Dagon

 
  • Deutscher Titel: Dagon
  • Original-Titel: Dagon
  • Alternative Titel: Dagon: Sect of the Sea | H.P. Lovecraft's Dagon | The Lost Island |
  • Regie: Stuart Gordon
  • Land: Spanien
  • Jahr: 2001
  • Darsteller:

    Paul Marsh (Ezra Godden)
    Ezequil (Francisco Rabal)
    Bárbara (Raquel Merono)
    Uxía Cambarro (Macarena Gómez)
    Howard (Brendan Price)
    Vicki (Birgit Bofarull)
    Madre Ezequil (Uxía Blanco)
    Sacerdote/Priest (Ferrán Lahoz)
    Xavier Cambarro (Joan Minguell)
    Captitán Orfeo Cambarro (Alfredo Villa)


Vorwort

Abt.: Love it or hate it!

Heiß her ging´s im Forum, sobald dieser Film erwähnt wurde… während die eine Seite der Meinung war, es sei die einzig adäquate Verfilmung einer Lovecraft-Story, hielt die andere Seite diesen Film für, und ich zitiere: „Scheisse [sic!]! Der Film ist einfach totale Scheisse.“ Was stimmt denn nu? Ich versuche in diesem Review mal ganz sachlich und neutral (wird eh nicht klappen, aber was soll´s) vorzugehen und mal zu gucken, was der Film kann und was nicht.

Für alle die, die es noch nicht wissen: H.P. Lovecraft (1890-1937) gilt als einer der Erfinder des modernen Horrors. Als Epigone Poes übernahm er Elemente dessen Schreibstils und einige der Thematiken, z.B. das Ausgeliefertsein einer unkontrollierbaren, düsteren und tödlichen Macht (siehe: The pit and the pendulum). Lovecrafts Hauptwerk umfasst die Geschichten um den Cthulhu-Mythos, die großen Alten und das Necronomicon. „Dagon“ ist in diesem Bereich ein eher minderer Gott, der vor allem von den „Deep Ones“ (Wesen aus der Tiefe) verehrt wird.

Lovecraft wurde, wie so viele andere Autoren der phantastischen Literatur, allerdings erst posthum wirklich bekannt. Die hier zu Grunde liegende Geschichte „Schatten über Innsmouth“ ist tatsächlich die einzige, die zu seinen Lebzeiten veröffentlicht wurde. Das verbindet ihn mit seinem Zeitgenossen und Brieffreund Robert E. Howard, Schöpfer von „Conan“. Nette Trivia am Rande: Im Conan-Zyklus taucht unter anderem ein Stamm auf, der den Kannibalengott „Yog“ anbetet (Yog-Sothoth bei Lovecraft), während in der fiktiven Frühgeschichte des Cthulhu-Mythos etwa 65.000 Jahre vor Christus ein „König Conan“ erwähnt wird…

Aber das soll fürs erste genügen, wenden wir uns dem Film zu. „DAGON“ entstand in Yuznas „Fantastic Factory“ in Spanien, dirigiert von Stuart Gordon (Re-Animator, Robotjox, Liebling, ich habe die Kinder geschrumpft). Ich persönlich find die Factory gar nicht mal SOOO übel, das Budget ist zwar meistens recht klein, aber die Leute wissen wenigstens, was sie wollen (auch wenn FAUST ziemlich schnell aus meinem Gedächtnis verschwunden ist und HEART OF THE WARRIOR bei mir HÖCHSTENS Hassliebe erzeugt). Ansonsten bleibe ich dabei: die meisten von euch kennen die Filme von Yuzna eh besser als ich, und so steige ich unbedarft und unbeleckt in DAGON ein…


Inhalt

Sehr gefällig gleich der Anfang: Das übliche „Wer diesen Film kopiert, ist ein Arschloch“-Geseier lässt sich vorspulen, das Menü kommt ohne große Animationen aus (wer auf die Idee gekommen ist, DVD-Käufer wollen schon während des Hauptmenüs den halben Film sehen, gehört GESTEINIGT).

Die Credits führen uns offensichtlich unter Wasser, der Soundtrack beschränkt sich auf einige „creepy“ Effekte und Dissonanzen, während Titel und Hauptdarsteller in goldener Schrift eingeblendet werden. Durch das recht trübe Wasser taucht ein Taucher (tauchend, haha) von recht ins Bild ein (es ist unser nomineller Held Paul, das sei schon mal verraten) und nach links wieder raus… und schon offenbart sich das größte Manko des Films: Die CGI-Effekte sind leider nicht gerade die besten. Die nächste Szene, die diesen Taucher klitzeklein nämlich vor einem Durchgang zeigt, der einem stilisierten Auge gleicht (das Auge, das schon im Menü dem Betrachter entgegenblickt und später als Symbol Dagons enthüllt wird), ist so was von offenkundig aus dem Rechner, dass es einem schon fast Leid tut. Und sobald Paul in diesen Tunnel eintaucht, zeigt sich, dass „DAGON“ das Rad nicht wirklich neu erfindet, denn die Wände des Tunnels hätten auch aus „ALIENS“ stammen können (ihr wisst schon, Rippen and stuff). Doch scheinen die Erbauer dieses Tunnels eindeutig mehr Stil zu haben als unsere lieben Sabberviecher aus dem All, denn unter der dicken Staubschicht offenbart sich, dass der Tunnel offenbar aus purem Gold ist! Da staunt der Paul, und wir staunen mit ihm… und noch viel mehr staunt der Paul, als plötzlich eine junge, gar nicht mal so unansehnliche Dame neben ihm auftaucht. Diese scheint Unterwasser keine großartigen Atemschwierigkeiten zu haben, jedenfalls trägt sie keine Flasche auf dem Rücken. Einen Taucheranzug übrigens auch nicht. Auch kein Kleid… also, sie ist ziemlich nackich (NOCH eindeutiger kann die Kamera nicht darauf hinweisen, wer gerne nackte Brüste in Großaufnahme sieht, der ist hier bestens bedient.) Ihr Gesichtsausdruck SOLL wohl so was wie Lüsternheit oder wenigstens Sympathie Paul gegenüber ausdrücken… wirkt aber mehr wie das erstarrte Grinsen von jemandem, der gerade einen komplizierten aber vollkommen unlustigen Witz verstanden hat.

