CHIKARA DVD Sampler 2009

 
  • Original-Titel: CHIKARA DVD Sampler 2009
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  • Land: USA
  • Jahr: 2009
  • Darsteller:

    Lince Dorado, Mike Quackenbush, Jigsaw, Hallowicked, Frightmare, Kota Ibushi, Eddie Kingston, Claudio Castagnoli (=Cesaro), The Young Bucks, El Generico (=Sami Zayn), The Osirian Portal, The Colony


Vorwort

Für dieses Review bin ich bereit, in mehrerlei Hinsicht Prügel einzustecken. Erst mal handelt es sich um Wrestling und zumindest ein Teil meiner Stammleserschaft heult bei diesem Thema auf wie ein Taliban, dem man seinen ersten Schwulenporno zeigt, und zweitens könnt Ihr, werte Leser, die Ihr Euch ggf. doch dafür interessiert, die DVD gar nicht mehr erwerben, da sie nur für relativ kurze Zeit direkt von CHIKARA zum Schleuderpreis von 5 Dollar inklusive weltweitem Versand als Schnupperkurs in die bunte CHIKARA-Welt angeboten wurde. Aber das hindert mich ja an nichts…

Da, das nehme ich mal an, den wenigsten Fans, die mit Müh und Not WWE von TNA unterscheiden können und ROH bestenfalls für den Zustand eines Schweineschnitzels vor Eßbarkeit halten, der Name der Promotion (der sich, wie das Logo, vom chinesischen Schriftzeichen für „Stärke“ ableitet) wohl etwas sagen dürfte, muss ich zunächst ein paar einleitende Worte zu CHIKARA an und für sich verlieren. Es handelt sich um eine Independent-Promotion aus dem amerikanischen Nordwesten (u.a. wird gerne mal die ehemalige ECW-Arena bespielt), deren Top-Player sich gerne mal bei Ring of Honor (ROH) verdingen und die kürzlich eine Zusammenarbeit mit der japanischen Promotion Dragon Gate einging und nun unter dem Banner Dragon Gate USA (und unter dem Booking des Wrestling-Observer-Poll-Seriensiegers für den besten Booker, Gabe Sapolsky) Pay-per-Views veranstaltet (ein Unterfangen, an dem ROH als selbsterklärte No. 3 der US-Promotions trotz meist hochklassiger Matches kommerziell scheiterte). Chef der Truppe ist Mike Quackenbush (seines Zeichens auch seit über zwei Jahren Leichtschwergewichtschamp der alterwürdigen NWA), den ersichtlich heftige Leidenschaft für den mexikanischen Zweig des Profi-Wrestling, Lucha Libre, plagt. CHIKARA orientiert sich sehr stark an Mex-Lucha – ein Großteil der Wrestler ist maskiert, das Schwergewicht liegt auf Tag-Team-Matches (unter „atomicos-„, sprich Lucha-Regeln, d.h. der physische Tag ist nicht erforderlich, wenn ein Wrestler eines Teams auf welche Weise auch immer den Ring verlässt, darf ein Partner rein), eingeteilt wird nicht in Heels und Faces wie bei den Yankees üblich, sondern in Tecnicos (die „Guten“) und Rudos (die „Bösen“), versuchte Demaskierung des Gegners ist automatische Disqualifikation, es gibt keine Einzel-Championship, sondern nur das „Campeonato de Parejas“ für Tag Teams (mit dem einzigartigen System, dass potentielle Herausforderer drei Punkte – sprich Siege – ansammeln müssen, um einen Titelshot zu erhalten; bei einer Niederlage müssen sie wieder bei Null anfangen), ansonsten sind die diversen jährlichen Turniere (Young Lions Cup für Nachwuchs-Wrestler, Rey de Voladores für Highflyer, Cibernetico, King of Trios und der World Tag Grand Prix, der 2009 in Oberhausen ausgetragen wurde) die Höhepunkte. CHIKARA umgibt sich darüber hinaus mit einem Comic-Book-Image – die Shows sind familienfreundlich, beinhalten immer ein bis zwei Comedy-Matches, die Charaktere und Gimmicks sind bunt, übertrieben, cartoonesk, jede Show hat einen abseitig-witzigen Titel und sämtliche DVD-Cover sind comic-gezeichnet. Eins ist also klar – für wen Wrestling durch die „Monday Night Wars“ und „Attitude Era“ geprägt wurde, der wird mit CHIKARA nicht viel anfangen können. Hier regiert Spaß und gute Laune…

Nun also zur eigentlichen DVD, die fünf nach Ansicht der CHIKARA-Macher der besten Matches des aktuellen Jahrgangs beinhaltet. Kommentatoren sind Louden Noxious, Ultramantis Black, Bryce Remsburg und Leonard F. Chikarasson (in wechselnder Besetzung).


