Chained Heat II

 
  • Deutscher Titel: Chained Heat II
  • Original-Titel: Chained Heat II
  •  
  • Regie: Lloyd A. Simandl
  • Land: USA
  • Jahr: 1993
  • Darsteller:

    Magda Kassar (Brigitte Nielsen)
    Franklin Goff (Paul Koslo)
    Alex Morrison (Kimberley Kates)
    Susan Morrison (Kari Whitman)
    Rosa (Jana Svandová)
    Stefan Lotsky (Marek Vasut)
    Tina Lukof (Lucie Benes)
    Carla (Markéta Hrubesová)
    Mann im Zug (John C. Smith)
    Mann im Zug (Jiri Popel)
    Kundin (Vanda Svarc)
    Junkie (Petra Susser)
    Aufseher (Pan Fiala)


Vorwort

Ich weiss auch nicht ganz warum, aber irgendwie bin ich schon wieder im Ghetto der Women-in-Prison-Filme gelandet. Vielleicht bin ich doch etwas pervers :-). Was soll´s, da muss man durch, und badmovie-technisch ist das ja nicht gar so schlimm, schliesslich gibt´s in diesem Bereich viele viele Kandidaten für diese Seiten.

1983 drehte ein gewisser Lutz Schaarwächter (unter seinem verkaufsträchtigeren US-Pseudonym Paul Nicholas) einen Film namens „Chained Heat“, auch als „Das Frauenlager“ gelaufen, in dem Exorzist-Teufelchen Linda Blair hinter ostdeutsche Gardinen wanderte und sich dort mit Sybil Danning herumschlagen musste. Ein Granaten-B-Movie-Cast mit John Vernon, Stella Stevens, Tamara Dobson und Henry Silva rundete das „Vergnügen“ ab. Dem Film wurde rasch ein gewisser Kultstatus zuteil, leider konnte ich den Streifen noch nicht sehen, sobald ich aber zu einem vernünftigen Preis das Tape auftreibe, werde ich das noch nachholen. Egal, um den Film geht es auch gar nicht 🙂

Zehn Jahre nach diesem deutsch-amerikanischen Joint Venture fühlte sich nämlich Exploitation-Spezialist Lloyd A. Simandl bemüssigt, ein Quasi-Sequel zu drehen. Mit CHAINED HEAT hat CHAINED HEAT II eigentlich keinerlei Berührungspunkte, Ausnahmen: es ist auch ein Women-in-Prison-Film und er spielt auch im wilden Osten. Und anstelle der B-Movie-Queen der 80er Jahre, Sybil Danning, versicherte sich Simandl der Dienste einer der B-Movie-Queens der 90er Jahre (wenngleich ihre Filmographie weder den Umfang noch den Exploitation-Wert der der Danning erreicht), nämlich Ex-Mrs.Stallone Brigitte Nielsen. Lassen wir uns also von Herrn Simandl in die Abgründe eines tschechischen Frauenknasts entführen…


Inhalt

Wir wissen, dass wir uns im Badmovie-Land befinden, wenn uns unser Film mit einem Erzähler begrüsst. So tut dies auch CHAINED HEAT II. Der freundliche Erzähler informiert uns, dass die politische Wende in Osteuropa gewisse Dinge nicht unbedingt zum besseren verändert hat, so ist der berüchtigte Frauenknast Razick nun nicht mehr speziell für politische Gefangene ausgerichtet, sondern (dramatic pause) ist ein „Business“. Eine korrupte Justiz ist für diverse Fehlurteile verantwortlich und so manche Gefangene verlässt Razick nur tot. Derart gebrieft werden wir vom Film mit grossartig weiterer Exposition nicht belästigt, sondern steigen direkt ins Geschäft ein. Die amerikanische Touristin Alex pennt leichtfertigerweise in ihrem Zugabteil nach Prag ein, was die beiden finster aussehenden Mitreisenden prompt dazu veranlasst, in ihrem Gepäck einen kleinen Beutel Rauschgift zu verstecken. In Prag, wo Alex´ Schwester Susan zwecks gemeinsamen Ferien auf sie am Bahnhof wartet, wird Alex umgehend verhaftet und in dem sprichwörtlich kurzen Prozess zu 10 Jahren „hard labour“ in Razick verurteilt. Razick wird natürlich von einer üblen Direktorin beherrscht, in diesem Fall von Brigitte Nielsen, eh, „Magda Kassar“. Ihr zur Seite steht eine gewisse Rosa als rechte Hand. Kassar wirft gleich mal das ein oder andere Auge auf unser Schnucki Alex.

