Captain Kronos – Vampirjäger

 
  • Deutscher Titel: Captain Kronos - Vampirjäger
  • Original-Titel: Captain Kronos: Vampire Hunter
  • Alternative Titel: Kronos |
  • Regie: Brian Clemens
  • Land: Großbritannien
  • Jahr: 1972
  • Darsteller:

    Captain Kronos (Horst Janson)
    Dr. Marcus (John Carson)
    Paul Durward (Shane Briant)
    Carla (Caroline Munro)
    Prof. Hieronymus Grost (John Cater)
    Sara Durward (Lois Daine)
    Lord Hagen Durward (William Hobbs)
    George Sorell (Brian Tully)
    Kerro (Ian Hendry)
    Lady Durward (Wanda Ventham)


Vorwort

Hammer-Horror gehört seltsamerweise nicht unbedingt zu meinen Spezialgebieten. Wenn ich mich nicht sehr täusche, hab ich bis auf X The Unknown noch keinen Hammer-Film besprochen und so richtig viele kennen tu ich ehrlich gesagt auch nicht – man muss zu seinen Schwächen stehen (wobei ich ganz allgemein in den 60er und frühen 70er Jahren durchaus Lücken in meiner Filmkenntnis habe – man kann auch nicht alles kennen und wissen, gelle?).

Allerdings sind die Werke des britischen Low-Budget-Filmstudios auch ohne mein Zutun kultig genug geworden, um eine loyale Anhängerschaft hinter sich zu versammeln und, im Zeitalter der DVD, neu aufgelegte Editionen bekannter und weniger bekannter Streifen zu ermöglichen. Für Deutschland hat sich Anolis dem Thema angenommen und erfreut die Fans seit einigen Monaten mit ihrer “Hammer-Collection”. Natürlich wollte der Doc nicht noch dümmer sterben, als es eh schon passieren wird und orderte exemplarisch Captain Kronos, Vampire Hunter – nicht nur, weil ich von dem Film schon eine Menge guter Dinge gehört hatte – und ich bestehe darauf, es ist absoluter Zufall, dass Kollege Carsten von Sense_of_View auch gerade diesen Film gesprochen hat… wir haben halt einen ähnlichen Geschmack -, sondern auch, weil es sich dem Vernehmen nach um einen eher untypischen Hammer handeln soll (soweit man nicht die Tatsache an sich, dass englische Filmemacher die Heldenhauptrolle eines ihrer Werke mit einem Kraut wie Horst Janson besezten, als “untypisch” einstufen will). Und das ist m.E. ganz gut so, denn ehrlich gesagt habe ich mit dem viktorianischen Plüsch-Horror, für den die 50er- und 60er-Frankenstein- und Dracula-Filme nun mal stehen und auf die Hammer seinen legendären Ruf gründet, trotz der unbestrittenen schauspielerischen Leistungen von Peter Cushing und Christopher Lee so meine leichten Probleme.

Womit wir aber gerade eben beim Thema Captain Kronos wären. Anfang der 70er Jahre befanden sich die Hammer-Studios in einer mittelschweren Schaffenskrise (die subsequent zum vorübergehenden finanziell bedingten Ableben des Studios um 1975 rum führte). Der klassische Christopher-Lee-Dracula-Grusel wollte in einer Welt, die von Woodstock, freier Liebe und Drogenkonsum “heimgesucht” wurde, nicht mehr so recht zünden und die eher halbherzigen Versuche des Studios, mit Dracula jagt Mini-Mädchen o.ä. die Filme zu modernisieren und mit offenkundigerer Erotik als dem Vampir-Mythos eh schon innewohnend aufzupeppen, konnten nicht mehr die großen kommerziellen Erfolge verbuchen. Die Chefetage des Studios suchte daher nach neuen Konzepten und neuen Köpfen und fand sie in Brian Clemens und Albert Fennell, die beim bösen Feind Fernsehen für eine der erfolgreichsten, weil ungewöhnlichsten und “frischesten” Serien zuständig waren: The Avengers (“Mit Schirm, Charme und Melone”). Die Fernsehmänner ließen sich die Chance nicht entgehen und realisierten ihre höchst eigenständige Horror-Vision Captain Kronos, die heutzutage als direkter Vorläufer von Anime-Serien wie Vampire Hunter D und Helden wie Blade gehandelt wird. Wem der fertige Film allerdings nicht gefiel, das war der damalige Chef der Hammer Studios; der konnte mit dem Werk nicht viel anfangen, was dazu führte, dass der Streifen mit wenig bis keiner Promotion gestartet wurde, in Deutschland (trotz des deutschen Stars, der aufgrund seines Fernsehruhms als Der Bastian sicher den ein oder anderen Zuschauer ins Kino gelockt hätte) gar nicht erst anlief und dadurch natürlich zum Flop wurde (schön, dass manche Studiobosse schon damals genauso doof waren wie die heutigen). Anstatt das Franchise-Potential von Captain Kronos zu nutzen, verstieg sich Hammer zu Abseitigkeiten wie The Legend of the Seven Golden Vampires, in der man in Zusammenarbeit mit den Shaw Brothers Dracula nach China in ein Martial-Arts-Abenteuer schickte und ging pleite.

Gut, ob alles anders gelaufen wäre, wenn Hammer nicht Angst vor der eigenen Courage bekommen hätte und Captain Kronos mit ordentlicher Marketing-Power gestartet hätte, ist mehr als fraglich – wir können dreißig Jahre später natürlich leicht dumm daherreden. Schauen wir uns also lieber den Film selbst an.


Inhalt

Ein Film, der auszog, den Hammer-Horror zu modernisieren, kann nur in einer Epoche spielen – genau, dem unbezeichneten seltsamen Mitteleuropa eines unbestimmbaren Spätmittelalters, das irgendwie englisch aussieht, aber es doch nicht ist, und in dem so viele Horror- und Gruselfilme der 60er bis frühen 70er spielten (frühes 18. Jahrhundert ist wohl eine einigermaßen passende Einordnung). Irgendwo in einem Waldstück sitzen zwei hübsche junge Mädchen und machen sich – gottesfürchtig, wie man damals nun mal war, unter gewissem schamhaften Kichern, schließlich ist “Eitelkeit” eine Todsünde – noch ein wenig hübscher. Das Blondinchen wird von ihrer Kollegin mal für fünf Minuten allein gelassen; ein entscheidender Fehler, zieht man die Haarfarbe des Mädels ins Kalkül, denn Blondie denkt sich nix dabei, die plötzlich auftauchende schwarze Gestalt im Kapuzenumhang fröhlich heranzuwinken. Ein Schuss – ein Tor – Dyna-, ups, sorry, wie konnte das passieren… vielmehr ein Kuss – ein Schrei – ein paar Blutstropfen, die malerisch von Blondies Lippen träufeln (und ich sag noch: niemals mit Fremden sprechen, und schon gar nicht küssen lassen).

Wenig später kommt ein Reitersmann vorbei und sieh Ann, die Freundin der soeben Verunfallten, steif wie’n Brett im Wald stehen. Da Ann aber nicht für eine Performance “Ein Fräulein steht m Walde” oder für das nächste Wochenende in der Fußgängerzone übt, wird sie wohl im Schockzustand sein und demzufolge guckt der Reiter mal nach dem Rechten. Das Rechte ist in dem Fall Blondie, die an einem nahen Baum lehnt, barely alive (und das nicht mehr lange), und um ca. 80 Jahre gealtert… SHOCK!

