Contaminator

 
  • Deutscher Titel: Contaminator
  • Original-Titel: Terminator 2
  • Alternative Titel: Shocking Dark | Alienators |
  • Regie: Bruno Mattei (als Vincent Dawn)
  • Land: Italien
  • Jahr: 1990
  • Darsteller:

    Mark Steinborn (Captain Dalton Bond)
    Haven Tyler (Dr. Sara Dumbbell)
    Christopher Ahrens (Samuel Fuller)
    Dominica Coulson (Samantha)
    Geretta Geretta (Koster, als Geretta Giancarlo Field)
    Fausto Lombardi (Lieutenant Franzini, als Tony Lombardo)
    Cortland Reilly (Caine)
    Paul Norman Allen (Kowalsky)
    Bruce McFarland (Colonel Parson)
    Clive Riche (Drake, als Clive Ricke)
    Richard Ross (Price)


Vorwort

Es ist mehr als fünfzig Jahre her, dass ich in der Nachtschleife auf Pro7 das erste Mal „Contaminator“ sah. Ich war fasziniert und entsetzt zugleich. In erster Linie entsetzt. Damals drehte ich den Fernseher vorzeitig ab, weil sich mein junges Gehirn an Trash dieser Größenordnung noch nicht heranverstehen konnte. Aber die Eindrücke sind mir im Gedächtnis geblieben und als ich mich lange Zeit später ernsthaft für schlechte Filme zu interessieren begann, setzte sich der Streifen an die Spitze meiner Wunschliste. Nur: Die wenigen Fernsehausstrahlungen, die es gab, verpasste ich. Und auf VHS oder gar DVD war das Machwerk einfach nicht zu kriegen. „Contaminator“ war der Heilige Gral meiner Kindheit.

Dann kam Kollege Diamond Bentley daher. Er ist Karatemeister. Musikexperte, ein Gott unter den Menschen. Er schenkte mir ein griechisches Bootleg einer japanischen Version des Films.
Und so halte ich „Contaminator“ endlich in den Händen. Das gemeinsame Erzeugnis zweier Giganten des italienischen Nachkriegskinos: Bruno Mattei und Claudio Fragasso. Die beiden möchte ich im Folgenden mit ein paar Worten würdigen. Soviel Zeit muss sein.

Bruno Mattei begann in den 60ern als Cutter und ging mitunter Joe D’Amato oder dem kürzlich verstorbenen Jess Franco zur Hand, bevor er als Regisseur von Nazisploitation („SS Girls“, „SS Extermination Love Camp“) und Sexfilmchen („Emanuelle and the Porno Nights“) durchstartete und schließlich im Horrorgenre Furore machte („Hell of the Living Dead“, „Zombi 3“, Cruel Jaws).
Auch diverse Sandalenfilme („Caligula and Messalina“), WIP-Streifen („Violence in a Women’s Prison“), Sci-fi-Hobel („Riffs III“), Actionfilme („Heroin Force“) oder Spaghetti-Western („White Apache“) gehen auf sein Konto, denn als typischer italienischer B-Film- Unhold sprang er stets auf den Zug auf, der am meisten Kohle abzuwerfen versprach – wobei er sich des öfteren als besonders frecher Plagiator hervortat (dazu später mehr).
Im hohen Alter hatte Mattei, längst als Kultregisseur verehrt, ein kleines Revival und kurbelte ein paar bessere Amateurfilme wie „Mondo Cannibale“ oder Island of the Living Dead runter. 2007, kurz nach seinem letzten Film („Zombies: The Beginning“), diagnostizierten ihm die Ärzte einen Hirntumor. Er starb an Komplikationen während der Operation.

Claudio Fragasso wiederum ist uns allen dank Troll 2 ein Begriff. Bevor er sich damit in den Pantheon des schlechten Films einschrieb, war er ein Drehbuchautor, der sich schon früh mit seiner Frau Rossella Drudi arbeitstechnisch zusammentat und sich seit „Hell of the Living Dead“ vor allem Bruno Mattei zur Verfügung stellte, nicht selten auch als Schauspieler oder Co-Regisseur („Laura II – Revolte im Frauenzuchthaus“, „Riffs III“, „Zombi 3“, „Heroin Force“, „Horror House II“, etc.).
1984 lieferte er mit dem Alice-Cooper-Vehikel „Monster Dog“ seinen ersten eigenen Film ab und verbrach in der Folge Heuler wie Zombie 4 – After Death oder „Horror House II“.
In den Neunzigerjahren schaffte er es dann tatsächlich, sich mit ein paar halbwegs anspruchsvollen Politthrillern und Polizeifilmen ein bisschen Anerkennung zu verschaffen – aber für die Cineasten aus aller Welt wird er immer der völlig unfähige „Troll 2“-Regisseur bleiben (was wohl seine Verbitterung erklärt, die in der Doku Best Worst Movie durchscheint).

