Cyborg Soldier – Die finale Waffe

 
  • Deutscher Titel: Cyborg Soldier - Die finale Waffe
  • Original-Titel: Cyborg Soldier
  • Alternative Titel: Weapon |
  • Regie: John Stead
  • Land: USA/Kanada
  • Jahr: 2008
  • Darsteller:

    Bruce Greenwood (Dr. Simon Hart), Tiffany Thiessen (Lindsey Reardon), Rich Franklin (Isaac), Wendy Anderson (Janice Fraser), Aaron Abrams (Dr. Tyler Voller), Kurt Rushton (Beck)


Vorwort

Und wieder einmal ein Plot, den sich alle Protagonisten hätten ersparen können, hätten sie einmal im Leben „Universal Soldier“ angekuckt…

Dr. Simon Hart bastelt an Project ISAAC (das ist selbstredend ein putziges Akronym für „intuitive synthetic autonomous assault commando“), naturellement eines der ominösen und nie funktionierenden Supersoldatenprojekte, in dessen Rahmen er aus einem gehirngewaschenen Todeskandidaten mittels Nanotechnologie eine unaufhaltsame, kugelfeste, superschnelle und nicht gerade schwächliche Kampfmaschine backt. Und natürlich die bewussten Bauklötze staunt, als „Isaac“ sich selbständig macht und eine Spur gebrochener Gliedmaßen hinter sich herziehend in die Pampa türmt, um seine Mission – schlicht „Überleben“ – durchzuführen.
Hart schickt seine hauseigene Killer-und-Cleanertruppe hinter dem ausgebüxten Nanocyborg her. Im Zuge großflächigen Bleiaustausches gerät die Provinzdeputesse Lindsey erstens ins Kreuzfeuer und zweitens unter die Fuchtel des Renegaten-Cyborgs. Anfänglich bestrebt, sich dessen zweifelhafter Bemutterung umgehend unauffällig zu entziehen, muss Lindsey bald einsehen, dass sie es schlechter hätte treffen können: nicht nur, dass Isaac ihr im Verlauf einer halsbrecherischen Verfolgungsjagd mit Harts Killern das Leben rettet, nein, sie wird auch noch wegen Mordes an einem ihrer Kollegen gesucht (die wahren Killer waren selbstredend die spurenverwischenden Meuchelmörder Harts). Lindsey versucht, durch die harte Schale des gefühllosen Kampfklopses zu dringen und ermittelt wissenschaftlich, dass Isaac von Erinnerungsfetzen seiner früheren Identität gepeinigt wird (so weit, so „RoboCop“). Weil Hart – der selbst geplagt wird von Mrs. Fraser, der Sicherheitschefin seiner Mäzene – im Überschwang der Gefühle beim Ausbrennen von Isaacs Fingerabdrücken einen Pinky vergessen hat, findet Lindsey die wahre Identität des Cyborgs heraus – er ist Wes Hall, verurteilt wegen Mordes an Weib und Kindern und… Harts ehemaliger Forschungspartner. Das müffelt nach Foulspiel…


Inhalt

Hach, der gute alte Cyborg-Film ist auch nicht umzubringen – zwar werden heutzutage nicht mehr im Wochentakt „Cyborg Cops“, „American Cyborgs“ oder „Cyborg Warriors“ in die Videotheken gestapelt, aber wie der alte Kater das Mausen nicht lässt, können auch unsere Freunde von Nu Image altbewährte Motive nicht einfach im Ideenladen vergammeln lassen. Zwar beschränken sich Nu Image bei „Cyborg Soldier“ auf die Co-Produzentenrolle neben den Kämpen der hauptamtlich ausführenden Peace Arch Entertainment Group, aber wir sind nicht päpstlicher als Benedikt GTI 16 V und schlagen unseren alten Weggefährten den Streifen einfach mal unbürokratisch zu.

