (der machmal einarmige Johnny, sein ständig von ihm herumgetragenes Musikinstrument, die Schwanensee-Spieluhr, Zauberstab und Zylinder, und Tom und Rieke ansatzweise den Goth-Look zu verpassen, spricht ja auch Bände), die dazu führt, dass man den Film beinahe mit einem sowieso nicht konsumierbaren Experimentalfilm verwechseln könnte. Dabei müsste auch einem Ulli Lommel klar sein, dass ein semi-dokumentarischer Ansatz, wie ihn der Film offensichtlich verfolgt, kaum mit solchem Mumpitz zu verbinden ist, ohne den Film im ganzen erfolgreich zu versenken.

Das wirklich Erschreckende an dem, was sich letztlich als verfilmtes Script präsentiert, ist die Tatsache, dass Lommel behauptet, nicht weniger als 30 Stunden Material gefilmt zu haben, u.a. in Los Angeles, New York und Las Vegas, aber aus Laufzeitgründen die jetzige Fassung zusasmmengestoppelt zu haben (Er?? US-Aufnahmen? Von denen im Film lediglich die Jacko-Persiflage auf dem Walk of Fame übrig geblieben sind? Wo sind die „money shots“? Sag mir keiner, dass 77 Minuten die Obergrenze für einen abendfüllenden Spielfilm sind. Nicht, dass ich jetzt unbedingt MEHR gebraucht hätte, aber wenn ich, ich denke mal kostenintensiv, in den USA gefilmt hätte, hätte ich das Material schon irgendwie verwurstet).

Ich sehe ja ein, dass im Rahmen eines Küblböck-Films die Songs (ärks) mehr oder weniger gezwungenermaßen zentral präsentiert werden müssen und, wenn ich mindestens ein halbes Dutzend Songs voll ausspiele, nicht mehr sooo viel Zeit übrig ist, um noch ´ne Plotte zu erzählen, aber dann sollte ich mich doch darauf konzentrieren, auch wirklich EINE zu erzählen und nicht zwischen halbdokumentarischem „ach-wie-schwer-ist-das-Leben-als-angefeindeter-Superstar“ und wüst-verschwurbelt-symbolischem Selbstfindungs-Erlöser-Gut-Böse-Krieg hin- und herpendeln (wer sich bei der Szene, in der Johnny Balthasar temporär in eine Schabe – sehr symbolisch, gelle – verwandelt, beherrschen kann und sich NICHT die Eichenschrankwand über die Birne zieht, ist blind und taub oder ohne eine einzige funktionierende Gehirnzelle auf die Welt gekommen).

Baah, okay, ich hör mit dem Drehbuch auch schon auf. Wenn schon einer versucht, einen kommerziellen Hype mit Kunstkino zu verbinden… da wächst natürlich kein Gras mehr.

Auch nicht bei der filmischen Umsetzung. Ich habe es mehrfach erwähnt, aber Daniel der Zauberer rangiert vom ästhetischen und visuellen Empfinden her weit unter einem durchschnittlichen Timo-Rose-Film (und was ich von dessen diesbezüglichen Fähigkeiten halte, ist hier an anderer Stelle nachzulesen). Ja, ich wiederhole mich heute häufig, aber das gehört zu den Dingen, die ich einfach nicht verstehe. Der Lommel IST doch ein professioneller Regisseur (zumindest mal gewesen), der zumindest ansatzweise weiß, WIE ein Film aussieht, auch wenn man ihn mit wenig Kohle drehen muss. Und selbst wenn ich auf Digital Video drehen muss, weil das Budget nichts anderes her geht, ist es doch verdammtnochmal grundsätzlich möglich, das etwas professioneller aussehen zu lassen als ein beliebiges Camcorder-Tape, das Max Mustermann am Heilig Abend im Kreis seiner Lieben dreht. Daniel der Zauberer wirkt SO billig, das kann man beim allerbesten Willen nicht mehr mit „authentisch“ und „dokumentarisch“ schönreden, das ist einfach schäbig und zeugt von totaler Unfähigkeit der Beteiligten.

