Dancing Is My Life

 
  • Deutscher Titel: Dancing Is My Life
  • Original-Titel: Amore Sporco
  • Alternative Titel: Fleshdance | Dirty Love |
  • Regie: Joe D'Amato
  • Land: Italien
  • Jahr: 1988
  • Darsteller:

    Terry Jones (Valentine Demy)
    Robert (Cully Holland)
    Susan (Lisa Lowenstein)
    Michael (Chuck Peyton)
    Sandra (Jannet Lori)
    Jimmy (Reggie Crump)
    Mr. Wilson (Louis Vivan)
    Choreograph (Rick Anthony Munroe)


Vorwort

Es gibt Regisseure, die schlechte Filme machen. Es gibt schlechte Regisseure, die Filme machen. Und es gibt (bzw. es gab) Joe D´Amato. Wenn´s das Prädikat „Schmuddelfilmer“ nicht gäbe, für Aristide Massaccessi müsste man es erfinden. Joe D´Amato ist nur eines von rund 40 Pseudonymen, mit denen Massaccessi seine Arbeiten tarnte, aber es ist das, mit dem der Italiener immer in Verbindung gebracht wird. Massaccessi begann seine Karriere harmlos als Kameramann und einige seiner frühen Kamerarbeiten in italienischen Giallos ist recht bemerkenswert, aber als Regisseur fand er dann seine wahre Berufung – Sex und Gewalt, bevorzugt im Doppelpack, in allen möglichen Varianten abzufilmen. Gelegentlich war das kommerziell erfolgreich (11 Tage, 11 Nächte oder seine „Black-Emmanuelle“-Reihe mit seinem Lieblingsstarlet Laura Gemser, die dann auch die obligatorischen Abstecher in Italo-Splatter-Gefilde machte (Emmanuelle e gli ultimi cannibali) und je weiter sich D´Amato „entwickelte“, umso deutlicher tendierte er bei seinen steten unvermeidlichen Sexeinlagen Richtung Hardcore-Porno – Gipfel der Horror-/Porno-Kombination war der berüchtigte Porno Holocaust und im letzten Jahrzehnt seiner Karriere (D´Amato starb 1999 an einem Herzanfall) gab er jegliche Tarnung auf und drehte gleich dutzendweise Hardcore-Pornos.

Zwischendurch, d.h. zwischen seiner Horror- und seiner Porno-Phase kurbelte der Schmuddelkopf ein erkleckliches Nümmerchen Softpornos herunter, darunter auch denjenigen, den wir uns heute vornehmen wollen. Obwohl ich eigentlich der Meinung war, vier D´Amato-Filme zu kennen, reicht für´s Leben, wollte ich, nach einem herzigen Trailer auf meinem „Pridemoore II“-Tape von Women in Cages Dirty Love, dort annonciert als Dancing is my life, dann doch sehen – der Trailer versprach ein zwölftklassiges Flashdance-Rip-off. Wie´s der Deibel so will, lungerte ein Exemplar dann auch prompt bei ebay.de rum und ich griff, selbstlos und spendabel wie ich nun mal bin, zu. Also dann…


Inhalt

Also, noch bevor die Opening Credits so richtig rollen, ahne ich, dass die nächsten eineinhalb Stunden vermutlich ziemlich finster werden, denn die Musik ist SCHRECKLICH. Jede 80er-Disco-Pampe, die man eher unter die Rubrik „Peinlichkeit“ denn unter „Musik“ ablegen würde, ist ohrenfreundlicher als dieses Gewinsel, verbrochen von einem gewissen „Pahamian“ (klar, ich würde meinen Namen für DIESE Mucke auch nicht hergeben wollen).

