Casa dell’amore… la polizia interviene

 
  • Deutscher Titel: Casa dell'amore... la polizia interviene
  • Original-Titel: Casa dell'amore... la polizia interviene
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  • Regie: Renato Polselli
  • Land: Italien
  • Jahr: 1978
  • Darsteller:

    Tony Matera (Helm), Mirella Rossi (Brigitte), Iolanda Mascitti (Charlotte), Elsio Mancuso (Torvo), Salvatore Carrara (Killer), Katia Cardinali (Cathy), Nicola Morelli (Inspektor), Zaira Zoccheddu (Betrunkene) u.a.


Vorwort

Eigentlich wollte ich es ja ganz anders haben. Nach „Das Grauen kommt nachts“, „Mania“ und schließlich „Lusthaus teuflischer Begierden“ hatte ich meiner Meinung nach dem italienischen Regisseur Renato Polselli ein ausreichend großes Denkmal gesetzt und den Lesern einen ausreichend fundierten Überblick über das bizarr-geniale Schaffen dieses Mannes in den 70er-Jahren gegeben, der samt und sonders wirre und furchtbar laute Fieberträume ablieferte mit Menschen, die nicht wie Menschen wirken, weil sie alle einen Hau weg haben, den kein Schreinermeister jemals beheben könnte. Ich war von Anfang an verliebt in diese besondere Art Film, die er ablieferte, gekleidet in zumeist durchaus hübsche Bilder und einem zwar wilden Musikmix, aber so manch schöner Melodie – ganz zu schweigen von den Darstellern, die sich im besten Fall ganz gehen ließen und den Irrsinn bereitwillig mitspielten, obwohl vermutlich auch sie selbst nicht so ganz wussten, was Polselli eigentlich von ihnen wollte. Vor allem „Lusthaus teuflischer Begierden“ ging mir über die Jahre nie so richtig aus dem Kopf. Das war nämlich zugleich Polsellis vermutlich experimentellstes Werk, das den Fortlauf der Geschichte um einen depressiven Drehbuchautor schildert, der sich (vermeintlich) das Leben nimmt, um sich an seiner gefühlskalten Geliebten zu rächen, woraufhin auch der alle Sicherungen durchknallen, zumal sie dabei von einem sprunghaften Clown im Satinbademantel tyrannisiert wird, der nicht minder plemplem ist. Genaueres zum Film bitte ich im entsprechenden Review nachzulesen.

Im Juni 2023 ergab sich für mich nun die Gelegenheit, eben diesen Film auf den B-Film Basterds erstmals (und womöglich letztmals) in seiner deutschen Synchronisation zu genießen, denn bis dato kannte ich lediglich eine italienische Version mit englischen Untertiteln und vereinzelten deutschsprachigen Szenensprenklern, die auch überwiegend im Netz kursiert. Leider konnte dieser Film ebenso wie der ebenfalls gezeigte „Das Grauen kommt nachts“ nicht so das Herz der Zuschauer erobern, wie ich es mir gewünscht hätte, sodass am Ende bei der Auswertung der dritt- bzw. viertletzte Platz dabei heraussprang mit einem Schnitt von nicht mal 3 von 5 Punkten („Lusthaus teuflischer Begierden“, ja gut, meinetwegen, der ist schon sehr speziell, aber „Das Grauen kommt nachts“ mit seiner absoluten Gaga-Synchro?). (Fast) alles Banausen, so viel stand fest – und daher komme ich jetzt auch endlich zu meinem Einleitungssatz zurück: Eigentlich wollte ich es ja ganz anders haben. Die Betonung liegt auf dem „eigentlich“, denn, liebe Badmovies-Leser, das habt ihr nun davon: Hier kommt aus reinem Trotz Polselli Nummer vier – und ich verspreche abermals eine Doktorarbeit.

Ausgesucht habe ich mir „Casa dell’amore … la polizia interviene“ und damit einen Film, dessen Entstehungsgeschichte sich selbst unter Berücksichtigung der bisher vorgestellten Polsellis noch eine Ecke obskurer liest. Das fängt schon mit dem Titel an, der, wie Italophile längst ausbaldowert haben, im Deutschen so etwas wie „Das Haus der Liebe … die Polizei greift ein“ heißt. „Delirio Caldo“ (wörtlich übersetzt: „Heißes Delirium“ bzw. „Hitzewallungen“, der Originaltitel von „Das Grauen kommt nachts“) und „Mania“ (wörtlich übersetzt: „Wahnsinn“) ergaben ja noch irgendwie Sinn. Wer bekam keine Hitzewallungen beim Versuch, „Das Grauen kommt nachts“ zu verstehen? Und welcher Zuschauer wurde nicht wahnsinnig bei all den wahnsinnigen Figuren, die da in „Mania“ rumliefen? Aber „Das Haus der Liebe … die Polizei greift ein“? Da fügen sich ja nicht mal die einzelnen Titelteile harmonisch zusammen. Der Film klingt also schizophren – und in gewisser Weise ist er das auch.

Ich könnte es mir an dieser Stelle leichtmachen und wieder auf den entsprechenden und sehr empfehlenswerten Artikel von Richie Pistilli auf der Italo-Cinema-Website verweisen – und auch auf jenen von nocturno.it, der einiges über die Entstehung des Films zu berichten weiß –, aber ich bin bekanntlich ein Mann vieler Worte, und so lasse ich es mir auch diesmal nicht nehmen, ein paar Hintergrundinformationen zu diesem Film breitzutreten. Irgendwie hat ja jeder Polselli eine besondere Hintergrundstory, aber diese hier ist noch einmal besonderer als andere, denn es handelt sich mal wieder um einen Film der Kategorie „zwei Filme in einem“: 1971 wollte ein gewisser Alessandro Santini mit „Una vergine per Satana“ (deutsch: „Eine Jungfrau für den Satan“) einen Film um einen Teufelskult drehen. Zwar wurden Szenen aus dem von Santini und Bruno Vani verfassten Drehbuch gedreht, der Film letztlich aber nicht vollendet. Hier kommt nun Polselli ins Spiel. Dieser schrieb bereits 1970 ein Drehbuch mit dem Titel „Tilt“, das von den seinerzeit frischen Morden der Manson-Familie inspiriert war. Er wollte das Drehbuch gemeinsam mit „Lusthaus teuflischer Begierden“ verfilmen, aber auch dazu kam es nicht. Sowohl Vani, wie gesagt einer der Autoren des unvollendeten Films, als auch Polselli, Autor des gar nicht gedrehten Films, wollten aber allem Anschein nach ihre Arbeit nicht überflüssigerweise gemacht haben und sie einem breiteren Publikum präsentieren. Da traf es sich gut, dass Vani bereits Produktionsleiter bei „Lusthaus teuflischer Begierden“ und „Mania“ war und Polselli kannte, sodass sie ihre Köpfe zusammenstecken konnten. Vani überarbeitete daraufhin Polsellis „Tilt“-Skript dahingehend, dass auch die fertig gedrehten „Una vergine per Satana“-Szenen irgendwie Platz darin finden konnten. Die Regie für die neu zu drehenden Szenen übernahm schließlich Polselli – und so stand dann am Ende dieser Zwitter: „Casa dell’amore … la polizia interviene“, der somit erst Jahre nach Fertigstellung des ursprünglichen Polselli-Skripts und dem unvollendeten Dreh des Santini-Films 1978 das Licht der Welt erblickte.

Dieser selbst im Netz quasi völlig unbekannte Film, der nicht einmal eine User-Kritik auf der International Movie Data Base aufzuweisen hat, sondern zusätzlich zu einer knappen Inhaltsangabe über zwei Sätze lediglich den Verweis auf die Italo-Cinema-Kritik, gilt, wenn man dem 1997 erschienenen Buch „Moana e le altre – Vent’anni di cinema porno in Italia“ von Andrea Di Quarto und Michele Giordano Glauben schenken darf, als erster italienischer Porno überhaupt. Bestätigen kann ich das nicht, denn die von mir gesichtete und laut meiner Recherche offenbar auch einzige (in äußerst ärmlicher Bildqualität) verfügbare Fassung beinhaltet keinen expliziten Sex. Auszuschließen ist es dennoch nicht: Die IMDb gibt eine Laufzeit von 85 Minuten an, während die vorliegende Version nur knapp 77 Minuten geht. Womöglich sind hier also pornografische Szenen herausgeschnitten worden. Fragte man zeitlebens bei Polselli selbst nach, so konnte er sich nicht daran erinnern, ob der Film welche beinhaltete. Dafür war er überzeugt davon, dass sein „Lusthaus teuflischer Begierden“ der erste italienische Porno war – was ebenso nicht verifiziert werden kann, denn wenn eine solche Fassung existierte, so ist sie bislang unbekannt geblieben.

Wie ich schon sagte: eine obskure Angelegenheit, dieser Film – und ich bin mir sicher, dass er auch inhaltlich den Obskuritätsfaktor ganz weit oben halten wird. Wenn schon jene Filme von Polselli, in denen nur er als Drehbuchautor und Regisseur in Personalunion fungierte, nicht zu begreifen waren, wie soll das erst bei einem Flickwerk wie diesem aussehen? Angst ist kein unbegründetes Gefühl.

Zur Info: Wie „Lusthaus teuflischer Begierden“ und „Mania“ lag mir zum Review dieses Films keine deutsche Synchronisation vor – weil es schlichtweg keine gibt. Aber immerhin – ich habe eine italienischsprachige Fassung mit englischen Untertiteln gefunden. Entsprechend deutsche ich die Passagen bestmöglich ein. Solltet ihr vergeblich den Sinn darin suchen, sagt euch immer wieder: Es ist ein Polselli, es ist ein Polselli, es ist ein Polselli…


Inhalt

Vorspann ab – und… äh… Moment mal, wie war der Inhalt noch gleich? Da stand doch irgendwas von satanischen Ritualen, wenn ich mich recht erinnere. Erneutes Nachlesen bestätigt mich darin. Das schreit doch regelrecht nach grimmigem Horror. Warum klingt dann die funky Musik von Giorgio Farina eher so, als stünde uns hier und heute eine heiße Disco-Nacht ins Haus, in der alle Beteiligten in Kürze eine flotte Sohle aufs Parkett legen werden? Das hier ist dann doch eher „Popcorn“ von Hot Butter denn der „Rosemary’s Baby“-Soundtrack. „Hier fliegen gleich die Löcher aus dem Käse…“, wie Gottlieb Wendehals singen würde. Oder vielleicht doch: „Hier fliegt mir gleich der Brägen aus dem Schädel…“

(Irgendwas muss Polselli übrigens wieder richtig gemacht haben. Die Melodie verfolgt mich. Seit Tagen. Er weiß einfach, wie’s geht…)

Danach geht es in eine italienische Ruinenlandschaft und wir lernen gleich drei Taugenichtse kennen, zwei Frauen und einen Mann, die sich gegenseitig anschreien. Das tun sie nicht, weil sie sich streiten, sondern weil sie in einiger Entfernung auseinanderstehen. Warum sind sie hier? Nun ja, da eine der Frauen in ihrer ersten Einstellung einen Totenschädel in der Hand und hoch in die Luft hält, gehen sie wohl einer archäologischen Tätigkeit nach. Ob fachkundig oder hobbymäßig, lasse ich mal dahingestellt, die Finderin datiert das Skelett jedenfalls auf die Zeit vor Christus. Die andere Frau ruft nach dem männlichen Teilnehmer dieser Expedition: „Helm, komm runter! Brigitte hat echte menschliche Knochen gefunden!“ Helm?! Wie der Fahrradhelm?! Für diejenigen, die mit Polsellis Filmwelt vertraut sind, verwundert dieser schräge Name indes nicht lange. „Mania“ und die Zwillingsbrüder Germano und Brecht lassen grüßen… Brigitte trägt neben dem Schädel noch weitere Knochen aus der Grube, in der sie sie gefunden hat, und weist darauf hin, dass da noch viel mehr von dem Knochenstoff zu finden ist. „Bewahr sie fürs Abendessen auf und sag Bescheid, wenn es Fleisch gibt und keine Knochen“, erwidert Helm höchst mittelprächtig lustig.

Ich möchte bereits jetzt einen Zwischenstopp einlegen, um zu sagen, dass die Schnittarbeit für diesen Film nicht ein, nicht zwei, sondern mindestens drei Schlachtfelder sind. Die schwache Bildqualität mit Betonung eindeutig auf „qual“ hatte ich ja schon erwähnt, aber erschwert wird sie noch durch wirklich unmögliche, weil komplett planlos-chaotische Einstellungswechsel. Nicht nur hier, sondern auch in der Folge werden Schauplätze oft nicht vernünftig etabliert, scheint die Topografie wild durcheinandergewirbelt zu werden. Sehr häufig lässt sich nicht einordnen, wo die Figuren sich überhaupt gerade befinden. Sie schauen dann manchmal in irgendwelche Richtungen – meist ungefähr in die Richtung der Kamera – und sehen Dinge, die sie aus ihrer Position gar nicht sehen können – oder sie sehen Dinge NICHT, die sie eigentlich sehen müssten. Bereits an dieser Stelle tritt dieses Problem zutage: Helm steht irgendwo auf einem Hügel, Brigitte irgendwo in einer Grube und die noch namenlose Frau wird mit einer Großaufnahme eingeführt, in der sie in die Ferne blickt, ohne dass überhaupt klar wird, wohin sie guckt und worauf sich ihr Blick fokussiert. Wer ist gerade wo? Wer sieht was? Wie kann er/sie das sehen? Warum sieht er/sie das nicht? Das passiert in diesem Film quasi ununterbrochen, und man dreht durch dabei. Falls das unverständlich klingt, liegt das einfach daran, dass der ganze Film ganz furchtbar unverständlich und unübersichtlich ist.

Im nächsten Moment schaut Brigitte mit großen Augen irgendwo in die Ferne – auch die anderen drehen sich kurz um, aber die Kamera bleibt bei den Gegenschnitten bei Brigitte –, weil sie dort eine Frau erblickt, die laut und ängstlich kreischt: „Lasst mich los! Was wollt ihr von mir? Lasst mich gehen!“ Das ruft sie immer und immer wieder, und ihr Fluchtversuch könnte erfolgreicher sein, wenn sie richtig weglaufen und nicht wie eine Gefangene bei einem Freigang im Gefängnishof im Kreis rennen würde. „Ich bin nicht reich!“, schreit sie weiter, allen Ernstes glaubend, dass sie damit Erfolg haben könnte. Doch was ist da überhaupt los? Da steht ein Mann im schwarzen Anzug und mit schwarzem Zylinder vor ihr mit einem Stock in seiner Hand. In ihrer Not will die Frau ihm den entreißen, aber das gelingt ihr nicht. Deshalb läuft sie in die entgegengesetzte Richtung, wo aber noch ein Mann im schwarzen Anzug steht und ihr schließlich nach all dem Gezeter ein Laken über den Kopf wirft. Der Mann im schwarzen Anzug – also jetzt der ohne Zylinder, Anzüge tragen sie ja beide – trägt die Strampelnde zu einem roten Wagen und legt sie in den Kofferraum. Der Mann mit Zylinder macht eine leichte Kopfbewegung und deutet dem Mann ohne Zylinder an, dass er nun abhauen könne. Und so fährt der Mann ohne Zylinder mit seiner Beute los, während der Mann mit Zylinder zurückbleibt.

Äußerst merkwürdig, das finde nicht nur ich, das findet auch Brigitte. Sie atmet schwer durch. Der Mann mit Zylinder entdeckt sie, und sie sieht, dass er sie entdeckt. Was tut sie also? Fersengeld geben ob der Tatsache, dass sie eine Entführung beobachtet hat und der Entführer gemerkt hat, dass sie ihn beobachtet hat? Nein, naheliegender: Sie geht mit großen Augen auf den Ort des Geschehens zu, ängstlich und doch neugierig. Eben schien er weg, aber da taucht neben ihr plötzlich der Mann mit Zylinder auf, der aber keine Anstalten macht, irgendwas zu tun. Er bleibt einfach stumm stehen. Das ist ihr nun doch nicht so ganz geheuer, und sie läuft lieber weg. Dann dreht sie sich kurz um, keiner da. Sie stolpert zurück, als plötzlich wieder – als wäre er ein Zauberer, der sich nach Belieben durch die Gegend teleportieren kann – der Mann mit Zylinder neben ihr auftaucht. Sie starrt ihn angstvoll an, er schaut sie ohne Gefühlsregung an. Beide stumm. Wie gesagt: äußerst merkwürdig, das Ganze, aber es wird noch merkwürdiger. Brigitte fühlt den unwiderstehlichen Drang, den Mann mit Zylinder zu küssen – und tut das dann auch. Er erwidert und lässt daraufhin seinen Stock fallen, den er wie einen Ehering ständig bei sich trägt – das Stichwort, dass Brigitte lieber doch nicht mehr küssen und wie eben schon weglaufen will, was meiner bescheidenen Ansicht nach auch eine nachvollziehbarere Alternative ist. Sie rennt durch den nahen Wald. Er geht ihr langsam nach, tut aber sonst immer noch nichts.