„Contaminator“ war die letzte Zusammenarbeit der beiden Film-Legenden, was im Grunde ganz gut passt, denn das Machwerk entstand zu einer Zeit, als die große Ära des Italo-Schlocks zu Ende ging. Der italienische Verleih vermarktete das Lichtspiel stinkfrech als Fortsetzung zu James Camerons „The Terminator“, sicherlich mit Blick auf das angekündigte echte Sequel, das ein knappes Jahr später erschien. (Wenig überraschend musste das Ripoff für den amerikanischen Markt umgetitelt werden, um keine Anwälte heraufzubeschwören.) Inhaltliche Parallelen zum legendären Tech-Noir-Streifen sind durchaus vorhanden, doch klauten Mattei und Fragasso hauptsächlich bei einem ganz anderen Streifen. Mal gucken, ob ihr drauf kommt …

Disclaimer: Die Dialoge hab ich höchstpersönlich aus dem Englischen ins Deutsche übersetzt; die deutsche Synchro mag anders klingen.


Inhalt

„Venedig, um das Jahr 2000. Plätze, Museen und Kirchen. Touristen bevölkern die Straßen. Venedig wird vom Hochwasser bedroht. Das Seegras tötet den Sauerstoff im Wasser und die fauligen Gewässer zerfressen die Fundamente der Stadt. Das ist Venedig heute. Was wird morgen sein?“
(Venedigs Tourismusbehörde dankt.)

In einer nicht näher definierten Zukunft: Über Venedig hängt eine tödliche Giftwolke; die Regierung hat die Stadt evakuieren lassen und die Armee bewacht alle Zugänge. Das haben die Italiener nun davon, dass sie Berlusconi wiedergewählt haben.

Währenddessen, in der Überwachungszentrale der Megaforce … Ja, die nennen sich Megaforce. Jedenfalls, die Überwachsungszentrale (= irgendeine Fabrikanlage, in der sich 99% des Films abspielen) empfängt einen Notruf aus Venedig. Die Stadt ist nämlich gar nicht vollständig evakuiert, es gibt dort eine unterirdische Forschungsstation (= dieselbe Fabrikanlage). Und die Forscher dieser Forschungsstation schreien per Videobotschaft wie die Blöden um Hilfe, weil „sie“ kommen (ein bisschen spezifischer, bitte).
Schließlich bricht die Verbindung ab und fallen die Wissenschaftler einem Massaker zum Opfer: Den einen killt ein Monster, das einem Komposthaufen auf zwei Beinen gleicht. Den anderen erwürgt ein anscheinend wahnsinniger Kollege namens Paul Drake. Normal ist das nicht.

Aufgrund dieser äußerst beunruhigenden Vorgänge beruft Megaforce-Kommandant Colonel Parson (kein Vergleich zu Ace Hunter) eine Krisensitzung ein. Neben dem Colonel sind anwesend:

Captain Bond, Dalton Bond: Er leitet die Rettungsmission.
Dr. Sara Dumbbell (hört sich jedenfalls so an): Eine Wissenschaftlerin. Biologin? Chemikerin? Literaturwissenschaftlerin? Keine Ahnung. Sie fährt als Expertin für was auch immer mit.
Samuel Fuller: Ein Angestellter der Tubular Corporation (denn besagte Forschungsstation gehört eben dieser Firma). Nicht zu verwechseln mit dem „Shock Corridor“-Regisseur.

Die vier sehen sich ein Video von Dr. Henry Raphelson an, dem Leiter der Forschungsstation (aus irgendeinem Grund auf drei Bildschirmen gleichzeitig), dessen Informationswert sich auf Null beläuft. Stattdessen weise ich darauf hin, dass die Leutchen in einem hundsgewöhnlichen Seminarraum herumsitzen, was aufs Wunderbarste mit ihren lächerlichen Kostümen kontrastiert (die allerdings nicht so herrlich albern sind wie die hautengen Gold-Strampler im originalen „Megaforce“). Nach ein bisschen Herumgestreite zwischen Tubular-Fuller und den anderen (Bond will keinen Zivilisten dabeihaben, Sara macht die Tubular Corporation für alles Böse verantwortlich, bla bla) beraumt Colonel Parson endlich die Rettungsmission an.