Unsere Heldin Terry Jones lässt sich von ihrem Macker zum Bahnhof ihres Provinznestes karren, um in der Grossen Stadt das Tanzen zu lernen. Der Macker nutzt die vermeintlich letzte Gelegenheit, seiner Freundin während der Fahrt etwas an die Möpse zu greifen, unternimmt noch ein paar halbherzige Umstimmungsversuche und belässt es schliesslich bei einem offensichtlich nicht ernstgemeinten „betrüge mich nicht“. Terry sortiert noch kurz ihre hervorragenden Merkmale (alas, it´s no silicon valley, sondern eher natürlich-übersichtlich), marschiert auf den Bahnsteig und kann gerade noch den Rücklichtern des Amtrak-Zuges (ja, wieder mal ein Italo-Streifen, der so tut, als wär er ein Hollywood-Film) bzw. der diesbezüglichen Stock Footage hinterherkucken. Guter Rat ist nicht teuer, denn die Hübsche (naja… ich hab schon hübscheres gesehen, muss ich jetzt mal ganz unprätentiös anmerken) stellt sich an die nächste Ausfallstrasse, als hätte sie nie Hitchhike to Hell gesehen und streckt den Daumen raus. Dem freundlichen Trucker, der sie prompt aufgabelt, trieft auch rasch der Geifer angesichts Terrys nicht gänzlich unattraktiven und dank Mini nicht sonderlich verhüllten Fahrgestells. Terry verbittet sich beabsichtigte Zudringlichkeiten mittels gezieltem Griff in die Weichteile des Fahrers, womit aber die weitere Mitfahrt eher ausscheidet. Terry findet sich also auf der Strasse wieder, aber ein Netter Junger Mann namens Simon erbarmt sich der Schnepfe und nimmt sie mit nach Richmond, VA, bekanntlich das Mekka der Tanzwelt. Auch Simon versucht nach heftigem Gestiere gen unbedeckter Oberschenkel sein Glück, aber ein dezenter Hinweis auf einen anstehenden Arztbesuch des Girls in Richmond kühlt das Mütchen des Möchtegernlovers schnell ab. So erreicht Terry ungeschändet ihren Zielort und sucht sich erst mal ein Hotel. An der Rezeption ist niemand, aber die Klänge eines schäbigen Ghettoblasters (und eines noch schäbigeren Discosongs) locken Terry in die Katakomben, wo Jimmy, der farbige Hotelbedienstete, am fröhlichen Moonwalken und sonstigen Rumgezappel ist. Terry, natural born dancer, wirft sich ins Getümmel und die beiden vollführen diverse spastisch motiviert aussehende Bewegungen, die man mit extremen Wohlwollen als Tanz bezeichnen könnte. Nach dieser Tanzeinlage verpasst Jimmy seiner Partnerin ein Zimmer, Terry erzählt ihm, dass sie im Richmond Dance Center so richtig das Rumhüpfen lernen will und Jimmy gibt zum besten, dass er da auch herzlich gerne studieren würde, sich das aber nicht leisten kann (you can forget that, it leads to nothin´).

Next morning, Richmond Dance Center, lernt Terry ihre zukünftigen Mit-Eleven kennen (interessante Schule – Terry wird einfach einer Klasse zugeteilt, die schon mitten im Semester, oder nach was auch immer die dort die Zeit berechnen, steckt und muss kucken, wie sie zurechtkommt) und auch ihre Tanzlehrerin, die fettleibige und demzufolge nach Joe-D´Amato-Logik lesbische Sandra Cooper, die auch innerhalb von fünf Sekunden Terry recht unverblümt das Angebot macht, für private Treffs zur Verfügung zu stehen. Zurück im Hotel ruft Terry nackterweise ihre Mama an und berichtet von ihren neuesten Erfahrungen. Abends geht sie dann for some unspecified reason durch eine Finstere Gasse TM, wo sie prompt Ärger mit einem Pärchen bekommt, das sie zu einem Dreier auffordert. Ein paar blöde Sprüche später ist die doofe Terry auch schon ausgeraubt, doch ein edler Prinz taucht rettenderweise auf – ein gewisser Robert, seines Zeichens Architekt, der sich auch rührend in seiner Wohnung um den lädierten Knöchel des Mädels kümmert. Die Frage nach Sex wird erörtert, aber Robert spielt den Kavalier: „Du bist mir zu schade für ein schnelles Abenteuer, ich würde mich in dich verlieben.“ Und so geht Terry im Wortsinne unverrichteter Dinge nach Hause ins Hotel, wo Jimmy wieder seinen Tanzfimmel auslebt – leider isser offenbar wirklich knapp bei Kasse, denn es reicht nicht mal für eine Kassette mit einem anderen Lied. Kaputter Knöchel her oder hin tanzt sich Terry den Frust aus dem Leib (naja, zappelt…). Und im Hintergrund hat sogar ein älterer schwarzer Koch gewisse rhythmische Zuckungen (soll das ein Versuch an Humor sein? If so – it failed…).

