Da Vinci Code, The

 
  • Deutscher Titel: The Da Vinci Code - Sakrileg
  • Original-Titel: The Da Vinci Code
  •  
  • Regie: Ron Howard
  • Land: USA
  • Jahr: 2006
  • Darsteller:

    Tom Hanks (Robert Langdon), Audrey Tautou (Sophie Neuveu), Ian McKellen (Sir Leigh Teabing), Jean Reno (Captain Fache), Paul Bettany (Silas), Alfred Molina (Bishop Aringarosa), Jürgen Prochnow (André Vernet), Jean-Pierre Marielle (Jacques Sauniere), Jean-Yves Berteloot (Remy Jean), Etienne Chicot (Lt. Collet)


Vorwort

Im Louvre erschiesst ein unheimlicher Mönch den Kurator Jacques Sauniere, welcher vor dem Verröcheln noch eine verschlüsselte Botschaft hinterlässt, in der auch der Name des Symbolforschers Robert Langdon (Tom Hanks) auftaucht. Dieser wird von der Polizei an den Tatort geholt. Für den Chefermittler Fache (Jean Reno) steht fest, dass Langdon der Mörder ist (schliesslich hat der Tote ja auf ihn hingewisen) und für den Symbolisten würde es schlecht aussehen, doch da verhilft ihm Sophie Neuveu (Audrey Tautou), die Enkelin von Sauniere, zur Flucht. Den Killermönch und andere Verfolger im Nacken, kommen die beiden durch die Hinweise, die Sauniere hinterlegt hat und sie durch die halbe Weltgeschichte führen, einer jahrtausendealten Verschwörung auf die Spur, die nichts weniger zum Gegenstand hat als das Geheimnis um den Heiligen Gral…


Inhalt

Das zugrunde liegende Buch von Dan Brown war ja ein über alle Massen erfolgreicher Bestseller, kein Wunder, dass die Verfilmung auf dem Fuss folgte. (An der Stelle möchte ich darauf hinweisen, dass ich das Buch nicht gelesen habe, also „unvorbelastet“ an den Film herangegangen bin.) Die Katholische Kirche und das Opus Dei waren schon vom Roman nicht besonders angetan, als dann der Kinostart anstand, waren sie erst recht angepisst, drohten mit Boykotts, verlangten, dass im Vorspann darauf hingewiesen werde, dass THE DAVINCI CODE eine fiktive Geschichte sei, auf den Philippinen wurde der Film gar verboten, etc. Trotz alledem kam das Ding pünktlich in die Lichtspielhäuser dieser Welt und hat immerhin den zweitbesten Filmstart aller Zeiten hingelegt (gleich nach STAR WARS: EPISODE 3). Nun gut, auch ich bin ins Kino gepilgert, und gleich zu Anfang möchte ich klar stellen, dass die Katholiken und die Vertreter des Opus Dei, die gegen den Film protestiert haben, meiner Meinung nach allesamt, Verzeihung, Deppen sind. Klar, die Kirche und der Orden kommen nicht wirklich gut weg (mindestens müssen sie sich vorwerfen lassen, die Kirchenlehre sei eine einzige Lüge), aber bei den „Bösen“ handelt es sich eigentlich um die Mitglieder eines Geheimrates, der die beiden bloss als Deckmäntelchen und Instrument benutzt, um seine Ziele durchzusetzen (nämlich alle Beweise für die Wahrheit um den Heiligen Gral zu vernichten, um die Macht der Kirche zu sichern). Ausserdem gerät der Film zu keiner Sekunde unter Verdacht, etwas anderes als eine mehr oder weniger (eher mehr als weniger) rein erfundene Geschichte zu sein. So wirken die meisten Thesen, die hier angesprochen werden, ziemlich an den Haaren herbeigezogen, und inzwischen ist in den Medien ja zu genüge darauf hingewiesen worden, dass die Theorien, auf welchen Buch und folglich Film basieren, alles andere als wissenschaftlich fundiert sind. Mal von den teils abenteuerlichen und keinesfalls zwingenden Interpretationen zum Beispiel von Leonardo Da Vincis Gemälde „Das letzte Abendmahl“ abgesehen, wurden ja auch viele nachprüfbare Daten wie zum Beispiel gar Jahreszahlen verbogen, wie’s Dan Brown in den Kram passte: Er hat weniger seriöse Recherche betrieben, als dass er nach Herzenslust in der Kirchengeschichte gewildert hat. (Der Film stellt schlussendlich höchstens insofern eine „Bedrohung“ für die Kirche dar, als dass er dafür plädiert, nicht alles zu fressen, was die katholische Obrigkeit einem fortsetzt, sondern auch ab und zu mal die Kirchenlehre ein wenig zu hinterfragen. Irgendwelche negative Folgen wird der Film nicht haben, die paar fehlgeleiteten Eumel, die THE DA VINCI CODE für bare Münze halten, sind vernachlässigbar.) Das Hauptaugenmerk liegt aber eh ganz klar nicht darauf, eine wissenschaftliche Abhandlung zu verfassen, sondern eher darauf, dem Zuschauer eine unterhaltsame Show zu bieten.
nd da ist THE DA VINCI CODE doch ziemlich erfolgreich: Das Sammeln der Hinweise und Beweise, das lösen des Puzzles ist ausnehmend spannend und sehr unterhaltsam; die zusammengetragenen Infos und Interpretationen mögen alles andere als fundiert sein, interessant sind sie auf jeden Fall – allerdings dürfte das meiste kaum jemanden überraschen, der in den letzten Wochen ab und zu mal eine Zeitung gelesen oder gewisse populärwissenschaftliche Sendungen gesehen hat, wo die zugrunde liegenden Thesen lang und breit ausgewalzt wurden.
„Spoiler“ voraus: Dass beispielsweise mit dem Gral kein Gefäss, sondern eine Frau gemeint ist, oder das mit den Merowingern hatte ich nun schon mehrmals gehört, bevor ich den Film gesehen habe. Spoiler Ende.

