Concept of Fear

 
  • Deutscher Titel: Concept of Fear
  • Original-Titel: Hidden Agenda
  • Alternative Titel: Agent Eraser | Hidden Agenda - Das Daedalus-Netzwerk |
  • Regie: Marc S. Grenier
  • Land: Kanada
  • Jahr: 2001
  • Darsteller:

    Dolph Lundgren (Jason Price), Maxim Roy (Renee Brooks), Brigitte Paquette (Connie Glenn), Ted Whitall (Sonny Mathis), Serge Houde (Paul Elkert), Alan Fawcett (Sam Turgenson), Francis X. McCarthy (Deputy Director Powell), Harry Standjofski (Kevin), Christian Paul (Charlie)


Vorwort

Ex-FBI- und NSA-Agent Jason Price verdient seine Brötchen mittlerweile als freischaffender „Eraser“ für diejenigen Fälle, denen mit herkömmlichem Zeugenschutzprogramm nicht zu helfen ist; dafür nutzt er unter Duldung der NSA das von ihm für diese Behörde geschaffene „Daedalus“-Netzwerk aus Tausenden von sogenannten Providern, die sich untereinander nicht dkennen und die, in vorab von Price berechneter Reihenfolge, seinen Klienten jeweils ein Puzzleteil für ihre neue verborgene Identätit aushändigen.
Prices Dienstleistungen werden auch von Paul Elkert in Anspruch genommen, einem recht hohen Tier des Mafia-Syndikats „Ikarus“, den das FBI in Form von Jasons bestem Kumpel, dem FBI-Undercover-Agenten Sonny, zur Aussage überredet hat, nur um quasi im Gerichtssaal beinahe Opfer des „Cleaners“, eines geradezu mythisch überhöhten Mafiaauftragskillers zu werden. Obschon Jason Bedenken plagen, verhilft er Elkert – dessen praktisch endloser Brieftasche sei Dank – zum Abtauchen.

Wenig später meldet sich auch Sonny bei ihm – auch er will verschwinden, da er sich auf des Cleaners Abschussliste wähnt. Jason hilft auch hier, doch Sonny taucht wenig später verbrutzelt in einem Autowrack wieder auf. Jemand hat ihn aufgespürt – das sollte in Jasons Netzwerk ein Ding der Unmöglichkeit sein. Aber nicht nur aus persönlichen Motiven sollte Jason daran gehen, den Mord an seinem Freund aufzuklären – das FBI, dem Jasons Kooperation mit der NSA schon längst ein Dorn im Auge ist, wittert Verrat, auch der NSA ist Elkerts spurloses Verschwinden nicht ganz so recht, Elkerts Mafiaboss begehrt nachdrücklich Auskunft über Elkerts Aufenthalt (und ganz besonders den Aufenthalt der vorher von Elkert auf die Seite geschafften Millionen) und zudem bittet noch Elkerts Partnerin Renee Brooks, die vom „Cleaner“ verfolgt wird, um Hilfe. Jason kommt insbesondere Renees Geschichte etwas dünn vor, doch er hat keine andere Wahl und beginnt Sonnys Spuren im Netzwerk zurückzuverfolgen – doch jeder Provider, den er aufsucht, endet von unbekannter Hand gemeuchelt. Irgendjemand hat Jasons todsicheres System unterwandert…


Inhalt

Wie könnte man den Jahresausgang stillvoller und besinnlicher begehen als mit einer Besprechung eines Films des offiziellen badmovies.de-Lieblingsschauspielers? Ja, es dolpht mal wieder, und es dolpht heute mit einem Film, der mir gänzlich unbekannt war, bis er mir aus dem Grabbeltisch bei Woolworth (wo der verdienstvolle Filmsammler bekanntlich gerne shoppt) entgegenstrahlte. „Concept of Fear“, wie sich das Teil in seiner deutschen DVD-Inkarnation hochtrabend nennt, stammt aus Dolphs am wenigsten strahlenden Karrierephase und war sogar genau der letzte Film, den der schwedische Sympathiebolzen abdrehte, bevor er seine Laufbahn (vorübergehend, wie wir gottseidank heute wissen) beendete, eine Phase, in der Dolph sich hauptsächlich durch Jim-Wynorski-produzierte Stock-Footage-Heuler wie Storm Catcher oder „Agent Red“ quälte, andererseits aber auch probehalber Rollen auslotete, die nicht nur auf seiner Action-Hero-Präsenz basierten, sondern ihm auch ein wenig dramatische Möglichkeiten boten, wir erinnern uns (mit leichtem Grausen, womöglich) an den von Anthony Hickox inszenierten SM-Thriller Jill Rips mit dem einzigartigen Visual eines an den Füßen aufgehängten Dolphs im String-Tanga.

