Color of Night

 
  • Deutscher Titel: Color of Night
  • Original-Titel: Color of Night
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  • Regie: Richard Rush
  • Land: USA
  • Jahr: 1994
  • Darsteller:

    Bruce Willis (Bill Capa), Jane March (Rose), Rubén Blades (Martinez), Lesley Ann Warren (Sondra), Brad Dourif (Clark), Lance Henrikse (Buck), Kevin J. O’Connor (Casey), Scott Bakula (Bob Moore), Andrew Lowery (Dale), Eriq La Salle (Anderson), Jeff Corey (Harry Ashland), Kathleen Wilhoite (Michelle), Shirley Knight (Edith Niedelmeyer) u.a.


Vorwort

Guilty Pleasure (wörtlich übersetzt: schuldiges Vergnügen) = etwas, beispielsweise ein Film, eine Fernsehsendung oder ein Musikstück, den/die/das der Rezipient mag, obwohl er/sie/es von der Allgemeinheit nicht geschätzt wird.

Wenn man so wie ich über Jahre – mittlerweile kann man bei mir sogar schon Jahrzehnte sagen (ich bin so alt) – mit Begeisterung durch Filmreviews pflügt und sein Augenmerk nicht mehr allein auf all die Must-See-Klassiker legt, sondern auch auf die gnadenlos missglückten Werke, die hämisch von der Fachpresse und diversen Hobby-Kritikern auseinandergenommen werden, wird man eines Tages automatisch auf „Color of Night“ stoßen, wenn man nicht sowieso alt genug war, um den Wirbel mitbekommen zu haben, den der Film 1994 bei seinem Erscheinen auslöste – vorrangig im Entstehungsland, den Vereinigten Staaten von Amerika.

Dabei hatte sich das arg gebeutelte Land doch gerade erst von dem Skandal erholt, den Paul Verhoeven zwei Jahre zuvor mit „Basic Instinct“ (mit Michael Douglas und Sharon Stone) ausgelöst hatte, als er es doch allen Ernstes wagte, Sexszenen zu drehen (so richtig mit nackten Menschen, angedeutetem Oralsex und so). Die amerikanische Kinoversion wurde deshalb um eine knappe Minute gekürzt, was die Zuschauer vor dem Schlimmsten bewahrte. Weil der Film insbesondere wegen seines Rufs als Skandalwerk weltweit ein solcher Erfolg wurde (über 350 Millionen US-Dollar Einnahmen bei 50 Millionen US-Dollar Produktionskosten), schob man hastig weitere Erotikthriller nach, darunter neben Filmen wie „Sliver“ (wieder mit Sharon Stone) und „Body of Evidence“ (mit Madonna) eben auch „Color of Night“ – und der ging fatalerweise noch einen Schritt weiter. Ein Penis ist zu sehen – und zwar nicht irgendein Penis: Bruce Willis’ Penis! Und das über mehrere Sekunden hinweg (etwa zwei)! Schockschwerenot!

Doch „Color of Night“ ist ja mehr als Bruce Willis’ Penis. Nachdem sich die erste Aufregung gelegt hatte, kümmerten sich die Rezensenten um den Film an sich – und stellten mit seltener Einmütigkeit fest, dass man ihnen die Bankrotterklärung eines Erotikthrillers aufgetischt hatte. Er wurde in der Luft zerrissen und mit Spott geradezu überschüttet. Janet Maslin verglich ihn in der New York Times mit einem bösen Traum, Roger Ebert bezeichnete ihn als „so grell in seinen dramatischen Momenten und so albern in seiner Handlung, dass man mit etwas mehr Mühe eine Komödie daraus hätte machen können“. Das zeigte Wirkung: Der ca. 40 Millionen US-Dollar teure Film spielte in den USA gerade einmal rund die Hälfte seiner Produktionskosten ein. Folglich durften auch die Razzie Awards nicht fehlen: Gleich neunmal wurde „Color of Night“ für die Goldene Himbeere nominiert – und gewann schließlich den „wertvollsten“ Preis: als schlechtester Film. Leer aus gingen hingegen unter anderem die Hauptdarsteller Bruce Willis und Jane March, Nebendarstellerin Lesley Ann Warren sowie Regisseur Richard Rush und die Drehbuchautoren Billy Ray und Matthew Chapman. Immerhin: Der ebenfalls für eine Goldene Himbeere nominierte Song „The Color of the Night“ von Lauren Christy wurde auch für den Golden Globe nominiert.

Aber was war der Grund, wieso der Film sowohl beim Publikum als auch bei der Kritik so schmählich durchgefallen ist? Gab es da einen? Die Entstehungsgeschichte war jedenfalls sehr kompliziert: Produzent Andrew Vajna war unzufrieden mit der 135 Minuten langen Schnittfassung, die ihm Regisseur Richard Rush als finales Resultat präsentierte. Rush weigerte sich jedoch, Vajnas Forderung nach einer neuen Schnittfassung nachzukommen, weshalb sich der Produzent gezwungen sah, selbst Hand anzulegen und die Geschichte um rund 20 Minuten zu kürzen. Angeblich trafen Rush und Vajna im Anschluss die Vereinbarung, beide Cuts einem Testpublikum vorzulegen, und der Cut mit dem größeren Zuspruch sollte in die Kinos kommen. Wenn man dem befangenen Rush glauben darf, kam seine Version besser an. Vajna wollte davon dann aber doch nichts mehr wissen und war fest entschlossen, seinen eigenen Cut durchzudrücken. Er feuerte Rush, der daraufhin einen schweren Herzanfall erlitt, an dem er fast gestorben wäre. Als er sich jedoch davon erholte, konnte schließlich ein verspäteter Kompromiss gefunden werden: Der Producer’s Cut würde in die Kinos kommen, der Director’s Cut fürs Heimkino auf Video erscheinen – eine heute gängige, damals aber noch unübliche Einigung. Auf dem Videomarkt hatte der Film mehr Erfolg: Angeblich gehörte der Rush-Cut 1995 zu den 20 am häufigsten ausgeliehenen Filmen.

Um die Verwirrung komplett zu machen – insgesamt existieren vier verschiedene Fassungen von „Color of Night“. Es gibt zwei Kinoversionen (R-Rated fürs US-Kino, eine erweiterte für die internationalen Kinos) und zwei Director’s Cuts: den R-Rated Director’s Cut und den Unrated Director’s Cut. Letzterer ist 74 Sekunden länger und enthält u.a. mehr Einstellungen von Vaginas und Penissen. Die beiden Director’s Cuts sind es auch, die in Deutschland im Umlauf sind – sowohl auf Video und DVD als auch im Fernsehen (beide Versionen sind FSK-16). Für dieses Review bildet der R-Rated Director’s Cut die Grundlage. Die Kinoversion wurde wegen der getroffenen Vereinbarung zwischen Vajna und Rush lange nicht gezeigt. Seit 2018 gibt es die R-Rated-Kinoversion in den USA allerdings im Doppelpack mit dem R-Rated Director’s Cut auf BluRay.

Alles verstanden? Ich frage das später ab.

Mittlerweile, fast 30 Jahre später, taucht „Color of Night“ verdächtig häufig im Zusammenhang mit dem Begriff „Guilty Pleasure“ auf. Entsprechend konnte und wollte ich dem Film auch nicht mehr länger entfliehen. Wenn ich ehrlich bin, habe ich das auch nie getan. Im Gegenteil: Ich, der über etliche Jahre Fernsehzeitungen regelrecht verschlang und das TV-Programm nahezu auswendig konnte, weiß von seiner Existenz, seitdem er Mitte der 90er in die deutschen Kinos kam, und habe bei seinen TV-Ausstrahlungen immer fleißig reingezappt – natürlich bevorzugt in die Passagen, für die der Film am berühmtesten ist, ähem. (Wie man als pubertierender Jugendlicher halt so ist. Da ist ein Tiefdaumen in der TV SPIELFILM egal, solange in der Rubrik „Erotik“ zwei von drei möglichen Punkten stehen. Und ich meine – Jane March macht mit. Braucht es mehr Gründe?) Allerdings bin mir auch sehr sicher, das Finale mindestens einmal gesehen zu haben. Aber ob ich den Film in einem Stück durchgehalten habe? Ich bezweifle es.

Wie dem auch sei: Bis auf die Sexszenen habe ich praktisch nichts mehr im Kopf und kann fast ganz jungfräulich an den Film herangehen. Erleben wir hier tatsächlich Bruce Willis’ Karrieretiefpunkt? Oder übertreiben die Stimmen mal wieder hoffnungslos, und wir haben eine zu Unrecht gescholtene Perle vor uns? Im Badmovies-Forum gibt es zumindest eine Person, die „Color of Night“ für besser als „Basic Instinct“ hält…


Inhalt

Es ist ein ungeschriebenes Gesetz, dass der Score eines Erotikthrillers nicht ohne den Einsatz des Saxofons auskommen darf, und so hakt „Color of Night“ diesen Punkt bereits in den ersten Sekunden während des Vorspanns ab. Wer sich schon immer fragte, welche Farbe die Nacht hat – sie ist rot. Jedenfalls suggeriert das der eingeblendete Titel, in dem das Wort „Color“ rot ausgefüllt wird.

Die erste Szene findet in der Wohnung von Michelle statt, einer Frau mit offensichtlich psychischen Defiziten, denn sie läuft in ihrer Wohnstube hysterisch rum, öffnet hektisch Schränke und schließt sie wieder, und sie wirft mit ihren Sofakissen um sich. Dann nimmt sie ihren Lippenstift, bemalt damit aber nicht nur ihre Lippen, sondern auch ihre Zähne. Sie lacht verzweifelt und kramt einen Revolver aus ihrer Schublade, in der festen Absicht, sich den Schädel wegzublasen. Oder doch nicht? Jetzt liebkost sie ihn und vollzieht Fellatio an ihm. Äh, ja. Ich bleibe dabei: Der geht es nicht so gut.

Danach sucht Michelle aufgeregt ihren Psychiater auf. Er heißt Bill Capa und wird verkörpert von Bruce Willis. Ich gebe es zu: Für die Rolle des Psychiaters wäre Willis bei mir im Jahr 1994 noch einige Zeit vor „The Sixth Sense“ ungefähr an 397.453. Stelle gekommen, aber Willis stand wohl der Sinn nach Imagewechsel (das hatte er ja schon einmal erfolgreich als überforderter Schönheitschirurg in „Der Tod steht ihr gut“ versucht), und so versuchte er sich hier als einfühlsamer Leise-Töne-Treter.

Michelle macht Bill zur Schnecke, kann sie doch sein Psycho-Gelaber nicht mehr ertragen: „Ich hoffe nur, dass Gott irgendwann so stinksauer wird, dass er Ihren Schwanz eintrocknen lässt, bis er direkt in die Hölle zeigt, wo Sie verdammt hingehören!“ Bill nimmt diese Beleidigung professionell lachend hin und gibt ein paar Weisheiten von sich: „Wir betrachten unser Leben, als würden wir durch ein Schlüsselloch sehen. Das ist eine sehr begrenzte Sicht der Dinge, also müssen wir die leeren Flächen ausfüllen. (…) Man erfindet Feinde, an denen man seine Stärke beweist, und wir erfinden Götter, die uns vor diesen Feinden beschützen.“ Gut, ich kann nur allzu gut verstehen, dass solche Sprüche bei der ohnehin schon schwer echauffierten Michelle den seelischen Schmerz nur noch weiter verstärken, aber gleich mit Anlauf durch das geschlossene Fenster zu springen, dessen Glas gleich bereitwillig nachgibt, um danach gefühlte 50 Stockwerke in den Freitod zu stürzen, empfinde ich aufgrund der terminalen Konsequenzen dann doch als eine reichlich übertriebene Kurzschlussreaktion. Das Ende vom Lied: Michelle liegt zerschmettert am Boden, und ein stante pede traumatisierter Bill bleibt zurück und zwängt sich „Michelle, Michelle“ stammelnd ein, zwei Tränen aus den Augen. Mit diesem ersten emotionalen Schauspielmoment fällt Bruce Willis leider gleich durch. Ich will nicht so weit gehen und sagen, das hätte was von einem Schauspiel-Anfängerkurs, aber mit „unfreiwillig komisch“ ist der Gefühlsausbruch gut umschrieben.

Unfreiwillig komisch ist aber auch der Todessprung. Der Cutter hätte gut daran getan, Michelles ewig langen Sturz (bzw. den des Dummys) aus dem Fenster um ein paar Sekunden zu kürzen. Wenn man sich bei dem Sturz Michelle als Scratchy vorstellt und sich bei jedem währenddessen stattfindenden Einstellungswechsel Itchy in die Szene fantasiert, der unten auf dem Bürgersteig steht und ungeduldig mit dem Fuß wippt und darauf wartet, dass Scratchy endlich auf den Boden knallt, hat das Ganze was von einem Cartoon. Gleichzeitig zeigt sich Regisseur Rush bereits an dieser Stelle als visuell durchaus ambitioniert, hat er doch Darstellerin Kathleen Wilhoite, die die am Boden zerstörte Michelle (hähä) spielte, auf eine Glasplatte gelegt, damit die Kamera sie in einer Einstellung aus der Unteransicht filmen kann. Das zieht natürlich einen Irritationseffekt nach sich, weil unter Michelle eigentlich kein Glas, sondern Asphalt ist.

Dieser Schock hat weitreichende Folgen für Bill. Mit dem Tod seiner Patientin hatte er sozusagen den „Vertigo“-Moment, den auch Scottie Ferguson am Anfang erlitt: Konnte der den Sturz seines Kollegen in die Tiefe nicht verhindern und trug der in der Folge eine unbändige Angst vor Höhen davon, so ist Bill plötzlich farbenblind und nimmt die Farbe Rot nur noch als Grau wahr – hervorgerufen durch die Blutlache, die sich nach Michelles Aufprall um sie herum bildete (ignorieren wir mal, dass er bei seinem Blick aus dem 50. Stock eigentlich Michelle und das ganze Blut nur als winzige Ameise hätte wahrnehmen können). Ich spare mir hämische Kommentare über die Plausibilität sofortiger Achromasie infolge eines Schockerlebnisses, denn ich bin zu wenig Psychologe, um sie einschätzen zu können.

Über dieses neuerliche Defizit spricht Bill mit seinem väterlichen (oder vielmehr großväterlichen) Psychologen-Freund Harry. Und es wird deutlich, dass Bill noch weitere Schäden durch den Live-Selbstmord davongetragen hat: Schuldgefühle plagen ihn, und es wird – dessen ist er sich bewusst – einige Zeit dauern, bis die Narben verheilt sind. Deshalb beschließt Bill, New York hinter sich zu lassen und etwas Urlaub in Los Angeles zu nehmen, um den Kopf frei zu kriegen. Halten tut ihn eh nichts, zumal er das Glück hat, geschiedener Single zu sein. Ich stelle allerdings die Einschätzung der beiden Männer infrage, dass Bill ein Romantiker ist. In Sachen Beziehung hat der Traumatisierte nämlich nur Folgendes zu sagen: „Sie wollen mich alle nur ficken oder heiraten. Lieben will mich keine.“ Das hat er sehr romantisch gesagt.

Den Schauplatzwechsel nach L.A. visualisiert Rush mit bewährten Aufnahmen eines Flugzeugs im Landeanflug, und nur wenige Sekunden später hat es Bill auch schon mit einem sehr geschwätzigen Taxifahrer zu tun, der schließlich auch noch seinen Hintermann anpöbelt, weil der ihm hinten auffährt. Es ist vermutlich als lustiges Zwischenspiel gemeint nach so viel Drama bisher, aber der plauderfreudige Taxifahrer ist ein so häufig in der Filmgeschichte verwendetes Klischee, dass es nicht mal lustig wäre, wenn es lustig wäre.

Nun dachte ich ja eigentlich, dass Bill vorhatte, etwas auszuspannen und die schreckliche Geschichte, die hinter ihm liegt, zumindest für den Moment zu vergessen, aber er logiert nicht etwa in einem Luxushotel, um sich irgendwo am Pool zu sonnen, sondern besucht seinen Kumpel Bob Moore (Scott Bakula mit gewohnt traurigen Hundeaugen), der ebenfalls Psychiater ist. Bob umarmt ihn kurz freundschaftlich, entscheidet sich aber keine Minute nach dem Wiedersehen, ihn trotz des Wissens um seine psychische Verfassung und gegen seinen ausdrücklichen Willen als zusätzlichen analysierenden Zuhörer mit in seine gleich beginnende Montagsgruppe zu nehmen, die aus fünf psychotischen Klappskallis besteht und mit ihren unterschiedlichen mittelschweren Dachschäden so bunt zusammengewürfelt ist, dass im wirklichen Leben kein Mensch auf die Idee kommen würde, sie gemeinsam in eine Runde zu stecken. Die beiden Psychiater und das Quintett bilden einen Stuhlkreis, und weil Bob möchte, dass sich seine Patienten seinem Freund einmal vorstellen, bietet sich auch uns die Gelegenheit, sie und ihre Macken kennenzulernen:

– Sondra: Nymphomanin und Gelegenheitskleptomanin, die sich im tiefsten Inneren eigentlich nur eine ernsthafte Beziehung wünscht und eine scheußliche blonde Perücke trägt
– Richie: ein schweigsamer und stotternder Jugendlicher mit sozialer Phobie und Geschlechtsidentitätsproblem (huch, progressiv!), der nach eigener Aussage nur redet, wenn er Drogen nimmt
– Buck: der mürrische Oldie in der Truppe, der seine Frau und Tochter bei einem tragischen Zwischenfall verloren hat und nicht darüber reden will
– Casey: der sich selbst ganz toll findende großmäulige Joker, der sich ständig über die Ticks der anderen Teilnehmer lustig macht, von Beruf Maler ist und irgendein undefinierbares Problem hat (vermutlich akutes Arschlochsyndrom)
– Clark: ein unter obsessiven Zwangsneurosen leidender Anwalt, die ihn zu ständigem Zählen von Gegenständen wie Büchern veranlassen und bei dem alles seine Ordnung haben muss (so muss die Tür immer 15 Zentimeter offen sein, wenn jemand raucht).

Ich wiederhole: Was hat sich Bob nur dabei gedacht, diese Patienten für Gemeinschaftssitzungen auszuerwählen? Wie passen Nyphomanie und adrian-monkartige Zwangsneurosen zusammen? Hinzu kommt, dass sich die Teilnehmer zu großen Teilen gegenseitig nicht ausstehen können, sich in einer Tour verbal bekriegen und das ungezügelte Temperament auch mal in Form von Handgreiflichkeiten loswerden. So stürzt sich Richie (überflüssigerweise in dramatischer Zeitlupe) auf Casey und prügelt auf ihn ein, nachdem der sich lautstark über sein Stottern amüsiert hat. Was verspricht sich Bob nur davon?