Kleine Randnotiz: Jenseits von deutschem Amateurschmodder ist mir kein anderer Film bekannt, dessen schauspielerische Leistungen im selben Maße jedes denkbare Niveau unterkellern. Bond und Sara rattern ihren Text leblos herunter, Fuller macht einen auf Arnold Schwarzenegger (à la Hercules in New York) und Parson bringt keinen einzigen Satz unfallfrei über die Lippen (Nachdrehs sind für feige Säue). Selbst Porno Holocaust ist dagegen „Citizen Kane“.

Und wenn wir schon bei miesen Schauspielern sind: Als nächstes lernen wir die Soldaten der Megaforce kennen. Darunter Koster, eine waffengeile Amazone, die sich für Sergeant Hartman aus „Full Metal Jacket“ hält und ihren Penisneid kompensiert, indem sie im Rahmen einer ausgeklügelten Plansequenz (hüstel) ihren durchwegs männlichen Kollegen geistreiche Beleidigungen an den Kopf wirft wie: „Kowalsky! Du passt besser auf mit der Waffe, sonst geht sie noch los!“ Darüber hinaus zeigt sie mit dem nackten Finger auf Leute.

Ehrlich gesagt, ich habe es nie geschafft, ihre Szene am Stück zu gucken, denn ihr entmenschtes Chargieren jagt mir buchstäblich kalte Schauer über den Rücken. Ein einzigartige Stück Anti-Schauspiel, das für zukünftige Generationen dokumentiert gehört.

Neben Koster haben wir noch Caine, einen Hünen mit blonder Mähne und Sonnenbrille, sowie Franzini, der einen schlechten italienischen Akzent simuliert. Die restlichen Soldaten bleiben eine gesichtlose anonyme Masse von vergessenswertem Kanonenfutter.

Die ganze Bagage begibt sich in die unterirdische venezianische Forschungsstation und schleicht in den Tunneln herum, während Colonel Parson den Fortlauf der Mission von der Überwachungszentrale aus beobachtet.
Plötzlich heult Maschinengewehrfeuer durch die Gänge: Die Megaforce ist unter Beschuss! Bei dem Übeltäter handelt es sich um Paul Drake (der wahnsinnige Würger vom Anfang. Der Schauspieler entlief tatsächlich einer Irrenanstalt; anders kann ich sein hemmungsloses Abspasten jedenfalls nicht erklären).
Ein pseudo-cleveres Manöver später haben die Soldaten Drake überwältigt und versuchen ihn auszufragen. Mehr als dass „sie“ kommen und alle töten werden (herzlichen Dank für die Neuigkeiten), kriegen sie nicht aus ihm heraus, bevor er einen durchdringenden Schrei von sich gibt, der die Megaforce glatt außer Gefecht setzt. Drake schnappt sich den Soldaten Price (Vorname Vincent?) und macht sich mit ihm davon, während sich die anderen mit schmerzenden Ohren winden.
Drake verabschiedet sich hiermit übrigens aus der Handlung. Habt ihr geglaubt, der werde noch wichtig? Dann kommt ihr euch jetzt bestimmt mächtig dumm vor.

Nachdem sich die Megaforce-Soldaten nebst Anhang vom akustischen Anschlag erholt haben, teilen sie sich auf, um Price zu retten. Ein mobiler Bewegungsmelder führt Amazone Koster und Blondschopf Caine zum Vermissten – sie finden ihn vor, wie er bis zum Hals in einer Wand von glibbrigem Zeugs steckt.
Price: „Tötet mich. Bitte, tötet mich! Tötet mich, bitte!“
Beim Versuch, ihn zu befreien, rammt sich ein Arm gewaltsam durch Prices Brustkasten und packt Koster an der Gurgel. Es ist allein Caine und seiner Blockflinte zu verdanken, dass die Amazone nicht zum nächsten Würgeopfer wird. (Moment mal, Flinten? Maschinengewehre sind wohl zu futuristisch.)

Die Intelligenteren unter euch (ich mache mir keine Illusionen) werden inzwischen gemerkt haben, dass dieser Streifen trotz seines Originaltitels herzlich wenig mit „The Terminator“ zu tun hat, sondern knallhart „Aliens“ abrippt. Was zur Hölle, Bruno und Claudio? Wolltet ihr James Camerons Anwälte in die Irre führen?