Die Kamera schwang Manuel Lommel, seine Zeichens der Bruder von Ulli. Ich kann momentan nicht eruieren, ob Manuel Lommel wirklich weiß, was er da tut, will sagen, ob er schon mal für einen Film die Kamera bewegt hat oder nur von Ulli, weil der das nun nicht auch noch selber machen konnte oder wollte, aufgrund der familiären Verbindung dazu genötigt wurde. Es sieht jedenfalls nicht so aus, als hätte Manuel jenseits eines für heimische Familienzwecke entstandenen Privattapes etwas gefilmt. Selbst Jess Francos legendär schlecht-unterhaltsamer Killer Barbys vs. Dracula wirkt filmischer, und wie filmisch der wirkt, wissen ja alle, die ihn gesehen oder zumindest mein Review gelesen haben. Mit ´ner billigen DV-Kamera kann ich natürlich keine großen kameraführungstechnischen Sprünge machen, aber das ist einfach billigstes Schuss-Gegenschuss-Prinzip, das einem jeder drittklassige Volkshochschulkurs als unzulässiges Stilmittel verbietet. Die Einstellungen bekommt jeder hin, der weiß, wie man auf einem Camcorder auf REC drückt. Und ich meine JEDER. Peinlich wird´s, wenn (gottseidank nur einmal) einer der Macher in der Post-Produktion versehentlich auf dem Farbverfremdungsknopf drückt (das sieht so… so… exkrement aus, dafür würde sich selbst Andi Schnaas schämen). Tragisch: für die „visuellen Effekte“ (und ich nehme an, das soll einen darstellen, denn ansonsten wüsste ich nicht, was man als „Effekt“ bezeichnen soll, wenn man von dem digital aufgepinselten „Funkeln“ des Zauberstabs absieht) gibt sogar eine arme Seele ihren Namen her.

77 Minuten sind, da sind wir uns wohl auch einig, keine besonders epische Laufzeit. Trotzdem kann man, heißt man Ulli Lommel und hat alles, was man über´s Filmemachen mal gelernt hat und sei´s von RWF, erfolgreich verdrängt, schmählich daran scheitern, selbige zu füllen. Der Film schleppt sich mühevoll über seine armselige Laufzeit, erreicht selbstredend nie irgendwelche Spannung oder Intensität (auch und besonders nicht in der „Klimax“, in der Daniel seine Möchtegern-Mörder mit seiner „positiven Energie“ becirct) und muss daher notgedrungen alle fünf Minuten einen Küblböck-Song einbauen, damit wenigstens das Fan-Publikum nicht einschläft. Die inflationären Konzertaufnahmen kann jeder Fotohandy-Besitzer, dem es gelingt, selbiges zum nächsten Konzert einzuschmuggeln, mühelos nachvollziehen, zumindest größtenteils. Sie sind nämlich langweilig, oft zappelig, uninspiriert, ganz offensichtlich von Leuten eingefangen und geschnitten, die „Jugendkultur“ und „Popmusik“ nur als Schlagwörter von Künstler-Symposien kennen und keine Ahnung haben, wie man so etwas anno 2005 visuell umsetzen kann. Die Nicht-Live-Montagen sind auch nicht besser, haben aber zumindest den, äh, Charme der unbeholfenen „wir-können´s-nicht-besser“-Attitüde.

Zur Musik an sich will ich micht nicht großartig auslassen – man mag sie oder nicht, ich mag sie größtenteils nicht. Ein-zwei Songs könnten nicht völlig unhörenswert sein, wenn sie jemand singen würde, der minimales Talent mitbringt, aber diese Stimme allein ist Ohrenfolter genug (und die Bühnen- und sonstigen Outfits des Stars quälen dazu passend noch die Augen. So ist das wenigstens ein audiovisuelles Gesamterlebnis. Der Score einer Gruppierung namens „Der Gelbe Raum“ ist vergessenswürdig.