Harte Zeiten erfordern drastische Maßnahmen bzw. einen aufrechten Helden. Und da reitet er auch schon für Deutschland, eh, gegen das Böse, Captain Kronos, mit einem stilisierten “K” auf der Satteldecke, das eine Superheldenbrust auch gut zieren könnte, und begleitet von seinem Faktotum, Freund und allgemeinem Ratgeber, dem buckligen Professor Hieronymus Grost, der Kronos mit seinem Pferdefuhrwerk, auf dem allerlei angespitzte Pfähle und ähnlich suspekte Utensilien liegen, folgt. Unterwegs gen wohin-auch-immer kommen Kronos und Grost an einem Pranger vorbei, und der ist auch gut belegt, in Form des attraktiven Mädels Carla, das ob des anhaltenden und seinen Degen zückenden Kronos sicherheitshalber das schlimmste befürchtet (völlig zu Recht, wenn man mich fragt, denn sie ist des schändlichen Verbrechens, an einem Sonntag getanzt zu haben, für schuldig befunden worden. Die Taliban verstanden dahingehend auch keinen Spaß). Jedoch Gutmensch Kronos schwingt seinen Degen nur, um Carla zu befreien. Kurzentschlossen bittet Carla Kronos, ihn auf seinen weiteren Wegen begleiten zu dürfen (so einfach ging das damals mit der Anmache… man sollte heutzutage wieder verstärkt Pranger aufstellen, auch wenn dann die Schmierenblätter a la “Bild” oder “BZ” pleite gehen). Kronos befleißigt sich zwar nicht gerade eines überwältigenden Enthusiasmus, sondern eher einer “wenn’s-denn-unbedingt-sein-muss”-Mentalität, aber das Resultat ist, Carla darf auf Grosts Wagen aufspringen.

Anderswo wird Geburtstag gefeiert und die junge hübsche Isabelle bekommt von ihrem Vater ein Armband geschenkt, das einst ihrer Mutter gehörte. Isa will das Schmuckstück gleich mal ihrer besten Freundin Petra zeigen (wie Eddie Wood sagen würde, “modern women, They’ve been like this through the ages”, mit den neuen teuren Klunkern gleich mal in der Clique angeben, gelle?). Es verblüfft uns sicher wenig, dass sie relativ ungezwungen einer gewissen schwarz gekleideten Kapuzengestalt in die Arme läuft, die ihr einen blutigen Kuss aufdrängt…

Die Reisegruppe der Kronos-Tours schlägt dieweil ihr Nachtlager auf. Kronos selbst scheint auf Gesellschaft keinen größeren Wert zu legen, er richtet sich weitab von Grost und Carla sein Nachtlager. “Ist er ein König?” fragt Carla probehalber mal nach. Höchstens in einer metapherhaften Hinsicht, auskunftet Grost, er sei vielmehr ein “Hauptmann der imperialen Garde” (den passenden Kaiser können wir uns aus dem Geschichtsbuch aussuchen). “Morgen werden wir da sein,” führt der klare Fakten sichtlich vermeidende Grost weiter aus, ”und dann kann sein Werk – wieder – beginnen!” Reichlich geheimnisvoll, mächtig mysteriös. Carlas eher praktisch veranlagte nächste Frage, wo sie den pennen solle, bescheidet Grost deutlicher – das muss sie schon selber regeln, Decken jedenfalls o.ä. könne er leider mangels Masse nicht zur Verfügung stellen (vielleicht wäre der Pranger doch gar nicht mal so schlecht gewesen).

Isabelle kehrt nach ihrem Ausflug spät nach Hause zurück – sie schafft’s gerade noch durch die Tür in die heimische Hütte, ehe sie mumienhaft vergreist tot zusammenbricht.

Am nächsten Tag reitet Kronos in den Hof eines größeren Anwesens ein und brüllt eher unfreundlich nach einem gewissen “Marcus”. Einem so lieben Zuruf kann derselbe, nämlich der Reiter, der vorhin die Blondinen-Schabracke im Wald entdeckte, nicht widerstehen. Warum auch, denn Marcus und Kronos sind ganz alte Buddies und fallen sich gleich mal herzlich um den Hals! “Mein alter Blutegel-Liebhaber”, begrüßt Kronos den Kumpel (weil Marcus nämlich ein Medikus ist und Blutegel gehörten damals zum Standardrepertoire eines Quacksalbers von Welt) und möchte dann doch ganz gern wissen, warum Marcus so dringlich nach ihm geschickt habe. “Junge Frauen altern plötzlich und sterben, mit Blut an ihren Lippen”, fasst Marcus das zusammen, was wir bislang gesehen haben (der zeitliche Ablauf wundert mich schon ein bisschen. Wenn wir davon ausgehen, dass unsere vertrauensselige Blondine aus dem Prolog das erste Opfer war, muss Marcus bereits unmittelbar danach auf die Idee gekommen sein, Kronos einzuschalten. Da war er dann aber sehr optimistisch, dass Blondie kein Einzelfall bleibt). Grost sieht sofort klar: das kann nur das Werk von gemeingefährlichen Vampiren sein, und er muss es wissen, denn “was er nicht über Vampire weiß, passt in ‘a flea’s codpiece’ (die Hosentasche eines Flohs, übersetzt die deutsche Fassung vermutlich eher verzweifelt)”, wie Kronos dem ungläubigen Marcus versichert. Denn man muss wissen: es gibt mehr als nur eine Art Vampire, sondern eine ganze Latte unterschiedlicher Arten, und, das ist der Haken daran, die sind auch nicht alle auf die gleiche Weise umzubringen. Der gute alte Pflock durchs Herz sei zwar schon mal ein guter Start, aber andere Arten müsse man aufhängen, köpfen etc. Und selbst das Kruzifix ist nur ein unzureichender Schutz, erläutert Grost, als Marcus einwirft, mindestens eins der bisherigen Opfer hätte ein solches getragen, denn man müsse schon ganz ehrlich dolle dran glauben (“firmly believe”), damit’s was bringt (damit dürften 95 % der offiziell katholischen Christen im Ernstfall verdammt schlechte Karten haben, inkl. yours truly). Im speziellen Fall vermutet Grost Mesmerismus, sprich Hypnose, mit dem die jungen Mädchen in den Bann des Vampirs geschlagen würden. Marcus will den ganzen Schwurbel, den er da gerade gehört hat, nicht recht glauben, aber Kronos hat ein unschlagbares Argument: “Wenn du nicht selbst zu diesem Schluss gekommen wärst, hättest du uns doch nicht geholt!”

Währenddessen, auf dem Friedhof des Dorfes – an Isabelles Grab hängt verdächtigerweise eine fette Fledermaus und Isabelles trauernde (tja, wer eigentlich? Manche Quellen meinen, es wäre ihre Mutter, aber dafür ist sie erstens zu jung und zweitens ist die Mama ja etablierterweise tot) Schwester/Freundin/Tante/egal zieht sich zum stillen Gebet in die Friedhofskapelle zurück. In einer der besten Szenen des Films verwandelts ich der Schatten eines Kreuzes plötzlich in den Schatten einer Gestalt. Der Messwein auf dem Altar kippt um, das Mädel schreit …

Carla versucht zwischenzeitlich ihrem Retter, der kein Problem damit hat, sich vor weiblichen Augen aus seinem Rüschenhemd zu steigen und seine ungefähr halbmeterlange Narbe vorzuführen, etwas näher zu kommen. Kronos reagiert darauf mit der schon bekannten Einstellung – er hat nix dagegen, wenn Carla mit ihm abhängt, aber sie braucht kaum auf Smalltalk zu hoffen. Bevor die Situation peinlich wird, klingelt gottseidank die Friedhofsglocke. “Arbeit für uns,” freut sich Grost und weil Carla nun doch mal wissen möchte, was zum Henker das für eine Arbeit sein, grinst der bucklige Prof schelmisch: “Hab ich’s noch nicht erwähnt? Wir sind professionelle Vampirjäger!” (Ein Beruf mit Zukunft, sagt der Bundeswirtschaftsminister).