Paul scheint sich über nackte Tatsachen nicht ganz so zu freuen wie ich, denn er weicht erstmal panisch zurück, während die junge Dame sich in der Totalen als Meerjungfrau (oder jedenfalls Frau mit Fischschwanz anstatt Beinen) entpuppt. Offenkundig steht ihr Gehirn auf „Kopulation“ gepolt, denn sie umspielt Paul geschmeidig, nimmt ihm die Taucherbrille ab… und einen holprigen Schnitt später zeigt sie mit einem Kreischen ziemlich unansehnliche Zähne. Sollte wohl scary sein, haut aber nicht ganz hin.

Jedenfalls erwacht Paul in seinem Bett (puh, alles nur geträumt, wie originell) und reißt mit seinem Zusammenzucken gleich noch seine temporäre Lebensabschnittsblitzableiterin aus dem Schlaf. Barbara, so heißt die Dame, zeigt sich allerdings nicht ganz so überrascht wie wir, anscheinend kennt sie das schon: „Schon wieder ein Alptraum?“ – „Nein, immer der selbe“ erwidert Paul. Sollte das noch mal irgendwann wichtig werden? Jedenfalls NICHT wichtig (und auch vollkommen zusammenhangslos) ist die Angst Pauls vor einem Magengeschwür. Barbara hält das ganze für ein Zeichen von zuviel Stress, da Paul anscheinend kurz vorher eine wahnsinnig brillante Idee hatte, die ein gewisser Howard vermarktet hat. „Alles was du anfasst, wird zu Gold“ säuselt sie und mit dem Geräusch eines Tieffliegers (sorry, klingt nun mal so) schiebt sich ein Flashback aus dem Traum ins Bild (Ihr wisst schon, Gold and stuff). Paul indes hält es für vollkommen unmöglich, dass dieses ein Zufall sein kann, Barbara nicht. Immerhin haben die beiden irgendwie ne Menge Kohle gescheffelt. Nach ein bisschen Knutscherei arbeitet sich die Holde (na ja, so toll sieht se zwar nicht aus, aber es kommt ja auf den Charakter an, gelle?) unter einigen Küssen in Richtung Pauls Kampfzone vor… Pauls negative Einstellung macht jedoch jegliche Stimmung zunichte. (Typisch Frau: Sie will ihm einen abkauen, er will gerade mal nicht, sie ist beleidigt. Würde ein Kerl was wollen und sie nicht, wäre er ein Lustmolch. Wo bleibt die Gerechtigkeit?) Weichei Paul will sich natürlich sofort entschuldigen, Barbara erstmal eine rauchen. Und jetzt kommen wir auch endlich dahinter, was die ganzen Meeresgeräusche (hab ich die schon erwähnt? Nein? Also, draußen sind Meeresgeräusche zu hören!) bedeuten: Sie sind auf Howards Boot! Und besagter Howard hat das Rauchen nicht verboten, sehr zu Pauls Verdruss. Dieser zuckt jedoch letztendlich nur mit den Schultern und will sein Laptop aufmachen. Das behagt Babs nun gar nicht, immerhin sei man im Urlaub, Aktien könnten ja auch mal warten and so on… ihr ist´s sogar scheißegal, ob alle Aktien auf einmal absaufen würden. Frauen…

Jedenfalls wird aus dem Dialog einiges klar: Die beiden sind auf Howards Boot, vor der Küste Spaniens, Paul ist eigentlich Spanier, kann aber die Sprache nicht, da in Amerika aufgewachsen. Gut, ist notiert. Klingt, als sollte man sich da später noch mal dran erinnern. Jedenfalls lässt Paul den Klugscheißer und Mathematiker raushängen und radebrecht sich eins zusammen über das Leben als binäres System… das ist Barbara scheißegal, und um in den Genuss der Ferien zu kommen, schnappt sie sich Pauls Laptop und schenkt ihm die Freiheit. Ob Laptops wohl Meeresbewohner sind? Wohl eher nich. Paul reagiert so, wie es wohl jeder Mann tun würde, der gerade alle seine Firmendaten absaufen sieht: Er guckt erst, dann guckt er noch etwas mehr, dann rastet er vollkommen aus und scheißt Babs zusammen. Diese zeigt sich ganz unimpressiert davon, dass gerade ihre finanzielle Zukunft ziemlich im Arsch ist, immerhin habe man ja Ferien…

Kleiner Einschub: ist euch mal aufgefallen, dass Frauen IMMER ein Problem damit haben, was Kerle tun? Sind sie gut im Job und haben viel zu tun, isses nich richtig, haben sie keinen 25-Stunden-Tag, sind se gleich faule Säcke… Na ja, wie auch immer, Zurück zum Film.

Howard beobachtet die beiden eher amüsiert (grünes Polohemd und Rotwein: So stellt sich der Amerikaner den lockeren Businesstypen vor), Vicky, seine angetraute, versucht sich noch ein bisschen in der untergehenden Sonne zu, na ja, sonnen. Plötzlich hallen gar fremdartige Stimmen über das Wasser. Aus dem nahe gelegenen Küstenort dringen eigenartige Mönchsgesänge, und gleichzeitig schiebt sich eine dunkel-bedrohliche Wolkenbank auf das Boot zu… ob da wohl ein Zusammenhang besteht? Während Howard von dem mittlerweile ziemlich schwankenden Schiff nur leidlich beeindruckt ist, scheint Paul nicht gerade ein großer Seemann zu sein, jedenfalls blickt er deutlich skeptischer auf die See hinaus… aus Richtung Ort ziehen nun ziemlich düstere CGI-Wolken heran und alles sieht so aus, als wäre der Spaß nun vorbei. Also, aus EINIGEN Kameraeinstellungen. Andere offenbaren einen makellos blauen Himmel… aber die Kamera schwankt so schön, gönnen wir dem Regisseur die kleine Freunde und tun so, als ob wir glauben würden, dass da ein Megasturm toben würde. NATÜRLICH läuft das Boot kurz darauf auf ein Riff und NATÜRLICH wird Vicky, die sich indes unter Deck befindet und irgendwelche Cremes aufträgt, beim anschließenden Gepolter eingeklemmt. Habe ich schon erwähnt, dass die CGIs nicht wirklich gut sind? Na ja, egal. Vicky also, unten in ihrer Kabine, zwischen dem rumgerutschten Bett (ich dachte, Möbel seien auf Schiffen immer festgemacht? Na ja, vielleicht auch nicht) und der leckgeschlagenen Wand eingeklemmt und schreit ziemlich laut vor Schmerzen. Auch ziemlich glaubwürdig, finde ich. Man kann ihr schon glauben, dass das verdammt weh tut, wenn der Fuß solcherart püriert wird.

