Dämonenbrut

 
  • Deutscher Titel: Dämonenbrut
  • Original-Titel: Dämonenbrut
  • Alternative Titel: Insel der Dämonen 2 - Dämonenbrut | Dämonenbrut - Insel der Dämonen 2 | Demon Terror |
  • Regie: Andreas Bethmann
  • Land: Deutschland
  • Jahr: 2000
  • Darsteller:

    Maria (Katja Bienert)
    Riccardo (Thomas Riehn)
    Magdalena (Marion Ley)
    Tatjana (Anja Gebel)
    Mike (Chrisz Meier)
    Antonio (Carsten Ruthmann)
    Liane (Tanja Sievers)
    Dämonenbrut (Petra Quednau)
    Soldat (Andreas Bethmann)
    Dämon (Andreas Schnaas)


Vorwort

Abt. Rated X, seriously

Also Andreas Bethmann – von den „populären“ deutschen Independentfilmern ist Genosse Bertucci der letzte, der seine Visitenkarte hier abgibt (die anderen Maestros, Ittenbach, Schnaas, Rose und Taubert haben wir ja schon abgehandelt).

Kollege manhunter hat sich ja gerade erst für Euch durch Insel der Dämonen gekämpft und kann sich damit den zweifelhaften Verdienst an die Schweizer Backe nageln, den ersten Bethmann auf badmovies.de besprochen zu haben (wo er auch zur illustrien Karriere des Regisseurs schon einiges ausgesagt hat, so dass ich mich hier auf´s wesenliche beschränken kann) – und wirklich glücklich ist er damit nicht geworden… liegt aber auch daran, dass „sein“ Film aus Bethmanns reiner Amateurphase stammt – wie Tanz der Kürbisköpfe ist das ein Werk, von dem auch Bethmann himself zugeben würde, dass damit, im Hinblick auf Professionalität und gezeigtes Können kein Staat zu machen ist. Mit Angel of Death wagte der selbsternannt deutsche Joe D´Amato (dessen größerer Verdienst für´s Fandom sicherlich ist, mit seinem X-Rated-Kultvideo-Label neben so manchem groben Schotter auch die ein oder andere vergessene Genre-Perle ausgegraben zu haben; auch für den Trashfan hat er einiges veröffentlicht, wenn auch nicht unbedingt in dieser Absicht, andererseits ist er auch verantwortlich für den Hartboxenwahn, der sich durch eine mir ehe suspekte Fanschar zieht), den Sprung zu „größeren“ Produktionen und pflegte dort erstmals sein Faible für die Verbindung von Splatter-Horror und Hardcore-Sex (das nennt Bethmann Sexploitation, aber ich nenne es Splatterporn) mit epischen Laufzeiten (wie auch Rossa Venezia, sein bisheriges opus grande, für das sich Jess Franco und Lina Romay als Stargäste verpflichten liessen, tickt Angel of Death, abhängig davon, welche der drölfzig vom Meister autorisierten Schnittfassungen man vorliegt hat, bei weit über zwei Stunden ein).

Anno 2000 kam Bethmann auf die Idee, seine (ursprünglich als italienische Produktion getarnte) Insel der Dämonen deutlich aufwendiger fortzusetzen – war ja, wie man manhunters Review entnehmen kann, auch durchaus nötig, denn der sehr ökonomische Höllenangriff des ersten Teils war aus schlicht numerischen Gründen zum Scheitern verurteilt (war ja immerhin doch ein einziger Dämon). Der Doc kennt unfairerweise Dämonenbrut schon aus früherer Sichtung und weiß, dass ihn der Kram sicherlich nicht so offensiv nerven wird wie diverse Schnaas-Ergüsse (der hier aber auch mitspielen darf, ebenso wie Jochen Taubert), schließlich verarbeitet Bethmann auch Hentai-Einflüsse…

An dieser Stelle der für eingeweihte Kreise wohl überflüssige Hinweis – in Tradition seines Video- und DVD-Labels, unter dessen Banner auch dieser Film erschienen ist, gilt für dieses Review: It´s X-Rated, frei ab 18, da explizite Beschreibungen expliziter Vorgänge absolut zu erwarten sind. Zu jung? Schade, aber da soll´s auch schön sein.


Inhalt

Es wogt das Meer, finster ist die Nacht, der Insel der Dämonen-Verächter wird auf den neuesten Stand gebracht… will sagen, ein Erzähler beginnt sein wichtiges Werk und erzählt denjenigen, die sich Insel der Dämonen angesehen und trotzdem leichtsinnig genug waren, auch die Fortsetzung einer persönlichen Prüfung zu unterziehen, nichts grundsätzlich neues. Vor der Küste Italiens gibt es eine geheimnisvolle, nicht auf den Karten verzeichnete Insel, die von den Seefahrern wie die Pest gemieden ist und über die man gemeinhin auch nicht spricht, aufgrund der rätselhaften und unerfreulichen Ereignisse, die denjenigen passieren, die doof genug waren, dort an Land gehen zu wollen (was ich von „nicht auf Karten verzeichneten Inseln“ vor der Küste Italiens im 21. Jahrhundert halte, muss ich an dieser Stelle sicher nicht asuführen). Dazu schwenkt die Kamera genießerisch einige skelettierte und mehr oder weniger verweste Unterwasserleichen ab. Die rätselhaften Ereignisse kommen nicht von ungefähr, sondern sind darin begründet, dass auf der Insel das Böse an sich hockt und auf die nächste günstige Gelegenheit wartet, sich den Rest des Erdballs gewaltsam anzueignen. Nachdem der letzte Plan, der große Solo-Invasor-Dämon aus dem ersten Film, ersichtlich ein völliger Schuss in den berühmten Ofen war, hat das Böse jetzt eine neue Idee ausgetüftelt – scheinbar läuft auf der Insel des Bösen öfter mal ein zünftiger Hentai wie Angel of Darkness, jedenfalls hat dieser „entscheidende Schlag“, wie der Erzähler in sicherlich unangebrachtem Optimismus verkündet, etwas mit Tentakeln zu tun…

Wir schalten um auf ein Schiff, das durch die stürmische See pflügt. Ähm. Röchel. Also, ich kenn ja aus UFO-Filmen wie Air Marshal oder Corman-Schnellschüssen wie Carnosaurus 3 schon üble computerisierte Schiffseffekte, und auch wenn dieser unserer Bethmann-Film fünf bis neun Finanzligen unter UFO und Corman spielt… äh, nööö, das geht nicht. Schließlich vermarktet man sein Werk ja auch professionell und als Zuschauer, der ich gerade Viel Euro TM für eine DVD hingeblättert hätte (zum Glück musste ich für die Scheibe nichts bezahlen… Vorteile des Reviewer-Lebens), ich käme mir doch leicht verhohnepiepelt vor. Jedenfalls ist der durch anliegendes Bildmaterial dokumentierte „Effekt“ selbst für einen Low-Budget-Indie-Film mehr als lächerlich (man, wenn ich so ´nen Trick nicht viertelwegs überzeugend hinbekomme, blende ich lieber ´ne Postkarte aus´m Hamburger Hafen ein). Also gut, „auf“ dem Schiff (Schiffsinterieur sah selten überzeugender aus… und wenn Ihr das glaubt, dann sicher auch, dass ich meine Reviews in einem U-Boot schreibe) säuft ein „Seemann“ eifrig Whiskey aus der Pulle und lädt eine Mausefalle mit einem Stückchen lecker Käse, während der Soundtrack verzweifelt versucht, John-Carpenter-Stimmung zu verbreiten. Die Mausefalle steht auf einer einfallsreich mit „Fracht 5“ beschrifteten Holzkiste, und der extreeeeeem glaubwürdig nachsynchronisierte (muwaa-haa, ich muss selber lachen) Seebär wünscht sich, dass die „kleinen Mistviecher“ sich bald zeigen. Schätze, er wird bald Ärger mit GROSSEN Mistviechern haben. Zunächst einmal kommen wir aber in den Genuss von Nagetier-POV, ehe die Falle zuschnappt und der Seemann mit zufriedenem Grinsen eine Ratte aus selbiger Falle herauspuhlen und aus unerfindlichen Gründen einzeln in einen Ute-statt-Plastikbeutel verpackt (liefert er die Dinger für rat-onna-stick an Cut-me-own-Throat-Dibbler?).

Was bereits einmal bestens funktioniert hat, klappt sicher auch ein zweites Mal, denkt sich unser Ratcatcher und bestückt die Falle neu (der Soundtrack würde auf einer DVD mit Untertiteln für Hörgeschädigte mit „spannende Musik“ übersetzt werden. Ich beiß schon fast ins Kissen). Tatsächlich fällt die Schnappe, eh, umgekehrt, binnen Sekunden erneut zu – nur, dass anstelle der erwarteten Kuschelratte ein grünlicher Tentakel in der Falle zappelt. „Was ist das denn?“, wundert sich der scheinbar nicht hentai-geprüfte Seemann, „sowas hab ich ja noch nie gesehen…“ (vorzutragen in ungefähr dem gelangweilt-desinteressierten Tonfall, als würde mir meine Mutter gerade eine neue Küblböck-CD vor die Nase halten. Obwohl… ich wäre enthusiastisch-ablehnender), wobei es dem Herrn nicht wirklich seltsam vorkommt, dass der Tentakel mindestens, wenn nicht ein paar Meter länger lang ist. Der Tentakel tut, was ein anständiger Tentakel tun muss, auch wenn seine Kollegen sich meistens Weibsvolk aussuchen, er ejakuliert dem Seemann ekligen weißen Glibber ins Gesicht. Ich könnte jetzt billige Gags, die sich mit menschlichem Geschlechtsverkehr und der anatomischen Ausrichtung des Höhepunkts eines Beteiligten und eventueller Ablehnung einer Spielart derselben durch den oder die andere Beteiligte/n (soll mir ja keiner nachsagen, ich wäre homophob) befassen, reißen, aber das wäre unter meinem Niveau (höhö) und außerdem noch weniger jugendfrei als ein Review dieser Art eh schon wird (und die Intelligenten unter Euch werden sich das aus meiner verklausulierten Umschreibung oben auch zusammenreimen können). Jedenfalls schlägt der so mit einer Tentakelsamenspende erfreute Seemann die Hände vor´s Gesicht und macht äußerst mitleidserregend „Auaaua“ (das Mitleid bezieht sich nicht auf die angeblich erlittenen Schmerzen, sondern auf die unbändige Power, die Emotionalität, den Enthusiasmus des Synchronsprechers. Mein Gott, wenn ich auf ein mir von Pucki, dem badmovie-Kater, heimtückisch in den Weg gelegtes Stück Trockenfutter trete, entfahren mir lautere Schmerzensschreie). Eigentlich hätte unser armer Seebär allen Grund zum lauten Schreien, denn das Tentakel-Goo schmilzt ihm unwichtigere Teile des Kopfes, z.B. Haut, Augen, Muskeln und sonstiges Zellgewebe, bis auf die Knochen ab. Doch, das könnte unangenehm sein, auch wenn ich hoffe, dass ich, sollte mir das mal passieren, ein überzeugenderes bloody-skull-prop hinterlasse.

Mit diesem souverän ausgespielten Teaser-Schock (hihi) im Rücken wagt es der Regisseur, die Titeleinblendung „Andreas Bethmann´s Insel der Dämonen 2… DÄMONENBRUT“ (ich werde den Deppen-Apostroph nicht kritisieren, denn erstens ist eine Bethmann-Veröffentlichung ohne plakativ ausgetragenen Kampf mit deutscher Orthographie keine echte Bethmann-Veröffentlichung und zweitens sollte jemand, der seine Reviews unlektoriert auf´n Server haut und in grauer Vorzeit oft genug selbst auf das ´s reingefallen ist, seine Klappe nicht zu weit aufreißen. Jaja, ich bin sehr selbstkritisch, vor allem mir selbst gegenüber) folgen zu lassen. Dann blenden wir in eine, ähm, „Schiffskabine“, an der mich vor allem die schummrige Beleuchtung (hauptsächlich Kerzenschein…) und die schmucke Wandgestaltung überzeugen – letztere sieht so aus, als hätte man die Szene einfach in einer großen Holzkiste, bestenfalls Sauna, gefilmt (hätte ich das lausige Computer-Modell vorhin nicht gesehen, würde ich auf Segelschiff tippen; und das Making-of enthüllt, dass die Holzwände nicht mal aus Holz sind, sondern stinknormale Wände, die man mit holzgemusterter PVC-Folie aus´m Baumarkt überklebt hat, ´cuz nothing talks more NAVY als Bretterwände. Würde mich interessieren, ob Andi Bethmann jemals in seinem Leben einen Fuß auf ein echtes Schiff gesetzt hat, speziell angesichts der noch zu würdigenden Art Schiff, die dieses hier darstellen soll. Hätt´ er mal Schnaas gefragt, der kennt sich mit sowas aus – siehe Violent Shit 3 und Anthropophagous 2000 und der war doch eh beim Dreh…). Aber selbstverständlich sollen wir als kritische Zuschauer nicht die Wände bewundern, sondern das nackte Mädel, das davor auf seiner Koje sitzt, ein der Umschlagzeichnung nach, ähm, „erotisches“ Buch liest und davon heftig dazu angeregt ist, sich couragiert im Intimbereich zu befummeln. Und da wir hier in einem Bethmann-Film sind, gibt´s das auch en detail und im close-up zu bewundern. Naja, dann soll sie mal.