Einstweilen begegnet Franzini einem froschartigen Komposthaufen-Monster und fällt ihm beinahe zum Opfer, Kowalsky kann ihn jedoch schießenderweise retten. Unsere versammelten Helden begeben sich auf Tubular-Fullers Tipp hin zur Zone 14, dort verbarrikadieren sie sich hinter einer Bunkertüre.
Das Zusammentreffen mit ein paar lausigen Aushilfs-Ungeheuern hat in den Megaforce-Soldaten den Wunsch geweckt, auf der Stelle Feierabend zu machen und nach Hause zu gehen. Angeführt von Koster versuchen sie eine kleine Meuterei, Captain Bond motiviert sie aber, weiterzumachen: „Ihr seid Marines der Megaforce! Der nächste, der meine Befehle in Frage stellt, kriegt eine Kugel zwischen die Augen!“
Das wäre geklärt.

Auf dem Weg zu Dr. Raphelsons Labor fängt Dr. Dumbbell ein Lebenssignal auf, hinter dem aber kein Monster, sondern ein kleines Mädchen steckt. Da Dr. Dumbbell eine Frau ist, gelingt es ihr, das völlig verwilderte und verschreckte Ding zu beruhigen.
Wie es sich herausstellt, handelt es sich bei dem Mädchen um Newt, äh, Samantha, Tochter von Dr. Raphelson und einzige Überlebende der Forschungsstation.
Apropos kleines Mädchen: Samantha wird allem Anschein nach von einer Fünfzehnjährigen gespielt (darüber täuschen auch die Schleifen im Haar nur halbzulänglich hinweg).

Endlich im Labor angelangt, legen unsere Helden Samantha schlafen und spekulieren wild vor sich hin, was zum Geier wohl vor sich geht.
Dr. Dumbbell: „Wahrscheinlich ist das kleine Mädchen die einzige, die weiß, was hier passiert ist. [Blöd, dass ihr sie nicht fragen könnt, weil du ihr gerade ein Schlafmittel gegeben hast.] Armes Baby, Gott allein weiß, was sie durchgemacht hat.“ (Ich wiederhole: Samanthas Darstellerin ist sichtlich im Teenager-Alter.)

Während Amazone Koster und Kowalksy wie befohlen die Umgebung auskundschaften, zieht die Waffenbraut eine Venedig-Postkarte aus dem (mickrigen) Ausschnitt und schenkt sie dem Polacken. „Du kannst sie behalten, ich hab noch mehr davon.“
Ich habe KEINE Ahnung, was diese Szene soll. Aus „Aliens“ stammt sie jedenfalls nicht.

Derweil untersucht Tubular-Fuller einen Hackbraten (oder was auch immer das darstellt) unter dem Mikroskop.
Franzini: „He, ein nettes Spielzeug haben sie da.“
Fuller: „Fantastisch. Absolut fantastisch.“
Dieser Film ist scheiße. Absolut scheiße. Cameron soll euch in den Arsch treten.

Koster und Kowalsky schlendern noch immer sinnlos in der Gegend herum. Irgendwie muss man ja Zeit schinden. Nachdem Kowalksy Koster aus Versehen erschreckt (Italo-Schlonz ohne dämlichen false scare? Nicht während meiner Schicht!), greifen endlich die Monster ein und tentakeln Koster zu Tode, während Kowalksy nach einem Hieb in die Fresse über die Brüstung und infolgedessen zu Tode stürzt.

Das weckt aus irgendeinem Grund Samantha auf. Ist sie etwa telepathisch veranlagt? Ich habe keine Ahnung, es wird nie wieder zum Thema und es ist auch scheißegal, denn Tubular-Fuller hat den Labor-Computer gehackt und herausgefunden, worum es im Film eigentlich geht, soll heißen, was Raphelson in seinem Labor entwickelt hat:
„Es ist praktisch DNA. Nein, es ist mehr wie ein Enzym, das DNA ähnelt, komplett neu konzipiert vom Computer. Ein Meisterwerk. Ein Meisterwerk des genetischen Designs. Cybernetik angewandt auf molekulare Biologie.“
Und was macht das Super-Enzym?
Fuller: „Es ist wie eine Floppy Disk: Sie führen sie in den richtigen Computer ein und sie erweckt buchstäblich sein Programm zum Leben.“
Dr. Dumbbell: „Was für ein Computer?“
Fuller: „Wir! Wir sind der Computer!“
Mit anderen Worten: Dr. Raphelson und sein Team haben eine Art Virus erschaffen, der Menschen übernimmt und zu einer neuen Lebensform umwandelt. Wieso sie das gemacht haben? Muss uns im Moment nicht interessieren und wird uns auch in Zukunft keiner erklären.