Die drei auf dem Oberdeck kommen sogleich herbeigeeilt, Howard und Paul versuchen, das Bett hochzuheben und Barbara lügt: „Wir schaffen es!“ Natürlich schaffen sie es nicht (wie sonst könnte man das erste Opfer gut vorbereiten?). Nachdem festgestellt wurde, das der Funk ja so was von tot ist, soll Paul mit einer Leuchtpistole Signale geben. Tut er auch, aber es tut sich nix. Schade. Das Dorf ist anscheinend noch toter als der Funk. Babs und Paul bemannen das Rettungsboot, um im Dorf persönlich Hilfe zu holen. Es fällt auch fast gar nicht auf, dass Barbaras lange Haare ihr noch immer ganz adrett über die Schultern fallen, obwohl die Kamera uns einen Neigungswinkel von fast 45 Grad zeigt… aber egal. Paul outet sich noch mal schnell als dumm: „Überlebt sie es?“ (Hallo, die ist eingeklemmt, nicht aufgespießt!) und Babs als klug: „Nicht, wenn der Kahn sinkt!“ (Ach was), und schon geht´s los. Eine Unterwasser-CGI-Aufnahme zeigt uns übrigens noch zwischendurch, dass Vickys Blut schlangengleich in die Tiefe sinkt, in eine Tiefe, in der anscheinend irgendetwas lebt! Oh oh!

Paul kriegt es doch noch hin, den Außenborder des Schlauchbootes zu starten (hat sich übrigens in einen schicken College-Pullover der „Miscatonic-University“ geschmissen. Und ich muss ja gestehen: Anspruchslos, wie ich bin, hat der Film hier schon halb gewonnen. Wenn ein Drehbuchautor tatsächlich die fiktive Miscatonic University aus dem Cthulhu-Mythos mit einbringt, dann scheint er sich wirklich mit der Materie auszukennen. Durch das leidlich aufgewühlte Gewässer pflügt man Richtung Küste, allerdings macht´s auf halben Weg einmal „Patsch“ und man ist gegen irgendetwas unter dem Wasser gefahren (Barbara: „Wahrscheinlich war das ein Felsen!“ Paul: „Ja, das ist eine Möglichkeit!“). Das Schlauchboot ist leckgeschlagen…

Cut zu Howard und Vicky, die immer noch in der langsam vollaufenden Kabine ausharren… irgendetwas ist doch da draußen, das höre nicht nur ich, das hören auch die beiden… Howard zückt die Taschenlampe, durch das vollgeblutete Wasser und den komischen Schmodder, der auf einmal auf dem Wasser schwimmt, ist aber nichts zu sehen. Plötzlich fängts an zu brodeln (Wie in all den tollen Piranha-Filmen), Vicky schreit und Howard ballert mit einer Mini-22er ein paar Mal ins Wasser…

Die Schüsse hallen über das Wasser und Barbara und Paul vermuten Haie (wenn DIE wüssten, muahahaha). Barbara will zurück, Paul meint, das würden sie NIIIIEEEE schaffen, zumal der Außenborder mal wieder seinen Geist aufgegeben hat. So wird aus dem Außenborder ein Überborder, und Paul erweist sich nicht nur als Nichtsegler, sondern auch als Nichtruderer. Tja, wenn man jetzt in Oxford oder Cambridge gewesen wäre…

Trotzdem erricht man irgendwie den Anleger und das Örtchen sieht aus der Nähe nicht mehr GANZ so idyllisch als wie von Meer aus. Es regt sich nix, alle Türen verschlossen. Barbara hat die an sich gute, in einem Horrorfilm jedoch ultramiese Idee, einfach mal dem Gesang nach zu gehen, und so kommen sie zur Kirche des Ortes, über deren Tür das besagte Auge zu sehen ist. Für die Vergesslichen wird ein kurzer Flashback eingeschnitten… ihr wisst schon, Traum und so. Das Namensschild verrät uns übrigens auch, dass die ortsansässigen Katholiken offenkundig zu Gunsten der „Esoterica Orde De Dagon“ gewichen sind. Auch das innere des Gotteshauses (Dagonhauses?) sieht nicht GANZ so aus wie man es eigentlich von spanischen Kirchen gewohnt ist: Keine Heiligenfiguren, keine Kreuze, im Grunde nur ein paar Kerzen, Schränke und ein Altar mit dem bereits bekannten Auge drauf. Der eintretende Priester sieht auch nicht großartig Vertrauen erweckend aus, aber immerhin scheint er zu wissen, wo es Polizia und Dottore gibt (dass Barbara fließend spanisch spricht, gereicht hier zum Vorteil). Erstmal aber will sich der wackere Pfarrer ein Bild von der Lage machen und am Anleger präsentiert man uns ein Bild von meterhohen CGI-Wellen und nem wackelnden Mast. Zwei Fischer werden animiert, mit Paul zusammen nach draußen zu fahren, während Barbara im ortsansässigen Hotel nach Polizei und Arzt zu telefonieren… und ich weiß nicht, welcher scharfe Wind Paul durchs Oberstübchen gefegt ist, aber plötzlich findet er den Priester gewaltig unheimlich und will Barbara nicht mit ihm gehen lassen. Na, ich weiß nicht… gegenüber den beiden Fischern sieht der Priester noch aus wie ein Ausbund an Schönheit und Glaubwürdigkeit… und englisch kann er auch, das offenbart er jedoch erst, nachdem Paul ihn mehrfach beleidigt hat… einige Regeln des ultimativen Humors darf man halt nicht brechen.

Nun, nach einer kurzen Umarmung steigt Paul aufs Schiff, und die beiden Fischer scheinen nicht wirklich erbaut darüber zu sein… Paul wird nicht gerade zuvorkommend oder gar höflich empfangen (Es sei denn, in Galizien werden herzhafte Schubser als höflich empfunden… Andere Länder, andere Sitten). Im Zuge der fröhlichen Schubserei hat Paul sich übrigens einen Angelhaken in die Hand gejagt… in vielen Filmen wäre eine fröhlich vor sich hinblutende Hand wenigstens ein Manko des Helden, hier aber eher nicht.