Anderswo auf´m Schiff, in innenarchitektonisch identisch gestalteten Kabinen (lasst mich raten, da gab´s genau eine von, wie bei Cube), wird anderes getrieben, wenngleich weniger, ähm, anregendes. In einer Kabine trägt ein Typ, der sich sein Gemach mit einem lesenden Frauenzimmer teilt, irgendwelche sicherlich hochgradigen Berechnungen in eine Seekarte ein, in einer anderen werden von einem anderen Typ und zwei Frauen, von denen wenigstens eine auf lästige Oberbekleidung verzichtet hat (freizügiger Kutter) lustige Gesellschaftsspiele gespielt (Strip-Monopoly oder sowas, zweifellos). Wird langsam mal Zeit für etwas Exposition, und dafür bietet sich, wenn einem als Autor sonst nix besseres einfällt, der gute alte voiceover ein. Und so darf unser Kartenkrakler uns über ein-zwei Dinge ins rechte Licht setzen. Erstens mal ist sein Name Mike, und seines Zeichens ist er 1. Offizier dieses unseres Militärfrachtschiffs (ächzröchelwürg. Als 1. Offizier würde er selbst auf einem schwimmfähigen Pisspott nicht durchgehen. Dass er keine Uniform trägt, mag ich noch durchgehen lassen, weil er offensichtlich in seiner Privatkabine hockt, aber trotzdem…). Zweitens hat das Schiff neben irgendwelcher unbezeichneter militärischer Fracht („Fracht 5“, wissen wir doch. Da ist doch alles klar) zivile Passagiere an Bord (!?! Ich glaub, das gibt´s nicht mal bei der Kriegsmarine von Nepal), darunter seine Verlobte Maria (die mit ihm die Suite teilt. Auch DAS glaub ich nicht, bei aller militärischen Freundschaft). Mike plant, Maria nicht nur in den nächstbesten italienischen Hafen, sondern überdies auch in den der Ehe zu lotsen. Momentan martert aber ein anderes Problem seinen empfindlichen Brägen, denn er bildet sich ein, eine Insel gesehen zu haben, doch die steht auf keiner Karte. „Ich zweifele an meinem Verstand, weil ich mir recht sicher bin, mich nicht getäuscht zu haben“, versucht er sich uns Zuschauern gegenüber nicht wirklich erfolgreich an Überzeugungsarbeit.

Unsere nackte Fummelfreundin hat den Schmöker mittlerweile ad acta gelegt und konzentriert sich auf die Selbstbefriedigung. Das nimmt ihre vollständige zerebrale Kapazität in Anspruch, denn das schiffserschütterende Rumpeln, das die Bücherregale wackeln lässt, bekommt sie vor lauter Gestöhne nicht mit. Ebensowenig den grünen Tentakel, der sich von oben an der Wand herabschlängelt. Ich sag´s immer wieder – Masturbation ist lebensgefährlich, unsere Eltern hatten doch Recht (wenn auch aus geringfügig anderen Gründen). „Ai“, macht das Girl ob der Entdeckung des Tentakels, und ich kenn Millionen Frauen, die sich entsetzter äußern, wenn man ihnen einen Käfer vor die Nase setzt. Der Tentakel macht sich daran, das Mädel zu würgen (fällt dem nix besseres ein?), dieweil das Schiff in einen rätselhaften Sturm gerät, die (wider Erwarten vorhandene) elektrische Beleuchtung ausfällt und die diversen anderen Interessengemeinschaften an Bord in Verwirrung stürzt (ich muss JETZT schon aufs Gaspedal drücken, denn ich bin auf Seite 4 des Reviews und habe ungefähr ein knappes Zehntel meiner Notizen abgearbeitet, und eigentlich hatte ich nicht vor, dem Umfang des Turkish Star Wars-Review Konkurrenz zu machen). Die Schiffs-Außenansichten werden nicht besser, die Musik fiedelt ein paar rammsteinige Gitarrenriffs ein und aus eher unerfindlichen Gründen steigt im Schiffsinneren der Wasserstand auf Titanic-kurz-vor´m-Absaufen-Niveau, was sich vor allem für das durch den würgenden Tentakel an lebenserhaltenden Maßnahmen gehinderte Girl eher peinlich ist. Der Rest der Schiffsbesatzung hat´s aber auch nicht besser – künstlerisch wertvoll blendet Bethmann mindestens drei Aufnahmen übereinander, so dass wir gleichzeitig verfolgen können, wie unser nacktes Mädel absäuft, das Schiff durch den mysteriösen Sturm ins Sinken kommt und Mike seine geliebte Maria nicht retten kann (reverse Titanic). Zusammenhänge sind unklar, aber ersichtlich unwichtig. Das Schiff verschwindet mehr als dass es versinkt (was aber kein Goof, sondern noch erklärte Absicht ist) – auf den ersten Blick kann verursacht der darauffolgende in allen möglichen bunten Farben schillernde CGI-Wirbel-Tunnel, der nirgendwohin speziell zu führen scheint, zumindest nicht zu einem Plotpoint, geflissentliches Kopfschütteln, aber Ehre, wem keine gebührt, we will have an explanation of sorts.

Nach dieser Schiffskatastrophe, die es nicht ganz mit der dramatischen Wirkung eines James-Cameron-Werks aufnehmen kann, schalten wir um in ein mittelalterlich wirkendes italienisches Dorf (mir kam´s des öfteren so vor, als teilte sich der Film seine Locations mit Anthropophagous 2000), das bis auf drei zwielichtige Gesellen recht verlassen aussieht. Die Gesellen sind Riccardo, der große Blonde mit dem Bürstenschnitt, der beinahe als H.P.-Baxxter-Double durchgeht, der mit eher schütterer Haarpracht ausgestattete Fastglatzenkaiser Antonio und die blonde Magdalena (deren Namen erfahren wir aber sprichwörtlich Stunden später, für den Löwenanteil meiner Notizen darf sie sich mit einem nett gemeinten „Bitch“ als Charakterbezeichnung trösten), deren knappes Ledertop, ha-hm, will mal sagen, stark beansprucht wird. Nachdem wir uns von der lachkrampferzeugenden Nachsynchro speziell Antonios erholt haben, stellen wir fest, dass die drei ganz schlimme Finger sind und ihre Portokasse durch einen kleinen Bankraub unter Freunden aufzubessern gedenken. D.h. die Exekutive wollen Antonio und Riccardo übernehmen, Magdalein darf Schmiere stehen (hätte mich beim alten Misogynisten Bethmann auch schwer gewundert, wenn eine Frau abseits des Sexuellen eine aktive Rolle übernehmen dürfte…).

Ausgekuckt haben sich die Bösbuben eine, sagen wir mal, eher dörflich geprägte Filiale der Banco di Verona – ob man dort mehr Lire findet, als man braucht, um eine Tube Spaghettisoße zu kaufen, ist fraglich. Der Überfall selbst findet in stylischen schwarz-weiß-Shots (die aber immer wieder für dramaturgisch wertvolle Einstellungen der wartenden Magdalena, speziell ihrer hervorragenden anatomischen Eigenschaften, unterbrochen werden). Aus unerfindlichen Gründen gehen Riccardo und Antonio mit fröhlicher Brutalität vor und erschießen alles und jeden, der das Unglück hat, gerade jetzt seine Bankgeschäfte erledigen zu wollen (davon, dass man derartige Überfälle nach Möglichkeit eher unauffällig durchzieht und sich im Zweifelsfalle auch nur wegen Bankraubs und nicht noch wegen dreiundfünfzigfachen Mord suchen lässt, haben die beiden Aushilfsgangster auch noch nichts gehört). Blut spritzt fontänenweise, und der Höhepunkt an menschenfeindlicher Gewalt ist die brutale Exekution einer im Kinderwagen sitzenden Babypuppe, eh, natürlich eines knuddlig-süssen Babys (ich LIEBE den Fakt, dass man überhaupt nicht erst versucht, die Puppe zu tarnen, sondern richtiggehend in der eigenen Inkompetenz schwelgt. Oder ist das am Ende Selbstironie?). Jedenfalls schießt der offenbar schwer kinderfeindlich eingestellte Riccardo dem Püppchen das „Gehirn“ raus. Wenn jemals eine Wahl der „single most stupid film scene of all times“ stattfindet – meine Stimme ist hiermit vergeben…

Antonio schnappt sich ein blondes Mädchen, das anscheinend eine Bankangestellte ist (nicht, dass wir in dieser Hinsicht instruiert würden) und zwingt sie dazu, den Safe zu öffnen. Und den Safe hat das Filmteam meines Erachtens für 19,95 aus´m OBI geholt, das ist ein Zimmersafe, in den man mit Müh und Not den Inhalt seiner Brieftasche schlichten kann, für die Aufbewahrung größerer Geldmengen aber sowohl aus sicherheitstechnischen als auch schlicht räumlichen Erwägungen nicht geeignet ist. Da der Film vor Euro-Einführung gedreht wurde, sind unsere, ähm, sind das am Ende tatsächlich die „Helden“, zwar möglicherweise Millionäre, aber das eben nur in Lire und auch bestenfalls knapp. Dafür nehmen die Gangster aber das arme Mädchen (hört auf den Namen „Tatjana“, auch wenn der im Film nicht ein einziges Mal ausgesprochen wird – vielleicht hätte man ihr wenigstens ein Namensschild antackern sollen) als Geisel mit. Man weiß ja nie, wozu man sowas brauchen kann.

Was macht unser Freund Mike? Dumm auf´m Mittelmeer rumtreiben, er ist nämlich nicht mit seinem Kutter abgesoffen, sondern… (Wencke-Myrhe-Stimme-anwerf-und-sing) Er hat ein knallweißes Gummiboot, mit diesem Gummiboot treibt er hinaus… Uffza. Ich traue unseren NATO-Streitkräften einiges zu, aber dass sie als Rettungsboote Freizeit-Schlauchboote verwenden, die jeder Outdoorshop für nichviel verhökert, wage ich doch zu bezweifeln. Vielleicht hatte Mike es aber auch in seiner Hosentasche… Andi Bethmann kann mir sicher auch den dramaturgischen Wert der folgenden Szene erklären: in unmittelbarer Umgebung Mikes schwimmt ein nacktes Mädchen (eine weitere Überlebende des Schiffsuntergangs? What do I know…), aber auch ein Hai (so´n possierliches Anderthalbmeter-Gerät). Das Girl versucht, von Mike euphorisch angefeuert (er könnte ihr theoretisch auch ein bissl entgegenpaddeln, aber das wär ja unsportlich), das Schlauchboot zu erreichen, wird aber vorher vom Hai erwischt und per Blutsprudel, den wir aus italienischen Tierhorrordünnbrettbohrerfilmen ja zur Genüge kennen, gemampft (weil ja vor der italienischen Küste ständig menschenfressende Haie rumschwimmen, hört man ja alle Tage in den Nachrichten). Aber wenigstens hat uns das Mädel vor seinem Abgang als Haifutter noch dank der eindrucksvollen Unterwasserkameraführung ihren Genitalbereich vorgeführt (lieber Herr Bethmann… ich war mir auch ohne die Detailaufnahme fast hundertprozentig sicher, dass diese Frau eine Vagina hat, danke).