Grund für den Alarm ist natürlich der wenig hübsche Anblick der vergreisten Kirchgängerin direkt vor dem Altar. Während Kronos und Grost den Tatort untersuchen, wird Marcus auf eine Luxus-Kutsche aufmerksam, die am Friedhof vorfährt und aus der sich ein junger Schnösel schält und einen Kranz am Grabmal des Lord Hagen Dunward, laut Grabsteininschrift “bester Schwertkämpfer der Welt” (Bescheidenheit scheint aber keine herausragende Eigenschaft der Dunward-Sippe zu sein) niederlegt. Es ist Paul, Hagens Sohn, der zum siebten Todestags eines Erzeugers seinen Pflichtbesuch erledigt – begleitet, zumindest rein körperlich, von der in der Kutsche sitzenden Lady Dunward. Marcus würde gern mit der alten Bekannten ein paar Takte quatschen, aber das wird wohl nix werden, meint Paul. Seit Hagens Ableben habe sie sich mehr oder weniger trauerbedingt aus der Welt zurückgezogen, spreche nicht mit Ärzten und schon mit absoluter Sicherheit nicht mit Marcus, in dessen Armen Hagen nämlich sein Leben ausgerülpst habe (bevor wir dem armen Marcus aber ähnlich schändliches unterstellen wie es die Lady offenbar tut, an Hagens Abkratzen hat die Pest ordentlich mitgeholfen).

Grost und eine der ganzen Sache eher skeptisch bis verwundert gegenüberstehende Carla erteilen uns die erste Lektion in praktischer Vampiraufspürung – sie vergraben Holzkistchen mit toten Kröten und markieren die entsprechenden Stellen mit roten Bändchen (als Vampir, der was auf sich hält, würde ich, ohne wissen zu müssen, wofür die Bändchen stehen und was in den Kisten drin sein könnte, um die entsprechenden Stellen einen Bogen machen… aber vielleicht ist ja genau das der Plan).

Während Partner und aufgegabelte Schickse die praktische Arbeit verrichten, zieht sich der Capitano erst mal einen gepflegten Joint rein . “Chinesische Heilkräuter”, versichert er dem Bauklötze stauenden Marcus, denn übereilt in den Kampf zu ziehen, wäre kontraproduktiv (gut, es könnte ein paar Leben retten, aber irgendwas ist ja immer), die allgemeine Kämpferei würde noch früh genug losgehen. “I know you have guts,” kalauert Marcus unübersetzbar, “I’ve seen them!” (Ja, der gute Doktor meint das wortwörtlich). Carla und Grost kehren von der Krötenvergraberei zurück und das Mädel würde nun gern dem Captain in die Hose steigen, und da Kronos kein Kostverächter ist (und Caroline Munro ja in den 70ern ganzen Heerscharen von Splatterfans den Kopf und andere Körperteile verdrehen konnte, ist das auch verständlich), zieht Marcus Grost dezent auf eine Flasche Wein beiseite, damit die jungen Liebhaber ihre Ruhe haben (“ich hab eine Flasche für regnerische Tage aufgehoben,” hintet Marcus und nach einem kurzen Blick auf das hervorragende Abendwetter grinst Grost verstehend: “Und es schüttet heute…”). Nach einer zahmen Liebesszene wundert sich Carla über das Blut an den Lippen der Opfer (also, ‘ne romantische Seele ist die auch nicht, unmittelbar nach dem Akt wieder zum Geschäft zu kommen). “So zieht er seine Opfer an, mit einem Kuss,” philosophiert Kronos.

Apropos Vampire, Küssen usw. Im Wald jagt gerade ein Jüngling seine Maid, um ihr etwas gewalttätig einen Kuss auf die Lippen zu schmatzen. Ihr Widerstand ist nur gespielt, aber weil sie sich von “etwas altem” beobachtet fühlt (hm, wie erfühlt man das Alter von etwas, was einen heimlich beobachtet?) hat sie auf eine richtige Nummer keinen Bock und will lieber heim. Aber sie ist nicht sooo beunruhigt, um sich nicht allein auf den Heimweg zu machen, was ihren Lover nicht wirklich freut. Man einigt sich auf den Kompromiss, dass er ihr nachschauen darf, bis sie aus dem Wäldchen raus ist. Dummerweise gibt’s auf dem direkten Weg nach Hause einen kleinen Dip, in dem sie für zwei-drei Sekunden aus seiner Sicht verschwindet und just in diese Stelle hat sich der Vampir für seinen Angriff ausgesucht. Trotz einer spontanen Sprinteinlage kommt der verhinderte Liebhaber natürlich zu spät, um schlimmeres zu verhindern, aber immerhin darf Grost sich freuen: “Wir haben einen Augenzeugen!” (Now on Eye Witness News: Der Mann, der den Vampir sah!).

Nicht, dass die Aussage des bedauernswerten Beinahe-Stechers unsere Helden wirklich weiterbringen würde, aber es liefert Grost eine Ausrede, nach seinen vergrabenen Kröten zu sehen. Da nicht nur wir, sondern auch Dr. Marcus sich wundert, was es mit den toten Amphibien auf sich hat, fühlt sich der Prof bemüßigt, die Sache zu erklären – ein alter Volksglaube besagt nämlich, dass eine tote Kröte, wenn ein Vampir über sie hinweg laufen würde, wiederbelebt werde und, wie an so vielen abergläubischen Spruchweistümern, da ist was dran. Und, was soll man sagen, schon bald wird Grost fündig – in einer seiner vergrabenen Schachteln hockt ein quicklebendiger Kröterich. Die hastig einberufene Spurensicherung fördert weitere Fakten zutage – die Spuren einer vierspännigen Kutsche, und denen wollen unsere Freunde einfach probehalber mal folgen. “Wir halten nach etwas Altem Ausschau?” erkundigt sich Marcus. “Ganz im Gegenteil, nach etwas jungem und schönem – schließlich stiehlt es Jugend!” korrigiert Kronos. Blöd nur, dass die Spuren irgendwann mal mitten in der Prärie enden. Kronos und Grost wollen ein Dorf auschecken, das in der Nähe liegt, Marcus zieht eine unheilvolle Ahnung hingegen – ohne, dass er seinen Freunden etwas davon verrät – zum nahegelegenen Schloss des Durward-Clans…

In der Dorfschänke bahnt sich dieweil Ärger an – der Chef der örtlichen Schläger- und Kriminellenvereinigung, Kerro, sorgt für allerhand Trouble, so z.B. damit, dass er der von ihm gerade bestiegenen Hure die versprochene Entlohnung in den Spuckeimer wirft (wie eklig, aber immerhin isses nicht der Pisspott. Trotzdem verzichtet die Dame des horizontalen Gewerbes vorsichtshalber auf die Penunze, holt man sich ja vielleicht was weg). Ein rothaariger und -bärtiger Kerl von eher grob gestrickter Gestalt findet das nicht so komisch wie Kerro und seine Gang, aber Kerro liebt ein zufriedenes und gut unterhaltenes Publikum und sorgt mit gezogenem Degen unmissverständlich dafür, dass auch Rotbart den gerade aufgeführten gespielten Witz zum Brüllen lustig findet. Nun meldet sich ein bislang stummer Beobachter zu Wort, der dem Kutscher der Durwards verdächtig ähnlich sieht und Komiker Kerro einen Batzen Kohle rüberschiebt…

Marcus hat indes das Durward-Schloss erreicht und versucht vergeblich, zur Lady durchzudringen. Mehr als die schönen Grüße bestellen mag Paul nämlich nicht. Marcus erkundigt sich nach Pauls Schwester Sara, auch der ginge es sehr gut, dankeschön. Der Blick unseres Doktors fällt auf ein paar ungewöhnliche Bücher: “Hexerei und Totenbeschwörung”, klingt spannend, vor allem angesichts der jüngsten Vorfälle, aber Paul behauptet, nur die Bibliothek seines alten Herrn zu katalogisieren (vermutlich, ähnlich wie meine Video- und Filmliste, eine Lebensaufgabe). Auftritt Sara, eine knabenhafte junge Frau – Marcus fallen beinahe die Glotzer aus der Visage: “Du siehst hübscher und jünger aus als je zuvor!” (Basteln wir uns gerade eine Verdächtige?). Nachdem Marcus einsehen muss, dass er mit seinem Smalltalk nicht viel erreicht, macht er sich mit einem generell besorgten Gefühl vom Acker, während Paul der unnatürlich gealterten Lady (unnatürlich deswegen, weil sie, wie wir den Dialogen entnommen haben, noch relativ jung sein soll) von Marcus’ zufälligem Gelegenheitsbesuch erzählt. “Er ist einfach vorbeigekommen,” wiederholt Paul Marcus’ laue Ausrede. “Aber die Straße führt nirgendwohin,” düstert die greise Lady. “Ich weiß,” brummt Paul mit dito finsterem Blick.