Rush hatte es in der Darstellung der verrückten Michelle bereits angedeutet, wie er sich Leute mit einem oder mehreren Sprüngen in der Schüssel vorstellt: grell und overactend. Diese Anweisung hat er offenbar auch seinen potenzielle Klapsmühlenbewohner verkörpernden Schauspielern mit auf den Weg gegeben, die ihre Rollen teilweise wie Karikaturen anlegen. Besonders Lesley Ann Warren haut so richtig auf die Kacke und legt Sondra als ständig gemeingefährlich grinsende Männerfresserin an. Vielleicht sind Nymphomaninnen aber auch so. Wie gesagt: Psychologie ist nicht mein Steckenpferd.

Und noch eine Sache muss ich an dieser Stelle einwerfen, obgleich ich mir fest vorgenommen hatte, keine wesentlichen Handlungsdetails vorwegzunehmen, aber der Film kaschiert diesen Punkt so notdürftig, dass er ohnehin jedem auffällt, der mindestens ein Auge hat: Mit Richie stimmt was nicht. Mit seiner dicken Brille, der abstrusen Frisur und den auffälligen Zähnen ist er so grotesk quasimodo-like zurechtgemacht, als wolle man etwas verbergen. Und ich bitte euch, Leute: Er hat ein Geschlechtsidentitätsproblem! Hallo? Würde ich mein Ohr direkt an eine Kirchturmglocke halten, könnte es auch nicht lauter „Das wird noch wichtig!“ läuten. Was auch immer noch wichtig werden wird. Bisher ist „Color of Night“ ja irgendwie in Richtung „Vertigo“-Hommage unterwegs.

Nach der Sitzung nimmt Bob Bill in seinem prächtigen Protz-Mercedes mit nach Hause. Das ist aber noch nichts gegen seine fast die Größe eines Hamburger Stadtteils einnehmende Villa. Bill staunt über das riesige Anwesen, das sogar mit Überwachungskamera UND Kontrollmonitor ausgestattet ist, und es ist schwer, keinen Neid herauszuhören, wenn er sagt: „Irgendwas habe ich falsch gemacht. Als ob man durch ein Schlüsselloch sieht. Man hat eine sehr begrenzte Sicht der Dinge.“ Den Spruch hat er auch schon vorhin Michelle gegenüber gebracht – und die ist danach aus dem Fenster gesprungen. Also pass bloß auf, was du sagst, Bill! Diese Szene wird für die Vermittlung weiterer Hintergrundinformationen gebraucht: Bob möchte Bill in Kürze seine Freundin vorstellen, und Bill hat seine Praxis aufgegeben, weil er seinen Glauben an die Schriften verloren hat. Außerdem hat er Angst davor, verrückt zu werden, woraufhin Bruce Willis erneut Tränen in den Augen stehen. Es ist etwas ungerecht, aber ich habe in allen Willis-Szenen in „Color of Night“ immer John McClane vor Augen, und ich kaufe ihm den soften Menschenfreund einfach nicht ab. Bei „The Sixth Sense“ habe ich ihm den abgekauft, also scheint es entschieden an seiner Leistung in diesem Film zu liegen.

Am nächsten Tag steht erst einmal eine gemeinsame Biking-Tour auf dem Programm, bei der Bill und Bob einen sportlichen Schwanzvergleich veranstalten wollen, wer der Schnellste ist. Generell scheint mir ihre Freundschaft vor allem durch Konkurrenzdenken angetrieben zu werden: Auf der Heimfahrt am Vorabend testete Bob noch Bills Analysefähigkeiten hinsichtlich des Patientenquintetts und hatte, wenn auch nur unterschwellig und unausgesprochen, offenbar einen Heidenspaß daran, ihm den ganzen Prunk, in dem er lebt, präsentieren zu können. Insofern liest sich die Beziehung der beiden in den Zwischentönen interessant, nur verfolgt der Film das nicht weiter.

Bei einer Pause fragt Bill seinen Gastgeber, warum der sein Haus mit so umfangreichem Sicherheitsequipment eingedeckt hat. Die Antwort macht ihn hellhörig: Bob erhält schon seit Monaten Todesdrohungen und ist der Überzeugung, dass es sich dabei um einen seiner Patienten aus der Montagabendgruppe handelt. Die Polizei zeige sich wenig an der Sache interessiert, tja, und so muss er seinen Reichtum halt sinnvoll einsetzen. Am Ende des Tages gewinnt Bill die Radtour. Alles andere hätte ich bei einem sportlichen Zweikampf Willis vs. Bakula auch als unglaubwürdig abgetan.

Und wir alle wissen, was nach Bobs Geständnis nur folgen kann, oder? Es ist zwar sehr drehbuchfaul, den Thriller-Plot erst eine Szene vorher anzuteasern, aber mein Gott, kommt halt gleich der Mord hinterher… Man weiß nicht, wie viel Zeit seit Bills Ankunft vergangen ist, eines Abends jedenfalls sitzt Bob allein in seinem Büro. Wie Ray und Chapman für ihr Skript recherchiert haben, hören sich Psychiater zur Entspannung am liebsten beruhigende Klaviermusik an und nicht etwa den nächstbesten Hardrock-Song, um herunterzukommen. Doch Bob kommt nicht zum Entspannen, weil er beim Schreiben seiner Notizen von einem Geräusch gestört wird. Umgehend greift er nach seiner Knarre in der Schreibtischschublade, legt sie aber gleich wieder zurück, weil er als Ursache des Geräuschs lediglich einen Luftzug ausgemacht hat.

Als unser baldiges Opfer ein paar Bücher hin und her räumt, bemerkt es plötzlich einen Schatten hinter sich, der aber gleich wieder verschwindet. Nun wäre es klug gewesen, wenn Bob seine Puste griffbereit gehabt hätte, und er könnte eigentlich auch noch in sein Büro rennen und nach ihr greifen, sobald das Licht ausgeht, aber im Angesicht der Gefahr verwandelt er sich in einen dämlichen nebensächlichen, weil alsbald toten Teenie-Slasher-Charakter, der kopflos durch sein Büro taumelt. Lachgeräusche, die nach einem Baby klingen (?), verunsichern ihn nur noch mehr, aber seine Verunsicherung kann ihm eh egal sein, weil er vom geheimnisvollen Killer in Schwarz angefallen wird (dramatische Zeitlupe!) und bei seinem aussichtslosen Kampf Stiche in Form eines vom Killer getragenen Handschuhs mit eingebautem Gimmick-Messer (!) noch und nöcher kassiert, bis der Übeltäter ihn in die Glasscheibe seiner Bürotür drückt, wo er von einer riesigen Scherbe mittschiffs aufgespießt leblos hängen bleibt. Aber hallo – der eruptive Gewaltausbruch überrascht tatsächlich, und auch wenn der Szenenaufbau bis zum Mord an sich inszenatorisch ohne Finesse ausgeführt worden sein mag, möchte ich staunend zur Kenntnis geben, dass Rush offensichtlich Dario Argento studiert hat, der ja auch so manches Opfer in Scheiben splittern ließ (Beispiele: „Profondo Rosso“ und „Phenomena“). Ist „Color of Night“ am Ende ein Giallo?

Die Over-the-Top-Performances der Montagabendgruppenteilnehmer hatte ich ja bereits erwähnt, aber nun haltet euch fest: Das ist nichts gegen den hispanischen Lieutenant Hector Martinez (Rubén Blades), der einem wirklich alle Plomben aus den Zähnen reißt. Als menschenhassender, impulsiver, pöbelnder, provozierender und garantiert manierenloser Ermittler in der Mordsache Bob Moore zieht er alle Register, um bloß nicht versehentlich für einen Polizisten gehalten zu werden – oder als jemand rüberzukommen, mit dem man mehr als zwei Sekunden zu tun haben möchte. Er ist so etwas wie die schlimmere Version des Detective Marino aus „Dressed to Kill“.

All diese negativen Eigenschaften gebündelt treffen auch Bill, der sich notgedrungen Martinez’ patzigen Fragen stellen und Auskunft über den jähen Tod seines Kumpels geben muss. Irritierenderweise wirkt er dabei nicht halb so mitgenommen wie nach dem Ableben von Michelle, aber gut: Die Antriebskraft ihrer Freundschaft war die Rivalität. Insofern ist er vielleicht einfach froh, dass der wesentlich erfolgreichere Bob weg vom Fenster ist. Bill informiert Martinez über die anonymen Morddrohungen, die der Tote seit einiger Zeit vermutlich von einem der fünf Teilnehmer aus der Montagssitzung erhalten hatte. Zu weiteren Details über diese Gruppe schweigt er sich unter Berufung auf das Patientengeheimnis aus. Da ist er bei seinem miesepetrigen Gegenüber aber an der falschen Adresse, und tatsächlich behandelt der Bulle Bill so von oben herab, dass der irgendwann glaubt, dass Martinez ihn verhaften will. So weit möchte der Gesetzeshüter dann aber doch nicht gehen. Unter der Voraussetzung, dass Bill die Klappe hält, damit die Presse keinen Wind von diesem Vorfall bekommt, lässt er ihn gehen.

Ich bin mit den Gesetzen in den Vereinigten Staaten nicht so vertraut, weshalb ich rechtschaffen verblüfft bin, dass Bill es sich nach Bobs Tod noch wie selbstverständlich in dessen schicker Villa gemütlich macht. Tatsächlich hüpft er am nächsten Morgen im Bademantel durch das Haus, als wäre es das Normalste von der Welt. Müssten sich nicht zuallererst die Ermittler für das Anwesen interessieren und dort nach Spuren suchen? Und hat Bob keine Angehörigen, die sich für die Hinterlassenschaften ihres toten Verwandten interessieren würden? Bob erzählte Bill doch gleich am ersten Abend noch von einer Freundin. Wo ist die? Und es wurde auch etabliert, dass er eine Ex-Frau hatte. Wo ist die? Ich habe mir ja bis zu diesem Zeitpunkt schon mehrfach während des Filmverlaufs fragend am Kopf gekratzt, aber das ist das erste Mal, dass ich mir eine Tischplatte über den Kopf ziehen will. Vielleicht auch zwei.

Martinez nimmt über die Gegensprechanlage Kontakt mit Bill auf, um einerseits den Wagen des Opfers abzuliefern und andererseits die Hauseinrichtung näher in Augenschein zu nehmen. Am meisten verwundert mich, dass Martinez über Bills Anwesenheit im Bilde ist. Schon klar, vermutlich wird Bill beim Verhör eine Adresse hinterlassen haben müssen, wo er zu finden ist, aber findet er es nicht irgendwie merkwürdig, wenn sich ein möglicher Tatverdächtiger im Haus des Mordopfers aufhält? Und darf er das so einfach? Tatsächlich besitzt Bill die Frechheit, Martinez nach einem Durchsuchungsbefehl zu fragen. Ausgerechnet Bill, der in diesem Moment in einem Haus ist, das ihm nicht gehört? Zu meiner Fassungslosigkeit antwortet der Polizist, er hätte keinen Durchsuchungsbefehl. Hä? Vielleicht bin ich auch im Strafrecht zu unbeleckt, aber darf man bei der Suche nach Indizien in einem Mordfall nicht mal das Anwesen des Opfers betreten? Oder darf Martinez das in diesem Fall nicht, weil der Mord am Arbeitsplatz des Opfers stattgefunden hat – oder weil Bill jetzt das Haus gehört, nachdem Bob es ihm laut Testament vermacht hat?! Wie viel Zeit ist dann aber seit dem Mord vergangen? Juristen an die Front: Bin ich zu doof oder die Drehbuchautoren? Schließlich lässt Bill Martinez nach einigem Hin und Her aber doch rein, auch wenn er zuerst anstatt der Toröffnung versehentlich den Knopf für die Sprinkleranlage drückt, die den Polizisten nass macht. Das ist … lustig? Nein, ist es nicht.

Der ungehobelte Martinez nutzt Bills Gastfreundschaft gleich mal ungeniert aus und durchwühlt Bobs Bücher und Fotoalben. Auf einem Bild ist auch die splitterfasernackte Jill, die Ex-Frau des Opfers, zu sehen. „Netter Bart“, findet er mit Blick auf ihren haarigen Intimbereich. Darüber hinaus findet er bis auf die pompöse Innenausstattung nichts Nennenswertes und verlässt das Haus unverrichteter Dinge. Bill begleitet ihn nach draußen – und das ist sein Pech, denn Martinez hat zwei sehr ungewöhnliche Bitten: Bill möge doch bitte die Patienten aus der Montagsrunde über Bobs Tod informieren und doch am besten gleich die Stelle von Bob einnehmen und die Gruppe übernehmen (damit er für dich die Recherchen übernimmt, oder was, du faules Stück?). In einem ungewohnten Anfall völlig korrekter Selbsteinschätzung hält sich Martinez für die Todesnachricht nicht für den Richtigen und verdeutlicht das mit einem Beispiel, wie er an die Sache herangehen würde: „Jetzt hört mal zu, ihr abgefahrenen Schizis! Euer Seelenklempner ist tot. Das bedeutet, dass all die Zeit, Anstrengung und Liebe, die ihr in diese Beziehung investiert habt, umsonst war. Ihr bleibt genauso kaputt, wie ihr seid, oder es wird noch schlimmer.“ Auch Bill liegt genau richtig, wenn er feststellt: „Sie sind wirklich ein selten übler Bursche.“ Aber auch er sieht das Problem, dass Martinez wirklich der falsche Mann für eine so sensible Aufgabe ist. Deshalb stimmt Bill zähneknirschend zu, der Gruppe die schlechten Neuigkeiten zu überbringen. Für eine Übernahme fühlt er sich aber noch nicht reif.

Man sollte meinen, Bill könnte nicht mehr pietätloser auf dem Grab seines toten Freundes herumtrampeln, so locker-leicht er sich in dessen Haus bewegt, aber es geht noch dreister: In der nächsten Szene fährt er auch noch Bobs Mercedes!! Was geht hier eigentlich vor? Identitätsraub? Bill Capa will sein altes Leben hinter sich lassen und der stinkreiche Bob Moore werden? Verlockend ist das schon. Nur die Sonne war Zeuge. Dann aber wird Bills Autofahrt empfindlich gestört, weil ihm jemand von hinten in den Wagen brettert. Wut ist keine Lösung für ihn, er erkundigt sich lieber nach dem Wohlbefinden der Unfallverursacherin, bei der es sich um die junge Frau Rose handelt. Rose wird von der unglaublich süßen Jane March mit dem unwiderstehlichen Pferdegebiss gespielt, die während der Dreharbeiten sweet little twenty-one war, aber auch noch gut als sweet little sixteen durchgehen würde. Gesetzlich ist Bill also auf der sicheren Seite, wenn er bereits vom ersten Augenblick an mit ihr plump zu flirten beginnt („Hi Rose! Nett von Ihnen, so in mich reinzuknallen.“), aber Bruce Willis ist in dem Film 39 und somit fast doppelt so alt wie sie, was der ganzen Situation eine zarte Lolita-Note gibt.

Rose spielt die Mitleidstour: Sie ist, obwohl es Vorschrift ist, nicht versichert, hat aber doch noch ihre ganze Zukunft vor sich. Darum würde sie sich freuen, wenn er Gnade vor Recht ergehen lassen und sich einen Kostenvoranschlag holen würde, damit sie ihm später das Geld geben kann. Bill lässt sich darauf ein und will ihr seine Kontaktdaten hinterlassen, aber dann stockt er. Er wohnt ja eigentlich gar nicht hier. Oder inzwischen doch? Wir wissen es nicht. „Was? Kann sich Ihr armes geplagtes Hirn nicht mehr an Ihre Telefonnummer erinnern?“, entgegnet Rose unschuldig lächelnd frech. Tatsächlich muss er zugeben, dass er sich bei „seiner“ Telefonnummer nicht sicher ist und schreibt ihr deshalb auch „seine“ Adresse auf, was ich in Anbetracht der Tatsache, dass er Rose seit maximal einer Minute kennt, für keine gute Idee halte. Aber gut, wer will es ihm verdenken? Sie sieht nun mal aus wie Jane March. Er bittet sie darum, ihn in den nächsten Tagen anzurufen (falls denn die Nummer stimmt), weil er auch noch nicht weiß, wie lange er in L.A. bleiben wird. Aha! Doch keine eigenmächtige Hausübernahme? Roses Adresse will er nicht – was ich in Anbetracht der Tatsache, dass er Rose nur 30 Sekunden länger kennt als eben, ebenfalls für keine gute Idee halte. Dann braust er davon, und das Love Theme wird kurz angespielt. Hach, ist da Liebe in der Luft?

Bei der nächsten Montagabendrunde stellt Bill wie besprochen die bunte Kirmestruppe, auch Patienten genannt, vor vollendete Tatsachen: Gruppenleiter Bob wurde getötet. Lesley Ann Warren nutzt das für einen lachhaften Gefühlsausbruch mit viel Geschrei und Geheule. Alle sind ehrlich fassungslos. Selbst Großmaul Casey ist emotional angefasst, erst recht, als er auch noch erfährt, dass Bob wie ein Schwein abgestochen wurde. Die Patienten sind gleichzeitig sauer, weil sie erst jetzt von diesem schrecklichen Verbrechen erfahren, obwohl der Vorfall sich schon vor einigen Tagen ereignet hat. Auch wenn die „Schizis“, wie Martinez sie bezeichnen würde, Bill gerade mal eine Sitzung kennen, haben sie ihn schon in ihr Herz geschlossen und sind der einhelligen Meinung, dass er doch bitte schön Bobs Stelle einnehmen solle (!). „Ich bin noch kaputter, als Sie es sind“, lehnt Bill bestimmt ab und erklärt den Patienten auch, warum: Eine Patientin ist vor seinen Augen gestorben, und – was vermutlich schlimmer ist – er kann kein Rot mehr sehen. Dies ist Bruce Willis’ bisher größter emotionaler Moment und seine insgesamt schon dritte Tränennummer, und der Kontrast zu seinen Kollegen ist wie Himmel und Hölle. Während Willis seine Rolle straight und ernsthaft durchziehen will (und einmal mehr scheitert), spielen die anderen umso lauter dagegen an. Die einzige seriöse Leistung würde ich dem alten Hasen Lance Henriksen attestieren wollen, der für den von der Familientragödie (wie gesagt: Frau tot, Tochter tot) gezeichneten Buck den richtigen Ton findet.