Damit hätten wir knapp 21 Minuten (und mithin noch nicht mal ein Fünftel) des Films absolviert und wissen eindeutig, wessen Geistes Kind der Regisseur ist. Ohne der Familie Bethmann nahetreten zu wollen: ich glaub, da ist in der Erziehung einiges falsch gelaufen…

Was brauchen wir angesichts einer klar strukturierten und nachvollziehbaren Handlung (ich lach mich grad selbst tot…) jetzt, way into the movie, dringendst? Einen weiteren Schauplatz mit neuen Charakteren, die mit den anderen Charakteren, sagt mir Future Doc, über die komplette Laufzeit nichts, aber auch sowas von gar nichts, zu tun haben werden. Aber was tut man nicht alles, um ein Epos zu drehen. Wir befinden uns nunmehr in einem sparsam eingerichteten italienischen Provinzappartment, wo ein andeutungsweise gothic gestaltetes Mädel (an dieser Stelle: die bisher gewürdigten Frauen sind allesamt keine Supermodels, aber man kann sie sich ansehen, ohne dass gewisse männliche Körperteile vor Schreck abfallen) mit ihrem Freund ´ne lustige Nummer schiebt (keine Hardcore-Shots? I´m kinda disappointed). Der Soundtrack kündigt durch ein ominöses Synthi-Blubbern horrible Entwicklungen an. In die Fickeinlage werden schwer symbolische Shots auf das an der Wand hängende Kruzifix (mit stetigem Zoom auf den Gekreuzigten) geschnitten. Religiöse Aussage? Geschlechtsverkehr böse? Bei Bertucci? Das würd´ mich wundern… Jedenfalls ist der schönste Sex unter den strafenden Augen des Heilands irgendwann mal zu Ende, und das postkoitale Programm entspricht der klassischen Geschlechteraufteilung. Sie hüpft unter die Dusche, er bleibt liegen und pennt. Während unsere Gothikerin (tätowiert und mit schwarzen Lippen) sich abbraust, werden wir Zeuge einer weiteren faszinierenden Schnittmontage – mit offenen Augen ins Universum an sich stierender Kerl einerseits, Kruzifix andererseits, wieder mit sich stets ans Zielobjekt annähernden Zooms. Schließlich gleiten wir kameratechnisch Jesus´ Körper von unten nach oben ab, bis wir beim Nagel angekommen sind. Nein, nicht an einem in unserem Erlöser, sondern dem, der das Kreuz in der Wand hält. Korrektur: es ist kein Nagel, es ist ´ne Schraube (vermutlich die, die bei Bertucci locker ist). Ich weiß zwar nicht, wer ein ungefähr 50 Gramm schweres Holzkreuz an die Wand dübelt, aber ich bin nicht Tim Taylor, der Heimwerkerkönig. Die Schraube schraubt sich selbständig aus der Wand (wie gruselig!), bis sie ganz herausfällt (natürlich unbemerkt vor´m vor sich ihn stierenden Männe). Zum Leidwesen von Sir Isaac Newton (aber vermutlich zunächst noch zur Freude des Papstes) poltert das Kreuz nicht zu Boden, sondern (und hier dürfte sich die päpstliche Begeisterung dann wieder verflüchtigen) dreht sich langsam, aber sicher in umgedrehte Richtung. EVIL! Und damit alle Klarheiten beseitigt werden, beginnt die Wand zu bluten, den kopfüberhängenden Jesus vollzukleckern und rote Rinnsale herunterlaufen zu lassen.

Dieweil ist Goth Girl damit beschäftigt, sich die Brüste abzuseifen. Das hilft ihrem Freund nicht weiter, denn den wird gerade (über die Logistik und Logik der Szene will ich mir nicht wirklich den Kopf zerbrechen) mittschiffs von einem Qualitätsprodukt aus dem Hause Black & Decker (oder ähnliches) durchbohrt (hätt´ er mal vor´m Sex unter´m Bett nachgekuckt; aber wer konnte damit rechnen, dass da einer mit ´nem 50-cm-Bohrer liegt). Das saut die weißen Laken verständlicherweise noch erheblich saumäßiger ein als die Sauerei, die unsere beiden Liebenden zuvor betrieben haben. Während ihr Lover also dank des Durchzugs im Gewebe verröchelt, beendet Goth Girl, die davon natürlich nix mitgekriegt hat, nebenan ihre Körperpflege.

Schalten wir um zu unseren Bankräubern. Die erreichen mit ihrer Geisel den Standort ihrer Schmieresteherin (und die steht scheinbar ein paar Kilometer von der Bankfiliale entfernt, was mich die Sinnhaftigkeit der Maßnahme anzweifeln lässt). „Wie ist es gelaufen?“, erkundigt sich Madalena. „Super, war kinderleicht“, freut sich Antonio (äh, also war der Leichenberg einkalkuliert? Leger, leger). Magdalena, weiblich und demzufolge genetisch bedingt skeptisch, was Konkurrenz aus dem eigenen Lager angeht, wundert sich über die mitgebrachte „Tussi“. „Die Alte brauchen wir noch“, bescheidet Riccardo sie charmant. Tatjana, die Geisel, bittet höflich um Freilassung. „Willst du mich verarschen?“, fragt Riccardo ebenso höflich zurück und Magdalena empfiehlt baldigen Aufbruch zum Fluchtboot (a-ha!), bevor die Bullen auftauchen (das könnte hilfreich sein).

Goth Girl kehrt zurück ins Schlafzimmer und findet ihren aufgespießten Liebhaber, reagiert aber verhältnismäßig aufgeräumt auf die Bescherung. Anstatt, wie es jeder halbwegs normal tickende Mensch tun würde, unter hysterischem Kreischen zu flüchten, sinkt sie nur weinend neben dem Kadaver zusammen, stammelt ein „Nein, oh Gott“, als wäre ihr die Pizza im Ofen angebrannt und ruht ihr Gesicht auf dem blutbesudelten Antlitz des Verblichenen. Goth Girls are different. Begleitet von mysteriösem Nebel taucht (woher auch immer) ein grüner Tentakel auf und beginnt auf bewährte Art und Weise mit Würgeaktionen. Apropos erwürgen, das versucht grad auch mein Gehirn, und zwar sich selbst.

Theoretisch heißt unser Film „Insel der Dämonen 2“, da wird´s doch langsam Zeit, dass wir uns mal auf ebenjener umsehen. Tun wir in Form einer nicht unattraktiven Bikini-Mieze, die am Inselstrand langsam aus einer bewußtseinstechnischen Umnachtung wieder zu sich kommt, einen halben Säbelzahntiger an der Halskette trägt und nach erfolgreicher Sortierung der sechs Sinne trotzdem einen desorientierten Eindruck macht.

Das muss für den Moment an spektakulärer Insel-Action reichen, eine zünftige Tentakel-Vergewaltigung ist doch wichtiger. Also zurück in Goth Girls Schlafgemach, wo das Mädel verzweifelt versucht, sich den Zudringlichkeiten des Tentakels zu entziehen. Natürlich vergeblich – der grüne Eindringling schiebt sich zwischen Goth Girls Kauleisten und penetriert oral (in treuer Tradition des Live-Action-Hentai-Genres muss die Goth-Girl-Darstellerin da schon ziemlich viel selbst erledigen). Ein zweiter Tentakel schiebt sich ins Bild, fummelt kurz an Goth Girls Nippeln, bevor er sich tiefer liegenden Regionen zuwendet. Die nachfolgende Penetration bleibt in einem unerwarteten Anfall von Zurückhaltung off-screen.

Genug Hentai für den Moment, back to Bikini Island. Die säbelzahntigerzahntragende Bikinimaid latscht probehalber ins Wasser und trifft auf unerwarteten Widerstand, eine Art Kraftfeld (und der Effekt ist für die Handelsklasse Film, mit der wir es zu tun haben, nicht übel), das sie daran hindert, die Insel zu verlassen. „Ich bin auf dieser Insel gefangen“, stellt Bikini Girl sachlich zutreffend fest und findet diesen Umstand sichtlich nicht besonders komisch.

Parallelmontagentime – in Goth Girls Schlafzimmer nähern sich die Tentakel dem Höhepunkt, während Bikini Girl sich von der Kamera abwendet, dumpf growlt und uns mit possierlich-lächerlich-billigen „Fangzähnen“ (diese Reißer sorgen jedenfalls für ordentlich Lüftung der Mundhöhle, zu kriegt man die Fressluke mit den Teilen jedenfalls nicht) angronft. Bei Goth Girl kommt´s zur Tentakel-Ekstase – die grünen Schläuche pumpen ungefähr anderthalb Liter weißen Goos (da wär´ so mancher Pornohengst neidisch) auf Gesicht und Brüste ihres Opfers, ziehen sich zurück und rätselhafterweise ist einen Schnitt später der ganze Ekelschleim auf dem Mädchen verschwunden (Goof oder Aussage, das ist hier die Frage? Ich tippe ehrlich auf ersteres).

Die Bankräuber nebst Geisel werden auf dem Weg zum Fluchtboot von einem geheimnisvollen Kapuzenheinz aufgehalten, der mit zitternd-halbverwester Hand auf sie zeigt und unheilsschwangere Warnungen absondert: „Hütet euch vor der verfluchten Insel“, denn dort wartet der Tod, der Fluch der Dämonin, allerlei weiteres Ungemach und vermutlich sogar die Steuerfahndung. „Wir glauben nicht an deine Märchen, alter Mann“, knurrt Antonio miesepetrig, allerdings sehen die Ganoven zu meiner Überraschung davon ab, den Unheilsboten großkalibrig zu durchlöchern. What a break of character…

Return of the CGI whirlwind tunnel effect! Nun finden wir uns in einem ziemlich schwarzen Nichts wieder, indem aus purem Spass anner Freud´ Frauen gefoltert werden (reason this movie was made?). Ein blondes Mädchen ist breitbeinig in vertikaler Lage gefesselt, ein dunkelhaariges Frauenzimmer hängt gefesselt rum, eine fiese Dämonenfratze überwacht die bösen Aktivitäten, die sich darin äußern, dass ein Tentakel die Blonde penetriert (und jetzt wird´s Hardcore), die dunkelhaarige von einem anderen Tentakel umgarnt wird, einem mir unbekannten Kerl eine Hand durchbohrt wird (return of the driller killer) usw. usf. Das blonde Girl wurde von „seinem“ Tentakel offenbar geschwängert, die Schwangerschaft dauert ungefähr fünf Sekunden, dann bricht ein Chestburster aus der Armen (bzw. aus einer unschwer durchschaubaren prosthetischen Nachbildung ihres Oberkörpers), natürlich genau zwischen ihren Brüsten. So kommen also die kleinen Tentakelchen zur Welt, schön, dass wir das geklärt haben. Die Dunkelhaarige schaut dem Treiben entsetzt zu, hat aber bald eigene Sorgen, weil der Mann mit dem Bohrer (bzw. der Dämon mit dem Bohrer oder der Bohrer des Bösen an sich) sich nun ihr zuwendet und ihren Schädel dekorativ mit ungesunden Hirnüberdrucksausgleichslöchern (schönes Wort, das ich mir da ausgedacht habe, gell?) versieht. Recht ruppig, das Ganze. Momentan noch ziemlich sinnlos, aber wir werden dafür sicherlich eine logisch-befriedigende Erklärung erhalten. Oder nicht?

Tunnelwirbel-CGI, und wir sind wieder auf der Insel. Soll ich Euch was lustiges verraten? Ich hab gerade Seite 8 des Reviews angefangen, habe bislang 40 Minuten Filmmaterial und etwa ein Drittel meiner Notizen abgearbeitet. Oh jeee… ich glaube, daran sitz´ ich noch ein paar Tage.

Mike wird mit seinem Schlauchboot angespült, ist nach seiner langen Mittelmeer-Odyssee (die selbst nach interner Filmlogik nicht mal einen Tag gedauert haben kann) reichlich erschlagen, aber trotzdem glücklich, wieder festen Boden unter dem Schuhwerk zu haben. Und mitgedacht hat er auch: „Das muss die Insel sein, die ich gestern nacht gesehen habe!“ Boah. Blitzmerker.