Keine Ahnung, was Helm und die namenlose Frau in der Zwischenzeit gemacht haben, da sie ja auch die Schreie der Frau mitbekommen haben. In der nächsten Einstellung ist Brigitte jedenfalls wieder bei ihnen. Helm ist dabei ungehalten: „Du dumme Kuh, sag gefälligst Bescheid, wenn du wegrennst!“ Der Film ist erst wenige Minuten alt, und ich habe arge Bauchschmerzen mit dem Gedanken, dass dieses Arschloch einer unserer Helden sein wird. Die immer noch namenlose Frau – ich nenne sie jetzt mal einfach Pocahontas, weil sie vom Aussehen her etwas in die Richtung geht – ergreift Partei für Brigitte. Anstatt dass Brigitte ihren Begleitern nun reinen Wein einschenkt, was da eben passiert ist (zugegebenermaßen weiß ich aber auch nicht so recht, wie ich in ihrer Situation das Gesehene adäquat wiedergeben würde), läuft sie lieber wortlos einfach wieder weg, Pocahontas hinterher, mit etwas Abstand dann auch Helm. So geht das eine Weile, bis Brigitte dann doch mal was sagt: „Es war hier!“ Was war hier? „Da war ein Auto“, sagt Pocahontas. Ach so, Auto, Entführung. Ich weiß wieder. „Glaubt ihr mir jetzt?“, fragt Brigitte. Hä? Was denn? Sie hat nichts gesagt, die beiden anderen haben nichts gesagt. Was sollen sie glauben?! Davon mal ab – wie gesagt haben Helm und Pocahontas, wenn vielleicht nicht die Entführung selbst, dann aber doch die Schreie mitbekommen. Oder doch nicht? Wie gesagt: oje, der Schnitt, der Schnitt.

Helm findet im Gras eine Kette und hebt sie auf. „Sie haben sie in den Kofferraum gesperrt. Ich wollte was tun, aber ich musste wegrennen, sonst hätten sie mich auch mitgenommen“, berichtet Brigitte etwas, was so nicht geschehen ist. „Ich höre ein Auto“, sagt Pocahontas und schlägt sich mit Brigitte zurück in die Büsche, obwohl nirgends ein Auto kommt, geschweige denn zu hören ist. Helm bleibt, wo er ist, und ruft ihnen hinterher: „Ich glaube dir nicht, aber ich folge den Reifenspuren.“ Schon nimmt er sein Motorrad, das offenbar passgenau direkt an dieser Stelle geparkt hat (oder auch nicht – wie gesagt: oje, der Schnitt, der Schnitt), und braust davon. Daraufhin entscheiden sich die Frauen dann doch, Helm mit ihrem weißen Wagen zu folgen. Nach etwas überflüssiger Motorrad-Auto-Action (überflüssig deshalb, weil kein einziges Mal auf den roten Wagen der Entführer geschnitten wird, was zumindest eine Verfolgungsjagd andeuten würde) bleibt Helm stehen und die Frauen kurz darauf auch.

Es ist schon jetzt ein merkwürdiger, ein schräger Film. Nichts Ungewöhnliches bei Polselli, aber die schädelsprengende holprige Technik macht die ganze Angelegenheit noch schräger. Das bisher Gezeigte war allerdings nur das Warm-up, denn von nun an geht’s hier richtig ab. Es ist immer sehr billig, als Reviewer alles auf Alkohol und Drogen zu schieben, aber Polselli und sein Kollege Vani müssen während des gesamten Drehs einfach komplett durchgesoffen haben – und auf jedes Bier folgte eine Nase schlechtesten Kokses.

Das Trio ist also stehen geblieben, denn es hat eine Villa entdeckt – bislang zwar keine Spur vom ominösen roten Wagen mit der Frau im Kofferraum, aber immerhin eine Villa. Ein Mann kommt irgendwo in der Nähe auf einem weißen Pferd angeritten. (?) Fragt mich nicht, wo. Die Topgrafie schafft mich immer noch. Irgendwo anders in der Nähe – fragt mich immer noch nicht, wo – stapft ein weiterer Mann durch den Wald. (??) Plötzlich – Dampfhammergeräusche, die vermuten lassen, dass Bud Spencer und Terence Hill nicht weit sind und ein paar Fieslingen die Fresse polieren. In diesem Fall sind es aber zwei Männer, die sich nochmal irgendwo anders im Wald prügeln. (???) Ich verrate es bereits jetzt: Wir werden nie erfahren, a) wer diese Männer sind und b) warum sie sich prügeln. Weiterhin taucht ein weißer Mercedes auf – auch irgendwo in der Nähe, aber keine Ahnung, wo genau. Dem Mercedes entsteigt eine Frau. „Komm, mein Kleiner“, sagt sie – und zerrt eine Ziege an der Leine vom Beifahrersitz, um mit ihr Gassi zu gehen. (????) All diese mysteriösen Vorkommnisse – wo auch immer genau sie stattfinden, vielleicht links, rechts, oben, unten, diagonal von ihnen – beobachten Helm, Brigitte und Pocahontas von ihren Positionen irgendwo vor der Villa aus fassungslos mit weit aufgerissenen Augen und teils offenstehendem Mund. Sie treffen damit so ziemlich genau den Blick, den ich aufsetze.

Da fährt ein weiteres Auto vor – diesmal im Gegensatz zu Reiter, Waldgänger, Schlägern und Ziegenfrau wenigstens insoweit eindeutig lokalisierbar, als es direkt vor der Villa hält. „Das ist der Wagen der Entführer!“, ruft Brigitte, und Helm reagiert darauf – unangemessen begeistert?! „Heilige Kuh!“, stößt er lachend aus, und Pocahontas lacht ohne ersichtlichen Grund ebenfalls los. Der Mann mit Zylinder und der Mann ohne Zylinder steigen aus und öffnen den Kofferraum, in dem tatsächlich noch die entführte Frau liegt. Plötzlich werden auch Helm und Pocahontas ganz ernst. „Dann ist es wahr!“, sagt Pocahontas, und ich frage mich nach wie vor, warum das außer Frage gestanden haben soll. Die Entführte möchte immer noch wissen, was die Men in Black eigentlich von ihr wollen. Nun, zuallererst wollen sie sie ausziehen und gewähren dem Publikum einen Blick auf ihre blanken Brüste. Brigitte schlägt vor, sofort die Polizei zu rufen, aber Helm als weiser Anführer der Truppe sieht das grundlegend anders, schließlich brauchen sie Geld für neues Equipment (für ihre Forschungsarbeit, nehme ich an): Monitore, Kameras, Mikrofone… Von daher: „Wenn sie in dieser Villa nichts Gutes im Schilde führen, erpressen wir sie entweder oder wir verkaufen die Story an die Zeitungen. (…) Wir haben das nötige Equipment, um etwas über die Toten herauszufinden. In diesem Fall werden wir es dafür nutzen, um die Perversionen der Lebenden zu enthüllen.“ Nicht wundern, Unkundige: Bei Polselli sprechen die Leute so – teilweise geschwurbelt, teilweise unverständlich und teilweise auch beides.

Was er damit meint, sehen wir gleich: Er schleicht um die Villa herum und versieht sie an einer Stelle mit seinem kastenförmigen Forschungsequipment, zu dem offenbar auch Mikrofon, Kamera und Lautsprecher gehören. Er wirft eine Scheibe ein und führt eine Schlauchkamera hindurch. Man sollte meinen, dass jemand spätestens durch die zerbrochene Fensterscheibe auf den Volldeppen aufmerksam werden sollte, aber er hat Glück, was auch damit zusammenhängt, dass wir nun das erste Mal mit Material aus „Una vergine per Satana“ konfrontiert werden, und das alte Material kann natürlich schlecht auf das neue Material reagieren. Der Film will es so, dass Helm und in etwas sichererer Entfernung seine Begleiterinnen jetzt live einer Satansmesse beiwohnen, bei der die entführte Frau offensichtlich dem Teufel geopfert werden soll. Leider sind die Bilder dabei so dunkel gehalten, dass nicht klar wird, was hier genau vor sich geht. Das kann aber auch absichtliche Verschleierungstaktik sein, weil sich so nicht eindeutig erkennen lässt, ob das weibliche Opfer, das von den Kultisten eine abgetrennte weiße Hand vors Gesicht gehalten und wenig später seinen Hals in eine riesige Zange geklemmt bekommt, überhaupt dieselbe Darstellerin ist, die bisher die Entführte gespielt hat, oder eine Darstellerin aus dem Ursprungsmaterial. Das ist alles unübersichtlich wie nur irgendwas, ich erkenne, dass die Teilnehmer rote Wichtelmützen tragen und einer eine überaus billige Teufelsmaske, die Frau vor den Altar gezerrt wird und irgendwo auch eine nackte Hohepriesterin (Titten!) im weißen Gewand herumsteht und ihre Arme weit ausbreitet, um die bösen Mächte anzubeten, aber ansonsten ist das hier Kraut und Rüben.

Ach ja, und es wird dummes Zeug gelabert – also richtig dummes Zeug. Der Schurke, den sie da anbeten, hört nicht etwa auf den Namen Teufel oder Satan, nein, er heißt – Astoroph – ein Name, der einem das Blut in den Adern gefrieren lässt! Eine tiefe männliche Stimme sagt: „Der heiße Schoß dieser Jungfrau wird für dich geopfert – und du, jungfräuliche Priesterin, wirst herrlich und aufsehenerregend vergewaltigt werden!“ Und auch die nackte Hohepriesterin hat was zu sagen: „Astoroph! Schau auf uns und hör uns zu! Töte sie an meinem Körper! Ich möchte die Hitze ihres Blutes spüren!“ Nur das Opfer selbst hat hier wenig zu melden: „Nein, bitte quält mich nicht!“ Ich will keine Superlative bedienen, aber mir scheint, von allen Teufelsanbetungen, die Satanisten bis in die heutige Zeit vorgenommen haben, ist diese hier eine der jämmerlichsten.

Irgendwann ist aber auch die jämmerlichste Veranstaltung vorbei – und so schalten wir wieder zu unserem Dreiergespann, das sich irgendwo in den Wald zurückgezogen hat. Pocahontas steht nach dem schrecklichen Erlebnis von eben der Sinn nach einer Runde Dart und wirft Pfeile auf Baumstämme. Brigitte hingegen wiederholt ihr Ansinnen, zur Polizei zu gehen. Helm reagiert, von der Idee nach wie vor wenig angetan, wie ein echter Held: „Ich werde dich diesem Arschloch Astoroph opfern. Du hast Angst – oder erregt dich die Furcht vor der vergewaltigten Jungfrau?“ Noch ehe wir Helm einen besonders schmerzhaften Tod an den Hals wünschen können, wird Brigitte rollig und wirft sich auf den Boden, während Helm zu einem Ast greift und ihr damit unexplizit über den Intimbereich schubbert.

Leute, ich sage es nochmal: Das ist nichts Ungewöhnliches bei Polselli. Da werden verängstigte Frauen früher oder später ganz freiwillig gefügig, wenn man nur hart genug mit ihnen umspringt. Vor allem beim Einsatz von etwas Astgestrüpp werden sie umgehend feucht – man schaue mal nach bei „Mania“, in der Haushälterin Katia auch ganz verzückt war, wenn man ihr nur lang genug mit einem Zweig das Gesicht streichelt.

Während Helm die sich in Ekstase windende Brigitte also mit dem Ast vorknöpft, steigert er selbst sich verbal rein: „Spürst du nicht, wie sich Astorophs habgierige kleine Arme um dich legen, mit seinen Krampfadern und den kleinen betrunkenen Blättern? [???] (…) Wie viele Astorophs sind auf dir? Wie viele? Ich gebe dir alle! (…) Nimm sie! Nimm sie! Fühlst du sie? Sie gehören dir! Nimm sie alle! Alle!“ Polselli kennt mal wieder keine Grenzen und streckt die Szene bis übers erträgliche Maß hinaus. Auch Pocahontas wird von so viel prickelndem Dirty Talk angefixt, fantasiert eine nackte blonde Frau über die am Boden liegende Brigitte und streichelt den süßen kleinen Dartpfeil in ihrer Hand mit ihren zarten Fingern – bis sie dem Spektakel ebenso plötzlich ein Ende setzt, wie die sadomasochistischen Schwingungen über die Protagonisten gekommen sind: „Stopp! Stopp! Ihr seid beide Narren! Lasst uns gehen!“ Im Gegensatz zu Helm scheint ihr bewusst geworden zu sein, dass womöglich der Teufel in diesem Wald seine Finger mit im Spiel hat und droht Helm mit dem Dartpfeil, indem sie ihm den ans Kinn hält – zumindest kurzzeitig, dann wirft sie ihn an den nächstbesten Baumstamm. Sie will mit Brigitte ihrer ursprünglichen Beschäftigung nachgehen, weswegen es sie an diesen Ort verschlagen hat: der Archäologie. Helm wiederum möchte seine Nachforschungsarbeit nun doch lieber in den um einiges spannenderen Teufelskult stecken. Und so trennt man sich.

Irgendwo am Straßenrand – ich weiß mal wieder nicht, wo – steht ein roter Wagen mit einer blonden Trulla und ihrem Macker, der merklich fummeln will. „Es ist eine Orchidee, die wir nicht pflücken sollten“, labert die Trulla Unverständliches. Ihr Macker will aussteigen, aber sie nicht. In der Nähe des Ortes, den wir nicht lokalisieren können, stehen auch Brigitte und Pocahontas irgendwo in der Gegend rum. „Glaubst du wirklich, dass ich mir in verfluchten Villen eine Maske aufsetze?“, gibt der Macker mindestens genauso wirres Zeug wie die Trulla von sich. „Wenn du mich küsst, möchte ich dich lieben und dir immer noch glauben“, erwidert die Trulla. „Ich denke immer, dass mich jemand aus diesem unheimlichen Haus beobachtet.“ Sorry, wenn ich mich einschalte, aber: HÄÄÄ??? Was wollt ihr von mir? Wer bist du, Trulla? Wer bist du, Macker? Wo seid ihr hier? Welche Maske? Welches Haus? Und warum lungern Brigitte und Pocahontas hier rum? Kriegen die das mit, was ihr redet? „Geh, wenn du willst aber ich denke, dass es da einiges zu sehen gibt. Ich gehe zurück zur Villa“, sagt Helm entweder zu Pocahontas oder zu Brigitte. Helm? Hä? Habt ihr euch nicht getrennt? Jetzt doch nicht? Und seid ihr alle am selben Ort wie Trulla und Macker? Ich gehe stark davon aus, dass die Szene von Trulla und Macker am Straßenrand im Schnittraum versehentlich mitten in die vorherige Diskussion zwischen Helm, Brigitte und Pocahontas hineingeschnitten wurde und der letzte Teil eben dieser Diskussion eigentlich noch VOR die Szene mit Trulla und Macker am Straßenrand gehört hätte. Junge, Junge, was für ein chaotisches Gewusel. Brigitte sagt zu Pocahontas: „Ich habe Angst. Komm, wir folgen ihm!“ (Hä? „Ich habe Angst vor einer Sache und mache deshalb weiter mit der Sache.“ Kausalkette?! Boah, ist das eine unlogische Scheiße. Aber herrlich unlogische Scheiße.) Und so trennt man sich eben doch nicht.

Man folgt also Helm, auch wenn er schon so weit vorgegangen ist, dass die Frauen nicht genau wissen, wo er steckt. Deshalb verstecken sie sich irgendwo in der Nähe der Villa. Dabei bemerken sie ein seltsames Licht, das wie ein Taschenlampenstrahl aussieht, an der Hausfassade, und Pocahontas muss mal wieder grundlos loslachen. Warum?! „Sie spielen!“, meint sie, und wenn sie meint, soll sie das halt meinen. Was immer sie spielen sollen – Brigitte glaubt das nicht. Sie versucht, den Verursacher des Lichtstrahls ausfindig zu machen – und tatsächlich: Irgendwo draußen hockt der Mann mit Zylinder (glaube ich) und reflektiert mit einem Spiegel die Sonnenstrahlen in die Villa. Da sehen Brigitte und Pocahontas Helm an der Villa hocken. „Sie müssen ihn gesehen haben!“, ist sich Brigitte sicher. „Ich habe Angst, Charlotte!“ ENDLICH! Pocahontas ist also in Wirklichkeit Charlotte. Gewöhnt euch dran. Dann der Mann mit Zylinder in Großaufnahme und der Mann ohne Zylinder in Großaufnahme. Der Mann mit Zylinder steckt den Spiegel ein. „Mein Gott! Sie haben Waffen!“, stößt Brigitte aus. Wenn sie denn meint. Ich habe bislang keine Waffe gesehen, aber wird schon stimmen. Ich habe auch keine Ahnung, warum Brigitte von „sie“ im Plural spricht. Hat sie doch nicht nur den Mann mit Zylinder gesehen, sondern noch jemand anderen? Habe ich das hier jetzt oft genug gesagt: Oje, der Schnitt, der Schnitt?!

Es ist auf jeden Fall so, dass im nächsten Moment ein Mann mit Gewehr durch den Wald läuft. Der Mann mit Zylinder? Der Mann ohne Zylinder? Eine dritte Partei? Ich weiß es schlichtweg nicht. Und dann sind da wieder Trulla und Macker in ihrem Wagen. Irgendwo in der Nähe. Wo? Ich weiß es schlichtweg nicht. Die Trulla meint: „Ich mag es hier, Lawrence! Am Meer, Lilien, Orchideen, alles!“ Eigentlich hatte ich eben noch den Eindruck, dass sie es hier gerade nicht mochte, aber vielleicht war es vor drei Minuten ja auch noch nicht so schön hier. Der Mann mit Gewehr schießt in irgendeine Richtung – und ich weiß nicht, wem dieser Schuss galt. Trulla und Macker? Helm? Brigitte und Charlotte? Einer weiteren Partei? Helm springt auf, der Mann mit Zylinder steht auch noch irgendwo rum, ein weißer Wagen vor der Villa fährt los, dann der rote Wagen. Das ist alles so desillusionierend geschnitten, ich weiß schlichtweg nicht, wer hier was tut und warum wer hier was tut und warum wieso weshalb wer wo wie wieso was is ea id cuius cui qui quae quod … Waggawiggiwuggu. Helm springt über den Zaun – und schon ist er mit seinen beiden Frauen wieder vereint.