Allerdings wenden wir uns jetzt erstmal Barbara zu, die mit ihrem Handy keinen Empfang hat (wieso probiert sie das erst jetzt aus? Fand sie die Fahrt bisher nicht aufregend genug?) und wird vom Pfaffen erstmal zum Hotel „Del Mar“ geschickt, wo es ein Telefon geben soll. Langsam kommt Leben in die Stadt, ein vermummter Bürger ist dabei, irgendwas irgendwohin zu schaufeln und gibt dabei sehr komische Laute von sich. Überhaupt scheinen alle hier ein Problem mit ihrem Teint zu haben (wir hier im Ruhrpott sprechen da von „Täng“), denn sowohl der Priester, die Fischer als auch die anderen Bürger, die langsam aus allen Straßen herbeigeschlurft kommen, wirken ausgesprochen blass (ich greife ein bisschen vor wenn ich sagen: Fischig). Das Hotel sieht übrigens genauso verfallen aus wie der Rest des Kaffs, nur dass in Leuchtschrift „HOTEL“ an der Wand steht. Hinter dem Tresen steht Uncle Fester, pardon, der Hotelier. Erinnert mich aber stark an den netten Adams-Onkel. Mit ihm zu sprechen macht anscheinend genauso viel Sinn wie mit einem, sagen wir, Stein. Denn der nette Herr guckt zwar (ohne zu blinzeln), sagt aber gar nix. Als Barbara dann eigenmächtig ans Telefon greifen will, kommt die Sache langsam in Fahrt: Der Hotelier und der dazukommende Priester überwältigen Babs und wir können einen Blick auf die Hände des Managers werfen, die eigenartig verwachsen scheinen…

Zurück zu Paul, der sich immer noch dem Boot nähert. Wieder in der Kabine, stellt Paul zu seinem (jedoch nicht gerade zu meinem) Erstaunen fest, dass in der Kabine weder Vicky, noch Paul, noch Blut zu finden ist. Einzig Howards Taschenlampe dümpelt noch traurig im Wasser. Wieder an Land radebrecht der Priester sich eins zusammen, dass „Senorita“ zur Polizei nach Santiago gefahren ist, da man in Imbocca herzlich wenig auf polizeilichen Schutz gibt (dass er dabei seinen Akzent ab und zu verliert, schieb ich mal auf die Synchro). Jedenfalls soll Paul im Hotel umge… pardon, UNTERgebracht werden, wo Onkel Fester wieder mal nix tut außer zu gucken. Das kann er allerdings ganz gut, auch ohne zu blinzeln. Auch will er nix von einer Frau gehört oder gesehen haben, was Paul nur halb spanisch (haha) vorkommt, da immerhin Babsis Feuerzeug auf der Theke liegt. Doch Onkel Fester scheint noch mehr drauf zu haben als zu gucken: Unter seinen tiefen Halsfalten werden beim Umdrehen Kiemen sichtbar! (Humor hat er allerdings nicht, als Paul sich mit „Muchos Dias“ bedankt, verzieht er nicht mal eine Miene.)

Während Paule die Treppe zu seinem Zimmer hinaufstarkst, ist es ihm (und mir auch), als würde eine fremdartige Stimme etwas in einerfremdartigen Sprache murmeln… wahrscheinlich so was wie „Jungs, holt schon mal den Ketchup!“ Auch auf dem Flur ertönen gar seltsame Schreie, aber es könnte natürlich auch einfach nur das Lachen des Hoteliers sein, denn das Zimmer, das Paul gemietet hat, hat mehr als eine Renovierung nötig (für den Anfang bräuchte man wohl nen Flammenwerfer). Kein Licht, undichte Fenster, aus dem Wasserhahn nur eine trübe, braune Soße… und wer Trainspotting gesehen hat, der hat auch ne ungefähre Ahnung, wie das Klo aussieht. Paul, der Optimist, probiert die Rezeption anzurufen, wohl um sich über den Zustand des Bettes zu beschweren (nachvollziehbar, das ist noch ekelhafter als meins), was natürlich nicht klappt. Also wird einmal auf tiefstem Herzen geflucht und nach ein paar Grübeleien im Sessel sanft entschlummert. Im Traum läuft Barbara durch das Zimmer, nur um dann gar nicht Barbara zu sein sondern die schöne Unbekannte Nixe. Auch der „Mund-aufreiß-und-schrei“- Trick wird wiederholt, nur dass es diesmal keine ekeligen Zähne sind, sondern ungefähr genauso ekelige Tentakel, die sich der Gutesten aus der Futterluke schrauben.

Von diesem Schrecken aus dem Schlaf gerissen hört Paul draußen gar seltsame Geräusche und Stimmen. Ein Blick nach draußen verrät uns, dass anscheinend das gesamte Dorf zusammenläuft, jedenfalls torkeln aus jeder Gasse seltsame Figuren heran. Das ganze hat ein bisschen war von nem mehr oder weniger schlechten Zombiefilm, denn die Imboccianer wanken doch recht ziellos durcheinander… bis eine Frau (glaube ich jedenfalls) den verwirrt am Fenster stehenden Paul erblickt und in einem unnatürlich hohen Tonfall irgendwas kreischt. Paul findet alle Fluchtwege (also die Treppe) versperrt und mcgyvert ein bisschen, sprich: Er schraubt den Riegel von der Badezimmertür ab und befestigt selbigen an der Zimmertür. Dass er dafür etwa 2 Minuten braucht und die Bürger des Dorfes in der Zeit schon fünfmal bei ihm sein müssten, stört kaum. Nach einer Flucht durchs Bad in das nächste Zimmer bleibt nur noch ein Weg: Der beherzte Sprung aus dem Fenster, drei Stockwerke in die Tiefe, durch ein Glasdach. So was muss doch verdammt wehtun… und tut´s auch. Aber alle Schmerzen sind vergessen, als Paul in das Gesicht eines Schweins blickt. Also, ein recht totes Schwein, beziehungsweise die Haut von selbigem (natürlich fällte der Blick auf das Schweinchen perfekt getimed mit Blitz und Donner, die Regeln des Narrativums sollte man halt nicht brechen). Pauls Reaktion darauf ist wirklich gut ausgefallen und reizt zu einigen Schmunzlern…

Durch einen Spalt in der Tür beobachtet Paul einen uralten Citroen (oder so was), der auf den Dorfplatz gefahren kommt. Das erste Auto, das wir hier zu Gesicht bekommen! Die Dorfbewohner scharen sich um den Wagen, bekommen wohl irgendwelche Anweisungen und machen sich daran, das Lagerhaus, das Paul als Versteck dient, mal genauer unter die Lupe zu nehmen. In dem darauf folgenden Versteckspiel entdeckt Paul, dass die Imboccianer anscheinend nicht nur Spaß daran haben, Schweine zu häuten, nein, es liegen auch verhältnismäßig viele Menschenhäute rum (also, mehr als z.B. bei mir zu Hause). Und der relativ frisch und schmodderig aussehende Überrest da… könnte das… „Oh nein, Howard!“ entfährt es Paul, was die Imboccianer prompt auf seine Fährte bringt. Gut, dass da Fässer mit irgendwelchem brennbaren Zeug drinnen rumstehen und Paul noch Barbaras Feuerzeug hat… in der folgenden Hektik gelingt es Paul, dem Getümmel zu entkommen.