Die kleine Samantha schiebt Fuller auf einmal vom Computer weg und holt eine Seite auf den Bildschirm, die den Weg zur Zentrale weist. Aus irgendeinem Grund ist es sehr wichtig, dass unsere Helden dorthin gehen. In genau diesem Moment fällt der Strom aus, ebenso die Verbindung zur Überwachungszentrale. Von Panik ergriffen fliehen unsere Helden; Koster und Kowalsky überlassen sie heldenhaft sich selbst. (Sicher, die beiden sind schon tot, aber das wissen diese Arschlöcher ja nicht.)

Kaum hat man das Labor verlassen, erscheinen Lebenszeichen auf dem Motion Tracker. Captain Bond und Co. verbarrikadieren sich wieder hinter einer dicken Tür, trotzdessen meint die Anzeige, dass sich die Monster bereits im Raum befinden. Wie ist das möglich?
Also: Dieses Szene stammt, wie so viele andere auch, 1:1 aus „Aliens“. Wie ihr wisst, stellt es sich dort heraus, dass die Xenomorphen die Tür überwinden, indem sie über die Luftschächte in den Raum kriechen. Bruno Mattei hatte in seiner Fabrikanlage keine Luftschächte zur Verfügung. Also materialisieren sich bei ihm die Monster aus dem Nichts. Einfach so. Seufz.

Während die Soldaten auf die wandelnden Komposthaufen feuern, versucht Dr. Dumbbell das Tor zu öffnen. Aber obwohl sie wie bescheuert auf dem Knopf herumdrückt, geht das blöde Ding einfach nicht auf.
Das läuft so eine Weile vor sich hin, bis Tubular-Fuller der Wissenschaftlerin zuruft: „Das ist der falsche Knopf! Drücken sie den anderen!“
Dr. Dumbbell drückt den anderen Knopf gleich daneben und das Tor geht endlich auf.

Da waren zwei Knöpfe. Sie hat die ganze Zeit den Knopf zum Zumachen gedrückt. Den Knopf zum Aufmachen zu drücken, kam ihr gar nicht in den Sinn. Obwohl der gleich daneben ist. Bond musste es ihr zuerst sagen. Es kam ihr nicht in den Sinn, den Knopf gleich daneben zu drücken. Der richtige Knopf war gleich daneben. Er war gleich daneben. Das ist … das ist … Gott im Himmel.

Ähem. Dank Dr. Dumbbells totaler Verblödung haben neben ihr nur Captain Bond, Franzini, Tubular-Fuller und Samantha überlebt. Herzlichen Dank auch, Sara. Blöde Kuh.

Samantha führt unsere Resthelden weiter zur Zentrale, obwohl Fuller mysteriöserweise etwas dagegen zu haben scheint. Außerdem verbirgt er eine Wunde an seinem Arm. Huiuiui, was das wohl zu bedeuten hat … ?

Im Laufe einer Rast teilen Dr. Dumbbell und Samantha einen Mutter-Tochter-Moment und legen sich in einem Nebenraum schlafen. Prompt stört ein Komposthaufen die proto-inzestuöse Idylle. Dumbbell und Samantha stellen fest, dass sie plötzlich eingesperrt sind, und kreischen hysterisch in eine Überwachungskamera. Im nächsten Raum hockt Tubular-Fuller vor dem Bildschirm und sieht das Gekreische mit an, schaltet das Gerät jedoch aus, bevor Bond und Franzini was mitbekommen.
Glücklicherweise schafft es Dr. Dumbbell, den Feueralarm auszulösen. Bond und Franzini retten die beiden.

Während unsere Helden weiter durch die Anlage strolchen, kopiert Billig-Musiker Carlo Maria Cordio (Troll 2) das Hauptthema aus James Horners „Aliens“-Soundtrack. Leute, habt ihr denn gar keinen Anstand?

