Company Man

 
  • Deutscher Titel: Company Man
  • Original-Titel: The Company Man
  • Alternative Titel: Deadly Reckoning |
  • Regie: Art Camacho
  • Land: USA
  • Jahr: 1998
  • Darsteller:

    Frank Zagarino (Ernest Gray), Matthias Hues (Van Guilder), Elizabeth Giordano (Mariana), Bryan Genesse (Lewis), Don Stroud (Mule), Robert Vaughn (Control 5), Cyndi Pass (Cherise), Rebecca Ayre Doughty (Jennifer Gray)


Vorwort

Ernest Gray führt mit seiner zehnjährigen Tochter Jennifer ein beschauliches Witwerleben als Buchhändler und erklärtes Weichei (Jennifer macht ihn z.B. zur Schnecke, weil er der lokalen Gang brav Schutzgeld bezahlt und sich außerdem nicht mal das Rauchen abgewöhnt). Doch als eines schönen Tages ein Trupp gemeingefährlicher Terroristen den Buchladen stürmt und Papa Ernest sich zur Verblüffung seiner Tochter ziemlich gut zu helfen weiß, muss er mit der Wahrheit rausrücken – bis vor zehn Jahren war er aktiver CIA-Agent und hat als solcher in Osteuropa die Terrororganisation „Die Zelle“ hinter rumänische Gardinen gebracht. Blöderweise sind die Zellen-Schweine, allen voran Oberbösbube Van Guilder, wieder auf freiem Fuß und nicht nur rachedurstig, sondern auch gut informiert, wo Ernest und seine Tochter gerade abhängen. Ernests alte CIA-Kumpel Lewis und Mariana, letztere auch eine alte Flamme, springten ihm tatkräftig zur Seite und verraten ihm auch, dass niemand anderes als Control 5, ihr gemeinsamer Ex-Boss, der neue Auftraggeber der Zellenjungs und -mädels ist! Die gleich zwei kühnen Gründe, die Control 5 dafür hat: erstens ist Ernest, früherer Kampfname Napoleon, Mitwisser eines schwer illegalen Aktiendeals, der dem Mann mti dem blöden Codenamen ordentlich Knete in die Kasse geschanzt hat, zweitens verfügt er aus unerfindlichen Gründen über eine Diskette, auf der die Identitäten einer ganzen Latte Agenten gespeichert sind. Da muss der stolze Vater halt wieder den Kampfanzug anlegen und die Wumme schultern…


Inhalt

Um endlich mal wieder den guten alten Bill Murray zu zitieren – oh mein Gott, war das SCHLECHT. Gut, von einer Kollaboration der C-Movie-Muckiburschen Frank Zagarino und Matthias Hues erwartet man auf Anhieb nicht gerade großes Kino (schlag nach bei „The Protector“), aber „Company Man“, inszeniert von Mr. Art Camacho, der sich der schamlosen Selbstdarstellung im Web0 nach ja mindestens für Gottes Geschenk an die Actionfilmzunft hält, ist einfach nur gequirlte Kuhkacke in Scheibenform. Nicht lustig-doof- schlecht, sondern einfach nur bäh-tu-das-weg-schlecht.