Helm ist sich sicher: „Wir sind im Spiel und ich möchte der Sache auf den Grund gehen.“ Und weil es ja immer nach seiner Nase geht und er zudem Mann ist und daher eh mehr Rechte als Frauen hat, entscheidet er auch, wie es weitergeht: „Brigitte und ich werden dem Wagen folgen, auf den sie geschossen haben. Du folgst dem Wagen, mit dem sie die Frau entführt haben.“ Okay, heißt das jetzt, dass auf den Wagen des Pärchens geschossen wurde? Oder wie oder was? Charlotte möchte gern mit ihren Freunden los, aber Helm versteht nicht, wieso: „Scheiße, du weißt, wie man unser Equipment benutzt, Brigitte nicht.“ Ach so, dann soll Charlotte also gleichzeitig auch noch ihre Beobachtungen kameratechnisch festhalten, oder wie? Es ist SO schwer, die ganzen Zusammenhänge zu verstehen, wenn man sie denn überhaupt verstehen kann…

Damit wäre das entschieden. Schon brettern Helm und Brigitte per Motorrad los, Charlotte bleibt allein an der Villa zurück. Ich dachte zwar, sie sollte dem Wagen folgen, mit dem die Frau entführt wurde, aber offenbar treibt der sich doch noch irgendwo auf dem Grundstück der Villa rum, auch wenn zwei Wagen weggefahren sind. Wer ist denn aber da vorhin weggefahren?! Da soll noch einer den Überblick behalten… Bei der Verfolgungsjagd per Motorrad setzt die Tonspur auf rock’n’roll-artige Verfolgungsmusik – eine Wahl, die mir rätselhaft bleiben wird wie der gesamte Film. Wichtiger sind aber erst einmal die Beobachtungen, die Charlotte macht: Die Men in Black sind nämlich dabei, das nackte und in Plastikfolie eingewickelte Opfer der Satansmesse aus dem Haus zu zerren. Erstaunlicherweise hat sie die Tortur, die sie vermutlich durchleiden musste, überlebt und kriegt deshalb eine Eisenkette um den Hals gewickelt, damit sie endgültig ihren letzten Atem aushaucht. Nach getaner Arbeit zeigt der Mann mit Zylinder dem Mann ohne Zylinder an, sie in den Kofferraum zu heben. Das tut er dann auch, und die Männer fahren davon.

Nun ist es an Charlotte, mit ihrer Karre hinterherzufahren. Mir kann kein Mensch erzählen, dass sie dabei unauffällig genug unterwegs ist, um nicht gesehen zu werden, aber im Rahmen dieses Films hat sie keine Entdeckung zu befürchten. Der rote Wagen hält an einer Stelle am See, und die Männer steigen aus, der Mann mit Zylinder vorweg, der Mann ohne Zylinder die tote Frau hinterhertragend. Charlotte legt sich auf die Lauer und kann von ihrem „Versteck“ aus ein paar Bilder machen. „Leg sie hin“, beweist der Mann mit Zylinder, dass er entgegen bisheriger Anzeichen doch reden kann. „Kann sie identifiziert werden?“, fragt er den Mann ohne Zylinder, der ebenfalls reden kann und sich sehr sicher ist: „Nicht mit einer kleinen Schönheitsoperation.“ Der Mann mit Zylinder schlägt eine Bearbeitung mit dem Skalpell vor, aber der Mann ohne Zylinder verweist darauf, dass es nicht desinfiziert sei – und hebt herkulesartig einen großen Stein hoch, um ihn der Frau offscreen auf den Kopf zu werfen. Das sollte es auch tun. Danach werfen sie die Leiche über eine Brücke ins Wasser. Charlotte hat alles mitangesehen – und so kann die Verfolgung weitergehen.

Da hat Charlotte plötzlich eine weitere skurrile Begegnung der dritten Art. Vor ihr taucht ein sonnenbrillentragendes Mädchen auf seinem Fahrrad auf und zwingt sie zu einer heftigen Bremsung – gerade noch rechtzeitig, um nicht in die Lütte reinzufahren. Anstatt Dank muss sie sich aber Schimpfkanonaden von der Lütten anhören: „Du Wahnsinnige, bist du betrunken? Jesus, kannst du nicht sehen, dass ich ein kleines Mädchen ohne Nummernschild bin?“ Charlotte entschuldigt sich brav, schiebt die Schuld aber den beiden Idioten in die Schuhe, die es ja immerhin zu verfolgen galt – und dann folgt ein weiteres Beispiel völlig unverständlicher Schnittarbeit: Der rote Wagen bleibt abrupt stehen. Wo? Keine Ahnung. Der Mann ohne Zylinder steigt aus. Der Mann mit Zylinder fährt allein weiter. Der Mann ohne Zylinder schaut sich um, ob ihnen niemand gefolgt ist, und während Charlotte ihn von ihrer Position aus klar und deutlich sehen kann, entdeckt der Mann ohne Zylinder sie nicht. WIE SOLL DAS GEHEN? Warum kann sie ihn sehen, aber er sie nicht? Wo steht er überhaupt? Ein paar Meter weiter hinter dem Mädchen? 50 Meter weg? 100 Meter weg? In einer anderen Nebenstraße? Würde der Film nicht ständig auf Großaufnahmen der Figuren setzen, sondern mehr auf Totalen, sodass man verorten könnte, wo Charlotte mit ihrem Wagen steht, wo das Mädchen steht, wo der zurückgebliebene Mann ohne Zylinder steht, wäre alles so viel einfacher. Das Mädchen stört sich an der restlos konfusen Arbeit des Schnittmeisters nicht, sondern pampt Charlotte weiter an: „Willst du nicht für den Schaden aufkommen?“ Leicht amüsiert gibt sie zu Protokoll, dass sie das Mädchen doch gar nicht angefahren hätte. Damit stellt sie das Mädchen zufrieden: „Okay, dann nehme ich dein Nummernschild und spiele damit im Lotto.“ (???)

Helm und Brigitte auf dem Motorrad haben in der Zwischenzeit offensichtlich keine filmenswerten Ereignisse hinter sich gebracht, sonst hätte Polselli die uns mit Sicherheit gezeigt. Allerdings hat der Wagen, auf den geschossen wurde, gehalten, und sie steigen ab und verstecken sich hinter einem Baum. Helm kann, so ganz allein mit Brigitte und ohne das Anhängsel Charlotte, nicht lange an sich halten und zieht sie an sich: „Lass uns so tun, als würden wir Sex haben, damit wir keine Aufmerksamkeit auf uns ziehen.“ Welche Aufmerksamkeit? Bisher versteckt ihr euch hinter einem Baum, und keine Menschenseele hat euch gesehen. Ich würde eher annehmen, dass ihr die Aufmerksamkeit dann auf euch zieht, wenn ihr euch gegenseitig befummelt. Nun gut, auf Brigittes Nachfrage hin meint er zunächst, nur einen Scherz gemacht zu haben, aber direkt im Folgesatz dann wohl doch irgendwie auch wieder nicht: „Wir dürfen nicht so aussehen, als würden wir nur schauspielern. Willst du, dass ich deine Titten oder deinen Arsch anfasse?“ Einem solchen Charmebolzen kann frau unmöglich widerstehen, und so endet alles damit, dass sie am Ende doch bei Küssen und sonstiger Fummelei landen. Dann erscheint allerdings ein VW Käfer, dem der Mann ohne Zylinder entsteigt. „Er sieht aus wie die Karikatur eines Killers“, findet Helm, was insofern gut passt, als er selbst wie die Karikatur eines Helden wirkt. Trotzdem bekommt es Brigitte mit der Angst zu tun und reißt sich von ihm los. Helm gibt sich zunächst damit zufrieden und klettert zwecks Spähaktion auf einen Baum. „Du wirst da oben viel mehr sehen, aber mir hat gefallen, was wir eben getan haben“, sagt Brigitte zwei Sätze, deren Kausalkette so mal wieder keinen Sinn ergibt. „Man sieht oben viel mehr, aber mir gefiel das Fummeln“, erwidert Helm genauso schräg.

Nun stellen sich natürlich wieder die Fragen aller Fragen, die sich uns schon sooft stellte in diesem Film: Wo sind wir hier überhaupt? Was passiert hier? Halten wir doch mal fest, was klar ist: Wir sind in einem Haus, und in dem Haus liegt eine blonde Frau im Bett. Damit hört es aber auch schon auf. Im Hintergrund stehen zwei Männer, die sich unterhalten. Einer hat eine Glatze, einer hat keine Glatze. Wer ist diese Frau? Wer sind die Männer? „Ich hatte solche Angst. Sie haben mich fast getötet“, sagt die Frau, und allmählich dämmert mir, dass die blonde Frau die Trulla sein muss, auf deren Wagen geschossen wurde. Und der Mann, der keine Glatze hat – ist das ihr Macker Lawrence? Vermutlich. Es ist halt schwer durchzusteigen, wenn man außer ein paar äußerlichen Merkmalen nichts an die Hand bekommt und daher kaum eine Person so richtig heraussticht. „Und dann sind Dinge geschehen“, erklärt die Trulla weiter, und sie hat recht. „Es sind Dinge geschehen.“ Treffender kann man die Filmhandlung bisher nicht zusammenfassen. Man könnte noch anfügen: „Und keiner weiß, welche.“ Aber auch ohne den Zusatz stimme ich zu. „In der Nähe der Villa sind mir merkwürdige Dinge passiert“, erzählt sie – und ja, sie hat wieder recht: Mir sind auch merkwürdige Dinge passiert. Aber dann ergänzt sie: „Auf die eine oder andere Weise – mit einer Orchidee.“ (???) Okay, damit hat sie mich auch schon wieder abgehängt. Da der Mann mit Glatze einige Fragen stellt, verorte ich den mal als Polizisten. Er fasst für sich zusammen: „Ich glaube diesen Schwachsinn nicht.“ Ja, Bulle, ich auch nicht! Drei treffende Sätze in einer Szene – ich bin beeindruckt. Diesem Gespräch lauschen draußen Helm und Brigitte, letztere inzwischen auch vom Baum aus. „Wollten wir nicht so tun, als würden wir Sex haben?“, knüpft sie an die Knutscherei von eben an. Helm zeigt sich für den Moment desinteressiert und rät ihr mit seiner geballten Charmeoffensive, es sich fürs Erste mit einem Ast zu besorgen.

Der Mann mit Glatze möchte, wenn er sich schon den ganzen Blödsinn anhören muss, ein paar mehr Informationen haben als die vagen Dinge, die die Trulla ihm bisher hingeworfen hat. Und ein paar mehr Infos bekommt er jetzt, denn wir bewegen uns nun in eine Rückblende, die deutlich machen soll, was der Trulla widerfahren ist. „Ich sah Lawrence oder jemanden, die wie er aussah. Er trug einen seltsamen Hut“, erzählt sie. Das ist immerhin was, ich sehe nämlich gar nichts bis auf ein paar nächtliche schemenhafte Gestalten und das Abblendlicht eines Autos. Die Trulla schleicht ein wenig durchs Dunkel, bis ein Tor hinter ihr zufällt: „Ich hatte solche Angst, als das Tor hinter mir zufiel, aber es war zu spät. Ich war drinnen. Mir war, als würde mich jemand beobachten, aber ich wusste nicht, wer. Aber ich suchte nur nach Lawrence.“ Da – eine Katze springt herum und faucht. „Sogar eine Katze wollte mir Angst machen“, ergänzt ihr Voice-over hilfreich. „Mir war schwindlig und ich konnte überall um mich herum die Orchideen riechen, aber ich sah keine, nicht eine einzige. Und dann war da diese offene Tür.“ Ich will nicht ausschließen, dass selbst eine solch klischeehafte Szene noch ordentlich Druck auf dem Spannungskessel erzeugen könnte, aber ich bin immer noch damit beschäftigt, dass ich immer noch nicht weiß, was dieser Film von mir will und was die Leute darin von mir wollen. Dann öffnet sie die Tür, hört eine männliche Stimme, macht mit ihrem Feuerzeug Licht – und dann erscheint da irgendeine hässliche Teufelsmaske oder so rechts im Bild (womöglich die, die auch bei der vorhin gesehenen Zeremonie einer der Anwesenden getragen hatte). Die Trulla erschrickt sich, ihr Voice-over erzählt, dass sie danach sofort geflohen ist, Ende Rückblende – und ich fange nun wirklich an zu weinen. Ich dachte, es wurde eben auf den Wagen von Trulla und Lawrence geschossen?! Ist das nicht der Grund, warum die Trulla so aufgelöst ist?! Warum erzählt sie jetzt plötzlich der Polizei eine Geschichte, die nichts mit dem Vorfall, eben den Schüssen auf ihren Wagen, zu tun hat?! Wann soll sich diese Geschichte zugetragen haben?! Eben gerade?! Das ist doch gar nicht möglich, weil sie von Helm und Brigitte auf dem Motorrad verfolgt wurde, seitdem auf ihren Wagen schossen wurde?! Lügt sie?! Warum sollte sie das tun?! Warum ergibt nichts, aber so absolut gar nichts in diesem Film irgendeinen Sinn???!!!

Und eins kommt dazu: Nun hat sich die Trulla zwar so viel Mühe gegeben, ihre Geschichte zu erzählen – und der Mann mit Glatze will ihr immer noch nicht glauben. „In meinen Augen gibt es diese Villa nicht einmal“, fällt er ein vernichtendes Urteil über die Glaubwürdigkeit der Trulla – und auch über sich selbst, denn zumindest die Existenz der Villa sollte sich ja wohl mit etwas Ermittlungsarbeit herausfinden lassen. Die Trulla ist fassungslos: „Ich sollte also weggesperrt werden? Sie haben nicht auf mich geschossen? Und die Villa existiert nicht? Die Orchideen waren nicht echt?“ Also doch: Sie erwähnt einen Schuss, nachdem sie eben noch sagte, sie sei nach dem Anblick der Teufelsmaske davongelaufen. Also wurde doch auf sie geschossen? Aber wann? Der Schuss, den wir gesehen und gehört haben, fand tagsüber statt und nicht in stockfinsterer Nacht. Geht es um einen anderen Schuss? Ich betone es noch einmal: Es ergibt verdammt nochmal alles keinen Sinn!! Und was ist das immer mit den Orchideen? Welche verdammten Orchideen??? „Wenn es dich glücklich macht – ich glaube dir“, versucht Lawrence sie zu trösten. Weiterhin eifrig mit dabei sind die heimlichen Mithörer, auch wenn Brigitte von ihrem Ast aus mit einer Fliege kämpft, die noch lebt. Helm geht das Gezappel offenkundig auf die Nerven und greift Brigitte ins Gesicht. Sie revanchiert sich mit einem Biss in seine Hand und meint: „Sie sind zwei Hurensöhne, und mit dir sind es drei.“ Wer sind die zwei Hurensöhne? Trulla und Lawrence? Lawrence und Bulle? Bulle und Trulla? Tick und Trick? Trick und Track?

Was macht eigentlich Charlotte? Die ist immer noch auf Achse und verfolgt zu Rock’n’Roll einen Wagen – den roten Wagen mit dem Mann mit Zylinder. Als der vor der altbekannten bösen Villa hält, verschafft sie sich über ein Kellerfenster Zugang zu einem Raum, von wo aus sie der Stimme einer Frau lauscht, die irgendwo in einer dunklen Ecke sitzt und vermutlich Archivmaterial aus dem unvollendeten Film ist – und die redet. Und redet. Und redet. Manchmal stöhnt sie auch, und garantiert immer ist sie nicht bei Sinnen, wenn man sich so anhört, was sie so redet. Beispiele? „Ich möchte Außerirdische in mir.“ Oder: „Hilf mir, Astaroph! Nimm mich an die Hand!“ Oder: „Diener des Astoroph, tötet im Namen von Astoroph! Ich werde eure Orchidee verbrennen! Erinnert euch an den Namen des Parsipath!“ Ich weiß nicht, was sie genau ist, die Hohepriesterin auf jeden Fall nicht, aber vielleicht so eine Art Medium? Apropos Hohepriesterin: Die ist auch wieder mit dabei, blond und nackt wie eh und je, denn mit Verspätung realisiere ich, dass wir offenbar wieder mittendrin sind in einer Teufelszeremonie – mitsamt bereitwilliger Opferung eines korpulenten Vollbartträgers („Ich sterbe für dich!“) durch einen tödlichen Messerhieb durch die Hohepriesterin, die das vielleicht aber gar nicht wollte, weil sie fragt: „Astoroph, warum? Warum?“ Ja, warum? Ich gebe zu: Ich würde das auch gern wissen. Aus dem Medium bekommt man keine vernünftigen Infos heraus: „Ich will nicht so sterben, Astoroph! Hilf mir! Ruf mich wieder, Astoroph!“ Wir halten fest: Sie labert viel – und sie labert Scheiße. Ich kapiere nichts. Irgendjemand von den Anwesenden sagt auch noch: „Ich bin Parsipath. Niemand wird dich retten.“ Wer ist Parsipath, von dem sie jetzt schon zum zweiten Mal reden? Der Bruder von Astoroph? Der Schwager von Hostiplakosti? Der Papa von Darth Vader? Ich weiß es doch nicht. Vielleicht hätte anstatt dieses langen Absatzes auch einfach gereicht: Vollidioten führen Teufelskult durch.

