D.O.A.: Dead Or Alive

 
  • Deutscher Titel: D.O.A.: Dead or Alive
  • Original-Titel: D.O.A.: Dead or Alive
  •  
  • Regie: Cory Yuen
  • Land: USA/Deutschland/Großbritannien
  • Jahr: 2006
  • Darsteller:

    Jaime Pressly (Tina Armstrong), Devon Aoki (Kasumi), Holly Valance (Christie Allen), Sarah Carter (Helena Douglas), Natassia Malthe (Ayane), Kane Kosugi (Ryu Hayabusa), Matthew Marsden (Max), Eric Roberts (Donovan), Kevin Nash (Bass Armstrong)


Vorwort

Wieder einmal steht das DOA-Kampfsportturnier auf dem Plan – auf einer Insel im Pazifik treten die besten Kämpfer und Kämpferinnen der Welt gegeneinander an, um die Siegprämie von 10 Millionen Dollar einstreichen zu können. Zu den Teilnehmern gehören die Ninja-Prinzessin Kasumi, die ihren Bruder – seit dem letzten DOA-Turnier vermisst und angeblich tot – sucht und deswegen von ihrem Clan ausgestoßen wurde (und eine persönliche Killerin auf ihren Fersen hat), die professionelle Assassinin und Meisterdiebin Christie und die Profi-Wrestlerin Tina (die das Schicksal bzw. die von Organisator Donovan ausgeklügelte Setzliste gleich mal mit ihrem Vater kollidieren lässt). Ebenfalls im Feld: Helena Douglas, Tochter des jüngst verstorbenen Turnier-Erfinders. Dieweil sich allgemein durch’s Turnier gekloppt wird (und Kasumi die unerwartete Hilfe ihres Clan-Kollegin Hayabusa genießt), stellt Christie fest, dass sich auch ihr verräterischer Ex-Partner Max ins Feld geschummelt hat. Dem geht’s nicht um Kampfkunstruhm und -ehre, sondern um Donovans anderweitigen Reichtum – schlappe 100 Millionen Dollar, die irgendwo auf der Insel in einem Tresor schlummern, dessen „Schlüssel“ seinen Informationen nach etwas mit Helena zu tun hat. Zu allem Überfluss spielt Donovan nicht mit offenen Karten – er hat allen Teilnehmern Nanoroboter injizieren lassen, die jede Bewegung, jedes Muskelzucken aufzeichnen. Damit kann er doch nur Schindluder treiben wollen…


Inhalt

Es ist ja nichts neues – Videospieladaptionen sucken im Allgemeinen grundsätzlich, und die von schlichten Prügelspielen gerne auch (man denke an die beiden „Street Fighter“-Epen, die aus völlig unterschiedlichen Gründen derbe danebengingen). Trübe Funzel der Glückseligkeit im Auf-die-Fresse-hau-Subgenre der Gameverfilmungen ist ausgerechnet Paul W.S. Andersons „Mortal Kombat“, der mit der Vorlage einigermaßen stilvoll umging und für ordentlich Remmidemmi sorgte (dass das Ding für Christopher Lambert ein weiterer Schritt nach unten auf der Karriereleiter war, lassen wir jetzt einfach mal so im Raum stehen). Soll es uns überraschen, dass der Name „Anderson“ auch in der umfänglichen Produzentenliste von „DOA“ steht?

Aber der Reihe nach – DOA, die Spiele-Serie, rühmt sich zwar eines (so sagen zumindest die Wikipedia-Einträge, und wer bin ich als bekennender Nicht-Gamer, denen zu widersprechen) passablen Kampfsystems, bezieht ihre immense Popularität aber hauptsächlich aus der Tatsache, dass man als Spieler zahlreiche leicht bekleidete scharfe Mädels spielen kann – die Spieledesigner akzeptierten ihr Schicksal klaglos und brachten sogar eine spin-off-Serie auf den Markt, in der die Schnuckis Beachvolleyball spielen und man als Spieler hauptsächlich damit beschäftigt ist, Game-Dollar zu verdienen, um seinen Miezen neue, knappere Bikinis zu kaufen. Es ist zumindest ehrlich.

