Dakota Harris

 
  • Deutscher Titel: Dakota Harris
  • Original-Titel: Sky Pirates
  • Alternative Titel: Dakota Harris und die Höhle des Todes |
  • Regie: Colin Eggleston
  • Land: Australien/USA
  • Jahr: 1986
  • Darsteller:

    John Hargreaves (Lt. „Dakota“ Harris), Meredith Phillips (Melanie „Mitch“ Mitchell), Max Phipps (Major Savage), Simon Chilvers (Reverend Mitchell), Alex Scott (General Hackett), Adrian Wright (Valentine), Bill Hunter (O’Reilly)


Vorwort

In den letzten Tagen des Zweiten Weltkriegs wird Lt. Harris, der beste Pilot der australischen Luftwaffe, von den Yankees für eine wichtige Mission ausgeliehen: Er soll ein Flugzeug nach Washington D.C. überführen – die Fracht ist (natürlich) geheim. Mit an Bord sind ein General, der Theologe und Altertumsforscher Reverend Mitchell und, als Kommandant des Einsatzes, Harris‘ Intimfeind Major Savage.
Auf dem Weg zur Zwischenlandung auf Bora Bora gerät die Maschine in einen mysteriösen Sturm und muss notwassern. Die Überlebenden (im Wesentlichen Harris, Mitchell und Savage – den Rest wird man schnell los) paddeln in ihrem Schlauchboot geradewegs in einen unheimlichen Schiffsfriedhof, in dem auch die „USS Idaho“ rumschimmt, was zweite amerikanische Kriegsschiff, das am ominösen „Philadelphia-Experiment“ beteiligt war. Dem Logbuch des Kahns nach ist die Besatzung an Land gegangen und tatsächlich sichten unsere Helden eine Insel und beschließen ebenfalls den Landgang. Doch die Insel scheint eine Art Fata Morgana zu sein – sie sieht aus wie eine der Osterinseln (die tausende Meilen entfernt vom Kurs des Flugzeugs liegen) und sind irgendwie nicht zu erreichen… Schlussendlich werden die Männer von einem vorbeituckernden Schiff nichtgeisterhafter Natur gerettet.

Harris landet vor dem Militärgericht und wird, weil Savage ihn mit Freude in die Pfanne haut, verknackt. Er geht jedoch stiften und rettet Melanie, der Tochter des Reverends, vor einem Mordanschlag. Melanie erklärt, dass ihr Vater verschwunden ist. Nachdem Harris von ihr endlich erfahren hat, was die mysteriöse (und mit dem Flugzeug abgesoffene) Fracht war, lichtet sich der Nebel: Savage ist hinter drei Bruchstücken einer antiken Steintafel her, die, wieder zusammengesetzt, unermessliche Macht gewähren. Eins der Bruchstücke ist irgendwo auf der Osterinsel, eins hat ein Freund des Reverends auf Bora Bora und das dritte war eben im Flugzeug…
Die erste Spur des verschwundenen Reverends fürht zum Ayers Rock, doch das erweist sich als (dennoch durchaus lebenssgefährliche) Sackgasse. Auf Bora Bora sind Harris und Melanie eindeutig zu spät dran – Savage war schon da. Also gilt es, das Steintafelstück aus dem versunkenen Flugzeug zu bergen, bevor Savage dies tut…


Inhalt

Jedem seinen Indiana Jones. Die Amis hatten das Original, die Türken Cüneyt Arkin, wir Deutschen… äh… Hardy Martins? Die Aussies schickten 1986 „Dakota Harris“ ins Rennen – der Film hieß nu aber wieder nur bei uns so, im Original nennt sich der Streifen „Sky Pirates“ (was nun völlig neben der Spur liegt. Der Film will nichts anderes sein als eine Indiana-Jones-Imitation, mit irgendwie gearteter „Luftpiraterie“ im swashbucklenden Sinne hat die ganze Nummer mit Ausnahme eines gewagten Stunts nichts am Hut). Ich alter Sack erinnere mich natürlich noch an die zeitgenössischen Zeitschriftenkritiken und eine (ich glaube, es könnte die „video plus“-Kritik gewesen sein) brannte sich mit ihrem Fazit „der erste Film, der konsequent rückwärts erzählt wird“ (im Sinne von: „von der besten Szene zur schlechtesten“, nicht im „Memento“-Style…) unauslöschlich in mein Gedächtnis ein. Wundert mich selbst dass es fünfundzwanzig Jahre dauerte, bis ich das stolze Werk tatsächlich mal zu Gesicht bekam.