Miami Vice feeling! Darum bemüht sich zumindest der Soundtrack, schließlich brettern unsere Bankräuber plus Geisel in einem Speedboat für Arme mit mindestens fünf Knoten aus der Hafenausfahrt über´s Meer. * Schnell * sind sie nicht. Antonio sitzt am Lenkrad, Magdalena besetzt den Beifahrersitz und auf der Rückbank beschäftigt sich Riccardo mit Tatjana: „Zick nicht rum!“ Die Geisel zickt aber und versucht extreem unauffällig, über Bord zu gehen (also, in einem ungefähr 1,20 m breiten Boot, und mit einem bewaffneten Geiselnehmer, der direkt neben mir sitzt, würde ich auf Schnelligkeit setzen – zur Seite kippen, fertig). Riccardo quittiert den Fluchtversuch seiner Geisel mit gerechtem Zorn: „Bleib hier, du kleines Luder, du spinnst wohl!“ Die verbale Ansprache unterstreicht er mit zwei gezielten Ohrfeigen. „Hast wohl ´ne Macke?“, erkundigt sich Riccardo nach Tatjans mentaler Befindlichkeit, dann fällt ihm ein, dass man die Geisel ja durchaus multifunktional verwenden könnte und begrabscht ihre Brüste, zunächst noch züchtig unter ihrem Shirt, doch dann wird auch ein Nippel an die italienische Mittelmeersonne befördert. Gegen diesen plumpen Annäherungsversuch legt aber Magdalena ihr Veto ein, die ersichtlich Wert darauf legt, Riccardos exklusive Matratze zu sein: „Lass die Finger von ihr, du Dreckskerl!“ Riccardo kann die Aufregung seiner Schlampe nicht verstehen: „Scheiß dich nicht so ein!“ (Dialoge, die das Leben schreibt). Nichtsdestotrotz hat ihn das aus seiner amourösen Stimmung gebracht, weswegen er wieder zu Plan A zurückkehrt und die arme Tatjana weiter zusammenstaucht: „Du kleine miese Schlampe, wolltest wohl über Bord springen?“ (Ach? Alles Superhirne hier, denen kann ich keinen meiner beliebten Meister-der-Erkennung-offensichtlicher-Tatsachen-Kurse mehr verkaufen), gröhlt er, „du spinnst wohl!“ (Das hatten wir schon mal). Als ressourcenreicher Geiselgangster von Welt schreitet Riccardo zu fluchtunterbindenden Maßnahmen, zaubert ein paar Handschellen aus seiner Hosentasche (was man halt so dabei hat… wäre vielleicht schon vorher ´ne gute Idee gewesen, schließlich sind gute Geiseln schwer zu finden) und legt sie dem „kleinen Miststück“ an, nicht ohne ihr zu versichern, dass „ich glaub, du spinnst!“ (Ja doch. Das war jetzt mindestens das vierte Mal. I got it five minutes ago!).

Vergessen wir nicht unsere Freundin, das namenlose Goth Girl. In deren Schlafgemach ist die Leiche des Kerls auf unerklärliche Weise verschwunden, der Bohrer steckt allerdings noch in der Matratze. Das Girl selbst wacht aus Schlaf oder Ohnmacht auf den blutigen Laken auf, die Kamera zoomt mal wieder ominös auf das umgedrehte Kreuz.

Zurück auf die Insel, wo unsere Räubersleut mittlerweile an Land gegangen sind und Riccardo die 1-Million-Euro-Frage stellt: „Und was machen wir jetzt?“ Antonio ist nicht Günter Jauch und gibt die richtige Antwort ohne Umweg über eine Multiple-Choice-Auswahl: „Warten, bis die Polizei nicht mehr nach uns sucht!“ (Öhm. Bei dem Kadaverstapel, den ihr hinterlassen habt, habt ihr euch hoffentlich auf einen längeren Aufenthalt eingerichtet). Bis jetzt ging ich davon aus, dass das sogar so etwas ähnliches wie der „Plan“ unserer Räubersleut war, aber Riccardo reagiert unleidlich: „Und was fressen wir? Rote Pavianärsche?“ (Das kommt davon, wenn man Banken überfallen will, aber sich die Kohle für´n Aldi gespart hat. Und über Riccardos zoologische Vorbildung darf man diskutieren. Freilaufende Paviane sollte es selbst auf nicht auf Karten verzeichneten italienischen Inseln selten geben). Antonio kuckt Riccardo abschätzend an: „Weiß nicht. Du siehst wie ein roter Pavianarsch aus. Fett genug bist du jedenfalls.“ Riccardo hat gerade seine humorlosen fünf Minuten, geht ab wie´n Zäpfchen und verwickelt den Kollegen in ein ernsthaftes Handgemenge, verpasst ihm eine Kopfnuss, tituliert ihn als „Wichser“ und versucht, ihn in einem Tümpel zu ersäufen (konsequenterweise wird die Musik wieder metallisch). Magdalena sieht sich zum Eingreifen genötigt und trennt die Streithähne, was Tatjana dazu nutzt, sich erfolgreich unerlaubt von der Truppe zu entfernen. „Du hättest ihn beinahe umgebracht“, nölt Magdalena, erkennbar negativ eingestellt. Riccardo sieht das anders: „War doch nur ´ne Spielerei unter Männern!“ (Männer haben manchmal doofe Spiele), erklärt er (ob Antonio das auch so sieht?), ehe ihm das geiselförmige Luftloch in der Gegend auffällt. Magdalena, als deren Aufgabe man es streng genommen hätte sehen können, auf die Geisel aufzupassen, schenkt Riccardo ein „das haste jetzt davon“ ein. Riccardo beherrscht sich erstaunlicherweise und stellt fest, dass die Schnepfe dank der Handschellen eh nicht weit kommen könne (inwieweit hindern Handschellen am Laufen?). Magdalena schlägt vor, sich in der Gegend umzusehen (coole Idee, sich als Schlupfwinkel eine Insel auszusuchen, auf der man noch nie war. Wenn´s blöd läuft, haben die Carabinieri dort ein geheimes Ausbildungscamp). Antonio erfreut uns mit voiceover-Einblick in seine Gedankenwelt und der entnehmen wir, dass für ihn die Sache mit Riccardo alles andere als ausgestanden ist – „Das wird das Dreckschwein mir büßen“, schwört er gedanklich und mir fällt gerade auf, dass wir so ungefähr bei Filmmitte zwar zahlreiche Nebenkriegsschauplätze, aber eigentlich noch nicht wirklich einen Plot haben…

Aber wer braucht schon ´ne Handlung? Unsere Gangsterfreunde jedenfalls nicht, und auch nicht Mike, der ebenfalls die Insel erkundet und seinen Augen nicht traut, als er die Bikinimieze erspäht und sie, zumindest zu meiner Überraschung, als Maria identifiziert (hätten wir die vorhin auf´m Schiff mal * richtig * gesehen, wäre die ganze Chose vielleicht etwas packender). Maria verflüchtigt sich allerdings aus unerfindlichen Gründen um die nächste Ecke, wo sie dann aber doch auf ihn wartet. „Du lebst?“, staunt Mike die bewußten Legosteine, was man ihm nicht verübeln kann. „Wie du siehst“, entgegnet Maria sachlich und zitiert den beliebten „es gibt mehr Dinge zwischen Himmel und Erde usw.“-Spruch, den Drehbuchautoren gern heranziehen, wenn sie sich um eine irgendwie geartete Erklärung für rätselhafte Vorkommnisse drücken wollen. Mike fehlt der Durcblick: „Erklär mir bitte, was du meinst, ich verstehe kein Wort, erklär mir bitte, was du meinst!“ (Ah, er gehört der Rhetorikschule an, die da behauptet, wortwörtliche Wiederholungen wären das Maß der Dinge). Maria willigt ein, „aber nicht hier“. Ich weiß zwar nicht, inwiefern sich dieser Fleck der Insel erklärungstechnisch von anderen Flecken der Insel unterscheidet, aber – Gebetsmühle anwerf – wenn´s der Sache dienlich ist…

Während Tatjana sich in den Büschen versteckt, hält sich Antonio weiterhin grummelnde Vorträge – wie konnte er nur so dämlich sein, und seit sieben Jahren den beiden „blöden Arschlöchern“, ergo Riccardo, dem „Wichser“, und Magdalena, der „ich weiß auch nicht“, hinterherlaufen. Man stapft durch Ruinenfelder und Riccardo fällt aus heiterem Himmel ein, dass er seine Geisel doch bitte schön wieder haben möchte (wozu eigentlich? Als „Versicherung“ ist das Mädel nicht mehr wirklich notwendig). Auch Magdalena wundert sich über ihres Partners Gemütsschwankungen, doch da kommt schon die nächste, denn Riccardo disponiert dahingehend um, dass er sich nur für die Kohle interessiert. „Und dich natürlich“, fügt er nach einem strafenden Blick Magdas hastig hinzu. Muy macho, der Kerl. Antonio erblickt ein intakt aussehendes Haus auf einem Hügel, das allgemein für ein praktikables Versteck gehalten wird.

M & M, also Mike und Maria, haben mittlerweile ´ne Ecke gefunden, in der Maria ihr Herz ausschützten will. „Ich will nicht, dass SIE zuhören“, erklärt Maria ihre Taktik. „Sie?“, fragt Mike erstaunt. „Die Hölle“, entgegnet Maria ernsthaft. („Die Hölle“ ist plural?). Okay, it´s exposition time, and it´s bloody time for it as well. Zunächst mal gibt Maria Mike Recht – die Insel existiert tatsächlich (ach? Soweit war Mike möglicherweise auch schon alleine), weil´s aber ein verwunschener Ort des Bösen sei, würden die Seeleute ihre Existenz verleugnen (auch das ist noch nicht wirklich neu). Sie selbst weiß das, weil sie… tadamm… in der Hölle war! Wie schon oben angedeutet, ist das Schiff nicht gesunken, sondern wurde von den Mächten des Bösen in die Hölle gezogen (das war dann also der CGI-Wirbel), weil die höllischen Dämonen es auf die Passagiere abgesehen hatten. Alle Männer wurden in Dämonen verwandelt, die Frauen wurden von den Dämonen geschwängert, wer sich als unfruchtbar erwies, wurde sofort umgebracht. Die erste „Dämonenbrut“ sei bereits an Land ausgesetzt worden (erstens, ja, die vermehren sich also wirklich schneller als die Karnickel, und zweitens, das dürfte dann wohl Goth Girls Schicksal erklären. Ist ja alles wunderbar in sich stimmig). Mike fällt erstaunlicherweise die fehlende Variable in der Gleichung auf – was ist dann mit Maria? Tja, erläutert Maria unbeeindruckt, sie sei für eine Spezialaufgabe ausersehen. Da sie unerkannt unter den Menschen wandeln kann, soll sie die Invasion der Dämonen vorbereiten (deswegen hat man sie also auch höllenseits auf die verlassene Insel gehockt und nicht irgendwohin, wo sich eventuell eine Invasion lohnen könnte). Mike glaubt kein Wort: „Es ist zu unwahrscheinlich!“ (Das wäre jetzt nicht ganz die Formulierung, die mir einfallen würde). Maria sieht sich genötigt, ihre blumigen Schilderungen bildhaft zu unterstreichen, legt ihre Hände an Mikes Schläfen und vermittelt ihm mental einen Eindruck aus erster Hand, wie lustig es in der Hölle zugeht…

… d.h. wir rekapitulieren die Tentakelsex- und Folterszenen aus der vorhin noch etwas zusammenhanglos wirkenden Sequenz, die sich im Nachgang also als kurzer Blick in die Hölle identifizieren lässt. Aber wir belassen es nicht bei einem bloßen best-of, sondern garnieren das ganze mit ein paar Ejakulationsszenen auf weibliche Genitalzonen sowie der Bearbeitung Marias mit ein paar blitzel-fitze-Strahleneffekten, die in ihre Augen schießen und damit wohl ihre dämonische Besessenheit erklären.

Mike ist das ein wenig zu viel des Guten: „Das ist ja furchtbar!“ (So banal kann man es natürlich auch ausdrücken, würde zumindest Waco aus Roller Blade sagen). Maria überkommen jahreszeitlich bedingte sexuelle Gelüste, schält sich aus ihrem Bikinioberteil und fordert Mike auf, sich ihr doch anzunähern. Man kann durchaus verstehen, dass Mike nach dieser Höllenvision nicht wirklich Bock hat, mit seiner offenbar Ex-Verlobten intim zu werden, aber Maria setzt sich anscheinend durch hypnotische Kräfte durch. Es kommt zur Umarmung und zum Kuss, Mike verabschiedet sich kopftechnisch in tiefere anatomische Regionen, muss aber bemerken, dass seine Haut sich ungesund gelblich verfärbt, aufbricht und blutet. Maria verwandelt sich in ihr Dämonenselbst (d.h. ihr wachsen wieder die, pffuaargh, Fangzähne) und beißt ihren früheren Lover in den Hals (wie man mit den Zähnen in * irgendetwas * beißen will, das konsistenter ist als Zuckerwatte entzieht sich meiner Vorstellungskraft). „Du willst mich wohl nicht mehr küssen“, kommentiert sie bissig (bissig, haha, I am so funny) und haut ihre Hacker nochmals in den armen Mike rein (womit der Film in treuer deutscher „Indie“-Tradition einen seiner voiceover-Erzähler gekillt hätte. Mit dem Stilmittel kommen unsere Möchtegerns nicht wirklich gut zurecht), was selbstverständlich auch die Gelegenheit bietet, mit ein paar Litern Kunstblut in der Gegend rumzusuppen. Zum krönenden Abschluß greift sie in Mikes Körper hinein, zieht sein Herz heraus (oder zumindest etwas, das so ähnlich aussehen soll) und schmeißt es gegen eine Fensterscheibe, von der es mit einem laut vernehmbaren „Plopp“ abprallt und auf den Boden klatscht („Herz aus Stahl“ kenn ich, aber „Herz aus Gummi“?). Mikes Kadaver löst sich in Luft auf.