Inhalt

MATCH NUMERO UNO EIGHT MAN TAG MATCH (Show: ANNIVERSARIO YANG) THE FUTURE IS NOW (Helios, Lince Dorado, Jigsaw) & MIKE QUACKENBUSH vs. INCOHERENCE (Frightmare, Hallowicked) & INCOHERENCE (Frightmare, Hallowicked) (nein, das ist kein Verschreiber).

Wir beginnen mit einem Promo der Tecnicos, die sich Sorgen machen, weil ihnen ein vierter Mann fehlt, um die zahlenmäßige Überlegenheit der Rudos auszugleichen; außerdem ist Jigsaw schuldbewusst, weil er am Vortag das Match für sein Team verloren hat. Mike Quackenbush stößt hinzu und teilt Helios und Lince Dorado Jigsaws „Plan B“ mit, und der ist eben, dass der Chef persönlich mithilft. Davon wusste Jigsaw (der auch ein Weilchen bei Ring of Honor tätig war) allerdings nix und staunt daher Bauklötze: „Plan B?“

Incoherence, das Rudo-Team, gibt’s gleich zweifach – neben den „echten“ Frightmare und Hallowicked laufen Cheech & Cloudy (auch gelegentlich bei Ring of Honor zu sehen, speziell in der ROH-TV-Show) in Incoherence-Kostümierung auf (streng genommen sind übrigens auch Incoherence und C&C Tecnicos, spielen aber zur Erbauung des Publikums die Rudo-Rolle). Ich ersparte mir ausführliches play-by-play, denn dann würde dieses Review ungefähr 200 Seiten lang werden – 14 Minuten balls to the walls-Action, High Flying aus allen Ecken und Enden, nicht wahnsinnig viel Ringpsychologie, aber ein Tempo legen die acht Mann vor, da kann einem schwindlig werden (ungefähr soviel Wrestling-Moves beinhaltet ein komplettes WWE-Pay-per-View). Interessant ist, dass das Match über weite Strecken umgekehrt zur klassischen Tag-Formel verläuft – Frightmare is your rudo-in-peril, der minutenlang von den Tecnicos nach allen Regeln der Kunst auseinandergenommen wird. Wer nur WWE-Wrestling kennt, wird darüber schockiert sein, dass der wohl spektakulärste Finisher der großen Ligen, den nur zeigen darf, wer bewiesen hat, dass er ihn dutzende Male hintereinander sicher performen kann, die Standing Shooting Star Press (verwendet früher von Brock Lesnar, heute u.a. von Evan „Ex-Matt Sydal“ Bourne), als lausiger near fall verwendet wird. Grundsätzlich muss man abkönnen, dass der Lucha-Stil manchmal sehr choreographiert aussieht (was aber aufgrund der schieren Komplexität und Artistik der Moves überhaupt nicht anders möglich ist – Lucha ist in gewisser Weise ein als „Kampf“ getarntes Ballett), aber akzeptiert man diese Voraussetzung, wird man atemlos vor dem Bildschirm sitzen; die schiere Fülle an Bewegungsabläufen, die offenkundig jegliche Gesetze der Anatomie und Physik außer Kraft setzen, ist atemberaubend.

Wen bei einem solchen schon regelrecht ästhetischen Gesamtkunstwerk auf Ergebnisse achtet… die Incoherences gewinnen durch eine Top-Rope-Leg-Lariat/Powerbomb-Combo der Cheech & Cloudy-Version, der Lince Dorado zum Opfer fällt. Die „this is awesome“-Chants des Publikums sind absolut gerechtfertigt (****).

MATCH NUMERO DOS EDDIE KINGSTON vs. CLAUDIO CASTAGNOLI (Show: ANNIVERSARIO YANG)