Am nächsten Tag unternimmt ein Mitschüler namens Michael einen ersichtlich nicht sexuell motivierten Versuch (bei D´Amato muss man so was erwähnen), sich mit Terry anzufreunden. Die kann sogar angebotene Hilfe gebrauchen, denn sie sucht ein preisgünstigeres Quartier als ein Hotel. Hilfsbereit schleift Michael Terry zum schwarzen Brett der Anstalt, wo entsprechende Angebote hängen (diese enorme Geistesleistung hat Terry aus eigener Kraft nicht zu Wege gebracht… yep, she IS stupid!). Ein Angebot findet Terrys Gefallen und wie´s der Drehbuchautor so will, steht die Angebotsaufgeberin, die blonde Susan, auch gleich direktemang neben dem Aushang. Der Deal wird unter Dach & Fach gebracht und Jimmy ist furchtbar traurig, dass seine Lieblingstanzpartnerin aus dem Hotel auszieht. Damit Terry aber was hat, das sie immer an Jimmy erinnern wird, schenkt er ihr sein Fahrrad (!?).

Terry richtet sich bei Susan ein und schlägt vor, ihren Einzug zu feiern. Blöderweise hält Susan „Bowling mit ihrem Freund und einem Kumpel“ für die optimale Feieridee. Der Kumpel tatscht Terry an den Hintern und fängt sich dafür eine Bowlingkugel ins Gemächt ein. Ganz zufälligerweise bowlt zwei Bahnen weiter der barmherzige Samariter Robert und Terry ist froh & glücklich, der Gesellschaft zu entkommen. Der versprochene Drink endet in einer Vorwegnahme von Aerosmith´ „Love in an elevator“, if you know what I mean.

Dennoch – Terry ist nicht nach fester Beziehung, auch wenn Robert ihr am nächsten Tag die obligatorischen Blümchen schickt. Im Unterricht wiederholt die fette Tanzmaus Sandra (deren Unterrichtsmethode im wesentlichen darin zu bestehen scheint, auf englisch 1, 2, 3, 4, 5, 6, 7, 8 zu zählen und ansosten ein grimmiges Gesicht zu machen) ihr unmoralisches Angebot, beisst aber auf Granit. Ein paar Minuten Screentime werden ausgesprochen nutzlos damit verbracht, Susan und Terry in einen Girls-Only-Stripclub zu verfrachten, wo sie sich drittklassige Chippendales-Imitatoren ansehen und dabei noch so tun müssen, als hätten sie Spass.

Die Nacht verbringt Terry bei Robert – soviel zu keine feste Beziehung.

Schon bald muss sich Terry Sorgen um Susan machen, die mit deprimiertem Gesichtsausdruck eine Verabredung mit ihrer Zimmergenossin absagt, da andere Sachen anliegen. Terry bekämpft drohende Langeweile durch eine Trainingseinlage und mehrere Minuten sehen wir das Mädel in ihrem knappen Body bei Sit-ups, Liegestützen und ähnlichen Turnübungen, die der alte Schweinepriester D´Amato natürlich in den erotisch ergiebigeren Kamerawinkeln aufnimmt (vor allem eine Einstellung zwischen die gespreizten Beine hat es dem alten Lüstling so angetan, dass er sie mindestens sechsmal einfiedelt).

Irgendwann führt Robert Terry zum Dinner aus und trifft dort reinzufällig einen alten Kumpel, Paul, der mit einem gewissen Mr. Wilson und dessen weiblicher Begleitung rumhängt. Belangloses Zeuch wird geredet und man ist geneigt, das als eine weitere sinnlose Szene abzuhaken, alas, wir kommen darauf noch zurück. Wieder daheim findet Terry im Badezimmerabfall eine leere Pillendose, praktischerweise mit „Amphetamine“ beschriftet (wusste gar nicht, dass Dealer so gewissenhaft arbeiten).

