Children Shouldn’t Play With Dead Things

 
  • Original-Titel: Children Shouldn't Play With Dead Things
  • Alternative Titel: Revenge of the Living Dead | Zreaks |
  • Regie: Bob Clark
  • Land: USA
  • Jahr: 1972
  • Darsteller:

    Alan (Alan Ormsby)
    Val (Valerie Mamches)
    Jeff (Jeff Gillen)
    Anya (Anya Ormsby)
    Paul (Paul Cronin)
    Terry (Jane Daly)
    Roy (Roy Engleman)
    Emerson (Robert Phillips)
    Caretaker (Alecs Baird)
    Orville (Seth Sklarey)
    Winns (Bruce Solomon)
    Tallest Dead Thing (William R. „Bob“ Smedley)


Vorwort

Ein neues Spiel, ein neues Glück, ein neuer Contestant für unser kleines feines Zombie-Stelldichein. Die Zeitreise führt uns heute ins Jahr 1972, also ein paar Jahre nach George A. Romero´s genreprägender NIGHT OF THE LIVING DEAD. Damals war´s nicht anders wie heute, alles, was irgendwie neu und halbwegs gewinnbringend ist, findet seine ungefragten Epigonen. So fühlte sich auch ein junger Filmemacher namens Bob Clark genötigt, fünf Jahre nach seinem Transvestiten-Film-Debüt SHE-MAN seine Ersparnisse zusammenzukratzen, einen Haufen College-Freunde um sich zu scharen und seine „Hommage“ an Romero und seine Untotenschar auf Zelloloid zu bannen. Das Ergebnis erarbeitete sich im Laufe der Zeit trotz einiger wenig erbaulicher Kritiken den Status eines Kultfilms in spe´. Da mir heute ganz gegen meine Gewohnheit keine ungeheuer witzige und ausschweifende weitere Einleitung einfällt, will ich´s damit dann auch belassen, sondern drücke auf PLAY und widme mich ganz dem Film…


Inhalt

Dunkel war´s, der Mond, nee, der schien nicht helle, stockfinst´re Nacht, ein alter Friedhof auf einer einer nicht näher spezifizierten Grossstadt vorgelagerten Insel. Der Friedhofswärter ist auf seinem Nachtrundgang, als er plötzlich von einem Vampir angefallen wird… der Vampir bekommt noch Unterstützung von einem Typ im Cape und die beiden Creeps machen sich über das nächstbeste Grab her, die dort wohnende Leiche wird exhumiert, dafür wandert Vampir-Guy in den Sarg und wird von Cape-Guy eingebuddelt, der dann die zwangsgeräumte Leiche abschleppt…

Ein Segelboot legt an und sechs (Vorwegnahmealarm) der nicht-unbedingt-auf-Anhieb-sympathischten Gesellen gehen an Land – es handelt sich um eine Theatergruppe auf Arbeitsreise. Wir hätten zu bieten: Alan, den selbstherrlichen Chef der Truppe, mit einem niederschmetternden Geschmack, was Spandex-Hosen angeht und einem Ego, grösser als der Mount Everest, ausgestattet, Jeff, den fetten Komiker der Gang, Paul, den athletischen Muskelmann und sein Gspusi Terry, das offizielle Attraktive, dazu Val, die Dunkelhaarige, die in der Hippie-Zeit die Abzweigung zum Gypsy-Look genommen hat und Anya („Creepy Girl“), ein offensichtlich magersüchtiges Knochengestell in einem Flower-Power-Sackkleid. Voila´, unsere Helden.

