Cyborg Warriors

 
  • Deutscher Titel: Cyborg Warriors
  • Original-Titel: KNIGHTS
  •  
  • Regie: Albert Pyun
  • Land: USA
  • Jahr: 1993
  • Darsteller:

    Kathy Long (Nea)
    Kris Kristofferson (Gabriel)
    Lance Henriksen (Job)
    Scott Paulin (Simon)
    Gary Daniels (David)
    Nicholas Guest (Farmer)
    Vincent Klyn (Ty)
    Ben McCreary (Chance)
    Bob Brown (Marauder)
    Jon H. Epstein (Matthew)
    Burton Richardson (Marauder)
    Nancy Thurston (Bandit)
    Edmund Tyler Wrenn (Junge)
    Brad Langenberg (Master Builder)
    Clare Hoak (Mutter)
    Tim Thomerson (Bauer)


Vorwort

Es soll tatsächlich Leute geben, die dem Werken Albert Pyuns nichts abgewinnen können. Zweifellos niveauloses Gesindel, dass wahrscheinlich lieber Schoppenhauer trinkt und dabei Günther-Grass-Filme guckt. Wir wollen uns aber von solchen Banausen nicht beirren lassen, und wissen, dass Albert unter die ganz Grossen gehört. Zumindest hier auf Badmovies.de.

Es ist alles da, was das Herz begehrt: sabbernde, Bluttrinkende Roboter, die sich mit leicht bekleideten Blondinen prügeln, Kris Kristofferson, Endzeitwüste ohne Ende, abgehauene Gliedmaßen und Blut! Viel, viel Blut!

In diesem Sinne: Albert, sch**ss doch auf die Oscars™; wir haben dich lieb!


Inhalt

Es ist mal wieder Endzeitstimmung und die Menschheit mal wieder am Arsch: wohin das Auge blickt, wüsteste Wüste, und nix außer verstaubten, nach Fußlappen stinkende Bauern, die durch die wüsteste Wüste ziehen (scheinbar auf der Suche nach Saatgut). Die Stimme aus dem Off erzählt, dass die Menschheit von Cyborgs – übermenschlich starken Robotern, die sich von menschlichem Blut ernähren – terrorisiert wird.
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Roboter-Ritter – nur echt mit Kreuzritterumhängen,
biblischen Namen, and ye good ol’ Shakespearean English.

Solche Blutschlürfende Cyborgs, unter der Führung des fiesen Job (Lance Henriksen), überfallen eine Bande nomadisierter Menschen, schlachten den gerechten Teil ab und versklaven den traurigen Rest (zwecks späterer Wiederverwertung als Vitalien). Nur die junge Neha, deren Eltern dran glauben müssen und deren jüngerer Bruder von den Cyborgs fortgekahrt wird, kann fliehen und kommt bei einem freundlichen Bauernstamm unter, wo sie zur ansehnlichen, wenngleich muskelbepackten Kathy Long auswächst.
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Auch in der zukünftigen Steinzeit ist
der Mensch erfinderisch: das hier ist
zum Beispiel ein handlicher Allzwecknasenbohrer.

In der Zwischenzeit hocken die Cyborgs in einem Zelt im Kreis herum – Job sabbert und schielt mit sich selbst um die Wette – und halten eine telepatisches Plauderei mit ihrem Oberboss, dem mysteriösen Master Builder. Der Builder gibt den Befehl, die Stadt Taaus, eine der letzten Bastionen der Menschheit, einzunehmen, um dort eine Armee unzerstörbarer Cyborgs zu bauen. Aber der Weg nach Taaus ist lang und der robotische Magen leer; darum schickt Job seinen Unterling Simon (Scott Paulin), um in den umliegenden Dörfern Atzung für die Reise zu finden.
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Was da wohl im Kopfe abgehen mag:
„… vor ein paar Jahren noch, James Cameron,
und heute putzt mich so ein Regisseur zusammen,
wenn ich nicht genügend schiele und sabbere …“

Wie es der Zufallsgott der Drehbuchautoren will, sucht sich Simon just das Dorf aus, in dem auch Neha lebt. Es ist schon spät und, nach einem schweren Tag des Sand- und Salz-Säens, bemerkt natürlich keiner, dass ein Überfall anliegt. Die Schergen massakrieren die Gemeinschaft, trotz Simons Ermahnungen, dass man die Leutchen lebend bräuchte. Einzig Neha, schon wieder, wird nur von einem Pfeil verwundet und weilt unter den Sauerstoffsüchtigen. Sie setzt sich amtlich zur Wehr, das Mädel, und schafft es sogar, Simons Näschen abzureisen; hat aber schlussendlich gegen den Cyborg keine Chance.
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Neha versucht einem Cyborg zu erklären, dass „Amors Pfeil“
rein figurativ gemeint ist – aber woher soll ein Roboter das
Wort „figurativ“ kennen?

