Cy-Warrior

 
  • Deutscher Titel: Cy-Warrior
  • Original-Titel: Cyborg - Il guerriero d'accacio
  • Alternative Titel: Cy Warrior |
  • Regie: Giannetto de Rossi
  • Land: Italien
  • Jahr: 1989
  • Darsteller:

    Frank Zagarino (Cy-Warrior), Henry Silva (Hammer), Sherrie Rose (Susan), Brandon Hammond (Brandon), James Summers, Bill Hughes, Ronald Lang, Thomas Rack, Gray Jordan, Carles Irving, Brenda Muller, Peter Ward, George Martin


Vorwort

Das Militär wird nicht gescheiter… wieder einmal bastelt die US-Armee an einem unkaputtbaren künstlichen Maschinensoldaten, einsatzfähig bei jedem Wetter und auf jedem Terrain, unempfindlich gegen Bio- oder Chemiewaffen, und dank der Programmierung loyal bis zum Steinerweichen.

Der Prototyp des Cy-Warriors wird gerade per Schiff zu ein paar abschließenden Tests transportiert. Die dusslige Wachmannschaft aktiviert den Androiden/Humanoiden/Cyborg (je nachdem, wer gerade über ihn redet) versehentlich, und der geht prompt stiften.

Panik! Aufruhr! Krisensitzung! Wie Projektleiter Dr. Kaufman erklärt, fehlt dem Cyborg noch seine finale Programmierung, d.h. er entspricht derzeit einem Menschen mit Gedächtnisschwund, was ihn angeblich (entgegen jeglichem noch geführten Augenscheinsbeweis) noch gefährlicher macht. Colonel Matt Hammer, Elitesoldat, 1-A-Güteklassen-Arschloch und nebenberuflicher Maschinenstürmer, soll Cy wieder dingfest machen. Da Hammer aus unbekannten Gründen (aber er wird gespielt von Henry Silva, und der braucht keine Gründe zum Böstun) Cyborgs hasst, denkt er gar nicht daran, den Befehl, den Humanoiden heile zurückzubringen, zu erfüllen, sondern will ihn in seine Schrauben und Platinen zerlegen.

Angeschwemmt wird Cy-Warrior am Strand der DomRep und nachdem er seine Verfolger ein paar mal gefoppt hat, wird er von Brandon, dem zwölfjährigen Nervkind, ohne dass es im Italofilm nicht geht, gefunden und mehr oder weniger adoptiert. Auch Brandons heiße Schwester Susan fühlt sich moralisch verpflichtet, dem seltsamen Fremden zu helfen, der aus seiner Cyborg-Eigenschaft kein Geheimnis macht. Susan und Brandon bringen Cy einige grundlegende Dinge in Sachen menschliche Verhaltensweisen nahe, aber Hammers Goons sind dem Cyborg stets auf den Fersen, was an einem implantierten Sender liegt. Mit Susies Hilfe gelingt es Cy, den Sender zu entfernen, was Hammer erst recht auf die Palme bringt – zivile Kollateralschäden sind, was ihn anbetrifft, nicht nur bedauerlich, sondern offenbar hochgradig erwünscht.

Als aber auch der Überfall auf einen Merengue-Schuppen, in dem Cy und Susie balzen, trotz aufgetürmter Leichenberge scheitert, greift Hammer zum ultimativ-schuftigen Mittel. Er entführt Brandon…


Inhalt

So kann man sich irren. Angesichts des Covers und des Titels erwartet der geneigte Italo-Fan einen zünftigen Terminator-Rip-off, und die Konstellation Cyborg/Junge/attraktives Frauenzimmer scheinen spezifisch Plot-Devices vorwegzunehmen, die James Cameron zwei Jahre später in „Terminator 2“ ausprobieren sollte, aber was Fabrizio de Angelis, unser aller Lieblings-Italo-Schotter-Produzent unter dem Banner von Fulvia Films anrichten lässt, orientiert sich an einem ganz anderen Vorbild…

Ihr seid wahrscheinlich als clevere Leser selbst drauf gekommen – was Special-FX-Mann Giannetto de Rossi hier inszeniert (nach einem Drehbuch von ihm selbst und Dardano Sarchetti), ist die Italo-Garagenvariante von „Nummer 5 lebt“ – die Mär vom ausgebüxten Kampfroboter, der bei harmlosen Normalos Unterschlupf findet, Menschlichkeit lernt und vom bösen Militär verfolgt wird und vernichtet werden soll. Sicher nicht ganz das, was man erwartet hat, hat man sich z:B. von Ascots VHS-Kassetten-Coverblurb irritieren lassen, der von der blutrünstigen Killermaschine, die eine Spur der Vernichtung hinter sich her zieht, faselt – aber wie will man dem 80er-Jahre-Videothekengänger sonst auch etwas verkaufen, das basically ein „Familienfilm“ ist?