Alan hat seine Damen und Herren Schauspieler zwecks Ausgrabung einer echten Leiche zu nachtschlafender Stunde auf die Insel geschleppt (O-Ton: „Das macht ihn technisch gesehen zum Ghoul, oder?“ – „Sowas nennt man Type-Casting“). Terry ist nicht nur hübsch, sondern auch die „Neue“ im Team und Alan, Theaterdespot alter Schule, pocht auf das Recht des Chefs, Erstbesteiger dieses Gipfels zu werden. Leider muss Terry ihn da enttäuschen, da war schon bei den Pfadfindern einer schneller. Auf dem Weg zur Unterkunft, dem Friedhofswärter-Heim, werden nicht nur diverse humorige Bemerkungen (ächz) ausgetauscht, nein, Alan gibt auch die „scenic tour“ in bester Dracula-Impression über den Friedhof, das „Sanctum des Satan“ (oh schreck). Zwar muss sich Alan damit abfinden, dass ihn gewisse Teile seiner Troupe´, namentlich Jeff, bei der Darbietung seiner Horror-Stories nicht sonderlich ernst nehmen, aber als (begleitet von einem eigentlich nur aus Incidentals bestehenden Score) diverse unheimliche Geräusche aus dem Gewölle dringen und man sich irgendwie … beobachtet fühlt, bekommen unsere Freunde es dann doch mit Muffensausen zu tun. Alan ist von der Aussicht, nicht allein auf der Insel zu sein, geradezu inspiriert. Ein mörderischer Hippie-Kult, der hier sein Unwesen treibt? Das wär´s doch (zuviel über Charlie Manson gelesen, wa?). Togal, die Gruppe begibt sich gen Caretaker-Heim, nicht allerdings ohne weitere Horroranekdoten seitens Alan. Der vormalige Caretaker hat seine Frau und Kinder umgebracht und fristet sein Dasein in einem Irrenhaus (SHINING, anyone? Allerdings – der Film ist älter als das Kingsche Buch. Plagiator!) Der Weg ins Haus muss sich erst mal gewaltsam gebahnt werden, dafür ist Athlet Paul zuständig, dessen umgehend nachfolgende Schreie zwar seine Freunde in Angst und Schrecken versetzen, allerdings lediglich von arachnider Anwesenheit im Gemäuer verursacht wurden (speak: Spinnen. „Ich hasse Spinnen“ spricht mir Paul aus der Seele). In der Küche tummeln sich Ratten (die allerdings verdächtig nach Meersauen aussehen). Auf die Frage, wo denn der aktuelle Caretaker sich rumtreibe, düstert Alan „er hat sich aufgehängt.“ „Das würde einen grossartigen B-Film abgeben,“ übertreibt Terry…

Während Paul, Terry und Alan die Hütte erkunden, sitzen Jeff, Val und Anya am gemütlichen Kaminfeuer. „Ein Feuer hält die Geister ab,“ meint Jeff zu Anya´s Entsetzen: „Wieso abhalten?“ Witter ich hier eine Wicca? Die Klamotten sprächen dafür…

Die Gruppe versammelt sich zu Onkel Alan´s nächster Geisterstunde. Man tauscht Bosheiten aus a la „Wenn wirklich Geister uns heimsuchen, könnten uns einige deiner zurückliegenden Vorstellungen retten. Keine Kreatur aus der tiefsten Hölle hält das aus“, wie Alan seiner offensichtlichen Lieblingsaktrice Val auf den Weg gibt. Dann packt Alan seine Mitbringsel aus: eine Schrotflinte (leider ohne Silberkugeln), Knoblauch, eine Magier-Robe aus dem Faschingskostümverleih und, last but not least, ein Grimoire, also ein Buch der Toten von den alten Druiden. Wozu er letzteres braucht? Na für eine kleine Beschwörung um Mitternacht. Paul begehrt zu wissen, was eigentlich los ist, aber der Wichtelaufstand wird von Alan im Keim erstickt. „Das ist keine Demokratie, das ist MEINE Truppe. Ich besitze euch.“ Allerdings steht es natürlich jedem frei, fristlos zu kündigen… In der Schauspielerei ist´s wie im richtigen Leben, selbst wer einen Scheissjob hat, ist froh drüber, daher stirbt die Palastrevolte einen kläglichen Tod.