Wie auch immer. Nach einer ewig langen Zeit erreichen Captain Bond und Co. die Steuerzentrale.
Dr. Dumbbell: „Hier hat das alles angefangen, da bin ich sicher.“
Fuller: „Alles, was hier angefangen hat, war ein Plan zur Wiederherstellung der Lagune von Venedig.“
Dr. Dumbbell: „Hören Sie auf damit! Jeder weiß doch, dass die Tubular Corporation nicht mehr ist als eine Deckfirma. Ihre größten Aktionäre sind Waffenhändler und Spekulanten wie Levine und Benson, Kriegstreiber, die chemische und bakteriologische Waffen entwickeln.“
Dr. Dumbbell wirft Fuller also vor, dass die Tubular Corporation in Wirklichkeit total böse und schuld an so ziemlich allem ist (wie Coca Cola oder die Telekom). Selbiger weist diese Beschuldigungen empört von sich. Bequemerweise findet Samantha genau in diesem Moment eine vorgefertigte Videobotschaft, die alle Verdächtigungen beweist. Eine uns unbekannte Dame spricht vom Magnetband und erzählt von den dunklen Machenschaften der Firma (nicht, ohne sich mehrmals zu verhaspeln): „Dank der freundlichen Unterstützung von zwei unserer größten Aktionäre, Mister Levine und Mister Benson, werden 75 Milligramm von NOR und 80 Milligramm von KSZ in die Reinigungsfilter der Wasserrohre einfließen. Diese Substanzen werden das sauerstoffarme Wasser weiter verschmutzen und aus Venedig definitiv eine tote Stadt machen.“
Was ist Sinn und Zweck der Übung? Die Weyland-Yutani Corporation Tubular Corporation will auf diese Art und Weise die Grundstücke, Kunstwerke und Museen Venedigs an sich reißen und zu einem teureren Preis weiterverkaufen. Oder so ähnlich, der Film ist da etwas vage (ist ja auch nicht nötig, zentrale Punkte der Handlung nachvollziehbar zu erklären, gell). Das gewonnene Geld investiert die Firma dann in die Entwicklung von Waffensystemen. Was irgendwie mit den Monstern zusammenhängt. Hurz!

Damit konfrontiert, lässt Fuller die Maskerade fallen und legt ein volles Geständnis ab. Außerdem entdecken unsere Helden, dass die Wunde an seinem Arm den Blick auf Maschinenteile freigibt. Fuller ist ein Roboter, ein Android, ein Cyborg, ein Replikant! Darum hat er die ganze Zeit Schwarzenegger imitiert! Deshalb heißt dieser Film „Terminator 2“! Argh!
Captain Bond und Franzini versuchen Fuller abzuknallen, der ist aber kugelfest und setzt die beiden leichterhands außer Gefecht. Anschließend aktiviert er den Selbstzerstörungsmechanismus der Anlage. In einer halben Stunde fliegt ganz Venedig in die Luft, inklusive aller Beweise für die Taten der Tubular Corporation (und inklusive aller Wertgegenstände, die sie klauen wollte).
Dr. Dumbbell: „Aber wenn Sie die Anlage in die Luft jagen, wird die Mutation auf einem planetaren Level in das Ökosystem assimiliert!“ Auf Deutsch: Die ganze Welt wird zum Komposthaufen.
Fuller: „Das ist nicht mein Problem.“

Dr. Dumbbell versucht mit Samantha zu fliehen, bevor ihnen alles um die Ohren fliegt. Fuller nimmt die Verfolgung auf. Unterwegs findet die Wissenschaftlerin eine Flinte, aber dagegen ist der Aushilfs-Terminator (Contaminator?) nach wie vor immun. Stattdessen schießt sie eine Stromleitung durch, die günstigerweise direkt über Fullers Kopf hinweg verläuft. Das grillt den Billig-Terminator.
In genau diesem Moment schafft es Samantha, aus purer Tollpatschigkeit in ein Loch zu stolpern und irgendwo auf einem unteren Stockwerk zu landen. Oh Mann. Während das Mädchen von einem der Komposthaufen-Monster bedroht wird, prügelt sich Dr. Dumbbell mit dem Terminator, der den Stromschlag unerwartet überstanden hat. Dafür klingt er jetzt wie ein gottverdammter Chipmunk. Nachdem sie ihn mit einem Feuerlöscher einsprüht, stolpert er über die Brüstung und stürzt in den Tod (sicher doch).

Derweil hat Colonel Parson genug davon, keinen Kontakt zur Rettungsmission zu kriegen, und führt höchstpersönlich eine Rettungsmissions-Rettungsmission an, um die Rettungsmission zu rettungsmissionieren. Zusammen mit dem noch knapp am Leben festhaltenden Captain Bond versucht er, die Selbstzerstörung aufzuhalten, aber die Monster mischen sich ein und der point of no return verstreicht ungenutzt. Die Welt ist am Arsch.