Auf den ersten Blick macht „Dakota Harris“ einen ganz patenten Eindruck – er führt das bewährte „Long Weekend“-Team Colin Eggleston (Regie) und John Hargreaves (Hauptrolle) wieder zusammen, greift populäre Themen (ancient astronauts, unerklärliche Artefakte, Zeitreisen) im Indy-erprobten episodischen Cliffhanger-Stil auf und hat, wenn auch nicht in den Ausmaßen einer Hollywood-Studio-Produktion, offenkundig genug Kohle gekostet, um auch ein paar Schauwerte bieten zu können.
Was dem Film allerdings fehlt, ist ein solides Script. Das nämlich verfasste John D. Lamond, seines Zeichens Geldgeber der Operation, der sich erste Meriten als Dokumentarfilmer über das Sex- und Sittenleben seiner australischen Landleute verdient hatte und dann mit ein paar selbst inszenierten Sexkomödien ins Spielfilmfach wechselte (mit „Nightmares“ drehte er auch einen der ersten australischen Slasher). Das ist bei aller Freundschaft nicht gerade eine Spielberg-, ja noch nicht mal eine Lucas-Vita – nach leichtgewichtiger Abenteuer-Action-Unterhaltungs-Expertise (öchz) müffelt das mal eher nicht.

Dabei hat Lamond (vielleicht aber auch die bescheiden für „zusätzliches Material“ kreditierten Peter Herbert und Rob Mowbray) durchaus verstanden, was die Indy-Filme grundsätzlich auszeichnet, nämlich ihre ungekünstelte Verbindung von übernatürlichen Elementen mit aktions- und humorgeladenen Abenteuern vor zeitgeschichtlichem Hintergrund – er versucht das mit „Dakota Harris“ zu kopieren und, ich gebe es hiermit offen zu, die ersten 20-25 Minuten des Films sind schier fuckin‘ awesome (einen Prolog, in dem ein Erzähler über ancient-astronaut-Legenden rhabarbert und wir der Zerstörung der Steintafeln durch Plünderer/Forscher beiwohnen, mal als unnötig abgerechnet). Wir steigen praktisch direkt in die Story ein, die wichtigsten Charaktere werden knapp, aber vollkommen ausreichend eingeführt, es folgt die vielleicht beste (handgemachte) Zeitportal-/Vortex-Sequenz (wäre „Star Trek IV“ nicht ungefähr zeitgleich entstanden, würde ich sagen, der eine hat vom anderen ein wenig abgekuckt) – eine Sequenz, die „Der letzte Countdown“ hätte gut gebrauchen können -, und dann die extrem unheimlich-schaurige Atmosphäre des Schiffsfriedhofs und des Geisterschifs „Idaho“; ich war an der Stelle geneigt, den Film schlicht und ergreifend aus Prinzip toll zu finden.

Ya see, fünf Überlebende kraxeln auf die „Idaho“, bemerken nahes Land und beschließen, dorthin zu rudern. Einen Umschnitt weiter sitzen noch drei Männekens im Rettungsboot und Harris‘ Voiceover nölt, dass man tagelang auf dem Meer treibe und die beiden anderen Kerle gestorben seien. Äh, wait, what? Ich will nicht meckern, aber… eh, das wäre durchaus etwas gewesen, was man hätte zeigen können, oder? Es wird nicht das letzte Mal sein, an dem „Dakota Harris“ uns Rätsel aufgibt, aber es ist der gravierendste Fall und dass irgendjemand, Regisseur, Cutter, Produzent, wer-auch-immer, sich das im Schneideraum ansah und sagte, „ja, das haut so hin“, ist schwer vorstellbar.
Aber Lamond trifft in der Folge noch weitere, sagen wir mal, kuriose Entscheidungen und hat seltsame Ideen, wie man ein Script nachvollziehbar gestaltet. Es gibt innerhalb der Filmlogik z.B. keinen vernünftigen Grund, warum Harris und Melanie anstatt direkt nach Bora-Bora zum Ayers Rock fliegen (außer, dass man die Sehenswürdigkeit halt unbedingt zeigen wollte) und das Abenteuer, in das sie dort verwickelt werden (Melanie wird in damsel-in-distress-Tradition von zwangsbesamungswilligen Tunichtguten entführt), hat wohl nicht wirklich etwas mit der eigentlichen Story zu tun.
Auf Bora-Bora dann aktiviert Harris versehentlich eine Maschine des dort residierenden (und toten) Professors, die… die… tja, die macht irgendwas magnetisches und bringt unser damisches Duo fast um. Was das für ’ne Maschine ist? Was sie tut? Warum sie es tut? Fragen Sie Mr. Lamond, der weiß es genauso wenig wie ich.
Harris taucht nach dem abgesoffenen Flieger – währenddessen wird, kaum anders zu erwarten, Melanie mal wieder entführt, diesmal von Savage – und wird von einem Hai auf’s Korn genommen. Einen Umschnitt weiter hängt er am Schwimmer des von Savage gekaperten Wasserflugzeugs. Wie er dem Hai entkam? Naja. Hm. Bestechung?
Ein running gag des Films ist es, dass Harris seinem Gegner Savage nichts zutraut. Ein Jagdflieger beschießt die Dakota, mit der er und Melanie nach Ayers Rock fliegen? „Kann nicht Savage sein, der fliegt nicht so gut.“ Auf Bora-Bora entdecken sie einen erschossenen Hausangestellten? „Das war nicht Savage, der hätte nicht mal getroffen.“ Es ist ein Gag ohne pay-off, denn weder wird Harris von Savage ad absurdum geführt noch bietet der Film eine anderweitige Erklärung, wer denn dann der Kunstschütze und -flieger gewesen sein könnte. Bei Scriptwriting 101 hat Herr Lamond wohl gefehlt.