Nach der Sitzung treffen sich Bill und Martinez zum Austausch von Neuigkeiten in einer Disco. Der Bulle hätte den Täter am liebsten auf dem Silbertablett präsentiert bekommen, aber zu seiner Enttäuschung hat der Psychiater keinem seiner Patienten ein Geständnis abringen können. Mehr noch: Bill zweifelt offen an, dass es überhaupt jemand aus der Gruppe gewesen ist. Und wenn er schon dabei ist, lässt er gleich die größte Katze aus dem Sack: Nach reiflicher Überlegung will er die Gruppe nun doch übernehmen. Martinez hält das, obwohl er Bill vorhin noch zuredete, genau dies zu tun, plötzlich für keine gute Idee mehr: „Wenn Sie Ihren Schwanz mal kurz in ein Fass voller Piranhas stecken, verlieren Sie ihn nicht unbedingt. Aber wenn Sie ihn drin lassen, wird er Ihnen bis zur Wurzel abgeknabbert.“ Doch selbst mit diesem sehr bildhaften Beispiel und weiteren cholerischen Anfällen kann er den wild entschlossenen Bill nicht mehr umstimmen. Er wird die Gruppe zukünftig leiten, basta.

Es ist bislang wahrscheinlich noch nicht deutlich genug herausgekommen, aber Rubén Blades ist bisher DAS darstellerische Highlight in diesem Streifen. Er spielt das Arschloch mit einem solchen Hochgenuss und nimmt den ganzen Quatsch auch gar nicht erst ernst – zweifellos alles sehr übertrieben, aber er hat Spaß und lässt uns das wissen. In dieser Szene funktioniert dann sogar mal ein Gag, den man glatt übersehen könnte in dem großen Beschimpfungsschwall, den Martinez auf Bill niederprasseln lässt: Als die beiden die Disco verlassen, wird der jähzornige Bulle von einem Typen angerempelt, verliert daraufhin einmal mehr seine (ohnehin nie vorhandene) Contenance und nimmt an dem Frechdachs für diese absolute Unverschämtheit gleich eigenhändig eine Leibesvisitation vor – WÄHREND er Bill einfach lässig ohne Unterlass weiter zulabert, als würde er sich parallel nur eine Zigarette anzünden. Ein Held.

In der nächsten Szene schleicht Bill durch Bobs dunkles Haus. Ihm kommt hier etwas spanisch vor – und das zu Recht. Weil er zu blöd zum Gucken ist, rutscht er in einer mehr als sichtbaren Wasserpfütze aus, die sich im Hausflur ausgebreitet hat. Er vermutet weniger einen Rohrbruch als einen ungebetenen Eindringling im Haus und bewaffnet sich mit einem Messer. Bei der Suche nach der Ursache für die Flutung findet er heraus, dass ein äußerst wahnsinniger Mensch einen Gartenschlauch direkt am Hauseingang platziert hat, um damit den Hausflur zu überfluten. Falls der perfide Plan vorsah, dass Bill nass wird, dann ist er voll aufgegangen. Und ich frage mich: Welcher Teufel kann nur so etwas Abscheuliches getan haben? Das ist kein Spaß mehr, das ist astreiner Psychoterror!

Bill muss die Schweinerei folglich umgehend sauber machen und hängt nass gewordene Stofffetzen draußen im Garten auf (wer sein Geld für technischen Schnickschnack zum Fenster herauswarf wie Bob, hatte eben kein Geld mehr für so etwas Profanes wie einen Wäschetrockner), als er ein weibliches „Hallo“ vernimmt und plötzlich die über beide Ohren strahlende Rose in einem Glitzerkleid auf der Veranda stehen sieht. Anstatt sich zu fragen, warum diese Frau ihn wegen des Kostenvoranschlags ausgerechnet am späten Abend mit einem Besuch beehrt, kommentiert der verzauberte Bill das unerwartete Wiedersehen mit einem lächerlich kitschigen Selbstgespräch: „Da ist sie ja, ein kleiner Engel wie von einem Weihnachtsbaum.“ (?!) Das wird noch gleich dreimal lächerlicher, wenn wir uns vor Augen führen, dass dieser Satz von Bruce Willis gesprochen wird. Von unserem John McClane! Damit nicht genug, tauschen sie auch noch diesen Dialog aus:

Rose: Ein fantastisches Haus. Vielleicht ein bisschen cool, aber sehr geschmackvoll, richtig?
Bill: Ja. Und nass.
Rose: Genau wie Sie.
Bill: Cool oder geschmackvoll?

Und das Festival der Peinlichkeiten geht weiter. Bill führt die mysteriöse Rose, mit der er bis dato keine drei Minuten gesprochen hatte, zum Essen in ein Restaurant aus, wo sie sich mit ihrem Gesäusel gegenseitig einnebeln – und das Love Theme säuselt im Hintergrund kräftig mit. Ich sage euch: Das ist jetzt ganz schwere Kost.

– Bill gesteht Rose seine Farbenblindheit. Darauf sie: „Aus Respekt vor Ihrem Unvermögen verzichte ich zukünftig auf Lippenstift.“
– Rose sagt Bill auf den Kopf zu, dass er Therapeut ist: „Es ist die Art, wie Sie mich ansehen. Sie betrachten mich eher als einen Fall und nicht als eine Frau.“
– Bill analysiert Rose: „Sie sind ein Traumgeschöpf, Quecksilber, eine Vision am anderen Ende eines überfüllten Raumes. Sie sind die vollkommene Projektion, substanzlos und ohne Regeln, leichter als Luft. So müssen Ihre Füße nie diese glühend heißen Kohlen berühren, über die wir anderen laufen müssen.“ (!!!) Und Rose dazu: „Ja. Es ist, als ob man kein Rot sieht.“ (???)

Dialogzeilen, die mich abwechselnd hysterisch lachend und weinend erst den Lauf eines Revolvers liebkosen lassen, um anschließend aus dem 50. Stockwerk eines Hochhauses springen zu wollen. Autsch, ist das alles widerlich. Bruce, wie konntest du diese Sätze überhaupt sprechen? Und wenn du sie schon sprichst – wie konntest du einen Take bewerkstelligen, ohne in schallendes Gelächter ausbrechen? Man kann als Zuschauer eigentlich unmöglich ohne Fremdschamesröte im Gesicht aus dieser Szene gehen. Ein fast 40-jähriger Psychiater verfällt wie ein verliebter Schuljunge einer halb so alten Frau – und der fast 40-jährige Psychiater sieht aus wie John McClane, der es erfolgreich mit einer ganzen Terroristenarmee aufgenommen hatte.

Und wir sind immer noch nicht durch damit. Wir erinnern uns: „Color of Night“ ist ein Erotikthriller. Bisher hatten wir wenig Thrill und noch weniger Erotik, genauer: gar keine. Rose ruft ein Taxi, aber Bill will sie nicht einfach so gehen lassen und fällt in aller Öffentlichkeit wie ein ausgehungerter Tiger über sie her. Heiße Küsse werden ausgetauscht, und am liebsten würde er sie auch an Ort und Stelle ausziehen und durchorgeln, doch wenigstens Rose hat noch etwas Anstand und erlaubt ihm zwar einige Berührungen an etwas heikleren Körperstellen wie ihrem Arsch, reißt sich dann aber los, um ins georderte Taxi zu steigen. Der perplexe Bill möchte sie gern selbst fahren, aber Rose weiß, was sie will, macht ihn noch kurz auf die sich abzeichnende Latte in seiner Hose aufmerksam und fährt dann davon, ohne ihm trotz dessen Nachfrage ihre Nummer oder Adresse zu geben („Wieso? Soll ich auf die Erde fallen und mir die Füße verbrennen? Wie war das mit Quecksilber und leichter als Luft?“). Bill bleibt sexhungrig zurück und kann nur noch dumm labern: „So entschwebt sie auf ihren süßen jungen Beinen, winkt ihm noch einmal kurz zu und fährt weg, ohne sich umzusehen.“ (??!) Ich weiß nicht, wer den Einfall hatte, Bill Roses Auftritte in Form von Selbstgesprächen kommentieren zu lassen, aber wer auch immer ihn hatte, hatte den dämlichsten Einfall im an Dämlichkeiten nicht armen Skript.

Ein neuer Tag. Bill erhält in seiner Praxis (oder vermutlich eher in der von Bob – R.I.P. Bob, dein Kumpel mag deinen Tod schon vergessen haben, ich habe das nicht) Besuch von einem jungen Mann, der später noch den Namen Dale Dexter erhalten wird. Er ist Richies Bruder und, obwohl nur unwesentlich älter als er, zugleich sein Vormund – und als dieser hätte er es gern, wenn Richie aus Bills Montagsgruppe genommen werden würde. Seiner Meinung nach benötige er Normalität und keine Psycho-Sklaverei, denn erst die hätte Richie richtig krank gemacht. Da das Gruppengespräch allerdings eine Zwangstherapie ist, verspricht Bill, sich einmal mit Richies Bewährungshelfer in Verbindung setzen. Genau das wollte Dale hören, und er bedankt sich.

Dann lernen wir Casey auch mal außerhalb der Montagsrunde kennen. Das trifft sich gut, weil wir über seine psychischen Probleme bislang am wenigsten Bescheid wissen. Er provoziert gern und ist Maler. Mehr wussten wir bislang nicht. Allerdings wird mir auch während dieser Szene nicht klar, was genau sein psychisches Problem sein soll. Sicher, eine Kamerafahrt offenbart, dass seine vorrangigen Bildmotive freizügige Frauen in Ketten sind, und am Ende der Kamerafahrt sehen wir auch Casey in Aktion, wie er seine außerhalb des Bildes bleibende Gespielin als „Schlampe“ tituliert und von dieser der Geräuschkulisse nach zu urteilen ausgepeitscht wird, aber sadomasochistische Tendenzen würde ich nun nicht unbedingt als Fall für den Psychologen ansehen – erst recht nicht mehr anno 1994.

Damit ist die Stippvisite auch schon wieder beendet. Es geht zurück zu Bill, der gerade vom Joggen zurückkommt und einen Blick in den Briefkasten werfen will. Vielleicht sind ja Schecks für Bob eingetrudelt, die er mal eben schnell einsacken kann. Als er den Briefkasten öffnet, erlebt er eine böse Überraschung: Jemand hat eine quicklebendige Klapperschlange hineingesteckt. Vor Schreck wirft er sich auf die Straße und wird dabei fast von einem bekloppten Autofahrer überfahren, der Bill beim Vorbeifahren zwar laut anhupt und anschreit, aber die Geschwindigkeit dabei nicht drosselt, obwohl er dazu noch reichlich Zeit gehabt hätte.

Es mag merkwürdig anmuten, aber das hier sieht Regisseur Rush offenbar als hochspannende „Wird die Schlange Bill beißen?“-Sequenz, die er noch dadurch verstärken will, dass Rettung in Gestalt eines Mannes mit Laubbläser ganz in der Nähe ist, der ihn aufgrund der Lautstärke des Arbeitsgerätes aber leider nicht hören kann. Also muss sich Bill selbst helfen. Todesmutig stürzt er sich auf einen günstig am Wegesrand stehenden Klein-Lkw mit offener Ladefläche und greift von dort einen Spaten, mit dem er dann auf den Briefkasten einhämmert. Mit Erfolg! Durch die Wucht wird die Schlange herausgeschleudert und tritt über den Asphalt kriechend die Flucht an. Gerettet! Das hatte fast das Spannungspotenzial der Wasserschlauchszene von vorhin. Bill herrscht die davonschleichende Schlange an (?!): „Ich gehe nicht nach New York zurück! Hast du verstanden? Das ist mein letztes Wort!“ Gut, es hat nicht ganz die Wirkung der Schlangenrede aus dem Lou-Ferrigno-„Sinbad“ („Die Menschen hassen dich, nicht wahr? Weißt du, du hättest dir damals die Geschichte mit Adam und Eva verkneifen müssen“), aber: Bruce Willis brüllt eine Schlange an! Das sieht man nicht alle Tage. Und gut zu wissen: Nun plant er also doch zu bleiben. Das hörte sich vorhin noch deutlich skeptischer an. Aber gut, wenn niemand etwas dagegen hätte, dass ich in eine superteure Villa in L.A. einziehe, die mir nicht gehört, und einen superteuren Wagen fahre, der mir nicht gehört, könnte mich mein Heimatort auch gepflegt am Arsch lecken.

Noch mit Adrenalin vollgepumpt muss sich Bill mit einem neuerlichen Besuch von Martinez herumschlagen, der den Vorwurf, nie da zu sein, wenn man ihn mal brauche, erwartungsgemäß unsensibel mit Gelächter kontert. Ein Mordanschlag mit einer Klapperschlange? Zum Schießen! Martinez folgt Bill ins Haus und bringt ihn dort auf den aktuellen Stand: Jeder in der Gruppe hat ein Alibi – bis auf Casey, den Bill allen Ernstes auf Nachfrage entgegen dessen bisherigen Verhalten als „gute[n] Junge[n]“ bezeichnet. Darüber hinaus hat Martinez auch Nachforschungen zu Bills Verhältnis zu Bob betrieben und dabei herausgefunden, dass es vor allem durch Konkurrenzkampf geprägt war. Damit möchte er wohl sagen, dass Bill auch noch zum Kreis der Verdächtigen gehört. Der hat kein Problem damit, die Spannungen zwischen ihm und seinem Buddy offen zuzugeben: Bobs Weg ging nach oben, sein eigener nach unten. Klar, dass da Konflikte entstanden sind.

Da läutet es an der Tür, und auf dem Überwachungsmonitor erscheint unsere Femme fatale in rotem Kleid: „Rose, der alte Blechschaden“, wie sie sich selbst in der Gegensprechanlage vorstellt. Das kann nur eins bedeuten: Love Theme! Selbst ein Arschloch wie Martinez respektiert das Privatleben anderer Leute (überraschend genug!) und macht sich vom Acker, um die beiden ganz sich selbst zu überlassen. Bill kommentiert ihr Erscheinen in gewohnt idiotischer Manier: „Da kommt sie, schwerelos auf Wolken schwebend und ein kurzes Kleid von undefinierbarer Farbe.“ (???!) Noch mehr solcher Sprüche, und ich muss mir das Trommelfell durchstechen, wie es die bösen Kommunisten in „If Footmen Tire You, What Will Horses Do?“ bei Christenkindern getan haben. Rose und Bill machen genau da weiter, wo sie bei ihrem letzten Treffen aufgehört haben – mit einem intensiven Kuss und noch mehr dummen Dialogen.

Rose: Ich habe nachgedacht. Vielleicht bräuchte ich auch einen Psychiater.
Bill: Ich kann dir jemanden empfehlen.
Rose: Mir geht’s schon viel besser.
Bill: Gott, hast du mir gefehlt!
Rose: Dieses Mal mache ich dich glücklich.

Womit wir unmittelbar in die berühmte und vor allem berüchtigte Sexszene überleiten, in der sich Rose und Bill zum nun wirklich voll aufdrehenden Love Theme gegenseitig in den Swimmingpool stürzen, sich darin ihre Kleider vom Leib reißen (Pimmel-Shot!) und es wie die Karnickel treiben – oberhalb und unterhalb der Wasseroberfläche. Er küsst sie vom Bein zur Brust aufwärts und saugt sich an ihrer rechten Brustwarze fest. Später steht Bill wie ein Pascha mit ausgebreiteten Armen am Beckenrand und lässt es sich gefallen, wie sich Rose an seinem Gemächt reibt. Das volle Programm Wasserakrobatik also. Das dauert vor allem im Unrated Director’s Cut lange – natürlich bei Weitem nicht so lange wie in den heutigen Pornos, wo ein einzelner Geschlechtsakt auch mal 30 bis 40 Minuten gehen kann, aber lang genug für einen Mainstream-Hollywood-Film, um die US-amerikanische Allgemeinheit Zeter und Mordio schreien zu lassen. Zumal der Sex im Swimmingpool nicht aufhört. Danach nagelt der potente Bill die schöne Rose einfach auf dem Küchentisch weiter. Und weil er immer noch kann, nimmt er sie schließlich Doggy-Style im Bett durch. Rush gibt hier alles und lädt die Szene mit einigen visuellen symbolischen Details wie hinter dem Swimmingpool spritzenden Wasserfontänen und einer Einstellung von zwei Menschen auf, die mit ihren Hängegleitern schwerelos durch die Luft wirbeln.

Nach letztendlich nur drei Minuten, die sich aber viel länger anfühlen, bittet Rose Bill mitten im Liebesspiel darum, sich in einen schicken Anzug zu werfen, und zwar sofort!! Bill scheint ob dieser Bitte ähnlich irritiert wie ich, tut aber für seine schwebende Quecksilberfrau alles, was sie verlangt. So sitzt er in der nächsten Szene etwas verloren im Anzug am Esstisch und bekommt Essen serviert – von einer nach wie vor völlig nackten Rose. (?!) Sie wundert sich, warum er nichts isst. Könnte es vielleicht daran liegen, dass er lieber weiter ficken als essen wollte? Bill meint: „Es wäre schöner, wenn es zehn Zentimeter weiter links stünde.“ Mit „es“ ist Roses Teller mit dem Essen gemeint, und so tut sie Bill den Gefallen. Hintergrund der Bitte ist, dass Rose das Essen auf einem Glastisch serviert hat und er nun freien Blick auf ihren Schambereich hat. „Okay, und wenn du das nicht magst, dann hätte ich noch was anderes für dich“, sagt Rose verführerisch und steht auf – woraufhin sie unter der Dusche munter weitervögeln!!

Sexszene, eine Minute Essen, Sexszene. „Color of Night“ ist ein Film der seltsamen Entscheidungen. Ich habe ihn längst liebgewonnen.

Das Männermagazin „Maxim“ zeichnete diese Szene übrigens 2000 als beste Sexszene der Filmgeschichte aus. Die Begründung: „It’s just absolutely a fornicata-thon! A woman he doesn’t know topples into his pool and then they have sex in the bed. Then they take a break and she cooks him a steak… in the nude.“ Davon abgesehen erwischt es die Szene allerdings eher hart in den Filmbesprechungen. Sie sei lächerlich und viel zu lang, heißt es mitunter. Sicherlich spielen auch die Bruce-Willis-bumst-Lolita-Vibes und die allgemein herrliche Schrägheit des Films eine Rolle dabei. Wenn ich aber meine unbescheidene Meinung dazugeben darf: Ich habe vielleicht Erotischeres, aber gleichzeitig weitaus Unästhetischeres und Unbeholfeneres in meinem Leben gesehen – und, verdammt, Dominic Frontieres Soundtrack an dieser Stelle ist einfach Zucker für die Ohren. Wie gesagt: Es waren diese fünf Minuten, die über die Jahre in meinem Kopf hängen geblieben sind – und die sie untermalende romantische Melodie gehört dazu. Irgendwas muss Rush hier also richtig gemacht haben.