Nun gut, Alan verrät sowieso, wie´s weitergeht. Er will nicht mehr als ein paar Tote aus ihren Gräbern rufen, damit sie ihm dienen, also geht´s flugs wie der Wind zurück zum Friedhof, wo Alan ein passendes Grab eines Frischverstorbenen ausfindig macht. Es wird gegraben, der Sarg wird geöffnet und darin liegt – Vampire Guy! Vampy macht sich auch gleich an Jeff zu schaffen, während der andere finstere Gesell unseres Prologs Anya abschleppt. Panik! Entsetzen! Jeffrey macht sich in die Hosen (und erwähnt diese Tatsache nicht weniger als sechsmal, bis ihn Val mit einem „stop giving us a play-by-play of your bladder functions“ zum Schweigen bringt). Die Tatsache, dass Alan sich scheckig lacht, ist ein zarter Hinweis darauf, dass die Dinge nicht die sind, die sie scheinen. Klar, es war nur ein Gag des Oberspassvogels Alan – der Vampir ist ein gewisser Roy, der andere Knabe ein gewisser Emerson, beide sind schwul wie die Türpfosten und offenbar ein Bestandteil der Freakshow, die Alan seine „Company“ nennt. Alles gestern vorbereitet, versichert Alan, und Roy lag gerade mal eine Stunde im Sarg und wartete auf seinen grossen Auftritt. Der Caretaker lehnt gefesselt und geknebelt an einem Baum und neben ihm sitzt der ursprüngliche Sargbewohner, ein gewisser Orville.

Paul langt´s nun entschieden. „Ich hau ab.“ Guten Schwimm, wünscht Alan, und übrigens bist du gefeuert. Terry setzt sich für ihren Loverboy ein und so bleiben doch alle an Ort und Stelle. Alan hat auch noch ein paar Sachen vor, doch erst mal muss man die durchgeknallte Anya aus dem Sarg zerren, in den sie sich zwecks „näherer Betrachtung der Unsterblichkeit“ zurückgezogen hat.

Practical joker hin oder her, das mit der Totenbeschwörung meint Alan durchaus ernst und skribbelt rasch ein Pentagramm, zündet ein paar Kerzen an und zieht einen Umschlag mit der Geheimzutat („Blut eines ungeborenen Kindes“ – eh, sowas bestellt man doch nicht im Versandhaus, oder?`) aus der Westentasche. Seine Sklaven, eh, Mitarbeiter, heben noch schnell ein paar Gräber aus, Anya becirct den mittlerweile an einen Grabstein gelehnten Orville. „Und danach steigen die Toten aus den Gräbern, oder?“ fragt Terry sicherheitshalber. „So speaketh he master,“ scheint Val die Sache nicht mit dem notwendigen Enthusiasmus anzugehen.

Nu beschwör endlich, Spandex-behoster, elender, sind schon fast 40 Minuten und damit die halbe Filmlaufzeit um. Okay, schon kommandiert Alan seine Gefolgschaft auf die Knie, zum „invertierten Gebet“ und Klappehalten und beginnt einen relativ unbeeindruckenden Sermon zu salbadern, der zu 3/4 seiner Länge aus diversen Synonymen für den Gottseibeiuns zu bestehen scheint (creativity galore!). A whole lotta nothing happens daraufhin. Jeff kann nicht bei sich halten und gibt einen (äusserst lahmen) Witz zum besten. „SHUT UP!“ wütet Alan und bittet sich weitere Konzentration aus. More nothing happens.

Schliesslich muss auch Alan einsehen, dass das mit seiner Beschwörung irgendwie nix wird und wittert Betrug. Nach dem Motto „Ich hab bezahlt, ich will was seh´n“ schimpft er Satanas einen Lügenbold und diverse andere wenig schmeichelhafte Bezeichnungen, bis es Val zu bunt wird. „So eine Beschwörung muss ein richtiger Künstler machen und kein Buchhalter mit Wahnvorstellungen von Grösse,“ spricht sie und schwingt sich in Beschwörungsstelle. Mit einem „Hail Satan“ steigert sie sich in eine Beschwörungsekstase im vollen Bela-Lugosi-Modus (inkl. „puppy dog tails“) mit leichtem jiddischen Einschlag. Erwartungsgemäss tut sich auch hierauf nichts, nicht mal, als Val Satan, der alten Lusche, an den Kopf wirft, dass er ihnen doch wenigstens diesen kleinen Gefallen tun könnte. Alan findet das ganze zwischenzeitlich recht unspassig, da – ihr ahnt es – more very interesting nothing von statten geht und verkündet, noch ein As im Loch zu haben (? Golfer oder was?). Nämlich Orville – und für den will er nun eine Party geben, sprich, er beabsichtigt, die Leiche, wo sie nun schon mal ausgegraben ist, mit ins Quartier zu nehmen und da ein wenig Spass zu haben. „Es wird doch nicht peinlich für ihn?“ fragt Anya besorgt. Nö-nö, da bin ich ziemlich sicher…