Das kann ich selbstverständlich auch begründen. Da hätten wir mal das Script, das gern so tun würde, dass uns das veröffentlichende Label Cascarde herzlich gern als eine, hüstelröchelwürg, inspirierte Variante von „True Lies“ verkaufen möchte, in Wahrheit aber eine stinknormale Agent-in-Ruhestand-Plotte ist und noch dazu ohne jeden Funken Ironie heruntergebetet wird (man hatte ja zumindest hoffen können, dass die Schreiberlinge, wenn sie schon meinen, ein zehnjähriges und extrem nerviges Gör durch die Handlung schleppen zu müssen, sie das ganze immerhin so „familienkompatibel“ gestalten, dass die ganze Mär durch eine kleine Prise Humor aufgelockert wird. Fehlanzeige.). Mal ganz abgesehen davon sind die diversen Verwirrungen der Story absolut hanebüchener Firlefanz (was sich durchaus daran festmachen lässt, dass der Film selbst gelegentlich die Übersicht darüber zu verlieren droht, WAS nun eigentlich der Bösen Pläne sind). Die Folge der diversen Bräsigkeiten, die sich breitzutreten gar nicht lohnen, war natürlich, dass sich spätestens zur Halbzeit mein Interesse an diesem Film mit einem fröhlichen „so long, suckers“ verabschiedete und ich nebenbei noch ein paar MP3-Sampler zusammenpfriemelte. Das ersparte mir zumindest so manchen dummen Anblick, nicht aber die fußnägelaufrollend schlechten Dialoge, die jede Peinlichkeits- und Verträglichkeitsgrenze im Minutentakt locker überspringen und durch eine ziemlich transusige Synchronisation bestimmt nicht verbessert wurden (wer z.B. die Lines der kleinen Jennifer überlebt, ohne die ein oder andere noch zu gebrauchende Gehirnzelle zu verlieren, ist stärker als ich. Und damit meine ich noch nicht mal die immer wieder gern genommene „Ich liebe dich, Daddy“-Line, die im Film gefühlte 376mal geäußert wird).
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Aber völlig egal – selbst wenn die Story von „Company Man“ die grandiose Obergemme gewesen wäre, gegen die man den „Terminator“ wegschmeißen könnte, würde das auch nix helfen, weil Blödbirne Art Camacho den Film auch von der Regieseite her voll versemmelt. Es ist schon irgendwie tragisch, wenn ein Kerl, der seit Jahren seinen Lebensunterhalt damit verdient, Action zu choreographieren, sei es in eigenen Filmen oder als gedungener Scherge bei Großproduktionen (z.B. bei „Half past dead“ durfte er die Stunts arrangieren), es ums Verrecken nicht fertig bringt, in einen 90-Minuten-Film auch nur eine einzige gelungene Actionszene einzubauen. Ach, was heißt „gelungene“ – „nicht total versaute“ würde mir ja auch schon genügen. Egal, ob das die lächerlich inszenierten Shoot-outs sind (bei der des öfteren auch mal davon Abstand genommen wurde, die Waffen mit Platzpatronen zu laden oder wenigstens nachträglich mit Mündungsfeuer zu versehen… ja, das hat dann stellenweise schon Amateurfilmformat, wenn die Akteure mit ihren Knarren wedeln, sichtlich ohne dass ernstlich Schüsse abgefeuert würden), die man auch von der fotografischen Seite nicht langweiliger hätte abfilmen können, oder die rarer gesäten Martial-Arts-Momente, die von fähigeren Stuntmen sicherlich profitiert hätten (also solchen, die nicht einen geschätzten halben Meter vor dem Gegner ihre Schläge und Schritte stoppen), das tut einfach nur weh. Wirr montiert ist das ganze obendrein (und als Gratis-Zugabe in der deutschen 16er-Fassung eh noch zusätzlich geschnitten) – inkompentent umgesetzt sowieso (z.B. wird im Showdown ein erkennbar parkendes Automobil in die Luft gejagt, alldieweil der Film uns weismachen will, selbiges befände sich in voller Fahrt). Aber wer glaubt, Camacho könne keine Action inszenieren, sollte erst mal seine dramatischen Szenen sehen (und weil Ernest natürlich eine tragische Vergangenheit hat, gibt’s da ein paar character moments, u.a. mit seiner Tochter, die man sowohl von Dialog- als auch Regiearbeit als Foltermethode in Abu Ghareib einsetzen könnte). Oh jemine, oh jemine, das ist sooo sooo stümperhaft.