Ach, und was die Tumulte um „Bruce’s Willis“ angeht, weil mitunter kolportiert wird, man würde lediglich den Schwanz eines Doubles sehen – ich habe nachgeforscht (alles nur für euch treue Leser!). Aus dem R-Rated Director’s Cut kann man es nicht mit Bestimmtheit herleiten, weil bei der Unterwassereinstellung, in der Willis(?) sich mühevoll seiner Badehose entledigt, der Kopf des Schwanzträgers an der Wasseroberfläche bleibt. Ein Körperdouble wäre also im Bereich des Möglichen (was man fast hoffen will bei diesem unästhetischen käsigen Arsch!). Im Unrated Director’s Cut sieht man aber etwas mehr: Da muss Jane March Bruce Willis noch vom Hals abwärts küssen. Die Kamera beginnt über Wasser mit Willis‘ Gesicht und folgt dann March unter Wasser – und das, was da durchs Bild schwimmt, als sie ihn bis zu den Beinen liebkost, ist eindeutig der Penis unseres liebsten Action-Stars! Im Sinne der Gleichberechtigung eine feine Sache von Bruce, finde ich.

Aber auch der schönste Sex hat leider irgendwann ein Ende, und so wartet am nächsten Tag der langweilige Alltag auf Bill. Er holt sich aus dem Archiv einer psychiatrischen Einrichtung (oder so) Informationen über Richie und seine Vergangenheit ein und erfährt von einer Frau, dass dieser in seiner Kindheit vernachlässigt und missbraucht wurde und einen Kinderpsychologen namens Dr. Niedelmeyer hatte, der allerdings mittlerweile pensioniert und daher aus den Akten verschwunden ist.

Ich habe „Color of Night“ eben als einen Film der seltsamen Entscheidungen bezeichnet. Diesen Faden nehme ich gern an dieser Stelle wieder auf, weil einmal mehr die Frage mitschwingt, ob Richard Rush hier einen ernst gemeinten Erotikthriller abliefern oder uns alle ganz gewaltig auf den Arm nehmen möchte, um sich bis ans Ende seiner Tage (das 2021 im Alter von 91 Jahren gekommen war) über die Zuschauer, die diesen Film ernst genommen haben, zu amüsieren. Der Grund ist folgender: Wir folgen Sondra in ihr Privatleben, in dem sie mit ihrer Freundin von einem Einkaufsbummel heimkommt. Jene Freundin trägt eine überdeutliche rote Walleperücke und hat dasselbe Pferdegebiss wie Jane March – was wiederum daran liegt, dass sie von Jane March gespielt wird! Das Irritierende daran: Das hier soll nicht Rose mit roter Walleperücke sein, sondern offenbar ein völlig anderer Charakter, und zwar Bonnie. Will Rush, dass wir Bonnie als Jane March erkennen oder meint er, er könnte mithilfe der Perücke verschleiern, dass Bonnie Jane March ist? Wenn Ersteres stimmt – warum macht er das? Und wenn Zweiteres stimmt – hält er das Publikum für Vollidioten? Ähnlich verhält es sich doch bei Richie, dessen grotesker Maske man auch hundert Meter gegen den Wind ansieht, dass dahinter irgendein zu enthüllendes Geheimnis steckt. Und das soll wohl auch niemandem auffallen? Oder soll es ja gerade allen auffallen?! Waaaah!

Wie dem auch sei – wir müssen halt das nehmen, was der Film uns anbietet. Bonnie ist Feuer und Flamme für ihr neu gekauftes Kleid und möchte es gleich mal anprobieren. Sollte sich jemand keine Gesichter merken können, könnte man Jane March spätestens jetzt an ihren Brüsten erkennen. Obwohl bei den Therapiesitzungen doch immer so aufgedreht, ist Sondra gegenüber ihrer Freundin deutlich zurückhaltender. Das liegt daran, dass sie verunsichert ist, weil Bonnie ihr wohl seit geraumer Zeit Blicke zuwirft, die sie nicht richtig einordnen kann. Machen wir es kurz: Bonnie ist in Sondra verliebt, und Sondra weiß noch nicht so recht, ob das auf Gegenseitigkeit beruht, weil sie ihre Sexsucht bislang vermutlich ausschließlich mit Männern auslebte. Tatsächlich sind sie kurz davor, einen Kuss auszutauschen, bis sie jäh durch Sondras Telefon unterbrochen werden und Bill seinen sofortigen Besuch ankündigt. Sondra ist begeistert (frisches Männerfleisch!), Bonnie aber schwer enttäuscht, weil sie hoffte, sie und ihre Freundin würden heute Zeit miteinander verbringen. „Niemand mag dich so, wie ich es tue“, seufzt sie und drückt Sondra zum Abschied einen Kuss auf den Mund.

Bonnie stürzt raus und stößt dabei fast mit Bill zusammen, der gerade eintreten will. Das geht so schnell, dass er ihr nicht ins Gesicht blicken kann. Schade. Hätte er das tun können, wären wir vielleicht schlauer. So aber bleibt weiter offen, ob Bonnie Bonnie oder Bonnie Rose ist. Oder ist Bonnie Roses Zwillingsschwester? In dem Fall wäre Bonnie wohl Bonnie. Hoffentlich. Aber ist Rose Rose? Oder ist Rose Bonnie? Mein Kopf tut weh.

Bill möchte – vermutlich zu Sondras Enttäuschung – nicht mit ihr schlafen, sondern sie in einem Einzelgespräch über Richie ausquetschen, weil sie zu dem gestörten Jungen im Gegensatz zum Rest der Therapiekursteilnehmer ein enges Verhältnis hat. Sie kann ihm aber lediglich darüber Auskunft darüber geben, dass Richie als Kind sexuell missbraucht wurde, was für Bill eigentlich kein Neuland sein dürfte, aber merkwürdigerweise ist. Hä? Er war doch gerade erst bei der Frau, die ihm aus Richies Akte vorgelesen und dabei explizit auch von Missbrauch gesprochen hatte. Hat er das schon wieder vergessen?

Auf Bills Frage hin, ob Richie eine gewalttätige Ader hätte, lernt er Sondra von einer anderen Seite kennen. Sie fährt den Psychiater grob an, Richie hätte Bob nicht getötet. Er solle sich lieber mit Clark auseinandersetzen, denn der Typ möge zwar immer so harmlos tun, sei in der Vergangenheit aber auch schon mal auf Bob losgegangen. Damit bringt Sondra uns dankenswerterweise in Erinnerung, dass „Color of Night“ ja eigentlich ein Whodunit ist und es einen Mord aufzuklären gilt, den jeder begangen haben kann, weshalb sich die Verdächtigen ja gegenseitig die Schuld in die Schuhe schieben müssen. Bill ist nur unwesentlich klüger geworden und geht wieder. Da kündigt sich auch schon Sondras nächster Besuch an: ihr Fitnesstrainer, dem sie gleich sexuell ausgehungert in die Arme springt. Ein weiterer Hinweis auf das eigenwillige Humorverständnis der Drehbuchautoren, fürchte ich.

Bills nächstes Ziel ist ein ziemlich verfallen aussehendes Gebäude. Im Haus selbst meldet sich niemand auf sein Klopfen, dafür grenzt aber direkt nebenan eine Werkstatt an, in der Richies Bruder Dale gerade mit Schweißen beschäftigt ist. Bill ist eigentlich nur deshalb vorbeigekommen, um ihm mitzuteilen, dass er Richie für nicht gesund hält und daher nur ablehnen kann, den Jungen aus seiner Montagabendgruppe zu entlassen. Das ist nicht gerade das, was Dale hören wollte: „Wenn ein Mensch in seinem Kopf ein Geschoss hat, lassen sie es manchmal einfach drin, denn an dem Gehirn rumzufummeln, könnte den Menschen paralysieren.“ Was denn bei Richie dieses „Geschoss“ sei, möchte Bill wissen, aber Dale will nicht darüber reden, und man geht uneinig auseinander. Ich weiß nicht, wie es euch geht, aber für mich scheint die Lösung des Mordfalls in Verbindung zu Richie zu stehen. Der Film ist wirklich nicht sehr gut im Verschleiern…

Tja, und dann wäre da ja noch Kinderpsychologe Dr. Niedelmeyer, der etwas Licht ins Dunkel bringen könnte, was Richie in seiner Kindheit widerfahren ist. Als Bill in der nächsten Szene vor seiner Tür steht, findet er darin aber nicht den Psychologen, sondern lediglich dessen verbitterte Witwe vor, die ihm nicht mehr sagen mag, als dass ihr Mann im vergangenen Jahr gestorben sei und sehr viel gelitten hätte. Alle Nachfragen zu Richie blockt sie konsequent ab und knallt ihm die Tür vor der Nase zu.

Es ist verblüffend: Bills Besuch bei Dale und Mrs. Niedelmeyer waren doch glatt zwei Szenen am Stück, in denen sich „Color of Night“ am Riemen gerissen hat und ohne gröberen Unfug und/oder diverse Merkwürdigkeiten ausgekommen ist. Das wird sich aber vermutlich genau jetzt wieder ändern, weil Bill in die nächste Montagsrunde geht, die ja bekanntlich von aufgedrehten und sich gegenseitig hochschaukelnden „Schizis“ bevölkert wird. Zu dem Anlass hat ihnen Bill ein Thema mitgebracht: Was wollen Sie an Ihrem Partner ändern? Eine richtige Antwort auf diese Frage wird keiner der Patienten geben, aber dafür erfahren wir etwas über ihren Beziehungsstatus:

– Sondra ist derzeit Single. Sie hat mit Bonnie (oder Rose?) allerdings eine wirklich gute Freundin, die ihrer Meinung nach gern ein Kerl sein dürfte.
– Sado-Maso-Spezi Casey geht seit einem Monat mit einer „transzendentale[n] Schönheit“, die für ihn Modell steht und keine Hemmungen kennt.
– Buck hat kürzlich eine junge zerbrechliche Frau kennengelernt, in die er schwer verschossen ist. Jedenfalls hätte er nicht gedacht, dass er nach dem Tod seiner Frau noch einmal so etwas empfinden würde.
– Richie hat nur seinen Bruder Dale, von dessen Liebe er sich aber manchmal erdrückt fühlt.
– Clark weigert sich zunächst, Details über sein Liebesleben preiszugeben, wird dann aber von Sondra so aufs Blut gereizt, dass er zugibt, eine Freundin zu haben. Am meisten erstaunt mich aber kurz zuvor, dass er Sondra in seiner Wut ein aggressives „Du promiskuitive Fotze!“ an den Kopf werfen kann, ohne sich beim Wort „promiskuitiv“ zu verhaspeln. Macht ihm das mal nach!

Na bitte – Clarks wildes Geschrei atmete endlich wieder den vertrauten Duft der vergangenen beiden Sitzungen. Das war mir zuvor schon fast zu viel der Normalität und Harmonie.

Nach diesem Wutausbruch sucht Bill Clark am nächsten Tag bei sich zu Hause auf. Clark entschuldigt sich dafür, die Beherrschung verloren zu haben. Eher überraschend fällt sein Fazit zu Sondra, die ihn ja erst zum Ausflippen getrieben hat, positiv auf: Sie sei eigentlich eine sehr warmherzige Frau, in die er vielleicht sogar verliebt sei. Dann aber präsentiert der Anwalt dem Psychiater ein zerschnippeltes Kleid. Das gehöre seiner aktuellen Freundin, und Sondra hätte es zerschnitten. Okay, Sondra beschuldigt Clark der Unbeherrschtheit, Clark beschuldigt Sondra der Unbeherrschtheit. Die beiden können wir schon mal wegen akuter Offensichtlichkeit von der Verdächtigenliste für den Mord an Bob streichen.

So, kurzer Blick auf die Uhr. 80 Minuten sind um, ein wüster Cocktail mit jeder Menge zusammengepanschter Zutaten: spektakulärer Selbstmord, blutiger Mord, heißer Sex, cholerische Bullen, Nymphomaninnen, gestörte Menschen im falschen Körper, Sadomasochisten, Zwangsneurotiker, gebrochene Witwer, Femmes fatales, rätselhafte Doppelgängerinnen, Bruce Willis’ Penis usw. Wir haben eigentlich alles, aber eine Sache fehlt noch – und das ist in Anbetracht der Tatsache, dass wir einen Hauptdarsteller im Cast haben, der bis dahin immerhin zweimal John McClane war, ein Sakrileg: eine Actionszene! Und darum wird das jetzt nachgeholt…

Bill ist mal wieder in „seinem“ Mercedes auf dem Highway unterwegs und erhält einen Anruf vom mysteriösen Killer, der sich für das Telefonat eine verfremdete Piepsstimme zugelegt hat: „Siehst du mich denn nicht? Ich bin der rote Wagen! Du hast Kacke im Auge und Scheiße im Hirn, du schwuler Kretin!“ Wie alt ist der Killer? 12? Der farbenblinde Bill sieht sich panisch um, natürlich erfolglos, weil für ihn ja nun mal die Gleichung Rot = Grau gilt. Also beschleunigt er, aber zu spät: Er hat bereits den geheimnisvollen Anrufer direkt an den Hacken kleben und wird mehrfach gerammt. Es schließt sich eine Verfolgungsjagd an, bei der es Bill einfach nicht gelingen will, seinen Widersacher abzuschütteln, der auch verstärkt neben ihm auftaucht und sich ein Kopf-an-Kopf-Rennen mit gegenseitigem Anstupsen liefert. An einer Stelle nimmt das rote Auto einen vollen Einkaufswagen mit, und dieser Moment ist deshalb ausgesprochen erheiternd, weil man zuvor noch die Nutzerin des Einkaufswagens sehen kann, wie sie ihn dem Fahrer des roten Autos extra noch etwas weiter auf die Fahrspur schiebt, damit der für den besseren Action-Effekt auch wirklich voll in ihn reinfährt und ihn nicht nur streift.

Nur wenige Augenblicke später startet McClane… äh… Bill eine Harakiri-Aktion und rammt seitlich einen mit mehreren Autos beladenen Autotransporter. Dabei erwischt er genau die Hebelvorrichtung, um die oberen Wagen vom Lkw auf die Fahrbahn purzeln zu lassen, womit er zwar reichlich Blech- und vermutlich auch einigen Personenschaden anrichtet, nicht aber sein eigentliches Ziel erwischt. Dolle Aktion, Bill. Natürlich verlagert sich das Duell – gewisse Klischees dürfen einfach nicht fehlen – bald auf einen Bahnübergang, dem sich im Hintergrund ein Zug schon mit voller Fahrt nähert. Diesmal ist es allerdings Bill, der die Oberhand behalten will und daher den Rückwärtsgang einlegt, um den an seiner hinteren Stoßstange hängenden Killer auf den Schienen zu halten, auf dass der Zug mit Karacho in ihn reinrausche (!). Die Zugkatastrophe mit Dutzenden Toten wäre aus seiner Sicht also lediglich ein vernachlässigenswerter Kollateralschaden, wenn er nur den Tod seines Freundes rächen kann. Weil der Killer etwas dumm ist, geht er auf das Kräftemessen ein und legt nicht etwa ebenfalls den Rückwärtsgang ein, um schnellstens die Schienen zu verlassen, sondern fährt weiter vorwärts, sodass er nur das Gaspedal durchtritt, aber quer auf den Schienen stehen bleibt. Erst im letzten Moment fahren der Killer rück- und Bill vorwärts. Damit wäre zugleich auch Bills Verfolger mit mörderischer Absicht abgehängt, denn nun befindet sich der durchfahrende Zug zwischen ihnen. Durchatmen.

Danach ist erst einmal wieder ein Treffen mit Martinez angesagt, der mit Informationen über die Montagabendgruppe um die Ecke kommt, die nun wirklich nicht überraschen, wenn man die teilweise unterschwellige, teilweise offene Gewaltbereitschaft der Truppe während der Sitzungen hautnah miterlebt hat: Clark hat seine Ex-Frau krankenhausreif geprügelt; Sondra ist mit Messer und Gabel auf ihren Vater losgegangen, und einer ihrer Ex-Männer starb eines nicht natürlichen Todes; Richie wurde wegen Drogen festgenommen; Casey hasst seinen Vater so sehr, dass er dessen Haus in Brand gesetzt hat. Nur zu Buck hat Martinez nichts gefunden. Alle könnten es also gewesen sein, was jetzt genau was am Sachstand von vor einer Minute ändert? Ist dieser Whodunit nicht aufregend? Schon klar, vergesst meine Frage.

Obwohl es bereits stockdunkel ist, es in Strömen regnet und – natürlich! – ein Gewitter losgebrochen ist, sucht der ehrgeizige Bill noch in derselben Nacht Buck auf, um mehr über ihn zu erfahren, jedenfalls mehr als das Nichts, das sich Martinez zusammenrecherchiert hat. Er findet Buck in einer schwer depressiven Verstimmung vor, mit einem Revolver in der Hand, dessen kugelförmigen Inhalt er sich möglicherweise in den Kopf gejagt hätte, wenn Bill nicht gekommen wäre. Ein Held! Im Wohnzimmer öffnet sich der völlig aufgelöste Witwer dem Psychiater: Frau und Tochter wurden seinerzeit vor seinen Augen von einem Raubmörder erschossen – und das für läppische 31 Dollar. Der Täter wurde nie gefasst. Ich hatte es weiter oben schon geschrieben: Wenn hier einer eine glaubwürdige Vorstellung abliefert, dann ist es Lance Henriksen in seiner Rolle als Buck. Irgendwie schade, dass das in diesem Zirkus untergeht.

Nach diesem dramatischen Geständnis will Bill vermutlich nur noch schnellstmöglich in die Koje hüpfen, doch bei seiner Rückkehr stellt er schon wieder Verdächtiges fest: Das Tor zu „seinem“ Haus steht offen. Vorsicht ist die Mutter der Porzellankiste. Was könnte es nur diesmal sein? Ein weiteres fieses Schlauchattentat mit ganz viel Wasser? Oder hat der Einbrecher diesmal Müll im Hausflur verstreut? Das Stromkabel für den Staubsauger zerschnitten? Ich kann euch beruhigen: Es ist nur Rose, für die offenbar die jüngste Liebesspielarie Grund genug war, in „Bills“ Haus ein- und ausgehen zu können, wie es ihr gerade passt. Bill ist darüber weniger begeistert, als sie zuvor angenommen hatte. Da hilft es auch nicht, dass sie gerade nur mit einer Schürze bekleidet ist und sonst ganz nackt mit blankem Arsch was Leckeres für ihn kocht. Äh. Nackt kochen schön und gut (mir gefällt das wirklich, vor allem, weil Jane March die Köchin ist), aber mal ehrlich, Rose – auf einer Skala von 1 bis 10: Wie klug ist es, heimlich des Nachts das Haus eines Mannes zu betreten, der gerade den Selbstmord einer Patientin und Mord eines guten Kumpels verarbeiten muss und – zumindest nach eigenen Angaben – mit den Nerven völlig runter ist? „Hier werden Menschen umgebracht, und du rennst hier rum, als wärst du im verdammten Disneyland!“, tobt Bill los und bringt damit Rose zum Weinen, die es doch nur gut gemeint hatte. Das hat er nun aber auch wieder nicht gewollt, und so bitten beide um Verzeihung: er für seinen Ausbruch und sie für ihre Torheit. Alles wieder gut. Sex?

