Cold Prey III – The Beginning

 
  • Deutscher Titel: Cold Prey III - The Beginning
  • Original-Titel: Fritt vilt III
  • Alternative Titel: Cold Prey 3 - Wie alles begann | |
  • Regie: Mikkel Branne Sandemose
  • Land: Norwegen
  • Jahr: 2010
  • Darsteller:

    Ida Marie Bakkerud (Hedda), Kim S. Falck-Jorgensen (Anders), Pal Stokka (Magne), Julie Rusti (Siri), Arthur Berning (Simen), Sturla Rui (Knut), Endre Hellestveit (Brath), Terje Ranes (Einar), Nils Johnson (Jon)


Vorwort

1976 – in einem abgelegenen Hotel in Jotunheim tötet der kleine Sohn des Caretaker-Ehepaars seine Eltern; nicht völlig unverständlich, wo ihn doch der (Stief-?)Vater im Keller eingesperrt hält und seine schwache Mutter nichts dagegen tut. 1988 – ein Rudel Teenager will in Jotunheim campen. Park-Ranger Einar hat nichts dagegen und fährt die Bande sogar ins Herz der Landschaft. Die Jungs der Gruppe haben eigentlich vor, die Nacht in dem seit den damaligen Vorfällen verlassenen Hotel zu verbringen, aber da vor allem Siri (eins der zwei Mädchen) das verwahrloste Gemäuer etwas *zu* creepy ist, wird die basisdemokratische Entscheidung gefällt, doch lieber unter freiem Himmel zu nächtigen; ein passender Badesee für’s skinny-dipping findet sich auch schnell an, auch wenn der Haufen hungrig bleibt, weil leider niemand daran gedacht hat, Happa-Happa einzupacken – mehr als eine Dose Bier pro Nase gibt’s nicht. Aber zumindest für ein nächtliches Techtelmechtel zwischen Siri und, äh, Knut, glaube ich (tut mir leid, ich hab seitdem fünfzehn andere Filme gesehen, da kann man dann irgendwann den Überblick verlieren), reicht’s noch. Zumindest solange, bis der verhinderte Romeo in eine pfahlbewehrte Falle, die offenkundig für die berühmten norwegischen Waldelefanten (oder Trolle) konzipiert wurde, stürzt und aufgespießt vor sich hin leidet. Der Gepfählte muss nicht übermäßig lange leiden, denn ein in Felle gekleideter kräftiger Mann rupft ihn aus der Falle und tranchiert ihn in seinem Schuppen fachmännisch. Siri erhoft sich Hilfe beim einsiedlerisch lebenden Waldschrat Jon (seines Zeichens Einars mehr als nur entfremdeter Bruder). Schlechte Idee, denn der „Fellmann“ ist Jons persönlicher Protegé. Während Siri die Freuden der Gefangenschaft erlebt, macht der Fellmann Jagd auf die restliche Teenager-Truppe…


Inhalt

Dass ich Cold Prey für einen der, wenn nicht *den* besten Slasher der letzten, puh, 10 Jahre halte, hindert mich in meiner Genialität nicht daran, das Sequel (dem man eine ähnlich hohe Qualität nachsagt) irgendwie noch nicht unter die Glotzbuchten bekommen zu haben. Noch weniger hindert mich wiederum dieser Umstand daran, den dritten Teil wieder im Rahmen des FFF zu betrachten. Es ist ja nun mal auch so, dass man bei einem Slasher-Franchise im Normalfall getrost das ein oder andere Kapitel auslassen kann, ohne inhaltlich wesentliches zu verpassen, und abgesehen davon gingen die Macher von „Cold Prey III“ den Weg des Prequels. Die Vorgeschichte des Killers (soweit nicht schon im ersten Film angedeutet) gilt es also zu ergründen.

Was ein bisschen bedenklich stimmt, ist, dass das Kreativteam völlig ausgetauscht wurde, Thomas Moldestad, Schreiberling der ersten beiden Filme der Serie, ist ebenso wenig beteiligt wie Roar Uthaug. Statt dessen versuchen sich als Autoren Lars Gudmestad („Fatso“, „Buddy“) und Peter Fuglerud („Switch“), ergo Leute ohne jegliche Horror-Expertise, die Regie übernimmt Newcomer Mikkel Branne Sandemose. Während letztere Personalie noch einigermaßen neutral zu bewerten ist (Horror ist bekanntlich ein beliebter Karrierestartpunkt, auch wenn Sandemose zuvor offenkundig schlicht nichts geleistet hat, was irgendwelche Spuren hinterlassen hätte), darf man bei einem Autorenteam, das augenscheinlich hauptsächlich im Bereich Komödie und/oder Jugenddrama tätig war, schon mal eine kleine skeptische Alarmglocke läuten lassen. Andererseits – wie schwer kann’s sein, den dritten Teil eines etablierten Slasher-Franchise zu schreiben?