Bevor wir vergessen, dass wir es eigentlich mit einem Tanzfilm zu tun haben sollte, ist in der Schule Pas-de-deux angesagt und Terry und ihr unschuldiger Partner werden von Sandra gnadenlos runtergeputzt – könnte sein, dass die Lesbe nachtragend ist und die Abfuhr sich irgendwie auf den Notendurchschnitt auswirkt 🙂

Michael findet, dass Terry irgendwie verkrampft wirkt und vermittelt ihr einen Massagetermin bei einer Freundin und Ex-Mitschülerin. Die sieht aus wie Laura Gemser und hat natürlich Zeit für eine kleine Nacktmassage. Ich wusste zwar nicht, dass professionelle Masseure und Masseurinnen ihre medizinischen Massagen in handelsüblichen Betten und nicht etwa auf speziellen Liegen ausüben, aber ich lerne ja gerne dazu. Zu einer solchen Entkrampfungsmassage gehört, wie man in diesem Lehrfilm der Branche erfährt, auch couragiertes Kneten von Pobacken und Brüsten. Yep, me thinks this is more an erotic massage, die zweifellos, hätte ich es hier nicht mit einer FSK-16-beschnippelten Version, die alles, was nach Sexszene aussieht, gnadenlos kastriert, in einer hübschen lesbischen Liebesszene enden würde.

Wieder mal unterwegs mit Robert bemerkt Terry plötzlich Susan, die in kurzem Kleidchen in relativ eindeutiger Pose am Strassenrand steht. Robert merkt treffend an, dass es sich nur um eine Nutte handeln kann. Terry konfrontiert Susan, als diese nach Hause kommt, hält eine hübsche Moralpredigt (wobei Susan nicht gänzlich falsch einwirft, dass es bei Terry nicht anders aussehe, mit dem Unterschied, dass Susan wenigstens noch Kohle bekommt) und zieht anschliessend entrüstet aus und bei Robert ein.

In der Schule findet ein Vortanzen statt. Michael und Terry labern über Susan, und der Gutinformierte berichtet, dass Susan ein ernsthaftes Finanzproblem hat und deswegen zur Prostitution gezwungen sein (tja, bad news travel fast, as we all know). Terry, Gutmenschin, die sie ist, ist beseelt, der Freundin zu helfen und Robert ist nach kurzer Überredung auch gewillt, die fragliche Kohle darlehenshalber zur Verfügung zu stellen, wenngleich Terry ihm den Verwendungszweck nicht mitteilt. Susan ist gerührt und hätte am liebsten, dass Terry wieder einzieht, aber, „ich bin verliebt“.

Tja, dass Liebe manchmal Probleme bereitet, ist keine neue Erkenntnis, und auch Terry muss diese Erfahrung machen, als Robert ihr einen Vorschlag unterbreitet, wie sie die Schuld zurückzahlen könnte. Der Freund aus dem Restaurant, Paul, betreibt eine Modellagentur und einen Hostessenservice, ganz harmlos, of course, und findet Terry die Idealbesetzung für die Begleitung eines wichtigen Kunden. Nix böses ahnend willigt Terry ein und verbringt einen, so wie´s aussieht, enorm aufregenden Abend an Seite von Mr. Wilson, der auf dem Hotelzimmer des letzteren endet, wo Paul in einem unbeobachteten Moment Terry ein Pülverchen in den Champagner mengt. Wilson würde gerne zudringlich werden, aber vorher wird Terry schlecht und sie fällt in Ohnmacht. Tags darauf präsentiert Paul dem guten Mr. Wilson kompromittierende Fotos mit einer bewusstlosen Terry und macht erpresserische Absichten deutlich. Uijui, jetzt wird das ganze auch noch ein Politthriller, denn Wilson kandidiert für irgendein unbenanntes politisches Amt und Paule hätte gern, dass Wilson auf selbiges dann doch besser verzichtet.