Nein, kein Sex, aber – ein Spielzeugpanzer?! Die nächste Einstellung ist ein vorwärts fahrender Spielzeugpanzer, und eine Kamerafahrt zurück offenbart, dass er über Roses splitternackten Körper fährt, die es sich zwischen Bills Beinen in der gefüllten Badewanne bequem gemacht hat. Bill bedient den Panzer per Fernsteuerung und tut so, als säße General Patton darin. Dazu kommentiert er, wie Patton sich im Panzer mühsam von Roses Beinen („hinter den Hügeln“) über ihren Schambereich („Sumpf“) bis hin zu ihren Brüsten („Rocky Mountains“) fortbewegt, um daran zu scheitern und schließlich im Badewasser zu versinken. Und das war auch schon die Szene.

Jane March und Bruce Willis liegen gemeinsam in der Badewanne und spielen mit einem Spielzeugpanzer. Schnitt. Nächste Szene. Erwähnte ich, dass der Film seltsam ist?

Am nächsten Morgen trifft sich Bill mit Detective Anderson. Ach, hatte ich den bisher noch gar nicht genannt? Das liegt daran, dass er bisher nur in zwei kurzen Szenen vorkam, in denen er überhaupt nichts zu tun hatte: einmal in der Szene im Polizeirevier direkt nach Bobs Tod, wo er von Martinez zur Sau gemacht wurde, weil er, ohne zu klopfen, eingetreten war und ein weiteres Mal vor wenigen Minuten, als Bill nach seinem Treffen mit Buck aus Gründen, die wir gleich erfahren werden, telefonisch den Termin für diese Szene ausmachte. Das ist bemerkenswert, weil Anderson immerhin vom zuverlässigen Eriq La Salle gespielt wird, den man in einer solchen Minirolle nicht verramschen sollte.

Der Grund für das Treffen ist: Bill hat gestern, ohne dass wir dabei gewesen wären, noch von Buck erfahren, dass der früher ein Bulle war, und er ist verwundert, dass Martinez ihm dieses wesentliche Detail verschwiegen hatte, obwohl er – immerhin selbst ein Bulle – einfach davon hätte wissen müssen. Anderson kann ihm da in der Tat weiterhelfen: Martinez hatte einst Bucks Frau gevögelt, und als das herauskam, herrschte natürlich großer Stunk im Polizeirevier. Zwei Tage später wurde dann auch noch Bucks Frau umgelegt, wodurch zunächst Buck und Martinez und später sogar das halbe Revier unter Mordverdacht gerieten. Oha, das sind ja ganz neue Wendungen. Soll das jetzt auch Martinez zu einem möglichen Mörder machen oder warum dieser neu eröffnete Nebenkriegsschauplatz?

Daraufhin verlagert sich das Filmgeschehen mal wieder zu Casey in sein Atelier – wo er von einer ihm bekannten Person überfallen wird! „Was tust du hier?“, wundert er sich, kurz nachdem besagte Person, die wir selbstverständlich aus Gründen weiterer Rätselei nicht sehen, ihm gewaltsam einen Gürtel um den Hals bindet und ihn damit würgt. Der Zufall will es so, dass just in diesem Moment Bill auf seinen Anrufbeantworter spricht und sein Kommen in den nächsten 30 Minuten ankündigt.

Und als Bill dann kurze Zeit später mit „seinem“ Wagen vorfährt, ist er aus mir unverständlichen Gründen sofort von einer inneren Unruhe ergriffen, klingelt hektisch an Caseys Wohnungstür und ruft besorgt von draußen nach dem Maler. Woher will er wissen, dass Casey gerade Besuch vom Killer hat(te)? Intuition? Telepathische Verbindung zum Killer? Es ist nicht so, dass ich diesem Film nicht sogar Letzteres zutrauen würde. Da niemand öffnet, klettert er die Feuerleiter hinauf und verschafft sich über den Balkon von außen Zutritt in die Wohnung. Auf der Suche nach Casey entdeckt er zunächst nur ein kleines gelegtes Feuer und zerstörte Bilder mit Frauenmotiv, ehe ihm die kopfüber an einer dicken Eisenkette nackt aufgehängte und körperbemalte Leiche von Casey entgegenkommt – und das, was er eben noch für auf dem Boden verschüttete graue Farbe gehalten hatte, entpuppt sich in Wirklichkeit als Blutpfütze. Es ist ein schöner visueller Effekt, in der das Grau plötzlich zu Rot wird, sobald Bill erkennt, dass er in Blut kniet, und erinnert daran, was vorhin aus der Autoverfolgungsszene für ein Spannungshöhepunkt hätte werden können, hätten wir nach dem Hinweis des Killers, er säße im roten Wagen, auch die Sichtweise des farbenblinden und somit desorientierten Psychiaters eingenommen.

Zeit für eine weitere Szene mit Sondra und das Bonnie-Mysterium – und damit auf in unsere Lesbenszene des Tages! Die beiden Frauen verbringen nämlich einen gemütlichen Abend bei Sondra zu Hause zu Musik und Kaminfeuer. Die Zeit vertreiben sie sich aber nicht mit einer Runde Monopoly, sondern als Voyeure, weil das Liebespaar nebenan vor offenem Fenster eindeutige Vorbereitungen auf sexuelle Aktivitäten trifft. Das bringt auch den Hormonhaushalt der Freundinnen gehörig in Wallung. Bonnie übernimmt bei den Annäherungsversuchen abermals den aktiven Part, während Sondra sich zunächst ihr gegenüber gewohnt schüchtern gibt, nach einem ausgetauschten Kuss aber merklich mehr will. So ziehen sie sich ihre Oberteile aus, und weil Jane March einen Vertrag unterschrieben hat, der sie zum Vorzeigen sekundärer Geschlechtsmerkmale in 95 Prozent ihrer Szene verpflichtet hat, trägt sie keinen BH darunter. Lesley Ann Warren bleibt zugeknöpft. Allerdings zählt sie in diesem Film auch schon 48 Lenze und hatte dementsprechend vermutlich kein Interesse daran, in diesem Alter noch einmal blank zu ziehen. Der Altersunterschied der beiden Frauen beträgt somit stolze 27 Jahre (zum Vergleich: Willis ist „nur“ 18 Jahre älter als die March). Sondra ist bereit, es nun zum Äußersten kommen zu lassen, doch plötzlich ist es Bonnie, die einen Rückzieher macht und sich verunsichert an Sondras Schulter ausweint. Sondra reagiert verständnisvoll und hält sie im Arm. Okay, also doch keine Lesbenszene. 🙁

Und bevor wir uns weiter den Kopf darüber zerbrechen müssen, warum verdammt nochmal Bonnie die ganze Zeit über wie Rose mit Perücke aussieht, lüftet Rush auch schon das große Geheimnis, das uns immerhin zwei volle Bonnie-Szenen lang beschäftigt hat. Also: Bonnie sieht wie Rose mit Perücke aus, weil sie in Wirklichkeit Rose mit Perücke ist! Voll verrückt, ey! Verraten hat sie dasselbe neben ihrer linken Pobacke gestochene Rosentattoo, das wir schon bei Roses anderen Nackteinlagen gesehen haben. Ich weiß nicht, wie es euch geht, aber mich macht das wahnsinnig: Hat Rush auf halber Strecke eingesehen, dass der Überraschungsknalleffekt eine Fehlzündung war und deshalb bereits an dieser Stelle frühzeitig aufgelöst? Oder hielt er das Rosentattoo hier jetzt tatsächlich für einen Überraschungsknalleffekt, weil alle Zuschauer für ihn gehirnamputiert sind? Will er mich mit Absicht verwirren? Sich über mich lustig machen, dass ich überhaupt all diese Fragen stelle, weil er es eben genau darauf angelegt hat? Verdammt, ich brauche Antworten!

Und es geht irritierend weiter. Für mich wäre die logische nächste Szene gewesen, dass Bill seine grausige Entdeckung sofort Martinez meldet, der ihn daraufhin polternd befragt, was er denn in Caseys Wohnung zu suchen gehabt hätte usw. Alternativ hätte ich mir vorstellen können, dass er schwer gezeichnet „bei sich“ zu Hause im Wohnzimmer sitzt und über die ganze Scheiße sinniert, durch die er gerade watet. Stattdessen liegt er verschlafen auf „seiner“ Couch und freut sich einen Keks, als die mal wieder sehr luftig gekleidete Rose (also die Rose-Rose, nicht die Bonnie-Rose) vor seiner Tür steht. „Und da kommt sie. Mit einem Rucksack auf dem Rücken sieht sie tatsächlich noch jünger aus, als sie in Wirklichkeit ist. Sie stürzt sich in seine Arme…“, kommentiert er bewährt beknackt, kurz bevor sie ihn herzt und knutscht. Ihr Besuch kommt Bill sehr gelegen, weil er ohnehin den Tag über nichts vorhat. Das ist das Stichwort für Rose, um ihr Oberteil zu öffnen und ihm ihre rechte Brust zu zeigen. „Welche Farbe haben meine Brustwarzen?“, fragt sie und lacht sich mit Bill scheckig. Und ich kann wirklich kaum beschreiben, WIE peinlich Bills pubertäre Vergötterung ist, die er seinem Schnuckiputzi angedeihen lässt. „Du hast die ganze Macht, und ich sitze nur hier und warte auf dich“, schwärmt er und fügt noch an: „Wenn es die Abteilung Herz gibt, gibt es nur dich.“ Aufhören, Bill! Mach deine Komplimente meinetwegen, wenn ihr allein seid, aber doch nicht, wenn die Kamera mit dabei ist!

Die Gelegenheit wäre günstig für Rush gewesen, nun eine weitere Fickorgie daran anzuschließen, denn was sonst wollen sie mit einem freien Tag anfangen? Aber als Nächstes blättern die Verliebten erst einmal Bobs rund zehn Jahre alte Fotoalben durch, in denen auch Bill und seine Ex-Frau vorkommen. Rose wäre interessiert an frischeren Bildern, doch sobald ihr Stecher sich dann tatsächlich am Bücherschrank zu schaffen macht, um welche zu suchen, ist ihr das alles gar nicht mehr so recht, und sie entscheidet sich kurzerhand um: „Nein, das ist morbide! Ich will keine mehr sehen. Lass uns nach draußen gehen.“ Dafür, dass Bill Rose für einen von Gott persönlich zu ihm geschickten Engel hält, schaltet er dann doch erstaunlich schnell und wirft ihr einen nachdenklichen Blick zu. Na, Bill, klingelt’s endlich? Da tritt eine Frau von heute auf morgen in dein Leben, über die du nichts, aber auch gar nichts weißt, eine Frau, die dir bis dato nicht mal ihre Adresse und Telefonnummer geben wollte, eine Frau, die kommt und geht, wann sie will, gern auch mitten in der Nacht – und jetzt kommen die Zweifel?

Nach etwas gemeinsamem Sonnenbaden am Pool, bei dem Bill den gestern fast live beigewohnten Mord an Casey immerhin mal kurz erwähnt (würde er es nicht noch einmal extra erwähnen, könnte man glatt vergessen, dass er am Tatort war, so ungerührt, wie er ist), muss sich der Psychiater dann allerdings doch schnell fertigmachen, denn es ist mal wieder Montag, und das bedeutet – Montagabendgruppe! (Und vorhin gegenüber Rose noch so tun, als hätte er heute alle Zeit der Welt.) In Wirklichkeit täuscht er aber nur vor, als würde er duschen, und wartet ab, wie Rose reagiert, wenn sie kurz sturmfrei hat. Sein Plan geht auf: Aus dem ersten Stock beobachtet er Rose heimlich dabei, wie sie in den Fotoalben wühlt und auch etwas mitgehen lässt. Bill hat genug gesehen und ruft nach ihr, woraufhin Rose erschrickt und Hals über Kopf aus dem Haus zu ihrem Wagen spurtet. Bill hechtet hinterher, nimmt die Verfolgung auf und hetzt sie in einer kleinen Actionszene (was man halt so Action nennt, wenn man keine Action kriegt) ein paar Meter durch die Stadt, hält aber inne. Er hat sich das Kfz-Kennzeichen ihres Wagens eingeprägt, und mehr wollte er offenbar nicht.

In der Praxis trudeln nach und nach die Teilnehmer ein (abzüglich Casey, den Bill als entschuldigt fehlend angibt, um niemanden zu beunruhigen) – und Clark fällt Merkwürdiges auf: Da er ja zwanghaft Sachen zählen muss, wie der Film bislang äußerst prominent breitgetreten hat (und mit „äußerst prominent“ meine ich „in T-Rex-Dinosaurier-Fußabdrücken“), ist ihm nicht entgangen, dass während der vorletzten Sitzung noch 59 Bücher in diesen Regalen standen, bei der letzten allerdings nur 58 und heute wieder 59. Bei Bill fällt der Groschen: Sondra hat sich ja damals in der Vorstellungsrunde nicht nur als sex-, sondern auch als klausüchtig vorgestellt und folgert aus dieser simplen 1+1-Rechnung messerscharf, dass sie zwischenzeitlich das Buch gestohlen haben muss. Sondra knickt sofort ein und gesteht, dass es sich um den „van Gogh“ handelt. Bill greift ihn sich umgehend und blättert darin. Enthalten ist im van-Gogh-Umschlag das Notizbuch von Bob, und sein letzter Beitrag lautet: „Ich hatte recht, dass die Drohungen von der Montagsgruppe ausgingen, dieser Zyklus der Qualen. Das Opfer von gestern wird das Monster von morgen. Heute ist der große Tag.“ Dass Psychiater aber auch immer so schwurbeln müssen… Was meint er mit „großer Tag“? Der Tag seiner Ermordung, den er intuitiv spürte? Der Tag, an dem er herausgefunden hat, wer ihm all die Todesdrohungen hatte zukommen lassen? Der Tag, an dem er sich endlich einen Wäschetrockner kaufen würde?

Das mag Bill noch nicht entschieden weiterbringen, dafür entdeckt er aber ein Foto, das weiter hinten zwischen zwei Seiten versteckt ist – und dieses Foto zeigt die nackte Rose mit einer roten Perücke in ihrer Hand! Hinten steht handschriftlich geschrieben (von Bob?): „Ein Soziopath, dem die Selbstbeherrschung fehlt, die ein normales Bewusstsein steuert, ist zu allem fähig. Seine Amoralität ermöglicht es ihm, das in jeder Hinsicht perfekte charmante Chamäleon mit dem Skorpionschwanz zu sein.“ Bill reicht das Foto zunächst an Sondra weiter, der es wie Schuppen von den Augen fällt: Das ist doch ihre Freundin Bonnie! Lesley Ann Warren dreht zu diesem Zweck die Hysterie wieder mehrere Etagen höher, um sich für die Nominierung der Goldenen Himbeere zu qualifizieren (Glückwunsch!). Wieso Sondra das Foto jetzt erst sieht, wo sie das Buch doch immerhin eine Woche lang in ihrem Besitz hatte und das Bild nun sooo gut ja auch nicht versteckt war, ist nicht ganz klar, aber es ist eine Lappalie gegen den dicken Klopper, den uns das Skript jetzt zum Schlucken gibt. Das Bild wird auch an Buck und Clark weitergegeben, und es stellt sich heraus – haltet eure Hosen fest! –: Rose aka Bonnie ist die Freundin von Bill, von Sondra, von Buck und von Clark!

Ich meine es ernst: Rose hat, wenn wir Sondra mitzählen, vier Liebhaber gleichzeitig. Und da ich fest annehme, dass sie auch die transzendentale Schönheit war, mit der Casey vor seinem Tod verkehrte, waren es zwischenzeitlich sogar fünf. Und da das Foto in Bobs Notizbuch liegt, ist ja wohl davon auszugehen, dass Bob der Fotograf gewesen ist – und sie, bevor Bill sie kennenlernte und vögelte, auch mal als Freundin hatte. Immerhin deutete er ja am Abend von Bills Ankunft an, eine Freundin zu haben. Halten wir fest: Rose hatte zusammengerechnet in den vergangenen Wochen also was mit sieben verschiedenen Personen am Laufen.

Und es ist niemandem aufgefallen, dass alle mit derselben Frau ausgehen/ausgegangen sind?! Es ist niemandem aufgefallen, dass Rose sich immer nur mit einer Person zur Zeit treffen konnte und daher ständig verhindert gewesen sein muss?! Diesen Clou kann ich selbst dann nicht hinnehmen, wenn wir davon ausgehen, dass die Sitzungsteilnehmer bis letzte Woche nie über ihre Beziehungen gesprochen haben. Es gibt schließlich noch andere Fragen, die sich daraus ergeben: Wie hat Rose das alles koordinieren können? Wie muss bitte schön ihr Terminkalender aussehen? Hat sie keinen Job, dem sie nachgehen muss, um die nötigen Kröten für ihren Lebensunterhalt zu verdienen? Und die wichtigste aller Fragen: Wen – in drei Teufels Namen – wollen die beiden Drehbuchautoren hier eigentlich verarschen???

Erwartungsgemäß sorgt diese Erkenntnis für viel Trara unter den Teilnehmern. Sondra, Clark und Buck brüllen sich gegenseitig nieder, weil keiner so recht einsehen will, auf ein und dieselbe Bonnie hereingefallen zu sein. Richie als Einziger hier im Raum, der augenscheinlich noch nicht mit Rose rumgemacht hat, hält sich aus der allgemeinen Unruhe heraus, wirft einen Blick auf das Foto, nimmt es an sich und rennt weg…

Und in der nächsten Szene ist Martinez vor Ort und hält eben dieses Foto, das Richie gerade mitgenommen hatte, in seinen Händen. Äh, was? Für einen Moment könnte man denken, dass es vielleicht Richie gewesen ist, der die Polizei gerufen und vorübergehend das Foto gesichert hat, um es der Polizei als Beweisstück zu übergeben, aber da er in der gesamten aktuellen Szene nicht zugegen ist – und obendrein auch von keinem vermisst wird! –, halte ich einen groben Anschlussfehler für die wahrscheinlichste Erklärung.

Martinez heimst von mir umgehend stehenden Applaus ein, als er der versammelten Belegschaft ihre Dummheit so richtig schön dick aufs Butterbrot schmiert: „Wie im Namen des Herrn konnten Sie alle mit derselben Frau ausgehen?“ Auch eine Art, mit den eklatanten Drehbuchschwächen umzugehen – sie einfach laut und deutlich durch eine Figur aussprechen zu lassen. Rose ist ab sofort also Verdächtige Nummer eins. Nur Pech, dass niemand so recht weiß, wer sie ist und wo sie wohnt. Das muss sich auch der liebeskranke Bill eingestehen, aber weil ihm die herablassende Art, wie Martinez nicht nur über Rose spricht (er bringt das „Guinness-Buch der Rekorde“ für sie als die Frau mit den meisten Liebhabern gleichzeitig ins Spiel), so gar nicht gefällt, versucht er ihn mit seinem Wissen über Martinez’ Affäre mit Bucks toter Frau zu provozieren. Sehr professionell, das vor den Augen seiner Patienten und natürlich vor allem von Buck zu tun. Weil Martinez aber nicht so recht darauf anspringt, will Bill ihm an die Gurgel gehen (auch sehr professionell). Buck hält ihn zurück und stellt eine Sache klar: Er hat Martinez verziehen. Womit das auch geklärt wäre. Die Ehebruchnummer war ja auch die wichtigste Frage, die uns alle beschäftigt hat.

