College Animals

 
  • Deutscher Titel: College Animals
  • Original-Titel: National Lampoon's Dorm Daze
  •  
  • Regie: David & Scott Hillenbrand
  • Land: USA
  • Jahr: 2003
  • Darsteller:

    Tatyana Ali (Claire), Boti Bliss (Dominique, die Nutte), Gable Carr (Rachel), James DeBello (Cliff Richards), Marieh Delfino (Gerri Farber), Tony Denman (Newmar), Danielle Fishel (Marla), Courtney Gains (Lorenzo), Gregory Hinton (Ted), Edwin Hodge (Tony), Paul H. Kim (Wang), Jennifer Lyons (Lynne), Marie Noelle Marquis (Dominique, die Studentin), Chris Owen (Booker McFee), Patrick Renna (Styles McFee), Cameron Richardson (Adrienne), Randy Spelling (Foosball)


Vorwort

Chaos auf dem College-Campus – kurz vor Beginn der Weihnachtsferien dreht die Studentenbelegschaft, speziell die eines geschlechtlich gemischten Wohnheims (sowas gibt’s? Ich fange sofort an zu studieren), völlig hohl. Dorm-Großmaul Styles McFee hat beschlossen, seinen kleinen Bruder Booker zwangsweise aus dem Jungfrauen-Status zu erlösen und ihm eine echte leibhaftige Nutte spendiert – Booker ist allerdings schwer entschlossen, sein „spezielles Geschenk“ für die von ihm verehrte schüchterne Rachel aufzuheben. Die Prostituierte kommt trotzdem und heißt unglücklicherweise Dominique – unglücklich deswegen, weil Kommilitone Wang eine französische Austauschstudentin gleichen Namens erwartet… Hilarity ensues, denn Marla und Lynne, die offiziösen Zimtzicken des Dorms, haben, weil Styles seine Aktion großflächig proklamiert hat, den festen Vorsatz, die Dame des horizontalen Gewerbes umgehend den Gesetzeshütern auszuliefern. Allerdings haben die beiden Mädel noch einen anderen Kriegsschauplatz zu beachten – aus ein paar missverständlichen Situationen schließen sie nämlich, dass ihre Freundin Claire von deren Boyfriend Ted regelmäßig verdroschen wird, was dem wiederum heimgezahlt werden muss. Dann gibt’s da noch Adrienne, die im Suff eher versehentlich mit dem Dorm-Nerd Newmar zugange war, der nun bereits Hochzeitsglocken oder ähnliches läuten hört, obwohl Adrienne wiederum heimlich in Foosball verschossen ist – blöderweise ist sie die einzige, die nicht mitbekommen hat, dass Foosball schwul wie ein Türpfosten ist. Als wäre das alles nicht genug Chaos, wird Gerri vom Gangster Lorenzo mit einer Berufskollegin verwechselt und für einen 30.000-Dollar-Deal eingespannt. Die Penunze lauert in einer Handtasche, und davon wiederum hat Cliff, heimlich eingeschmuggelter Bruder des Campus-Tour-Veranstalters Pete und allgemeiner Tunichtgut, Wind bekommen. Cliff schließt ein Abkommen mit Dominique, der Nutte, sich die Kohle unter den Nagel zu reißen. Zur Hebung des Verwirrungsfaktors befindet sich der Mammon in einer Tasche, die der, die Adrienne sich unerlaubterweise von Claire ausgeliehen hat, täuschend ähnlich. Wird es IRGENDJEMANDEM gelingen, sich den Reibach unter den Nagel zu reißen und werden dabei auch noch die diversen Beziehungsbaustellen gerichtet werden können? You’ll find out…


Inhalt

Es gab einmal eine Zeit, da waren vom US-Satiremagazin „National Lampoon“ präsentierte Filme nicht nur Kassenschlager, sondern wirklich etwas, worauf sich der geneigte Comedy-Freund freuen konnte. „Animal House“ (der nicht zuletzt die Karriere eines gewissen John Belushi startete), die „Vacation“-Serie mit Chevy Chase oder, als letzte Aufwallung, „Loaded Weapon 1“, eigentlich der einzige Film, der mit den Anarcho-Blödeleien des ZAZ-Teams mithalten konnte, das waren hochgradig unterhaltsame Gassenhauer ersten Ranges – vor der übermächtigen Konkurrenz der National-Lampoon-Filme kapitulierte sogar das im Printbereich wesentlich erfolgreichere „MAD“-Magazin, das nach einem Film-Flop aufgab und erst in den letzten Jahren mit der (nicht sonderlich guten) „MADTV“-TV-Serie zum bewegten Bild zurückkehrte.