Helm und Brigitte haben ihre Abhöraktion beendet und versuchen, mittels Walkie-Talkie mit Charlotte Kontakt aufzunehmen. Weil sie nicht antwortet, ist Helms Zündschnur mal wieder zum Zerreißen gespannt: „Ich habe ihr gesagt, dass sie nicht weglaufen soll.“ Du hast ihr gesagt, dass sie dem Wagen der Entführer folgen soll, und genau das hat sie getan, du dämlicher Hornochse! Halt einfach mal die Luft an, aufgeblasener Vollpfosten! Für ihn steht fest: Er und Brigitte machen sich wieder auf zur Villa, wo man hofft, Charlotte wiederzusehen. Also rauschen sie mit dem Motorrad davon.

Ich hatte ja die große Hoffnung, dass wir endlich die Zeremonie hinter uns gebracht haben, und das haben wir jetzt auch. Nur leider kehren wir in die Villa zu einer Reihe neuer Menschengesichter zurück, die wir nie zuvor gesehen haben und von denen ich folglich nicht weiß, wer sie sind und was sie wollen. Redeführerin ist eine ältere Frau, die – so lese ich das zumindest raus – die Zeremonie noch einmal Revue passieren lässt. Und sie gibt das Wort weiter an eine blonde und deutlich jüngere Frau namens Elizabeth, die wiederum klarstellt: „Ich verstehe kein Wort von dem, was ich sage oder tue…“ Ich wollte ihr schon zustimmen: Ich verstehe auch kein Wort von dem, was sie sagt oder tut. Beziehungsweise verstehe ich kein Wort von dem, was irgendjemand in diesem Film sagt oder tut. Sie fügt allerdings an: „… wenn ich in Trance bin, Tante Clarissa.“ Okay, ist Elizabeth jetzt die Hohepriesterin der Teufelsmesse von eben, die in Trance – warum letztlich auch immer – die Schwabbelbacke erstochen hat? Kann sein. Können die nicht einfach alle Namensschilder tragen? „Sei froh“, erwidert die ältere Frau, die dann wohl Tante Clarissa ist. Ein anderer Typ ergreift das Wort, dessen Markenzeichen eine scheußliche Frisur und ein Vollbart mit gezwirbeltem Schnäuzer sind: „Es ist nur ein Zeitvertreib, und unser prophezeiter Tod ist ein Spiel der Gesellschaft.“ Meinetwegen. „Wenn die Prophezeiung wahr ist, ist es auch die Aufgabe der Frau, uns zu töten.“ Meinetwegen, ich glaube dir, egal was. „Wir sollten sie suchen, sie dazu zu bringen, sich zu offenbaren, und sie töten, bevor sie uns tötet.“ Ich verstehe leider nur Bahnhof – davon aber viel. Ein anderer Typ aus der Runde erwähnt eine dumme Blondine, die getötet werden müsse. Redet ihr jetzt von ein und derselben Frau, die getötet werden soll, oder geht es noch um eine andere? Zwirbelschnäuzer sagt: „Ruft Torvo!“ Und wer ist nun das schon wieder? Leute, Leute, ich dachte, ich bin durch andere Polsellis abgehärtet genug, aber dennoch fühlte ich mich nie hilfloser als bei diesem…

Brumm, brumm. (Besser kann ich mich bald echt nicht mehr ausdrücken. Mein Hirn schmilzt sekündlich mehr.) Helm und Brigitte kommen auf ihrem zweirädrigen Gefährt angeritten. Der männliche Part ist sauer, weil von Charlotte nach wie vor keine Spur zu sehen und zu hören ist: „Wer weiß, wo sich diese Schlampe rumtreibt?“ Brigitte geht in den Verteidigungsmodus, immerhin ist es Helm gewesen, der sie in diese teuflische Angelegenheit hineingezogen hat. Derartige Widerworte treffen ausgerechnet ihn wie Keulenschläge: „Hör auf, mich zu schikanieren. Ich fühle mich nicht so gut.“ Um sich etwas abzureagieren, geht er auf eine Solo-Spazierfahrt und verpestet mit seinem Motorrad weiter die Umwelt. Brigitte bleibt allein zurück.

Die Sorgen um Charlotte sind übrigens unberechtigt. Sie lebt, ist putzmunter und vor allem immer noch unentdeckt. Ich gehe davon aus, dass sie sowohl die Messe, bei der sich der Fettsack geopfert hat, als auch die anschließende Diskussion zwischen Tante Clarissa, Elizabeth und anderen anonymen Arschlöchern tutti kompletti mitbekommen hat. Auf diesem Wege fachkundig gemacht verlässt sie den Kellerraum, in dem sie ganze Zeit über schmorte. Eine Szene weiter sehen wir auch schon wieder Helm auf seinem Motorrad und auch Brigitte, die große Augen macht. Das ist verwirrend (ach? Was ist nicht verwirrend?!), weil Helm doch eben noch ankündigte, eine Spazierfahrt machen zu wollen. Ist die schon wieder beendet? Nach 30 Sekunden? Oder ist das nur wieder einer dieser grässlichen sinnlos-bekloppten Schnitte, bei denen es nur so aussieht, als seien zwei Personen in unmittelbarer Nähe?

Dann fährt mal wieder der altbekannte rote Wagen vor. Eine brünette Frau, die wir bislang noch nicht gesehen haben (*heul*), steigt aus und lacht sich kaputt. Mir scheint, die Gute hat ein paar Gläschen zu viel getrunken, da lacht man ja gern mal, und das ist nicht weit hergeholt, sie hält sogar noch ein Gläschen in ihrer Hand. Die Ankunft findet übrigens im Dunkeln statt, aber Helm, der diese Szenerie heimlich beobachtet, tut dies am Tag. Die Folge: Von Einstellung zu Einstellung wechselt der Tag zur Nacht und umgekehrt. Aber wie haben wir in „Ed Wood“ gelernt? „Irritationseffekte erhöhen die Spannung.“ Ebenfalls aus dem Wagen steigen der Mann mit Zylinder und der Mann ohne Zylinder. In ihrer Beschwipstheit becirct die Frau den Mann mit Zylinder, der aber standhaft bleibt und sie in die Villa führt.

In der Zwischenzeit hat Brigitte im wahrsten Sinne des Wortes ihr Zelt aufgeschlagen. Wo auch immer das Zelt jetzt herkommt. Hatten sie das schon vor Filmbeginn hier aufgeschlagen und wir haben es nur noch nicht gesehen? Aus dem Nichts taucht die so sehnsüchtig erwartete Charlotte direkt vor ihr auf und muss sich gleich Vorwürfe von ihrer Freundin anhören: „Warum hast du nicht auf meine Kontaktversuche geantwortet?“ Charlotte hat da ein, nun ja, triftiges Argument: „Ich wollte nicht die Seelen der Toten stören.“ Wie aufs Stichwort kommt auch unser Held Helm angesprungen und begrüßt die Frauen freudig mit einem grundsympathisch-kecken „Ich bin zurück, ihr Huren!“. Charlotte kennt ihren Kumpel ja schon gut und geht da gar nicht weiter drauf ein: „Ich war im Jenseits unterwegs. Ich habe einige fantastische Dinge aufgenommen, da kriegt ihr Gänsehaut.“ Sogleich spielt sie ihnen das Tonband vor – und schickt uns in eine weitere Rückblende zurück. Wir sehen jetzt eine Szene, die uns bislang vorenthalten geblieben ist. Keine Ahnung, warum das alles in Rückblenden vor uns ausgebreitet werden muss und nicht die chronologische Erzählweise gewählt wird, aber gut, ich habe eh keine Ahnung mehr von nichts.

Wir sehen Hohepriesterin Elizabeth und ihren offensichtlichen Geliebten, Zwirbelschnäuzer Philip. Sie unterhalten sich erst über jenen Torvo, der schon ein paar Szenen vorher kurz erwähnt wurde und offenbar eine sehr teure Angelegenheit ist mit all den Killern, die er aussendet. Ist Torvo vielleicht der Mann mit dem Zylinder? Und der Mann ohne Zylinder ein Killer? Boah, die Puzzleteile fügen sich zusammen wie geschnitten Brot. Elizabeth breitet vor ihrem Philip einen finsteren Plan aus: Sie will Tante Clarissa töten, damit sie und er ihr gesamtes Erbe einstreichen können. Das wäre womöglich interessanter, wenn mir nicht alle Figuren so dermaßen am Arsch vorbeigehen würden, dass es zieht. Wer Tante Clarissa ist, kriege ich zwar noch auf die Reihe, auch wenn sie noch keine Minute Screentime hatte, aber letzten Endes bin ich einfach völlig überfordert, wer all diese Menschen sind. Klar, es sind Teufelsanbeter, aber was genau wollen sie überhaupt? Und warum sind ihnen plötzlich so irdische Dinge wie Geld so wichtig, wo sie doch den Fürst der Finsternis Astoroph anbeten? Ich könnte Tausende dieser Fragen stellen – der Film beantwortet nicht eine einzige.

Helm ist es egal, ob hier teuflische Machenschaften oder Erbschleicherei durch Mord auf der Tagesordnung stehen: „Das ist eine mutige Aufnahme!“ Ein Kompliment aus Helms Mund? Es geschehen Zeichen und Wunder. Dann geht auch schon die Rückblende weiter, in der Tante Clarissa von ihrer Nichte und Philip umschmeichelt wird. „Ich würde dir gern ein paar Injektionen geben“, schlägt Elizabeth vor und die gutmütige Tante vertraut ihr dabei. Also gibt es eine Spritze, und kurze Zeit später liegt Clarissa auch schon ziemlich krank im Bett. Und ich soll jetzt glauben, dass Charlotte in der Lage war, all das mit Tonband von ihrem Kellerraumversteck aus aufzuzeichnen? Fanden all diese Gespräche in ein und demselben Zimmer statt? „Das ist hervorragendes Beweismaterial“, brüllt Helm nochmals vor Freude auf, aber Charlotte ist immer noch nicht fertig, denn sie folgte auch noch dem Mann mit Zylinder.

Womit wir uns in die nächste Rückblende verabschieden, diesmal zur brünetten betrunkenen Frau, die der Mann mit Zylinder und der Mann ohne Zylinder ein paar Minuten vorher angeschleppt haben. Einer von ihnen zwangsverabreicht ihr noch mehr Alkohol, wobei „zwangsverabreichen“ eigentlich das falsche Wort ist. Sie kippt sich ganz bereitwillig zu. „Sie nennen ihn Torvo. Er war bei den Killern. Ich sah, wie er eine Frau betrunken machte“, erzählt Charlotte, was mir immer noch nicht weiterhilft, wer Torvo ist. Ich dachte aktuell, dass nur der Mann mit Zylinder und der Mann ohne Zylinder unterwegs sind (und offensichtlich auf Frauenjagd). Warum ist dann aber von „den Killern“ die Rede? Wenn Torvo der Mann mit Zylinder wäre, wäre er doch nur bei „dem Killer“. Oder gibt es noch mindestens einen weiteren Killer, den wir nur noch nie gesehen haben? Oder ist der Mann ohne Zylinder in Wirklichkeit mehrere Männer, und ich habe es nur nicht erkannt? Kann der brünetten Schnapsdrossel inzwischen egal sein, denn leben wird sie vermutlich nicht mehr.

Ab diesem Zeitpunkt des Films passiert es übrigens, dass die bis dahin recht zuverlässigen und tapfer durchhaltenden englischen Untertitel immer mal wieder zeitweise ihren Geist aufgeben. Schon vorher kam an zwei, drei Stellen ein „(?)“ vor, ab sofort tritt das in schöner Unregelmäßigkeit auf, mitunter über einzelne Dialogpassagen hinweg. Wir haben somit offiziell den Punkt erreicht, an dem auch der Übersetzer nicht mehr weiterweiß. Die Dialoge erreichen ab sofort Sphären, die kein Mensch mehr verstehen kann. Ich muss sagen: Das, was mich am meisten daran wundert, ist, dass das so lange gedauert hat bei einem Film, für den „Inkohärenz“ ein zu freundliches Wort wäre.

Fürs Verständnis spielt es ja aber eh keine Rolle, ob ich nun jeden Dialog im Detail verstehe oder nicht, denn es gibt ja nichts zu verstehen, weil die Dialoge nicht zu verstehen sind. Unser Trio unterhält sich eine Weile, und die Übersetzung setzt gerade da wieder ein, als Helm Charlotte offeriert, sie nicht mehr heiraten zu wollen. Das überrascht dann doch etwas. Wenn man bislang eines herausfiltern konnte, dann, dass Helm scharf auf Brigitte ist, und das ziemlich unverhohlen. Wie hätte da jemals eine Hochzeit mit Charlotte im Raum stehen können? Auf diese Aussage hin fragt Charlotte dann auch gleich mal misstrauisch nach: „Läuft da was mit Brigitte?“ Brigitte redet sich raus: „Ich habe seine Avancen ignoriert“, aber das kann ein Macho wie er nicht auf sich sitzen lassen: „Komm schon, du wolltest mich!“ Charlotte verpasst ihm darauf eine schallende und gleichzeitig die verdienteste Backpfeife überhaupt. Brigitte amüsiert sich darüber, um sich dann hinzuknien, etwas über den Boden zu krabbeln und Helm ins Bein zu beißen?! „Was bist du? Ein Schaf?“, fragt da Helm auch lieber mal nach. Charlotte rät ihr, sich von ihm fernzuhalten, aber Helm denkt gar nicht daran, auf Abstand zu gehen und schlägt auf die Frauen mit wachsender Begeisterung ein („Nehmt das, ihr Huren!“), die sich dahingehend wehren, dass sie sich hilfesuchend am Motorrad festklammern?!

Nachdem er fürs Erste genug auf sie eingeprügelt hat, legt sich Charlotte mit dem Rücken auf den Boden und nutzt Brigittes Schoß als Kopfkissen. Diese wiederum streichelt sie sanft, ehe es wieder Helm ist, der hämisch auflacht, einen dicken Zweig mit zwei Verästelungen greift und Brigittes Kopf darin einklemmt. Die Folge kann natürlich nur sein, dass die Astfetischistin sich wollüstig auf den Rasen legt und vor Erregung laut „Ja! Ja! Ja!“ haucht. Während Helm sich freut und Brigitte stöhnt, windet sich auch Charlotte vor Lust. „Ich mag es, sie leiden zu sehen“, sagt Brigitte kryptisch und steht nur eine holprige Einstellung später plötzlich wieder. Dann lacht sie über das ganze Gesicht, als Helm dazu übergeht, sich nun mit dem Ast auch am Hals der immer noch auf dem Boden liegenden Charlotte zu schaffen zu machen. Die wirft sich zwar dabei hin und her, aber es ist eher schwer auszumachen, ob vor Lust oder doch vor Schmerz. Wie vorhin schon an anderer Stelle fantasieren sich die Protagonisten eine nackte Frau herbei, die zwischenzeitlich die Liegeposition von Charlotte einnimmt, und dann, ja dann steht da mir nichts dir nichts einfach so eine Ziege rum, deren Anblick Helm dazu veranlasst, von Charlotte abzulassen und sich lieber auf das Tier zu stürzen, es einzufangen und strahlend zu den Frauen zu tragen. Auch wenn ich wie eine springende Schallplatte klinge: Polselli und Vani müssen während der Dreharbeiten komplett dicht gewesen sein.

Der nächste seltsame Szenensprung. Es ist stockfinster wie im tiefsten Inneren eines Bärenarschs, und für einen kurzen Moment dachte ich, nun hätte sich das Filmmaterial aus reinem Selbstschutz selbst vernichtet. Dann höre ich aber Geplätschere und ich wähne mich irgendwo am See, aber das Geplätschere entpuppt sich als die Entwicklung von Fotos in einem Fotolabor durch Helm und Charlotte. Genau, vergessen wir die Eskapade von eben, gehen wir zurück auf Null und tun wir so, als wäre eben nichts passiert. „Das ist Torvo!“, sagt Charlotte, und ich meine, auf dem Foto den Mann mit Zylinder zu erkennen. Es ist schön, dass das dann auch mal final geklärt wäre. Ein weiteres Foto zeigt ein Szenenbild des Manns ohne Zylinder, bei dem er gerade ausholt, mit dem großen Stein eine kosmetische Veränderung am ersten Opfer dieses Films vorzunehmen. Die gewählte Perspektive für das Foto ist genau die, die das Opfer von ihrer Froschperspektive aus eingenommen haben muss, kurz bevor ihr das Gesicht zertrümmert wurde, sprich: Es ist unmöglich, dass Charlotte bei ihrer Detektivarbeit dieses Foto aus genau dieser Perspektive geschossen haben kann. „Der Killer in Aktion“, stellt Schlaufuchs Helm fest. Charlotte seufzt: „Wann wird das endlich aufhören?“ Wenn es nach dem gethrillten Helm geht, dann noch lange nicht: „Das werde ich entscheiden, und du wirst weiter mitmachen. Ich find’s super. Ich will ganz viel Geld!“ Tja, da die beiden Frauen hier nichts zu melden haben und nach Helms Pfeife tanzen müssen (scheiß auf Emanzipation), bleibt es wohl noch eine Weile bei „Mitgefangen, mitgehangen“.