Schwesterherz Susan bemüht sich derweil bei der US-Botschaft um eine Verlängerung ihres Visums und beklagt sich bei Emissär Goff über die nicht gerade enthusiastischen Bemühungen der Botschaft, Alex aus ihrer misslichen Lage zu helfen.

Alex selbst geht es derweil gar nicht so schlecht, die Mitgefangene Tina, mit der sie sich anfreundet, führt Alex beim Gefängnis-Faktotum Bobo ein. Bobo ist eine Transe, der einstmals als „Frau“ verurteilt wurde und seit seiner „Enttarnung“ als Maskottchen und Hausschneider für Kassar in Razick verblieb.

Des Nächtens holt sich die fiese Rosa eine Handvoll Gefangene und bittet sie zum freundlichen Strip, aber nicht nur zwengs der Optik, sondern weil die Hübschen auch im gefängniseigenen Drogenlabor schuften sollen.

Susan dieweil streift durch Prag und gerät unwissenderweise dort ins Visier der beiden Creeps aus dem Zug. Während die Jungs sich noch überlegen, in welcher Reihenfolge die Optionen Vergewaltigung und Mord erledigt werden sollen, taucht ein dritter Komplize auf, der seine vermeintlichen Kumpel jedoch, als die von Susan nicht ablassen wollen, kurzerhand umnietet. Der Neuankömmling auf der Szene erweist sich als Guter Kerl namens Stefan, der Susan in seine Bude abschleppt, aber nicht wegen irgendwelchem Austausch von Körperflüssigkeiten, sondern um ihr zu erklären, dass er ihr helfen will. Er kennt Alex´ Fall und macht sich Sorgen, dass Alex so endet wie seine Schwester, die nach einer fingierten Verurteilung in Razick ermordet wurde. Als Beweis gibt er Susan ein Video, über das wir momentan noch nichts näheres erfahren (aber als erfahrene WIP-Seher ahnen wir natürlich so manches).

Nach knapp 30 Minuten im Film kommen wir zur obligatorischen Dusch-Szene. Dort aber gibt´s weniger Massageaktionen, sondern vielmehr Mord & Totschlag. Rosa sticht nämlich eine Gefangene, die sich gerade in ein Abendkleid gewandet hat, (offscreen) ab und versucht, als Kassar zur Szene stösst, die Angelegenheit Tina und Alex in die Schuhe zu schieben, die dafür in die „Box“ wandern.

Susan schmeisst Botschafter Goff währenddessen das Video von Stefan auf den Schreibtisch. Es handelt sich hierbei um ein in Razick entstandenes Porno-Video mit Stefan´s verblichener Schwester (allerdings in noch lebendigem Zustand, ganz so pervers sind wir dann doch nicht).

Kassar und ihre Rosa halten derweil ein Schäferstündchen ab. Kassar macht ihrer Untergebenen klar, dass sie ihr nicht abkauft, dass Tina und Alex den Mord begangen haben und Rosa räumt das auch ein. Kassar vermutet nicht zu Unrecht, dass Rosa auf Alex eifersüchtig ist. Andererseits ist Kassar ihres Zeichens Masochistin und diese Bedürfnisse befriedigt Rosa mit Handschellen & Peitsche locker lässig (allerdings ist das Spanking wieder mal offscreen).

In der „Box“, eine Art Einzelhaft, kommen sich Tina und Alex weiter näher und Tina kann Alex etwas mehr vom Plot verraten. Tina enthüllt, dass sie auch in Videos aktiv war, gezwungenermassen, aber dass Kassar in der sogenannten „Mansion“ auch ein Freudenhaus betreibt, dem sie sich bislang aber erfolgreich verweigern konnte. Gerührt schenkt Alex Tina ein Medaillon.