Auf seiner Flucht vor dem Mob, der offensichtlich noch einige Dinge in Sachen Brandstiftung ausdiskutieren möchte, stößt Paul auf den alten Säufer „Ezequiel“ zusammen. Dieser zeigt sich nicht besonders erbaut davon und droht mit seinem Geschrei die Imboccianer zu alarmieren. Also wird er flugs in ein hab eingerissenes Haus gezerrt, während draußen einer der Mutanten… well, wie nennt man diese Fortbewegungsweise? Ich will´s mal so sagen: Kennt ihr Werner? Also, Bölkstoff, Motorräder, Eckaaaaat und so? Gut. Dann erinnert euch an den Igel mit dem Karren und den beiden Bügeleisen. Genauso bewegt sich der komische Kauz. Sieht an sich ziemlich strange aus, die Assoziation mit gewissen Igeln ruiniert die Stimmung allerdings beträchtlich. Ezequiel ist nicht nur des Englischen mächtig sondern auch äußerst redselig. So eröffnet er Paul, dass die Imboccianer Menschen töten, um ihnen die Haut abzuziehen (so weit war ich auch schon, aber über weitere Gründe schweigt er sich aus) und ein Mann und zwei Frauen zuletzt ermordet wurden. Paul ist verständlicherweise tief getroffen über diese Eröffnung, allerdings verrät mir Ezequiels Blick (und die Tatsache, dass ich den Film schon kenne), dass „tot“ ein dehnbarer Begriff ist. Und nach einem tiefen Schluck aus seiner Flasche (ich trau dem Zeug, das Zacherl da trinkt, zu, dass es auf 20 Meter blind macht) kommen wir endlich zum lang erwarteten Flashback in die Zeit, da Imbocca noch „Pueblo del Christo“ war…

Imbocca präsentiert sich uns als typisches galizisches Fischerdorf, die Männer stehen am Strand und holen die Netze ein, sind allerdings wenig erbaut über die doch überschaubare Menge an Fisch, die an Land gezogen wird. Wie es in südlichen Landen üblich ist, eilt man geschlossen zum Gottesdienst, und wie es im Leben üblich ist, gibt der Herrgott sich eher schweigsam. Und wie es in solcherlei Filmen üblich ist, taucht in diesen Zeiten der Not eine Person mit dem allein selig machenden Weg auf… in diesem Fall ist es der nicht wirklich Vertrauen erweckende Kapitän Orpheus Cambarro, der sich anbietet, den großen Gott „Dagon“ nach Imbocca zu bringen. Ezechiels Vater und der Priester halten dieses für eine eher schlechte Idee, aber ein paar Idioten gibt es ja immer…und so wird in der nächsten Nacht unter Absingen der berühmten Worte „Iä! Iä! Cthulhu ftaghn!“ eine etwa fußballgroße Pyramide (komplett mit Auge, Illuminati are everywhere) versenkt. Dagon scheint Gebeten eher sein Gehör zu schenken, denn auf jeden Fall beginnt das Meer zu brodeln und schon am nächsten Tag erfreut sich die Gemeinde an Fischen en masse. Auch das eine oder andere goldene Kunstwerk befindet sich im Fang, und während sich alle darüber freuen, bleibt nur Ezequiels Familie skeptisch.

Um Dagon angemessen huldigen zu können, wird die Kirche umgestaltet, was so aussieht, dass zunächst einige Einrichtungsgegenstände kaputt gemacht werden (Kruzifix, Madonna, Priester). Dann wird anstelle des Kreuzes das bereits bekannte Auge aufgehängt und man ergeht sich in kultischen Gesängen. Doch wie es mit bösen Göttern nun mal so ist: Irgendwann haben sie die Nase voll vom ständigen Gesinge und verlangen nach nem zünftigen Opfer. Und wen trifft es als erstes? Richtig! Ezequiel versucht zwar, seiner Mutter beizustehen, hat aber damit gelinde gesagt wenig Erfolg. Dem Vater wird die Kehle durchgeschnitten (onscreen, Blut spritzt ganz schön), was mit der Mutter passiert bleibt ungewiss (aber irgendwas sagt mir, dass sie rein technisch froh wäre, wenn sie auch „nur“ einen Kehlenschnitt bekommen hätte). Ezequiel wird (mit dem Blut des Vaters im Gesicht) gezwungen, das heilige Symbol Dagons zu küssen… und wir sind wieder in der Gegenwart.

Paul folgert messerscharf, dass Ezequiel entweder reichlich angebrütet oder vollkommen ballaballa ist (scheißt sich hier wieder mit seinem beliebten „Zwei Möglichkeiten“-Spiel ein. Macht ihn nicht wirklich symphatisch). Dieser ist bereit, beides zuzugeben, beharrt aber trotzdem darauf, dass alles die reine Wahrheit sei. Er bezeichnet sich selbst als letzten Menschen von Imbocca, der nur deswegen überlebt hat, weil die Dagonanbeter in einem versoffenen Verrückten wohl keine Gefahr sahen. Paul ersinnt den Plan, ein Auto zu stehlen und zu fliehen. Ezequiel gefällt sich hier mehr in der Rolle des Spielverderbers, in Imbocca gibt es nur ein Auto, und das gehört dem Enkel von Kapitän Cambarro. Ezequiel ist aber bereit, Paul zum Anwesen der Cambarros zu führen und sie beobachten Cambarro Jr, wie er das Auto verlässt. Paul äußert einige Verwunderung am seltsamen Gang des Autoinhabers, stützt er sich doch auf zwei Krücken, ohne die Beine zu benutzen. Endlich erfahren wir, warum die Einwohner von Imbocca teilweise ziemlich hilflos umhertorkeln: Sie verändern sich, verwandeln sich um nach einiger Zeit ins Meer zu gehen (gut, als alter Lovecraftkenner ist man da weniger überrascht). Und während Paul noch sein beliebtes (und mir mittlerweile schwer auf den Sack gehendes) Zwei-Möglichkeiten-Spiel spielt, ergreift die alte Schnapsnase Ezequiel die Initiative: Laut lallend und singend torkelt er auf die beiden Wächter, die neben dem Auto stehen, zu und verwickelt sie in ein Gespräch, dessen Verlauf sich mir nicht SOFORT erschließt (hätt ich mal in der Schule anstelle von Informatik Spanisch genommen… Informatik kann ich auch nicht mehr). Zeit genug für Paul, mal wieder ein bisschen zu mcgyvern. Rein ins Auto robben und die Drähte an der Zündung rausrupfen ist eins. Doch… welche beiden Drähte gehören nu zusammen? Vielleicht diese beiden hier? Nein, DAS war die Hupe! Imboccianer sind vielleicht hässlich und langsam, aber taub sind sie noch lange nicht. Also wieder raus aus dem Auto, und jetzt. Verstecken! Am besten im Haus, scheint ja groß genug zu sein. Isses auch, jedenfalls ziemlich groß. Aber die paar Bilder, die an der Wand hängen, täuschen nicht über den sonstigen desolaten Zustand hinweg. Paul flüchtet vor den Imboccianern nach oben (klingen ungefähr so, wie ich mir brünftige Walrosse vorstelle) und in ein nicht abgeschlossenes Zimmer – freundlicherweise erinnert der Flashback uns daran, dass die junge Dame, die da im Himmelbett liegt, schon in Pauls Traumvisionen vorgekommen ist. Sieht übrigens doch ziemlich eerie aus, die beste, wie sie da hoffnungsvoll auf Paul guckt. Jedenfalls scheint sie was für Paul übrig zu haben, denn sie erklärt ihrem Vater, der kurz reinschaut, alles sei in bester Ordnung und NIIIIEEEEMAND sei hinter der Tür versteckt. Nachdem wieder Ruhe eingekehrt ist, kann die mysteriöse Dame sich endlich vorstellen: Das ist Uxia (sprich: Utschia), und sie scheint schon einiges von Paul gehört zu haben und auch einiges zu wollen, denn sie fängt schnell an, den guten abzuschlabbern. Paul zeigt sich erst verklemmt, reagiert dann so, wie jeder Mann reagieren würde („Nein, ich kann nicht, nein nein, na gut ein bisschen, oh jaaaaa, MEHR!“)…

