Collateral

 
  • Deutscher Titel: Collateral
  • Original-Titel: Collateral
  • Alternative Titel: Colateral: Lugar y tiempo equivocado |
  • Regie: Michael Mann
  • Land: USA
  • Jahr: 2004
  • Darsteller:

    Tom Cruise (Vincent), Jamie Foxx (Max), Jada Pinkett Smith (Annie), Mark Ruffalo (Fanning), Peter Berg (Richard Weidner), Bruce McGill (Pedrosa), Irma P. Hall (Ida), Javier Bardem (Felix)


Vorwort

L.A. – Max ist Taxifahrer im Nachtdienst und träumt von einer eigenen Limousinen-Firma. Eines Abends steigt Vincent in sein Taxi, wedelt mit einem Haufen Dollarscheinen und überredet Max, die ganze Nacht über sein Fahrer zu sein. Was Max schnell (auf spektakuläre Weise) klar wird – Vincent ist ein Profikiller, der fünf Menschen auf seiner Abschußliste hat und Max bzw. sein Taxi ist sein Transportmittel-of-choice. Und Vincent ist nicht gewillt, Max einfach so in den Feierabend zu verabschieden. Doch die Mordserie bleibt von der Polizei nicht unbemerkt…


Inhalt

Michael Mann. Der bescherte der Welt Miami Vice, aber auch anerkannt gute Kinoware wie Manhunter, die erste und erst spät wiederentdeckte Hannibal-Lector-Verfilmung, oder das fulminante Superstück Heat mit Pacino und de Niro auf verschiedenen Seiten des Gesetzes. Wenn es Regisseure gibt, die sogar einen dauergrinsenden Kleiderständer wie Tom Cruise (tschulligung, da schlagen meine Vorurteile durch) zu einer differenzierten darstellerischen Leistung bewegen können, wäre Mann vielleicht nicht unbedingt meine allererste Wahl, aber zumindest im erweiterten Kreis, denn first of all ist Mann ein Mann (eh, verdammt, hätte der sich keinen anderen Namen aussuchen können) der Optik. Und, weil wir bekanntlich hier nie nicht despektierlich sind, EINER Optik. Nämlich der unterkühlten Neon-Optik, die eben durch Miami Vice salonfähig wurde und die man gemeinhin heutzutage als „80er-Jahre-TV-Optik“ bezeichnet. Collateral wirkt rein optisch (und ich kann nicht versprechen, dass ich das Wort „Optik“ oder Abwandlungen thereof damit zum letzten Mal verwende) schon ein bisschen wie eine Fortsetzung von Miami Vice (ich hab unterschwellig eigentlich nur noch auf die Kamera-auf-Radkappenhöhe-Perspektive gewartet) – aber okay, das passt hier durchaus, denn Collateral ist natürlich nichts anderes als ein moderner „film noir“ und da ist der unterkühlte Neon-Look, fast nur aus Blautönen zusammengesetzt, ja durchaus angebracht. Gedreht wurde der höheren Lichtempfindlichkeit halber zu 80 % auf HD-Video, was dem Film ein ziemlich eigentümliches Aussehen verleiht (technisch bedingt ist das Bild stellenweise ziemlich grobkörnig) – es ist weniger anstrengend als befürchtet (wenn man sich an Der Soldat James Ryan u.ä. HD-Spielereien erinnert) und unterstützt die Stimmung des Films eigentlich recht gut.

Halt, aber vielleicht sollte ich auch was zum Drehbuch und zur Struktur des Streifens sagen. Das Konzept des Films ist nicht übel, solange man nicht all zu tiefsinnig drüber nachdenkt – neben der oberflächlich-plakativen Killer-und-seine-Geisel-Storyline lässt der Film seinen beiden Hauptfiguren durchaus Raum für psychologische Exkurse und Entwicklungen (wenngleich Max‘ „character turn“ mir etwas zu sehr aus dem Nichts kommt. Mehr spoilern mag ich an dieser Stelle nicht, wer den Film gesehen hat, wird sicher wissen, was ich meine). Ein Problem des Films ist seine meines Erachtens etwas übertriebene Laufzeit – die erste Filmhälfte schleppt sich doch ziemlich mühselig dahin, da hätte ein wenig Straffung vielleicht nicht geschadet, in der zweiten, deutlich actionlastigeren Hälfte zieht das Tempo ordentlich an und auch die Spannungsschraube wird angezogen (man kann’s natürlich auch genau andersrum sehen und bemängeln, dass in der zweiten Hälfte das Psychodrama zugunsten harter Action zurückgefahren wird). Mann gelingt auch eine herausragende Actionszene (sicher nicht ganz on par mit DER Szene aus Heat, aber bemerkenswert genug) und auch der Showdown, der es an Intensität nicht ganz mit der eben zitierten Szene aufnehmen kann, ist nicht von ganz schlechten Eltern.

Ausgezeichnet ist der Soundtrack, sowohl was den Score von James Newton Howard als auch die verwendeten Songs angeht.

Schauspielerisch bescheinige ich Tom Cruise (den Letzten Samurai nicht gesehen habend) seine beste Leistung seit Interview mit einem Vampir. Ich war skeptisch, aber er bringt den kalten und doch irgendwo nicht gänzlich unsympathischen Profikiller sehr gut rüber. Jamie Foxx, mir hauptsächlich bekannt aus seiner bodenlos unlustigen Sitcom, agiert auch besser als erwartet, kämpft aber mit zunehmender Laufzeit ein wenig mit den Problemen seines Charakters. Jada Pinkett Smith hat eine sehr charmante Szene zu Beginn, danach aber (natürlich auch drehbuchgemäß) nicht mehr wirklich viel zu tun.

Ihr seht schon, mir fällt heute nicht so übermäßig viel ein, was ich zu dem Film schreiben könnte. Collateral ist nicht schlecht, aber für mich fehlt der entscheidende Kick, das Quentchen, dass es bei mir „klick“ machen lässt und mich richtig mit dem Film arrangieren zu können. Er hat einen gut aufgelegten Star, eine gelegentlich tolle Optik (ha, da war’s wieder, das Wort) mit wirklich bislang ungesehenen L.A.-Nachtaufnahmen, aber eine vielleicht für zwei Stunden etwas zu dünne Story. Insgesamt knapp daneben, möchte ich sagen, but your mileage may vary.


mm
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