Dem Subplot Mansion nähern wir uns auch von Kassar´s Seite. Die Mächtigem im Hintergrund sind ein wenig besorgt ob Rosa´s diverser Eigenmächtigkeiten, aber Kassar beruhigt. Sie hat das alles unter Kontrolle und die Tote, die für die Mansion vorgesehen war (daher Abendkleid), wird eben ersetzt, durch Tina und Alex, aber Alex, so sagt Kassar geheimnisvoll, soll am Leben bleiben (schlechte Karten für Tina, vermuten wir).

Dann erfahren wir, dass das Hochsicherheitsgefängnis Razick zumindest leicht zu betreten ist, denn Susan und Stefan schleichen sich mühelos als Wärter und Gefangene getarnt ein. Zwar finden sie Alex nicht, dafür aber Bobo, der ihnen kryptische Hinweise in Form einer Shakespeare-Fundstelle vermittelt. Das Wieder-Heraussneaken wird komplizierter, Stefan kapert einen Müllwagen und liefert sich eine Verfolgungsjagd mit zwei Wagen der Gefängniswachen, die aber relativ lame crashen und den Freunden die Flucht ermöglichen.

Alex ist nämlich erwartungsgemäss in die Mansion geliefert worden, die wir, nach einem kurzen Streit zwischen Susan und Stefan, die sich aber wieder vertragen, nachdem Stefan versichert, Susan weiterhin helfen zu wollen, wieder vertragen.

Die „Mansion“ ist ein ziemlich gewaltiges Schloss, wo von älteren Säcken Roulette gespielt wird und der Gewinn ist nicht etwa Kohle, sondern die herausgeputzten Gefangenen, die brav Tafeln mit ihren Nummern halten. Wer auf die richtige Roulette-Zahl gesetzt hat, darf mit der entsprechenden Dame in die Privatgemächer. Auch Kassar macht ihren Einsatz und sie setzt erfolgreich auf Alex. Alex ist nicht ganz so blöde und spielt im Schlafgemach die Domina überzeugend.

Tina geht´s weniger gut, sie ist in einem Dungeon angekettet und bekommt Gesellschaft von einem unbekannten Herrn, dessen Visage wir (zwecks späterem Enthüllungsschock) nicht sehen und wird vorübergehend ins Reich der Bewusstlosigkeit geschickt.

Alex hat Kassar derweil sexuell überfordert und kann sich schleichen, dieweil sich Tina auf einem rostigen Bettgestellt gefesselt sieht und unser fieser Finsterling ein Köfferchen erlesenster chirurgischer Instrumente auspackt (kann es sein, dass der zu oft GUINEA PIG gesehen hat?).

Na gut, Alex streift durch die „Mansion“ und wird durch einen Schrei in die Kellergewölbe gelotst. Dort entdeckt sie Tina´s Medaillon (ihr Ex-Eigenes) und kurz danach eine Videokamera, in der die Kassette noch drin ist. Was sie sieht, erfahren wir nicht, aber ob ihrer Reaktion können wir erahnen, dass der böse Mann wohl böse Dinge mit der lieben Tina getrieben hat. Alex flieht in den Ziergarten und läuft dort Goff in die Arme, den sie vom Prozess kennt. Aber, welch Überraschung, Goff denkt nicht wirklich daran, Alex zu helfen, sondern haut ihr eine runter und knebelt sie. Tjaaa, liebe Leser, Goff ist nämlich mit Kassar im Bunde und die beiden glauben, Probleme zu haben und es in nächster Zeit etwas langsamer angehen lassen zu müssen.

Kassar stellt Rosa zur Rede, denn Stefan stand auf Rosa´s Lohnliste des Trupps, der Razick Frischfleisch zuführen soll und über Goff weiss Kassar nun, dass Stefan aber jetzt für das andere Team spielt. Die Unterredung hört Bobo über Wanze mit. Rosa und Kassar fauchen sich ein wenig an und Rosa verkündet ihre Absicht, Bobo zu killen, warum auch immer.