Gut, das ist natürlich wieder etwas übertrieben, denn ob es gehaltvolle, geschmackssichere Unterhaltung für die ganze Famile von Enkel bis Uropa ist, wenn auf der Jagd nach dem Androiden Hammers Leute Dutzende unschuldige Zivilisten niedermetzeln und Cy, wenn er dann endlich in den letzten zehn Minuten auf seinen finstere-Rache-Modus umschaltet, fröhliche Genicke bricht oder Soldaten mit einem Punch in die ewigen Jagdgründe befördert, darf zumindest mal bezweifelt werden, im Vergleich zu den ansonsten in Sachen Action, Blut und Gekörse nicht zurückhaltenden anderweitigen Killerroboterfilmen vom Stiefel erlegt sich „Cy-Warrior“ durchaus Mäßigung auf. Zwar gibt’s Leichen en gros, aber das ist alles sehr ungraphisch und wenig explizit, die Action wird zudem dosiert eingesetzt und oft genug entzieht sich unser Cyborg einer drohenden Actionszene ganz einfach durch Flucht, bevor Hammer und seine Knilche noch die Waffen gezogen haben.

Zur „Jugendfreiheit“ passt auch, dass Susan stets bekleidet bleibt (und die einzige Andeutung potentieller Nudity für einen Gag missbraucht wird. Klar, natürlich ist Cys Unerfahrenheit mit normalem menschlichen Leben immer wieder Grundlage für mehr oder weniger gelungene Scherze) – und natürlich der Umstand, dass wir einen nervenden Kinderdarsteller haben, der leider viel zu viel Screentime hat.

Auch wenn der Streifen kein Non-Stop-Actionfeuerwerk ist, so hat er doch eine gewisse Grundenergie – sicher könnte man da und dort ein wenig feilen, aber das Pacing ist einigermaßen in Ordnung, sobald man sich eben damit arrangiert hat, genremäßig vom Artwork und Klappentext gelinkt worden zu sein. Die Spezialeffekte werden ebenfalls spärlich eingesetzt – es gibt natürlich die üblichen Tropes: Cy muss sich selbst reparieren und dafür seine menschliche Hülle aufschlitzen, nach einer Explosion wird teilweise sein metallisches Gesicht freigelegt (ein nicht völlig unimpressiver Effekt, weil für die entsprechende Sequenz zwei unterschiedliche Latex-Masken – das „verbrannt“-Make-up und das „Terminator“-Make-up – übereinander liegen) und in einer eher hysterischen Sequenz schneidet sich Cy den Bauch auf, um an eine Art integrierten Werkzeugkasten ranzukommen, was genauso lächerlich aussieht, wie es sich anhört.

Eine gesonderte Erwähnung muss das Ende finden, gegen das das Finale von „Terminator 2“ sich bestenfalls ein „meh“ verdient.

Frank Zagarino muss sich als Roboter keinerlei schauspielerischen Leistung befleißigen – der gute Frank durfte selbst als Shadowchaser mehr Emotion in seine Figur legen (oder konnte erst dann). Lustig übrigens die mechanischen *wirr“-Geräusche, wann immer Cy den Kopf dreht, den Arm hebt o.ä. Sherri Rose tut es Frank nach und erreicht völlig neue Dimensionen in der Kunst der „stupid blonde bimbo“-Darstellung – trotzdem wurde aus ihr noch was. Sie ergatterte diverse Rollen in Martial-Arts-Filmen („Martial Law 2/3“, „No Retreat, No Surrender 3“), spielte Dr. Ursula Undershaft alias Aftershock sowohl in „Black Scorpion II“ als auch in der anschließenden TV-Serie und war auch in „Ritter der Dämonen“ zu sehen. Respekt. Keinen Respekt verdient Brandon Hammond (Brandon, überraschenderweise), der eindruckslos unter Beweis stellt, dass man in Italien selbst mit negativem Talent Kinder“star“ werden kann. Eine Visage wie ein Feuermelder und darstellerisches Vermögen, für das jeder Zuschauer Schmerzensgeld einfordern sollte.

Henry Silva packt für einen Film dieser Kategorie, der nicht mal richtig Äktschnfuim ist, natürlich nicht seine Top-Motivation aus. Aber manchmal reicht es eben, sein Image spazieren zu tragen, gelegentlich einen cholerischen Anfall zu haben und ab und zu das Gesicht evil zu verziehen.

„Cy-Warrior“ war definitiv nicht der Film, mit dem ich gerechnet habe, als ich heute nacht das Tape in den Rekorder schob. Ich bin mir noch nicht mal sicher, ob er mir „gefallen“ hat oder nicht. Ich bin positiv überrascht, dass eine Fulvia-Films-Produktion einen anderen Weg einschlägt als den des „im Zweifelsfalle alles in die Luft jagen“, sondern tatsächlich versucht, story- und character-driven zu sein, aber andererseits mag ich meine Killercyborgs dann doch… killender. Für Gefühlsduseleien gibt’s andere Filme…

(c) 2017 Dr. Acula


BOMBEN-Skala: 7

BIER-Skala: 5


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