Seit einigen Jahren allerdings ist’s mit der National-Lampoon-Herrlichkeit filmmäßig vorbei (vermutlich so ziemlich genau ab dem zwar irgendwie charmant-trashig verunglückten, aber dennoch objektiv erschütternden „Last Resort“, der aber zumindest den Rekord hält, die vermutlich einzige unkomische Komödie zu sein, bei der ich mich blendend unterhalten habe) und aus dem stolzen Werbebanner ist eher eine abschreckende Warnung geworden – „National Lampoon’s Van Wilder“ gilt als eine Komödie für Leute, denen „American Pie“ zu kopflastig ist (hierzulande als „Party Animals“ erschienen) und auch „National Lampoon’s Dorm Daze“ brauchte stolze DREI Jahre, bis sich ein hier ansässiger Distributor erbarmte und den Film unter dem Titel „College Animals“ (ha-hmm) und, wie bei „Party Animals“ unter peinlicher Vermeidung jeglicher National-Lampoon-Verbindung unaufällig auf DVD herausbrachte. Womit wir beim Thema wären.

Ich persönlich bin nicht der große Fan von Teenie-Klamotten a la „American Pie“ – ich hab eine Ausnahme gemacht für „Eurotrip“, den ich persönlich für das witzigste halte, was in den letzten paar Jahren über den großen Teich geschippert ist, aber im Allgemeinen hab ich für Fick-&-Fäkal-Komödien (und auf dem Level spielt sich der Kram ja meistens ab) nicht wirklich was übrig. Um so erfreuter nahm ich nach meiner anfänglichen Skepsis zur Kenntnis, dass sich „Dorm Daze“, obwohl’s natürlich ein paar ach-wie-lustig-schockierende Doofheiten wie ein Wichshandtuch, das von Styles zärtlich „Susie“ genannt wird, gibt (und natürlich ein paar boob shots, die ein „special uncut version“ auf’m Cover rechtfertigen müssen), dann doch dafür entscheidet, anstatt nur dümmliche Zoten zu reißen, sich mehr an sitcom-Humor und (klar erkennbar hyperkonstruierten) screwball-Comedy-Stuff zu orientieren – ich trau mich’s fast nicht schreiben, aber bei der Geschichte um die verwechselten Handtaschen fühlte ich mich doch wohlwollend an den legendären Streisand-Schenkelklopfer „Is was, Doc?“ erinnert (Blasphemie, kreischen die arrivierten Filmkritiker). Natürlich alles eine Nummer kleiner und naiver (und vorhersehbarer, weil man als gewiefter Zukucker jeden neuen Plottwist natürlich auf zehn Meilen gegen den Wind erkennt, aber sich wenigstens dafür auf die Schultern klopfen kann, immer gewusst zu haben, was sich die Autoren als nächste Verwicklung ausdachten), aber überraschenderweise doch ziemlich spaßig. Selbstredend zündet maximal jeder dritte Gag, und nur zwei oder dreimal würde ich die betriebenen Späße als echte Brüller klassifizieren, aber das Niveau der Lacher reicht durchaus, um einem zunehmend aufgeschlossener zukuckenden kritischen Beobachter wie meinereiner ein Dauergrinsen auf die Lippen zu zaubern.

Angesichts des gigantisch großen Ensembles und der Vielzahl miteinander verknüpfter Plotlines braucht man freilich nicht auf speziell ausgefuchste Charaktere zu hoffen – eine Figur wird mit ihrer ersten Appearance als „Nerd, Arschloch, blöde Tusse, ‚Heldin‘, Schwulette etc.“ vorgestellt und dabei bleibt’s dann auch. Mehrdimensionalität ist die Sache der Figuren nicht (und, ähm, es ist irgendwie zwar seltsam, aber auch lustig, dass der Quoten-Schwule auf einen Namen hört, der ungelogen „Fußball“ ausgesprochen wird. Ihn „Sokka“ zu nennen, hat man sich wohl nicht getraut… Okayokay, man kann auch mal dazulernen: Foosball nennt man in den Staaten das, was unsereins als Kickern kennt). Dadurch, dass die Story quasi in Echtzeit abgespult wird, ist das Tempo naturgemäß enorm hoch und so fallen dann auch die weniger geglückten Gags nicht so schwer ins Gewicht. Man muss sich halt darüber klar sein, dass „Dorm Daze“ nicht die feine Klinge schwingt (nicht mal die doch schon gröbere der oben zitierten Chevy-Chase-Vehikel), aber allemal zwar anspruchslose, aber nur selten wirklich geschmacklose Unterhaltung bietet.

Filmisch liefert das Regie-Duo David und Scott Hillebrandt, bislang hauptamtlich verantwortlich für die reputiert grausam schlechten Horrorheuler „King Cobra“ (frecherweise auch als „Anaconda 2“ vermarktet) und „Demon Island“, solides Handwerk ab. Das Timing der Gags stimmt nicht immer hundertprozentig und die rasenden hochgespeedeten Kamerafahrten über Dorm-Korridore und -Treppenhäuser sind jetzt auch nicht das Stilmittel, das ich unbedingt in einer, salopp gesprochen, Deppen-Comedy einsetzen würde, aber für das vermutet schmalbrüstige Budget ist der Streifen optisch und handwerklich absolut tragbar (mittlerweile haben die Hillebrandts mit einem Großteil des Casts sogar ein Sequel gestemmt).