Wider Erwarten schlug bei den Filmrechten nicht Uwe Boll zu, dafür ein anderer großer Deutscher, nämlich Bernd Eichinger, der dafür sorgte, dass dank Stupid German Money (TM) die mit 21 Millionen Dollar moderat budgetierte nicht-interaktive T&A-Revue (huch, hab ich’s verraten?) die Leinwände der Welt erobern konnte – oder auch nicht, denn bis auf einige eher unbedeutende Märkte (in Russland lief der Kram wohl ziemlich gut) floppte der Streifen bodenlos (sein US-Einspiel blieb bei unter einer halben Million hängen, obwohl Eichinger einen halbwegs breiten Release mit 500 Kinos organisieren konnte). Isses denn wirklich so schlecht?

Naja, irgendwie schon und dann auch wieder nicht. Dass „DOA“ kein Kopfkino für feuilletonlesende Intellektuelle werden würde, sollte von Haus aus klar sein… die Aufgabe, aus den vier offiziellen Games (plus den Nebenprojekten) eine einigermaßen brauchbare Geschichte zusammenzuzimmern, fiel einem erlesenen Trio zu: J.F. Lawton debütierte schreiberisch mit dem legendär betitelten „Cannibal Women in the Avocado Jungle of Death“, schrob die unsäglich-verlogene Kitschromanze „Pretty Woman“ und, offensichtlich als dringend notwendigen Testosteron-Ausgleich, Steven Seagals besten Film „Alarmstufe Rot“, ging mit dem irgendwie lustig-verunglückten Lambert-Vehikel „The Hunted“ und dem Langweiler „Chain Reaction“ einigermaßen baden und behalf sich in der Folge mit der Erfindung der debilen Pamela-Anderson-Serie „V.I.P.“. Ihm zur Seite stand das Brüderpaar Adam und Seth Gross, das bis dato nur mit dem Independent-Horror-Heuler „Devour“ mediokres Aufsehen erregt hatte. Der Regiejob ging an den Hongkong-Altmeister Cory Yuen („Karate Tiger 1/2“, „Righting Wrongs“), der in Hollywood schon einigen Action-Krachern auf die Sprünge geholfen hatte (gerne im Gefolge seines alten Spezls Jet Li).

Zur Story… naja, was man so „Story“ nennen will. Das Autorenterzett pflückte sich die gröbste Storyline aus den offiziellen Games, machte sie etwas „mainstreamiger“ (während sich in den Games über die verschiedenen Folgen hin herausstellt, dass die geheimnisvolle DOA-Organisation den „perfekten“ Kämpfer basteln will, mehr oder weniger „because they can“, hat man hier die Schurkenposition in Donovan personalisiert und seine Motivation ist die schlichte monetäre, er will seine Nanobot-Technologie einfach an den Meistbietenden verhökern und glaubt, das Turnier wäre dafür eine exzellente Demonstrationsmöglichkeit), packten Charaktere aus den verschiedensten Episoden – selbstverständlich mit Schwerpunkt auf die weiblichen Figuren – in die Plotte und achteten überhaupt tunlichst darauf, dass ja nicht zu viel, hüstel, „Plot“ den diversen Actionszenen und T&A-Abfilmungen (jugendfreier Natur) in die Quere kommt (deswegen dauert der ganze Spaß auch nur gut 75 Minuten ohne Credits). Für Charakterisierungen, die über groben Holzschnitt hinausgehen, ist da natürlich weder Platz noch Bedarf, statt dessen gibt’s ein bisschen Slapstick-Humor und one-liner, aber letztlich soll nichts von den erwähnten selling points des Franchise (Kloppe und hübsche Mädels) ablenken. Das ist zumindest ’ne nachvollziehbare Entscheidung.

Strukturell steckt natürlich der gute alte Turnierfilm (unerreicht nach wie vor ausgeprägt von und mit „Bloodsport“) drin, nur interessiert das Turnier selbst den Film nicht die Bohne. Die Kampfpaarungen sind in sich völlig unschlüssig (es scheiden Kämpfer aus, die unmöglich überhaupt einen Kampf in der entsprechenden Runde gehabt haben können, z.B. Gen Fu; wie Max überhaupt im Turnier bleibt – wo die Verlierer doch umgehend von der Insel gekarrt werden, ist ungeklärt) und letztlich ist nach den Viertelfinalkämpfen eh Schluss, weil dann die, ähm, „Haupthandlung“ übernimmt.