Naja, scheinbar schon *ziemlich* schwer, denn im Bemühen, dem dritten Aufguss des Themas neue Aspekte abzugewinnen, vergessen die Autoren so ziemlich alles, was die Vorgängerfilme so sehenswert machte. Das winterliche Setting und das unheimliche Hotel als Location werden zugunsten eines konventionellen Sommer-wir-rennen-durch-den-Wald-Ansatzes ausgestauscht, anstatt sympathischer Figuren, die es dem Zuschauer leichter machen, tatsächlich *mit* den Helden zu bangen anstatt dem Killer die Daumen zu drücken, haben wir ein halbes Dutzend reichlich unausstehlicher Nervköppe, denen wir (mit Ausnahme der süßen Siri) nicht wirklich eine Träne nachweinen, anstatt der erhofften und versprochenen tieferen Erkenntnisse über die Figur des Killers bekommen wir als großen Slasher-Mörder doch wieder nur einen stummen Hinterwäldler, der noch dazu der Unterstützung durch Einsiedlerkrebs Jon bedarf (was wenigstens etwas zusätzliche Dynamik rein bringt, weil Jon und der Fellmann sich speziell im Umgang mit Siri, die Jon gerne für sich hätte, uneins sind).

Ich verstehe natürlich schon irgendwo, dass die neuen Kreativköpfe eigene Ideen einbringen, nicht nur „more of the same“ bieten wollen. Allerdings – das Franchise *heißt* „Cold Prey“ und ist damit eigentlich untrennbar mit Schnee, Eis und Winter verbunden, und es ist ein Slasher-Franchise. Dann sollte auch das Prequel ein Slasher bleiben – und nicht, wie Sandemose & Co. es hier treiben, die Slasher-Mechanik durch Backwoods-Mechanik ersetzen (worin sich letztlich die „Innovation“ von „Cold Prey 3“ erschöpft). „Cold Prey 3“ ist „Deliverance“ im norwegischen Hinterwald (merkt man auch daran, dass der Fellmann u.a. mit Pfeil & Bogen arbeitet. Ist nun nicht gerade die spektakulärste „Slasher“-Waffe…) und das ist, bei aller Freundschaft, etwas dünn.

Ja, sicherlich, formal ist der Streifen durchaus gelungen und ja, die Landschaftsaufnahmen sind teilweise überwältigend, aber mir geht’s hier – nicht ganz so schlimm, da „Cold Prey 3“ deutlich unterhaltsamer ist – ein wenig wie bei The Dead. Was nützen mir die wunderschönsten Landschaftspanoramen, wenn der *Inhalt* Käse ist? Der Film verrät uns nichts neues über die Figur des Killers (wobei ich mich ehrlich gesagt nicht mehr erinnern kann, ob der ’76er-Prolog den im ersten Film etablierten „origin“ zuwiderläuft. Selbst wenn, wäre das nicht schlimm, denn Retcons gibt’s gerade im Slasher-Genre wie Sand am Meer), nichts über seine Motivation, auch die angedeutete Dynamik zwischen den ungleichen Brüdern Einar und Jon gibt letztlich nichts entscheidendes her, und das Kanonenfutter… naja, ich erwähnte es bereits, es ist wirklich *nur* Kanonenfutter, ohne eigene Identitäten, ohne eigene Persönlichkeiten.

Zudem inszeniert Sandemose mit angezogener Handbremse – selbst im Finale. Das ist alles recht gefällig gemacht, mit der üblichen vergleichsweise langwierigen Auftaktphase nach dem 76er-Teaser und dem erhöhten Tempo ab etwa Mitte des zweiten Akts, aber so richtig Schwung kommt in die Chose nicht. Auch die Kills, Salz in der Suppe eines jeden Slasher-/Backwood-Films, sind vergleichsweise unspektakulär, wenig aufregend, nicht gerade innovativ und auch nicht sonderlich hart (eine ungeschnittene 16er-Freigabe sollte kein Problem sein). Wie gesagt, alles schnieke fotografiert, technisch kompetent, nur halt ohne das gewisse „Etwas“, mit dem sich der Streifen von den trölfadölfzig ähnlich gelagerten Konkurrenzprodukten abheben könnte.

Das gilt auch für die Darsteller – Julie Rusti ist niedlich, Ida Marie Bakkerud etwas burschikoser, die Jungs völlig farblos. Terje Ranes und Nils Johnson versuchen als Einar bzw. Jon etwas Leben in die Bude zu bringen, Endre Hellestveit als neu gecastetem Killer fehlt leider die physische „larger-than-life“-Präsenz für einen wirklich memorablen Slasher-Killer.

Fazit: All good things come to an end, so offenbar auch der Qualitätslevel der „Cold Prey“-Reihe. Das Prequel ist leider ein ziemlich gewöhnlicher run-of-the-mill-Backwoods-Heuler, der sicherlich professionell gewerkelt ist und das tut, was man von einem Genrebeitrag nun mal erwarten darf, aber von der Frische, der, will mal sagen, Leichtigkeit der Vorgängerfilme ist nicht mehr viel zu sehen. Kann man kucken, ohne Magenkrämpfe zu kriegen, kann man abe auch ohne schlechtes Gewissen bleiben lassen. Ich bleib dann doch lieber bei „Wrong Turn“. Auf das „Cold Prey“-Franchise kann man meinetwegen jetzt ruhig den Deckel kloppen.


mm
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