Und das hätte auch ganz schön werden können, hätte die Dame nicht ein gewaltiges beintechnisches Handicap, selbige fehlen ihr nämlich und stattdessen wabern zwei lovecraftsche Tentakel um Paul herum (wenigstens is ihm das aufgefallen, NACHDEM wir noch mal einen Blick auf Uxias kleine, aber feine Brüste werfen durften.) Von ihren verzweifelten Schreien verfolgt rennt Paul erst aus dem Haus und dann in den Chauffeur, wo es sich als günstig erweist, dass die Imboccianer trotz alledem noch immer Eier in der Hose haben. Paul klaut dem (vermeintlich) ausgeschalteten die Autoschlüssel und nach einem weiteren kleinen Gerangel startet er die Rostlaube doch noch… ja, ich weiß, er hat die Kabel vorher rausgerupft, seid still und lest weiter. Ich versuche es zu ignorieren.

Also, weiter geht´s über die Straße und ein paar im Weg stehende Imboccianer hinweg. Nach etwa 100 Metern ist die Fahrt dann auch an einem nicht genauer definierten Hindernis zu Ende und es geht auf Schusters Rappen weiter (nachdem ein Imboccianer mit der Radkappe verdroschen wurde). Da es wohl zu einfach wäre, einfach die Straße lang zu wetzen (Imboccianer bewegen sich nicht viel schneller als durchschnittliche Zombies) probieren wir´s wieder einmal in einem leer stehenden Haus. Also, das Haus steht nicht GANZ leer, sondern knietief voll Wasser. Nach einem false scare mit einem Ochsenfrosch lernen wir die Bewohner des Hauses kennen: einen kleinen schreienden Jungen und seinen Vater (?), der ähnlich lange Tentakel wie Uxia aufweist, nur nicht an den Beinen, sondern als Arme. Mit denen kann er auch gut umgehen, denn er döppt Paul erstmal ins Klo und lässt sich nur von der Wasserkastenabdeckung, die mehrmals auf seinen Kopf knallt, davon abbringen. Nachdem Paul seine Brille im Klo wieder gefunden hat (Big Lebowski, anybody?) endet die Flucht dann doch vor dem Haus in einem Netz (ich glaube, das sind die beiden Fischer, die ihn am Anfang schon nicht gemocht haben) und er wird anästhesiert. Mit einem Knüppel.

Zeit für eine kleine Traumsequenz, die uns nicht viel mehr als Wasser zeigt… dann wacht Paul auf und blickt auf Barbara! Man glaubt es nicht! Jedenfalls liegen die beiden sich in den Armen, schlabbern sich erstmal ab und heulen ne Runde. Schnell stellt sich raus, dass nicht nur auch Ezequiel in dem kleinen Schuppen eingesperrt ist, sondern ebenfalls Vicky, die ziemlich apathisch in einer Ecke sitzt. „Schlimmer als tot“ sagt Ezequiel. Und damit scheint er gewaltig Recht zu haben, denn Vicky wurde allem Anschein nach von Dagon geschwängert. Und ist darüber nicht besonders begeistert. Für alle die, die es immer noch nicht verstanden haben, bringt Ezequiel es nochmal auf dem Punkt: „Er fickt sie!“ Das ist wohl das Stichwort für die große Schauspielszene für Vicky, Babs und Paul (Panik, Beruhigen, Durchdrehen, noch mal Beruhigen und das übliche „Wir kommen hier schon wieder raus“, „Warum machen die das nur?“ etc – alle schon bekannt). Paul muss Barbara dann noch in die Hand versprechen, sie zu töten, sollte ihr etwas Ähnliches widerfahren wie Vicky. Und dann ist es auch schon so weit: Sie kommen! Als die Tür auf geht, kriegt als aller erstes der Priester einen auf die Nase und schon sind wir mitten in der schönsten Hauerei. Hier zeigt sich übrigens auch, dass Barbara etwas kompetenter in Sachen Martial Arts ist, jedenfalls teilt sie zwei, drei, nette Hiebe aus und schickt ein paar Imboccianer auf die Planken. Dass die Imboccianer nicht nur in der Überzahl sind, sondern auch ein Messer dabei haben (übrigens ein einfaches Küchenmesser, sieht aus, wie schon tausendmal benutzt und fügt dem allgemeinen Schrecken des Kampfes noch die Furcht vor einer Tetanus-Infektion hinzu), macht das Gerangel natürlich etwas unausbalanciert, und so sind unsere Helden schnell überwältigt. Einzig Vicky konnte sich in einem helleren Moment ihres benebelten Geistes das Messer ergattern und begeht damit Seppuko. Kein Scherz: Sie rammt sich das Ding WIRKLICH in den Bauch und porkelt darin rum wie die alten Samurai. Nun heißt es ja, Frauen hätten eine höhere Schmerzunempfindlichkeit als Männer, aber das sieht schon fies aus… Und schon geht es weiter, Mädchen nach links, Buben nach rechts…