Doch es taucht ein Retter am Horizont auf und stellt sich als Gabriel (Kris Kristofferson), eine Art mechanischer Lucky Luke, vor: der original Erbauer (den der Master Builder aus dem Weg geräumt hat), habe ihn aus Schrott zusammengebastelt und seine Mission sei, die bösen Cyborgs unschädlich zu machen. Nach ein paar Minuten Floskeldreschen geht die lustige Roboter-Ringerei los, bei der Gabriel offensichtlich unterlegen ist: zuerst muss er ein Auge einbüssen, doch man hat ja Ersatzteile unter der Tunika. Unter Fluchen – das Teil will nicht passen – versucht er, sich das neue Auge einzubauen, und ich hebe hier ‚fluchen’ extra hervor: oder kennt jemand einen anderen Roboterfilm, bei denen die Kunstmenschen sich mit „Oh, this fucking thing!“ artikulieren? [Fuck you, asshole! – Der Terminator.]
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„Oh, this fucking thing“ – im Ernst, würde ein Cyborg mit Anstand
„I’ll be fucking back“, oder „Hasta la fucking vista“ sagen?

Gabriel bietet ihm eine helfende Hand an, indem er ihm ein Messer an die Waffel schmeißt. Dies sei der einzige Weg, einen Cyborg zu vernichteten, wie uns der Film noch oft erinnern soll. Es verwundert nicht nur den Zuschauer sondern auch den tödlich getroffenen Simon, dass, wenn man einen Cyborg vor die Birne klopft, er gleich in Flammen aufgeht. „Oh no, am I on fire now? Yaach, great …“, resümiert Simon, gibt noch ein paar Töne wie ein verreckender Trabi von sich und fällt in seine Bestandteile zusammen. (Den Ton müssen wir uns übrigens merken: er erklingt immer dann, wenn ein Robot seinen elektronischen Geist aufgibt.)
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Wo kommt den auf einmal der Suppenlöffel her?

Während die überlebenden Schergen zurück zu Meister Job laufen, um ihn von dem traurigen ableben Simons zu berichten, nimmt sich der brave Cyborg Nehas an, pflegt diese wieder gesund und geht mit ihr einen Deal ein: da Neha eine Abkürzung nach Taaus kennt, soll sie Gabriel führen – im Gegenzug willigt Gabriel ein, Neha in der hohen Kampfkunst zu trainieren, denn, so Gabriel, „noch nie ist es einem Menschen gelungen, einen Cyborg zu besiegen“.
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„Hey, Polly, kennste den schon? Kommt ein
Papagei zum Schrottplatz …“

Es folgen ein paar Trainingsszenen. Dann, ein Tagesritt von Taaus empfernt, will nun Gabriel Abschied nehmen und sein „Programm beenden“. Neha bietet sich als Gefährtin an, sie könnte als Gabriels „menschliche Sinne“ fungieren (… fragt doch nicht mich, fragt den verdammten Regisseur), aber Gabriel lehnt ab. Neha gibt sich frustriert und rennt etwas im Wald umher; schon kleben ihr ein paar Cyborgs an den Fersen, darunter der blondierte Cyborg David (GD0815-Modell, gespielt von Gary Daniels). Zunächst scheint es, dass sich Nehas Training ausgezahlt hat – sie schafft es sogar, eigenhändig einen der Schrottritter ins elektrische Walhalla zu befördern. Trotzdem behalten die Bösewichter die Oberhand und David bläst Gabriel, kurz durch Nehas Gefangennahme abgelenkt, mit einer Handrakete in zwei Teile.
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Das sind die Goldmähnen, die Frauenherzen zum schmelzen bringen –
wenn sich die erste Frau mal ins BM verirrt,
wird sie es euch bestätigen!