Während das Schwulen-Pärchen Roy und Emerson von Alan dazu verdonnert wird, die Gräber wieder zuzuschaufeln, schleppen Paul und Jeff den armen Orville gen trautes Heim. Einer der Grabsteine bzw. eine kleine Statue thereof beginnt ein wenig zu zittern.

Stichwort „es wird nicht peinlich“ für Orville. Kaum ist man im Haus angekommen, kommt Alan durch eine dusslige Bemerkung Jeffs auf die Idee, Orville zu „heiraten“. Die Heiratsprozedur wird durchgezogen („I declare you man and … whatever you are“). Jeff und Alan finden die Leiche im Haus offenbar wirklich wahnsinnig witzig, im Gegensatz zu Terry, die das nicht „funny“, sondern „disgusting“ findet. Alan nimmt das zum Anlass, den Arbeitsvertrag mit Terry aufgrund der „disgusting clause“ mit seinen „disgusting claws“ (Puh! Wortwitz! Ich kann nimmer…) mit sofortiger Wirkung zu beenden, was nu wieder Terry nicht recht ist, die aus unerfindlichen Gründen ihren Job behalten will. Gut, meint Alan, dann muss sie sich bei Orville überzeugend entschuldigen. Anya ist far out und starrt gen Friedhof, wo sich weitere Grabsteine bewegen.

Now it´s time for Anya to flip, nicht, dass ich es ihr verübeln würde. „Behandelt ihn (=Orville) nicht so! Er ist so schön und traurig. Im Tod liegt Schönheit!“ Vermutlich hält Alan Anya für ziemlich gaga, zeigt sich aber unbeeindruckt. „Mehr Gefühl,“ fordert er, Regisseur, der er ist. Anya gibt sich redlich Mühe, rollt die grossen Augen und ist überzeugt davon, dass „Orville uns etwas sagen möchte“. Als sie dann auch noch ein scharfes „STOP IT“ in die Runde wirft, hat nun Alan die Schnauze voll. „Ich mach mit ihm was ich will, ich nehm ihn nach Hause, stell ihn auf, und wenn er auseinanderfällt, verfütter ich die Reste an die Hunde!“ I wouldn´t have said that, my friend.

Anya geht in den full-hysterical-Modus, fleht Gott um Verzeihung an, schwört, dass sie es wieder gutmachen wird, schleudert Alan noch ein harsches „You´re eeeeeeviiiiiiiil“ an die Birne und verabschiedet sich in eine Art katatonischen Schock, was ihr weitere Dialogzeilen erspart. Immerhin lässt sich Alan erweichen, Orville in einen Nebenraum zu schleifen, wo er sich neben dem Kadaver ins Bett legt (Nekrophilie? Man weiss ja nie!).

Der Rest der Bande ist sich einig, dass man Anya professionelle Hilfe angedeihen lassen sollte und beschliesst, den Abgang zu machen. Wird Zeit, dass was passiert, oder? 64 Minuten Filmlaufzeit sind rum. Also schalten wir zu unseren schwulen Freunden auf den Friedhof, wo Roy sich gerade über den wertvollen Ring einer schon länger im Verwesungszustand begriffenen Leiche hermachen will. Leider packt ihn die Leiche am Schlawittchen. Ja, endlich erheben sich die Toten aus ihren Gräbern und, als wir es fast nicht mehr für möglich erachtet hatten, entwickelt sich aus unserem Schauspieler-at-Work-Drama ein Zombiefilm. Als erstes erwischt es Emerson, dann den armen, immer noch gefesselt und geknebelten Caretaker, während Roy, zwar angeknabbert, zunächst einmal entkommen kann.