Und schon sind Ezequiel und Paul in einem Schuppen angekettet und der Priester lässt seine „Ich habe den Guten in meiner Gewalt und erkläre ihm jetzt meinen Plan“-Rede ab: Paule und Ezequiel werden entleibt, Barbara bekommt ein Schäferstündchen mit Dagon und die Imboccianer als solche werden ewig im Meer leben. Klingt nach einem vernünftigen Plan, wenn man Imboccianer ist. Paul verspielt schnell noch ein paar Sympathien, indem er dem Priester einen Scheck über 10 Millionen Dollar verspricht („Wir haben tausendmal so viel in Gold!“ Dumm gelaufen), dann geht´s auch schon ans fröhliche Häuten. Unter der bekannten Litanei wird als erstes Ezequiel ausgeguckt und genüsslich langsam mit ein paar blöden Sprüchen („Ich werrrte vidersähän eurrre Gesichter. Aber ihr werdet nicht ßehen meinth“) mit ein paar Schnitten gehäutet. Dazu gibt es den altbekannten Psalm 23 (Der Herr ist mein Hirte, mir wird nichts mangeln etc…). Und es ist ganz schön schmodderig. Dann kommt die Reihe an Paul, der sich wohl voll und ganz mit seinem Schicksal abgefunden hat („Tu es! Tu es!“)…

Doch natürlich taucht im letzten Moment Uxia auf (in einem Rollstuhl, mit Beinen is bei ihr ja nicht mehr so viel) und fordert den Priester auf, abzulassen. Jetzt ist mein galizisch ein wenig eingerostet, aber ich denke mal, sie hält nicht viel davon, Paul über den Jordan gehen zu lassen. Und sie scheint auch einiges an Befehlsgewalt inne zu haben, denn der Priester trollt sich unter ihrem gestrengen Blick wie ein geprügelter Hund. Paul ist leidlich verwirrt, als Uxia ihn auffordert „für immer bei ihr“ zu bleiben. Auf den Kuhhandel „Ich mach´s, wenn ihr Barbara laufen lasst“ lässt sich die Schönheit im Rollstuhl allerdings nicht ein, immerhin sei Dagon nun schon ein Jahr ohne Opfer und habe es bitter nötig, ein bisschen Aufmerksamkeit zu kriegen. (Dialogperle am Rande… Paul. „Fuck Dagon!“ Uxia: „JA!“ – mit dem Endlich-hat-ers-begriffen-Tonfall) Außerdem würde Paul sie ja sowieso nicht lieben, immerhin träume er ja von einer anderen, Babsis Kind würde eh mit Freuden bei Dagon leben und so weiter. Und sowieso sei es Pauls Schicksal, zusammen mit Uxia auf immer und ewig an einem wundervollen Ort zu leben (uiui… Abgründe tun sich auf. Sollte Paul etwa auch…). Die herbeigerufenen Imboccianer machen Paul, der sich anscheinend gefügt hat, von seinen Ketten los, was dem Priester gar nicht schmeckt. Seiner Meinung nach ist Uxias Wahl, Paul zu ihrem Gefährten zu machen, in etwa so gut wie die Wahl von Jon Schaffer, Tim Owens als neuen Leadsänger von Iced Earth einzustellen…. Aber was will er machen? Sterben z.B., denn Paul hat sich tatsächlich nur zum Schein gefügt und massakriert mit den bereitliegenden Messern sowohl ihn als auch seine beiden Henchmen. Schnell noch ein Fässchen mit irgendwas Brennbarem gegriffen und ab zum Tempel. Showdown, ick hör dir trapsen…

Durch einen Geheimgang folgt Paul den kultischen Gesängen und findet sich nach einem weiteren „Zwei Möglichkeiten“-Spiel (geht mir langsam WIRKLICH auf den Geist) in der Kultgrotte wieder. Hier ist die Hohepriesterin Uxia mittlerweile dabei, Barbara mit einem goldenen Dolch ein paar Schnitzereien zuzufügen (nackig, selbstverständlich. Also, Barbara, nicht Uxia). Barbara, die bald merkt, dass Flehen nix bringt, verlegt ihre Taktik auf schimpfen (wie gesagt, mein galizisch ist etwas eingerostet, aber „Puta“ versteh ich noch). Jetzt zeigt sich auch, was die Imboccianer mit den abgezogenen Hautfetzen machen: Sie ziehen sie selbst an, während sie ihren Kultistenangewohnheiten nachgehen. Durch die ganzen Bandagen und die Fetzen wirkt die ganze Truppe ein bisschen wie eine Leprakolonie… Babsi indes wird an ein Trapez geschnallt und über eine Runde Öffnung im Boden gehängt, ziemlich tief… erinnert ein bisschen an Temple Of Doom, wenn ihr mich fragt. Auch wenn unten keine Lava, sondern Wasser ist. Kaum versenkt Uxia die bereits bekannte goldene Pyramide ins Wasser, fäng´s auch schon an zu brodeln und Barbara wird abwärts geschickt.

Dann ENDLICH taucht Paul doch noch auf, bespritzt die Imboccianer von hinten mit der Flüssigkeit und nutzt Babsis Feuerzeug, um ein bisschen rumzuzündeln. Bald schon stehen die Kultisten in hellen Flammen, Barbara allerdings befindet sich schon unter Wasser. Doch Paul gibt nicht auf und kurbelt sie wieder nach oben, von dem gleichen komischen Schleim bedeckt, den wir schon auf dem Boot gesehen haben. Mit einem ins leere stierenden Blick fordert sie Paul auf, sie zu töten, was dieser, Held, der er ist, natürlich nicht tun will. Immerhin hatte er sich doch vorgenommen, Barbara hier ´raus zu bringen… das klappt jedoch nicht wirklich, denn schon wieder brodelt es, und Dagon himself taucht auf und schnappt sich Barbara. Übrig bleiben nur die beiden abgerissenen Unterarme am Trapez (zu den Effekten wird ich gleich noch in der Nachbereitung was sagen).

Zeit zum Trauern bleibt Paul nicht, denn die übrig gebliebenen Imboccianer, allen voran Uxias Vater Xavier Cambarro, legen nicht viel Wert auf sein Weiterleben und prügeln ihn erstmal ne Runde zusammen. Das ändert sich allerdings schlagartig, als Uxia Pauls College-Shirt hochschiebt und unter seinen Rippen die Ansätze von Kiemen freilegt. Prompt outet sich Xavier als Pauls leiblicher Vater, einst verheiratet mit Pauls Mutter, die den Sohn allerdings mit sich in die Staaten nahm, als der junge, schöne, reiche Xavier die eine oder andere Veränderung durchmachte. Und nun sehen wir Xavier auch endlich ohne Maske… wie soll ich sagen: Bei STAR WARS laufen einige Typen rum, die sich „Quarren“ nennen. Bisschen mehr Schleim, und sie sehen aus wie Xavier.