Für „Concept of Fear“ wagte Dolph sich über die kanadische Grenze, um unter fachkundiger Regie von Marc S. Grenier (Mistakes – Tödliche Fehler) ein Script von Les Weldon (der u.a. van Dammes Replicant schrieb und mittlerweile unter die Produzenten gegangen ist und u.a. Stallones „Expendables“-Saga unter die Arme greift) in Angriff zu nehmen. Ich bin mir fast sicher, dass Weldons Script ein verspäteter Nachzieher zum 96er-Arnie-Vehikel „Eraser“ sein soll, aber wo Schwarzenegger sich durch eins seiner üblichen Actionspektakel holzte, geht Weldon die Sache mit feinerer Klinge an.
„Concept of Fear“ ist in erster Linie – obgleich natürlich Platz für ein paar zünftige Schlägereien und den ein oder anderen shoot-out bleibt – tatsächilch ein Thriller mit komplexem Plot, einer Vielzahl unterschiedlicher Fraktionen und damit einhergehend der Möglichkeit für etliche Drehungen und Wendungen und der ein oder anderen Leihgabe aus dem Werkzeugkoffer des Verschwörungskrimis. Manchmal ist die Konstruktion des Mysteries etwas arg bemüht (wen überrascht, dass Sonny nicht tot ist, wenn seine Leiche nur anhand der Zähne identifiziert werden konnte und Sonny uns zwei Szenen vorher freudestahlend berichtet hat, er wäre noch mal schnell beim Zahnarzt gewesen?), manch red herring etwas sehr offensichtlich, aber gerade die Menge der beteiligten Parteien mit ihren jeweils eigenen Interessen hält die Geschichte hübsch in Fahrt. Wie bei den meisten Thrillern mit Verschwörungshintergrund sollte man die Story nicht zu sehr logisch hinterfragen (das gilt für allem für das MacGuffin des Streifens, das „Daedalus“-Netzwerk an und für sich – ich bin mir ehrlich gesagt trotz einigen Brainstormings nicht ganz klar, wie das technisch funktionieren soll. Aber ich bin auch – leider – nicht Dolph und wenn Dolph sagt, es funktioniert, dann funktioniert es. Basta), wie es sich jedoch für einen Film dieses Zuschnitts gehört, ist man als Zuschauer damit zu sehr damit beschäftigt, den Überblick zu behalten, um sich um derlei Kinkerlitzchen kümmern zu können (wirklich brutal ist nur der Goof, dass im Finale FBI und NSA in Kanada nach Belieben Polizeiaktionen und Festnahmen durchführen. Wird die Mounties sicher freuen…).

Störend zu vermelden ist die Tendenz des Films, Zeitabläufe nicht nachvollziehbar darzustellen – wenn z.B. Jason über eine Montage die Funktionsweise seines Netzwerks erklärt (inklusive Negativbeispiele), realisiert man erst am Ende der Sequenz, dass wir *tatsächlich* gerade Elkert (der übrigens in einer Computereinblendung „Erkart“ genannt wird. Hat mich ein Weilchen irritiert) beim Abtauchen in den Untergrund beigewohnt haben und nicht nur einer theoretisch-exemplarischen Erläuterung. Ebenso wie stutzig macht, dass Jason sprichwörtlich einen Umschnitt nach seinem emotionalen Abschied von Sonny dessen Leiche auf dem Seziertisch der Leichenhalle beglotzen darf; dass hier einige Tage vergangen sein sollen, macht der Film nicht deutlich.
Das sind allerdings weniger Probleme des Drehbuchs als der Umsetzung desselben durch Marc S. Grenier, dessen Mistakes wir hier schon vor Jahren abgeurteilt und als ziemlich schnarchiges Justizdrama bewertet haben.

Ungeachtet kleinerer Nachlässigkeiten wie den eben geschilderten spielt sich „Concept of Fear“ wesentlich flotter, energischer, dynamischer als „Mistakes“, was natürlich auch daran liegt, dass ein zwar zurückgenommen agierender, nichtsdestoweniger aber physisch präsenter Hauptdarsteller wie Dolph dem Regisseur ganz andere Möglichkeiten für pointiert gesetzte Actionspitzen gibt; die Handgreiflichkeiten sind nicht auf Showeffekt, sondern auf Realismus hin choreographiert (einen spinning back kick gibt Dolph trotzdem zum Besten – Booker T. wäre stolz); wenn großkalibrig Blei ausgetauscht wird, ist das durchaus anständig, halt auf gutem B-Movie-Niveau, inszeniert. Grenier legt ein ordentliches Tempo vor – Langeweile verhindert schon der verzwickte Plot, die Actionszenen sind ordentlich verteilt und ziehen, was Länge und Body Count angeht, zum Finale hin deutlich an.