Stefan und Susan kommen endlich auf die Idee, Bobo´s komische Shakespeare-Andeutung zu interpretieren und kommen so auf die Spur eines Kanalisationseinstiegs unweit von Razick, wo Bobo ein Päckchen hinterlassen hat, denn der ist nicht unvernünftigerweise stiften gegangen, deutet aber weiterhin Ungemach für Alex an.

Goff und Kassar beraten das weitere Vorgehen. Man einigt sich, Alex nach Razick zurückzuschaffen, in der Hoffnung, damit Susan und Stefan anzulocken und so drei Fliegen mit einer Klappe zu schlagen. Ausserdem muss das Problem Rosa gelöst werden.

Kassar macht Rosa daraufhin klar, dass sie „expendable“ ist und ausserdem auch nur eine Gefangene (?!?). Rosa verkraftet das nicht gar so gut.

Goff bringt Alex im Kofferraum seines Ford Scorpio (oder war´s ein Opel Omega?) ins Gefängnis zurück. Justament zu dieser Zeit stagen diverse andere Gefangene aber einen Ausbruch.

Alex findet sich mit verbundenen Augen wieder und der geheimnisvolle Herr packt wieder seine Instrumente aus. Wer wird der finstere Fiesling sein? Goff? Neeeein! Es ist … der Richter! (Boah! Ey!) Und er verurteilt Alex zu einem langsamen, schmerzhaften Tod. Alex wehrt sich und kloppt den Richter gegen den nächstbesten Kleiderhaken, was dieser mit sofortigem Dahinscheiden quittiert.

Goff ist dafür, alle Risiken auszuschalten, d.h. Rosa und auch den Richter. Auf Rosa wird eine Killerin angesetzt, derer sich die gute Rosa aber rasch entledigt.

Stefan und Susan warten auf Bobo an einem Treffpunkt (?), aber Bobo kommt nicht.

Der Ausbruch ist mittlerweile zu einem echten Aufstand avanciert, die Gefangenen versorgen sich mit Waffen und mähen reihenweise die Wachen nieder.

Stefan und Susan walzen mit einem Panzer (!!!) das Fronttor nieder und beteiligen sich am Gemetzel. Susan ertappt Goff beim beabsichtigten Verbrennen von Beweismaterialien, aber Goff kann sie mit einer Pistolenattrappe irritieren und schiesst ihr in die Schulter, bevor Stefan to the rescue eilen kann und Goff k.o. schlägt. Die Aufständischen schiessen inzwischen mit Raketenwerfern und schmeissen Handgranaten um sich. Rosa will Alex killen, wird aber zuvor von Kassar gekillt, die wiederum Alex als Freifahrtschein betrachtet und als Geisel nimmt. Bevor es aber zu einem wirklich dramatischen Standoff zwischen den diversen Prota- und Antagonisten kommen kann, wird Kassar von hinten erschossen.

Happy End, der Erzähler informiert uns, dass Razick geschlossen wurde und Alex und Susan sich geschworen haben, nie mehr die Tschecheslowakei (die war´s damals wohl noch) zu betreten.