Von diesen neuen Eröffnungen und auch von Uxias Zukunftsvision „Du bist mein Bruder! Du wirst mein Geliebter sein!“ (no comment) zeigt sich Paul zwar beeindruckt, aber längst nicht überzeugt. Jedenfalls versucht er, mit Hilfe des Benzins und dem Feuerzeug seinem Leben ein Ende zu bereiten… was ihm auch gelingen würde, wenn Uxia die menschliche Fackel nicht packen und mit Paul zusammen ins Meer springen würde. Hier stellt Paul (ziemlich verkokelt) zu seinem Erstaunen fest, dass er nicht nur atmen kann, sondern dass es ihm auch erstaunlich gut geht. Zusammen mit Uxia schwimmt er fröhlich in den bereits vom Anfangstraum bekannten Tunnel…

Und nach einer kurzen Widmung für Francisco Rabal (Ezequiel), der kurz nach Beendigung seiner Szenen in die ewigen Jagdgrüne eintrat, folgt der Abspann.

So, das war DAGON. Für eine Rezension auf ist das ganze recht kurz geworden, was daran liegt, dass man leider Gottes nicht allzu viel an dem Film schlecht machen kann. Im Grunde ist solides Horrorkino dabei rumgekommen, mit einigen Splattereffekten und sogar dem einen oder anderen Gruselmoment. Wenn man sich die Zusammenfassung durchliest, dann merkt man recht schnell, dass der Film ganz offenbar ein Grower ist: Am Anfang ein bisschen holprig, gewinnt er doch recht schnell an Fahrt und die peinlichen Situationen werden immer weniger.

Ansonsten gibt es über das Drumherum einiges zu sagen. Fangen wir mal mit den CGI-Effekten an, die den deutlichen Schwachpunkt des Films bilden. Gerade am Anfang wird ziemlich viel mit Bildern aus dem Rechner gearbeitet, der Sturm scheint nahezu vollständig aus animieren Bildern zu bestehen. Nun gibt es da draußen ja Leute, die sogar „Gollum“ aus dem Herrn der Ringe für schlecht animiert halten (einigen kann man´s halt nie recht machen), und die werden hier ihre helle Freude haben. Billig trifft´s nämlich am ehesten. Gott sei Dank beschränken sich die CGI-Sequenzen auf den Anfang und das ende des Films, also ist es im Grunde zu verkraften. Über den Sinn und Unsinn, Lovecraft´sche Monster darstellen zu wollen, wurde ja bereits im Forum ausgiebig diskutiert. Den Meckerern kann ich hier allerdings nur halb zustimmen, immerhin taucht Dagon nur kurz auf, viel mehr als eine Sekunde sehen wir nicht von ihm, und auch dann ist das Ganze im Grunde ein Gewabere aus Tentakeln.

Zum Storyverlauf: Im tiefsten Herzen ist DAGON ein recht biederer Horrorfilm. Hier wird alt bekanntes neu vermischt und so wirklich überraschend ist keine Wende der Geschichte. Dafür ist der Film recht solide gemacht und weißt kaum Plotholes auf, wenn man von einigen Sachen absieht, z.B. dass Paul das Auto ohne Mühe mit dem Schlüssel starten kann, nachdem er fröhlich vorher alle Kabel rausgerupft hat. Ich persönlich bin allerdings bereit, den Machern alles zu vergeben, denn viele kleine Details am Rande lassen durchblicken, dass hier Lovecraftkenner am Werke waren. Pauls Sweatshirt von der Miscatonic University (an der Miscatonic studierte übrigens auch ein gewisser Herbert West, gell?) habe ich ja bereits erwähnt, die „Iä! Iä! Cthulhu ftaghn!“ Chöre ebenso. Nachdem ich mir im Zuge der Rezension noch mal die zu Grunde liegenden Werke „Dagon“ und „Shadows over Innsmouth“ zu Gemüte geführt habe, kann ich tatsächlich sagen: Hier haben die Leute sich stark an die Materie gehalten. Hut ab! Da stört auch die Häutungsgeschichte kaum.

Musik gibt es verhältnismäßig wenig, nur bei einigen ausgewählten Szenen (z.B. Ezequiels Flashback in seine Kindheit). Sonst töt aus dem Boxen nur das Gewitter, das über Imbocca tobt. Die sonstigen Soundeffekte reichen von glaubwürdig bis eher missraten, allerdings ist der Ton glasklar und gut auf die 5.1 Kanäle verteilt.

Das Bild ist ebenso klar, was dem Film nicht unbedingt gut tut (hierdurch sieht man viel zu oft die schlampigen CGI-Effekte und die Kulissenstadt, die eigens für den Film hochgezogen wurde.

Schauspielertechnisch gibt es nicht viel zu bemängeln, Ezra Godden (Paul), der außer „Band of Brothers“ nix in seiner Filmbiographie auf IMDB stehen hat, spielt seinen Charakter recht solide, auch wenn er in der einen oder anderen Szene doch sehr an einen gewissen Ash erinnert. Macarena Gómez (Uxia) sieht erstmal seltsam aus mit ihren großen Augen und spielt auch dem entsprechend… well, strange, so to say. Wirkt aber recht gut hier, muss ich mal sagen. Francisco Rabal (Ezequiel) nimmt man den Säufer sofort ab, die Knollnase und die Schweinsäuglein sprechen Bände. Rabal scheint auch der jenige der ganzen Cast zu sein, dessen Name in Spanien am ehesten bekannt ist (von seinen über 200 Filmen, die auf IMDB gelistet werden, kenn ich allerdings nur „Der Dicke in Mexico“).

Fazit: Wenn man auf Lovecrafts Geschichten steht, Abstriche in Sachen CGI-Technik machen kann und sich einen Abend lang unterhalten lassen will: DAGON ist nicht die schlechteste Wahl. Verglichen mit Re-Animator, der ja auch auf einer Lovecraftschen Geschichte basiert, ist DAGON deutlich näher am Kern der Story dran.

Es gibt 5 Bomben für die solide, aber eben streckenweise unzureichende Technik, und 8 Biere für die gute Unterhaltung.

(c) 2009 Ascalon


BOMBEN-Skala: 5

BIER-Skala: 8


mm
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