Während sich Charlotte abermals Zugang zum bereits bekannten Keller der Villa verschafft, wo sie unbehelligt Zeugin eines weiteren Gesprächs zwischen Elizabeth und ihrem Verbündeten Philip wird, aus dem hervorgeht, dass die Injektionen Tante Clarissa bereits ganz gut geschwächt hätten, startet Helm eine weitere Spannaktion, indem er am Außenrohr der Fassade jenes Hauses hochklettert, in dem die Trulla dem Glatzenbullen Rede und Antwort stand. Ich weiß nicht, ob nach Charlottes Zwischenbericht jetzt meine Priorität darauf läge, statt Charlotte beim Auskundschaften der Vorgänge in der Villa zu unterstützen, die Trulla weiter zu beschatten, aber Helm wird wissen, was er tut. Vielleicht sagte ihm auch seine Intuition, dass es hier die Aussicht auf ein paar Gratis-Titten gibt, da sich die Trulla gerade anlässlich eines Badewannenbesuchs nackt gemacht hat. Auch Brigitte in der nutzlosen TKKG-Gaby-Rolle leistet ihm, allerdings nur am Fuß des Hauses, Gesellschaft, darf aber nicht entscheidend eingreifen, schließlich ist das hier Männersache. Auf ihre Nachfrage gibt er vor, nichts zu sehen. Spannerfreuden behält man dann doch lieber für sich. Dann klingelt bei der Trulla das Telefon, und dankenswerterweise stellt der männliche Anrufer sicher, dass wir endlich den Namen der Frau erfahren – und zwar doppelt und dreifach: „Sie sind Cathy. Cathy Cannigan. Sie sind Cathy. Cathy Cannigan.“ Was der will? Was das soll? Es bleibt alles sehr, sehr dubios.

Bei Charlotte hat sich indes die Villa einmal mehr in eine schwarze Messe verwandelt. Oder so was in der Art. Das dauerlabernde Medium in Gestalt der Frau ist wieder da und bemüht sich, den Schwachfug von vorhin nochmals zu übertreffen: „Ich werde dich in den astralen Kräften der außersinnlichen Wesenheiten einsperren.“ Und ich laufe gleich mit dem Kopf gegen die Wand, nur damit es aufhört. Auch die englische Übersetzung hat mal wieder Schwierigkeiten, dem zu folgen, was sie daher salbadert, aber es fallen Begrifflichkeiten wie Feuerstürme und Apokalypse – es geht also ordentlich ab. „Der Tod, der Tod“, redet sie weiter, ein Mann ergänzt: „Tante Clarissa“, und das Medium erwidert: „Die Kette ist gebrochen!“ Was auch immer, wie auch immer. Diese lächerlichen Gestalten machen fraglos keine Werbung, irgendwo Teufelskultmitglied zu werden. Wer will sich schon ständig so einen Dünnpfiff anhören?

Ich habe keine Ahnung, was jetzt wieder los ist, aber Cathy schleicht durch ihre dunkle Wohnung. Licht einzuschalten wird nämlich überbewertet, vor allem, wenn man von Männern angerufen wird, die grundlos ihren Namen hauchen und sonst nicht erzählen mögen, was sie überhaupt wollen. Dann sind Schritte zu hören, und eine Türklinke wird quälend langsam runtergedrückt – woraufhin sie erleichtert dem Öffner in die Arme fällt: „Lawrence!“ „Was ist los?“, fragt Lawrence das, was ich hier pausenlos in die Tastatur hauen will. „Ich werde verrückt“, meint Cathy. „Die Türen öffnen sich! Bring mich weg! Ich habe Angst! Jemand will mich töten! Warum sind sie hinter mir her?“ Und: „Ich vertraue dir nicht mehr!“ Weshalb du Lawrence eben gerade in die Arme gefallen bist?! Lawrence tut das, was man als Mann halt so tut, wenn die Flamme mal wieder austickt: Er küsst sie. „Ich bin verrückt!“, insistiert sie. Ja doch, wir haben verstanden. Lawrence will aber trotzdem mit dir ins Bett. Verrückt fickt wohl ähnlich gut wie dumm.

Und wieder zurück zu Charlotte. Die muss sich notgedrungen unter der Kellertreppe verstecken, weil irgendwelche Menschen die Treppenstufen in den Keller hinabsteigen. Vor der Villa treibt sich mal wieder der Mann mit Zylinder, also Torvo, herum und steigt in den roten Wagen zu seinem Helferlein, dem Mann ohne Zylinder. Die unentdeckt gebliebene Charlotte klettert daraufhin aus dem Kellerfenster, um den bösen Männern zu folgen. Zeitgleich rutscht Helm das Außenrohr hinab und ruft Brigitte zu: „Sie hauen ab! Lass uns gehen!“ Äh, wer haut ab? Torvo und sein Begleiter? Sind das Haus, an dem Helm eben herumkraxelte, und die Villa jetzt doch identisch? Oder meint er Cathy und Lawrence? Wenn ja, sehen wir nicht, dass Cathy und Lawrence abhauen. Der ganze Schnitt ist und bleibt das unübersichtlichste Durcheinander, das mir je in einem Film untergekommen ist – und das schließt alle Til-Schweiger- und Nick-Millard-Filme mit ein. Hilft ja aber alles nichts.

Charlotte verfolgt Torvo und seinen Killer-Kumpel, und Helm und Brigitte verstecken sich in den Büschen. „Hast du jemanden gehen gesehen?“, fragt Helm. „Ja, den Freund von dem Typen, der mich mitnehmen wollte.“ Wie? Wo? Was? Wer wollte dich mitnehmen? Wann? Wo? Wie? Was? Hä? Bitte? Gngngngng, boink, boink, bratzebu. Helm meint ganz uneigennützig, dass man nicht so lange warten dürfe, bis sie die blonde Frau (Cathy?) auch töten, und Brigitte ist sich sicher: „Ich denke, wir können sie retten, wenn wir den Deckel aufsprengen!“ HÄÄÄÄÄÄÄÄ??????? Vielleicht hat der englische Übersetzer mittlerweile auch den Verstand verloren. I feel you, bro.

Charlotte setzt die Verfolgung mittlerweile zu Fuß fort, denn Torvo und der Mann ohne Zylinder haben sie zu einem weiteren Haus geführt, das sie von ihrem Versteck hinter dem Zaun aus in Augenschein nehmen kann. Was im Inneren vor sich geht, bekommt sie aber wohl eher nicht mit. Keine Ahnung, was das für ein Haus ist. Ist das ein neues? Oder doch wieder jene Villa und die Schurken haben nur eine Spazierfahrt im Kreis gemacht? Dort befinden sich auf jeden Fall Elizabeth und ihr Geliebter Philip und stoßen aufeinander an. „Ein Toast auf unsere Beerdigung! Der Sinn des Lebens, was tote Dinge betrifft, hat dich schon immer begeistert!“, sagt Philip, und ich bin offiziell – und jetzt wirklich ganz, ganz offiziell – kurz davor, endgültig aufzugeben. Ich könnte es mir so leicht machen und einfach aufhören, aber diese absolut hirnfreien Dialoge prasseln auf mich nieder, und ich kann nichts dagegen machen. Weiter geht’s mit Elizabeth: „Ich möchte diejenige sein, die sie opfert, um ihre Krämpfe zu genießen und um sie zu vergewaltigen.“ ICH MAG NICHT MEHR. Wer ist „sie“? Cathy? Was für Krämpfe? Wie kann man Krämpfe genießen? Dabei turnt sie inzwischen an einer riesigen weißen Figurenskulptur herum und streichelt mit ihren Händen sanft über deren Gliedmaßen. Wen stellt diese Skulptur nun wieder da? Astaroph? Den Heiligen Helmut? Donald Duck? Elizabeth und Philip küssen sich.

Nächste Szene. Teilnehmer: Cathy und ihr Schnuckel Lawrence. Es ist nachts und sie sitzen irgendwo an einem Tisch. „Es wird zu einer Obsession. Es ist etwas Stärkeres als ich. Ich spüre den Tod überall. Ich habe Angst, hier zu bleiben“, sagt sie. Die nächste Frage: Wo ist „hier“? Zu Hause? In der Villa? In diesem Film? Fest steht: Auch ich habe Angst, hier zu bleiben. Lawrence spielt den typisch unempathischen Hanswurst: „Bald wirst du mir noch sagen, dass dich die Orchideen vor Angst erzittern lassen.“ Was habt ihr nur alle mit diesen vermaledeiten Orchideen? Trotzdem möchte er die romantische Stimmung nicht kaputtmachen und schenkt Cathy eine Blume, und zwar passenderweise eine Orchidee – und rührt seine Begleitung damit sehr: „Du tust alles dafür, dass ich mich wieder normal fühle.“ „Ich möchte dich davon überzeugen, dass jede Blume einen Namen hat und dass Orchideen nur Blumen sind.“ Was auch immer. Zuhörer bei diesem Gespräch – wo auch immer es stattfindet – sind Helm und Brigitte. Ersterer ist begeistert: „Er hat ihr eine Orchidee geschenkt! Außergewöhnlich! Es wird was passieren!“ Ich könnte mittlerweile eigentlich auf jeden gesprochenen Satz „was auch immer“ antworten. Insofern: was auch immer.

Cathy und Lawrence sind irgendwo im Freien unterwegs. Wo? Man weiß es nicht. Wohin es gehen soll? Man weiß es nicht. „Warte im Auto, ich muss kurz telefonieren“, sagt Lawrence – als plötzlich, warum auch immer der hier rumlungert, der Glatzenbulle vor ihm auftaucht und ihm die Hand schüttelt: „Mr. Lawrence, wie geht’s Ihnen?“ Cathy geht zum Wagen, um dort auf ihren Galan zu warten, doch kaum öffnet sie die Autotür, erblickt sie eine weibliche Leiche darin. Es könnte die betrunkene Frau sein, aber verzeiht mir, dass ich das in den ein bis zwei Sekundenbruchteilen nicht eruieren kann. Ihr gellender Schrei ruft die beiden Männer auf den Plan. Irgendwo steht der Mann ohne Zylinder rum, und Helm und Brigitte sitzen irgendwo in der Nähe an einem Tisch, stehen auf und fahren mit dem Motorrad davon, begleitet von einem abrupten Nacht-Tag-Wechsel.

Der Leichenfund muss natürlich umgehend auf dem Polizeirevier diskutiert werden. Lawrence hat keine Erklärung dafür, wie die Tote in seinen Wagen gekommen ist. „Sie werden weiterhin versuchen, ihr Angst zu machen – und das aus gutem Grund“, meint Glatzenbulle, der doch vorhin noch so sicher war, dass Cathys blühende Fantasie ihr einen Streich gespielt hat. Und was genau der gute Grund sein soll, ihr weiter Angst zu machen? Das ist mir zu hoch. Cathy ist fassungslos: „Wie können sie es noch schlimmer machen? Ich habe Angst! Ich möchte einfach nur verschwinden!“ Allerdings besteht ausgerechnet ihr so fürsorglicher Macker darauf, dass sie bleibt: „Wenn es ein Rätsel zu lösen gibt, muss sie [Cathy] hier sein.“ Wo auch immer dieses „hier“ sein mag. Glatzenbulle stimmt zu, möchte aber Cathy die Entscheidung lassen. Ihre Entscheidung können wir nur raten, die Übersetzung weiß nämlich nicht mehr weiter. Da der Film aber eher „Frauen an den Herd“ als „Frauen in die Politik“ propagiert, ahne ich, was sie sagt.

Und schwupps sind wir in einem Leichenschauhaus. Auch zu diesem Zeitpunkt müssen wir noch Leute kennenlernen, die wir bis dato nie gesehen haben. Einer davon trägt eine Brille und verrät mit Blick auf die Leiche, dass zwei betrunkene Angler sie im Fluss gefunden hätten. Aus eher unsinnigen Gründen – sprich: eigentlich gibt es keinen – wird uns dieser Fund dann auch gleich noch bildlich als Rückblende nachgeliefert. Wir sehen zwei Angler, die aufgeregt weglaufen. Toll. Das war jetzt wichtig. Ein anderer Mensch, ebenfalls Brillenträger, meint: „Ich bin nur hier, um die Leiche zu identifizieren.“ Schön für dich. „Danke, Lieutenant“, antwortet der erste Brillenträger, womit immerhin klar ist, dass der zweite Brillenträger bei der Polizei ist. Und die Leiche im Fluss ist vermutlich das erste Opfer, das Torvo und der Mann ohne Zylinder ins Wasser geworfen haben. Ist es nicht genial, wie ich kombinieren kann?

Dann wären da ja auch noch Elizabeth und Philip, die beiden Halunken, die sich in ihrer letzten Szene über Krämpfe und den Sinn des Lebens hinsichtlich toter Dinge unterhalten haben. „Ich fühle mich brutal“, sagt Elizabeth, und ich kannte bislang nicht mal den Ausdruck „sich brutal fühlen“. Diesmal geht es offenbar wieder um den Erbschleicher-Plot. Sie, Elizabeth, hätte ihm, Philip, gern dabei geholfen, die Tante um die Ecke zu bringen, aber nun unterstellt er ihr, dass er sie erpressen möchte. In welcher Form auch immer, warum auch immer. Ist ja nicht so, als hätte sie ihm schon mit Polizei gedroht – jedenfalls nicht während unserer Anwesenheit. „Wenn deine Verbrechen herauskommen, werde auch ich für sie büßen müssen“, sagt Philip mit vorwurfsvollem Unterton, woraufhin sie damit kontert, sich auszuziehen und ihm einen Freifahrtschein für eine oder mehrere Runden Sex auszustellen. „Du bist eine verwunschene Schlange“, ergänzt er, geht aber voll darauf ein, denn: „Ich bin dein Sklave.“

Glatzenbulle schimpft, dass es mittlerweile zwei Tote gebe, man aber immer noch keinen Hinweis auf irgendwas habe. Da ich auch immer noch keinen Hinweis auf irgendwas habe, was vor sich geht, kann er eigentlich nur von diesem Film sprechen.

Und wieder zu Cathy und Lawrence, die irgendwo in einem Bett liegen. Das „irgendwo“ macht dabei wieder deutlich, dass ich nicht sagen kann, ob das nun bei den beiden zu Hause ist, in der Villa der Satanisten oder nochmal ganz woanders. „Du wirst mich nicht verlassen. Ich möchte, dass du hier bei mir bleibst, Cathy“, zeigt Lawrence mal wieder die Haltung aller Männer in diesem Film. Frauen sind Eigentum von Männern und dürfen nicht selbst entscheiden, was sie wollen, und machen deshalb gefälligst genau das, was die Männerwelt ihnen sagt. Cathy ist von solch besitzergreifenden Worten sogar so angetörnt, dass sie Sex verlangt: „Nimm mich.“ Am Außenrohr der Hausfassade hält sich dabei auch wieder Tunichtgut Helm auf und späht rein. So kann er sie einmal mehr barbusig begaffen.

Mir deucht übrigens nicht zum ersten Mal, dass, obwohl keine Teufelsbeschwörungen vorkommen, alle Szenen mit Cathy ebenfalls aus dem unvollendeten „Una vergine per Satana“ stammen, was auch die ständigen unverschleierten Tag-Nacht-Wechsel erklären würde, denn während die aktuelle Bettszene merklich nachts spielt, spielen die helmschen Spannereien am Tag.

Nach einer Zeit schreckt Cathy aus dem Bett hoch. Was liegt denn da auf ihrem Nachttisch? Eine Orchidee!! Das könnte ein theoretischer Schockeffekt sein, denn was könnte es Furchterregenderes als eine harmlose Blume geben, aber da ich die Betonung der unheilvollen Orchideen in diesem Film nicht kapiere, verzichte ich darauf, mich zu erschrecken. Helm hat genug gesehen: Er klettert wieder runter und saust auf seinem Zweirad davon.

Irgendwo am See steht Brigitte und versucht, mittels Funkgerät mal wieder Kontakt mit Charlotte aufzunehmen. Gefühlt sind mittlerweile zwei oder drei Tage vergangen, seitdem sich Helm und Brigitte einerseits und Charlotte andererseits in zwei Gruppen aufgeteilt haben – und ich soll jetzt glauben, dass Charlotte es in diesen zwei oder drei Tagen nicht gebacken gekriegt hat, sich einmal zwischenzumelden? Oder soll die Aufteilung in zwei Gruppen erst ein paar Stunden her sein? Beide Varianten halte ich für möglich in diesem nachlässig dahingeschluderten Film. Da kommt auch schon Helm ganz aufgeregt schnellen Schrittes angelaufen. Erstaunlicherweise geht für seinen Fußweg zu Brigitte erstaunlich viel Zeit flöten: Wo andere Szenen eine Vertiefung nötig gehabt hätten, damit wir überhaupt mal was kapieren, hätte diese locker gekürzt werden können. Brigitte berichtet ihm, sie hätte gerade Charlotte an der Funkstrippe, und als echter Macher reißt Helm das Walkie-Talkie sofort an sich. Charlotte hat sich da zwar was zurechtrecherchiert, aber was sie den beiden letztlich erzählt, bleibt erschreckend vage: „Ich habe ein paar verrückte Sachen herausgefunden. Sie müssen töten, und sie müssen quälen. Kommt sofort her!“ Da muss Helm gleich mal einhaken: „Finde heraus, ob sie Cathy haben. Sie haben sie mit einer Orchidee terrorisiert.“ Stimmt, eiskalt auf den Nachttisch gelegt. Diese MONSTER. Charlotte weiß, was das zu bedeuten hat: „Sie wollen sie töten.“ Und sie bittet nochmals explizit darum, dass ihre beiden Freunde doch endlich vorbeikommen mögen: „Ich habe Angst so ganz allein.“ Das hat zwar an keiner Stelle bislang so ausgesehen, aber was weiß denn ich von Frauen und ihrer Gedankenwelt?