Antonio hat sich inzwischen in eine solide Klatsche reingesteigert und erzählt seiner Wumme (noch hat er ihr keinen Namen gegeben), dass er sich weitere Demütigungen seitens Magdalena und Riccardo nicht gefallen lassen wird (Signore, du haben mitbekommen, dass Magdalena vorhin deinen Arsch gerettet hat?), wo er doch sooo viel besser als die beiden zusammengerechnet sei. Maria beobachtet Antonio aus sicherer Entfernung.

Magdalena hat von der Insel die Nase voll und möchte abreisen. „Das geht nicht“, bescheidet Riccardo, wegen Antonio (? Das muss ich nicht verstehen, oder?), außerdem warten auf dem Festland ja die Bullen (also, wirklich * durchdacht * habt ihr euren Plan auch nicht, gell?). Abgesehen davon wäre Riccardo jetzt zufälligerweise grad geil und würde seiner Ollen gern in den Schlüpfer steigen.

Was macht unser Goth Girl mittlerweile? Nackt in der wasserlosen Badewanne hocken, heulen und dekorativ Blut kotzen. Das Mädel fällt mal wieder in Ohnmacht (oder stirbt und wird dann später reanimiert, was weiß denn ich?) und in einer peinlichen Psycho-Anbiederung beobachtet die Kamera, wie ihr Lebenssaft in den Ausguss rinnt.

Tatjana, die Geisel auf Urlaub, hat mittlerweile eine weitere Ruine erreicht, hört ominöse körperlose und unverständliche Stimmen und erleidet eine Sinnkrise: „Was mach ich nur?“ Flennen ist vielleicht nicht immer die Lösung, aber zumindest a pretty good guess, wie der Anglophile sagen tut. Maria unterzieht Tatjana einer kritischen Prüfung.

Das Bankräubertrio hat das house on the hills erreicht, wo Magdalena prompt über etwas wunderliches stolpert. „Eine alte Inschrift?“, spekuliert der bislang schwer durch intellektuelle Großtaten aufgefallene Riccardo. „Sieht eher wie eine Warnung aus,“ widerspricht Magdalena fragwürdig (denn theoretisch hindert ja nichts eine alte Inschrift daran, eine Warnung zu sein). Als anerkannte Spezialistin auf dem Gebiet antiker Warnungen dechiffriert Magdalena den Klartext: „Sie werden holen eure Frauen, um sie mit der Brut der Dämonen zu infizieren. Es wird der Tag kommen, an dem sie das Festland erreichen, um ihre Weltherrschaft endgültig anzutreten“. Wenn sie denn meinen… des weiteren warnt die Inschrift noch vor „der Frau“, denn „sie wird den Anfang machen und die Brut verbreiten“. Soll vorkommen. Antonio hält den Dämonenschmu für Quatsch und Riccardo stimmt ihm ausnahmsweise zu: „Was is´n das für ein Dreck?“ Im übrigen interessiert ihn der ganze Quark nicht die Bohne, denn „wir müssen sehen, dass wir von der Insel wegkommen!“ (Ich dachte, das geht nicht? Antonio, Bullen usw.? Oder hat er das vorhin nur erzählt, um Magda flachlegen zu können… man, der Kerl hat mehr Gemütsschwankungen als ein ganzes Irrenhaus voller Manisch-Depressiver). Antonio ist sich immerhin sicher, dass die Botschaft nichts enthält, vor dem man Angst haben müsste.

Maria beobachtet weiterhin die recht sinnlos rumsitzende Tatjana. Zufällig richtet sich der Geisel Blick auf ein mit der Mistgabel aufgespießtes Skelett, sie kreischt lautstark und stolpert so über eine weitere halbverweste Leiche (angeblich „mumifiziert“. Soll mir auch recht sein, ist ja nicht so, als täte das was zur Sache). Noch´n Kreisch, und den hört nicht nur ein Tauber ohne Hörgerät über 20 km gegen den Wind, sondern auch Riccardo, dem nun mal wieder die Idee kommt, die abgängige Geisel wieder einzukäschen. Selbiges wird unbürokratisch erledigt, was Riccardo die Chance bietet, die widerspenstige Geisel wieder ordentlich zusammenzufalten (an dem Kerl ist ein Drill Sergeant verlorengegangen, wenn auch kein besonders eloquenter). Die neugierige Magdalena untersucht die „Mumie“ und, blond wie die Blöde ist, schneidet sich am Mumien-Fangzahn in den Finger. „Au,“ bemerkt sie treffend und fängt sich einen Anschiss des eh grad gut aufgelegten Riccardo ein: „Stell dich nicht so weiberhaft an!“ Maggie allerdings ist nachdenklich und blutet malerisch auf das Skelett. Während ihre Genossen mit der Geisel zurück in die Hütte latschen, bleibt Magdalena schmerzgepeinigt an einer kleinen Steinmauer sitzen. Riccardo fesselt Tatjana an einen wurmstichigen Dachbalken (und ich möchte ganz bestimmt nicht wissen, woher der ohne Gepäck reisende Gangster mal eben 2 Meter Bondage-Seil her hat).

Magdalena blutet weiter vor sich hin und wird von Riccardo und Antonio nicht gerade moralisch aufgebaut. „Wie lang wollen wir noch hier rumhängen?“, quengelt die angeschlagene Magda, die sich wohl in unmittelbare Umgebung einer Apotheke oder wenigstens eines Erste-Hilfe-Kastens wünscht, aber Riccardo überrascht sie uns uns mit einem neuerlichen Beispiel für seine eigenwillige Sicht auf die Realität: „Überall wimmelt es von Bullen!“ (Wo bitte?) Die Hütte sei daher ein perfektes Versteck, aber Maggie kommt die Bude unheimlich vor, nicht zuletzt wegen der mumifizierten Leiche. „Als ob du noch nie ´ne Leiche gesehen hättest“, spottet Antonio. Riccardo geht der Diskurs gehörig auf die Nerven, als großer Entscheider beschließt er, dass hiergeblieben wird, und außerdem wird er mal einen kleinen Erkundungsausflug unternehmen.

Antonio scheint auf sieche Frauen zu stehen, denn er eröffnet der verblüfften Magda: „Du machst mich grad ziemlich geil!“ (Magdalena macht eigentlich nichts anderes, als leidend rumzuhocken). Und jetzt, wo Riccardo doch grad nicht da wäre, könnte man ja ´ne gepflegte kleine Nummer schieben (eh, ich denke, Signor Antonio HASST Magdalena?). Maggie entschuldigt sich mit gewählten Schimpfworten unter Verweis auf ihre angeschlagene Gesundheit. Antonio ist sauer: „Ist ja noch die Geisel da, dann fick ich halt mit der!“

Riccardo streift durch die Ruinenlandschaft und sieht plötzlich Maria. Für einen Moment, ehe sich die Dämonin in Luft auflöst. Der Gangster zweifelt an seinem kleinen bisschen Verstand.

Antonio hingegen beschäftigt sich bereits mit der Geisel, deren Kampfgeist allerdings noch nicht besiegt ist. Sie spuckt ihm vehement ins Gesicht, aber Antonio sitzt eindeutig am längeren Hebel und grabbelt ihre Brüste an. Die alleingelassene Magdalena agonisiert und erfreut sich an spontanem Zahnwuchs – jepp, Maggie ist dem Dämonenclub beigetreten, hat nun Fangzähne und blutet sich durch durch die Wangen tretende Knochen verursachte Wunden das Gesicht voll und sucht sichtlich etwas bzw. jemand zum Zerfetzen. Den findet sie in Antonio – auch der schließt nackentechnisch Bekanntschaft mit spitzen Dämonenzähnen und findet sich hektoliterweise Blut auspumpend in eine Ecke gestellt wieder. Tatjana macht „eek“. Aus dem Nichts materialisiert sich Riccardo, ruft Magdas Namen und jagt ihr eine Kugel in den Kopf. Danach wird er allerdings soft wie Wackelpudding, eilt zu seinem geliebten blonden Besen und möchte gerne trauern – so einfach sind Dämonen aber nicht umzulegen. Magda beißt ihn in den Arm (wo das wohl wieder hinführt), er erschießt sie noch ein paar Mal.

Nun hält es Riccardo mal wieder für eine ausgezeichnete Idee, sich schnellstmöglich zu verpissen, und als neuestes Mitglied der Menschenfreunde e.V. nimmt er Tatjana sogar mit. Aber „glaub nicht, dass ich dich laufen lasse, ich brauch dich!“ (Wozu bitte? Als demon fodder?). Nicht mal die Handschellen nimmt er ihr ab.

Maria empfängt dieweil eine mentale Botschaft ihres diensthabenden vorgesetzten Höllendämons, der ihr befiehlt, die Brut zum Leben zu erwecken. Das bedeutet, dass außerhalb des sichtbaren Bildausschnitts vor Maria ein Scheinwerfer aufgestellt wird, sie anstrahlt, ein paar bewährte Bizzlfrizzl-Effekte aufkopiert werden und sich daraufhin einige Zombiedämonen mit extrem dämlichen Masken erheben (darunter Andi Schnaas himself, in seiner vermutlich besten Rolle).

Aus heiterem Himmel schalten wir auf einen Freizeitfliegerflugplatz, äh, eine Militärbasis um, wo ein Batallion Soldaten (irrsinnigerweise mit schwarz-rot-goldenen Patches auf den Tarnanzügen. Auslandseinsatz der Bundeswehr in Italien? Was sagt König Silvio I. Berlusconi dazu?) im Stechschritt einen der sicherlich zahlreich in Bundeswehrdiensten stehenden zivilen Learjet entern (dieser hier hört auf den Namen „Tobias“. Der Learjet, capisce?). Das ist wirklich einer dieser Filme, der von Sekunde zu Sekunde dümmer wird… aber zumindest kann man Bertucci nicht vorwerfen, dass er sich nicht um „scope“ bemüht.

Zurück zu unserer Freundin, dem Goth Girl. Die ist wieder mehr oder weniger alive and kicking und wäscht sich im Badezimmer die Fresse. Doch schon hat sie wieder Grund zur Veranlassung, bzw. zumindest für einen Entsetzensschrei. Ihr Spiegelbild (aber auch nur jenes) ist eine blutverschmierte Fratze aus der Dämonenbastelwerkstatt! Schockiert fährt sie ihre diversen Gesichtszüge ab und der Trash-Liebhaber freut sich, dass die Bewegungen der (schlechterdings ja nicht live filmbaren) beiden Goth-Girl-Ausgaben überhaupt nicht zusammenpassen. Plötzlich ist die schauerliche Vision verschwunden und everything´s back to normal.

Riccardo muss zwischenzeitlich feststellen, dass die gefesselte Geisel ein ziemlicher Klotz am zügig ausschreiten wollenden Bein ist: „Du bewegst dich wie ´ne Schlaftablette!“ Tatjana macht den vernünftigen Vorschlag, sie freizulassen, aber das hält Riccardo wiederum für eine Bestätigung ihrer Macke (ist ja auch ´ne fixe Idee bei dem Gör). Plötzlich stellt sich ihm der Kapuzenheinz, der ihn und seine Komplizen schon auf dem Festland gewarnt hatte, in den Weg. „Deine Geschichten will niemand hören“, blafft Riccardo, noch bevor der Unheilsbote überhaupt den Mund aufmachen kann und verpasst ihm einen Kopfschuss. Kapuzenheinz schlägt lang hin, offenbart eine ziemlich verunstaltete Skeletthackfresse („Ist ja widerlich“, mokiert sich der zartbesaitete Riccardo) und löst sich in ein paar qualmenden (und zumindest der Soundspur nach „schleimigen“ Effekten bis zum blanken Schädel auf.