Und guess what? Das, was die alte Zeitungskritik behauptete, stimmt – die Abenteuer, die Dakota erlebt, werden von Episode zu Episode unspektakulärer. Ich bleibe dabei, der erste Akt, bis die Überlebenden sich entscheiden, die „Idaho“ wieder zu verlassen, ist sensationell. Von da an geht’s bergab – Harris‘ Flucht aus Militärpolizeigewahrsam, die Rettung von Melanie, das ist gewöhnliches Fernsehkriminiveau. Mit dem Flug nach Ayers Rock und einem zugegeben ziemlich scharfen (wenn auch dramaturgisch nicht sonderlich notwendigem) „wing-walk“-Stunt gibt’s ein kurzes Aufflackern, dann aber folgt wieder handelsübliche Autoverfolgungsjagd, die erwähnte bizarre Magnet-Maschinenepisode, langweiliges Unterwassergedöns und ein zwar praktsich direkt bei „Jäger des verlorenen Schatzes“ geklauter, aber total uninteressanter Showdown, wenn in einer von Fallensystemen geschützten (und von Schlangen bewohnten) Höhle der antike Artefakt ohne Einwirkung des Helden den fiesen Schurken (ausgesprochen eindruckslos) tötet (der fiese Schurke ist übrigens eh einer der farblosesten Film-Bösewichter, die ich in diesem Genre gesehen habe. Er will die „Macht“, aber warum? Was hat er damit vor?).
Einzig eine gewisse mean-spiritedness gegenüber Nebenfiguren „zeichnet“ den Film aus – so lässt er eine unschuldige Putzfrau im Museum (bei Savages Versuch, Melanie zu killen – warum er das eigentlich tut, ist auch so ’ne Frage…) aus einem Fahrstuhl zu Tode stürzen, dann werden von Melanies Entführern in Ayers Rock einer von einem Fass zermalmt, einer verschmurgelt am Elektrozaun und einer wird, auf die Motorhaube eines Lkw gepinnt, durch eine Kollision mit einem Dynamit-gefüllten Laster entleibt. Das ist…harsch, wenn man davon ausgeht, dass die Jungs wahrscheinlich „nur“ Melanie flachlegen wollten (ich weiß, ich weiß, Alice Schwarzer wird die Zeile nicht gefallen) und nicht auf der Lohnliste des Schurken stehen (mag auch daran liegen, dass Lamond eben einen „unpolitischen“ Gegner aufbaut. Bei Nazis weiß man woran man ist…).

Filmisch ist das ganz ordentlich ausgefallen – Eggleston lässt sich von dem, eh, mediokren Script nicht ins Bockshorn jagen und müht sich redlich, trotz der nachlassenden Spannungs-Qualität der Abenteuer das Tempo hoch zu halten. Okay, manche Schnittentscheidung ist fragwürdig und die ein oder andere Szene hätte man schon etwas zwingender, packender inszenieren können (ich denke da neben dem Showdown vor allem an eine Szene, in der Harris mit einem potentiellen Informanten Russisch Roulette spielt). Die Flugaufnahmen mit einem Schwung historischer Maschinen sind gut gelungen, die gruslige Atmosphäre des Schiffsfriedhofs, ich erwähnte es bereits, hervorragend eingefangen, die Special FX dafür, dass hier nicht Hollywoods A-Liga am Werke war, vor allen Dingen im ersten Akt absolut achtbar (und wesentlich besser z.B. als im ungefähr zur selben Zeit entstandenen Time Guardian – Wächter der Zukunft) (und ja, es gibt Landkarten mit Linien, die die Route unseres Helden zeigen!). Gary Wapshott, Lamonds Stamm-Kameramann, erfindet die Widescreen-Fotografie sicherlich nicht neu, bringt aber einige hübsche Bilder auf die Leinwand (sicherlich hätte man aber aus z.B. aus dem Originalschauplatz Osterinsel etwas mehr rausholen können).