Schauspielerschelte. Den Daniel Küblböck, okay, den werde ich noch halbwegs in Frieden lassen. Er spielt sich selbst (wenn auch nicht unbedingt auf eine natürlich-glaubhafte Weise) und, wie auch Ulli Lommel im Begleitmaterial erwähnt (allerdings als „positive Eigenschaft“), was er nicht spielen kann, spielt er auch nicht (Lommel formuliert es etwas anders, aber es läuft auf´s gleiche Ergebnis heraus). Dass mir Kübi so sympathisch ist wie Darmfäule ist in erster Linie mein Problem und laste ich ihm nicht persönlich an. Auch Günter Küblböck, sein echter Vater, spielt sich selbst und ist daher vom Erbringen darstellerischer Leistungen entschuldigt (er kommt zwar glaubhafter rüber als sein Sohn, aber Schwamm drüber).

Breiten wir den Mantel der Barmherzigkeit über die, die sich selbst spielen und schütten unsere Häme lieber über diejenigen aus, die es nicht anders verdient haben, weil sie Profis sind. Ulli Lommel selbst ist beschämend als Johnny, der großväterliche Geist. Er leiert seine Performance derart monoton und strictly „one-note“ herunter, man würde normalerweise daraus schließen, dass hier ein Schauspieler keinen Bock auf seine Rolle hat. Nun ist Lommel sein eigener Regisseur und Autor, womit diese Ausrede grundsätzlich entfällt. Auch Rudolf W. Brem (Balthasar) ist ein altgedienter Fassbinder-Recke. Als „Böser“ hat er einen natürlichen Vorteil (die „bösen“ Rollen sind meist diejenigen, mit denen man etwas mehr anfangen kann) und scheint zumindest ansatzweise ein wenig Spielfreude an den Tag zu legen, aber ernstlich glauben, dass Brem jemand ist, der nicht zum ersten Mal in seinem Leben vor einer Kamera steht, würde man auch nicht. Katja Rupé kommt hauptamtlich vom Theater (die alternative Bühnentruppe „Rote Rübe“ ist ihre künstlerische Heimat) und bekleckert sich als Kübis Oma auch nicht mit Ruhm (dass das Script ihr grottenolmdämliche Dialoge in den Mund legt, hilft ihr nicht weiter). Adele Eden und besonders Oliver Möller als Rieke und Tim empfehle ich eine weitere schauspielerische Karriere ungefähr so dringend wie mir die Installation eines drittes Nasenlochs, sprich gar nicht. Es gibt Leute, die sind einfach nicht dafür geboren, das muss man einfach akzeptieren. Marina Lommel (ob die wohl verwandt ist?) macht als Petra Winter zumindest einen recht sympathischen Eindruck (soweit einem ein bekennender Kübl-Fan sympathisch sein kann, hehe), die beste schauspielerische Leistung bietet (vielleicht, weil ich mich mit seinen Schimpftiraden vor dem „character turn“ identifizieren kann) Peter Schamoni als Opa Winter. Der hat zumindest ein wenig Spaß an dem, was er tut. Glaub ich wenigstens.

Olli Krekel will uns den Film also auf DVD ans Herz legen. Der Streifen wird in 1.78:1-Widescreen (nicht anamorph, sondern in ordinärem 4:3) auf Disc gebannt. Die Bildqualität ist so gut, wie sie bei auf DV gedrehtem Amateurschotter und in keiner anderen Liga spielt Daniel der Zauberer eben sein kann. Es wirkt halt nicht nach Film, und kann hinsichtlich Schärfe und Kompression nicht überzeugen (macht insgesamt einen recht grobkörnigen Eindruck), wenn denn jemand ernsthaft an technischen Meriten der Scheibe interessiert ist.