Val teilt dieweil Alan mit, dass seine Troupe´ in den unbefristeten Ausstand getreten ist und sich nun erst mal in die Zivilisation zurückverabschieden wird. Auf Alan´s Frage, wie sie das wohl anstellen wollen, gibt Val ein unbürokratisches „mit deinem Boot“ zum besten, was Alan mit der üblichen Arbeitgeberreaktion der sofortigen Kündigung quittiert. Val ist nicht impressed. „Das funktioniert nicht mehr“. Alan bleibt zurück, aber „Orville bleibt mein Freund“. Wetten, dass?

Gerade, als sich unsere, eh, Helden, auf zum Strand machen wollen, stolpert ihnen der verwundete Roy mit einem „sie kommen“ entgegen. Und Tatsache, „sie kommen“ und zwar in Scharen, die Zombies, that is. Sofortiger Rückzug ist angeagt und anschliessende Verrammelung der Türe. Alan versichert seinen Compadres, dass dies mitnichten einer seiner berüchtigten Jokes ist, bevor man auf die Idee kommt, nach der Hintertür zu sehen. Auch das sammeln sich schon die Zombie-Streitmächte und dummerweise handelt es sich bei der Hintertür um eine Glastür, was natürlich bedeutet, dass blosses Zumachen derselbigen einen blutgierigen Zombie nicht vor gesteigerte Hindernisse stellt. Also greifen sich Alan und Jeff rasch eine Schranktür und nageln die Glastüre zu.
Kaum ist auch dieser Eingang für die Untoten verschlossen, herrscht auch plötzlich, ich bin versucht zu schreiben „Grabesruhe“… die Zombies stehen etwas sinnlos vor dem Haus herum und scheinen auf bessere Zeiten zu warten. „Vielleicht wollen sie uns nur Angst einjagen,“ vermutet Jeff, ganz offensichtlich der grosse Denker der Gruppe. Ein Blick auf den inzwischen recht toten Roy belehrt ihn eines besseren.

Geräusche dringen aus dem ersten Stock und Paul schmeisst einen vorwitzigen Zombie, der durch ein offenes Fenster geklettert ist, wieder gen Parterre. Die restlichen Zimmer sind zombie-frei. Zeit für Kriegsrat. „Jemand muss zum Boot und Hilfe holen,“ meint Val. „Wir könnten doch einfach rennen,“ weist Jeff nicht gänzlich unrichtig auf die Tatsache hin, dass die Zombies einen Hundert-Meter-Lauf selbst gegen einen deutschen Sprinter verlieren würden, alas, es sind zu viele, die Masse machts. Paul schlägt ein Ablenkungsmanöver vor. Während der Rest der Gruppe an der Vordertür die Zombies in ein Scheinscharmützel verwickelt, könnte er hintenrum rausschleichen und Land gewinnen. Der Plan wird für gut befunden und in die Tat umgesetzt, d.h. erst mal müssen die Verbarrikadierungen wieder rückgängig gemacht werden. Paul geht am Hintereingang in Startposition, während Alan, Val, Jeff und Terry sich mit Impromptu-Waffen bestückt aus der Vordertür wagen. Der Plan scheint aufzugehen. Die Zombies lassen sich auf das Scheingefecht ein und Paul hechtet hinaus, vergisst aber ausgesprochen peinlicherweise, die Tür hinter sich auch wieder zuzumachen. Dussel! Die Strafe ereilt ihn auf dem Fusse. Während sich die Ablenkungs-Gruppe wieder ins Haus zurückzieht, hört sie auch schon einen Schrei. Man hastet zur Hintertür und kann noch mitverfolgen, wie keine zehn Schritte von der Tür entfernt eine einsame Zombie-Frau, der an der Vordertür wohl zu viel Betrieb war, den guten Paul gerade von seinen wichtigsten inneren Organen befreit. Im Schock hierüber demonstriert Terry, warum man einer angreifenden Zombie-Horde nicht den Rücken zukehren sollte und wird von zwei der untoten Gesellen abgeschleppt, vermutlich nicht, um sich deren Briefmarkensammlung zu betrachten.