Kronos und Grost suchen die Schankstube auf und versuchen, dem Barmann und den anwesenden Gästen Informationen über eine etwaig aufgefallene große Kutsche aus der Nase zu ziehen. Das Frage- und Antwortspiel wird durch Kerro und seine beiden Strauchdiebe unterbrochen, die bezahltermaßen für Stunk sorgen und sich auf Grosts Buckel kaprizieren. Der war bislang absolut kein Thema und deswegen fühlt sich Kronos auch mächtig ans Knie gepinkelt. “Über körperliche Gebrechen spottet man nicht,” doziert der Hauptmann, “ich nenne euch schließlich auch nicht Rattengesicht, Fatty und Großmaul!” Yep, Kronos is mightily pissed. Die Fieslinge ziehen in Erwartung eines sich gleich an Kronleuchtern durch den Saal schwingenden Mantel- und Degen-Helden schon mal ihre Käsemesser, aber ein Meisterschwertkämpfer wie Kronos hat solche Showeffekte gar nicht nötig. Ein einziger Streich und alle drei Banditen sind geplättet – erst mal vor Überraschung, und nach kurzer Late Reaction, durch die Realisation des Faktums, dass sie tot sind. Das ging de-ce-fix – zu den seltsameren Dingen in diesem Film gehört aber zweifellos die junge Frau mit verbundenen Augen, die in der Taverne sitzt und mit dem Rest des Streifens nichts zu tun haben scheint.

Über Marcus braut sich zwischenzeitlich Unheil zusammen – erstens in Form eines plötzlich heraufziehenden schwarzen Sturms, zweitens in Person einer kapuzenbewehrten Gestalt, die mit sanfter weiblicher Stimme nach ihm ruft. Marcus hält die Gestalt für Sara… Mehrere freeze-frames symbolisieren (etwas heavy-handed), dass Marcus’ Zeit als Mensch abgelaufen ist, denn als seine unheimliche Begegnung der küssenden Art vorbei ist, tropft Blut von seinen Lippen.

Kronos und Grost sind ohne Erkenntnisse zurückgekehrt; der bucklige Professor ist reichlich geknickt und brütet selbstmitleidsvoll über seiner Verunstaltung: “Bin ich wirklich so hässlich, diesen Spott zu verdienen?” Psychologe Kronos ist mit dem aufbauenden Spruch schnell zur Stelle: “Schönheit vergeht, aber eine gute Seele wird für immer bestehen!” Grost ist beeindruckt und dankbar. Der tapfere Hauptmann kann dem Fiasko in der Dorfkneipe sogar noch positives abgewinnen – da er sicher ist, dass Kerro und seine Jungs fürs Ärgermachen bezahlt wurden, ahnt er, “nahe dran” zu sein (eine ausgesprochen gewagte Hypothese, da er und Grost ja noch keinen blassen Schimmer haben, wen oder was sie eigentlich suchen). Auch Marcus kommt zurück, erzählt aber von seinem Ausflug zu den Durwards (und seinem Close Encounter) lieber nix.

Da die einzige wirklich sachdienliche Spur dank Marcus’ selbstauferlegtem Schweigegelübde nicht verfolgt werden kann, hilft nur noch auf die Bäume klettern. Nein, wirklich – die Vampirjäger umgeben den Wald, in dem bislang alle Attacken (mal abgesehen von der in der Kirche, aber das sind Details…) stattfanden, mit einem roten Band, an dem Glöckchen befestigt sind. Wer da durchmarschieren will, wird eine der Glocken klingeln lassen und damit die Proto-Buffys auf den Plan rufen. Klingelt auch fleißig an allen drei Beobachtungsstandorten, doch es ist immer nur ein junges hübsches Ding aus dem Dorf auf dem Weg, um Eier zu Markte zu tragen (o.ä.). Kronos ist ob des Fehlalarms leicht amüsiert, aber das ändert sich rasch, als das Mädel plötzlich von einer Fledermaus attackiert und relativ blutig (im Vergleich zum bisherigen Film) gekillt wird. Die Helden eilen zum Tatort – und ganz besonders Marcus kriecht ein wenig “too close for comfort” aus einem nahen Gebüsch…

Im Durward-Schloss hängt der Haussegen leicht schief. Paul macht sich Sorgen um seine Mutter und würde sich freuen, wenn Sara die greise Lady auch mal besuchen würde. Aber Sara hat ein Problem mit dem Älterwerden und mag sich ein so anschauliches Beispiel für die Vergänglichkeit von Jugend und Schönheit nicht ansehen, auch wenn Paul hintet, dass die Durwards allseits für ihre nie versiegende jugendliche Kraft berühmt und berüchtigt seien (man möchte meinen, das Script versucht, da etwas anzudeuten, oder?) – sprich: die Durwards würden nicht altern, und die Lady sei deswegen ‘ne Ausnahme, weil sie ja nur ‘ne Angeheiratete sei.

Weil man in der Vampirsache momentan nicht recht weiterkommt, hält sich Kronos mit einer Partie rauem Sex mit Carla bei Laune (scheint ein früher BDSM-Anhänger zu sein, auf jeden Fall scheint er Carla beim Liebesspiel ordentlich eine gewischt zu haben). Carla leckt sich die sprichwörtlichen Wunden und fragt sich und ihren Lover, warum er denn so verbittert geworden sei. Hat er allen Grund dazu, findet er, denn als er eines Tages aus’m Krieg wieder nach Hause kam, waren seine Mutter und seine Schwester zu Vampiren geworden, die ihn angriffen und von ihm eigenhändig gepflockt hätten werden müssen (“ich musste Pflöcke durch ihre nackten Brüste treiben”, jammert er, aber funktioniert das Pflöcken nicht auch durch Kleidung? Wollte da einer vielleicht nur ein wenig Snuff-Spaß haben? Grübel).