Als Ton drängt uns Starlight wahlweise Dolby 5.1 bzw. Dolby 2.0 auf. Ich hab´s auf 5.1 gehört. Da war der Dialogton, auch eine alte Amateurfilmkrankheit, stellenweise bedenklich leise, die Abmischung der Musik ist relativ gelungen, wenngleich der Bühnensound speziell der ersten Live-Nummer erbärmlich dünn ist.

Wie üblich lässt´s Krekel nicht an fehlenden Extras scheitern. Wir bieten: den Kinotrailer, ein etwa siebenminütiges Making-of (Interviewsequenzen mit Küblböck, Schamoni und Lommel), Foto- und Artworkgalerie, das Presseheft als Bildergalerie (aber sogar in lesbarer Form, spart man sich publisherseits die aufwendigen Texttafelbiographien…), ausgewählte Pressestimmen (man hat tatsächlich ein paar gefunden, die nicht ausschließlich negativ sind), eine Discographie des Stars, unter „Hot Stuff“ ein paar zusammenhanglose Mätzchen wie Ausschnitte aus dem FSK-Prüfungsergebnis sowie vier Musikvideos, drei davon simple Clips aus dem Film, einer allerdings „exklusiv“. Last but not least klatscht Starlight noch den Trailer für „Car-Napping“ auf die Scheibe.

Womit wir also langsam zum Ende kommen. Daniel der Zauberer ist, wer hätte das gedacht, tatsächlich ein unerträglich schlechter Mistfilm ohne jegliche Existenzberechtigung. Das liegt aber, und das ist die mediokre Überraschung, nicht an Daniel Küblböck (es wundert uns zwar nicht, dass er nicht nur nicht singen und tanzen, sondern auch nicht schauspielern kann), sondern hundertprozentig an Ulli Lommel, der hier eine absolute totale unübertroffene sowohl künstlerische, kommerzielle als auch technische Bankrotterklärung abliefert. Es ist mir nach wie vor unbegreiflich, wie ein Regisseur, der über drei Jahrzehnte im Geschäft ist und zumindest Filme abgeliefert hat, die man sich ansehen kann, ohne sich die Augen rauszureißen (das Gehirn manchmal, aber nicht die Augen), ein derart (mir gehen die Adjektive aus) hundsgrottenmiserables Stück „Film“ machen und das noch guten Gewissens unschuldigen Kinogängern (die DVD-Käufer sind ja vorgewarnt und dürften wissen, worauf sie sich einlassen) hinzuwerfen und im Nachhinein noch beleidigt zu sein, dass das Teil in Bausch und Bogen verrissen wird. Ja, was erwartet der Kerl denn? Herr Lommel, reality check, please. Ihr Film ist ein inkompetentes Machwerk, für das man schon ein gerüttelt Maß an Anti-Talent braucht, um es so schlecht, so ungenießbar, so unansehnlich abzuliefern. Mangelndes Budget mag eine Rolle gespielt haben, aber das entschuldigt nicht, so einen Haufen Rotz auszukotzen und als „Film“ zu titulieren. Meine Güte.

Fazit: Daniel Küblböck wird mangels Beweisen freigesprochen, Ulli Lommel aber ist schuldig in allen Punkten der Anklage. Das Urteil: NIE WIEDER FILMEN, Herr Lommel!

(c) 2005 Dr. Acula


BOMBEN-Skala: 10

BIER-Skala: 0


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Lennie
Lennie
7. August 2022 14:30

Ohne die SchleFaZ-Kommentare ist der Film unerträglich. Danke für eure tolle Kritik.
Fehlt eigentlich noch, dass ihr „Agent Rnajid rettet die Welt“ auch beleuchtet. Er ist nicht nur unlustig, sondern auch banal. Aber immer noch besser, als die furchtbaren „Friedberg-Seltzer“-Filme oder diese Craig-Moss-Misthaufen.