Der 4:3-Print der deutschen DVD lässt leider nur in Ansätzen durchschimmern, dass Kameramann Sylvain Brault („2002 – Durchgeknallt im All“) einige schöne, atmosphärische Bilder hingezimmert hat. Im Schnitt-Bereich lassen sich Grenier und sein Cutter Yvann Thibaudeau („Hidden 3D“) einige nette Gimmicks einfallen, und für die Idee, die einzige Sex- und Nacktszene des Films als schieres Wunschdenken des Protagonisten zu spielen, verleihe ich eines meiner selten vergebenen Anerkenntniskärtchen.

Die FSK-16-Freigabe ist in Ordnung – die Sexszene ist harmlos, die Gewalt nicht übermäßig harsch.

Dolph selbst ist sicherlich nicht der allergrößte Mime der Welt, schlägt sich allerdings in einer Rolle, die nicht nur auf seine Action-Qualitäten abstellt, wacker (und die Teaser-Sequenz, in der Dolph in ziemlich alberner Maskerade die dümmsten FBI-Agenten der Welt [die sich nämlich für eine Verfolgungsjagd auf dem Flughafenrollfeld ausgerechnet einen vollbelandenen Tankwagen aussuchen] foppt, lässt mich wieder einmal darüber grübeln, warum noch niemand auf die Idee gekommen ist, eine Action-Komödie mit Dolph zu machen – der Mann hat komisches Gespür und Willen zur Selbstironie, warum also nicht?) und deutlich motivierter als in laschen C-Arbeiten wie den oben angeführten Wynorski-Produkten (vielleicht war’s auch der Wille, die „Abschiedsvorstellung“ prägnant zu gestalten).
Maxim Roy („ReGenesis“, „War Games 2“) macht sich in ihrer femme-fatale-Rolle auch ganz patent; Ted Whitall („Smallville“) ist mir als Sonny etwas zu farblos.
Auch die Schurkenseite könnte etwas charismatischer gestaltet sein. Weder Serge Houde („Paycheck“, „Largo Winch“) noch Alan Fawcett („The Day after Tomorrow“) oder Andreas Apergis („Snowboard Academy“) legen wirklich memorable Performances auf’s Parkett – das gilt auch für Dolphs Team, bestehend aus Brigitte Paquette, Harry Standjofski und Christian Paul (zumindest letzteren könnten Vielseher aus kleinen Parts in größeren Filmen wie „Timeline“, „Confessions of a Dangerous Mind“ oder Death Race kennen).

Bildqualität: Wenn man so ’ne alte VCL-Scheibe (die hier unter Warner-Lizenz operieren) in Händen hält, weiß man, dass man nicht mit Criterion-Maßstäben an die Sache herangehen kann. Der in 1.85:1-Widescreen gedrehte Film wurde für das hiesige Release auf 4:3 beschnippelt, was man oft und gerne deutlich bemerkt. Schärfe und Kontrast sind in Ordnung, die Kompression verhält sich unauffällig.

Tonqualität: Der Kunde hat die Wahl zwischen deutscher Syncho in Dolby 5.1 und Dolby 2.0. den 5.1-Mix kann man aber gleich wieder vergessen, da hier irgendwie ein nerviger Halleffekt eingemischt wurde – wer seine Filme nicht in der Akustik einer Stahlblechhütte genießen will, sollte auf den schlichteren, aber dafür wenigstens anhörbaren 2.0-Mix zurückgreifen. Die Synchro selbst ist von solider Qualität und gut besetzt.

Extras: Filmografien für die wesentlichen Stars und den Regisseur.

Fazit: „Concept of Fear“ ist sicherlich kein großartiges Meisterwerk, dessen Inaugenscheinnahme man mit ehrfürchtigem Kniefall quittieren müsste, aber ein solider kleiner Actionthriller ist’s schon – gefällig inszeniert, flott geschrieben, mit einem Lundgren, der sich in einer nicht nur Muckipower fordernden Rolle achtbar schlägt. Der supporting cast könnte etwas lebhafter agieren, kurzweiliges B-Entertainment ist’s jedenfalls. Dafür verdient sich der Streifen locker drei von fünf Dolphs, äh, Punkten und qualifiziert sich als brauchbarer Zeitvertreib für die Wartezeit bis „Expendables 2″…

3/5
(c) 2011 Dr. Acula


mm
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