Endlich findet Dr. Dumbbell die kleine Samantha (nachdem die beiden gefühlte tausend Mal „Samantha!“, bzw. „Sara!“ gekreischt haben) und befreit sie aus einer Schlabberwand. Gott im Himmel, gehen mir die beiden hysterischen Weiber auf den Wecker. Monster greifen an (juhui!), doch irgendwoher taucht plötzlich Bond auf und rettet die beiden. Dafür kommt er verdientermaßen selbst ums Leben.

Dr. Dumbbell und Samantha bummeln orientierungslos in der Anlage herum. Schließlich finden die beiden eine Art Rettungskapsel. Was zur Hölle ist das für ein Ding? Wie immer in solchen Momenten startet eine Videobotschaft. Dieselbe nette Dame wie vorhin erklärt: „Willkommen in der Tubular-Zeitkapsel. Heute reisen wir in die Vergangenheit. Sie haben zehn Sekunden, um die Sicherheitsgurte zu befestigen. Vergessen Sie bitte nicht, ihren Zeit-Raum-Mikroprozessor an sich zu nehmen, der sich unter diesem Bildschirm befindet. Danke.“
Besagter Zeit-Raum-Mikroprozessor (sieht aus wie ein Taschenrechner) wird ausgefahren, Dr. Dumbbell packt ihn ein.
„Wir wünschen Ihnen einen angenehmen Raum-Zeit-Trip. Achten Sie auf turbo-molekulare Dekomposition. Denken Sie daran: Das ist ein Testmodell.“

Während die ganze Lagune vor sich hin explodiert, reisen Dr. Dumbbell und Samantha mit dem Deus ex machina zurück durch die Zeit und landen in einer Seitenstraße des gegenwärtigen Venedigs. Wo sie feststellen, dass ihnen Chipmunk-Fuller gefolgt ist.
Fuller: „Es gab zwei Zeitkapseln in der Zentrale.“
D’oh!

Die beiden nehmen die Beine in die Hand, während Chipmunk-Fuller sich an ihre Fersen heftet. Zudem erschreckt er Passanten oder wirft sie in den Kanal. Er stellt die Frauenzimmer schließlich in einer Sackgasse. Zum Glück hat Dr. Dumbbell noch ihren Taschenrechner, äh, den Zeit-Raum-Mikroprozessor bei sich und wirft ihn dem Terminator zu. Das Ding hat einen Kurzschluss und Chipmunk-Fuller löst sich mit Blitzen, Funken und Feuerringen in Luft aus. Das soll wohl so eine turbo-molekulare Dekomposition visualisieren.

Unser Film endet gar nachdenklich, indem Dr. Dumbbell und Samantha zusammen auf das nächtliche Venedig blicken und die Wissenschaftlerin dem Mädchen zuraunt: „Wir haben eine Menge Arbeit vor uns.“

„Contaminator“ ist ein Meisterwerk. Ein Meisterwerk des Kackfilms. Was Bruno Mattei und Claudio Fragasso hier an Leistung verweigern, übersteigt menschliche Begriffe.
„Contaminator“ macht den Eindruck eines schlechten Fanfilms, nur ohne das Herzblut begeisterter Amateure, die ihren Lieblingsfilmen die Referenz erweisen wollen.
Er ist wie einer der geschwedeten Streifen aus Be Kind Rewind, wären Jack Black und Mos Def geldgierige italienische Auftragsverbrecher.
„Cuntaminator“ spielt sich über weite Strecken wie ein 1:1-Remake von „Aliens“ und „The Terminator“ ab, ähnlich der „Psycho“-Version von Gus Van Sant, hätte Van Sant weder Geld noch Talent gehabt. (Zumindest wäre es ihm aufgefallen, wenn kopierte Szenen im neuen Kontext keinerlei Sinn machen – siehe die Sache mit den Monstern und dem Lüftungsschacht.)

Kurz und gut: Würde James Cameron sehen, wie Fragasso und Mattei seine Filme schänden, es würde ihm das Herz brechen.

Dass schließlich die Soldaten in „Contaminator“ nicht nur die Space-Marines in „Aliens“, sondern auch die Clowns aus „Megaforce“ kopieren, ist das Sahnehäubchen auf der Plagiatoren-Torte. Eine infame Schweinerei! Ich fordere Lebenslänglich! (Mattei hat sich der Strafverfolgung mit seinem Tod leider entzogen, aber Fragasso könnte man noch zur Rechenschaft ziehen. Ich mein ja nur.)