Am morgen danach bemerkt Marcus beim Rasieren, dass er irgendwie … jünger aussieht (sollte man der Gilette- oder Wilkinson-Marketing-Abteilung erzählen). Im Gegensatz zum durchschnittlichen Fuffzichjährigen, der ob der Entdeckung wiedergewonnener Manneskraft jetzt mit einem “ich-krieg-euch”-Kampfschrei auf die Jagd nach allem Berockten, was nicht bei zweieinhalbe auf’m Baum ist, gehen würde, kombiniert Marcus, was ihm zugestoßen ist und findet das nicht so prickelnd. Er will die neuesten Entwicklungen Kronos erzählen, aber das braucht er gar nicht, weil ihm beim Anblick des jugendlichen Helden sofort die langen Beißerchen wachsen und Kronos weiß, was zu tun ist – er haut seinen alten Freund erst mal k.o. und fesselt ihn mit Grosts Hilfe an einen Stuhl. “Ich habe einen Vampirbiss überlebt,” schimpft Kronos, “dann kann er es auch!” (*wie* man einen Vampirbiss überlebt, verrät uns der Captain nicht, es scheint aber auf schiere Willenskraft hinauszulaufen). “Er ist nicht der Mann, der du bist,” entschuldigt Grost den Vampirisierten, der, wieder zu sich gekommen, auch realisiert, dass er in Fledermausform (?) das letzte Opfer auf dem Gewissen hat. Und weil er damit nicht leben kann, möge Kronos ihn doch bitte sofort umbringen. Kronos hat Gewissensbisse, aber Grost zitiert die später auch von From Dusk Till Dawn servierte “er ist schon tot”-Nummer. Dennoch greift Kronos sichtlich widerstrebend zum Pflock und hämmert das Holz in Marcus’ Brust. Stört den zur Untotenbrigade Übergetretenen aber nicht wesentlich – “ein Vampir blutet nur im Tod”, doziert Grost und gibt damit den populärwissenschaftlichen Grund dafür, warum Marcus die Penetration relativ kalt lässt (gerade mal einen kleinen Abdruck hinterlässt der Pflock, nicht mal ein Loch!). Pragmatiker Grost holt schon mal den Strick zum Aufhängen…

Dummerweise nutzt auch das nichts – zwar wird Marcus samt Stuhl am Halse aufgehängt, überlebt aber auch diese Prozedur. Feuer ist des Vampirexperten nächster Schachzug. Marcus erschrickt sich vor der offenen Flamme, klappt sich im gefesselten Zustand etwas zusammen und stirbt. “Ich hab ihn noch nicht mal berührt,” wundert sich Grost, doch die Erklärung ist schnell gefunden. Beim wilden Zurückzucken vor der Fackel hat Marcus sich selbst sein Kruzifix in die Brust gerammt – und das Kreuz ist aus Metall! Also ist die Gleichung simpel: Kreuz + Metall = toter Vampir.

Jedoch kann der frömmste Vampirjäger nicht in Frieden seine nächsten Schritte planen, wenn es dem dummen Dörfler nicht gefällt. Einer von Marcus’ Bediensteten hat nämlich die Vampirexekution durchs Fenster lugend verfolgt und daraus den zwar naheliegenden, aber eben grundfalschen Schluss gezogen, dass die beiden Fremdlinge den allseits beliebten Dr. Marcus kaltlächelnd und -blütig gemordet haben. In Ermangelung einer greifbaren Strafjustiz ist der Lynchmob schnell organisiert und spürt die Vampirschlächter am Friedhof auf, wo Kronos, Grost und Carla gerade damit beschäftigt sind, ein ca. 2 Meter hohes Kreuz mit Metallkern abzubauen (warum sollte man auch fragen, wenn man direkt klauen kann?). Das halbe Dutzend Bauern stellt allerdings für Meisterfechter Kronos nur eine lockere Trainingseinheit dar – keine zwanzig Sekunden nach Kampfbeginn sind alle Angreifer entwaffnet, aber weitgehend unverletzt. Das Thema “Mord an Dr. Marcus” wäre damit erledigt (hm, richtig motiviert sind die Dorfbewohner sichtlich nicht).

Und so kann Grost, wie immer für die eher arbeitsintensiven Elemente des Vampirjägerbusiness zuständig, unbedrängt aus dem Metallkern des Kruzifix einen speziellen Anti-Vampir-Degen mit Kruzifix-Griff schmieden, während Kronos sich mit Meditation – seltsamerweise mit einem Tuch Über dem Kopf – auf den anstehenden Kampf vorbereitet.

Nun könnte man meinen, unser eigentlicher Obervampir wäre zwischenzeitlich in Rente gegangen und in ein Ferienhäuschen auf Mallorca zum Überwintern gezogen, dem ist aber nicht so, wie die leidgeprüfte Familie Isabellas feststellen muss. Während der Vater irgendwo im Wald rumrennt, bekommen die verbliebene Schwester Isabellas und ihr Bruder Besuch von der Kapuzengestalt – das Mädel wird ins Gras gebissen (hach, bin ich heute wieder ein Wortspielschelm) und, to add insult to injury, Papa wird von der Fluchtkutsche des Vampirs überfahren, wobei ihm eines der Kutschenräder sogar noch einen Arm abtrennt.

Unseren Helden fällt auf diesen schrecklichen Vorgang nicht viel mehr ein, als erneut die Kröten zu checken und festzustellen, ja, da lebt wieder eine (soweit waren wir schon mal, Freunde! I rather doubt your efficiency). Also hängt Kronos auf dem Friedhof rum, beobachtet, wie Sara am Grab des alten Lords Blumen niederlegt und versucht, mit ihr ins Gespräch zu kommen, was ihm aber außer einem bösen Stare von Paul nicht viel einbringt. Für Grost präsentiert sich endlich jemand als chronisch verdächtig. “Aber sie ist so jung und hübsch,” sinniert Kronos – Grost muss ihn tatsächlich daran erinnern, das ja genau *das* nach Kronos’ eigenen Worten von vorhin ein Verdachtsmoment darstellt.

Das Durward-Schloss ist also Ziel der nächsten Anti-Vampir-Operation. Kronos trifft Schutzvorkehrungen, lässt sich von Carla rote Kreuze in den Nacken malen und behängt sich mit einem Knoblauchkranz, stattet seinen Spezialdegen mit einer Scheide aus, in der man sich spiegeln kann (Vampirdetektor?) und fragt Carla, ob sie sich wirklich als “Köder” verwenden lassen will. Selbstredend will Carla, sonst hätte Kronos jetzt ein ernstliches Problem…

Des Nächtens legen sich unsere Helden also endlich ins Zeug – Kronos und Grost schalten den Kutscher der Durwards aus und harren versteckt der Dinge, die Carla hoffentlich ins Rollen bringt. Das Mädel klopft an der Schlosstür und bittet unter der (reichlich faul klingenden Ausrede), auf der Flucht vor ihrem bösen Vater zu sein und sich verlaufen zu haben, um nächtliches Asyl. Kein Problem, meinen die Menschenfreunde Paul und Sara und wundern sich nur darüber, dass ihr Logiergast das angebotene Zimmer dankend ablehnt, um lieber in der großen Halle des Schlosses vorm Kamin auf der Couch zu pennen. Carla muss nicht lang auf unerwünschten Besuch warten – die Filmemacher geben sich allergrößte Mühe, die schockierende Enthüllung so lang wie möglich hinauszuzögern. Ist es tatsächlich Sara, die sich an Carla heranmacht und sie mühelos mit ihren mesmeristischen Fähigkeiten in ihren Bann schlägt?