Der Wahnsinn hat Kultur in diesem völlig außer Rand und Band geratenen Wirr-Werk – also genau das, was wir von einem Polselli erwarten durften –, und er geht gnadenlos weiter, denn nun mischt mal wieder das weibliche Medium mit. Es sitzt hinter einem Tisch, auf dem eine Glaskugel steht, und vor einem Vorhang, auf dem weiße Dreiecke, Kreise, ein Rechteck, eine Raute, ja sogar eine Pacman-Form abgebildet ist. Die Frau vergräbt ihren Kopf theatralisch hinter ihren Händen, während sie von einer männlichen Stimme instruiert wird: „Wir müssen diese Frau töten. Du musst sie in Schach halten. Sie ist eine Gefahr für uns.“ Welche Frau jetzt? Cathy? Oder wieder eine andere? Charlotte? Brigitte? Weiß der Kuckuck. Und wer ist dieser Mann, der da spricht? Philip? Rüdiger? Ulf-Peter? Weiß der Kuckuck. Das Medium sieht jene Frau aber und teilt uns ihre Erscheinung mit: „Ich sehe sie in weiten Räumen… in Richtung Berge… dem Meer… ja, St. Moritz!“ St. Moritz?!?! „Ich kann es klar sehen. Vielleicht ist da ein Restaurant.“ Und kaum sagt sie es, fegt bereits eine fulminante Vision über uns hinweg – eine Vision mit Archivmaterial von irgendwelchen Leuten, die in St. Moritz im Schnee Ski fahren und über Pisten brettern, während die Musik bedrohlich anschwillt. Dann erscheint Torvo in Nahaufnahme und schüttelt mit dem Kopf. Vision Ende, und jetzt weiß ich auch nicht mehr weiter. WAS WAR DAS? WAS SOLL DAS? St. Moritz? Schnee? Ski? Was hat das alles mit diesem Film zu tun? Liegt dort oben in den Bergen von St. Moritz womöglich der Sinn dieser „Geschichte“ im Schnee begraben?

Ein Auto fährt durchs Dunkel der Nacht. Wir sehen also mal wieder… nichts. Aber wir hören was, eine Frauenstimme: „Aber warum dieses Restaurant?“ Und da – eine Männerstimme: „Warum nicht?“ Beide steigen aus. „Die Frau, die in meinem Auto gefunden wurde, hat hier gearbeitet.“ Ah, hallo, Cathy! Du bist es! Und der Mann muss dann ja Lawrence sein. Wenn wir ihm glauben dürfen, sind wir hier, weil er ein paar Freunde sehen möchte. „Ich habe überall nach dir gesucht“, sagt er zu Cathy, und ich verstehe nicht. Ist sie weggelaufen? Wann? Wohin? Wegen der Orchidee? „Ich bin nur für dich zurückgekommen“, sagt sie zu Lawrence. Okay, keine Ahnung, was jetzt genau los war, aber ist ja schön, dass sie sich wiederhaben. „Dieser Ort macht mir Angst“, meint Cathy, während mir andere Dinge Angst machen. Dieser Film zum Beispiel. Als Nächstes sehen wir irgendeinen Schatten in einer Telefonzelle. Wer das ist? Fragt mich nicht. Und da ist noch ein irgendein anderer Mann, der von diesem Schatten Instruktionen erhält, die er wiederholt: „Blumen, Orchideen, okay.“ Und ich sage: „Bahnhof.“ Vielleicht schreie ich es sogar: „BAHNHOF!“ Dann tauchen Autolichter auf, und Cathy schreit nach ihrem Lawrence: „Hilf mir! Sie nehmen mich mit!“ Wer? Wo? Was? Hä? Bitte? Endri! Endri! Endri! Endri! Endri!

Cathy wäre also entführt – und das spricht sich schnell rum, zumindest bis zu Glatzenbulle: „Es ist unglaublich. Sie haben noch eine entführt.“ Danke für die Info. Auch wenn sie redundant sein mag, weil wir ja gesehen oder vielmehr nicht gesehen haben (war ja dunkel), bin ich über jede Erklärung froh.

Und die Gewissheit, dass Cathy tatsächlich gekidnappt wurde, folgt auf dem Fuße (und die Bestätigung, dass sie Material aus „Una vergine per Satana“ ist): Wir sind wieder auf einer Teufelsmesse mit den vielen Männern mit Wichtelmütze. Cathy wird von zweien von ihnen festgehalten. Auch Elizabeth taucht auf und plaudert aus dem Nähkästchen: „Du bist nicht wegen Lawrence zurückgekommen, sondern ich habe dich mit übersinnlicher Telepathie gerufen.“ Ja, meinetwegen auch das. „Astoroph wird sich an deinem Opfer erfreuen und die Prophezeiung meines Todes wird mit dir verschwinden, zusammen mit dem Fluch auf meinem Blut. Ich hatte Lawrence gebeten, dich an uns auszuliefern, aber er hat nicht gehorcht, weil du ihn verzaubert hast.“ Ja, meinetwegen. Was auch immer. Ich bin ja schon froh, dass ich eine Sache weiß: Cathy soll geopfert werden, damit Elizabeth leben kann. Lange hat es gedauert, um einmal eine so klare Aussage zu treffen, aber hier ist eine. Trotzdem wäre doch eine Beantwortung der Frage, warum ausgerechnet Cathy die Auserwählte ist, ganz fein gewesen.

Zurück zum Glatzenbullen, der Lawrence zu sich zitiert hat, weil er seine Hilfe braucht. Mehr verstehe ich dann auch schon nicht mehr, weil auch der englische Übersetzer nichts versteht, aber es scheint ernst zu sein, denn Lawrence hält sich besorgt die Hand ans Kinn.

Wer sich fragt, was in all dieser Zeit eigentlich unsere Rabauken Helm, Brigitte und Charlotte machen, kriegt jetzt die Antwort: immer noch irgendwo im Wald hocken. Charlotte ist mittlerweile wieder dazu gestoßen, obwohl es in ihrer letzten Szene doch noch sie war, die die anderen bat, ihr Gesellschaft zu leisten, weil sie sich doch so ängstigte. Dort ist sie weiterhin am Durcherklären: „Was ich herausgefunden habe, ist schrecklich. Sie brauchen fünf Frauen, die sie gemeinsam mit Cathy opfern müssen.“ Das ist doch mal eine klare Ansage! Es wäre nur schön gewesen, wenn der Film sich damit nicht eine Stunde lang Zeit gelassen hätte. Klar, es kann reizvoll sein, erst Schritt für Schritt hinter das große Geheimnis zu kommen, aber ein paar Brocken sollte man dem Zuschauer schon hinwerfen, damit er weiß, was vor sich geht. Charlotte schlägt vor, die Sache endlich der Polizei zu melden, aber Helm ist immer noch besessen von der Idee, die Angelegenheit selbst in die Hand zu nehmen und den großen Held zu spielen: „Es ist ein großer Hit.“ Ja, ein großer Hit, auf den inzwischen längst die Polizei aufmerksam geworden ist. Da wird es schwer, a) die Story noch an die Zeitungen zu verkaufen und b) Geld damit zu verdienen.

Wir sind an einem Punkt, an dem ich ohnehin der Meinung bin, dass man den Film theoretisch schnell beenden könnte. Die Polizei ist informiert, alle Indizien deuten auf finstere Machenschaften in der Villa hin – Durchsuchungsbefehl, zack, und Ende. Funktioniert das nicht so? Aber so leicht macht es sich der Film nicht. Deshalb sitzen in der nächsten Szene zwei junge Frauen am Straßenrand und wollen per Anhalter mitgenommen werden. Was für ein Zufall, dass gerade Torvo und der Mann ohne Zylinder mit ihrer Karre ihres Weges kommen und sie bereitwillig einkeschern. Die Frauen sind dankbar – jedenfalls so lange, bis der Wagen vor der Villa hält und der Mann ohne Zylinder eine der beiden unbürokratisch festhält. „Er möchte mit dir schlafen“, sagt die eine und findet das nicht schlimm: „Komm, Lucy, wir können für die Mitnahme bezahlen und müssen nicht mal Danke sagen.“ Nun ja, wie ich die beiden kenne, spielt der Geschlechtsverkehr bei ihnen eher eine untergeordnete Rolle. Sie sind eher dafür da, fünf Opfergaben zusammenzusammeln. Folglich schlägt der Mann ohne Zylinder jene Lucy mit einem Handkantenschlag k.o., worüber sich die andere dann aber doch leicht echauffieren muss: „Du kannst mich haben, wenn du sie nicht magst. Kein Grund, sie so zu behandeln.“ Einen Handkantenschlag später ist auch sie im Reich der Träume und wird wie ihre Freundin im Kofferraum verklappt. Zwei weitere Frauen für Satan.

Vor einer Kirche steht Opfer Nummer drei. Torvo wird auf die blonde Frau vor einem Wasserspenderspringbrunnen aufmerksam, und sie wird auf ihn aufmerksam. Mit einem mulmigen Gefühl versucht sie, ihn forschen Schrittes abzuhängen, aber Torvo kann sich vor ihr manifestieren und sie mithilfe des Fahrers, der ihr nur ins Gesicht greifen muss, um sie in den gewünschten ohnmächtigen Zustand zu bekommen, abschleppen. Eine vierte Frau – Mensch, die Frauen müssen hier irgendwo ein Nest haben – steht auch kurz darauf griffbereit, aber da der Film für Polselli ungewohnt zahm und nur ausgesprochen eingeschränkt sleazig daherkommt, sehen wir gar nicht mehr, wie sie gekidnappt wird, ganz zu schweigen von Opfer Nummer fünf, die wir gar nicht sehen.

Somit haben Torvo und sein Kumpan alle nötigen Vorbereitungen getroffen, und die nächste Teufelszeremonie – diesmal dann ja eine ganz besondere – kann starten. Dabei steht selbstverständlich wieder die nackte Elizabeth im Mittelpunkt, die zusammen mit ihren Wichtelmützen-Jüngern ein großes Fest feiern will: „Wir werden fünf Menschen für dich opfern, Astoroph!“

Von Charlotte ausreichend gebrieft springen unsere drei Freunde Helm, Brigitte und Charlotte auch schon in der Gegend rum und krabbeln über den Zaun des teuflischen Anwesens. Nun gilt es, schnellstmöglich das Equipment aufzubauen, um live beim nächsten Teufelsdienst mit dabei zu sein. An erster Stelle sollte meiner Meinung nach zwar jetzt stehen, die Messe zu sprengen und nicht nur als passive Zuseher von der Seitenlinie aus zu fungieren, aber wann kriegt man schon mal ein solches Spektakel geboten? In der Folge sieht es so aus, als würden die Voyeure einfach nur von draußen durchs Kellerfenster (und gar nicht durchs mitgebrachte Equipment) gucken müssen, um alle wesentlichen Details der Messe zu erhaschen, was etwas merkwürdig ist, weil Charlotte ja vorhin noch in den Keller hineinkriechen musste, um Zeugin der ungeheuerlichen Vorgänge zu werden, aber wer hält sich schon mit solchen Kinkerlitzchen auf?

Cathy steht bereits vor Elizabeth zur Opferung bereit, und ich frage mich gerade, wo denn nun die fünf anderen Mädels abgeblieben sind. Das frage ich mich aber nur kurz, weil das Kidnapping ja Neumaterial war und folglich nicht so gut mit dem Altmaterial harmonisieren kann. Wieso sich Polselli und Vani dann aber dazu genötigt fühlten, die Entführungsserie in den Film mit einzubauen, wenn es doch auch sehr gut ohne geht, steht in den Sternen. Die Entführungen waren ja nicht mal richtig exploitativ, sondern eher handzahm. Egal: Elizabeth zwängt Cathy ein paar Tropfen aus dem Kelch auf und gibt weiteres dämliches Gefasel von sich: „Du wirst unser Opfer für Astoroph sein, der sich reine Opfer wünscht.“ Heißt „reine Opfer“ eigentlich „Jungfrau“? Wenn ja, frage ich mich, ob Cathy denn wirklich noch eine ist, weil sie vorhin doch ziemlich eindeutig mit Lawrence geschlafen hat. „Sie brennt, meine Brust, sie brennt!“, stöhnt Cathy, offenbar die Wirkung des verhexten Tranks bereits spürend.

Das ist zu viel für Zuschauerin Charlotte. Sie erleidet einen Schwächeanfall. Ich verstehe das, hat sie doch nun wirklich in den letzten Tagen mehr als genug teilgenommen. Gleichzeitig wird sie von Visionen einer nackten Frau „gequält“. Und auch Brigitte sieht sich umgehend mit ganz ähnlichen Visionen konfrontiert. Das äußert sich bei ihr darin, dass sie sich windet und erregt an Helm reibt – wenigstens für einige Augenblicke, dann stößt sie ihn weg, springt auf und sucht sich als Kuschelalternative einen Busch. Wenn zwei sich winden, windet sich der Dritte: Auch Helm sieht plötzlich Dinge, die nicht da sind, und ihn überkommen Hochgefühle, die dazu führen, dass er Brigittes Hand greift, was wiederum dazu führt, dass Brigitte mit seiner Hand kuschelt – wenn auch in diesem Fall für nur wenige Augenblicke. Dann wird ihr gewahr, was sie da tut (mit Händen kuscheln – pfui, Brigitte!), und stößt sie abermals von sich.

Auch im Keller geht es heiß her – sogar im wörtlichen Sinne. Qualm breitet sich aus, und Elizabeth ruft Folter und Tod herbei. Das findet allgemeine Zustimmung auch bei den Wichtelmützen-Jüngern, die bereitwillig in die Forderung der Obersten einstimmen. „Schau mit Vergnügen auf ihre Leiden und ihren Tod“, ruft sie in die Runde. Die hilflos mit großen Augen zusehende Cathy steht als Opfergabe für Astoroph bereit, und es würde ihr vermutlich jeden Moment an den Kragen gehen – wird auch Zeit –, würde nicht einer der vermummten Jünger aus dem Kreis ausscheren: „Stopp! Ihr wusstet, dass sie meine Frau ist! Ich habe Nein gesagt, als ihr mich gefragt habt!“ Sieht mir ganz so aus, als hätte sich Lawrence vermummt unter die Kultisten geschlichen, um jetzt seinen dramatischen Auftritt zu haben. Elizabeth weist den Widerruf umgehend zurück und weigert sich, sich wegen eines vorlauten Verräters ihre große Sause vermiesen zu lassen. Die Rache der Teufelsbande ist fürchterlich: Einer der Wichtelmützen brät ihm eins über und bindet ihn an die Wand!! Astoroph wird beeindruckt sein.

Unterbrochen wird das schockierende Szenario durch einen Polizeiwagen, der sirenenheulend durch die Straßen fährt und vermutlich genau jetzt eingreifen will, um dem Treiben ein Ende zu setzen. Wird er noch rechtzeitig kommen, bevor die Opferung vollzogen ist?

Cathy liegt bereits auf einem rot leuchtenden Altar und muss sich nach wie vor anhören, was Elizabeth zu sagen hat: „Sie wird einen langsamen qualvollen Tod sterben, denn ihre Zeit ist abgelaufen.“ Sollte das bisher auch nur im Ansatz spannend geklungen haben, so seid auch gewiss: Das ist es nicht, das pausenlose Geschwafel hat mich weichgekocht, und auch technisch ist bei diesem Film einfach nichts zu holen. Und Polselli tut auch alles dafür, dass es so unspannend bleibt: Erst vor wenigen Sekunden hat er das heranbrausende Polizeiauto eingeführt, da greift auch bereits die Polizei im Keller ein (la polizia interviene) – und nimmt die Mitglieder des Satansordens fest! Glaubt mir, es geht wirklich so einfach: Die Bullen stürmen den Keller, niemand wehrt sich und jeder lässt sich widerstandslos und ohne zu murren festnehmen. Kein Kampf, nichts. Ein Schlappschwanzverein sondergleichen. Der festgebundene Lawrence wird befreit, Cathy ebenfalls, die beiden Liebenden fallen sich erleichtert in die Arme, und alles könnte super sein. Aber – haha – wenigstens einen kleinen Stolperstein hält der Film noch für uns parat: Da wäre noch ein sich scheu im Hintergrund aufgehalten habender Teufelsmaskenträger, der in einem unachtsamen Augenblick Cathy an sich reißen kann und sie mit einer Waffe in der Hand als Geisel nehmen kann.