Was bleibt, ist also Fleischbeschau und Äktschn… und wenn ein verdienter Genreveteran wie Cory Yuen letzteres überwacht, brennt nicht viel an. Klar, die Fights sind ungefähr so realistisch wie die WM-Aussichten Nordkoreas, da wird mit Wire-Fu und digitalen Tricksereien nachgeholfen, bis sich die Balken biegen (was den Streifen essentiell stark nach „Mortal Kombat“ meets „Charlie’s Angels“ aussehen lässt), aber es ist durchaus stylish anzusehen und gelegentlich mitreißend anzusehen (und Yuen wildert auch gerne mal im Zitatenschatz… der Kampf Kasumis mit Ayane im Bambusfeld erinnerte mich ein wenig an „House of Flying Daggers“, wenn Tina sich mit Zank balgt, darf man an auch ein bissl an „Dragonball“, die Trickserie, denken, und der Showdown-Kampf auf Leitern weckt Remineszenzen an Jackie Chan). Im Bestreben, möglichst viele Game-Charaktere auch in den Film zu retten, sind manche Kampfszenen (speziell eben die Turnier-Fights ohne Beteiligung der zentralen Figuren) arg kurz. Zudem ist die ganze Kämpferei natürlich völlig unblutig – „DOA“ ist im Grunde seines Herzens ein Live-Action-Cartoon, knallig bunt, simpel gestrickt und auf schieren Remmidemmi angelegt, Martial-Arts-Kino für die ganze Familie, wenn man so will, und sofern die „Familie“ nix dagegen hat, dass Junior fürderhin feuchte Träume über knackige Kampfsportmiezen haben wird – denn das ist eben Existenzberechtigung Nr. 2 des Films, die ausführliche Ablichtung weiblicher anatomischer Merkmale, zwar formal absolut züchtig, da gibt’s keinen Nippel zu sehen (Holly Valance agiert zwar in ihrer „Vorstellungsszene“ oben ohne, aber steht halt „leider“ immer mit dem Rücken zur Kamera, nicht mal ’n sideboob wird uns gegönnt), faktisch aber natürlich (s)exploitation pur (also dann doch weniger ein Familienfilm als einer für horny teenagers, die zu doof sind, YouPorn zu finden). Etwas schwächlich ist manchmal die CGI-Arbeit, was „virtuelle“ Kulissen angeht.

In treuer Tradition des Videogame-Kampfsportfilms ist der Score eher ravig angelegt – verantwortlich für die Musik zeichnet niemand geringeres als Junkie XL (mit seinem Elvis-Remix „A Little Less Conversation“ vor einigen Jahren zu weltweitem Ruhm gelangt), und er erledigt seine Aufgabe mit Bravour. Ob man diese Art Mucke nun mag oder nicht, es gibt kaum passendere Beschallung als treibende Beats (Death Metal würde da nicht funktionieren…).

Die Damen im Cast wurden sicherlich nicht aufgrund ihrer oscar-reifen Darstellungskünste ausgewählt. Jaime Pressly („Unterwegs mit Joe Dreck“, „My Name is Earl“, „Tomcats“ und juxigerweise in einer Handvoll Folgen der „Mortal Kombat“-TV-Serie zu sehen), Devon „Freak“ Aoki („D.E.B.S.“, „2 Fast 2 Furious“, „Sin City“, Mutant Chronicles), Sarah Carter („Shark“) und Ex-Soap-Star Holly Valance (wie jeder Australier lange in der Endlos-Soap „Neighbours“ zu sehen, außerdem mit Carter in „Pledge This!“, in „Prison Break“ und „Taken“ dabei gewesen und zwischendurch auch mal internationaler Popstar mit dem Cover des Tarkan-Hits „Simarik“ „Kiss Kiss – nebst aufsehenerregendem Videoclip) machen allesamt eine, hehe, blendende Figur, wobei Valance und Carter mich in jeder denkbaren Beziehung am meisten überzeugen. Natassia Malthe („BloodRayne II“, „Elektra“) sollte mit ihren blaulila Haaren zumindest einen meiner Leser in Begeisterungsstürme versetzen.