So, noch ´ne halbe Stunde Film zu überleben. Vielleicht komm ich doch mit weniger als 20 Seiten aus. Die Angelegenheit wird ja langsam flotter, wird aber trotzdem nicht ärmer an doofen Überraschungen. Z.B. der, dass Antonio trotz des geschätzten Verlusts von ungefähr 36,4 Liter Blut noch nicht in die nächste Welt aufgefahren (aber auch kein Dämon) ist. „Fuck“, kommentiert er seine Lage treffend und verfällt auf die Idee, sich zum Boot durchschlagen zu wollen (welches wohl auch Riccardos Ziel sein dürfte). Unter höllischen Schmerzen stolpert Antonio los.

Tatjana hat einen hellsichtigen Moment und eröffnet Riccardo, dass „wir es nie bis zum Boot schaffen.“ „Da hast du einmal was vernünftiges gesagt“, freut sich der Geiselnehmer, denn „wir“ schaffen es auch seiner Überlegung nach nicht. Weswegen er die lästige Schnalle einfach an die nächstbeste Wand fesselt (gut, dass er das Seil mitgenommen hat) und ihrem Schicksal überlässt. „Viel Spaß“, wünscht er freundlich und das ist Tati nun auch wieder nicht recht. „Komm zurück“, blökt sie,aber Riccardo denkt gar nicht dran.

Goth Girl hat sich indes in Klamotten geworfen (sicherlich aber nur, um sie baldmöglichst wieder auszuziehen) und legt sich auf ihr immer noch blutbesudeltes Bett (also wenigstens das Laken könnt sie mal abziehen. Da holt man sich doch was weg), atmet schwer und zieht sich aufgrund heftig rumorender Magenkrämpfe (ich kann´s mir doch eh schon denken, scheiß auf die „Suspense“) das Hemdchen hoch. Die Kamera zieht auf die Wand, es macht SPPLAT und jemand schmeißt einen Eimer Kunstblut an die Tapete.

Während die Dämonen Riccardo als Zielobjekt ausmachen, bemerkt der ein Flugzeug über der Insel. Es ist natürlich der Militärflattermann, dessen Pilot grad seiner Truppe verkündet: „Noch 5 Minuten bis zum Zielgebiet!“ (Große Insel, das). Schon in der nächsten Einstellung latscht die Elitetruppe an den Strand (wie sind die da jetzt hingekommen? Mit´m Fallschirm abgesprungen? Ins Wasser? Ohne Taucheranzüge? Und knochentrochen? Oder handelt es sich um den ersten wasserungsfähigen Learjet?). Ich hab zwar keine Ahnung, wie und warum, aber die Soldaten, unter ihnen der Regisseur selbst und sein noch mindertalentierterer Kollege Jochen Taubert, wissen genau, womit sie es zu tun haben: „Schießt auf alles, was nicht menschlich oder bedrohlich aussieht!“ Der Soundtrack fährt mal wieder die Metal-Schiene, lässt aber ein paar Rave-Anklänge nicht außer Acht.

Ich bin als staatlich anerkannter Kriegsdienstverweigerer nun nicht exakt DIE Koryphäe auf dem Gebiet zeitgenössischer Militärschusswaffen, möchte allerdings erheblich bestreiten, dass auch nur irgendeine Waffe dieser Einheit entfernte Ähnlichkeit mit dem, womit Armeen, die technisch nicht auf dem Stand des deutsch-französischen Kriegs stehengeblieben sind, ihre Soldaten ausrüsten, haben. Für meinen Geschmack sind das Luftgewehre aus´m Kaufhaus, bestenfalls Jagdflinten. Möge ein Waffentechniker sich damit auseinandersetzen. Wir nähern uns also dem ausgiebigen Showdown Soldaten vs. Dämonen, damit kann man schon noch locker 20 Minuten totschlagen.

Die Soldaten bauen ihre Front auf und schon nähert sich ihnen die Armee der Dämonen, auf den ersten Blick doch immerhin 4-5 Mann stark (und später, entgegen jeder internen Filmlogik, wird unter den Dämonen auch Weibsvolk auftauchen), und bei denen es auch nicht für jeden Statisten für die grauenerregenden Fangzahnkarikaturen gereicht hat. „Feuer!“, keift der kommandierende Offizier und seine Untergebenen lassen sich nicht lumpen, ballern den Dämonen einiges vor den Latz und verpassen ihnen lächerliche Kopfschüsse (und interessieren würde mich, wer von den Genossen da heimlich ´ne Maschinenpistole in der Unterhose eingeschmuggelt hat. Die Tonspur lässt nämlich das Belfern einer automatischen Waffe hören, aber nichts, was in Soldatenhand ist, sieht einem solchen Schießprügel ähnlich). Der Chef krakeelt mächtig militärische Kommandos („sichert die linke Flanke!“) ohne Sinn und Verstand. Auch Antonio bekommt´s mit agressiven Dämonen zu tun und ballert sie tot (das schöne an diesen Dämonen ist, dass sie nach ein paar direkten Treffern den Geist brav aufgeben): „Das ist für dich, Motherfucker!“. Tatjana wird von einem sexuell motivierten Dämon besabbert, nimmt ihre Kräfte zusammen, befreit sich und geht stiften.

Ein Soldat, der in keiner Truppe dieser Welt auch nur die Latrinen schrubben dürfte (er trägt nämlich in beiden Lauschlappen Ohrringe, und das kam noch auf keinem Kasernenhof gut an), und den Rangabzeichen auf der Schulter nach mindestens ein Achtzehn-Sterne-General sein muss, bezahlt für seinen modischen Frevel, indem ihm ein Dämon einen Finger abbeißt. Dabei belässt es der Höllendiener aber nicht, verbeißt sich in des Ohrringträgers Hals und Arm, reißt Fleischbrocken heraus und mampft sie genießerisch (seufz, und ich wollte Bethmann noch loben, dass er ohne Extremgore auskommt. Vielleicht spart er sich aber wesentlich Innereien). Ein Kamerad des Angeknabberten drückt sein Mißfallen über diesen Affront aus – „Arschloch!“ – und erschießt den Dämon. In einem verzweifelten Abklatsch einer Schlüsselszene aus From Dusk Till Dawn bittet der Halbgefressene seinen Freund, ihn doch bitte zu töten: „Ich will keiner von denen werden!“ Sein Retter tut ihm den Gefallen (die wissen wirklich * gut * Bescheid. Welche Nachtigall hat den Kerlen den Plot geflüstert?).

Riccardo hat dieweil ein Aua-Aua am Arm – wir erinnern uns: dort hat Magda ihre Hauer reingeschlagen. Aber der Gangster interessiert uns momentan nur peripher, schließlich ist noch die große Schlacht im Gange. Ein junger Soldat trifft auf einen weiblichen Dämon und wäre dank einer klemmenden Waffe ziemlich am Arsch, doch ein bärtiger Kamerad rettet ihm den Hintern und quittiert das mit einem sehr lässig ausgeführten „thumbs up“. Weiter geht´s mit random demon shooting und, na, ich hätte mich dann doch gewundert, ausgiebigem Eingeweidemampfen (das muss wirklich ´ne gesetzliche Vorschrift sein). Ein paar Soldaten starren das Freßgelage mit großen Augen an – ihrem gefallenen Kameraden wird der Kopf abgerissen. „Ist ja fürchterlich“, beschwert sich einer der Tarnanzugsträger. „Mir egal“, brummt sein Kollege und schießt dem Dämonen die Rübe ab, nicht ohne einen coolen Spruch anzuhängen: „Vegetarier leben einfach gesünder!“ (Wie erklären sich dann Bethmanns Vegetarierinnen-Pornos?). Tatjana rennt immer noch durch die Gegend, stolpet über einen toten Dämonen und probt ihre Schreistimme. Antonio ballert Dämonen um, flucht und feuert eine Pistole einmal zu oft ab (zumindest einmal öfter, als die Post-Production Mündungsfeuer drauflegt).

Einer unserer Soldatenfreunde trifft auf einen mit einer Sichel bewaffneten Dämon und wird von selbigem in einem Kampf verwickelt. Soldier Boy hat einen Wunderrevolver, den er dem Dämon in den Bauch presst und mit nicht weniger (ich hab extra zurückgespult und nachgezählt) 24 (!) Kugeln füttert (das Modell möchte ich kennenlernen. Ich weiß, „nachladen“ wird auch in größeren Filmen vernachlässigt, aber diese 24 Schuss in drei Sekunden sind SO auffällig, das muss man würdigen. Im übrigen glaube ich kaum, dass die Schussorgie effektiv ist, da der Soldat den Revolver nicht um einen Millimeter bewegt, die 24 Kugeln dürften also allesamt den selben Schusskanal nehmen und daher nur die erste wirklich dramatischen Schaden anrichten). „Scheißkreatur“, schimpft der Soldat, aber auch Beleidigungen helfen ihm nicht weiter, da der Dämon die Bleifüllung locker wegsteckt und ihm ungefähr fünfzehnmal die Sichel in den Kopf schlägt (so ähnlich machen sie Emmentaler, hab ich mir sagen lassen).

Antonio, the demon slayer, schießt weiterhin Dämonen tot, scheißt sich dabei aber, so behauptet es zumindest sein voiceover, ziemlich ins Höschen. „Das ist kein Mensch“, glaubt er, einen weiteren dämonischen Kontrahenten im Blick, erkannt zu haben (MdEOT, ich sag´s ja).

Riccardo bemerkt, dass er sich langsam, aber sicher in einen Dämon zu verwandeln droht (lustig: ihn hat Magdalena nur ein bissl den Arm angebissen, aber Antonio, der eine heftige Halswunde davon getragen hat, und das früher, ist nicht nur besser drauf als sein Kollege, als auch noch nicht in akuter Dämonenumwandlungsgefahr). Jedenfalls wachsen ihm schon mal hornartige Fingernägel. „Ich will keine von euch Scheißkreaturen werden“, heult Riccardo und schiebt sich den Lauf seiner Knarre in den Mund… Schwarzblende (hui, Bethmann überrascht mit künstlerischen Ambitionen). „Ich sah mein Leben an mir vorbeizehen,“ schwadroniert Riccardo per voiceover (damit ist er der dritte, wenn nicht sogar der vierte „Erzähler“ des Films), und die gewählte Vergangenheitsform ist schon deswegen bemerkenswert, weil er sich am Ende seines bedeutungslosen Monologs erfolgreich das Hirn rausschießt.

Maria reißt einem unvorsichtigen Soldaten (extrem billiger Effekt) die Augen raus und verspeist sie. Nichtsdestotrotz ist der Herr Offizier, dem diese Szene leider entgangen ist, der Überzeugung, man habe an allen Fronten triumphal gesiegt. Doch da nähert sich eine Gestalt – es ist Maria, ganz menschlich und verzweifelt um Hilfe bittend: „Ich bin ein Mensch!“ „Da haben sie aber Glück gehabt, wir hätten sie beinahe erschossen“, empfängt sie der Kommandant trocken. Maria behauptet, die einzige Überlebende zu sein: „Alle sind tot, auch die Gangster!“ (Woher weiß sie, dass es Gangster waren und wieso glaubt sie, den Soldaten würde das interessieren?) Diesen Moment sucht sich auch Ex-Geisel Tatjana aus, um auf sich aufmerksam zu machen. „Achtung, da ist noch eine“, kreischt Maria reaktionsschnell und die Soldaten lassen sich nicht lumpen und durchlöchern die arme Tatjana mit ungefähr 3754 Kugeln (allein das dauert gut und gerne eine Minute, da wäre Peckinpah neidisch). Der Offizier behauptet, Maria wäre nun in Sicherheit und kündigt an, sie aufs Festland zu bringen (ich würd mich schon dafür interessieren tun, auf welcher Landepiste die Soldaten den Learjet geparkt haben).

Unser Goth Girl ist auch noch da – als wir sie zuletzt gesehen haben, hat sich irgendwas unangenehmes in ihren Eingeweiden angekündigt. Jup, und es ist ein wirklich hässliches Kerlchen, dass sich da durch ihre Bauchdecke schiebt, nämlich, zumindest der Maske nach, der Oberdämon himself (wow, der hat sich aber echt klein gemacht). Goth Girl greift nach einer Pistole, die plötzlich unter der Matratze liegt (? Awfully convenient) und zerballert die Dämonenbirne in ihre Einzelteile. BLAM! Von der Dämonenexekution hat unser Mädel insofern nicht wirklich was, als ein 30 cm durchmessendes Loch in der Bauchdecke selten gesund ist und sie demzufolge ebenfalls den Abschied einreicht, aber wenigstens noch ein gutes Werk getan hat.