Terry ahnt von alledem nix, fand den Abend und den aufdringlichen Kunden doch eher widerlich. Robert entgegnet kaltlächelnd, dass er als ihr Liebhaber drüber stehen würde, wenn sie im Dienste der Sache mit einem Kunden schlafen würde, und es ihr demzufolge auch gleich sein könne (interessante Philosophie, muss ich sagen). Bevor die Sache näher ausdiskutiert werden kann, erhält Terry einen Anruf. Susan hat einen Selbstmordversuch unternommen (was ich echt undankbar finde). Terry eilt an die Seite der Freundin und übernimmt freudig auch die Krankenhauskosten (bzw. sie lässt Robert bezahlen). In einer (äusserst schlampig selbstgebastelten… kill the propmaster) Zeitung findet Terry das Bild ihres kürzlichen Abendbegleiters nebst Schlagzeile „Wilson zieht Kandidatur zurück“ und zählt nun doch mal langsam 2 und 2 zusammen und regt sich erstmal mit einer weiteren Trainingseinheit ab (sprich: der alte Zeittotschläger D´Amato führt uns noch mal ein Highlight-Reel der vorherigen Trainings-Montage ab. Rocky this ain´t.). In a quite useless bit marschieren Susan und Terry nach ersterer´ Entlassung aus dem Hospital ihren alten Dealer. Terry belauscht noch ein Telefongespräch Roberts mit Paul, in dem Robert seiner Überzeugung Ausdruck verleiht, dass es kein Problem sein dürfte, Terry für zukünftige weitere Einsätze solcher Art zu gewinnen. Tja, unglücklicherweise für Robert hat Terry in einem von D´Amato unbeobachteten, da nicht sexpotentiellen Moment sogar Mr. Wilson aufgesucht und weiss über alles Bescheid. Robert zieht die „Du kannst nicht aussteigen“-Routine ab, schliesslich schulde sie ihm noch einen Batzen Geld. Man trifft schliesslich eine Vereinbarung – schafft Terry die Kohle bis zum nächsten Abend ran, ist sie raus, ansonsten kann sie sich auf weitere Abende mit Paul & seiner Klientel einstellen. Folgerichtig rennt Terry zu denen, die einem im Zweifelsfall von Gesetzes wegen helfen müssen – zu Mami & Papi, präzise zu Mami, denn Papi ist wegen der Tanzflausen im Kopf der Juniorin (habt ihr das schon vergessen? Ist´n Tanzfilm, ehrlich!) sauer. Schlecht scheint´s der Family nicht zu gehen, denn die bewohnt ein Herrenhaus von mittleren Schlossausmassen inmitten eines Parks von Versailler Ausmassen. Mami ringt dem Töchterchen das Versprechen ab, mit der Tanzerei aufzuhören, dann rückt Paps auch die Kohle raus. So it is done und Terry kann den Zaster fristgemäss abliefern (boah, what SUSPENSE!). Robert versucht angesichts dieser nicht für möglich erachteten Tatsache die Schleimscheisser-Tour a la „gib mir noch eine Chance“, aber Terry hat einen unerwartenen Anfall von Common Sense und lässt den Typen stehen.

Susan, die schliesslich an allem Schuld ist, kann Terry in einer Echt Dramatischen Szene überzeugen, ihr Heimkehrversprechen zumindest an die aufschiebende Bedingung eines weiteren Vortanzens, das als Casting für eine Bühnenshow funktioniert, zu knüpfen.

Und so schlüpft Terry doch noch mal in ihr Tanzdress und macht das Rumgehüpfe mit. Zum selben nervtötenden Discosong, der uns schon in jeder Tanzschulenszene genervt hat, führen uns eine Handvoll untalentierter Tänzer einmal mehr eine schauderhafte Choreographie (für die sogar noch jemand seinen Namen hergegeben hat) vor. Sandra, unparteiisch wie sie nunmal ist, will den anwesenden Producer in Richtung ihrer Bettfavoritin lenken, aber der hat natürlich gleich erkannt, dass Terry die Talentierteste des Haufens ist (Kunststück – unter den Blinden ist bekanntlich die Einäugige Königin). Terry wird für die Bühnenshow ausgewählt.