Die Herren der Schöpfung werden zuvorderst vertreten von Eric Roberts („The Dark Knight“, „Love is a Gun“, „Ambulance“, „Best of the Best“), einem bekannt guten Schauspieler, der aber auch schon seit langen Jahren in der „don’t give a shit“-Liga angekommen ist und einfach alles spielt, was ihm in die Quere kommt, auch einen Klischeeschurken wie Donovan, den er mit zerzausten Haaren und manchmal leicht gelangweilt wirkender Attitüde runterspielt. Matthew Marsden („Black Hawk Down“, „Resident Evil: Extinction“, „John Rambo“, „Transformers: Die Rache“) verschleißt sich als Max auch nicht gerade. Kane Kosugi (Hayabusa, von seinem Vater Sho schon im zarten Alter von 9 Jahren vor die Kamera geschleift, u.a. in „Revenge of the Ninja“, „Nine Deaths of the Ninja“ oder „Red Eagle“) bringt die Kampfkunstexpertise per Abstammung mit (und macht sich auch ganz sympathisch), Wrestling-Star Big Daddy Cool Kevin Nash (filmtechnisch u.a. im Jane-„Punisher“ in Erscheinung getreten) mimt Jaime Presslys Vater (und muss aufpassen, dass er nicht bald wie das bastard lovechild von Hulk Hogan und Randy Savage aussieht) und Robin Shou („Mortal Kombat“) teilt sich durch seinen kleinen Auftritt als Pirat, der von Pressly vertrommen wird, mit Zach Ward nunmehr den Rekord für die meisten Rollen in Videospielverfilmungen (vier).

Bildqualität: Erwartungsgemäß gibt’s bei einem Major-Release da keinen Grund zur Klage. Der anamorphe 2.35:1-Transfer ist tadellos, bringt die bunten Comic-Farben perfekt zur Geltung, lässt in Detail- und Kantenschärfe keine Fragen offen und hat auch keine Probleme bei Kompression und Kontrast.

Tonqualität: Deutsch (Dolby 5.1, dts) und Englisch (Dolby 5.1) wird geboten. Ich blieb beim O-Ton (Untertitel gibt’s nur auf Deutsch, das aber dann für Hörgeschädigte), der sich auch nicht lumpen lässt. Astrein, gut abgemischt, ohne Probleme.

Extras: Als Bonusmaterial gibt’s Making-of, deleted scenes, Interviews mit den wesentlichen Beteiligten, behind-the-scenes-Aufnahmen und Storyboards. Ein Audiokommentar wäre vielleicht noch nett gewesen, aber Cory Yuen tut sich vielleicht mit dem Englischen nicht ganz so einfach.

Fazit: Disc rein, Hirn aus ist hier das Motto. „DOA Dead or Alive“ ist sicherlich nicht die Game-Verfilmung, die diese Art Filmunterhaltung aus dem Ghetto uninspirierter Lizenzware in elysische Gefilde der Qualität hievt, aber, so wie ich das sehe, ist das Filmchen zumindest eine adäquate Umsetzung der Vorlage, die sich auf das konzentriert, was die Zielgruppe sehen will – hübsche Frauen in knappen Klamotten und spektakuläre Fights. Damit qualifiziert man sich ja schon beinahe automatisch zumindestens für’s obere Drittel der Game-Adaptionen. Es ist bunt, es ist doof, es ist schnell, es ist hübsch anzusehen. Muss man nicht lieben, ist aber, so lange der Film läuft, durchaus unterhaltsam. „Mortal Kombat“ meets „Charlie’s Angels“ – meine obige Einschätzung kommt, glaub ich, ganz gut hin – wem die beiden genannten, äh, Meisterwerke gefallen haben, dürfte auch mit „DOA“ seinen Spaß haben. Für die Befriedigung des Intellekts lesen wir dann morgen halt wieder James Joyce.

3/5
(c) 2010 Dr. Acula


mm
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