Damit ist der Film aber IMMER noch nicht fertig. Der nächste, hüstel, Set ist ein wundervolles Beispiel für die Ed-Wood-school of filmmaking. Wie simuliere ich das Innere eines Flugzeugs? Ganz einfach, ich nehme einen x-beliebigen Raum, stelle eine Bank rein, hänge dahinter so ein Cargo-Netz zum Festhalten und pinne eine Landkarte an die Wand. Presto! Learjet-Interior vom Feinsten. Maria sitzt neben einem Soldaten, schlägt sich plötzlich die Hände vor´s Gesicht, setzt sich die Dämonen-Dritten ein und fällt ihren Sitznachbarn an! (She´s pretty stupid for a demon. Was wäre intelligenter, invasionstechnisch? Die Soldaten an Bord des Fliegers niedermetzeln und schlechtestenfalls abstürzen oder warten, bis man sicher auf dem Festland gelandet ist und DANN Terror, Angst und Schrecken zu verbreiten?). Dem armen Soldaten wird der Kopf samt Rückenmark abgerissen…

Und immer noch nicht Ende, denn wir müssen ja noch Antonio wrap-uppen. Der hat auf der Insel offenbar den direkten Eingang in die Hölle gefunden (ganz ohne Wirbel-CGI) und schießt dort dem ein oder anderen Dämonen in den Kopf. Irgendwoher, ich hab keine Ahnung, wer, was oder überhaupt dafür verantwortlich ist, wirft sich etwas speerartiges in seine Richtung und spießt ihn auf (Sinn? Verstand? Glglglgl). „Ich will keine dieser Kreaturen werden“, ist sich Antonio in seinen finalen Momenten sicher und überraschend einig mit Antonio, hofft auf´s Himmelreich (äh? Als Massenmörder?) puhlt seine Kanone heraus und richtet sich selbst. Wird auch nicht aufwühlender durch Wiederholung, dieser Pathos (vor allem, weil man ja nicht wirklich davon sprechen kann, dass einem diese Killer auch nur annähernd sympathisch wären).

CGI-Wirbel, Hölle, Tentakelsex mit Dämonengirl, Ende (inklusive Growlmeddtl im Abspann und Ankündigung von Teil 3. Ich passe). Danke. Uffza.

Oh weia, oh weia, oh weia… Meister Bethmann, das is´n Ding. Sollte sich tatsächlich der ein oder andere Leser bis zu dieser Stelle durchgetankt haben, kann ich getrost davon ausgehen, dass ich mich in der kritischen Analyse, rein quantitativ gesehen, sicher etwas zurückhalten kann (wird mir ebenso getrost wieder nicht gelingen, aber ich kann´s ja zumindest probieren) – dass Dämonenbrut, ohne rosarote Spläddafanbrille und „Indie“-Bonus, objektiv gesehen gar nicht geht, dürfte klar sein.

Trotzdem meine unumstössliche Meinung – wenn man schon der Ansicht ist, sich einen Andreas-Bethmann-Film ansehen müssen zu wollen, dann sollte es dieser sein, denn ungeachtet seiner eklatanten Schwächen in beinahe allen Bereichen (ein-zwei Ausnahmen gibt´s, und auf die gehe ich sicherlich noch en detail ein), macht Dämonenbrut dem beinharten Trashfan, aber auch nur diesem, grad aufgrund seiner Schwachmatigkeit einen fast schon bedenklichen Humpen Spaß – sofern man unter Spaß versteht, ab und zu das „Stirn-Tischkante-DENGEL“-Spielchen auszuprobieren, aber wenn leichte Schläge auf den Hinterkopf das Denkvermögen erhöhen, dann ja vielleicht auf heftige auf die Vorderseite. Für den, ähm, Genuss des Films ist aber natürlich auch eine gewisse Renitenz, äh, Resistenz gegen Bethmanns eher, eh, spezielle Sichtweise der Dinge, besonders, was sein Frauenbild angeht, mitzubringen, denn eins ist klar: Dämonenbrut ist in erster Linie eine Spielwiese für des Maestros unzureichend getarnte misogynistische Tendenzen, das zieht sich ja durch sein komplettes „neueres“ Ouevre. Wem angesichts unmotivierter Vergewaltigungs- und Foltersequenzen sämtliche Scheuklappen zufallen, kann sich die Investition durchaus schenken. Euer guter alter Doc ist bekanntlich auch nicht der allergrößte Freund der Kombination „Sex und Gewalt gegen Frauen“, wie Unentwegte u.a. in den Fantom Kiler- und Entrails of a…-Reviews nachschlagen kann, aber dieser Film ist ´ne andere Kategorie Machwerk als die pseudopolnischen Pseudoamateurskandalprovizierfilmchen und die seltsamen japanischen „Kunstfilme“. Klar zeichnet Dämonenbrut ein frauenfeindliches Weltbild, aber abgesehen von frauenfeindlich ist der Film halt auch noch Trash reinster Sorte, und das lässt mich dann doch das ein oder andere Hühnerauge zudrücken.

Also zur Detailkritik. Das Drehbuch (Drehbuch? Würde Katja Bienert im Making-of nicht mit ihrem Exemplar herumwedeln, hätte ich bezweifelt, das eins existiert hat) ist größtenteils eine Aneinanderreihung mehr oder minder sinnfreier Szenen, die sich auch bei gutwilligster Betrachtung nicht in einen vernünftigen Kontext setzen lassen. Das Endresultat sieht mal wieder danach aus, als hätten Bethmann und seine Crew ein paar lustige Tage mit Make-up-Sudeleien, Rumgeballer und nackten Tatsachen zugebracht, einfach gedreht, was ihnen so einfiel und dann im Nachgang überlegt, wie man den ganzen Kram einigermaßen schlüssig aneinanderschneidet, damit ´ne Geschichte ´bei rumkommt. Selbst für das eh schon bedenkliche Niveau des teutonischen „Independent“-Spläddafilms ist der Plot von Dämonenbrut himmelschreiend dämlich (dagegen ist Schnaas´ Anthropophagous 2000 ja fast ein Schulbeispiel kohärenten Storytellings). Möglicherweise Script Bethmanns „ambitionierten“ Versuch dar, im postmodernen Tarantino-Stil mehrere auf den ersten Blick unzusammenhängende Handlungsspuren in ein gemeinsames Finale münden zu lassen, aber Versuch macht zwar manchmal kluch, aber nicht immer sind Versuche auch von Erfolg gekrönt. Wenn Bethmann sich an mindestens vier Plots versucht (Bankräuber auf der Flucht, Überlebender des Schiffsunglücks, die Abenteuer von Goth Girl, die übrigens „Anita“ heißt, was ich aber auch erst dem Making-of entnehmen konnte, und die generelle Dämonen-Invasions-Plotte), von denen keiner wirkliche Substanz aufweist, geht das ziemlich in die Binsen. Wunderschönes Beispiel dafür ist der Subplot um Mike, der zunächst so beginnt, als könnte Mike unsere nominelle Hauptfigur werden (immerhin beginnt er mit der voiceover-Erzählung), nur um den Knaben dann mirnix-dirnix abmurksen zu lassen, um die Dämonenplotte in Gang zu bringen. Klar, das könnte man als gekonnten Bruch mit der Erwartungshaltung des Publikums interpretieren, aber in „gekonnt“ steckt auch das Wörtchen „Können“ drin, und daran hapert´s. Entscheidende Plotpunkte (ha, als wenn´s solche gäbe) bekommt der Zuschauer gar nicht mit, so z.B. dass Maria Mikes Verlobte vom Schiff ist (das könnte man erahnen, wenn man denn wüsste, dass Maria noch wichtig wird), und woher das Militär rechtzeitig für den Schlussakt weiß, wo´s hin muss und was dort Sache ist, nun, darüber möchte ich nicht mal spekulieren. Nicht diskutieren muss man auch darüber, dass der Nebenhandlungsarm um Anita, das Goth Girl, mit dem Rest der Story nicht wirklich was am Hut hat (wenn man von einem Nebensatz Marias, wonach „die erste Dämonenbrut schon an Land“ wäre, absieht). Aber auch das füllt ´ne halbe Stunde Laufzeit (oder so) und dient, wie eigentlich das gesamte Script, nur dazu, ein paar weitere Szenen zu der Sex-und-Splädda-Nummernrevue beizutragen – und was anderes ist Dämonenbrut halt nicht.

Lassen wir Drehbuch also Drehbuch sein, hat Genosse Bethmann ja sicher auch nicht anders gehandhabt, irgendwas muss man halt in die Maschine hacken, wenn man ´nen Film drehen will (obwohl, Ed Wood hat sich´s bei seinen Pornos leichtgemacht und an die entsprechenden Stellen seiner Drehbücher schlicht „Sexszene“ geschrieben, und den Rest mussten sich die Darsteller einfallen lassen. Vielleicht wäre das ein Rezept für die Zukunft…). In filmischer Hinsicht wenden wir uns erst mal den Negativa zu, bevor wir zu den positiven Eindrücken kommen (und ja, die gibt´s tatsächlich, unglaublich, aber vario).

Ausstattung/Locations – okay, ich respektiere, dass Bethmann mehr als das übliche deutsche Independent-dumm-durch-die-grüne-Botanik-latschen-Syndrom versucht. Immerhin hatte er zumindest die Chance, bei einem geparkten Learjet die Tür aufmachen und einen Militär-LKW von 1823 einsetzen zu dürfen – das ist mehr, als man bei Rose oder Taubert an „Budget“ sieht. Die Interior-Szenen hätte sich Andi aber schenken können; Schiffs- bzw. Flugzeuginnenaufnahmen sind lächerlich schlecht (und noch nicht so positiv lächerlich schlecht wie der überhaupt nicht getarnte Minibus, der in Deadly Nam einen US-Hubschrauber mimte), sondern einfach nur kopfpatschauslösend (speziell das „Flugzeug“, weil ich noch nicht mal prinzipiell ausschließen möchte, dass es Militärschiffe gibt, die ihre Kabinen mit Holzstruktur-PVC-Folien bekleben… yeah, sure). Sicher muss man Bethmann auch verzeihen, dass er keine Tarnanzüge mit italienischen Rangabzeichen und -patches aufgetrieben hat, aber dann hätte man wenigstens die deutschen abmachen sollen…

Größtenteils gruselig lautet das Prädikat für die vielfältig eingesetzten Effekttüfteleien. Was das auch oben im Fließtext erwähnte computererzeugte „Schiff“ angeht, wiederhole ich mein Mantra: wenn ich den Effekt nicht mal halbwegs überzeugend hinkriege, dann lass ich´s bleiben. Die Dämonenmasken sind mit lächerlich wohlwollend umschrieben, ganz besonders die Beißwerkzeuge. Ich bin ja gern bereit, für einen billigen Horrorfilm meine „disbelief“ k.o. zu schlagen und an einen Stuhl zu fesseln, aber diese Wildschweinhauer sind so weit jenseits von gut und böse, da fällt mir nix mehr ein. Die Gore- und Splattereffekte sind auf dem durchschnittlichen Level zeitgenössischer deutscher Independent-Produkte, d.h. sie hauen mich nicht vom Hocker, sind teilweise leicht durchschaubar, wenn´s extrem wird, aber eklig genug, um die Klientel, die solches braucht, zufriedenzustellen. Nicht, dass der Film aus sich heraus Extrem-Gore nötig gehabt hätte, aber ohne geht´s wohl in der Szene nicht. Einen Ehrenpunkt als schlechteste jemals von mir gesehene Effektszene (inklusive sämtlicher Godzilla- und Ed-Wood-Filme) verdient sich die durch nichts getarnte Puppe, die ein echtes leibhaftiges Baby spielen soll. Frechheit siegt manchmal doch (oder auch nicht). Lustig isses allemal. Die Tentakeleffekte sind auch nicht besser oder schlechter als in den japanischen Live-Action-Produkten (wenngleich man sich beim Bethmann-Team um größere technische Herausforderungen gedrückt hat, da ist nichts dabei, was nicht durch simple Puppenspielertricks, Drähte oder do-it-yourself der Darsteller zu regeln gewesen wäre). Recht gut ausgefallen ist der „Kraftfeld“-Effekt, von dem Maria auf der Insel gefangen wird (warum auch immer, ist auch so ein Plothole, eigentlich wollen die Dämonen doch, dass Maria die Insel verlässt und auf dem Festland die Brut verbreitet), was mich aber nur darüber sinnieren lässt, dass solche „Plasma“-Effekte, die einen anno 1993 im Kino (so bei Timecop z.B.) noch aus den Schuhen gehoben haben, wohl mittlerweile von jedem besseren PC-Videonachbearbeitungsprogramm beherrscht werden. Aber immerhin. Der Wirbeleffekt für den Transfer zur Hölle ist, hat man mal begriffen, was das Ding überhaupt darstellen kann, auch in Ordnung.