Die Besetzung an sich wäre für einen Billigst-DTV-Klopper gar nicht mal so übel. Aber die komplette nicht unprominente Besetzung spielt – mit einer Ausnahme – kombiniert nicht mit der Ausstrahlung eines ungetoasteten Weißbrots. Frank Zagarino, den ich ja eigentlich durchaus mag, vor allem, wenn er Rollen spielt, die ein wenig darstellerisches Profil verlangen, schlafwandelt sich durch den Film und stinkt speziell in den Charakterszenen wahnsinnig ab – ich hab ihn in Filmen wie „The Guardian“ schon wesentlich motivierter erlebt. Bryan Genesse (eben da auch zu sehen gewesen) verschleißt sich (nicht wirklich) als todgeweihter Hero’s Best Friend, Action- und Corman- Veteran Don Stroud ist sich für eine absolute Schwachsinnsrolle nicht zu schade. Die Chauvi-Fraktion wird auf seiten der Guten durch Elizabeth Giordano („Warhead“, „Shadowchaser III“) bedient, die zumindest so tut, als würde sie schauspielern und nicht chargierne, auf der Gegenseite trägt Cyndi Pass („The Force“, „Scanner Cop“) ihre Brüste spazieren (auch wenn nicht blankgezogen wird, Regisseur und Kameramann sorgen schon dafür, dass da oft gewisse Körperteile prominent durch’s Bild wippen). Den Oberbösewicht spielt Robert Vaughn („Solo für O.N.K.E.L.“ – und jetzt schnall ich’s erst… soll Frank Zagarinos Agentenname „Napoleon“ am Ende ein launiger In-Joke sein?), der auch schon bessere Zeiten gesehen hat und dies auch offenbar ziemlich genau weiß, also mit geringstmöglichem Aufwand einen Gagencheck abarbeitet (okay, er darf die ungefähr 75 Jahre jüngere Cyndi Pass abschlabbern). Einziger Lichtblick im Ensemble ist Matthias Hues, der mal wieder mit keiner Faser seines Körpers „schauspielert“, aber dafür wenigstens ein wenig Spaß zu haben scheint.
Ein Wort oder drei muss ich noch zu Rebecca Ayre Doughty als Jennifer verlieren. Jedesmal, wenn ich eine Performance wie die ihre sehe, fällt mir wieder ein, warum ich Kinderdarsteller hasse und jeden Drehbuchautoren, der eine solche Göre in sein Script schreibt, am liebsten öffentlich kreuzigen lassen würde. Erstens mal sieht die Kleine doof aus, wofür sie nur eingeschränkt was kann, zweitens kann sie nicht für saure Walfischkotze spielen (dafür kann sie schon was) und drittens werden ihr mal wieder Dialoge von altkluger Idiotie in den Mund gelegt, dass mir die Galle überkocht (dafür kann sie jetzt wieder weniger). Okay. Ich beruhige mich wieder.
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Bildqualität: Cascarde legt den Film im originalen Vollbildformat vor. Der Transfer präsentiert sich unspektakulär, aber recht praktikabel für den Zweck. Störungs- und verschmutzungsfrei, mit befriedigenden Schärfe- und Kontrastwerten und halbwegs erträglicher Kompression. Für’n Grabbeltisch geht das okay.

Tonqualität: Wir können uns exklusiv von der deutschen Dolby-2.0-Tonspur beschallen lassen, die, abgesehen von der wie erwähnt nicht gerade hoch motivierten Synchro an sich, ebenfalls keine Bäume ausreißt, aber auch keinen Ohrenkrebs verursacht. Reizt die Anlage nicht aus, aber man muss sie auch nicht gleich ausschalten.

Extras: Wenn man sich nach Filmende tatsächlich ins Menü vorgearbeitet hat (Cascarde erfreut uns mit dem beliebten Autorun-Feature), darf man sich tatsächlich eine Chaptereinteilung und eine Bildergalerie zu Gemüte führen.

Fazit: Oh weia… ich seh’s ja irgendwo ein, dass Grabbeltisch-Labels ja irgendwas lizensieren müssen (hoffe ich jedenfalls), um die Ramschkisten der Supermärkte zu füllen, aber es müssen doch nicht die allerletzten Drecksfilme sein, oder? „Company Man“, der in seinem Heimatland, den USA, bis heute keinen Vertrieb gefunden zu haben scheint (jedenfalls kennt die IMDB den Streifen nicht), ist der Bodensatz des Bodensatzes des unterprivilegierten Actionkinos, gegen den sich Outtakes aus Wynorski-Produktionen wie Multi-Millionen-Blockbuster spielen. Doofes Script, ein unfähiger Regisseur und ein Ensemble, das es theoretisch besser können müsste, aber ganz offensichtlich nicht die geringste Lust zu tun hat, qualifizieren diesen kopfschmerzverursachenden Streifen nicht als DTV, sondern als DTD – direct-to-Düngehaufen. Lediglich überenthusiastische Matthias-Hues- Fans mögen sich die DVD auf den Einkaufszettel kritzeln, aber ich habe auch EUCH gewarnt…

1/5
(c) 2006 Dr. Acula


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