„This isn´t happening“, stammelt Alan (oh doch, wurde doch auch Zeit, nach dem ganzen Nicht-Happening der Stunde zuvor) und Val hält den Zeitpunkt für ein angemessenes Ausflippen für gekommen. Jeff hat nun seine noch nicht von Fettzellen erwürgten Gehirnzellen gekoppelt und kommt auf eine echte, brauchbare Idee. Könnte das Grimoire nicht einen Gegenspruch für den Zauber auf Lager haben? (Actually, I´m impressed… ein logischer Gedanke und das in einem Zombiefilm!) Tatsächlich wird Alan nach kurzem Geblättere im Register fündig. „Return the blood to the fire!“ Das lässt sich einrichten. „Return the corpse to the grave.“ Eh. Das könnte ein Problem werden, da da draussen immer noch ein paar Dutzend hungrige Zombies warten. Also überspringen wir diesen Absatz und lesen einfach weiter. Ein weiterer Sermon-Salbader wird von Alan zum besten gegeben (eine reine Satans-Schleimscheisserei, wenn ich mich mal deutlich ausdrücken darf), aber es scheint zu funktionieren, die Zombies ziehen sich, ungeordnet zwar, aber immerhin, zurück und sind bald verschwunden.

Go for it, heisst die Devise und die Überlebenden verlieren keine Zeit, passieren Terry´s Leiche und biegen um die erste Kurve des Weges – angeschmiert! Dort warten die Zombies und fallen über die Helden her. Jeff wird gefressen (da kaut man lange dran) und Val wird ebenso von einigen unfreundlichen Untoten umzingelt und angenagt. Alan, mit der immer noch komatösen Anya im Schlepptau, gelingt der Rückzug in die traute Hütte, aber die Zombies folgen rudelweise und verschaffen sich durch sämtliche vorhandenen Türen Einlass. Alan und Anya retten sich auf die Treppe, aber die Zombies folgen, also greift Alan zum einzigen Mittel, das einem aufrechten Ehrenmann in dieser Situation übrig bleibt – er wirft Anya den Zombies zum Frass vor. Sogar den Zombies verschlägt´s anhand dieser beispiellosen Niederträchtigkeit für einen Moment alles und sowohl Anya als auch die Zombieschar werfen Alan verächtlich-vorwurfsvolle Blicke zu, bevor sich die Zombies an ihren gesunden Appetit erinnern und dem geschenkten Gaul, eh, Girl, nicht weiter ins Maul bzw. in den Ausschnitt (in dem nicht viel drin sein kann) schauen. Alan rettet sich ins nächstbeste obergeschossige Zimmer und verriegelt die Tür. Zu seinem persönlichen Pech hat er sich das Zimmer ausgesucht, in dem man Orville deponiert hat und der wartet schon auf seinen „Freund“… So ereilt auch Alan das verdiente Schicksal.

Wir enden mit einigen vorwitzigen Zombies, die sich Alan´s Boot bemächtigen und Kurs auf die naheliegende Stadt nehmen…