Aber es ist nicht alles Lucha, was CHIKARA heißt. Kingston vs. Castagnoli ist so etwas wie die aktuelle Blutfehde bei CHIKARA. Wrestling-Fans, die nicht nur in die großen Ligen spähen, müssten beide Männer kennen. Kingston verdiente sich Sporen in Hardcore-orientierten Promotions wie CZW oder der hier auch schon besprochenen (mittlerweile aber endgültig pleite gegangenen) IWA-MS und fehdet zur zeit in ROHs TV-Serie mit Chris Hero, Claudio Castagnoli, der Eidgenosse, der schon einen WWE-Development-Vertrag in der Tasche hatte, ehe Visa-Probleme seine regelmäßige Beschäftigung im McMahon-Land verhinderten, ist ROH-Mainstay, immer knapp davor, dort Main-Event-Status zu erreichen und momentan mit seinem „Very European“-Gimmick Heel im Dienste von Prince Nana. In CHIKARA sind die Rollen anders verteilt, da ist Castagnoli der Tecnico und Kingston der Rudo. Kingston kommt uns zunächst mit einem emotionalen Promo, in dem er Castagnoli beschuldigt, ihm bei einem vorangegangenen Freundschaftsmatch nicht den angebrachten Respekt gezollt zu haben, und das, obwohl Kingston selbstlos Castagnoli nach dessen Ankunft in den Staaten in seiner Bude habe pennen lassen. Die Kommentatoren machen deutlich, dass das eine, ähm, eher individuelle Sicht der Dinge sein dürfte.

Das Match ist das genaue Gegenteil des DVD-Openers und könnte mit Einschränkungen auch als WWE-„Raw“-Match durchgehen (zumal Castagnoli ziemlich genau den Physis-Typ trifft, der McMahon einen Ständer beschert; Kingston ist dagegen eher ein schwabbliger Geselle, aber, wie auch die Kommentatoren bemerken, „as tough as they come“). Hier geht’s nicht darum, durch ausgefeilte Moves zu beeindrucken, sondern den Gegner zu demütigen – man verpasst sich Backpfeifen, boxt, Kingston greift, nachdem Castagnoli ihm in der Auftaktphase in jeder Beziehung wrestlerisch überlegen ist, in die Rudo-Trickkiste und steckt Claudio den Daumen ins Auge u.ä. Castagnoli bringt trotzdem die meisten seiner Trademark-Spots an (haufenweise European Uppercuts, die „Giant Swing“, bei der Claudio seinen Gegner an den Füßen packt und um sich kreisen lässt, und einen seiner Finisher, den Alpamare Waterslide), fällt aber zu guter Letzt, nach ca. 17 Minuten, einem der wenigen Wrestlingmoves Kingstons, einem Legsweep in ein Small Package, zum Opfer. Kein technisches Feinschmeckerstück, aber ein sehr intensiver Brawl, bei dem beide Kämpen glaubhaft rüberbringen, sich gegenseitig auf den Tod nicht ausstehen zu können (das Publikum, das ca. 70:30 auf Claudios Seite steht, hilft durch gute Stimmung auch). (***)

MATCH NUMERO TRES TEAM F.I.S.T. (Gran Akuma, Icarus, Chuck Taylor) vs. THE FUTURE IS NOW (Helios, Lince Dorado, Equinox) (Show: KING OF TRIOS; Semifinale)

Etwas unglücklich ist die Match-Anordnung, da die Kommentatoren im vorigen Match (aus einer späteren Show) das Ergebnis dieser Auseinandersetzung vorwegnehmen… F.I.S.T., die Rudos, gewinnen bei mir schon ungefähr elfzig Millionen Coolness-Punkte durch die Wahl von „Blue Monday“ als Entrance Theme. Da können die Tecnicos machen, was sie wollen…

Die Rudos tun mir dann auch den Gefallen und kontrollieren nach klassischer Tag-Formel weitestgehend das Match, wobei Equinox unseren tecnico-in-peril spielt. Freilich gibt’s auch genügend Spots für die Guten. Da die Rudos in diesem Falle weniger auf High-Risk- und High-Flying-Manöver setzen als im Eröffnungs-Achter-Tag, ist das ganze Match deutlich langsamer, ein wenig unspektakulärer, ersatzweise gibt’s Psychologie~!, da F.I.S.T. (zumindest, wenn sie dran denken) old-school-mäßig einen Körperteil Equinox‘ auskucken, der bearbeitet wird (in dem Fall sein rechtes Bein). Auch hier wird eine Standing Shooting Star Press (von Equinox) für einen schnöden near fall missbraucht; die Tecnicos sorgen in ihren hope spots für genügend Action in- und außerhalb des Rings, um zu verhindern, dass das Match durch die heat segments (sprich also die Segmente, in denen die Rudos in Kontrolle sind und mit submission- und rest holds das Tempo herausnehmen) zu sehr abkühlen könnte (zudem wird die Chose durch einige comedy-spots – z.B. einen Gran Akuma, der zu einem von ihm angesetzten Scorpion Deathlock fröhlich grinst und ins Publikum winkt – aufgelockert). Nach einer dann doch wieder spektakulären finish stretch, in der die Tecnicos ihr ganzes Repertoire an todesverachtenden Jumps auspacken, kommen die Rudos, wie sich das gehört, durch einen Tiefschlag und anschließenden Omega-(Pile-)Driver Chuck Taylors in dreizehneinhalb Minuten zum schon allein aufgrund der Musikauswahl hochverdienten Sieg (***1/2)