Das, was man in solchen Kreisen gerne mal „Drehbuch“ nennt, wuchs auf dem Mist von John Flock (Produzent von „Fortress“, „Gunmen“, „Roadflower“ und Schreiber von „Fortress II“ und der Furie-Resteverwertung Escape the Past), Christopher Warre Smets („The Last Hit Man“ und mittlerweile einer der Stammregisseure der „sexy“ amerikanischen Kabelserie „Lingerie“) und dem berufsmäßigen Stunt-Koordinator/Kampfchoreographen John Stead (in diesen Funktionen u.a. tätig für „Relic Hunter“, „Mission Erde: Sie sind unter uns“, „Mutant X“ oder „The Dresden Files“). Wie man sieht – durch die Bank Leute, denen hochintellektuelle, geistesstimulierende Unterhaltung geradezu auf die Stirn genagelt wurde. Es nimmt daher nicht Wunder, dass „Cyborg Soldier“ (dessen singuläre „Idee“ es sein dürfte, die klassische Cyborg-Technologie durch die trendige, hippe Nanobot-Technik aufzupeppen) sich als preisbewusstes und denkbar unoriginelles Sampling von „Universal Soldier“ mit ’ner Prise „RoboCop“ als Abschmecker und einer dekorativen Garnitur des üblichen „evil corporation-conspiracy“-Gedöns spielt. Das muss per se noch nicht mal was schlechtes sein, schließlich könnte man sich in Sachen hochoktaniger Krawallaction schlechtere Vorbilder suchen. Es gibt da nur zwei Probleme – das Script tut wirklich nicht mehr, als die altbekannten Vorbilder in ländliche Gefilde zu verlegen und dort treudoof nachzuspielen, und der Streifen hat absolut nicht das Budget, um die großvolumige Action (oder wenigstens die mittelprächtige Action der „Cyborg Cop“-Reihe) erfolgversprechend zu emulieren.

Es bleibt also bei teilweise direkten Zitaten aus den bekannten großen Filmen – ein schweigsamer „Held“, der im Filmverlauf seine Programmierung überwindet, herausfindet, dass ihm von Seiten des offiziellen Schurken übel mitgespielt wurde, und der schlussendlich seine „Menschlichkeit“ wiederfindet (was ihn nicht an der gottgefälligen Rache hindert – der einzige inhaltliche neue Aspekt an „Cyborg Soldier“ ist ein ziemlich aufgesetzt wirkender und letztlich auch nicht viel zur Story beitragender religiöser Subtext), die zufällig in die ganze Affäre hineingezogene Frau, die – wie einst Nancy Allen in „RoboCop“ – nicht romantische love interest ist, sondern ihre weibliche Emotionalität dazu nutzt, die programmierte Empfindungslosigkeit des Cyborgs zu beheben, und den erzbösen Schuft und seine Killerbrigade (die über 90 Minuten hinweg nicht kapieren, dass es irgendwie ein bissl sinnlos ist, ständig zu versuchen, einen kugelfesten „Cyborg“ zu erschießen), die über „it seemed like a good idea at the time“ nicht wirklich eine greifbare Motivation für ihr garstiges Übeltun haben. Mit diesem Charakterrüstzeug braucht man nur noch Action- und sort-of-dramatische-Charkaterszenen einigermaßen plausibel zu alternieren, ein bissl kruden Humor drüberzuckern (weil man Isaac mit der Gehirnwäsche offenkundig auch gewisse Grundlagen menschlichen Zusammenlebens gelöscht hat) und einen schockierenden Twist, der mühelos auf zehn Kilometer gegen den Orkan zu erschnüffeln ist, drantackern und hat dann prompt einen völlig gewöhnlichen, unkreativen Actionholzer geschrieben, der das Kunststück fertig bringt, dass dem geplagten Zuschauer die Protagonisten noch ein Stück wurschtegaler sind als eh schon beim gemeinen Feld-, Wald- und Wiesen-B-Film. Die Dialoge sind mächtig angestaubt (obschon ein Spruch Harts, als der einem seiner underlinge klar macht, dass Fraser nicht zu trauen ist, schon ein wenig rockt. Nachdem er mit ein paar Fakten nicht wirklich bei seinem Untergebenen landen konnte, zieht Hart sich auf die basics zurück: „She’s a woman… in charge! Do you *trust* her?“ Hach, schööön), die aufgebauten Situationen nur selten so spektakulär und/oder spannend genug, die Figuren überwiegend todlangweilig.