CHILDREN SHOULDN´T PLAY WITH DEAD THINGS hinterlässt einen insgesamt zwiespältigen Eindruck. Es ist klar, woher Clark seine Inspiration nimmt, NIGHT OF THE LIVING DEAD ist ein ziemlich offensichtlicher Pate – andererseits kein grosses Wunder, denn das „Belagerungsmotiv“ ist so alt wie der Versuch, mit kinematischen Erzeugnissen Spannung beim Zuschauer hervorzurufen, das Motiv bietet sich ja insbesondere bei Zombie-Streifen, die nicht ausschliesslich auf blood´n´gore aus sind, geradezu an. Im Unterschied zum frühen Romero ist aber der frühe Bob Clark nicht wirklich ein guter Regisseur und so gestaltet sich das mit dem Spannung hervorrufen eher, naja, weniger… der unvorbereitete Horrorfan dürfte bis zum ersten Auftreten der Zombies nach sage und schreibe 64 Minuten vermutlich sanft entschlafen sein, so ihn denn die Leiden und Nöte der mit ihrem egomanischen Chef gestraften Schauspieltruppe nicht gesteigert interessiert. Und selbst dem vorbereiteten Fan fällt es recht schwer, sich durch die grösstenteils eher pseudowitzigen Shenanigans der durch die Bank entweder unsympathischen oder nervigen Charaktere zu kämpfen, zumal Clark und sein Co-Scripter und -Star Ormsby es einem auch nicht leicht machen, sich mit dem Haufen auseinanderzusetzen – es sind eindimensionale Charaktere, die sich nicht weiterentwickeln, jeder bleibt in seiner von der ersten Szene an festgepfropften Rolle – bei einem so offenkundigen Vorbild wie NIGHT OF THE LIVING DEAD ist gerade dieser Fakt ein Armutszeugnis, denn NOTLD lebte ja nahezu ausschliesslich von den Konflikten der Eingeschlossenen. Okay, Konfliktpotential gibt´s auch hier reichlich, aber es ist uninteressant. Warum, so fragt sich der geneigte Zuschauer schon nach ungefähr fünf Minuten, warum hält es auch nur einer dieser Theatergruppe überhaupt mit diesem Ober-Arsch Alan aus? Job hin, Job her – ich hätte meinen Job bei erheblich weniger Ekligkeit meines Chefs geschmissen (eh, hm, on second thought – I already did that). Wer so blöde ist, sich von einem egomanischen Vollidioten mit Allmachtsphantasien ausnutzen zu lassen, der hat´s, und lassen Sie mich das in aller Deutlischkeit sagen, nicht besser verdient, als von einem Zombie gefressen zu werden.

Aber – „zwiespältig“ indiziert, dass es auch Positiva geben muss. Und die gibt´s auch, wenn der Film nach ner guten Stunde sein Talk-Talk-Talk-Syndrom überwunden hat (bis dahin gibt´s allerdings mehr gegenseitiges-auf-die-Nüsse-gehen als in einer durchschnittlichen Ausgabe von „Bärbel Schäfer“), wird der Streifen, als hätte man den Regisseur ausgetauscht, richtiggehend gut! In diesem zwanzigminütigen Finale Furioso gibt´s alles, was das Herz des Genrefreunds erfolgt. Helle Heerscharen von Zombies, „gut-munching“ action, einen zünftigen Bodycount und ein hübsches Unhappy End. Nicht unbedingt innovativ in Szene gesetzt, aber immerhin temporeich und mit ein paar netten Gags.

Auf allzuviel Gore darf der Splatterfreund dabei aber nicht hoffen (habt ihr die amerikanische Altersfreigabe vergessen? PG! Das ist umgerechnet FSK 6… erzählt das nie der Bundesprüfstelle!), einmal (wenn Paul den Löffel reicht) wird Gore angedeutet, aber auch nicht mehr. Dafür kann das Zombie-Make-up gefallen – für das schmale Budget von gerade mal 70.000 Dollar sind die Masken hübsch detailfreudig in unterschiedlichen Stadien der Verwesung realisiert und nicht allzu offensichtlich als ebensolche zu enttarnen. Hierfür gebührt Alan Ormsby, der auch dafür zuständig war, Lob.

Wer also den zähflüssigen Auftakt (soweit man bei einer Anlaufzeit von über einer Stunde von „Auftakt“ reden kann) hinter sich bringt bzw. den Vorspulfinger glühen lässt, schliesslich hat nichts, was in der ersten Stunde vor sich geht, irgendeine gesteigerte Bedeutung für das Finale (wenn man mal von Orville absieht), wird mit zwanzig Minuten durchaus sehenswerter Zombie-Action belohnt, und angesichts des filmischen Gesamtoeuvres von Bob Clark ist das vielleicht mehr, als man erwarten konnte. Im Laufe seiner Karriere zeichnete Clark für einige Fehlschüsse verantwortlich. Zwar inszenierte er 1974 mit BLACK CHRISTMAS einen der ersten Slasher-Movies überhaupt (allerdings keinen sonderlich guten), bevor er der Welt 1980 PORKY´S bescherte (ugh), mit A CHRISTMAS STORY ein angeblich beliebtes Weihnachtsrührstück anfertigte und 1990 die möglicherweise unlustigste Komödie aller Zeiten auf Film zauberte: LOOSE CANNONS, ein weiterer Sargnagel in der Karriere von Dan Aykroyd (immerhin mit Gene Hackman als Sidekick).