Auf der Tonspur tut Brian May („Mad Max“, „Road Warrior“, Patrick, „Missing in Action 2“, Helden USA, „Steel Dawn“) sein Möglichstes, um nach John Williams zu klingen (und Harris ein dem Indy-Theme vergleichbares persönliches Motiv zu widmen) – das mag man für nicht sonderlich originell halten, aber es ist effektiv und setzt die Stimmung.

Im Vergleich zu den vergleichsweise ruppigen ersten beiden Indy-Filmen ist „Dakota Harris“ bis auf eine im Wasser vorbeischwimmende Leiche und einen halbierten Dummy der nicht gar so überzeugenden Sorte harmlos – die FSK 12 geht voll in Ordnung.

Auf Darstellerseite erweist sich John Hargreaves mit seinem brummigen Aussie-Charme als würdige Down-Under-Indy-Variante; auch wenn ihn das Script gegen Ende hin im Stich lässt, er lässt nichts anbrennen. Hargreaves verzichtete übrigens auf eine internationale Karriere, weil er der Meinung war, wenn Hollywood was von ihm wollte, sollte es gefälligst zu ihm kommen. Sympathisch.
Weniger erfreulich ist die Leistung von Meredith Phillips, die hier ihren einzigen (!) Screen-Credit erarbeitet, beweist, dass nicht jede Lücke zwischen den Schneidezähnen automatisch sexy ist und mit der weiblichen Hauptrolle – wohl auch mangels Erfahrung – überfordert ist (dabei ist das Script zu ihr sogar recht gut! Obwohl sie sich ein paar Mal kidnappen lässt, darf sie auch ein paar Männern auf’s Maul hauen).
Max Phipps (Thirst) hat seine Overacting-Fähigkeiten offenbar komplett am „Road Warrior“-Set gelassen (dort war er „Toadie“) – für ’nen Schurken, der vage Welteroberungspläne hegt, ist er mir deutlich zu wenig exaltiert (da weiß man, was man an einem Mola Ram hat).
Der australische Filmveteran Bill Hunter („Strictly Ballroom“, „Muriel’s Wedding“) hat einen nicht wirklich denkwürdigen Auftritt als Harris‘ Russisch-Roulette-Gegner. In einem unkreditierten Bit-Part als Schläger feiert Hugo Weaving („Matrix“, „V für Vendetta“) einen seiner ersten Filmauftritte.

Bildqualität: Senator/Universum gehen mit dem Film leider recht liederlich um. 4:3-Letterbox macht bei einem 2.35:1-Bildratio nicht wirklich Spaß (die Disc ist zwar nicht gearde neu, aber auch keine zehn Jahre alt. 2008 musste anamorphe Abtastung für einen Major-Release schon als Standard gelten). Der Print selbst ist ganz hübsch, schön bunt, mittelprächtig scharf und frei von Defekten (die Kompression ist aber eher mau), aber bei diesem Format funktioniert eben auf einem „durchschnittlichen“ Flatscreen das Aufpumpen auf 16:9 rein mathematisch nicht und wer 120 cm Bilddiagonale hat, will seinen Film dann nicht mit 70 cm Bilddiagonale sehen… (Obacht: Bei amazon.de werden zwei Fassungen von Senator bzw. Studiocanal angeboten, die mit anamorphem Transfer werben, allerdings angabegemäß mit einem Ratio von 1.77:1 – da geht ’ne Menge Information verloren…).

Tonqualität: Deutscher und englischer Ton. Die O-Ton-Spur kommt in Dolby Digital Stereo 2.0, die (sprachlich passable) deutsche Synchronfassung in stolzem Mono. Optionale deutsche Untertitel werden geliefert.

Extras: Der konfuse Trailer und eine Trailershow.

Fazit: Trotz aller Schwächen in Drehbuch und Struktur – ich mag den Film, ich kann nicht anders. Es ist vielleicht eine der ehrlichsten Indy-Kopien, weil sie (abgesehen vom Originaltitel) keine Sekunde lang versucht, irgendetwas anderes vorzugeben. Natürlich ist’s schlussendlich eine Geschichte der verschenkten Möglichkeiten, weil Drehbuchautor Lamond nicht wirklich weiß, was er mit seinem set-up machen soll und wo man das Publikum mal raten lassen kann, wo andererseits eine Erklärung gebraucht wird; diese fulminanten ersten gut 20 Minuten nimmt einem niemand weg, auch wenn man nur traurig drüber nachdenken kann, was für einen *amtlichen* Abenteuer-Fantasy-Film man daraus hätte werkeln können. Hätte wäre wenn…

3/5
(c) 2012 Dr. Acula


mm
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