Probleme bereitet der Story, dass sie teilweise doch verdammt unglaubwürdig ist, schon alleine deshalb, weil die Schnitzeljagd, die Sauniere da organisiert hat, nur deshalb zum Ziel führen kann, weil der pure Zufall immer wieder zu Hilfe kommt und die Beteiligten sich rein zufällig genau so verhalten, wie sie sollten (teils wird es relativ doof). Ansonsten fällt auf, dass die Plotte ziemlich vorhersehbar ist: Zum einen gibt es so einige Stellen, die man in ähnlicher Form schon zig Mal gesehen hat (z.B. wenn Langdon den Minisender, den ihm die Polizei verpasst hat, in einen Lastwagen wirft und die Bullen so auf eine falsche Fährte lockt. Hat man schon unzählige Male gesehen und ist dem Zuschauer klar, lange bevor der Film mit der Auflösung kommt). Selbst die Lösung des Rätsels hab ich mir spätestens zur Halbzeit denken können. Allzu originell, intelligent oder überraschend ist die Sache also nicht, da hat sich Akiva Goldman (BATMAN & ROBIN, A BEAUTIFUL MIND) beim Drehbuchschreiben nicht gerade übermässig ins Zeug gelegt.
Übrigens: Wer jetzt die Befürchtung hegt, der Film verbringe seine Zeit vor allem damit, über langweilige Gemälde und europäische Geschichte zu schwafeln, kann beruhigt sein: Zum einen werden diese Ausführungen zügig abgehandelt, zum anderen herrscht eine gute Balance zwischen „geschwätzigen“ Abschnitten und aufregender Action, es gibt mehr als genug Verfolgungsjagden, Shoot Outs, Einzelkämpfe, etc., da ist immer was los. Alles in allem sorgt der oscarprämierte Regisseur Ron Howard (APOLLO 13, A BEAUTIFUL MIND) für ein sehr hohes Tempo, so dass die monumentalen zweieinhalb Stunden Laufzeit wie im Fluge vergehen. Hängt wohl auch damit zusammen, dass hier ein Roman von immerhin sechshundert Seiten in einen Film transformiert wird, der zur Abhandlung des Themas naturgemäss weitaus weniger Zeit zur Verfügung hat und so sehr viele Informationen auf kleinem Raum vermittelt muss; das extremste Beispiel ist vielleicht die Hintergrundgeschichte vom Killermönch Silas, die in einem kurzen Flashback vermittelt wird, bei dem der Zuschauer sich einiges selbst zusammenreimen muss. Insgesamt ist die Story aber trotzdem locker nachvollziehbar, wenn man sich etwas konzentriert. Auch sonst ist die Regie mehr oder weniger tadellos; in ästhetischer Hinsicht hat man hier oberes Hollywoodniveau vor sich. Die Bilder sind teils wirklich beeindruckend (Howard schwelgt teils geradezu in antiker europäischer Architektur, Landschaftsbildern und vor allem die Flashbacks zurück ins alte Rom oder die Zeit der Kreuzzüge sind optisch eine Wucht), der Look ist edel, die musikalische Untermalung von Hans Zimmer (PEARL HARBOR, THE RING) sehr gut gelungen. Wie gesagt: Etwas holprig wird die Sache nur, wenn man allzu sehr merkt, dass da ein dickes Buch auf Filmlaufzeit komprimiert werden musste.