MATCH NUMERO QUATRO REY DE VOLADORES ELIMINATOR EL GENERICO vs. NICK JACKSON vs. JIGSAW vs. KOTA IBUSHI (Show: KING OF TRIOS)

Ein Four-Corner-Elimination-Match (unter Tag-Regeln, dem Papier nach gibt’s also immer zwei legale Männer im Ring), dessen Sieger ins Rey-de-Voladores-Finale (gegen Player Dos von den Super Smash Bros., einem der unterhaltsamsten Teams CHIKARAS, dessen Gimmick es ist, dass sie Nintendo-Figuren sind… Player Uno hat in seinem Gear sogar einen Nintendo-Controller, der „funktioniert“ – wenn jemand auf Pause drückt, pausiert Uno entsprechend) einzieht. Die Beteiligten sind El Generico, der kanadische Luchadore, der mit seinem Partner Kevin Steen eine ganze Weile ROH-Tag-Team-Champ war (und nebenher auch Solo-Champion der wohlgelittenen kalifornischen Indie-Promotion PWG war), Nick Jackson, eine Hälfte des derzeit in Indie-Fan-Kreisen auf Händen getragenen neuen Shooting-Star-Teams „The Young Bucks“ (die gerade in ROH auf sich aufmerksam machen und als „die neuen Rockers“ gelten), der schon bekannte Jigsaw und der japanische Indie-Wrestler Kota Ibushi, der 2008 schon eine Tournee durch ROH absolvierte). Es rocken mal wieder die Entrance-Themes. El Generico kommt zu „Olé Olé Olé Olé“, Jackson zu „mmm-bop“ und Jigsaw zu „Rock the Casbah“. Ibushi, der Crowd durch schon bekannt, weil er am Vortag an der ersten Runde des Trios-Turniers teilgenommen hatte und mit seinen Martial-Arts-Kicks japanisches puroreso-Flair einbringt, bekommt wie Generico eine wahre Superstar-Reaction der ausverkauften ECW-Arena.

El Generico und Nick Jackson schließen, da sie beide Stammkräfte von PWG sind, ein Zweckbündnis, um erst mal Jigsaw und Ibushi auszuschalten. Das hält aber nur so lange, bis Generico einen Pinversuch Jacksons stört – von nun an heißt’s wieder jeder gegen jeden. Das Match ist vielleicht nicht ganz so schnell wie der 8-Mann-Opener (aber das heißt ungefähr so viel wie „ein DTM-Rennwagen ist nicht ganz so schnell wie ein Formel-1-Wagen“), aber alle Männer bringen spektakuläre Moves an, wobei Generico sich mit reinen Wahnsinns-Aktionen besonders hervortut. Nach etwa acht-neun Minuten nehmen Jigsaw und Jackson eine Auszeit und überlassen Generico und Ibushi für eine schlichtweg umwerfende Sequenz den Ring – eine near-fall-Aneinanderreihung vom Feinsten, big moves allenthalben, Ibushi mit FIGHTING SPIRIT~!, aber auch Generico lässt sich nicht lumpen und kickt aus todsicherern Finishern aus. Einer Top Rope Reverse Rana hat er nach zwölf Minuten allerdings nichts mehr entgegenzusetzen. Im Bewusstsein, dass unmöglich noch mal etwas draufgesetzt werden kann, wird das Match superschnell zu Ende gebracht. Jigsaw eliminiert Jackson keine dreißig Sekunden später mit einer Piledriver-Variation, und, angefeuert von dueling chants, Ibushi erledigt Jigsaw wieder keine Minute später mit einem Top Rope Corkscrew Senton, gewinnt das Match (und einen Tag später auch das Rey-de-Voladores-Turnier). Der schiere Wahn (****1/4).

MATCH NUMERO CINQUE CAMPEONATOS DE PAREJAS THE OSIRIAN PORTAL (Amasis & Ophidian) (c) vs. THE COLONY (Fire Ant & Soldier Ant) (Show: REVELATION X)

Und noch ein Championship-Match zum Abschluss. The Colony (deren unglaubliches Gimmick es ist, Ameisen zu sein), eines der populärsten Teams der Promotion, nimmt’s mit dem Alte-Ägypter-Gimmick des Osirian Portal auf. Hintergrund ist, dass The Colony (im Zuge des Tag Grand Prix in Oberhausen) satte sieben Punkte angehäuft haben, streng genommen also mindestens zwei Titel-Shots verdient hätten, Leonard F. Chikarasson (als „Director of Fun“ bei CHIKARA) den Ameisen statt dessen aber eine Stipulation nach Wahl versprochen hat. The Colony entschieden sich dafür, dass das Match entgegen der üblichen Titelkampfregeln nicht „2 out of 3 falls“ entschieden wird, sondern nur über einen fall läuft.