Halten wir die Spannung aus? Bibber… Aaaalso, Sara ist es nicht, denn die latscht ob des nächtlichen Aufstands in der Halle gerade die Treppe runter und macht KREISCH! Der fiese Lebenskraftsauger ist… Lady Durward! Die ist nämlich gar nicht so alt (wie uns der Film in einer der weniger subtilen Passagen verdeutlicht, indem mal kurz eine “alte-Frau”-Maske im Bett der Lady liegend gezeigt wird), sondern ziemlich knackig, und das kann sie auch sein, denn, wie sie erklärt, sie ist eine gebürtige Karstein, und die haben ihre eigenen dunklen und furchtbar praktischen Familiengeheimnisse (wenn mich nicht alles schwer täuscht, und das kann natürlich sein, ist das ein wohlmeinender Nod in Richtung der losen “Carmilla”-weibliche-Vampire-Trilogie der Hammer-Studios, wo die dort vom Vampirismus heimgesuchte Familie auf diesen Namen hörte). Und dazu gehört auch die Rückholung des dahingeschiedenen Lords des Hauses aus dem Reich der Toten, was allerdings immerhin stolze sieben Jahre gedauert habe. Paul, den der Tumult nun auch auf den Plan gerufen hat, und Sara wenden den schwarzen Tod, der den Papa dahingerafft habe, ein, aber das ist für eine ordentliche Vampirhexe natürlich larifari. Und schon marschiert zu Demonstrationszwecken der reanimierte Lord auf (wie genau sich die Wiederbelebung technisch gestaltet, müssen wir nicht unbedingt wissen). Lady Durward hypnosaftet schnell noch ihre Kinder, damit die nicht auf irgendwelche dummen Gedanken kommen und im Showdown vielleicht auf falscher Seite eingreifen (denn dem nähern wir uns mit Riesenschritten) und will dann ihrem Göttergatten zeigen, wie man Carla richtig ozapft. So langsam könnte unser Captain Kronos, der sich inzwischen mit einem Bat-Wurfhaken (kleiner Kalauer am Rande) Einlass in die traute Hütte verschafft hat (wozu dann das Ablenkungsmanöver mit Carla, wenn er eh heimlich einsteigt?), etwas, na ja, heidenmäßiges unternehmen. Endlich – ich dachte schon, der Kerl wartet, bis Lord Hagen sich wieder aufgetankt hat, springt Kronos von der Galerie und fordert den untoten Adeligen zum Mantel- und Degen-Duell – und damit die Lady keinen Dumpfsinn anstellt, blendet er sie kurz mit der Spiegelscheide seines heiligen Schwerts, was die Vampirin zum Opfer ihres eigenen Bannblicks und damit bewegungslos werden lässt (ist ein hübsches Bild, wie Hagen und Kronos sich durch die Halle jagen und an jeder Ecke irgendwelche hypnotisierten Statuen rumstehen, die es zu umkämpfen gilt – Kronos nutzt Sara und Paul recht unfairerweise auch gerne mal als Deckung). Wie einst Errol Flynn oder Douglas Fairbanks jr. schlagen sich Vampir und -jäger ihre Klingen um die Ohren und geben dabei auch typischen Swashbuckler-Dialog von sich: “Wer hat Euch ausgebildet?” – “Das war Soundso!” – “Haha, Pech für euch, den habe nämlich *ICH* ausgebildet!”

Der Kruzifixdegen würde durchaus Eindruck auf Hagen machen, wäre Kronos nicht dämlich genug, sich die Waffe aus der Hand schlagen zu lassen. Ein ersatzweise von der Wand gerissenes Zierschwert ist nur unzureichender Ersatz, denn damit kann man den Vampir, auch wenn man ihn am Wickel hat, nun mal nicht umlegen. Sähe schlecht aus für Kronos, aber Retter in der Not Grost ist rechtzeitig zur Stelle, wirft dem tapferen Hauptmann das richtige Schwert zu und spießt den Vampir auf. Das weckt die Lady aus ihrer Trance, die sich mit blutigen Tränen und gespreizten Krallen auf Kronos und quasi direkt in seinen Degen stürzt. Nun ist auch die Lady perdü, was wiederum Paul und Sara aufweckt, die nur noch baff zukucken können, wie Mama und Papa vor ihren Augen zu Skeletten zerbröseln (dito übrigens auch Ladys Greisinnen-Make-up im Schlafzimmer, warum auch immer)…

Der Tag ist gerettet, die Vampire hin, die Arbeit getan. Kronos kann weiterziehen, denn er wird überall gebraucht, wo es das Böse zu bekämpfen gibt – für Carla, die im Dorf zurückbleibt, ist im Heldenleben des Caps kein Platz, aber… “ich werde dich nie vergessen”, gelobt unser Held, ehe er und Grost in eine ungewisse Zukunft entschwinden.

Aus der Sicht eines Horrorfilmkonsumenten des Jahre 2004 mag sich das alles nicht fürchterlich aufregend anhören, das gebe ich zu – und in gewisser Weise stimmt das auch, es gibt sicher spannendere und aktionsgeladenere Horrorfilme auch aus den 70ern, aber Captain Kronos zählt zu den Filmen, die man heutzutage weniger wegen ihrer für sich allein stehenden filmischen und inhaltlichen Aspekte ansieht (obwohl die so schlecht auch nicht sind), sondern wegen ihrer filmhistorischen Bedeutung – und verleugnen kann man auf keinen Fall, dass dieser Film, obwohl er zu den selten gezeigten Hammer-Klassikern gehört, in vielerlei Hinsicht zu den Vorbildern und Wegbereitern für “moderne” Horror- und Gruselikonen wie Buffy oder Blade gehört.

Dröseln wir das mal der Reihe nach auf, erst mal den Inhalt, dann die Form analysieren, wie Ihr das von mir gewohnt seid. Bewundern muss man auf alle Fälle die nonchalante Lässigkeit, mit der Brian Clemens den ganzen althergebrachten Vampirmythos elegant aus dem Weg räumt, ohne ihn komplett über den Haufen zu werfen – der Kunstgriff, den klassischen Dracula-Vampir einfach als “eine von vielen Vampirarten” zu “entzaubern”, ist schon wirklich genial – Clemens befreit sich dadurch vom Ballast festgefahrener Konventionen, ohne diese zu verleugnen oder lächerlich zu machen und ersetzt sie durch seine eigene, komplexere Mythologie (um ein krasses Gegenbeispiel, wenn auch aus anderem Genre zu nennen, verweise ich exemplarisch auf den zuletzt besprochenen Zeitreiseschmarrn Time Shift, der ähnliches mit der klassischen Vorstellung der Zeitreise versuchte, sich aber dadurch der absoluten Lächerlichkeit aussetzte, weil er eben die “althergebrachte” Sichtweise nicht durch eine andere ersetzte, sondern sie einfach negierte). Dieser Verzicht auf die alten Klischees ermöglicht Clemens auch formal einen ganz anderen, freieren Umgang mit der Materie (wozu ich gleich noch kommen werde).

Auch der Charakter des Helden selbst, Captain Kronos, ist eine ganz andere Schule als der “klassische” Vampirjäger Van Helsing (zumindest, soweit es die Hammer-Filme angeht). Kronos ist ein Mysterium an sich, ein Mann mit rätselhafter Vergangenheit, die der Autor vermutlich in der Folge durch Sequels oder eine TV-Serie zu erhellen gedachte (mich würde nicht wundern, wenn Kronos sich in weiteren Film- oder TV-Inkarnationen als “Unsterblicher”, eine Art “fliegender Holländer” des Vampirjagens, entpuppt hätte), der ganz gewiss nicht dem besonders in zeitgenössischen Gruselfilmen normalerweise vorkommenden Heldenideal entspricht. Er ist kein Strahlemann mit güldenem Herzen, sondern ein zutiefst verbitterter, vielleicht sogar schon zerbrochener Charakter (das hätten vielleicht weitere Folgen auch genauer definiert), der schwer darunter leidet, seine liebsten Menschen nicht nur an den Vampirismus verloren zu haben, sondern auch noch selbst auf dem Gewissen zu haben, der sich – vielleicht – nicht sicher ist, ob die Infektion des Vampirismus nicht irgendwann auch mal bei ihm durchschlagen wird (er trägt jedenfalls immer noch die Bissmale spazieren), und der das professionelle Vampirkillen nicht nur aus purer Menschenfreundlichkeit betreibt, sondern auch seine eigene, persönliche blutige Vendetta ausficht. Dass er darüber hinaus noch Drogen konsumiert und eine recht freidenkende sexuelle (A-)Moral hat (und offenbar auf eher harten Sex steht), ist sicher teilweise dem Zeitgeist geschuldet, passt aber hervorragend ins Gesamtbild.