Man stopft Gabriels Oberkörper in einen Sack und schleppt ihn zu Job – Neha und ein paar aus dem Nichts erschienenen Gefangener, ein Brigitte Nielsen-blondes Geschwisterpaar, sollen hingegen ins „Menschenlager“ verschleppt werden. Da hat Neha andere Pläne: sie killed ihre Bewacher, befreit Bruderchen und Schwesterchen und macht sich auf, die Cyborgs zu verfolgen.
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Noch nie durfte ein Mensch in einem Film so herrlich und beständig sabbern –
aber Vorsicht: es besteht akute Nachahmungsgefahr und macht süchtig.

Job unterhält sich noch immer mit seinem Papagei, der jetzt aber grün statt rot ist (wahrscheinlich musste der erste beim Catering daran glauben), und lässt sich die metallene Kralle polieren. Der freut sich natürlich riesig über den Anblick des Haufen Schrotts namens Gabriel, so riesig, dass ihm gleich schon wieder das Speien kommt. Gabriel bekommt, was man in Fachkreisen ein amtliches Facial nennt, ab. „Get this piece of garbage into my tent“, befiehlt der am Messie-Syndrom leidenden Job. Man hätte zu feiern, nicht nur, weil man heute Abend Tauus einnehmen wolle, sondern weil der Master Builder persönlich vorbeischauen wolle, um alles zu Supervisen.

„Celebrate the coming battle with the spilling of blood“, jubiliert Job, und nimmt erst mal einen kräftigen Schluck aus einer Blondine. Gladiatorenkämpfe sind angesagt!
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Job beim Schnabulieren – dass ihm die Kids, damals auf dem Pausenhof,
seine „Masters of the Universe“ Figuren geklaut haben,
hat bei Pyun ein Trauma hinterlassen.

Neha kommt da an, wohin man sie eigentlich hinverschleppen wollte, guckt erst mal den Cyborgs beim Futtern zu, und macht sich auf die Suche nach dem immer noch lebendigen Gabriel.

Das superblonde Geschwisterpärchen von vorher ist auch wieder (irgendwie) aufgetaucht, und Brüderchen muss mit den höhlenmenschartigen Ty (Vince Klyn) in den Ring. Da Neha ein gutes Herz hat, bietet sich selbst als Ringpartnerin an. Dem willigt der Spaßsüchtige Job jovial zu.
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Man kann über die Amis sagen, was man will, aber ein bisschen rassistisch
sind sie schon: selbst der Sarottimohr ist bei denen blond!

Während Neha von dem kleinen Chance, der zufällig dasselbe Muttermal wie Nehas verschollener Bruder hat, für den Kampf hergerichtet wird, gibt ihr der Bub noch einen Tipp, wo sie Gabriel finden könne: der liege (buchstäblich) im „Cyborgzelt“ herum.

In der Steinzeitarena geht es lustig weiter, der Deal „Neha-statt-Bruederchen“ scheint vergessen. Auch von Neha selbst, die mit wachsendem Grimm zusieht, wie Ty seinem Kontrahenten zuerst windelweich prügelt, ihm als Zwischensnack den Daumen abbeißt und die Gurgel aufschlitzt, um ihn zu guter Letzt elegant die Birne vom Körper zu kicken. Also muss Neha dem Troglodyten zeigen, wo der Bartels den Most holt – da taucht im Hintergrund der Master Builder, ein Typ in Skeletor-Maske und Umhang, auf und nähert sich Nehas Bruder.
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„Gipsköpfe! Frische, frische Gipsköpfe!“ – Vince hat’s ja schon in
CYBORG mit den Koeppen gehabt …

Nehas unerwartete Sieg scheint Panik unter den Schergen auszulösen. Die rennen alle herum, wie die kürzlich geköpfte Hendl und so hat Neha Zeit, zum „Cyborgzelt“ zu gelangen. Dort schnappt sie sich Gabriel (immer noch im Rucksack) und schnallt ihn sich auf den Rücken. Draußen haben die Wächter langsam wieder ihre Kontenance gefunden und zeigen sich bereit, sich mit Neha und ihren Halben anzulegen:
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„Hey Kris, wo liegt das Problem?“ – „Altersdemenz, Arthritis,
keine echten Zähne mehr im Maul … und keine Beine!“