Ähnlich wie vorhin beim Kingston/Castagnoli-Match haben es die Teams schwer, die Vorgabe des direkten Vorgängers zu toppen – es handelt sich hier um ein eher traditionelles Tag-Match mit den üblichen heat- und control-segments, garniert mit einigen comedy spots (für die gerne mal „The Funky Pharaoh“ Ophidian zuständig ist) und ein paar reinen Comic-Cartoon-Einlagen (Amasis, der eine Art „Schlangen-Gimmick“ hat, versucht die Ants zu hypnotisieren; hübsch auch, dass die Ants es „sellen“, wenn jemand auf die Fühler ihrer Masken tritt). Alle vier Mann leisten aber gute Arbeit (wobei mich Ophidian besonders beeindruckt) und der finishing stretch ist wieder einmal beeindruckend, kuckt man die komplette DVD am Stück, hat man aber an dieser Stelle dann vielleicht schon einen leichten burnout. Die Champions verteidigen ihren Titel nach rudo shenanigans durch Amasis „Death Grip“-Submission (Cobra Clutch kombiniert mit Bodyscissors) in knapp neunzehn Minuten. Bei den „großen“ Promotions wäre das ein Hammer-TV-Match, auf einer Best-of-CHIKARA-DVD reicht’s nur für eine hintere Platzierung (***).

Insgesamt eine schicke Zusammenstellung, die das Herz des technisch und high-flying-orientierten Wrestlingfans höher schlagen lässt – zumal CHIKARA (seit der Best-of-CHIKARA-DVD von 2007, die bei Big Vision erschien und hauptsächlich Matches aus 2005/6 enthielt) zumindest für die großen Shows auch produktionstechnisch deutlich zugelegt hat – es gibt jetzt eine richtige „entrance ramp“ mit Videoleinwänden, und auch die Tatsache, dass die hier gezeigten Matches in zumindest „richtigen“ Hallen vor 500-600 Zuschauern stattfinden und nicht – wie bei „normalen“ Shows auch heute noch üblich, wie sich aus dem Bonusmaterial ergibt – vor vielleicht hundert Interessierten in einer Schulsporthalle, gibt dem ganzen Spaß eine etwas größere, bedeutungsvollere Dimension (und wie gesagt, wenn die kritischen Philly-Fans in der ECW-Arena „awesome“-Chants und standing ovations zelebrieren, müssen die Ringer durchaus etwas richtig gemacht haben) – lediglich der kleine Ring irritiert mich immer noch etwas.

Als Bonus gibt’s noch einen kurzen Newsflash über aktuelle Entwicklungen, einen ziemlich nett gemachten Trailer für die ANNIVERSARIO YANG-Show und eine Ausgabe von CHIKARAs „Podcast-a-go-go“, einer Mini-Webshow, die den geneigten Fan ebenfalls über die neusten Nachrichten aus CHIKARA-Land unterrichtet.

Als Kostensparmaßnahme (wer seine DVDs für 5 Dollar umme Welt schickt, muss aufpassen, dass er nicht draufzahlt) kiommt die DVD in schlichter Papierhülle. Technisch ist die DVD sauber gelöst, nur im fünften Fight gibt’s leichte Mastering-Probleme mit Klötzchenbildung am rechten Bildrand, der Kommentar droht manchmal etwas in der Geräuschkulisse aus den jeweiligen Hallen unterzugehen.

Summa summarum – sehr sehr sehr viel Spaß für sehr sehr sehr wenig Geld. Hochklassiges Lucha-Wrestling, das nicht ganz so chaotisch daher kommt wie das mexikanische Original, spektakuläre Fights, das macht enorm Laune und zeigt einmal mehr, dass man, nur weil man nicht zum dreiundfünfzigsten Mal John Cena gegen Randy Orton in der WWE sehen will, nicht gleich der Wrestling-Leidenschaft abschwören muss – in den amerikanischen minor leagues tummeln sich großartige Leute mit viel Enthusiasmus und Einfallsreichtum, die sich fantastische Moves ausdenken und auch in der Lage sind, sie fehlerfrei umzusetzen. Check out CHIKARA, es lohnt sich wirklich.

5/5
(c) 2009 Dr. Acula


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