Beim Tempo, das der Film anschlägt, bei der Fülle an Informationen und der Action geraten die Charaktere selbstverfreilich etwas ins Hintertreffen. Backgroundinfos müssen zum Teil, wie schon gesagt, schon mal per Flashbacks vermittelt werden, Zeit für eine grossartige psychologische Fundierung der Protagonisten bleibt kaum, Charaktermomente gibt es nur wenige. Grad Sophie Neuveu, schliesslich die weibliche Hauptperson, bleibt lange Zeit über blosse Stichwortgeberin (so muss Audrey „Amélie“ Tautou vor allem mit grossen Augen staunend durchs Bild laufen, ist aber gewohnt süss) und auch der männliche Protagonist (der wie immer grundsympathische Tom Hanks, dem seine Langhaarfrisur besser steht, als man meinen würde) bekommt nicht allzu viel Charakter verpasst (da gibt es eigentlich nur die Geschichte mit der Platzangst und dem Brunnen, die dann aber verdammt aufgesetzt und überflüssig wirkt und schlussendlich nur für einen Satz am Ende gebraucht wird). Auch sonst ist es schade, dass der Film seinen Schauspielern wenig Raum lässt, in Anbetracht der Traumbesetzung, die sich hier versammelt: Sir Ian McKellen als Spezialist für die Gralsgeschichte (LORD OF THE RINGS, X-MEN), Jean Reno (LÉON, GODZILLA) als besessener und brutaler Bulle, Alfred Molina (FRIDA, SPIDER-MAN 2) als korrumpierter Opus Dei-Führer und Deutschlandexport Jürgen Prochnow (DAS BOOT, CHAIN REACTION) als Schweizer Banker (!). Naja, sie haben zwar wenig zu leisten, aber zumindest ist es bereits ein Genuss, ihnen nur schon zusehen zu dürfen.
Etwas mehr Background bekommt eigentlich nur Silas, der Mördermönch. Paul Bettany (A BEAUTIFUL MIND, DOGVILLE, FIREWALL) spielt den religiös verblendeten, soziopathischen Albino, der seine Abende damit verbringt, sich selbst im nackten Zustand zu geisseln, sehr intensiv und irgendwie, naja, nicht gerade sympathisch, aber man hat durchaus Mitleid mit ihm (nicht zuletzt deswegen, weil Bischof Aringarosa ihn skrupellos benutzt). Sicher die beste Darbietung im Film!

Alles in allem ist THE DAVINCI CODE ziemlich gutes Popcornkino, das eine unterhaltsame und spannende Mischung aus Geschichtsstunde und Actionkino darstellt, routiniert und bildgewaltig inszeniert ist und zudem mit einem tollen Cast aufwarten kann. Klar, inhaltlich gibt es so manche Schwächen, kaum einer der Charaktere ist besonders gut ausgearbeitet und nicht immer ist die Komprimierung des Romans geglückt, aber eine Verschwendung von Lebenszeit ist der Film nicht. Unbedingt gesehen haben muss man ihn aber genau so wenig. Sechs bis sieben von zehn Killern, die sich, offenbar aufgrund einer leichten Aufmerksamkeitsschwäche, von herumfliegenden Tauben ablenken lassen.


mm
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