Zum Geräusch von zerbrechenden Bretzeln macht Neha eine ganze Hundertschaft von Feinden platt. Gut, selbst Schuld, kann man sagen, wenn man zu hundert ist, aber immer nur separat angreift. Job ist auch schon wieder auf den Beinen (und am spucken) und auch wenn Gabriel noch immer im Sack steckt, so kämpft er doch mit ihr „Rücken an Rücken“, dass selbst Neha zugeben muss: „This is strange.“ Gabriel findet einen herumliegenden Cyborgunterleib und repariert sich mittels Feinmechanik selbst. Nein, Blödsinn, er verknotet nur ein paar mechanischer Innereien und kämpft dann locker weiter, während Neha die letzten Cyborgs zerlegt.
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„Geh mir nicht auf den Sack, du alter Sack im Sack …“

Der Master Builder kidnappt Chance; Neha nimmt die Verfolgung auf, aber zu spät. Mit einem Gleitdrachen macht sich der Bösewicht mit seiner Beute davon. “Your brother and I are going to wait for you in Cyborg City”, raunt der Obermotz (und, in der Originalfassung, noch dazu mit der Stimme von Lance Henriksen; wenn das mal nicht nach Sequel klingt).
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Das Gute daran war, dass Mattel schon pleite waren und Pyun
nicht mehr verklagen konnten.

Bleibt noch Job, aber der gehört Gabriel. Henriksen und Kristoffersons Double (woran wir merken, dass es ein Double ist? Nun, der Kerl sieht nicht im Geringsten wie Kristofferson aus) prügeln sich, aber, wie es in einen Pyun Film kommen muss, zieht Job den Kürzeren. Er nimmt sich noch ein paar Minuten zum Verenden und hält einen kurzen Monolog, in dem er Gabriel noch erzählt, er habe keine Chance. Der Master Builder hat bereits tausende von Cyborgs gebaut hätte, welche die Menschheit überrollen werde. Dann gibt’s wieder das Trabi-am-Verrecken-Surren, und Henriksen durfte drei Stunden später seine Kohle abholen.
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„Ah, let me die my death. I’ve never experienced the pain of birth.
There you are; wrap me in your wings..”
Bis zum „Sein oder Nichtsein“, ist er nicht mehr gekommen.

Umringt von den dankbar jubelnden Menschen (na ja, eigentlich sind’s, wie das bei Pyun Sitte ist, nur dümmlich gaffende Extras), reiten Gabriel und Neha davon, in den Sonnenuntergang hinein. Nehas Stimme, aus dem Off, erzählt noch, dass die Suche nach ihrem Bruder sie an Grenzen von Zeit und Raum führen solle, nach Cyborg City, Genesis (wahrscheinlich eine Kneipe in Cyborg City) und über den Rand des Universums hinaus. Fantasie hat er, der Pyun!
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Zweisam-Einsam mit Pyun: „I’m a poor, lonesome cyborg,
with a long, long way from home …“

Wir wissen natürlich, dass es dazu nicht mehr gekommen ist; dass der Bruder beim Master Builder alt und runzelig wurde, und dass Pyun nie das von ihm für eine Fortsetzung verlangte Trillion Dollar Budget bekommen hat. Andere wiederum sagen, dass Pyun einen kleinen Anfall von Pubertät hatte und sich dem Thema Roboter erst wieder mit seinen NEMESIS-Filmen zugewandt hat. Wird wahrscheinlich nur der Albert selbst wissen – und der hält dicht.
Analyse

Ich denke, ich habe nicht zuviel versprochen, wenn ich gesagt habe, dass der Film alles beinhaltet, was einen Albert Pyun-Film ausmacht. Man möchte so weit gehen, Pyun als den Mozart unserer Zeit zu nennen, wenn es darum geht, Comics zu Lichtspielen zu verarbeiten.

Wie in allen seiner Filmen merkt man dem Regisseur auch hier an, wo er herkommt: ich wette einen Kasten Bier, dass der Mann heute noch mit seinen MASTERS OF THE UNIVERSE Figuren spielt, auf seinem MP3-Player die gesammelten Werke von John Carpenter und Basil Poledouris hat, seine Comicsammlung eifersüchtig hortet und in chemisch Nichtzersetzenden Plastikhüllen verpackt.

Auch hat CYBORG WARRIORS diesen Pyun-üblichen christlichen Kontext: 12 Cyborgs, alle mit Namen von Bibelgladiatoren ausgestattet, etc. Andererseits, sind solche kleinen Referenzen doch recht harmlos; zumindest im Vergleich zum Superchristen Mel Gibson, der die Bibel noch wörtlich befolgt und daher Gott und die Welt hasst.