Wirklich überraschend ist der Look, die Optik des Streifens – gerade in Bereich Kameraführung und Schnitt kann Bethmann, speziell im direkten Vergleich mit seinen deutschen Konkurrenten, punkten. Die Kamera ist recht beweglich und bemüht sich nach Kräften um visuelle Wirkung, da ist manch gefällige Einstellung dabei – nicht jedes Experiment klappt wirklich (so z.B. die mehrfache Überlappung von verschiedenen Einstellungen in der Untergangs-Sequenz), aber es steht doch deutlich über dem Niveau von Rose & Co. Besondere Erwähnung muss der Schnitt finden, der ist richtiggehend inspiriert. Es mag manchmal (naja, oft) nicht unbedingt sinnvoll wirken (z.B. bei den raschen Schnitten im Anita-Goth-Girl-Handlungsstrang, wenn immer wieder gezoomt und zwischen Anita bzw. ihrem Freund und dem Kruzifix hin- und hergeschnitten wird), aber es verleiht dem Prozedere ohne Zweifel eine gewisse Rasanz und eine visuelle Dynamik, die man bei vielen Genrerivalen vergeblich sucht. Auch die Idee, den brutalen Bankraub in einer vergleichsweise stylischen schwarz-weiß-Sequenz zu filmen, ist nicht übel. Ohne Zweifel hat Bethmann zwischen seinen reinen Amateurwerken und diesem Film hier ein ganz gutes Gespür für den Einsatz von Kamera und Schnitt gewonnen, das deutlich über dem von Rose, Taubert und sogar Ittenbach steht (eine Eintagsfliege ist es nicht, weil auch sein handlungsfreier Hardcore-Film Vegetarierinnen zur Fleischeslust gezwungen, Teil 1, für die Pedanten, optisch überraschend gefällig ist). Ein guter Regisseur ist er deswegen noch lang nicht, dafür hat er mit dem Aufbau, der Struktur des Films an sich Probleme en gros, vor allem, wenn er auch sein eigener Autor ist; aus der Inszenierung heraus entwickelt sich kein Tempo, da hangelt sich der Film mühselig von Splatter- zu Sexszene und umgekehrt.

Der Soundtrack bemüht sich um stilistische Abwechslung. Da sind treibende John-Carpenter-like-Klänge vertreten, minimalistische Blubbersounds a la Italo-Splatter, Rammstein-ähnliche Gitarrenriffs, die sogar ab und an in die Rave-Ecke tendieren, aber natürlich auch Death-Metal-Gegrowle. Zumindest kommt keine Langeweile auf (aber als Musikerpseudonym den Namen eines meiner Lieblingscharaktere aus „Perry Rhodan“ zu verwenden, das nehme ich übel).

Wir erwähnte es ganz zu Beginn – Dämonenbrut ist ein Splatterporno, da beißt die Maus keinen Faden ab. Die Hauptfiguren halten sich zurück, was die wirklich expliziten Sachen angeht und überlassen das denjenigen, die kein Problem damit haben, sich vor der Kamera von einem Gummitentakel penetrieren zu lassen. Die Hardcore-Shots halten sich in Grenzen (sind vielleicht über den ganzen Film drei oder vier und auf jedem Fall noch nicht auf dem Level eines Rossa Venezia) und betreffen sowieso nur die Weiblichkeit (wie schon gesagt: auf absehbare Zeit wird´s Bethmann nicht auf´s Titelbild der „Emma“ schaffen, es sei denn, mit einem roten Kreis außenrum und einem schrägen roten Balken über die Visage) – Frauen sind in Dämonenbrut entweder Sex- und Folterobjekte oder schlicht und ergreifend „böse“. Ein paar Bondage-Elemente sind natürlich auch drin (auch Tentakel-Bondage), aber das geht mit der „subject matter“ mehr oder minder einher.

Schauspielerleistungen. Öhm. Hier halte ich mich mal wieder recht höflich zurück… Thomas Riehn (Riccardo) entbehrt nicht einer gewissen brutalen Ausstrahlung, die eigentlich zu seiner Rollengestalt passt, aber spielen kann er halt nicht wirklich, und dass seine Dialoge die mit Abstand dümmsten sind (und das will was heißen), hilft ihm auch nicht weiter. Carsten Ruthmann (Antonio) leidet unter einer extrem aufgesetzt wirkenden Nachsynchronisation, macht aber auch einen angemessen fiesen Eindruck. Marion Ley (Magdalena), übrigens nach meiner Beobachtung einziges weibliches Ensemblemitglied, das nicht zeigt, was es hat, macht wenigstens im knappen Lederoutfit eine gute Figur und fällt zumindest nicht negativ auf. Anja Gebel (Tatjana) hat nicht viel mehr zu tun, als leidend auszusehen und genereller Fußabtreter zu sein, erledigt das aber nicht gänzlich unsympathisch und wurde wohl darum in der Folge im Independent-Film des öfteren beschäftigt, so u.a. von Timo Rose in seinen, hüstel, Meisterwerken Space Wolf und Lord of the Undead. Andreas Schnaas, Jochen Taubert und Andreas Bethmann himself spielen cameo-Rollen als Dämon bzw. Soldaten. In Punkto nacktes Fleisch beweist Bethmann relativ guten Geschmack, alldieweil keine der in aller Detailfreude abgelichteten Frauen wirklich hässlich ist.

Wie schon angedeutet, wurde der Film nachsynchronisiert, womit zumindest die alte Amateur-/Indieseuche „ich versteh´ nicht, was die reden“, aus der Welt geschafft ist. Doof nur, dass praktisch kein Sprecher auch nur ansatzweise die nötige Emotion ins Dubbing legt, was dazu führt, dass die Charaktere Feststellungen treffen und/oder Entsetzensäußerungen von sich geben, die durch die Post-Synchro gelangweilt und völlig „uninvolving“ klingen. Aber auch darüber kann man gut lachen, jedenfalls besser, als wenn man raten muss, was da grad wieder erzählt wurde (apropos „erzählt“, schon lustig, dass der Film seine drei voiceover-Erzähler abmurkst).

Eine hab ich bislang ausgelassen, habt Ihr bestimmt gemerkt, nämlich das prominenteste Ensemblemitglied, Katja Bienert (Maria), die ja tatsächlich sowas ähnliches wie eine legitime Schauspielerin ist. Sie begann im zarten Mädchenalter in einem der späten Schulmädchenreporte mit dem Acting, wurde von Jess Franco entdeckt und im Alter von 16 Jahren größtenteils nackt in seinem später zu einem Kannibalenfilm umgedichteten Nackt unter Wilden eingesetzt, versuchte sich dann im seriösen Fach, kam aber über kleine und kleinste Fernsehrollen nicht hinaus, arrangierte sich mit ihrer Exploitation-Vergangenheit und kehrte so ins Genre zurück, so liess sie sich von ihrem alten Mentor Jess Franco in Killer Barbys vs. Dracula einsetzen. Für Herrn Bethmann lässt sie sogar wieder einmal das Bikinioberteil fallen. Verständlicherweise ist ihr über die zwei Jahrzehnte die jugendiche Natürlichkeit aus Nackt unter Wilden etwas abhanden gekommen, aber einen sympathischen Eindruck hinterlässt sie auch heute noch, auch wenn das nicht zur Rolle der bösartigen Dämonin passen will.

Unbedingt anchecken sollte der geneigte Fan das „Making-of“, das ist nämlich Realsatire pur. Geboten wird ein „Drehbericht“, geschnittene Szenen mit Audiokommentar von Bethmann, Interviews mit den Schauspielern und ein halbes Dutzend Trailer. Der „Drehbericht“ zeichnet sich durch einen der gelangweiltsten Sprecher, den ich je gehört habe, aus, und die deleted scenes sind speziell dank des Kommentars des Meisters ein Hammer. Zwei Highlights: in der ursprünglichen Version zieht Mike die nackte Schiffbrüchige an Bord seines Gummiboots und hat ziemlich schnell Sex mit ihr (was ich schon ein wenig verwegen finde, wo grad seine Verlobte abgesoffen ist) – hier führt Bethmann aus, dass die Szene flog und durch die Haifraßszene ersetzt wurde, weil „sie nichts zur Handlung beigetragen habe“ – inwiefern unterscheidet sie sich also von 90 % der im Film verbliebenen Szenen? Noch besser allerdings sein Kommentar zu einer Szene, in der Anita, das Gothgirl, in ihrer Badewanne sitzt und vor sich hin ins Nichts stiert. Dazu fällt Bethmann ein, dass er die Szene rausschnitt, weil sie „zu lang dauert und sie ja nachher in die Badewanne kotzt und dadurch ihre Mißstimmung ausdrückt!“ Da lag ich echt am Boden vor Lachen…

In der mir vorliegenden Fassung wird der Film in 2.35:1-Widescreen (woah, da tut wieder jemand so, als mache er Kino), non-anamorph, ergo im 4:3-Verfahren, präsentiert. Die Bildqualität ist nicht schlecht für Independent, aber auch nicht wirklich gut, oft ist das Bild einfach zu dunkel, die Schärfewerte könnten auch besser sein, Kontrast und Kompression gehen in Ordnung. Der deutsche Dolby-Stereo-Ton ist dank der Nachsynchronisation problemlos verständlich, die Musik ist recht weit in den Hintergrund gemischt. Für Indie-Verhältnisse aber ein solider Tonmix. Das Bonusmaterial hab ich ja einen Absatz vorher gewürdigt.

Selbstredend ist kein Bethmann-Film komplett ohne babylonische Fassungsverwirrung. Die mir vorliegende DVD-Fassung aus X-Rated-noch-ohne-Hartbox-sondern-Super-Jewel-Case-Zeiten wirbt mit einer Laufzeit von 130 Minuten, da hat man aber frech das Bonusmaterial eingerechnet. Diese Schnittfassung läuft 110 Minuten. Dazu gibt´s eine wohl FSK-freigegebene 68-Minuten-Fassung, und auf einer jüngst erschienenen Superdeluxe-3er-DVD einen neuen Director´s Cut, der so um 90 Minuten eintickt plus eine Rohschnittfassung, die erheblich länger ist als die alte DVD-Version (so ca. 140 Minuten, meine ich mich zu erinnern). Außerdem gab´s noch eine superlimitierte VHS-Box mit allerlei Gimmickschmafusi.

Es mag sich summa summarum komisch anhören, aber obwohl der Film dämlich, böse frauenfeindlich und durch die Bank sinnlos ist, seine Effekte bis auf ein-zwei Computertricks und die zumindest Gorehounds vom Härtegrad zufriedenstellenden Extrem-Splattereien debil wirken, die schauspielerischen Leistungen auch im Amateurbereich niemanden vom Hocker hauen – der Film macht, ich wiederhole mich, Spaß und kann auf einer bierseligen Trashparty, bevorzugt einer, auf der Frauen nicht zugelassen sind (aber das sind wohl die meisten, wenn ich mich so umhöre) durchaus eine Partygranate sein. Das ist teilweise so verschärft hirnrissig, dass man einfach nur noch drüber lachen kann – eine positive Überraschung sind Kameraarbeit und Schnitt; in den beiden Disziplinen ist Dämonenbrut mit das beste, was ich im Bereich Amateur-/Independentfilm aus Deutschland gesehen habe, zumindest dieses Lob muss ich Andi Bethmann zollen, ob ich will oder nicht, visuell geht der Film für das, was er ist, absolut okay. Und die Japaner sollten sich schämen – da kommt so´n deutscher Prolet und dreht den besten, zumindestens aber unterhaltsamsten mir bisher bekannten Live-Action-Hentai… do something about it!

(c) 2003 Dr. Acula


BOMBEN-Skala: 6

BIER-Skala: 8


mm
Subscribe
Benachrichtige mich zu:
guest
0 Comments
Inline Feedbacks
View all comments