Camp Corpses

 
  • Deutscher Titel: Camp Corpses
  • Original-Titel: Camp Corpses
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  • Regie: Marcel Walz
  • Land: Deutschland
  • Jahr: 2005
  • Darsteller:

    Mimi (Stefanie Schwimmer)
    Mercedis (Sandra Prusakow)
    Lana (Barbara Mürl)
    Sarah (Angela Leykamm)
    Pam (Fatima Tolu)
    Mrs. Stanley (Marianne Pappler)
    Waldarbeiter #1 (Bernhard Pappler)
    Waldarbeiter #2 (Alexander Mürl)
    Der Zwerg (Thomas Hunner)


Vorwort

Abt. Das Leben ist (k)ein Wunschkonzert

Es gibt, habe ich mich aus für gewöhnlich gut unterrichteter Quelle informieren lassen, tatsächlich ein paar Leute, die dem heutigen Review voll gespannter Erwartung entgegenzittern, und im Gegensatz zu vielen anderen Amateur-/Indie-Reviews handelt es sich dabei wohl nur bedingt um die Filmemacher (denn dieser Specimen flog mir mal nicht in Form eines freiwillig übersandten Rezi-Exemplars zu).

Für diejenigen, die in den letzten Wochen anderweitige Film-/DVD-/Horrorforen nicht so verfolgt haben, in gebotener Kürze, da ich den bereits getretenen Quark nicht noch breiter auswalzen will, die Vorgeschichte. Camp Corpses ist ein deutscher Amateur-Horrorfilm, der sich, wie auch immer, einer professionellen Vermarktung durch das fränkische Label Eyeless Entertainment erfreut und u.a. vom geschätzten Kollegen und früheren Mitarbeiter Eduardo (auch bekannt als Hartboxen-Ede) rezensiert wurde. Das Ergebnis, zu dem Ede kam, lässt sich in seinem Review-Thread auf der Partnerseite DVD-Forum.at nachlesen. Im Nachgang zu diesem Review entspann sich erst ebenda, später bei den Forumskollegen von dtm.at, eine, ähm, lebhafte Diskussion darüber, ob und ggf. was Rezensenten rezensieren sollen/dürfen/können. Ich hab kein Interesse daran, denn von einigen vielleicht leicht paranoid veranlagten Mitmenschen so bezeichneten „Forenkrieg“ wieder anzufachen, erlaube mir aber dennoch an dieser Stelle eine kurze Rekapitulation meiner im Verlauf dieser „Schlachten“ geäußerten Ansicht:

Reviewer wie Ede oder auch meinereiner haben nicht nur das Recht, Filme zu besprechen, die ihnen nicht gefallen (oder zu Genres gehören, die nicht unbedingt ihre absoluten Favoriten sind), sondern meiner bescheidenen Meinung nach regelrecht die Pflicht dazu. Nicht nur, dass sich widrigenfalls eine Friede-Freude-Eierkuchen-wir-machen-nur-schöne-liebe-nette-Reviews-um-den-Publishern-die-uns-Reziexemplare-schicken-einen-Gefallen-zu-tun-Rezensionsmonokultur einstellen würde, mit der niemand, am allerwenigsten der zahlenden Kundschaft, die für einen Amateurschotterfilm ja gemeinhin mindestens das gleiche, wenn nicht sogar mehr Knete latzen muss als für ein geschniegeltes und gestriegeltes Hollywood-Hochglanzprodukt zu veranschlagen ist, nein, es ist auch m.E. in mehrerlei Hinsicht inhaltlich nötig – erstens können Filmemacher auch aus schlechten Kritiken für sich positives herausziehen (wo z.B. sie sich noch verbessern können oder müssen), zweitens kann ich als Leser bzw. Kunde auch aus einer negativen Kritik ggf. eine positive Kaufentscheidung ableiten – wenn ich den Reviewer kenne, seinen Stil und seinen persönlichen Geschmack (schließlich ist jede Filmkritik grundsätzlich subjektiv, und jeder, der etwas anderes behauptet, verarscht seine Leser). Das mag dem Macher möglicherweise manchmal weh tun (speziell, wenn der fragliche Reviewer einen sarkastischen Stil pflegt wie Euer guter alter Doc), aber, sorry, da muss man durch, wenn man mit seinen Werken an die Öffentlichkeit geht. Wenn ich mich in die Fußgängerzone stelle und auf der Gitarre zupfe, laufe ich auch (berechtigerweise) Gefahr, dass mir der nächste Musikliebhaber den Resonanzkörper der Klampfe über den Schädel zieht – oder sich wenigstens an Ort und Stelle totlacht. Und das gerne gebrachte Argument „mach´s erst mal selber besser“ zieht nicht – genauso wenig, wie ich drei Michelin-Sterne brauche, um festzustellen, dass eine Suppe versalzen ist, muss ich zehn Semester an der Filmhochschule besucht und drei abendfüllende Spielfilme realisiert haben, um bleistiftsweise zu erkennen, dass der Kameramann nicht weiß, was er tut oder das Drehbuch Kappes ist.