Weitestgehend haben wir es also hier mit einem Standard-WIP-Film zu tun, der theoretisch alle verlangten Pflichtelemente bietet (näheres hierzu gleich). Aber man muss CHAINED HEAT II eines zugute halten, der Film versucht tatsächlich, so etwas ähnliches wie eine Geschichte zu erzählen, keine besonders originelle, aber immerhin eine Geschichte. Selbige ist nicht wahnsinnig interessant, aber die zwei-drei Subplots Snuff-Movies/White Slavery und US-Korruption verleihen dem Streifen den ein oder anderen Moment, wenngleich der potentiell interessanteste Plot (Snuff) nur angerissen und nicht wirklich erklärt wird. Ansonsten hat das Drehbuch die üblichen Mängel und Macken, wie sie in diesem Genre wohl irgendwo einfach dazugehören. An vielen Stellen wissen diverse Charaktere Dinge, die sie laut Stand des Films einfach nicht wissen können, was es mit Bobo wirklich auf sich hat (wieso hat er Kassar´s Gemächer verwanzt? Wohin verzieht er sich?), bleibt unklar (abgesehen davon, dass bei diesem, äh, Hochsicherheitsgefängnis jeder kommen und gehen kann, wie´s beliebt) und woher Stefan zum Showdown mal eben flugs den Panzer herorganisiert, will ich lieber gar nicht wissen (vermutlich stehen die Dinger in Prag an jedem Strassenrand mit laufendem Motor zur Selbstbedienung rum), auch nicht, warum die inhaftierten Schnuckis in dem Full-Scale-Riot zum Showdown massenweise Wachtposten niedermähen (immerhin: eine der Gefangenen beisst ebenfalls ins Gras, allerdings ist das Verhältnis doch eher ungleich gewichtet). Der Plottwist, dass sich der böse Richter als Hobby-Chirurg entpuppt, hat Vor- und Nachteile. Zwar legt der Film relativ geschickt die falsche Fährte aus, dass es sich beim Schnippelfreak um Goff handelt, aber die „Enthüllung“ der wahren Identität des Killers ist wenig schockierend, da der entsprechende Charakter vorher ungefähr dreissig Sekunden Screentime hatte und vermutlich von meisten Zuschauer schon vergessen wurde. Immerhin, ein Bonuspunkt für „trying“.

Ein weiteres Problem habe ich mit der Inszenierung von Lloyd A. Simandl, der, warum auch immer, versucht, den Streifen möglichst „klinisch rein“ zu halten, sprich, immer wenn etwas potentiell sleaziges (und daher für den Konsumenten derartiger Ware Interessantes) zu passieren droht, schwenkt die Kamera weg, so bei dem Mord unter der Dusche, den S/M-Szenen der Nielsen (die vermutlich nicht genug Kohle bekommen hat, um sich actually vor Kamera den Hintern versohlen zu lassen), bei den meisten sexuell expliziten Szenen und natürlich auch bei der grossen „shocking“ scene mit Tina und ihrem Killer. Den Seh-„Genuss“ mindert das natürlich schon und objektiv betrachtet könnte man den Film sicher ab 16 freigeben, würden nicht derartige Genre-Beiträge vermutlich by default unter FSK 18 laufen (schliesslich ist das ein höchstverwerfliches Sujet). Ansonsten ist Simandls Regie etwas uninspiriert und gelegentlich träge, allerdings muss man ihm zugestehen, dass er gelegentlich ganz guten Nutzen aus den tschechischen Locations zieht (immerhin verschiffte man tatsächlich die ganze Crew nach Prag und drehte vor Ort, anstelle sich hier mit diverser Stock Footage zu behelfen, was dem Film gelegentlich zu relativ gutem Aussehen verhilft), leider mit Ausnahme des hauptdarstellenden Gefängnisses, das weniger nach Gefängnis als nach leerstehenden, seit dem Zweiten Weltkrieg unbenutzten Fabrikgelände aussieht (und solches vermutlich auch im richtigen Leben ist) und die Illusion eines Frauenknasts nur schwerlich erwecken kann (irgendwie bezweifele ich auch, dass selbst in finsteren osteuropäischen Frauenknästen die Gefangenen in 40-Mann- bzw. -Frau-Schlafsälen nächtigen). Simandl´s sonstiges Ouevre beinhaltet zahllose weitere Exploitation-Flicks und kurioserweise nicht weniger als vier weitere WIP-Filme, die sich allesamt in diversen Inkarnationen als CHAINED HEAT III ausgeben!!! Dazu kommt noch der SF-WIP-Versuch CHAINED HEAT 3000 (bei dem sich manch Kritiker nicht sicher war, ob er ein Low-Budget-SF-Spektakel oder einen Big-Budget-Softporno vor sich hatte).