Die eigentliche Story selbst ist sicher der Schwachpunkt des Films – die Geschichte ist trotz der “neuen” Vampirmythologie nicht sonderlich originell und nicht übermäßig spannend, scheint manchmal mehr Anleihen beim “normalen” Abenteuerfilm zu nehmen als beim Horror (wie schon allein der Showdown beweist, der bei einem Robin Hood-Film auch nicht fehl am Platze gewesen wäre, bis auf das Skelettieren der gefallenen Vampire natürlich) – für mich ist ein wenig inkonsequent, dass Clemens bei allen Modernisierungsversuchen nicht auch den letzten Schritt gehen wollte und die Story aus diesem unspezifizierten Pseudo-17./18-Jahrhundert in die Gegenwart (oder zumindest eine nicht schon so oft von ähnlichen Filmen abgegraste Epoche) verlegte – der Grundgedanke der Geschichte und der Titelcharakter wären nicht unbedingt auf diese Ära festgelegt gewesen.

Die Neudefinition der Vampire selbst jedenfalls ist gut gelungen – aus heutiger Sicht natürlich auch nicht mehr absolut originell, aber – wer weiß, wo “neumodischere” Vampire, die nicht das Blut, sondern die Lebenskraft ihrer Opfer aussaugen, wie sie z.B. in Tobe Hoopers Lifeforce und den von Peter David gescripteten Trancers 4 und 5 vorkommen, ihre Inspiration her haben? Die Verwandschaft der “Energiesauger” aus den genannten Beispielen mit denen aus Captain Kronos ist jedenfalls augenfällig. Clemens gelingt es dadurch, ob bewusst oder nicht auch, die beim Vampirismus stets betonte sexuelle Komponente (was anderes ist der Vampirbiss schon als eine Ersatzpenetration?) noch umzustilisieren – aus dem Oralsex der etwas anderen Art wird etwas komplexeres, nämlich eine Auseinandersetzung mit der Angst vor dem Altern und dem Alter (personifiziert in der Gestalt von Sara), die, sicher auch im Einklang mit dem Zeitgeist, sogar noch den “Kampf” Alt gegen Jung proklamiert (die ältere Generation bedient sich der Lebenskraft der Jungen; mit ein paar Nebensätzen wie Carlas Statement, wegen “Tanzens am Sonntag” an den Pranger gestellt worden zu sein, kann man sich da eine hübsche soziologische Theorie draus basteln, was ich aber im Detail Euch überlasse. Ich denke, der Punkt ist auch so verständlich genug gemacht – für einen reinen Unterhaltungsfilm aus dem Hause Hammer steckt da aber eine ganze Menge elegant verpackter gesellschaftlicher Zündstoff drin).

Noch mal zurück zu Captain Kronos, dem Helden, an sich. In mancher Hinsicht ist er durchaus – wie auch andere Filmkritiker anmerken – der Prototyp eines Superhelden. Er hat eine mystische Vergangenheit, schleppt ein persönliches Trauma mit sich herum, das ihn zum “Superhelden” hat werden lassen, hat ein superheidenmäßiges Logo und, auch wenn der Film das nicht explizit anspricht, sondern nur leise andeutet, er verfügt über gewisse übermenschliche Fähigkeiten, die vermutlich seinem unfreiwilligen intimeren Kontakt mit dem Vampirgezücht zu verdanken sind: er ist “superschnell” (der Film vermittelt das geschickt, ohne das plakativ ins Bild zu setzen, mit einigen, ich glaube, insgesamt drei, kurzen Einstellungen, in denen Kronos eine gewisse Strecke praktisch in Nullzeit zurückzulegen scheint). Kronos trägt also alle Merkmale einer Superhelden-Seriengestalt, die wirklich Potential für eine Serie gehabt hätte.

Nicht alle Nebenfiguren sind so detailliert und anschaulich gestaltet wie der Titelheld. Es wäre schön gewesen, etwas mehr über die quasi-symbiotische Beziehung von Kronos und Grost zu erfahren (vermutlich wäre auch darüber in einer Fortsetzung berichtet worden). Interessant ist bezüglich Grost natürlich vor allem seine körperliche Verunstaltung, die nur von den eindeutig “Bösen”, Kerro und seinen Wegelagerern, thematisiert wird (und erst da wird Kronos richtig böse – Kerro versucht zunächst, Kronos zu provozieren, indem er ihn als “Deserteur” und Feigling beschimpft, aber erst, als Kerro sich auf Grosts Buckel einschießt, wird Kronos zum Tier). Carla ist zwar eigentlich “nur” Kronos’ Love Internst (für den Showdown wäre sie nicht nötig gewesen), aber ihr Charakter ist wichtig, um die dunkleren Facetten des Helden selbst auszuleuchten (und, wie erwähnt, für einen gewissen soziologischen Kontext). Richtig schlecht (oder milder ausgedrückt: weniger gut) fahren die Vampire bzw. ihre Abkömmlinge Paul und Sara (zumindest dort spielen aber auch schlicht schauspielerische Probleme eine Rolle) – hier zeigt sich schon fast eine Art “Villain-of-the-Week”-Mentalität.

Wie versprochen, jetzt noch zu den filmischen Aspekten. Clemens’ Neuorientierung des Vampirmythos erlaubte ihm nicht nur inhaltlich, sondern auch rein filmtechnisch “Neuland” zu betreten. Da “seine” Vampire an die Gegebenheiten des gewöhnlichen Dracula-Films nicht mehr gebunden waren, sprach nichts dagegen, einen Vampirfilm zu drehen, der zu ca. 80 % bei hellem Tageslicht spielt (lediglich das Finale und eine vorhergehende Szene zeigen nächtliche vampirische Tätigkeit). D.h. natürlich, dass Kronos im Vergleich zu den meisten anderen zeitgenössischen Produktionen richtiggehend hell und freundlich daherkommt – ein weiteres Indiz dafür, dass der Streifen sich fast weniger als Horror-, denn als (Superhelden)-Abenteuerfilm versteht. Ebenfalls untypisch, vor allem für Hammer-Produktionen, die in treuer britischer Tradition gerne überwiegend im Studio entstanden: ein Großteil des Films ist “on location”, unter freiem Himmel gedreht; also fehlt sogar noch das “klaustrophobische” Element des Horrorfilms. Genrepuristen mag das möglicherweise abschrecken, da der Film eben relativ konsequent Klischees vermeidet.

Dazu gehört auch, dass der Streifen verhältnismäßig arm an Effekten und Blut ist (die FSK-12-Freigabe ist vollkommen in Ordnung); der Film braucht das nicht, da er sich – je länger ich an diesem Text sitze, desto überzeugter bin ich von meiner These – nicht in erster Linie als Horrorfilm versteht. Die Vampirattacken sind größtenteils, bis auf die “blutenden Lippen” unblutig, lediglich bei dem Fledermaus-Angriff, Kronos’ Kampf mit Kerro und dem letzten Beutezug des Vampirs wird’s ein wenig expliziter, aber auch das absolut im Rahmen eines jugendfreien Abenteuerfilms. Für die notwendige Freizügigkeit sorgt Scream Queen Caroline Munro in souveräner Manier, was mich elegant zum nächsten Thema überleiten lässt – der gekonnten Kameraführung, die z.B. auch dafür sorgt, dass eine komplett unbekleidete Munro nichts zeigt, was ein Zwölfjähriger nicht sehen sollte. Die Kameraarbeit ist wirklich ausgezeichnet – für das Entstehungsjahr 1972 brillieren ungewöhnliche Einstellungen brilliert (eine gewisse Vorliebe dafür, Ereignisse durch Fenster und in Spiegeln zu zeigen, ist zweifellos vorhanden) und überzeugende Licht/Schatten-Effekte; das ist stellenweise wirklich sehr schön anzusehen (und in einigen Außenaufnahmen wird auch guter Nutzen aus dem Widescreen-Format gezogen).

Ein Pluspunkt bei Hammer-Filmen ist natürlich auch die liebevolle Ausstattung der Sets; vor allem, wenn man sich das Interieur des Durward-Schlosses ansieht, wird einem (wieder einmal) klar, an welcher Schule Kenneth Branagh sich bei seinem Frankenstein orientiert hat.