Nachdem sich Bill, der von der Unschuld seiner geliebten Rose überzeugt ist und sich auch gern weiterhin mit ihr treffen möchte, einen Rat von seinem alten Freund Harry aus New York eingeholt hat („Lachse schwimmen stromaufwärts, um sich zu paaren und zu sterben, und manche Menschen auch“ – was auch immer), wendet er sich ein weiteres Mal an Detective Anderson, mit dem er ja beim letzten Treffen zarte Bande geknüpft hatte. Vielleicht erinnert ihr euch noch, dass er sich vorhin das Nummernschild von Roses Wagen eingeprägt hatte. Diese Info gibt er nun an Anderson weiter, in der Hoffnung, dass der ihm hilft, die Besitzerin ausfindig zu machen. Natürlich sagt er nicht offen, dass das das Nummernschild der gesuchten Tatverdächtigen ist. Sein Vorwand ist, dass ihm eine unbekannte hübsche Frau in sein Auto gefahren ist, und die möchte er gern wiedersehen. Damit lügt er nicht einmal. Beides stimmt. Für den Helden unserer Geschichte ist Bill allerdings echt ziemlich doof. Anderson wäre doch bescheuert, sich darauf einzulassen und seinen Job zu riskieren. Bills naive Annahme fügt sich aber gut ins idiotische Drehbuch ein.

Apropos „idiotisches Drehbuch“: Bereit für ein weiteres Schmankerl? Wir bekommen unseren nächsten Mordanschlag auf Bill. Ohne näher definiertes Ziel parkt er seinen Wagen und steigt aus, um nichts Böses ahnend über den Fußweg direkt neben einem Parkhaus entlang zu spazieren. Ihm gefolgt ist das uns bereits vertraute rote Auto, das auf das oberste Deck eben dieses besagten fünfstöckigen Parkhauses fährt. Und jetzt der Hammer: Von dort aus folgt der rote Wagen instinktiv Bills Schritten im gemächlichen Schritttempo! Ja richtig: Bill ist ganz unten auf dem Fußweg, der Fahrer des Wagens ganz oben auf dem Parkdeck. Dazwischen liegen etliche Meter. Der Fahrer des Wagens kann aus seiner erhöhten Position Bill nicht sehen – aber er weiß instinktiv, wo Bill langgeht! Es ist nicht zu fassen, wie sich das Skript immer wieder selbst übertrifft. So mancher Zuschauer schluckt ja viel, aber das kann keiner schlucken. Andererseits: Ich spekulierte vorhin ja darauf, dass Bill kurz vor dem Mord an Casey telepathisch mit dem Opfer verbunden gewesen sein könnte. Warum also sollte nicht auch der Killer telepathisch mit Bill verbunden sein? Oh mein Gott.

Damit ist die Spitze des Scheißberges aber noch nicht erreicht. Ich schrieb ja von Mordanschlag. Und der sieht so aus: Das rote Auto fährt etwas vor, schiebt einen anderen auf dem Parkdeck stehenden Wagen an – und lässt diesen exakt in dem Moment in die Tiefe stürzen, in dem Bill dort auf Bodenebene entlanggeht! Bill riecht den Braten durch einen geistesgegenwärtigen Blick nach oben gerade noch rechtzeitig und springt in dramatischer Zeitlupe ein paar Meter nach vorn, sodass das Auto ihn knapp verfehlt, als es auf den Boden runterkracht. Jetzt habe ich wirklich alles gesehen – sogar einen Mordanschlag mit einem fliegenden Auto! Ein Stunt, der eines „Stirb langsam“-Teils absolut würdig ist. Yippie-Ya-Yay, Schweinebacke!

Allerdings ließ ich ja schon durchscheinen, dass Bill Capa in Sachen Intelligenz keine Konkurrenz für John McClane ist, was er eben erst durch seine naive Vertrauensseligkeit gegenüber Detective Anderson deutlich gemacht hat, als er ihm die Recherche nach dem Autokennzeichen anvertraut hatte im Glauben, der werde die Angelegenheit bestimmt für sich behalten, zumal er Martinez auch nicht leiden kann. Es ist beruhigend zu sehen, dass es auch noch pflichtbewusste Cops gibt, denn Anderson gibt sein Treffen mit Bill ordnungsgemäß an seinen Vorgesetzten Martinez weiter – ganz so, wie man sich die Polizei wünscht: integer und die persönlichen Animositäten, die er mit seinem Chef haben mag, beiseite lassend. Ich habe nichts anderes als Respekt für Anderson übrig.

Bill wiederum ist richtig sauer, was hier gerade schon wieder abgeht: der Kumpel tot, die Geliebte eine gesuchte Mörderin und mögliche Psychopathin – und dann noch die permanenten Störfeuer in Form von Mordanschlägen. Das muss doch nicht sein. Aus dem Grund gibt er nun auch jegliche Zurückhaltung auf und sucht Mrs. Niedelmeyer auf. Für ihn steht fest, dass der Schlüssel für die ganze Angelegenheit in der Vergangenheit von Richie Dexter zu suchen ist. Da kann ihm nur noch die Frau des verstorbenen Kinderpsychologen helfen. Weil die aber gar nicht einsieht, einen wild gewordenen Schreihals wie Bill einzulassen, lässt sie die Tür auch diesmal verschlossen. Bills Wut wandelt sich jedoch in pure Energie um, und er stößt die Haustür mit roher Gewalt auf. Kreidebleich vor Angst will Mrs. Niedelmeyer umgehend die Polizei rufen, doch Bill reißt ihr den Telefonhörer aus der Hand und schubst sie aufs Sofa. Bruce Willis im absoluten Rage-Modus möchte ich auch nicht unbedingt begegnen. Unter diesem Druck bricht es aus seiner Gesprächspartnerin heraus: Ihr Mann hatte Richie seinerzeit sexuell missbraucht – woraufhin der verzweifelte Richie vor vier Jahren Selbstmord beging!

Das hat gesessen! In Bill beginnt es merklich zu rattern: Wer ist dann aber der merkwürdige junge Typ in meiner Therapiegruppe, der sich als Richie ausgibt? Er ist ganz kurz davor, es herauszufinden und fragt Mrs. Niedelmeyer: „Was ist mit seiner Familie?“ Die Antwort: „Es gab damals nur noch seinen Bruder Dale… [dramatische Pause] [dramatische Pause] [dramatische Pause] … und er hatte noch seine Schwester Rose!“

Na, wenn das keine Überraschung ist! Oh. Nee, falsch. Bitte lasst mich noch einmal – hüstel, räusper –: Na, wenn das eine Überraschung ist – dann hat man wohl noch nicht viele Filme in seinem Leben gesehen! Es war ein langer Weg dorthin, bis der Twist endlich aus dem Sack war, aber nun ist er es ja. Wobei ich aber auch mal eines sagen muss: Die Autoren mussten schon ein großes Logikloch in Kauf nehmen, um an diese Stelle zu kommen. Es ist ja nicht so, als hätte sich Bill nicht früher im Film schon mal an offizieller Stelle nach Richie erkundigt und Akteneinblick erhalten. Und in den Akten soll an keiner Stelle etwas von einer Schwester gestanden haben? Wieso das? Ich fürchte, hier galt: Alles für den großen Überraschungseffekt, nichts für die Logik…

Na ja, und jetzt, da wir wissen, dass es einen echten Richie und einen falschen Richie gibt, ist auch dem Letzten klar, wer der falsche Richie ist, oder? Immer noch nicht? Ich bin mir sicher, ihr habt es alle raus, aber der Film lässt sich noch Zeit, dies ultimativ zu enthüllen, und so lange dürft ihr noch euren Tipp abgeben. Aber keine Sorge, dauert nicht mehr lang bis zur Auflösung.

Rechtzeitig zum Finale bricht – bereits zum zweiten Mal in diesem Film – ein schwerer Sturm mitsamt peitschendem Regen und Donnerschlag über L.A. herein, weil irgendjemand Rush mal gesagt hat, das wäre gut für die zum Zerreißen gespannte Atmosphäre der Geschichte. Bill bricht umgehend zum Haus der Dexters auf, um die volle Wahrheit ans Licht zu bringen. Es scheint niemand da zu sein, und so schleicht er durch die Räumlichkeiten, wo er aus einer Art mit Spinnweben benetztem Verschlag endlich ein menschliches Geräusch wahrnimmt. Er öffnet die Tür des Verschlags und erblickt direkt über sich in einer weiteren Kammer – den schluchzenden falschen Richie.

Bill nähert sich ihm behutsam. Richie sitzt auf einem Stuhl mit dem Rücken zu ihm. Dieser ziert zwei tiefe blutige Kratzer, wie man durch Richies zerfetztes Oberteil erkennen kann. Schockiert redet der Psychiater mit sanfter Stimme auf ihn ein. Dann nimmt er ihm zielsicher die Brille ab, schließlich auch noch die schreckliche Perücke. Und wer sitzt da und guckt ihn mit verstörten Augen an? Es ist keine Geringere als Rose!

Und hiermit, meine Damen und Herren, ist es endlich raus: Rose ist Bonnie – und Richie! Wer wusste es noch nicht? Hand hoch, in die Ecke und schämen. Und wer wusste es schon gleich bei Richies erstem Auftritt? Glückwunsch! Ich für mich kann sagen, dass der Groschen erst später fiel. Richard Rush hat nämlich großes Glück, dass ich mir so schlecht Gesichter merken kann, sodass ich es schon als Erfolgserlebnis ansehen durfte, Rose und Bonnie sofort als ein und dieselbe Schauspielerin erkannt zu haben. Bei Richie konnte er mich länger an der Nase herumführen, obwohl sein groteskes äußeres Erscheinungsbild in Kombination mit der Geschlechtsidentitätsproblematik von Anfang an klar auf der Hand lag. Nur Jane March konnte ich unter dieser Maske nicht auf Anhieb ausmachen. Das liegt allerdings auch an einem faulen Trick der Filmemacher: Um ihr prägnantes Gebiss zu verschleiern und ihre Enttarnung wenigstens ein Stück weit zu erschweren – dass man sie sowieso schon leicht genug erkennt, war den Machern also offenbar von Beginn an klar –, musste sich Jane March falsche Zähne einsetzen. Die trägt sie in dieser Szene natürlich nicht, denn hätte Bill ihr auch noch in den Mund gegriffen und das Gebiss rausgezogen, hätte sich ein noch bizarreres Bild ergeben als ohnehin schon.

Gut, die Katze wäre aus dem Sack, und allein diese ganze Rose-Bonnie-Richie-Verkleidungskiste mit allem, was dran hängt, ist schon an Absurdität kaum zu überbieten. Richtiggehend schrill wird es aber erst jetzt, weil Bill schließlich und endlich die Erklärung für Roses absonderliches Verhalten aus seinem schwerstverwirrten Gegenüber herausbekommt. Puh, jetzt muss ich ausholen. (Memo an mich: einfache Sätze!)

Also: Dale konnte Richies Selbstmord nicht akzeptieren. Deshalb wollte er seine Schwester Rose zu Richie umformen. Das wollte sie natürlich nicht so einfach mit sich machen lassen. Darum machte er sie mit physischer Gewalt gefügig. Er zwang sie dazu, sich wie Richie zu kleiden. Das führte dazu, dass ihre eigentliche Rose-Identität mehr und mehr verloren ging und sich tatsächlich die Richie-Identität durchsetzte. Weil die Rose-Identität in ihr rebellierte, aber aus Angst nicht herausbrach, schälte sich mit Bonnie eine dritte mutigere Persönlichkeit aus ihr heraus. Die Bonnie-Identität verführte dann die gesamte Montagabendgruppe. Dann lernte sie aber in ihrer Richie-Identität Bill kennen, und die Rose-Identität, die ja die ganze Zeit irgendwie da war, verliebte sich in ihn. Deshalb kam die Rose-Identität wieder raus. Seitdem kämpfen (oder kämpften?) also drei Persönlichkeiten in ihrem Körper darum, zu ihrem Recht zu kommen.

Die Leerstellen zwischen Roses Gestammel musste ich selbst füllen, insofern: Habe ich das so richtig wiedergegeben, liebes Autorenduo? Und könnt ihr mir bei der Gelegenheit auch gleich noch sagen, was ihr geraucht habt, als ihr euch das hier aus dem Arsch gezogen habt? Junge, Junge, solche abgefahrenen Twists kenne ich sonst nur aus italienischen Gialli…

Gleichzeitig macht Roses Erklärung deutlich, wer der eigentliche Psychopath ist und wer nur das Opfer. Das wird noch klarer, als Bill endlich realisiert, dass Dale Roses Hände an den Seitenlehnen des Stuhls festgenagelt hat, auf dem sie sitzt. Mit einiger Kraftanstrengung befreit er sie aus ihrer Notlage und will sie schnellstmöglich hier wegschaffen. Beim Fluchtversuch laufen sie aber fast Dale in die Arme, der sich mit einer Nagelpistole bewaffnet hat und Bills rechten Arm mit einem zielsicheren Schuss an die Wand nagelt. „Schnelle Zunge, träger Geist, tödlicher Doktor“, brabbelt Dale Unfug und würde vermutlich Schlimmeres anrichten, würde sich nicht plötzlich aus dem Nichts Martinez materialisieren und zwischen Angreifer und Attackiertem stellen. Dank Andersons Hinweis hat er eine Waffe mitgenommen, jedoch den konventionelleren Revolver, mit dem er auf Dale zielt. Nur leider quatscht Bill dazwischen: „Was machen Sie hier, Martinez?“ Mein Gott, Bill, ist das jetzt in dieser Lage, in der du steckst, echt so wichtig? Damit bringt er Martinez aus dem Konzept und Dale ins Spiel, der handlungsschnell mithilfe der Nagelpistole den Bullen mit beiden Händen ebenfalls an eine Wand pinnt. Damit wäre der umgehend bewegungsunfähig und der schöne Vorteil einer Schusswaffe dahin. Toll gemacht, Bill. Nimm dir’n Keks, mach’s dir schön bequem. DU ARSCH!

Zwar kann Bill seinerseits die durch Martinez’ Erscheinen entstandene Unruhe dafür nutzen, seinen Arm aus dem Nagel zu rupfen, aber der Versuch, mit Rose im Arm durch die Lagerhalle zu fliehen, scheitert daran, dass Dale sich einerseits bestens in seiner eigenen Werkstatt auskennt und andererseits schnell ist. Verdammt schnell. Vom einen auf dem anderen Moment hat er sich schon in einen Minikran gesetzt und lässt mittels Anleger einen Schrank fallen, der Bill unter sich vergräbt. Es dauert wieder nur Sekundenbruchteile, da steht Dale auch schon neben Bill und wickelt ihm einen Gürtel um den Hals, um ihn damit unter dem Schrank hervor in einen Käfig zu zerren und dort am Hals an den Gitterstäben festzubinden.

Bill scheint geschlagen und konfrontiert den Schlingel mit den Ergebnissen seiner Detektivarbeit und den Schlussfolgerungen, die er daraus zieht, unter anderem dass Dale gewusst hätte, dass Dr. Niedelmeyer den armen Richie missbrauchte. Dale könnte den hilflosen Psychiater nun terminal erledigen, aber er tut es nicht – genauso wenig übrigens, wie auf Rose zu achten, die längst aus seinem Blickfeld verschwunden ist. Stattdessen geht er streng nach Klischee-Handbuch vor, in dem geschrieben steht, dass der Killer noch unbedingt sein Motiv für die Mordserie loswerden muss, wenn der Film es vorher nicht geschafft hat, dies zu etablieren. Und außerdem sollen Bill und wir Zuschauer ja nicht dumm sterben. Also los, Dale, erzähl! Ich bin gespannt…

… und… äh… werde aus seinem wirren Gefasel nicht schlau. Er gesteht unaufgefordert den Mord an Bob: „Dem hab’ ich es gezeigt.“ Äh, und weiter? Das ist doch die Frage. Hallo, der Film wird es ja wohl nicht wagen, ausgerechnet bei dem Motiv zu schludern? Aber Bill scheint das als Erklärung zu reichen und fragt, warum denn Casey sterben musste. Na, weil Rose ihm als Bonnie Nacht für Nacht Modell gestanden hätte und Dale Angst hatte, dass er Richie erkennt! Gut, das stimmt, Casey hätte Richie enttarnen können. Aber das hätte Sondra auch tun können. Und Buck. Und Clark. Und bei denen ist es egal, oder wie? Oder sollen die erst noch dran glauben? Ich erbitte dringend Antworten, aber es kommen einfach keine. Dale äußert sein Bedauern, dass er Niedelmeyer nicht hätte töten können, aber Bob ist ja auch eine feine Sache: „Das war wirklich gut.“

Und das ist alles. Mehr erklärt Dale nicht. Ich habe mir das Ganze vier- oder fünfmal angehört, aber er sagt einfach nicht mehr. Es tut mir leid, aber wir werden leider doch dumm sterben müssen.

Damit wären also alle Klarheiten beseitigt, und Dale kann zur Tat schreiten. Für Bill hat er sich einen besonders grausamen Tod ausgedacht: Er möchte ihn Stück für Stück zerlegen und ihm die Haut abschneiden. Ich betone: Er möchte. Es bleibt beim Wollen, denn Rose hat die Zeit, die Dale mit seinen Geständnissen und Nichterklärungen sinnlos verplempert hat, sinnvoll genutzt und sich die Nagelpistole schnappen können. Auch sie entpuppt sich als absolute Meisterschützin und jagt ihm einen Nagel in die Schulter. Der zweite Treffer ist sogar noch besser und landet in Dales Stirn. Klappe zu, Psycho tot.

Äh. Was? Das war die finale Konfrontation mit dem Killer? Mehr nicht? Habt ihr einen Knall? Dafür schlage ich mir seit über zwei Stunden diesen Film um die Ohren? Ein läppischer Kopfschuss – bumm, tot? Alter!

Damit wäre der Thriller-Plot abgeschlossen, noch bevor man das Wort „Finale“ aussprechen konnte, aber noch nicht unser vertigoeskes Seelendrama. Nach dem Tod ihres Brudes richtet Rose die Nagelpistole gegen ihren eigenen Kopf und wäre auch schon tot, wenn sich denn noch ein Nagel in der Kammer befunden hätte. Pech. Doch sie muss nicht lange nach alternativen Freitodmöglichkeiten suchen, weil direkt am Gebäude ein meterhoher Turm angrenzt, von dem ein Sprung allemal tödlich wäre.