Bloß eines gestehe ich den beiden Filmverbrechern zu: „Aliens“ und „The Terminator“ zu verbinden, indem man ausnutzt, dass in „Aliens“ ebenfalls ein Roboter vorkommt, ist halbwegs schlau; das dürfen sich Mattei und Fragasso ans Revers heften. (Oder sie haben das einfach aus Ridley Scotts „Alien“ geklaut, der ebenfalls einen Amok laufenden Androiden hat.)
Eine Rechtfertigung dafür, den Film „Terminator II“ zu nennen, ist das trotzdem nicht (ebenso wenig wie der Umstand, dass die Italiener ihre Heldin „Sara“ nennen).

Geklaute Figuren und das Schauspieler-Vieh

Die Protagonisten sind ebenfalls aus „Aliens“ geklaut, verschmelzen aber miteinander (und zum Teil mit Figuren aus anderen Filmen):

Dr. Sara Dumbbell ist ein Abzug von Sigourney Weavers Ellen Ripley; selbst Kleidung und Frisur ähneln sich. (Man hat einfach Hirn und Kompetenz subtrahiert.)
Samantha orientiert sich unübersehbar an Carrie Henns Newt (wobei die kopierende Darstellerin merklich älter als Henn ist).
Captain Bond dürfte im weitesten Sinne Michael Biehns Hicks entsprechen (und er trägt halt die Namen des berühmten englischen Geheimagenten und seines damals aktuellen Darstellers. „Licence to Kill“ erschien ja im selben Jahr wie dieser Mattei-Fragasso-Schrott).
Amazone Koster ist eine Mischung aus dem Waffenweib Vasquez und dem schwarzen Zugführer Sgt. Apone.
Samuel Fuller vereint in sich den windigen Firmenvertreter Burke und den Androiden Bishop, trägt die Schirmmütze des IQ-beeinträchtigten Lt. Gorman und redet wie Arnold Schwarzenegger.

Der Großteil der „Schauspieler“ ist gerade mal in „Contaminator“ oder zusätzlich in ein, zwei anderen Machwerken aufgetreten. Laien also, denen man nur beschränkt Vorwürfe machen kann. Die paar „professionellen“ Darsteller (die kein bisschen besser oder gar schlimmer sind) kennt man vorwiegend aus anderem italienischem Horrorschotter:

Geretta Geretta (damals noch Geretta Giancarlo Field), die als Koster eine Performance für die Ewigkeit, äh, performt, war ziemlich dick im Geschäft mit Streifen wie Fulcis Murder Rock, Matteis „Riffs III – Die Ratten von Manhattan“ oder Lamberto Bavas „Demoni“.
Fausto Lombardi aka Tony Lombardo, der hier den Franzini macht (alle Achtung, anscheinend ist das tatsächlich ein Italiener), war ebenfalls in „Riffs III“ dabei, zudem in After Death (als einer der Wissenschaftler) oder in Fragassos „Palermo Milano – Flucht vor der Mafia“.
Clive Riche hatte hier als wahnsinniger Würger seinen ersten, eher kurzen Auftritt, machte danach aber große Karriere mit Filmen wie „Dellamorte Dellamore“ (als Doktor Verseci) oder „Titanic: The Legend Goes On“ (die Trickfilmversion mit dem rappenden Köter).
Christopher Ahrens hört sich nicht nur wie Schwarzenegger an, er stammt auch aus Deutschland. Glaub ich. Jedenfalls hatte er seinen ersten Auftritt als Star eines teutonischen Fernsehfilms namens „Backfischliebe“. Und dann hat er nichts mehr von Belang gemacht, bis er eine Kleinstrolle als Gote in der „Titus“-Verfilmung mit Anthony Hopkins ergatterte.

Wenn der Nebel sich lichtet

Was bleibt zu sagen? Die Spezialeffekte sind unter aller Sau, die ewig gleichen Gänge der ewig gleichen Fabrikanlage langweilen einen zu Tode, die verdammte Zeitschinderei ist zum Kotzen und das bisschen, was man von den Monstern sieht, treibt einem Tränen der Enttäuschung in die Augen.
„Contaminator“ ist ein schwer erträgliches Kuriosum aus schädelsprengender Inkompetenz, unfassbaren Kopier-Verbrechen und traniger Geduldsprobe. Meine Erinnerungen haben den Heuler nach einem großen Spaß aussehen lassen. Heute aber sage ich: Da guck ich doch lieber Carnosaurus 2.

© 2013 Gregor Schenker (manhunter)


BOMBEN-Skala: 9

BIER-Skala: 4


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