Alas, sie kann ja nicht auf Tour gehen, hat sie doch versprochen, heim zu den lieben Eltern zu kehren. Pflichtbewusst gibt sich noch Jimmy sein Fahrrad zurück und der überredet sie nochmal zu einer Dance-Einlage auf dem Strassenpflaster (natürlich zum selben schäbigen Discosong, den Jimmy als einzigen im Recorder hat). Terry tanzt strahlend mit, das Bild freezed und die Credits rollen. Sollen wir uns doch selber ausmalen, ob Terry nun dem Herzen oder dem Hirn folgt…

Analyse

Na gut, wir konnten´s uns ja denken. Bei Joe D´Amato war nicht zu erwarten, dass wir hier ein, ähempt, ernsthaftes Rip-off von Flashdance oder wenigstens Dirty Dancing, wie es der gängige internationale Verleihtitel suggeriert, serviert bekommen, sondern ein typisches D´Amato-Sleazefest, in dem der Regisseur seinen diversen erotischen Phantasien nachhängt. Könnte sogar einen gewissen Unterhaltungswert, und sei es eben der durch viel nackte Haut und Matratzenakrobatik verursachte, haben, wenn, tja, wenn der deutsche Videorechteinhaber nicht auf die vermeintilch lukrative FSK-16-Klientel geschielt hätte und den Streifen eben um all diese sleazigen Elemente erleichtert hätte. Wer also sehen will, was die Damen und Herren so treiben, nachdem sie die Hüllen haben fallen lassen (mehr sieht man nämlich in unserer Videofassung nicht), muss wohl oder übel zur UK-DVD greifen.

Ernsthafterweise muss man aber davon ausgehen, dass selbst eine komplette Version des Films vermutlich nicht wirklich etwas ist, wovon man seinen Enkeln erzählen müsste, denn wer die „erotischen“ Szenen in Emmanuelle e gli ultimi cannibali oder Blue Angel Cafe´ gesehen hat, weiss, dass nichts Joe D´Amato ferner liegt als die eventuell ästhetische Inszenierung einer Sexszene. Hm, nach nochmaliger Überlegung kann ich diesen Satz erweitern zu: Nicht liegt Joe D´Amato ferner als die gekonnte Inszenierung überhaupt irgendeiner Szene. Denn das erweist sich auch in Dirty Love über die komplette Laufzeit – es ist ein Rätsel, wie der Knabe immer wieder die paar Lire aufgetrieben hat, um einen Film zu drehen, denn wenn einer seiner Investoren jemals vorher einen seiner anderen Streifen gesehen hätte, wüsste er, dass seine inszenatorischen Fähigkeiten darauf beschränken, die Kamera halbwegs richtigrum aufzubauen. Joe D´Amato ist, und ich nehme hier gern den gesammelten Hass der scheinbar recht zahlreichen D´Amato-Fans auf mich, eine inszenatorische Null-Lösung. Zeit seines Lebens war der Herr nicht in der Lage, etwas auf Zelluloid zu bannen, dass Atmosphäre, Dynamik, Spannung, Humor oder Erotik versprühen würde. Das wird ganz besonders auffällig in den Tanzszenen – die, wenn man sich an die „Story“ erinnert, ja nicht ganz unwesentlich für einen Film dieser Art sind und von denen D´Amato schlicht gar nix begreift. Stell einen durchschnittlichen Zwölfjährigen mit einem Camcorder an den Rand der Tanzfläche bei einem Standardturnier und er wird dir vermutlich interessantere Tanzszenen aufnehmen als D´Amato es jemals gekonnt hätte. Und wenn man meint, als gelernter Kameramann könnte Herr Massaccessi möglicherweise in nicht tanzbezogenen Szenen einen halbwegs interessanten Shot zuwege bringen, wird man auch hier bitterlich enttäuscht – von einem handwerklichen Standpunkt her gesehen pendelt sich Dirty Love irgendwo zwischen einem Hardcore-Porno (obwohl die besseren von denen besser fotografiert und geschnitten sind) und einer Vorabend-Soap ein. Also irgendwie ein typischer D´Amato…

Auch die sonstigen Aspekte des Films sind kaum dazu angetan, in Lobeshymnen auszubrechen. Die Story spielt mit den üblichen Klischees des Genres, ohne sie zu verstehen – heck, wer hätte gedacht, dass Flashdance wie ein Anwärter auf den Best-Screenplay-Oscar aussehen könnte – der Jennifer-Beals-Film hatte wenigstens Pep, hier spult sich eine uninteressante Nummernrevue auf dem Niveau einer unglaubwürdigen Soap Opera ab. Ganze Handlungsfäden führen zu nichts (wozu führt D´Amato Susans Dealer ein? Wozu der Background um Jimmy? Welche Motivation treibt Paul und Robert zu ihren Erpressungen an? Was ist mit Terrys ursprünglichem Boyfriend?) – die Story wirkt überkonstruiert und unzusammenhängend.