Noch zu den Schauspielern das ein oder andere kurze Wort: der Teutone Horst Janson, schon damals mit internationaler Erfahrung durch diverse Italo-Western und amerikanische Kriegsfilme ausgestattet und in Deutschland TV-Star, schlägt sich sehr gut in der prägnanten Titelrolle (dass die Engländer trotz seines akzentfreien Englisch darauf bestanden, ihn durch einen britischen Akteur nachzusynchronisieren, muss irgendwas mit der traditionellen “Freundschaft” zwischen den Volksstämmen zu tun haben; nach dem Motto “schlimm genug, dass wir einen Deutschen spielen lassen müssen, aber mir müssen ihn ja nicht auch noch HÖREN!”). Für den vor allem im TV immer noch aktiven Janson, der so unterschiedliche Rollen wie in Steiner, Das eiserne Kreuz, Teil 2 oder Forstinspektor Buchholz spielte, stellte Kronos den einzigen Ausflug ins Horror-Genre dar.

Was man von Caroline Munro nun nicht wirklich behaupten kann… wenn’s in den späten 70er/frühen 80er Jahren eine Scream Queen (neben Jamie Lee Curtis) gegeben hat, dann wohl die gute Caroline, die in beiden Dr. Phibes-Filmen die unglückliche tote Gattin des Titelcharakters mimte, in Dracula A.D. 1972 für Hammer spielte und nach Kronos im unsterblichen Hasselhoff-SF-Klopper Star Crash, William Lustigs legendärem Maniac, dem hier besprochenen Nachzieher The Last Horror Film, Jess Francos Faceless und Foulcis Il Gatto Nero. Eine ganz schöne Ehrengalerie… Auch Captain Kronos bedient sich in erster Linie ihres schönen Körpers, zieht aber, wie oben angedeutet, einen gewissen (inhaltlichen) Nutzen daraus und die Munro enttäuscht nicht (abgesehen von den Voyeuren, die gerne *mehr* von ihr gesehen hätten).

Hieronymus Grost wird überzeugend von John Cater verkörpert. Der britische Mime war und ist hauptsächlich im Fernsehen aktiv und gehörte u.a. zum Ensemble der legendären Serie I, Claudius (Wiederholung wäre mal wieder fällig, ihr Fernsehsender!). Auch “Marcus” John Carson ist ein vielbeschäftigter TV-Akteur, der u.a. in Die Abenteuer des David Balfour (mit dieser Weihnachtsserie bzw. deren Titelsong ging 1980 der Stern der Kelly Family auf… womit hatten wir das verdient?), Shaka Zulu und Operation Delta Force II mit von der Partie war. Shane Briant, der als schnöseliger Dumpfbackerich Paul den darstellerischen Tiefpunkt des Films setzt, war für Hammer 1974 noch in Frankenstein and the Monster from Hell, 1985 im hier besprochenen neuseeländischen Action-Thriller Shaker Run und in der jüngst auch hierzulande ausgestrahlten TV-Action-Reihe Chameleon am Start. Lois Daine (Sara) kommt mir zwar verdammt bekannt vor, aber da muss ich wohl einer Verwechslung zum Opfer gefallen sein, denn von den fünf Filmen, die Miss Daine drehte, kenne ich keinen einzigen (jetzt mal von Kronos abgesehen, aber aus dem kannte ich sie nun wirklich nicht).

Anolis hat die DVD wohl relativ 1:1 von einer britischen Veröffentlichung, die in ganz Europa Master für Hammer-Editionen zu sein scheint, übernommen. Die Bildqualität ist allererste Sahne für einen über dreißig Jahre alten, von den Herstellern sicher nicht mit Herzblut konservierten Low-Budget-Klopper. Die Gelehrten streiten sich zwar noch, ob der 1.66:1-Transfer, der allen europäischen Fassungen zu eigen ist, oder der auf der RC1-DVD zu findende 1.85:1-Transfer der korrekte ist, ich persönlich würde anhand der Bildkomposition schon darauf schließen, dass das europäische Format korrekt ist und die “breitere” US-Fassung maskiert ist. Die Qualität des Transfers selbst ist, wie erwähnt schon fast spektakulär gut – das ist bis auf ganz wenige Ausnahmen, wenn mal kurz ein feiner schwarzer vertikaler Strich auftaucht, mal wieder einer der Filme, der am Tag seiner Kinopremiere kaum besser ausgesehen haben kann. Nix zu mäkeln, nix zu kritteln.

Erfreulich: Anolis hat extra für die deutsche DVD-Veröffentlichung eine Synchronisation herstellen lassen (in Deutschland lief der Film bekanntlich nie), und sogar Horst Janson dafür gewonnen, sich selbst zu synchronisieren, so dass “wir Deutsche” letztlich doch die einzigen weltweit sind, die Horst Janson als Kronos nicht nur sehen, sondern auch hören dürfen. Janson klingt zwar naturgemäß nicht mehr ganz jugendlich, aber das passt irgendwie sogar ganz gut zum geheimnisvollen Charakter Kronos. Die Qualität der deutschen Synchro ist sehr gut, sowohl inhaltlich als auch technisch. Auch die englische Tonspur (erfreulicherweise werden beide Tonspuren in Mono, d.h. ohne lächerlichen Surround-Upmix, dargeboten) kann durch Rauschfreiheit und klare Dialoge überzeugen, wobei mir die Dialoge im Englischen aber ein wenig zu leise sind. Muss man halt ein wenig genauer hinhören…

Extras gibt’s ooch: Neben dem Originaltrailer und einer Fotogalerie, die sich erfreulicher- und vorbildlicherweise nicht aus beliebigen Standfotos, sondern aus Postermotiven, Aushangfotos und Publicity Stills zusammensetzt (nur leider selbstablaufend ist und überblendet) gibt’s eine Folge der britischen TV-Serie “World of Hammer”, die sich mit dem Schaffen des legendären Studios in Form von (von Oliver Reed!) kommentierten Filmausschnitten befasst und sich in der hiesigen Episode mit dem Thema “weibliche Vampire” befasst. Ausschnitte gibt’s u.a. aus Kronos, Dracula und den bereits angesprochenen Carmilla-Filmen. Weitere Zugabe ist der zeitgenössische Promotion-Comic, und zwar erfreulicherweise so abgefilmt, das man in tatsächlich lesen kann! Was auffällt, ist, dass der Comic erheblich drastischer (in Form von Gore) ist als der Film und in einigen Punkten relativ stark vom Film abweicht.

Insgesamt eine mehr als runde Präsentation für eine Veröffentlichung im oberen “middle budget”-Bereich.

Fazit: Captain Kronos mag vielleicht nicht der absolute Reißer sein, der den Konsumenten pausenlos ob der heißen Action, dem gnadenlosen Thrill und dem erschreckenden Grusel aus seinem Sessel fetzt – ich würde den Film aus den lang und breit dargelegten Gründen nicht mal wirklich als Horrorfilm, sondern als gruslig angehauchten Abenteuerfilm bezeichnen wollen. Auf dieser Ebene funktioniert er in sich ziemlich gut. Was den Streifen aber vor allem für filmhistorisch Interessierte nahezu unverzichtbar macht, ist seine Vorbildfunktion für so viele Filme, Comics, TV-Serien, die nach ihm kamen. Schon allein deswegen kann’s nur ein Urteil – inkl. ein Bonusbier wegen historischem Wert – geben: Empfehlung des Hauses (und, wie’s der Zufall so will, einen Shopping Link findet Ihr gleich zwei Zeilen weiter unten…). Auch, wenn mich manch einer dafür steinigen wird – interessanter als die meisten Hammer-Draculas- und Frankensteine ist Captain Kronos allemal…

(c) 2004 Dr. Acula


BOMBEN-Skala: 4

BIER-Skala: 7


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