Gut, jetzt mal besänftigend – Clark´s Regie ist möglicherweise uninspiriert und einfallslos, aber immerhin, für die Tatsache, dass wir es mit dem zweiten Film eines damals noch rein independent arbeitenden Beinaheamateurs zu tun haben, routiniert. Eher unter „unentschuldbar“ fallen allerdings die darstellerischen Leistungen. Mit einem Cast, der sich nicht nur aus Schulfreunden des Maestros rekrutiert hätte, wäre möglicherweise die geschwätzige Opening Hour erträglicher gestaltet, aber was sich hier vor die Linse getraut hat, ist dann doch eher laienhaft.

Alan Ormsby kommt bei der Kritik am schlechtesten weg, wobei ich sein Ekelpaket fast noch am überzeugendsten fand. Ormsby, wie erwähnt auch für Make-up-FX zuständig, ist sicher kein Schauspieler, aber den Arsch, den er verkörpert, nimmt man ihm halbwegs ab. Ormsby inszenierte später mit „Jeff“ Jeff Gillen den an Ed Gein angelehnten Nekrophilie-Horror DERANGED, bevor er sich aufs Skripten verschiedener, gelegentlich sogar erfolgreicher Banalitäten wie MY BODYGUARD, KARATE KID 3 oder den Lehrer-Actionfilm THE SUBSTITUTE verlegte.

Über den Rest des Ensembles lohnt es sich kaum, Worte zu verlieren. Bis auf „Terry“ Jane Daly hat ausnahmslos keiner irgendetwas einer „Karriere“ vergleichbares auf die Beine gestellt, Daly schaffte es immerhin, im amerikanischen Fernsehen solide Beschäftigung zu finden, wobei aber nichts nach gravierender Bedeutung aussieht. Extreme Nervigkeit beweisen Paul Cronin und Valerie Mamches, während Anya Ormsby (ob da eine Verwandschaft vorliegen mag?) immerhin „weird“ genug ist.

Im Zuge des Siegeszugs der kleinen Silberscheibe DVD hat sich auch für CHILDREN SHOULDN´T PLAY WITH DEAD THINGS ein ambitionierter Videoanbieter gefunden, nämlich die Firma VCI. VCI spendierte dem Film einen passablen Widescreen-Transfer von ausreichender, nicht spektakulärer Bildqualität und einem gelegentlich etwas matschigen Ton – insgesamt ein Transfer, der sich dem Film adäquat anpasst und vermutlich auch nicht mehr besser hinzukriegen war. Als „Goodies“ liefert VCI keine wahre Fundgrube an Extras, aber zumindest den recht witzigen Originaltrailer und eine Handvoll Aushangbilder in einer kleinen „Photo Gallery“. Da auch nicht wirklich teuer verkauft, kann man nicht meckern.

CHILDREN SHOULDN´T PLAY WITH DEAD THINGS ist sicherlich kein Meilenstein des Horrorkinos oder auch nur des Subgenres „Lebende Tote“. Vielmehr handelt es sich eher um eine ganz amüsante Fussnote des Kapitels, die, wenn man sich mit den Gegebenheiten vertraut gemacht hat und man somit weiss, was einen erwartet, in ihrem kleinen bescheidenen Rahmen recht passabel unterhält – gewiss kein Klassiker und keine Konkurrenz für Romero und seine Filme, aber ganz spassig – wie gesagt, Voraussetzung ist, man weiss, dass man sich durch eine Stunde Talkshow kämpfen muss, bevor man an den Good Stuff herankommt. Mit entsprechender Präparation kann man sich dann vielleicht sogar an den schundigen Darstellkünsten und stereotypen Charaktere erfreuen und dann fleissig die Zombies anfeuern, wenn´s den Chargen an den Kragen geht. Für eine entsprechend gestählte Runde dann doch wieder durchaus partytauglich.

(c) 2003 Dr. Acula


BOMBEN-Skala: 7

BIER-Skala: 7


mm
Subscribe
Benachrichtige mich zu:
guest
0 Comments
Inline Feedbacks
View all comments