Es wird übrigens nie ganz klar, wo genau wir uns hier überhaupt befinden. Das Gebäude gehört wohl der Familie Dexter. Das deutet ein Schild draußen an. Aber die Topografie macht mich schwindelig: Der Showdown eben fand in einer Werkstatt statt. Gehörte die Dale? Was ist das für ein Verschlag, in dem sich Rose vorhin versteckte, als sie noch steckte? Der viele Staub und die Spinnweben ließen eigentlich vermuten, dass seit Jahren niemand da gewesen wäre. Was hat es mit dem Turm auf sich? Wozu gehört der? Wem gehört der? Alles Familienvermögen der Dexters?

Egal. Für Bill gilt es nun den Selbstmord seiner Liebsten zu verhindern, und das setzt Kräfte frei. Er kann sich aus seiner Todesfalle (ähem) befreien und folgt im tosenden Unwetter Rose über die am Turm angebrachten Sprossen aufs Dach. Im Gegensatz zu Scottie Ferguson leidet er ja wenigstens nur an Farbenblindheit und nicht an Höhenangst. Oben angekommen blickt Rose bereits in den tiefen Abgrund, lässt sich aber im letzten Moment noch von Bill in einen melodramatischen Dialog verwickeln.

Rose: Ich kann nicht mehr zurück!
Bill: Wenn du gehst, gehe ich auch, das schwöre ich. Ich schwöre es bei Gott!
Rose: Warum solltest du das tun?
Bill: Wenn du keine Hoffnung hast, hab’ ich auch keine Hoffnung mehr.

Mit zentnerschwerem Gesülze hat er Rose bislang immer noch am besten für sich gewinnen können, und so gelingt es ihm auch diesmal, sie von ihrem Vorhaben abzubringen, auch wenn es noch ein paar weitere Worte braucht: „Mit Sterben gehst du kein Risiko ein!“ Er streckt ihr schon rettend die Hand entgegen, doch da wäre noch die fiese Windböe (!), die Rose aus dem Gleichgewicht bringt und sie taumeln lässt. Mit einer halsbrecherischen Aktion, gegen die selbst John McClanes spektakuläre Schlauchaktion auf dem Dach des Nakatomi Plaza wie aus dem wirklichen Leben gegriffen wirkt, kann er sie jedoch vor dem Sturz bewahren: Noch während sie im Begriff ist abzustürzen, springt er selbst – um sich dann im Fallen mit der einen Hand reaktionsschnell an einer Eisenkette festzuhalten (!) und mit der anderen Hand noch einen Arm der inzwischen ebenfalls vom Dach fallenden Rose greifen zu können (!!). Nun baumeln beide ungenügend gesichert bei orkanartigem Sturm in lichter Höhe und würden trotzdem abstürzen, aber die eisernen Hollywood-Gesetze, die nicht in der Realität gelten, lassen sie durch gemeinschaftliches Schwingen festen Boden unter den Füßen kriegen und sie wieder zurück aufs Dach hangeln. Der Wind peitscht, der Regen strömt – doch die beiden Liebenden halten sich fest in ihren Armen. Bill wirft einen Blick auf eine auf dem Dach angebrachte, grau leuchtende Lampe – bis sie plötzlich rot leuchtet! Wie großartig ist das denn? Bill hat sein Trauma durch die lebensgefährliche Rettungsaktion ebenso schnell überwunden, wie es seinerzeit ausgelöst wurde. Ein schönes Happy End: Bill kriegt die Frau – und sieht rot.

Tja, und dann singt Lauren Christy auch schon zur Melodie des Love Themes „The Color of the Night“ über den Abspann – allerdings nicht bevor nach diesem großen Drama ein befreiender Lacher den emotional aufgewühlten Zuschauer aus dem Sessel entlässt: Durch den Schornstein hören wir die hallende Stimme von Martinez, der nun langsam doch mal ganz gern aus seiner äußerst ungemütlichen Haltung mit zwei an der Wand festgetackerten Händen befreit werden will…

ENDE.

Wow, das nenn’ ich mal Big-Budget-Trash vom Allerfeinsten! Es ist erfreulich, dass die vielen Stimmen, die „Color of Night“ als „Guilty Pleasure“ bezeichnen, tatsächlich recht haben. 135 Minuten lang läuft der Film praktisch durchgängig so grandios neben der Spur, dass er mich trotz seiner Überlänge nicht einen Moment gelangweilt hat. Eine fabelhafte Verschwendung von hochtalentierten Schauspielern, wie sie selten vorkommt.

Dabei steckt in „Color of Night“ ein sehr interessanter Film mit reizvollen Ansätzen, der letztendlich so schizophren ist wie seine weibliche Hauptfigur mit ihren gegeneinander kämpfenden Persönlichkeiten. So wie Bonnie und Richie zeitweise aus Rose herausbrechen, gewinnen auch hier abwechselnd verschiedene Stile die Oberhand, sodass man als Zuschauer den Eindruck bekommt, Regisseur Richard Rush hätte sich selbst nicht so recht entscheiden können, was für einen Film er überhaupt inszenieren will.

Vorrangig ist der Film, wie ich in der Einleitung schrieb, im Fahrwasser von „Basic Instinct“ unterwegs. Er mixt ein Mörder-Ratespiel mit viel nackter Haut und bringt Film-noir-Elemente wie die Femme fatale ein. Das hatte Verhoeven bereits gemacht, aber Rush geht noch einen Schritt weiter und macht daraus einen dieser raren US-amerikanischen Gialli, wie sie sonst gefühlt nur Brian de Palma drehte. Tatsächlich ist das Grundgerüst fast eins zu eins wie seine italienischen Pendants: Ein Unschuldiger gerät in das Zentrum einer Mordserie (jawohl – zwei Morde sind auch eine Serie!) und versucht, dem Täter auf die Schliche zu kommen. Die Polizei ist zwar da, aber wenig hilfreich. So ist es an ihm, die richtigen Schlussfolgerungen zu ziehen und den Killer zu konfrontieren, dessen Morde in einem Trauma aus der Kindheit begründet sind. Auch weitere giallo-typische Merkmale kommen vor: der schwarze Handschuh mit Messeraufsatz, die beiden blutigen Morde (vor allem der erste) und nicht zuletzt die haarsträubenden, weil jedweder Logik entbehrenden und weit hergeholten Twists.

Damit nicht genug, will „Color of Night“ aber gleichzeitig auch ein Drama sein, das die Ausgangslage und den Schluss von Alfred Hitchcocks „Vertigo – Aus dem Reich der Toten“ in leicht variierter Form neu auflegt mit Bruce Willis in der James-Stewart-Rolle: Vor seinen Augen stürzt ein Mensch zu Tode, dem der Held vielleicht hätte helfen können. Er kämpft fortan mit Schuldkomplexen und erleidet zudem eine Störung (hier: Farbenblindheit). Diese Probleme können erst durch ein ähnliches Ereignis behoben werden. Jane March hingegen ist Kim Novak: die mysteriöse Frau, die es bei Hitchcock als Doppelgängerin und hier sogar als Dreifachgängerin gibt und in die sich der Mann verliebt. Nur beschreitet Rush bei der Rose-Figur sonst andere Wege: Wenn Madeleine in „Vertigo“ vorgibt, die wiedergeborene Carlotta zu sein und deshalb Selbstmord begehen zu müssen, ist sie nicht wirklich krank, sondern sie gibt dem Helden gegenüber nur die Rolle der Verrückten vor, um einen Mord ihres Geliebten zu vertuschen. In „Color of Night“ ist Rose tatsächlich verrückt, weil ihr Bruder sie verrückt gemacht hat. Beiden Filmen wiederum gemein ist die fast pathologische Anbetung der weiblichen Hauptfigur durch die Helden.

Und gleichzeitig kommt „Color of Night“ an vielen Stellen als Parodie daher. Schon klar, die Geschichte an sich hat gar nichts Komisches, aber da wären ja noch nahezu sämtliche Nebenfiguren, die in einem Maße aufdrehen, dass es schwerfällt, da noch von Zufall zu sprechen. Die Patienten der Montagsrunde übertreiben in ihren Gefühlswallungen hemmungslos und erinnern nicht selten an eine beliebige Sitcom. Clark könnte mit seinem Zähltick ebenso die Lachkonserven glühen lassen wie Casey mit seinen flapsigen bis beleidigenden Sprüchen gegen seine Mitpatienten. Den Vogel in der Gruppe schießt Sondra ab, wenn sie mal wieder emotional wird. Sie verzerrt ihr Gesicht regelmäßig zu breiten Grimassen, die genau diesen Szenen jede Ernsthaftigkeit entziehen. Einzig Buck würde ich – wie oben auch schon gesagt – aus dieser Aufzählung herausnehmen wollen: Der ist zwar auch ein eher lauter Charakter, der seine impulsiven Wutausbrüche nicht immer im Griff hat, ist aber wenigstens als echter greifbarer Mensch erkennbar und nicht als Karikatur eines psychisch Kranken.

Und nun wirklich eine Verballhornung des „Bad Cop“ stellt Lieutenant Martinez dar. Ich weiß nicht, ob sich für ihn auch nur eine ernst gemeinte Dialogzeile ins Drehbuch verirrt hat. Nicht ein Satz, in dem ein Schimpfwort fehlen würde, und nicht eine Szene, in der er seine Mitmenschen nicht übelgelaunt zusammenstauchen würde, fügt er im Alleingang seinem Berufsstand schwersten Schaden zu und hätte eigentlich selbst die Psycho-Couch mehr als nötig, was ihm Bill an einer Stelle auch dringend empfiehlt. Mit welch einer Selbstverständlichkeit er die komplette Montagabendgruppe durchweg als „Schizis“ abkanzelt, wenn er nicht eh gerade Bill Aufgaben aufs Auge drückt, für die eigentlich er bezahlt wird, muss man schon selbst erlebt haben.

Schlichtweg unbezahlbar ist aber seine Leibesvisitation, die er ganz nebenbei mitten in einem Gespräch mit dem Psychiater durchführt, ohne es dafür auch nur zu unterbrechen. Auch Rush scheint einen Narren an der Figur gefressen zu haben, denn sie bekommt ganz schön viele Szenen dafür, dass sie in ihren Ermittlungen nicht vom Fleck kommt – und in dem Moment, in dem sie zum Helden werden könnte, auch schon wieder außer Gefecht gesetzt wird. Wo andere Regisseure den Film mit der dramatischen Rettung auf dem Turm hätten enden lassen, bekommt Martinez dann sogar noch das letzte Wort für einen billigen Schlussgag, der übrigens – und das habe ich oben gar nicht erwähnt – nach dem Abspann sogar noch weitergeht.

Selbst dieser ungewöhnliche Genre-Mischmasch aus nur bedingt zusammenpassenden inhaltlichen Versatzstücken wie Persönlichkeitsspaltung und Cop-Comedy hätte mit fähigen Drehbuchautoren am Steuer eine launige Mischung ergeben können, aber das große Problem ist das oben genannte: Die verschiedenen Stile kommen sich immer wieder in die Quere, bringen den Film permanent zum Stottern und lassen ihn nie in Fahrt kommen, anstatt sie zu einem sehr wahrscheinlich schrägen, aber auch irgendwie passenden Ganzen zu verbinden. Der Film möchte so furchtbar viel sein, dass er sich selbst verheddert und letzten Endes nichts so richtig ist: weder ein Thriller noch ein Drama noch eine Parodie. Na gut, das ist gelogen: „Color of Night“ lässt sich schon eindeutig als Parodie lesen – allerdings als unbeabsichtigte Parodie auf einen fesselnden psychologischen Thriller. Und da geht der eigentliche Spaß an diesem Streifen los…

Was für ein wirres, beklopptes, buntes, verschrobenes und schlichtweg wunderbares Drehbuch ist das hier bitte schön? Billy Ray und Matthew Chapman erheben den Schwachsinn zur Kunstform und treiben die Geschichte in einer Art voran, wie man sie sich selbst nie ausdenken könnte. Es sind ja nicht nur die inkompatiblen Stile, die den Film unberechenbar machen. In nahezu jeder Szene findet man irgendein bizarres Detail, auf das man sich als Fan des missglückten Films wie eine Hyäne stürzen könnte – und im Idealfall sind es sogar mehrere Details.

Schon die Anfangsszene mit der hysterischen overactenden Michelle, die sich die Zähne rot schminkt und an einem Revolver nuckelt, gibt die Richtung vor, die zwei Minuten später mit einem der grellsten Selbstmorde der Filmgeschichte (ein Sprung mit Anlauf durch die zersplitternde Fensterscheibe und anschließendem tiefen Fall in den Tod) und einem hanebüchenen Trauma (sofortige Farbenblindheit – yeah, was ist das gegen Akrophobie und Klaustrophobie?) bestätigt wird und nach einer sehr kurzen Einführung des zentralen Charakters in L.A. nahtlos weitergeht, als er von seinem Freund keine Minute nach seiner Ankunft gleich mal genötigt wird, an einer Therapiesitzung teilzunehmen – obwohl er doch genau dem entfliehen wollte und obwohl, wie sich später herausstellt, Bob einen Psychopathen unter ihnen vermutet. Und so zieht sich das bis in den Abspann hinein. Ständig springt eine weitere Idiotie ins Bild, an der man sich gütlich tun darf. Tolle Sache!

Bills Verhalten im weiteren Verlauf ist sensationell abwegig: Er nimmt nach dem Tod seines Freundes erst einmal ohne Schamgefühl Haus, Auto und Montagsrunde in Beschlag und lässt sich wider besseres Wissen Hals über Kopf auf eine Affäre mit einer halb so alten Frau ein, von der er nichts weiß und die er trotzdem mit den kitschigsten Sprüchen anbetet, weil er niemanden hat, der ihm mal sagt, dass er sich wie der hinterletzte Naivling verhält, was umso amüsanter ist, weil es Bruce Willis ist, der schon Terroristen mit Gewitztheit in die ewigen Jagdgründe schickte. Die Morde selbst scheinen ihn fünf Sekunden zu tangieren und werden dann sofort wieder vergessen. Er übersieht wie alle anderen das Offensichtlichste direkt vor seinen Augen.

Die merkwürdigen Drehbuchentscheidungen kann man fast gar nicht zählen: die absurde Zusammensetzung der Montagsgruppe, der nie geklärte Wasserzwischenfall mit dem Schlauch in Bills Haus, die Mordanschläge (Schlange, der fliegende Wagen), die nackt kochende Rose, die lange Marathon-Sex-Szene, die sich wohl selbst zwischenzeitlich von so viel nackter Haut erholen muss, weshalb es eine kurze Unterbrechung braucht, ehe das Gerammel unter der Dusche weitergeht, der Spielzeugpanzer in der Badewanne, der Killer mit dem Babylachen und verfremdeten Stimme (warum das?!), die für den Film keinerlei Rolle spielende Farbenblindheit, „Richies“ plötzliches Verschwinden und das fehlende Hinterfragen „seines“ Verbleibs, die zu nichts führende Affäre von Martinez mit Bucks toter Frau, das irrationale Verhalten von Martinez, der irrelevante Lesben-Strang, Bills Selbstgespräche… Oh ja, da kommt einiges zusammen, und eben weil die Story für ständiges Kopfkratzen sorgt, behält sie einen außerordentlich hohen Unterhaltungswert bei.

Am sonderbarsten ist aber natürlich der Umgang mit Jane March, die gleich in drei verschiedene Rollen schlüpfen muss – und damit ein heilloses Durcheinander anrichtet. Es ist in der Inhaltswiedergabe ja sehr deutlich geworden: Ich weiß schlicht nicht, ob Rush vertuschen wollte, dass Rose, Bonnie und Richie von derselben Schauspielerin dargestellt werden – oder ob er es darauf anlegte, dass man sie erkennt, um dann daraus eine Art Suspense zu kreieren, auf dass der Zuschauer sich die ganze Zeit über frage, wie diese lächerliche Scharade am Ende aufgelöst werden wird. Ein Film, der eine der zentralen Überraschungen so offensichtlich antelegrafiert, wäre eine ungewöhnliche Vorgehensweise, aber durch das allgemeine Danebensein von „Color of Night“ hält die vorzeitige Enttarnung der Dreifachrolle durch den Zuschauer auch weiterhin bei der Stange, weil man unbedingt wissen möchte, wie diese Verwirrung am Ende aufgeklärt wird. Andererseits: Wenn man gar nicht so viel Wert auf den Überraschungseffekt legte – warum dann die falschen Zähne für „Richie“?

Und die Auflösung – herrje – haut einem dann glatt die Wurst vom Teller. Man ist ja psychologisch lachhafte Twists gewohnt, gerade auch in Gialli, aber was im entscheidenden Twist in „Color of Night“ so alles drinsteckt, ist ein Wunderwerk für sich und verdient Respekt: Ein durch den Selbstmord seines Bruders verrückt gewordener Junge zwingt seine Schwester mit Gewalt zum Crossdressing, die daraufhin selbst verrückt und schizophren wird. Und weil das nicht reicht, kommt in ihr noch eine dritte Persönlichkeit zum Vorschein, die simultan ihren Psychiater Bob und vier Patienten verführt – bis endlich Bill in Bruce-Willis-Gestalt dahergeritten kommt und Rose Schritt für Schritt wieder auf Kurs vögelt. Das wirft natürlich so manche Frage auf – und damit meine ich nicht mal die grenzenlose Unwahrscheinlichkeit dahinter. Die naheliegendste: Wenn wir annehmen, dass die Rose-Identität seit der Kindheit durch Richie und später noch zusätzlich von Bonnie zurückgedrängt wurde – warum verhält sie sich dann in Sachen Sexualität so freizügig und verführerisch wie eine junge Frau, die schon ein Dutzend Männer in ein Stelldichein mit sich getrieben hat? Man muss also sagen: Die Auflösung sprengt alle Synapsen, aber es ist wenigstens eine überaus fantasievolle Auflösung, die man so noch nie gesehen hat – und so schnell auch nicht vergessen wird.