Unter unseren drei Freunden draußen, die bislang ja nun nichts, aber auch gar nichts mit der Befreiungsaktion zu tun hatten, weil sie eben nicht im selben Film wie die Teufelsanbeter sind, macht sich jetzt, da die Gefahr gebannt zu sein scheint, eine gewisse Aufbruchsstimmung breit. Zumindest die Frauen würden liebend gern verschwinden, aber Helm sieht das – muss ich es erwähnen? – mal wieder naturgemäß völlig anders. „Du bist ein Tier! Wenn wir nicht gehen, verhaften sie uns auch“, macht vor allem Brigitte ordentlich Druck, aber nicht mit Helm: „Ich möchte ein paar Fotos schießen. (…) Das wird sensationell!“

Inmitten des neuerlichen Streits fällt ein Schuss. Wer da nun genau geschossen hat, bleibt unklar. Vielleicht der Teufelsmaskenträger? Ein Polizist? Was klar ist, ist, dass die Kugel Elizabeth trifft, die daraufhin tot zusammenbricht. Da hat sie sich so sehr Astoroph unterworfen, und der lässt sie so jämmerlich einfach verenden. Höllenbewohner sind einfach fiese Säcke. Philip sehen wir übrigens auch nicht wieder, der war vermutlich unter den Verhafteten. Dem Teufelsmaskenträger gelingt es, in der allgemeinen Verwirrung aus der Villa zu stürmen, immer noch mit Cathy im Schlepptau. Die, ganz Frau, ruft nach ihrem Schnuckiputz Lawrence und reißt sich dann, ganz Mann, eigeninitiativ vom Schurken los, um zu fliehen. Der ballert noch ein paar Schüsse durch die Luft, hat aber kein Zielwasser getrunken. So kann schließlich auch Cathy von den heranstürmenden Bullen gerettet werden – und diesmal sogar endgültig.

Wir wechseln wieder regelmäßig zwischen Nacht und Tag, sprich: Altmaterial (Nacht) und Neumaterial (Tag) hin und her, denn nun schlägt doch noch die Stunde der Hobbydetektive. Nun gerät der Teufelsmaskenträger mit Lawrence aneinander, und die Darsteller von Helm, Brigitte und Charlotte tun in mehreren Zwischenschnitten so, als wären sie bei der Balgerei mit dabei und würden Fotos davon schießen. Ich stelle infrage, ob ihnen die Fotos noch irgendwas bringen, jetzt, da der Satanistenring eh von der Polizei ausgehebelt wurde. Maximal etwas Publicity von der Presse wäre noch zu erwarten, wenn sie Interesse daran hätte, einen Artikel zur Verhaftung mit Bildern vom Tatort zu unterlegen. Der Teufelsmaskenträger geht aus dem Gerangel ebenso wie Lawrence unbeschadet hervor, und der Böswatz kann mit einem Wagen fliehen.

Damit wäre das vorhandene Filmmaterial von „Una vergine per Satana“ vollständig aufgebraucht, und den Rest muss Polselli allein zu Ende bringen. Und, liebe Leser, auch wenn ihr vermutlich ähnlich erschöpft seid wie ich (wenn ihr es bis hierhin durchgehalten habt), mobilisiert bitte nochmals eure letzten Reserven. Es lohnt sich – versprochen!

Helm möchte sich, da der Teufelsmaskenträger ja nun mal entkommen ist, auf ins Getümmel stürzen und ihm folgen. Das heißt natürlich: Sein Plan sieht vor, dass er und Brigitte ihm mit seinem Motorrad folgen und Charlotte mal wieder völlig auf sich allein gestellt zurückbleiben und „ihnen“ folgen soll. Zum einen frage ich mich, was Helm eigentlich gegen Charlotte hat und warum sich Charlotte selbst so demütigt, dass sie quasi willenlos trotzdem alles mitmacht, was er so vorschlägt. Zum anderen frage ich mich, wen Helm mit „ihnen“ meint. Es gibt zwar neben dem Teufelsmaskenträger theoretisch noch Torvo und den Mann ohne Zylinder, aber die haben sich ja zuletzt vornehm zurückgehalten. Vielleicht hatte Helm aber auch den siebten Sinn, denn kaum ist er mit Brigitte mit seinem fahrbaren Untersatz aufgebrochen, erblickt Charlotte irgendwo in der Nähe nacheinander eben diese beiden Männer.

Bei ihrer Verfolgungsjagd auf dem Motorrad gelingt es Helm, dem Flüchtenden den Weg abzuschneiden. Der Flüchtende ist jetzt nicht mehr der Teufelsmaskenträger aus dem alten Film, sodass ein neuer Darsteller, der eben diesen Teufelsmaskenträger ersatzweise verkörpert, angekarrt werden musste – und dieser Darsteller ist irritierenderweise, wie wir gleich sehen, weil er die Teufelsmaske nicht mehr trägt, ein ziemlich kräftiger Glatzenträger, und zwar einer, der dem Glatzenbullen frappierend ähnlich sieht. Deshalb stelle ich mir folgende Fragen: Soll der Glatzenbulle am Ende die ganze Zeit über Mitglied im Teufelsorden gewesen sein? Oder ist die Figur nur ebenfalls ein Glatzenträger? In Polsellis damaligem „Tilt“-Skript soll sich der Glatzenbulle am Ende tatsächlich als Mitglied entpuppen. Wurde die Idee also übernommen? Wenn dem so ist – wurde der Darsteller des Glatzenbullen für das neu gedrehte Material noch einmal engagiert oder handelt es sich hier um einen neuen Darsteller, der nur rein zufällig glatzköpfig ist? Er ist so flüchtig zu sehen, dass ich weder das eine noch das andere hundertprozentig bestätigen kann. Wie gesagt: Ich bin – mal wieder! – hochgradig verwirrt.

Okay, aber weiter: Helm hat dem Glatzenmann also den Weg abgeschnitten – und nicht nur das: Er schnappt sich ein paar herumliegende Steine und beginnt, sie wie Hagelkörner gegen seine Windschutzscheibe zu schmettern. Der Teufelsmaskenträger, könnte nun gemütlich den Rückwärtsgang einlegen und in die andere Richtung entschwinden – oder es auf einen Kampf Auto vs. Helm ankommen lassen und einfach drüber kacheln. Es wäre ein Kampf Goliath gegen David mit besten Siegeschancen. Stattdessen duckt sich der Bösewicht erst memmenhaft weg, um keinen dieser bösen, bösen Steine abzubekommen, und tritt anschließend die Flucht zu Fuß an, um über den unebenen Acker, auf dem er sich gerade befindet, zu wetzen. Aber nicht mal vernünftig fliehen kann der Typ: Er stolpert in ein aufgeschüttetes Loch und wie aufs Stichwort kommt AUS HEITEREM HIMMEL ein verdammter Bulldozer seines Weges – und buddelt den hilflosen Schurken heldenhaft mit seiner Baggerschaufel ein!! Damit hätte der Bulldozer bzw. der unbekannte Fahrer eben dieses Bulldozers seine Schuldigkeit getan, dreht wieder ab und fährt zum ungläubigen Blick Helms – und der einzigen gelungenen Einstellung des gesamten Films – im Hintergrund wieder aus dem Bild. Und auch aus dem Film.

Na, habe ich zu viel gesprochen?

Aber er ist noch nicht vorbei!

Charlotte steht nämlich mittlerweile irgendwo im Grünen dem gemeingefährlichen Torvo gegenüber, der wie von Geisterhand hinter einem Baum hervorkommt und einen straffen Strick in der Hand hält. War dieser Strick womöglich die ganze Zeit über das, was ich irrtümlich für seinen Stock hielt? Charlotte macht sich kampfbereit, indem sie den um ihren Hals hängenden Fotoapparat abnimmt und sich allen Ernstes vornimmt, damit nach Torvo zu werfen, aber der ist schneller und schleudert ihn ihr aus der Hand. Auf diese Weise entwaffnet lässt sie sich an einen Baumstamm zurückdrängen und wird von Torvo mithilfe seines Stricks gewürgt. „Ich erkenne dich! Du bist die Einzige, die mich identifizieren kann“, meint Torvo und vergisst dabei offensichtlich Brigitte, die ihn ebenfalls seinerzeit gesehen und sogar geküsst hat. „Dann töte mich!“, erwidert Charlotte wahlweise todesmutig oder, wie ich favorisieren würde, strohdoof, aber er denkt gar nicht daran: „Meine Hände sind rein. Ich habe Gewalt niemals geliebt. Daher warte ich auf meinen Chirurgen.“ Ich gehe davon aus, dass er den Mann ohne Zylinder meint, der vorhin schon die Drecksarbeit verrichtet hat, aber da kann er lange warten: Der Mann ohne Zylinder wird nicht mehr auftauchen. Der Film hat einfach vergessen, dass es ihn noch gibt.

Bevor Charlotte Schlimmeres widerfahren könnte, eilen auch schon unsere Helden Helm und die an diesem Finale teilnahmslose Brigitte auf dem Motorrad herbei. Irgendwie scheinen alle Schurken hier gedanklich immer sofort aufzugeben, sobald sie jemanden sehen, der Heldenhaftes tun könnte, weshalb sich Torvo gleich feige in die Büsche verpisst. Helm wirft kurz Brigitte ab und fährt dem bösen Mann hinterher. Der Untergrund ist allerdings eher schwierig, Helm verfolgt ihn deshalb zu Fuß weiter. Mittlerweile haben beide einen Bauernhof erreicht, wo Torvo, der üble Übeltäter, mit einer günstig herumliegenden Holzleiter nach Helm wirft!! Er verfehlt Helm, der das nicht auf sich sitzen lässt und sie zurückwirft. Dabei ist er wesentlich treffsicherer: Torvos Hals wird zwischen zwei Sprossen eingeklemmt, und Torvo muss fortan mit der Leiter um den Hals den Kampf weiter bestreiten!! Die erweist sich aber schnell als Vorteil, denn Helm findet zwar eine ebenfalls günstig herumliegende Eisenkette, kann aber bei seinen Versuchen, auf Torvo einzudrischen, nicht bis zu ihm vordringen, weil der in bester Weltklasse-Torhütermanier alle Schläge erfolgreich mit der Leiter abwehrt. Brigitte und Charlotte schauen sich das unblutrünstige Spektakel aus sicherer Entfernung mit großen ungläubigen Augen an, ohne aber ernsthaft Anstalten zu machen, selbst eingreifen zu wollen.

In einer Angriffspause kann Torvo sich endlich befreien und die Leiter abwerfen, wenn auch abermals nicht erfolgreich auf Helm. Die Flucht führt ihn vor einen Schuppen, wo er ein unidentifizierbares Gartengerät an sich reißen kann, aber dann doch eher damit beschäftigt ist, den Schlägen des tollwütigen Helm auszuweichen. In die Defensive gedrängt flieht er in ein am Schuppen angrenzendes Hühnergehege und kann die Maschendrahttür hinter sich schließen und eine Zeit lang gegen seinen Widersacher behaupten. Doch Helm erweist sich dann doch als der Stärkere und drückt sie mit seinem Körpergewicht auf. Inzwischen beide waffenlos müssen sie zu Alternativen greifen, und da hier nun mal weit und breit nur aufgeregt gackernde Hühner herumflattern, fangen sie an, sich gegenseitig mit dem lebenden Federvieh zu bewerfen!! Schließlich gewinnt Helm aber doch die Oberhand und kann sich auf Torvo werfen, um dort zur ultimativen Waffe zu greifen: einem steinernen Futtertrog, den er seinem Gegner fest auf Hals und Gesicht drückt. Brigitte kann so viel Brutalität nicht länger ertragen: „Charlotte, ich kann nicht mehr hinsehen!“ und flieht irgendwo in die Pampa. Charlotte hält zumindest noch so lange durch, bis Helm den Trog hochhebt und darunter ein am Hals blutender und garantiert toter Torvo mit weit aufgerissenen Augen und Mund zum Vorschein kommt. Dann läuft auch sie weg, Helm schreitet nach vollzogener Tat ebenfalls von dannen.

Das war’s. Zeit für den Epilog. Brigitte hat sich irgendwo in der Nähe auf einen Holztisch gesetzt und starrt mit in den Nacken geworfenem Kopf in den Himmel, vielleicht um sich zu sonnen. Charlotte sitzt bei ihr, allerdings etwas weiter weg auf einer Holzbank und bedröppelt dreinblickend. Helm kommt mit seinem Motorrad angebraust und leistet den Frauen Gesellschaft. Nun sind sie wieder zu dritt. „Übrigens, es ist besser weiterzumachen“, bricht er die allgemeine Stille auf. „Ich möchte eine andere Ziege opfern. Sie kosten weniger als Christen und schmecken besser.“ Wir haben bei all der atemlosen Action zuletzt viel zu lange keinen dialogtechnischen Nonsens gehört. Danke, Helm. Doch es ist für mich zu spät, um noch irgendwas verstehen zu wollen. So ist es mir auch egal, dass Helm sich seine offenbar mitgenommene Eisenkette nimmt und sie sich kuschelnd um den Hals legt. Charlotte will mit Helm nichts mehr zu tun haben, aber der schiebt wie immer einen Riegel vor: „Nein, wir wurden geboren, um zu dritt zu bleiben, verstanden?“ Wie sagte ich so häufig in diesem Review? Wie auch immer. „Inspiriere uns, Astoroph, inspiriere uns! Wir wollen noch etwas mehr Spaß mit dir haben!“ Wie auch immer. Helm beginnt in seiner Selbstverliebtheit zu lachen – und das ist nun auch Grund genug für Brigitte, in sein herzerfrischendes Gelächter mit einzustimmen. Nur Charlotte ist verdutzt. „Wir opfern Ziegen, Jungfrauen und Widder!“, lacht Helm ein letztes Mal und schließt zur flippigen Vorspannmusik den Film.

Obwohl – nicht ganz. Ein letzter Schriftzug macht mich glauben, dass Polselli und Vani selbst gesehen haben, wie scheiße ihr Film geraten ist, weshalb sie sich gleich über ihn und vor allem seine Protagonisten lustig machen können: „Und sie lebten glücklich und unzufrieden…“

ENDE.

Holla, die Waldfee!

Mehr fällt mir dazu wirklich nicht mehr ein. Obwohl – doch. Seitdem ich „Casa dell’amore … la polizia interviene“ gesehen habe, werde ich von dem Wunsch getrieben, mit einer hoffentlich bald endlich fertiggestellten Zeitmaschine ins Jahr 1978 in den Vorgarten von Renato Polselli zurückzureisen, um ihn dort mit einer Frage zu konfrontieren, mit einer einzigen Frage nur, die mir allerdings so sehr auf der Seele brennt, dass ich regelrecht platze, wenn ich sie nicht stellen dürfte: Renato, noch alles klar bei dir?

Wo ich „Lusthaus teuflischer Begierden“, „Das Grauen kommt nachts“ und „Mania“ ja wenigstens noch unterstellen wollte, dass Polselli inmitten des ganzen Irrsinns etwas verstecken wollte, was ihm wirklich am Herzen liegt – sei es ein Plädoyer für die 68er-Bewegung und Kritik an der Politik jener Zeit, sei es ein äußerst verklausuliertes Psychogramm kranker Menschen, die an ihrer Impotenz und sexuellen Repressionen zugrunde gehen –, so bin ich bei „Casa dell’amore … la polizia interviene“ mit meinem Latein am Ende. Wie schon im letzten Satz meiner Inhaltswiedergabe gesagt: Vielleicht wollte Polselli uns mit diesem Film alle ganz kräftig auf den Arm nehmen und drehte deshalb etwas, das sich allem verweigert, was gemeinhin einen Film ausmacht. Mit Bruno Vani, der das Skript überarbeitet hat, hat er dabei einen Bruder im Geiste gefunden, der sich ebenfalls um nichts scherte und deshalb seinen Stinkefinger jedem einzelnen Zuschauer in die Fresse haut. Voilà – zwei Mittelfinger zum Preis von einem. Man darf sich mit Recht verarscht fühlen.

Dieser Film ist eigentlich keiner. Polselli hatte eigentlich durchaus ein Gespür für schöne Einstellungen und bunte Farbspielereien, die seine Werke optisch enorm aufwerten konnten, sie gingen nur immer wieder im „What the Fuck?“ seiner Drehbücher unter. Aber „Casa dell’amore … la polizia interviene“ ist in seiner hässlichen Rumpeligkeit – und das liegt nicht nur an der deutlich verbesserungswürdigen Bildqualität der Version, die ich gesehen habe – auch visuell steinhartes Brot. Mit der planlosen bis völlig rätselhaften Schnittarbeit richtet er ein unvorstellbares Chaos sondergleichen an: Die Angewohnheit, die Schauplätze nicht richtig zu etablieren und dafür die Figuren ständig in Großaufnahme zu zeigen, ohne klar zu machen, wo sie denn genau verortet sind, macht es dem Zuschauer schwer, ein Gefühl dafür zu entwickeln, was eigentlich vor sich geht. Die Orientierung wird zur reinen Lotterie: Unentwegt habe ich in diesem Sammelsurium wirrer Schnitte den Überblick verloren. Damit nicht genug, dass man ständig raten muss, wo der Film sich gerade befindet, wird teilweise nicht mal klar, wo die Figuren platziert sind. Man muss sich Fragen stellen, wo sie stehen, was sie sehen, wen sie gerade warum sehen oder nicht sehen. Warum sieht Charlotte bei einer Verfolgungsjagd die Verfolgten, aber die wiederum sie nicht, obwohl die sich umgucken? Selbst die miese Schnitt-Gegenschnitt-Technik eines Nick Millard, den ich deshalb heranziehe, weil ich zuletzt ja verstärkt mit ihm zu tun hatte, ist noch deutlich genug, um zu erkennen, wo sich seine Figuren aufhalten. Notfalls haut er mal einen sinnlosen Establishing Shot dazwischen. Hier: völlig Fehlanzeige. Wir sind mal hier, mal da, mal draußen, mal drinnen, aber zu identifizieren, wo eine Szene jeweils stattfindet, verkommt zu einem Ratespiel sondergleichen. In der Hinsicht leistet Polselli mit seinem Kameramann eine absolut katastrophale Arbeit – es sind Anfängerfehler, die einem Profi wie Polselli, der immerhin bereits ein Vierteljahrhundert im Geschäft war, nie hätten passieren dürfen, denn gleichzeitig vertreibt er damit alle Zuschauer (wenn man nicht gerade Trash-Fan ist) bereits nach wenigen Minuten.