Zu den Darstellern: ich war eigentlich nie der grosse Fan von Brigitte Nielsen (RED SONJA habe ich noch nie erfolgreich ganz gesehen, das war selbst mir zu schlecht), in Stallone´s COBRA war sie adäquat und in BEVERLY HILLS COP II relativ furchtbar, von ihren diversen B-Efforts kenne ich kaum was. Hier ist sie wohl die talentierteste Schauspielerin des Ensembles (whatever THAT means!) und, ich muss es zugeben, sie strahlt so etwas wie unterkühlte nordische Erotik aus. Für den geeigten Nicht-Kostverächter ist es allerdings schade, dass Nielsen´s Kontrakt Nudity nicht beinhaltete und daher lediglich einige Dessous-Shots übrigbleiben (die deutsche DVD bietet als „Exträ übrigens eine kleine Fotogalerie mit mit dem Film absolut nicht in Zusammenhang stehenden diversen Modelshots der Grossen Blonden).

Der zweitgebillte Paul Koslo braucht lange, um in den Film integriert zu werden, erst im letzten Drittel greift Koslo, ein Mitglied der deutschen Kolonie in B-Movie-Hollywood, richtig ein. Überraschend ist seine wahre Fieslichkeit allerdings nicht, denn Koslo gehört zu den type-gecasteden Finsterlingen, dem man eine positive Rolle überhaupt nicht abnehmen würde. Koslo ist dem „grossen“ Publikum vermutlich am ehesten aus Stuart Gordon´s SF-Spektakel ROBOT JOX ein Begriff, wo er den bösen Russen Alexander mimte. Dort wirkte er allerdings auch überzeugender.

Kimberly Kates (Alex), deren grösster filmischer Auftritt vermutlich eine Nebenrolle in BILL & TED´S EXCELLENT ADVENTURE sein dürfte, zieht sich akzeptabel aus der Affäre, ebenso ihre Filmschwester Kari Whitman, die allerdings, obwohl formerly Playmate of the Month, stets bekleidet bleibt (Schande!), Whitman spielte u.a. in Emilio Estevez´ Flop MEN AT WORK und PHANTOM OF THE MALL und begegnete indirekt schon einmal Brigitte Nielsen in BEVERLY HILLS COP II.

Marek Vasut und Jana Svandova´ sind routinierte tschechische Schauspieler, wobei das Anspruchsdenken dort wohl etwas niedriger sein muss, denn vor allem Svandova´ gibt dem badmovie-Geniesser vollkommen neue Dimensionen des Anti-Schauspiels zu verdauen… aber wer seine Karriere in einem deutschen Softsexer namens GRAF PORNO UND DIE LIEBESDURSTIGEN TÖCHTER beginnt, wird vermutlich nie in die Gefahr kommen, Oscars zu gewinnen. Zumindest optisch recht nett anzusehen ist Tina-Darstellerin Lucie Benes, die allerdings keine weiteren Credits in ihrer Filmographie hat.

Fazit-Time. CHAINED HEAT II ist ein WIP-Film, der theoretisch alle obligatorischen Bestandteile hat, die zum ordentlichen Spektakel gehören. Allerdings bekommt der Streifen zu oft Angst vor der eigenen Courage, etwas wirklich exploitatives zu zeigen, also sind Sex und Gewalt, vergleicht man das ganze mit der Genre-Konkurrenz, verhältnismässig zurückgeschraubt. Wer sich damit anfreunden kann, bekommt einen stellenweise holprig-unlogisch, nicht wirklich spannend oder temporeich inszenierten, und auch nicht besonders gut gespielten Durchschnitts-WIP vor die Glotzbuchten geliefert, der in geeigneter Runde allerdings, dank immerhin reichlich vertretener Nudity und zumindest „kinky“ Andeutungen doch ziemlichen Spass machen kann – eindeutig ein Vertreter der „leichteren“ WIP-Kost. Kann man sich reinziehen, ohne Nebenwirkungen befürchten zu müssen.

Die deutsche DVD (eigentlich eine Schweizer DVD) ist im Bildmaterial okay, bietet durchschnittlichen Mono-Ton, aber immerhin neben der deutschen Synchronfassung auch die englische Originalfassung, die aufgrund der teilweise wirklich grausligen Akzent-Arbeit aus Spassgründen vorzuziehen ist.

(c) 2003 Dr. Acula


BOMBEN-Skala: 6

BIER-Skala: 6


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