Lassen wir den ganzen Kokolores weg, den die Auflösung beinhaltet, bleibt dennoch eine reizvolle Facette übrig – und das meinte ich oben damit, als ich schrieb, dass in „Color of Night“ ein sehr interessanter Film enthalten ist, der aber nicht herauskommen will –, und das ist im Besonderen die Rose-Figur. Es gibt immer wieder kleine Momente, in denen bei ihr ihre Kindlichkeit und Zerbrechlichkeit durchschimmert: Als sie unangekündigt nackt mitten in der Nacht für Bill kocht, um ihm eine Freude zu machen, und der sie gewaltig zusammenscheißt, befürchtet sie zunächst eine andere Frau in „seinem“ Wagen und bricht dann in Tränen aus, weil er einfach nicht so reagiert hat, wie sie gedacht hätte. Später im Film weint sie ein weiteres Mal, doch diesmal aus Rührung, weil Bill ihr klarmacht, wie sehr er in sie verliebt ist. In der Fummelszene zwischen „Bonnie“ und Sondra wiederum meldet sich die verletzliche Rose zu Wort, kurz bevor es zum Äußersten kommt, und schmiegt sich schutzbedürftig an ihre Freundin – ganz zu schweigen natürlich von ihrem total kopflosen Verhalten im Showdown, als Rose wieder komplett durchbricht. Die Figur hat grundsätzlich Tiefe, nur kommt sie nicht zur Geltung, weil der Film sich dann doch nicht allzu sehr auf den Drama-Aspekt konzentrieren will. Als singulär auch mal über einen Moment hinaus funktionierend in der Hinsicht möchte ich die Solo-Szene mit Bill und Buck nennen, in der die Wahrheit ans Licht kommt, was mit Bucks Familie geschehen ist.

Ein weiterer Punkt hätte noch etwas mehr hervorgehoben werden sollen, und das ist der Konkurrenzkampf zwischen den beiden Psychiater-Freunden. Man bemerkt die Spannungen zwischen den Zeilen: hier der stinkreiche Bob, der sich ein absolutes Traumhaus und einen fetten Schlitten leisten kann, dort der psychisch angeknackste und offenbar bescheiden leben müssende Bill (auch wenn seine eigene Wohnsituation nicht wirklich angesprochen wird), der neidisch auf den Erfolg seines Kumpels ist und nach dessen Tod das Luxusleben schnell zu schätzen lernt. Eine Herausarbeitung dieses Konflikts hätte der Thriller-Handlung Würze geben können, weil Bill dadurch das Motiv hat, Bob aus Neid und Habgier umzubringen, nur leider macht der Film viel zu deutlich, dass er nicht als Täter infrage kommt, selbst wenn Martinez immer mal wieder halbherzige Anschuldigungen vom Stapel lässt.

Man sieht: Selbst der 135-minütige Director’s Cut behandelt die gelungenen Einfälle des Films nicht in der Breite, wie es angemessen gewesen wäre, eben weil er dafür viel zu viele Fässer aufmacht. Damit steht er aber immer noch wesentlich besser da als der Producer’s Cut, der bekanntlich rund 20 Minuten kürzer ist und den Vorteil hat, immerhin Bills hirnrissigen Selbstgespräche gestrichen zu haben, aber eklatante Löcher in die auch in der Langfassung schon nicht sattelfeste Geschichte reißt. Er opfert vorrangig die ohnehin spärlichen Szenen mit Detective Anderson, die aber alle im Rahmen der Story einen Zweck erfüllten: zum einen, um im Nachhinein zu erklären, wieso Martinez unbedingt möchte, dass Bill die Montagsgruppe doch nicht übernimmt (Martinez hat erfahren, dass mit Buck der Mann in der Gruppe ist, dessen Frau er gebumst hat), zum anderen, um Martinez von dem Gespräch mit Bill zum Kennzeichen von Roses Wagen zu petzen, damit der Lieutenant einen Grund hat, im Showdown aufzutauchen, um Dale zu stellen. Im Producer’s Cut fehlen die Hinweise auf die Affäre – und es bleibt ebenso unklar, warum Martinez im Finale plötzlich da ist, wie die Frage, wieso sich Bill das Kennzeichen einprägt, wenn er davon später doch gar keinen Gebrauch macht. Mitunter tauscht Vajna aber auch die Szenenreihenfolge und sorgt damit für nur noch mehr Fragezeichen. Und die zentrale Sexszene wurde nicht nur drastisch entschärft, sondern auch inhaltlich verändert: So zieht sich Rose im Producer’s Cut schon neben dem Swimmingpool aus, während Bill im Director’s Cut das erst im Swimmingpool machen darf. Einige visuelle Ideen wie eben die graue Blutpfütze, die rot wird, fielen ebenfalls der Schere zum Opfer.

Als ernst gemeinter Pluspunkt sei der visuelle Stil des Films hervorgehoben, der das 40-Millionen-Budget durchaus sichtbar macht. Hier hatte der deutsche Kameramann Dietrich Lohmann ein Auge für gute Einstellungen. Die Farbe Rot grau werden zu lassen und umgekehrt, indem kurz der Blickwinkel des farbenblinden Bill eingenommen wird, ist an sich nicht schlecht, aber auch hier gilt dasselbe wie für den Inhalt: Die interessanten Aspekte werden nicht konsequent genug verfolgt. Wie ich schon schrieb: Man stelle sich vor, die Verfolgungsjagd über den Highway hätte den roten Wagen nicht sofort gezeigt, und man hätte mehr mit der Spannungssituation gespielt. Da hätte man was draus machen können. Dahingegen schienen Lohmann und sein Regisseur Rush in die Idee vernarrt gewesen zu sein, so oft wie möglich funkelndes Glas und Spiegel in den Szenen unterzubringen. Fortwährend fängt die Kamera ungewöhnliche Perspektiven ein, solange nur irgendetwas Gläsernes in den Fokus einer Einstellung genommen werden kann. Gleiches gilt für die – so würde ich es mal nennen wollen – Schlüssellocheinstellungen, bei denen durch Rahmen, Türbogen o.Ä. hindurch gefilmt wird. Hat man sich da an Jess Franco orientiert? Ich meine, wer Argento als Vorbild nimmt, kennt vielleicht auch noch den Vielfilmer. Eher lächerlich: der vereinzelte Einsatz von Zeitlupe.

Eine zwiespältige Angelegenheit ist der Score von Dominic Frontiere. Während ich das Hauptthema (Love Theme) ja bereits lobend und als sehr catchy hervorgehoben habe, können die anderen verwendeten Stücke da nicht mithalten. Stilistisch erscheint mir das auch häufiger wie ein ziemliches Kuddelmuddel, so, als hätten Director’s Cut und Producer’s Cut zwei verschiedene Scores verwendet, und Rush habe für seinen Cut sich auch bei dem von Produzent Vajna bedient. Der sowohl Golden-Globe- als auch Golden-Raspberry-nominierte Titelsong „The Color of the Night“ ist die Love-Theme-Melodie, nur eben instrumental verändert und von Lauren Christy gesungen.

Und damit zum erfreulichen Thema „Schauspieler“. Bruce Willis in der Hauptrolle als demoralisierter Psychiater, der ein Trauma zu überwinden hat, ist eine ganz wunderschöne Fehlbesetzung. Zu dem Zeitpunkt versuchte er wenigstens noch zu schauspielern, was er ja mittlerweile aufgegeben hat. In der Regel nimmt er nur noch seinen Gagencheck für ein bis zwei Drehtage mit, damit irgendwelche Publisher prominent seinen Namen auf DVD und BluRay klatschen können – und gut ist. In „Color of Night“ nimmt er sich ebenfalls sehr zurück und fällt gerade deshalb auf, weil er als so ziemlich einzige Person im Cast diesen Quark ernst nimmt. Trotzdem verhaut er die Szenen, in denen er Gefühle zeigen muss und eine einsame Träne aus den Augenwinkeln schimmert, in schöner Regelmäßigkeit und wirkt als frisch verliebter Sex-Gott unglaubwürdig und in den Dialogen peinlich. Sein Penis sieht halt aus, wie man sich einen Penis vorstellt. Viel Wirbel um nichts – wie fast immer in Hollywood.

Jane March musste ebenfalls viel Kritik einstecken, und man bürdet ihr auch einiges auf. Immerhin muss sie drei verschiedene Charakter spielen – und das in ihrer erst zweiten Filmrolle. Wegen ihres vielgelobten Debüts im Erotikdrama „Der Liebhaber“ und vor allem wegen ihrer Bereitschaft, dort sehr nackt aufzutreten, wurde sie auch für diesen Film angeheuert. Nach Aussagen des Regisseurs wollte sie während der Dreharbeiten dann aber erst von den ganzen Nacktszenen nichts mehr wissen. Es benötigte viel Überredungskunst, bis sie sich dann doch dafür bereit erklärte. Tatsächlich erscheint sie mehr als einmal überfordert, ist aber gerade in den leisen Momenten, die sie hat, ziemlich überzeugend. Und hübsch und süß ist sie obendrein, was ja auch kein Fehler ist, wenn sie schon diejenige ist, die fürs Blankziehen zuständig ist. Nach diesem Film kam sie allerdings nie mehr so recht auf die Beine und sollte auch später verschiedentlich „Color of Night“ hauptverantwortlich dafür machen, dass sie in Hollywood nicht Fuß fassen konnte.

Den meisten Spaß verbreitet Rubén Blades, weil der sich so weit wie nur möglich von einer nuancierten Darstellung entfernt und eine Witzfigur aus Cop Martinez macht. Er rollt mit den Augen, flucht und schnauzt alles an, was nicht rechtzeitig in Deckung gehen konnte und lässt jeden spüren, wie wenig er ihn leiden kann (also alle Menschen auf diesem Planeten). Polizeiarbeit betrachtet er als optional, stattdessen wird Bill vorgeschickt. Ein Gesetzeshüter, wie man ihm nie begegnen möchte. Aber Blades’ fulminante Over-the-Top-Leistung bleibt in ihrer Arschlochhaftigkeit in Erinnerung. Erstaunlicherweise ist dieser Mann über die Jahre nur selten im Kino zu sehen gewesen („Predator 2“ und „Irgendwann in Mexiko“). Sein Hauptaugenmerk liegt jedoch eh seit jeher auf der Musik, wo er einige Grammys absahnte. Zuletzt wurde er 2021 für sein Album „Salswing!“ in der Kategorie „Best Tropical Latin Album“ nominiert.

In die gleiche Kerbe auf weiblicher Seite schlägt Lesley Ann Warren als Sondra. Objektiv gesehen liefert sie eine erbärmliche Leistung ab. Nymphomanie ist bei ihr augenscheinlich gleichbedeutend mit unkontrolliertem Gelächter und weit aufgerissenen Augen, weil man ja sonst vergessen könnte, dass sie einen Knall hat. Gnadenlos overactend spielt sie selbst ihre ähnlich aufgedrehten Kollegen in Grund und Boden und macht Fans schriller Trash-Darbietungen einfach nur glücklich. Dabei kann sie es eigentlich besser: Für Blake Edwards’ „Victor/Victoria“ wurde sie für den Golden Globe und den Oscar nominiert.

Ganz in seinem Element ist Brad Dourif, der einst gleich in seinem zweiten Film „Einer flog über das Kuckucksnest“ mit dem Golden Globe ausgezeichnet wurde und in der Folge gern gebucht wurde, wenn es galt, einen Psychopathen zu besetzen. Unvergessen auch seine Sprechrolle für Mörderpuppe Chucky, die er nicht nur in den Filmen, sondern zuletzt auch in der Serie übernahm. Entsprechend prädestiniert ist er für den neurotischen Anwalt Clark, der sich zeitweise auch cholerischen Ausbrüchen hingibt. Dourif dreht voll auf und würde in der Realität vermutlich nie mit einem glaubwürdigen Charakter verwechselt werden, aber er gibt alles, und das ist ja das, was wir sehen wollen.

Kevin J. O’Connor kennt man u.a. aus Filmen wie „Octalus“, „Die Mumie“, „Van Helsing“ und sogar „There Will Be Blood“ und ist hier noch mit Vollbart unterwegs, der aber sein Overacting auch nicht verdecken kann. Er lässt sich da ganz von seinen lauten Kollegen Warren und Dourif anstecken und gefällt sich in seiner Rolle als Arschloch und SM-Freak der bunt zusammengewürfelten Truppe.

Es zeigt die Professionalität von Lance Henriksen, dass er als verbitterter Witwer Buck souverän seinen Stiefel herunterspielt und sich nicht von dem übertriebenen Gehabe, das ihn umgibt, beeindrucken lässt. In seiner Szene, in der er auf die Tragödie zurückblickt, die ihn ereilte, ist er sogar richtig gut. Henriksen liefert ab und wertet bis heute auch noch mit über 80 Jahren jeden B- bis Z-Film auf. Schade, dass er in solchem Schund auftreten muss, wo doch seine Professionalität ihn in echte Klassikern „Aliens – Die Rückkehr“ brachte. Wer weiß, was gewesen wäre, hätte er statt Arnold Schwarzenegger den „Terminator“ spielen dürfen?

Als erstes Mordopfer Bob stellte sich Scott Bakula zur Verfügung, der vor allem durch die Science-fiction-Serie „Zurück in die Vergangenheit“ bekannt ist. Insgesamt 97 Mal war er als Dr. Sam Beckett zu sehen. Ein „Quantum Leap“, wie die Serie im Original hieß, ist „Color of Night“ für Bakula sicherlich nicht gewesen, aber immerhin nimmt er sich so zurück, dass er nicht negativ auffällt. Man fragt sich nur, wieso er einwilligte, sich in einem Zehn-Minuten-Auftritt so schmucklos abservieren zu lassen. Nun ja, er hat sicherlich etwas Geld gesehen.

Keinen großen Eindruck hinterlässt auch Andrew Lowery, obwohl der als Dale gecastet wurde. Vielleicht war es auch Absicht, ein solches Milchgesicht zu engagieren, um die Überraschung am Ende umso größer werden zu lassen. Im schlimmsten Fall könnten unaufmerksame Zuschauer aber auch sagen: „Hä, wer ist ’n das?“, weil er bis zum Finale lediglich in zwei Szenen auftaucht. Sobald er enttarnt ist, versucht er den Psycho mit großen Augen darzustellen (die gleiche Taktik wie die von Frau Warren), aber beeindruckend ist das alles nicht. Seit 1997 hat Lowery nur noch einen weiteren Film gedreht, und der ist schon fast 20 Jahre her. Man könnte ihn aus „Buffy“ kennen. Allerdings ist damit der missglückte Kino-Flop gemeint und nicht die Serie.

Völlig verschenkt wird Eriq La Salle kurz vor seinem Durchbruch in „Emergency Room“, wo er in 171 Folgen Dr. Peter Benton spielte. Im Director’s Cut kommt er wenigstens noch in vier Szenen vor, aber das ist natürlich weit entfernt von einer Traumrolle, zumal er auch noch den Martinez unterstellten Detective Anderson mimen muss. Immerhin verkörpert er ein Musterbeispiel für Integrität.

In weiteren kleinen Rollen sind Shirley Knight (Mrs. Niedelmeyer) und Kathleen Wilhoite (Michelle) zu sehen. Erstere war bereits bis in die 50er zurück sporadisch in Serien zu sehen und heimste in den 60ern gleich zwei Oscar-Nominierungen als Beste Nebendarstellerin ein („Das Dunkel am Ende der Treppe“ und „Süßer Vogel Jugend“). Zwei Jahre nach „Color of Knight“ gewann sie dann sogar noch einen Golden Globe für den Fernsehfilm „Unter Anklage – Der Fall McMartin“ – dort sogar als Beste Hauptdarstellerin. Hier muss sie sich mit einem unerbittlich nachstochernden Bruce Willis herumschlagen, der ihr so manchen emotionalen Ausbruch abverlangt. Sie starb 2020. Grandios daneben ist Kathleen Wilhoite, die die Irre NOCH aufgedrehter als Lesley Ann Warren spielt und in ihren nur zwei Szenen bis zum Aufprall auf dem Straßenpflaster mächtig Eindruck hinterlässt.

Ferner ist noch unbedingt Jeff Corey als väterlicher Psychiater-Freund Harry eine Erwähnung währt. Beim Dreh war der Veteran, der seine erste Rolle bereits 1938 in „Im Namen des Gesetzes“ spielte und auf die Schwarze Liste des Komitees für unamerikanische Umtriebe gesetzt wurde, als er keine Antworten auf die Fragen des Ausschusses geben wollte, bereits 80 Jahre alt und zieht sich mit Würde aus der Affäre. Es sollte sein drittletzter Filmauftritt sein.

Tja, und damit nach diesen ausschweifenden Worten endlich die Schlussworte: Richard Rush hat mit „Color of Night“ einen außergewöhnlich exzentrischen Film geschaffen, bei dem letzten Endes die größte Frage bleibt, wie die Produzenten nach Lesen der Inhaltsangabe denken konnten, der könnte erfolgreich werden. Die größte Schwäche ist das Drehbuch: ein einziges Desaster, das wüst verschiedene Genres in den Mixer wirft und sie verquirlt, bis am Ende eine ungenießbare Pansche herauskommt, bei der für keinen Geschmack etwas Befriedigendes herauskommt – mit einem Hauptdarsteller, der eindeutiger nicht im falschen Film sein könnte, und Nebendarstellern, die diese filmische Veranstaltung wohl für eine Betriebsfeier hielten und über weiteste Strecken einen übertriebenen Affentanz aufführen.

Wie ich schon schrieb: „Color of Night“ ist ein Film der seltsamen Entscheidungen. Damit meine ich, dass zwar Entscheidungen getroffen werden, aber nie die richtigen, sondern konsequent die falschen und abwegigsten: Die Thriller-Elemente sind lächerlich statt spannend, die Twists absurd statt schockierend, das Drama ist zu kurz gehalten, um mitzureißen, der Humor plump statt lustig, und der Sex wiederum ist über Gebühr ausgewalzt – und geht dann tatsächlich nach einer kurzen Zwischenszene NOCH weiter. Und dann wären da noch die schmerzhaften Dialoge vor allem zwischen den beiden Hauptfiguren, die nun wirklich jeden normal denkenden Menschen schallend lachend zurücklassen. In diesem Film steckt mehr – er zeigt es nur nicht. Und „Color of Night“ auf ganzer Linie kolossal scheitern zu sehen, macht den ganzen Spaß aus. Zum Verlieben bizarr und ein echtes Zuckerstück unter den „Guilty Pleasures“!


BOMBEN-Skala: 7

BIER-Skala: 7


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DJANGOdzilla
DJANGOdzilla
20. Juli 2022 13:21

Die vielen Verrisse, die der Film seit Erscheinen kassiert hat, waren mir schon immer ein Rätsel. Ich fand den von Anfang an großartig. Es ist ja schon sehr richtig bemerkt worden: Der Film ist ein amerikanischer Giallo. Das heißt, Nachvollziehbarkeit muss zurückstecken hinter Optik und Spannungsmomenten. Und visuell war der Film echt toll. Allein diese ausladende Villa, in der Willis hier haust, ist ein Augenschmaus. Dazu diese brachialen Mordszenen und der herrliche Humor. Und vielleicht bin ich ja etwas begriffsstutzig, aber die Auflösung hat mich damals eiskalt erwischt. Toller Film!

Last edited 1 Jahr her by DJANGOdzilla