Erschwerend kommt hinzu, dass man oftmals gar nicht zuordnen kann, wer die Menschen überhaupt sind. Viele davon erhalten keinen Namen bzw. erst viel zu spät Namen. Manchmal wird ein Name in den Raum geworfen und wir müssen raten, wer das denn nun wieder sein könnte. Menschen tauchen noch völlig unvermittelt in der zweiten Hälfte auf, ohne dass man sie zuvor gesehen hätte, obwohl wir noch nicht mal die Namen der bis dato vorkommenden Figuren kennen. Wer ist das Medium und welche Funktion übernimmt es? Wo ist es im Finale? Ist es da, aber die Kamera filmt es nur nicht? In welcher Verbindung stehen die Killer Torvo und der bis zum Schluss namenlos bleibende Mann ohne Zylinder mit dem Verein? Klar, das wird am Ende erklärt, sie sind Handlanger von Elizabeth, aber das kommt dann irgendwann beiläufig raus, wo man sich gedanklich längst verabschiedet hat. Wo ist am Ende der Mann ohne Zylinder überhaupt? Wir sehen ihn noch kurz, aber dann ist er vergessen. Wer ist Tante Clarissa und in welchem Verhältnis steht sie zum Teufelsbund? Warum muss sie aus dem Weg geräumt werden? Damit Elizabeth und Philip reich werden oder ist sie noch in anderer Hinsicht gefährlich für den Clan? Was wollen die überhaupt alle von Astoroph? Logisch, Frauen opfern, damit Elizabeth entgegen der Prognose nicht sterben muss, aber warum ausgerechnet Cathy und zusätzlich noch fünf weitere Weiber? Ist der Glatzenbulle nun am Ende der Teufelsmaskenträger oder nicht? Erratische Verhaltensweisen der Figuren sind wir bei Polselli ja schon seit jeher gewohnt, aber dennoch irritiert es immer wieder: Auf Angst folgt aus heiterem Himmel Lust, weil jeder sadomasochistische Tendenzen hat. Eine Frau ärgert sich über einen Mann, will zwei Sekunden später mit ihm vögeln, um sich dann am liebsten nochmal zwei Sekunden später unterm Bett verkriechen zu wollen vor Angst. Die Menschen in Polsellis Filmen agieren nie logisch, sondern immer extrem sonderbar. Hier fällt ihre Charakterisierung aber komplett flach – ebenfalls eine erbärmliche Leistung, nicht einer Figur auch nur den Hauch von Tiefe zu verleihen. Kein Wunder also, dass es so schwer ist, die Personen richtig zuzuordnen und eben nicht immer zu fragen, wer denn das jetzt schon wieder ist.

Ihr seht, es sind grundsätzliche Sachen, die hier einfach völlig falsch laufen – und dazu passt neben den nachlässigen Tag-und-Nachtwechseln innerhalb weniger Einstellungen (die dieser Film zugegebenermaßen nicht exklusiv hat) auch die unzureichende Einarbeitung des alten Materials in das neue, das inszenatorisch auf derselben unterirdischen Stufe steht. Die Satansmessen-Szenen leiden unter ihrer Dunkelheit und Unübersichtlichkeit – manchmal herrscht nicht einmal Klarheit darüber, ob mehrere Menschen in einem Raum sind oder nur einer – und sind auch sonst völlig unspektakulär gefilmt. Und wenn ich schon bereits unbedingt altes Filmmaterial im neuen Film haben will, wäre es super, wenn die neu inszenierten Szenen das Geschehen in einen Zusammenhang setzen und nicht den Eindruck vermitteln würden, hier laufen zwei Plots munter nebeneinander her. Wie gesagt: Später werden die drei schnüffelnden Vollidioten mit der Handlung um Elizabeth und der geplanten Cathy-Opferung zwar miteinander verbunden – aber eben weil das so spät geschieht, bleiben Fragezeichen über Fragezeichen.

So hässlich und zeitweise anstrengend „Casa dell’amore … la polizia interviene“ aber auch anzusehen ist – vor allem das Ursprungsmaterial aus „Una vergine per Satana“ verlangt an manchen Stellen etwas Geduld –, so hoch schlägt mein Herz, wenn wir wieder altbekanntes Polselli-Terrain betreten. Bruno Vani mag das ursprüngliche Skript des Regisseurs überarbeitet und bestimmt auch an der einen oder anderen Stelle umgeschrieben haben, damit er es mit dem unvollendeten Film unter einen Hut kriegt, aber Polsellis Trademarks schimmern immer noch an allen Ecken und Enden durch – zum Glück. Die wahnsinnigen Dialoge sind gar noch wahnsinniger als alles andere, was ich von Polselli gesehen habe. Sie erreichen eine Form von Außerweltlichkeit, die sich dann ja später selbst dem englischen Übersetzer nicht mehr erschließt, wenn er einfach nur noch mit einem „(?)“ den geisteskranken Schwachsinn kommentiert, den durchweg alle hier von sich geben. Man kann froh sein, wenn zwei Sätze aufeinander aufbauen, sprich: Die wenigsten Dialoge sind verständlich, der ganze Rest voller Hä?-Momente. Die bescheuerten und beinahe unerträglich in die Länge gezogenen Schwachsinnsmonologe über die Gottheit Astoroph mit den fortwährenden Orchideen-Verweisen sind als Teile des Ursprungsmaterials vermutlich nicht auf seinen Mist gewachsen (und dennoch ein Riesenspaß), aber noch irrsinniger wird es bei den nun wirklich gänzlich hirntoten Gesprächen zwischen unseren vermeintlichen Helden Helm, Brigitte und Charlotte. Die allein wären das Eintrittsgeld wert, wenn der Film denn nochmal irgendwo im Kino laufen würde. Wo sonst grüßen Männer ihre Freundinnen noch mit „Ich bin zurück, ihr Huren!“, ohne sich dafür eine Backpfeife einzufangen, oder betreiben Dirty Talk der beklopptesten Art („Willst du, dass ich deine Titten und deinen Arsch anfasse?“) und werden auch noch mit schmachtenden Blicken belohnt? Wo gibt es Sätze der Marke „Sie haben sie mit einer Orchidee terrorisiert“? Auffällig ist, dass allerdings ein entscheidendes Merkmal anderer Polselli-Filme fast ganz fehlt: die ständige Wiederholung inhaltsgleicher Drehbuchzeilen, also kein: „Bitte? Bitte? Nein! Nein! Ich liebe dich! Nein! Ich liebe dich! Bitte?“ Das kann ich aber gut verkraften.

Auch in Sachen bizarrer Szenerien ist Polselli in absoluter Höchstform unterwegs: Äquivalente zur legendären „Hyäne“-Szene aus „Das Grauen kommt nachts“ und allen Quak-quak-quak-Szenen von Tortoletto aus „Lusthaus teuflischer Begierden“ finden sich mehr als genug, und ich kann mich gar nicht entscheiden, welche für mich die EINE Lieblingsszene ist, eben weil „Casa dell’amore … la polizia interviene“ so voller schriller Glanzstücke ist: Ist es Brigittes erste Begegnung mit Torvo? Die Ankunft des Trios an der Villa, bei der die Freunde auf eine Ziege treffen, die Gassi gehen muss, und Männer Faustkämpfe durchführen, die nie erklärt werden? Sind es die Momente plötzlicher und unerwarteter Erregung, die Helm, Brigitte und Charlotte immer mal wieder überkommen? Ist es die etwas rabiate Entledigung des immer noch lebenden ersten Opfers mittels Felsbrocken? Die Episode mit dem radfahrenden Mädchen? Oder doch eher die St.-Moritz-Vision? (Die entstammt aber wohl dem unvollendeten Film, aber ist ja egal. Sie könnte auch originär von Polselli sein.) Vermutlich ist mein Highlight aber das Finale mit dem einfach mal eben so auftauchenden Bulldozer, der kurz für die Plättung einer der Bösewichte vorbeischaut und nach verrichteter Arbeit so schnell verschwindet, wie er gekommen war, und dem anschließenden Zweikampf zwischen Helm und Torvo mit reichlich ungewöhnlichen Gegenständen (und Tieren). Das ist gleich eine ganze Reihe befremdlicher Szenen für all diejenigen, die noch nicht wissen, wie Polselli tickt, aber ein Fest für alle, die sich näher mit seinem Werk beschäftigt haben und Fans des Absonderlichen sind. Erfreulich in dem Zusammenhang auch die Wiederaufnahme altbekannter Elemente aus anderen Polsellis wie die lautstarken Bekundungen, Angst zu haben (Polselli-Figuren haben IMMER Angst), Baumzweige als Stimulationsobjekte, unverhoffte Bisse in Waden und das reflexartige, aber nie erklärte Festhalten im Liegen an einem Motorrad (in „Mania“ war es noch ein Rollstuhl, und damals war es auch schon Mirella Rossi).

Wunderschön, weil ähnlich irrsinnig, ist auch Giorgio Farinas musikalischer Beitrag zu diesem Film. Das Titelthema ist ebenso unangenehm catchy, wie es unangebracht für einen Film ist, über den satanische Mächte schweben sollen. Es wird später in stilistisch passenderer Weise öfter wiederverwendet und dann aber auch immer wieder abgelöst durch umso unpassendere Verfolgungs-Rock’n’Roll-Musik. Man darf sich sicher sein: Auch hier gibt es Überraschung über Überraschung auf die Ohren, und es sind nicht nur schöne dabei.

Zu den Darstellern: Die sind erfreulich… schlecht. Man kennt es ja eigentlich nicht anders, wobei man ja zugeben muss, dass sie sich in den hier vorgestellten Polselli-Filmen ganz in den Dienst des Regisseurs stellten und ihren Teil zu der delirierenden Wirkung beitrugen, die seine Filme nun mal besitzen. Meist äußerte sich das ja in wahren Overacting-Arien mit weit aufgerissenen Augen, aus denen regelrecht der Wahnsinn heraus wollte – und genau solche Arien stimmt Mirella Rossi als Brigitte auch in „Casa dell’amore … la polizia interviene“ sehr zuverlässig an. Schon in „Mania“ als stumme Sexsklavin des Hausherren hatte sie alles gegeben und sie tut es auch hier. Augen auf, Mund auf – das kann sie gut, und sie sticht dabei auch unter allen Darstellern besonders heraus. Dass sie zuvor schon mit Polselli zusammengearbeitet hatte (neben „Mania“ auch im Mondo „Revelations of a Psychiatrist on the Perverse World of Sex“, später kam auch noch „Oscenita“ hinzu), kommt ihr dabei zugute. Ansonsten war ihre Filmkarriere kurz und nur mit sporadischen Rollen. Sie sollte nach 36-jähriger Pause 2016 noch in einer Folge der Fernsehserie „Verdetto finale“ mitspielen, aber das war’s dann auch schon mit Rollen in diesem Jahrtausend. Überraschenderweise bleibt sie den ganzen Film über angezogen.

Unser männlicher grundsympathischer Held Helm, der seinen Begleiterinnen stets und ständig zu verstehen gibt, wie wenig er sie leiden kann, wird von Tony Matera gespielt. Für ihn bedeutete „Casa dell’amore … la polizia intervienes“ das Debüt – und es sollte auch nicht viel mehr hinzukommen, was aber nicht verwundert, denn wenn er mit einer Sache nicht gesegnet wurde, dann mit schauspielerischem Talent. Ein Nullgesicht, das nur bei seinen sadistischen Stockspielen so richtig aufdrehen darf. Für Polselli sollte er noch zweimal vor der Kamera stehen: für „Lust“ aka „Torino centrale del vizio“ (an der Seite eines anderen Polselli-Regulars, Rita Calderoni) und Polsellis letzten Film „Frida: professione menager“ aus dem Jahr 2000.

Die Dritte im Bunde der Amateurdetektive wäre Iolanda Mascitti (Charlotte), für die dieser Auftritt der letzte vor einer Kamera war. Es gab aber insgesamt auch nur drei: einen noch in „Revelations of a Psychiatrist on the Perverse World of Sex“ (siehe auch Mirella Rossi) und einen in „Nuda per Satana“ als Sklavin (Hauptdarstellerin des Films: Rita Calderoni – Italien war augenscheinlich in den 70ern noch ein Dorf). Sie kommt in diesem Film eher nach Matera als nach Rossi und bewegt sich völlig unauffällig durch ihre doofe Rolle. Richtig durchgeknallten Wahnsinn darf sie nicht zelebrieren.

Damit hätten wir auch bereits den größten Teil der Darstellerriege aus dem neu gedrehten Material abgefrühstückt, denn viel mehr Leute musste Polselli ja nicht mehr vor die Kamera holen. Einer davon ist noch Elsio Mancuso, der als Mann mit Zylinder Torvo viele skurrile Auftritte hat, aber als Erscheinung eine lahme Tröte ist. Das liegt vielleicht auch daran, dass er eigentlich gar kein Schauspieler war (dies blieb sein einziger Auftritt), sondern seine Funktion im Filmgeschäft eigentlich die des Komponisten war, darunter die Soundtracks zu mehreren Italo-Western, „Ich, die Nonne und die Schweinehunde“ und dem besonders lächerlich-legendären Schmodder-Murks „Die Rückkehr der Zombies“ (Peter Bark! *shudder*).

Schlicht als Killer – von mir als Mann ohne Zylinder tituliert (ja sorry, wenn der Film doch sonst nichts hergibt) – genannt ist Salvatore Carrara, der später auch noch einmal von Polselli für seinen Porno „Teresa altri desideri“ vor die Kamera gezerrt wurde. Für ihn gilt das Gleiche wie für Mancuso.

Nun kommen wir schon zu den wenigen zuordenbaren Darstellern, die aus dem unvollendeten „Una vergine per Satana“ stammen: In der Rolle des Glatzenbullen – laut IMDb „Inspector“ – gibt sich Nicola Morelli die Ehre, der eigentlich auch nur wegen seines Kahlkopfes irgendwie aus dem tristen Allerlei heraussticht. Er hatte einen ungenannten Auftritt als „Bald Officer“ in Tinto Brass‘ „Salon Kitty“ und war ansonsten auch nur sehr vereinzelt vor der Kamera zu sehen. Als Cathy (bzw. eigentlich Katty laut IMDb, die Übersetzung hat hier anglisiert) ist Katia Cardinali unterwegs, die sonst auch nur noch in zwei weiteren Filmen mitwirkte. Einer davon ist aber immerhin „Das Grauen kommt nachts“. Dort spielte sie Frollein Heidrich. Hier wie dort tritt sie hüllenlos vor die Kamera. Tja, und dann gibt es auch nur noch Zaira Zoccheddu, die als die betrunkene Frau identifiziert werden konnte, die ebenfalls dem Teufelskult zum Opfer fällt. In der IMDb-Rollenbeschreibung taucht sie als „Drunken Prostitute“ auf. Da weiß die Seite mehr als ich – dass sie eine Prostituierte ist, hätte ich anhand der zwei Minuten, die sie säuft, nicht ausmachen können. Sie hatte noch Rollen in so wohlklingenden Filmen wie „Die Liebeshexen vom Rio Cannibale“ und „Das Foltercamp der Liebeshexen“. In „Caligula“ hat sie die Rolle der „Breast-feeding Woman“ inne. Na dann. Den anderen Darstellern wurden keine Rollennamen zugeordnet, etwa Tante Clarissa, Elizabeth und Philip.

Letzte Worte: „Casa dell’amore … la polizia interviene“ steht Polsellis anderen Werken in Sachen Verrücktheit in absolut gar nichts nach. Ich würde sogar so weit gehen und sagen, dass der Film noch eine ganze Schippe drauf legt, denn wo man sonst wenigstens noch Ansätze für Logik entdecken konnte, ist man als Zuschauer ob all der Inkohärenz völlig verloren: Die Story ist schwer bis gar nicht nachvollziehbar (und doch angesichts der Satanisten-Thematik unerwartet unsleazig), die Figuren reden einen Unsinn daher, dass man glaubt, hier hätte jemand jede Dialogzeile aus dem Drehbuch ausgeschnitten, wie Karten gemischt und dann jeden Schnipsel in der Reihenfolge, in dem er ihn aufhebt, chronologisch in ein leeres Drehbuch geklebt, und es geschehen Dinge, von denen man gar nicht weiß, wie ein Mensch auf sowas überhaupt kommen kann, sodass man sich permanent fragt, ob das hier ein ernst gemeinter Horrorfilm oder eine grobe Parodie auf irgendwas sein soll. Gleichzeitig ist „Casa dell’amore … la polizia interviene“ von Polselli ungewohnt desaströs inszeniert ohne Sinn für die elementarsten Dinge des Filmemachens. Das hier sieht eher aus wie die ersten Gehversuche eines Amateurs, die man aber einem Mann, der schon lange im Geschäft ist, auf keinen Fall durchgehen lassen kann. Ich bin einerseits entsetzt über diesen radikalen Rückschritt dieses experimentierfreudigen Regisseurs und andererseits noch ganz hin und weg ob der vielen, vielen absurden Ideen, die den Film zu einer weiteren höchst unterhaltsamen Angelegenheit aus Polsellis Feder machen… Und es gibt ja noch mehr von ihm entdecken.


BOMBEN-Skala: 9

BIER-Skala: 7


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