Co-Writer John Stead ist dann auch nicht unbedingt der Regisseur, der einer abgegriffenen und unoriginellen Plotte Beine machen könnte. Seine Regieerfahrungen beschränkten sich hauptsächlich auf ein paar Folgen der SF-Serie „Mission Erde“ – es wird deutlich, dass Stead vor allem mit den „dramatischen“ Sequenzen, dem character stuff, deutlich überfordert ist. Die Action-Szenen sind okay – sie sind, wie angedeutet, nicht gerade Auswüchse an augenöffnenden Aha-Erlebnissen nie dagewesener Art, aber einigermaßen routiniert, wobei – angesichts der Reputationen von Stead und seinem Hauptdarsteller, auf den noch zu kommen sein wird – die Martial-Arts-Einlagen überzeugender wirken als die shoot-outs.
Steads bisweilen etwas tranige Regie wird teilweise gerettet von der gelegentlich einfallsreichen Kameraarbeit David Mitchells („5ive Girls“, „Escape the Past“, und selbst als Regisseur tätig gewesen u.a. mit dem Jim-Carrey-Frühwerk „Spaß am Copper Mountain“ und ein paar Martial-Arts-/Action-Kloppern wie „Mask of Death“, „Last to Surrender“ oder „UKM: The Ultimate Killing Machine“), der mit kompetenten 360-Grad-Einstellungen oder Verzögerungseffekten, die man in B-Filmen minderer Finanzklasse nicht alle Tage sieht, überrascht. Nicht darüber hinwegtäuschen kann Mitchells Fotografie aber über die nicht sonderlich aufregenden Motive, die sich ihm und seiner Kamera bieten – die kanadische Pampa ist nicht gerade eine Augenweide, größere Sets sind kaum zu vermelden und Harts Frankenstein-Labor zur Cyborgzüchtung jagt einem weniger kalte Schauer des Entsetzens als die ein oder andere Lachsalve über Mark und Groschen. Ein langweiliger Score von Ryan Latham („Final Draft“) und ein eher an Realismus denn dem notwendigen larger-than-life-Appeal angepasstes Sounddesign machen den Film auch nicht unbedingt aufregender.

Sonderlich hart ist das ganze Treiben dann auch nicht – klar, der hiesigen FSK hat’s für eine KJ-Freigabe gereicht, die Holländer (deren BluRay ich hier vorliegen habe) sehen’s gewohnt lockerer und winkten „Cyborg Soldier“ mit einer 12er-Freigabe durch. Nach an gesundem Menschenverstand ausgerichteten Freigabeerwägungen würde ich für ’ne FSK 16 plädieren – mehr als ein paar blood squibs (die nicht übermäßig realistisch wirken) in den shoot-outs und eher über züchtige Soundeffekte denn bildhafte Darstellung symbolisierte Knochenbrüche ist kaum geboten, nur eine Szene, in der Isaac sich eine ganze Reihe von Pistolenkugeln mit einem Messer aus dem gestählten Oberkörper puhlt, geht über 20.15-im-Öffi-TV-zeigbare Härten hinaus.

Widmen wir uns nun noch dem erfreulichen Thema Schauspielerei. Bruce Greenwood, eigentlich ein kapabler Akteur (was er in „Thirteen Days“, „Below“ oder jüngst in „Star Trek“ durchaus unter Beweis stellen konnte), beschränkt sich hier auf eine klischeehafte Performance der Sorte „was-Martin-Sheen-für-ein-paar-Dollar-spielen-würde-hätte-man-ihn-gefragt“, lässt aber zum Finale hin wenigstens die Overacting-Sau los und sorgt für ein wenig Spaß durch Chargieren.
Tiffani-nicht-mehr-Amber Thiessen („Beverly Hills, 90210“, „From Dusk Till Dawn 2: Texas Blood Money“, „Schrei, wenn du weißt, was ich letzten Freitag den 13. getan habe“) ist seit ihren Zeiten als Teenie-Idol auch ein wenig in die Breite gegangen, dafür aber nicht unbedingt eine bessere Schauspielerin geworden, will sagen, wenn’s um glaubwürdige Charakterszenen geht, wäre sie nicht meine erste, zweite oder fünfzehnte Wahl.
Wendy Anderson („Android Apocalypse“, „Tideland“) und Aaron Abrams („Resident Evil: Apocalypse“) erledigen ihre Jobs auf einigermaßem solidem TV-Serien-Niveau, offenbar einigen Spaß an seiner Arbeit hat wenigstens Kevin Rushton (Stuntman von Beruf, aber auch immer wieder mit Actionparts in Filmen wie „Rollerball“, „Bulletproof Monk“ oder Land of the Dead gewürdigt, und auch in „Saw IV“ und „Saw 3D“ zu sehen), eine Art Reserve-Steve-Austin, der als Harts Chef-Henchman zumindest ein paar Minuten im Gedächtnis bleibt.