Wenig sind die Pyun-Filme, in denen der Held nicht mindestens einmal gekreuzigt wird (siehe CYBORG oder TALON GEGEN DAS IMPERIUM), oder zumindest langes, blondes Haar hat. Wie Jesus. Und es weiß, zwischen St. Louis und St. Petersburg, Flordia, jeder gute Christenmensch, dass Jesus strohblond war – und dass seine letzten Worte, „God bless America … and say ‚No‘ to abortions!“ waren.

Muss uns Kris Kristofferson nun Leid tun oder nicht? Einerseits dieselbe Rolle, die er seit CONVOY spielt/spielen muss, andererseits, mein Gott, was will man mit fünf oder sechs Expressionen schon groß spielen? Der Bart ist zumindest ab (Cyborgs mit Bart? Also, ganz realitätsfremd ist der Pyun auch nicht!), und Kristofferson hat nicht viel mehr zu tun, als milde väterlich zu gucken, die Handlungstränge mit seinem dicken Südstaatenakzent vorzutragen und den Rest seinem Double anzuvertrauen.
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Andererseits scheinen Kristoffersons stahlblaue Augen auch gelegentlich
etwas anderes zu reflektieren: „…. Ob ich jetzt drei, oder vier
Viagrapillen brauche, um die Kleine zu knacken …?“

Ist Pyun der Mozart des Trashkinos, so kann man Lance Henriksen getrost den Lawrence Olivier des schlechten Geschmacks nennen. Ach ja, das gute, alte „Bishop“-Modell. Klar, Henriksen musste schon unter James Cameron sabbern (und ich verbitte mir hier jegliche Doppeldeutigkeit!), aber da war es zumindest, weil ihn die Alien-Queen halbiert hat. Der Legende zufolge animierte Regisseur Pyun Henriksen bei seinen Szenen als Job stets rhythmisch mit einem Beutel Münzen klimpernd und dem Versprechen auf den Lippen: „Wenn du mehr spuckst und schielst, kannstes haben …“. (Das ist aber keine neue Praxis in der Unterhaltungsindustrie: schon Gene Vincents Manager zischte dem Sänger seinerzeit zu: „Humple endlich, du Bastard, humple!“)

Kathy Long tut natürlich dem Auge gut, obwohl sie nicht ganz so „delikat“ wie die (junge) Cynthia Rothrock ist und auch nichts von deren eleganten Kung Fu Bewegungen draufhaut. Kathy kommt lieber gleich zur Sache, und haut mit ihrem Kickboxen- und MMA-Stil alles auf die Mütze, was bei drei nicht auf den Bäumen ist. Und wie gesagt, die Rothrock-Moves, die kennen wir so auswendig wie die von Dolly Buster oder Vivian Schmitt. Fazit also: erfrischend, wirklich erfrischend – also, mir persönlich könnte die Dame ohne Ende auf die Birne hauen!

Berufsbösewichter Scott Paulin (Red Skull in Pyuns CAPTAIN AMERICA) und Gary Daniels (FIST OF THE NORTH STAR) sind routiniert fies und gemein, selbst für seelenlose Roboter; man ist schließlich Profi und weiß, wofür man nen Fünfer die Stunde bekommt. Einziges Manko was die Extras anbelangt: Pyun hätte ruhig ein mehr Szenen für Vince Klyn (Antagonist Fender Tremolo in Pyuns CYBORG) einbauen können, dessen Auftritt als Höhlenmenschengladiatoren Ty doch ein bisschen mager war. Versteht mich nicht falsch, die Szenen, in denen er wehrlosen Opponenten die Köpfe einschlägt, verleiten den Fan doch zum wohlwollenden Kopfnicken – nur: „mehr ist immer besser“, wie es uns die Wohlstandsgesellschaft lehrt.

Und zu guter Letzt möchte ich mich dafür entschuldigen, die Komparsen als „dümmlich gaffende Extras“ betitelt zu haben: der Film wurde natürlich – praktisch, „on locations“ – in der schönen, schönen Moab Wüste, Utah, gedreht, und die Komparsen kommen alle aus der Gegend … hey, setzt euch mal für 300 Jahre in die Wüste und gründet eine Stadt mit nur drei Familien! Dann würdet ihr auch recht „dümmlich gaffen“!

© 2013 Thorsten Atzmueller


BOMBEN-Skala: 6

BIER-Skala: 7


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