Der Soundtrack bedient die üblichen Genre-Klischees und mixt Fun-Punk mit metallischeren Klängen und „humorigen“ incidentals – da bleibt nix so hängen wie die famose „Scotty doesn’t know“-Nummer aus „Eurotrip“, aber es nervt auch nicht (nur für den Abspann hätte man sich etwas peppigeres überlegen können).

Ein großer Pluspunkt für den Film ist seine gut aufgelegte und teilweise Sitcom-erfahrene Besetzung. Tatyana Ali (Claire), die im Verhältnis zu ihren Mitstreitern etwas, hüstel, blass bleibt, spielte jahrelang die Ashley in Will Smiths „Der Prinz aus Bel-Air“, Danielle Fishel (hübsch hassenswert als Marla) nicht weniger jahrelang die Topanga in „Mein Leben und ich“, Edwin Hodge (Tony, sympathisch-verzweifelt) gab sich in diversen Folgen von „Boston Public“ die Ere, Jennifer Lyons (gut harmonierend mit Fishel) war in „Action“ und „Die wilden Siebziger“ zu sehen. Überzeugend auch Spelling-Sohn (bzw. -Bruder) Ryan („Beverly Hills, 90210“) als Foosball, Cameron Richardson („Adrift – Open Water 2“) als „good girl“ Adrienne (auch wenn ich sie nicht so „hot“ finde wie die „MAXIM“), Patrick Renna („Boyz Klub“, „P.U.N.K.S.“) als Styles und Tony Denman („Almost Legal – Echte Jungs machen’s selbst“, „Fargo“) als Nerd Newmar. Die juxigsten Performances leiern sich aber James DeBello („Cabin Fever“, „Scary Movie 2“) als Punk Cliff, Boti Bliss („CSI: Miami“, „Warlock III“) als gierige Nutte Dominique und Courtney Gains („Navy CIS“) als fieser Gangster Lorenzo aus dem Kreuz. Mariah Delfino (Gerri) kennt der geneigte Fan aus „Jeepers Creepers 2“ und für die Freunde des Silikons gibt sich Playboy-Playmate Katie Lohmann („Auto Focus“) die Ehre und zeigt uns ihre Implantate.

Bildqualität:
Sunfilm legt „College Animals“ in anamorphem 1.85:1-Widescreen vor. Der Transfer ist ohne größere Makel ausgefallen – die Farben sind lebendig, der Kontrast gut, die Schärfewerte anständig. Da muss man jetzt nicht sofort „Criterion“ drauf schreiben, aber es ist einer aktuellen Produktion angemessen. Die Kompression werkelt unauffällig.

Tonqualität:
Gewählt werden kann zwischen der deutschen Synchro in dts und Dolby 5.1 und dem englischen O-Ton in Dolby 5.1. Da ich der Ansicht nachhänge, speziell potentiell schlüpfrige Komödien sollte man sich NUR im O-Ton anhören, habe ich selbiges auch getan und wurde nicht enttäuscht. Rauschfrei, klar, wenn auch auf der etwas leiseren Seite. Deutsche Untertitel werden mitgeliefert.

Extras:
Als Bonusmaterial gibt’s neben der obligaten Trailershow den Originaltrailer und ein gut fünfminütiges Behind-the-Scenes, das sich seltsamerweise ausschließlich auf die im Film eigentlich ziemlich nebensächliche Traumszene Styles, in der ihm Katie Lohmann erscheint, konzentriert. Etwas mysteriös, da’s so wirkt, als wäre das aus einer umfangreicheren featurette „ausgekoppelt“, aber unterhaltsam (im Original mit Untertiteln).

Fazi:
„College Animals“ ist keine Komödie für die Ewigkeit – dafür ist das Sujet „Collegeklamauk“ mittlerweile halt einfach ZU abgegriffen, aber der Streifen macht das beste draus. Anstelle einer Revue platter Anzüglichkeiten (obwohl’s natürlich double entendres zu Hauf gibt) präsentiert der Film eine hochgradig artifiziell konstruierte, aber durchaus unterhaltsame Verwechslungskomödie der Irrungen und Wirrungen mit größtenteils sympathischen Darstellern, die natürlich vom Niveau her nicht mit Klassikern wie „Is was, Doc?“ mithalten kann, aber schon deutlich über Deppen-Humor Marke „American Pie“ (über den man wohl wirklich nur lachen kann, wenn man in seiner geistigen Reife irgendwo knapp nach der Pubertät stehen geblieben ist. Okay, das sollte man vermutlich nicht schreiben, wenn man „Eurotrip“ für zwerchfellmarternd hält. Hab nie behauptet, konsequent zu sein) thronend. Kann man sich am Abend nach einem unerfreulichen Arbeitstag jedenfalls gut zur flockig-lockeren Unterhaltung reinziehen. Die DVD von Sunfilm ist technisch okay, könnte aber etwas mehr Bonusmaterial vertragen.

3/5
(c) 2005 Dr. Acula


mm
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