Bleibt noch die Titelrolle… die ging an Rich Franklin, seines Zeichens im echten Leben MMA-Fighter und ehemaliger UFC-Mittelgewichts-Champion. Daraus folgt, dass er zumindest in seinen Martial-Arts-Szenen durchaus überzeugen kann, aber noch mehr als bei den Profi-Wrestlern gilt bei den MMA-Kämpfern, dass man nur, weil man im Octagon ’ne recht große Nummer ist, noch nicht automatisch ein auch nur für B-Actionfilme tauglicher Star wird. Jau, es gibt charismatische MMA-Fighter (wie Randy Couture, der in „Scorpion King II“ sein Glück versuchen durfte, oder Quintin „Rampage“ Jackson, der die Mr. T-Nachfolge im „A-Team“-Kinofilm antrat), aber Franklin ist die Definition eines schauspielerisch völlig talentbefreiten Pfostens. Ich meine, seine Rolle besteht zu 90 % daraus, ein emotionsunfähiger gefühlloser Klotz zu sein und *nicht mal das* gelingt ihm. Wenn man wehmütig an die Glanzvorstellungen von Koryphäen wie David Bradley (oder, gasp, John Cena) denkt, wird einem klar, mit welch totaler Verweigerung (bzw. da ich nicht glaube, dass er das absichtlich macht, mit welcher Unfähigkeit) an die Schauspielkunst schlechthin Franklin amtiert. Sorry, Rich, aber hau lieber weiterhin im UFC-Käfig Chuck Liddell & Co. eins vor die Glocke, aber schmink dir die Karriere als neuer Jean-Claude van Damme bitte schnell wieder ab – das kann Scott Adkins dann doch deutlich besser…

Bildqualität: Ich habe hier die BluRay von Dutch Filmworks (DFW), die nicht gerade ein Meisterwerk ist. Anamorphes 1.78:1-Widescreen ist selbstverständilch, aber der Transfer holt aus meiner bescheidenen Sicht nicht mehr als durchschnittliche DVD-Güte aus dem Material – das Medium wird hier sicher nicht ausgereicht. Durchschnittliche Schärfe- und Kontrastwerte, etwas blasse Farben und ein leichtes Flirren größerer einfarbiger Bildausschnitte lassen maximal eine Durchschnittsbewertung zu.

Tonqualität: Ausschließlich englischer Ton in Dolby Digital 5.1 – auch nicht gerade state-of-the-art für BluRays und insgesamt ein wenig drucklos, das könnte deutlich mehr Wumms im Bassbereich (und generell bei den Sound-FX) vertragen. Gut verständlich ist’s allemal und zur Not kann man sich aus den optionalen niederländischen Untertitlen ja noch das ein oder andere zusammenreimen…

Extras: Ein solides Nix.

Fazit: Wer seit den frühen 90ern trauert, dass es keine doofen Cyborg-Filme mehr gibt, kann aufatmen – Nu Image und ihre Genossen von Peace Arch hieven das Genre quasi tutti kompletti, ohne jegliche inhaltliche oder großartige visuelle Auffrischung ins 21. Jahrhundert, mit dem Unterschied, dass, so schwer es Schreiber dieser Zeilen zu tippen fällt, früher, in der guten alten Zeit, auch die B-minus-Actionhelden vom Schlage Joe Lara, Frank Zagarino oder David Bradley großartige Mimen waren im Vergleich zu einem frisch aus dem Octagon importieren MMA-Kämpfer. Dank zumindest recht exaltierter Schurkenvorstellungen von Bruce Greenwood und Kevin Rushton, den einigermaßen solide gestalteten Actionszenen und dem ein oder anderen netten Kamerakniff kann „Cyborg Soldier“ den anspruchslosen Actionfreund einigermaßen unterhalten, aber mehr Spaß macht sicher der fünfzehnte Durchlauf von Sam Firstenbergs „Cyborg Cop“ (trotz seines Zeitlupenfimmels).


mm
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