Checkmate

 
  • Deutscher Titel: Checkmate
  • Original-Titel: Checkmate
  • Alternative Titel: Schachmatt - Spiel ohne Ausweg |
  • Regie: Timothy Woodward jr.
  • Land: USA
  • Jahr: 2015
  • Darsteller:

    Danny Glover (Elohim), Vinnie Jones (Lu), Sean Astin (Dyson), Mischa Barton (Lauren Campbell), Michael Paré (Capt. Raymond Mitchell Howard), Katrina Law (Katana), Johnny Messner (Joey), Antwon Tanner (Bones), Willa Ford (Sasha)


Vorwort

Eines schönen Tages überfallen der Kleinganove Joey, dessen Weichei-Bruder Ron und ihr gemeinsamer Kumpel Bones, verstärkt um zwei Fluchtwagen-Fahrer und einen Sniper auf einem nahen Dach, eine Bank. Weil Joey die Gier packt, eskaliert die Situation, die Polizei schickt ein SWAT-Team unter der Leitung von Captain Howard.
In der Bank befinden sich eine Menge Geiseln, darunter Lauren, die hochschwangere Frau des SWAT-Officers Campbell, und Allen, ein Langzeitarbeitloser, der, um mit der Lebensversicherung wenigstens seiner Frau und seinem auf eine Herztransplantation wartenden Sohn, das weitere Leben zu finanzieren, einen Deal mit dem als Auftragskiller moonshinenden Priester Dyson abgeschlossen hat, ihn baldmöglichst umzulegen. Und Dyson liegt auch schon vor der Bank auf der Lauer…

Während Joey zwei Security Guards erschießt und Campbell beim Bemühen, mehr oder minder im Alleingang seine Frau zu retten, dafür sorgt, dass sein Partner angeschossen wird, versucht Allen Lauren zu helfen und überlegt Ron, ob das wirklich alles so läuft, wie er sich das vorgestellt hat.

Doch handeln sie alle wirklich aus freiem Willen oder sind sie nur Schachfiguren im Spiel um nichts geringeres als die Ewigkeit zwischen dem Mann in Weiß und dem Mann in Schwarz?


Inhalt

Timothy Woodwards zwar kostengünstig gedrehter, aber mit einem respektablen B-Cast aufwartender Thriller will nach eigener Auskunft aussagen, wie die Aktionen Einzelner das Leben anderer Personen verändern können. Er fährt, um diesen Punkt zu machen, mit der Kirche ziemlich ums Dorf und widerspricht seiner eigenen Aussage ein wenig dadurch, dass er Helden und Schurken literally zu Schachfiguren im ewigen Kampf von Gut und Böse macht, ist aber nicht so schlecht, wie das 3,1-Rating in der IMDb vorgaukelt. Ja, er braucht relativ lang, um seine Figuren dahin zu bekommen, wo er sie braucht (weswegen er sich auch mit dem Kunstgriff behilft, den Film mit dem Überfall beginnen zu lassen und dann in einen „einen Tag vorher“-Flashback überzugehen, der die Ereignisse von dann an chronologisch erzählt) und, ja, die topgebillten Stars greifen in den Plot nur metaphorisch ein, aber sobald das Spielfeld nach gut 45 Minuten aufgebaut ist und wir innerhalb der Filmlogik wieder am „Anfang“ angekommen sind, hat die Nummer doch ordentlichen Zug und ist nicht unspannend, zumal ich Heist-Movies, in denen die Bankräuber diejenigen sind, die mit der Situation am meisten überfordert sind, als Sub-Subgenre durchaus schätze, weil das den Filmemachern gern die Möglichkeit gibt, auch vergleichsweise platte Charaktere mit Ecken, Kanten, Reibungspunkten und „values“ auszustatten (so ist es hier wider Erwarten nicht Joey, der austickt, sondern Bones), sie also tatsächlich zu „vermenschlichen“.

Das Script leidet etwas unter seiner „Ensemblehaftigkeit“ – eine echte Hauptperson, an deren Schicksal wir uns stellvertretend als Zuschauer entlanghangeln können, fehlt; das ist natürlich der Punkt, den die Story zu machen gedenkt, dass eben eine „Gesamtsituation“ durch die Handlungen und Reaktionen aller daran Beteiligter geformt wird, es macht den Film aber auch etwas schwieriger zugänglich.

In einem Film, der auch aus Budgetgründen nicht wahnsinnig viel Action auffahren kann und will, bleibt viel am Cast hängen, und der schlägt sich ganz wacker. Mischa Barton („O.C., California“), hier etwas gegen den Strich gecasted, ist mir etwas zu, naja, weinerlich, dafür überzeugen Johnny Messner („Tränen der Sonne“, „Anacondas: Hunt for the Blood Orchid“) und Zach Touchon (in seiner ersten größeren Filmrolle) als ungleiches Bruderpaar und David Chisum („Plane Dead“) als geplagter Vater Allen. Sean Astin („Herr der Ringe“) hat hier als Priester/Killer eine kuriose (wenn auch nicht sonderlich textlastige…) Rolle zu spielen, und als Gott und Luzifer (huch, ist das ein Spoiler?) stehen sich durchaus treffend gecasted Danny Glover (in der Karrierephase „when you really want Morgan Freeman, but can’t afford him) und Vinnie Jones gegenüber. Als Glovers Leibwächterin ist auch noch „Arrow“s Katrina Law mit von der Partie (sie hat auch eine Kampfszene, aber die ist leider von der „nicht blinzeln, sonst verpasst man sie“-Kategorie. Shame shame shame). Nicht zu vergessen, dass auch Michael Paré mal wieder eine etwas größere Rolle abstaubt, ohne als SWAT-Captain Howard viel mehr als Präsenz zeigen zu können.

Moderne B-Filme sind leider zumeist relativ einfallslose „abgehalfterter-Action-Star-Vehikel“, so dass ein Film wie „Schachmatt“, der zumindest versucht, auch eine Geschichte zu erzählen, mit seinen Charakteren zu arbeiten und dabei noch eine Aussage zu treffen, bei allen Schwächen schon wieder positiv auffällt. Kein Klassiker, kein Beer & Pretzel-Film, aber wenn man mal 90 Minuten in Begleitung eines durchweg vernünftigen Casts und mit ein wenig mehr Ambition als nur „Seagals Double killt sie alle“ totschlagen will, ist’s gar keine so schlechte Wahl.

Nicht irritieren lassen sollte man sich vom deutschen Cover, das mit der wehenden US-Flagge und Paré an der Spitze einer von Helikoptern flankierten Spezialeinheit versucht, den Film in „Olympus Has Fallen“-meets-„Black Hawk Down“-Gefilde zu schieben. Tut dem Streifen unrecht und schürt falsche Erwartungen.

2,5/5
(c) 2016 Dr. Acula


mm
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