Geradezu grauenhaft ist die musikalische Untermalung. Italienische Musikproduzenten sind, das wissen wir nicht erst seit gestern, mit einer erstaunlichen Geschmacklosigkeit gesegnet, aber die unerträgliche Mucke dieses Streifens lässt mich einen normalen Oliver-Onions-Song (ihr wisst schon, die, die die ganzen Spencer/Hill-Prügelorgien sonor untermalten) wie eine Symphonie von Beethoven wirken. MIt dem Soundtrack von Dirty Love könnten vermutlich selbst hartgesottenste Party-Nicht-Verlasser in die Flucht geschlagen werden. Nahtlos daran passt sich die einfallslose „Choreographie“ der Tanzszenen an – der Choreograph wagt es sogar, im Film als Produzent der Bühnenshow selbst in Erscheinung zu treten. Mann, ich hätte Angst, wiedererkannt zu werden (aber angesichts der vermutlich 213 Personen, die diesen Film gesehen haben, ist das Risiko wohl eher gering).

Okay, Schauspieler (I use this term ever so loosely). Valentine Demy ist nicht gerade die Sorte Schönheit, für die ich mir aus purer Begeisterung ein Bein ausreissen würde (vor allem ihr Gesicht ist nicht wirklich Coverschönheiten mässig), hat aber immerhin einen anständigen Körper (ihr wisst ja, dass ich gelegentlich den Chauvi raushängen lasse… eh, das war jetzt mal wieder eindeutig unzweideutig gemeint), aber von Schauspielerei hat sie ungefähr so viel Ahnung wie ich von Kernphysik. In den Tanzszenen zieht sie sich in Anbetracht des Dargebotenen halbwegs anständig aus der Affäre, aber ich glaub nicht, dass sie in einer Provinzaufführung von A Chorus Line dem siebten Mädchen von rechts in der hinteren Reihe die Tanzschuhe schnüren dürfte. Konsequenterweise verlagerte Demy (selbstredend ungefähr so französisch wie ich Ghanaer bin) ihre Karriere einige Jahre nach diesem Streifen dann auch ins Hardcore-Fach, wo sie als „Valentine“ ein geregeltes Auskommen in der italienischen Pornobranche hatte.

Ihre Co-Stars besitzen kombiniert die Ausdruckskraft eines gebutterten Toastbrots, jedes weitere Wort, das man über sie verlieren würde, wäre eine sinnlose Verschwendung von Rohstoffen.

Womit wir dann auch langsam zum Ende kommen wollen (´s ja schon spät, fast zwei Uhr nachts – Tag & Nacht im Dienste der badmovie-Bewegung… das ist Einsatz :-)). Dirty Love ist ein wertloser Schundfilm, eine verquaste Altmännerphantasie eines italienischen Dünnbrettbohrers in Sachen Film und eigentlich nur als Muster (ohne Wert) der geballten Inkompetenz von Joe D´Amato ein leises Lächeln wert. Der Film eignet sich, vor allem dank seines schlichtweg unanhörbaren Soundtracks, eigentlich perfekt nur zur Auflösung einer in die späten Morgenstunden vorgedrungenen Trashfilmparty als Rausschmeisser. Naja… eigentlich sollte jeder Haushalt etwas für diesen Zweck haben :-))

(Ich war damals echt ein humorloser Knochen… – Future Doc)

(c) 2004 Dr. Acula


BOMBEN-Skala: 8

BIER-Skala: 3


mm
Subscribe
Benachrichtige mich zu:
guest
0 Comments
Inline Feedbacks
View all comments