So, genug angestauten Frust von der Seele geredet. Fakt ist jedenfalls, dass mir bereits während der Kontroverse klar wurde, dass ich Camp Corpses unbedingt baldmöglichst selbst in Augenschein und einer ausführlichen Besprechung unterziehen muss, auch, critic´s critics be aware, wenn deutsche Amateurslasherfilme nicht mein Leib- und Magengenre sind (da hab ich eben schon viel zu viel Murks gesehen). Wollen wir doch mal sehen, wer Recht hat – Ede oder diejenigen, die Marcel Walz als großes kommendes Horror-Talent hypen. Obschon ich eine gewisse Vorahnung habe…


Inhalt

Was fällt uns gleich in den ersten zwanzig Sekunden des Films auf? Viererlei – erstens, dass der Streifen mit 68 Minuten zumindest sympathisch kurz ist, zweitens, dass er im Wald spielt (tja, DAS kommt wirklich unerwartet), drittens, dass der Regisseur mit der Bedienung eines roten Farbfilters vertraut ist und viertens, per opening crawl, eine ziemlich verzweifelt Anbiederung an das von Bays TCM-Remake wieder erweckte „dies ist eine wahre Geschichte“-Gedöns. Na gut, man MUSS es ja nicht glauben.

Okidoki, according to the opening crawl gab´s 1978 in den Wäldern von Forest Green einen gar grauslichen und noch dazu unaufgeklärten Doppelmord an zwei harmlosen Waldarbetern, und wir dürfen uns nun, glückliche DVD-Besitzer, die wir sind, anschauen, wie´s dazu kam.

Waldarbeiter Numero Uno bearbeitet mit einer Machete arglose Laubbäume (ich weiß jetzt ehrlich gesagt nicht, ob Macheten zur Standardausrüstung des gemeinen Forstwirts gehören). Wobei – bearbeiten ist übertrieben, denn der strebsame Arbeiter braucht eine Zigarettenpause, steckt die Machete in einen Laubhaufen und pflackt sich der Länge nach auf den Waldboden. Angst vor creepy crawlies in den lichten Haaren hat der Mann schon mal nicht. Allerdings sollte man beim Schmauchen ein Auge auf abgelegtes Arbeitsgerät richten – tut man dies nicht, fällt einem nämlich nicht auf, wenn eine Machete wie von Geisterhand in den „Boden“ gezogen wird und kuckt daher ziemlich blöd, wenn selbige einem von unten mittschiffs durch´s Knochengebälk gestoßen wird. Ooookeeh… da wir übernatürliche Aktivitäten mal fröhlich ausschließen wollen, bedeutet das, unser Killer gehört der Spezies der Maulwürfe an, verbringt seinen Tag damit, unter Laubhaufen zu liegen, bis irgendjemand da ´ne Machete reinsteckt (und das hoffentlich nicht zu vehement) und gräbt sich dann durch stabilen Waldboden bis unter das beabsichtigte Opfer. Meine suspension of disbelief, die ich in weiser Voraussicht eh schon unter Drogen gesetzt hatte, stand bereits an dieser Stelle auf und ging grußlos fort. Und wenn die Leiche sich beherrschen könnte und nicht blinzeln würde, tät´s auch ´nen besseren Eindruck machen. Naja, wenigstens niest er nicht.

Diplomforstwirt Nummer Zwei gehört zu den Profi-Lumberjacks und tranchiert mit der STIHL-Kettensäge einen Ast. Kann er machen, aber auch ihm möchte ich noch einen kurzen arbeitssicherheitstechnischen Hinweis mit auf den weiteren kurzen Lebensweg geben. Ich bin sicher, irgendwo in der Betriebsanleitung der Säge steht (sonst wäre STIHL wegen der Trillionen-Dollar-Schadenersatzklagen sicher schon längst pleite) die Empfehlung, das Gerät, so man es denn aus der Hand legt, abzuschalten. Macht unser Dösbaddel nicht (zwar bewegt sich das Sägeblatt nicht mehr, aber der Motor tuckert noch fröhlich vor sich hin), als er die Säge auf den Boden stellt, um den Ast etwas umzudrapieren. Das freut den Killer—, moment. Pause, Rücklauf, Szene noch mal von vorn. DAS ist der Killer? Eh, sorry, Meister Walz, du bist ganz sicher, dass du den Film ERNST meinst? Dingelingeling. Meine Gehirnzellen schließen sich der suspension of disbelief an, hüpfen der Reihe nach durch die Nase und veranstalten eine Polonaise durch´s Treppenhaus… Aaaalso gut, nach dem Willen unseres Filmemachers ist unser Killer eine Art Waldschrat, der sich ein Bettlaken umgehängt und eine Art Gartenzwerg-Maske auf die Visage geschraubt hat. Mit dem Outfit würde man auf jeder Kindergarten-Halloween-Party mit Fug und Recht verprügelt – da wünsch ich mir glatt Karl the Butcher und seinen Kühlergrill. Der Waldschrat kitzelt mit der leichtfertig abgestellten STIHL des Waldarbeiters Rücken, worauf der sofort tot zusammenbricht (Ihr glaubt nicht ehrlich an Gore oder Splädda, oder?). Beim Totumfallen dreht sich das Opfer auf den Rücken, so dass der Killer nun noch ein wenig mit der Säge in den Eingeweiden wühlen kann, was man uns aus begreiflichen Gründen (könnte mangelndes FX-Können eine Rolle spielen? Gut, ICH persönlich warte nicht drauf, aber ich bin jetzt vielleicht auch nicht grad die Zielgruppe) nicht en detail zeigt, sondern nur einen Halb-Close-up des Killeroberkörpers und ein bissl durch die Gegend geworfenes Kunstblut von ähnlicher Himbeersirupgüte wie zuletzt in Deep in My Mind). Wow, das war selbst für einen deutschen Amateursplatterfilm ein verdammt eindrucksloser Teaser.

Denn mehr war´s selbstredend nicht, worüber uns ein weiterer Textcrawl (bis jetzt ist das ein Stummfilm mit Texttafeln…) in Kenntnis setzt. Acht Jahre später, werden wir instruiert, ergo 1986 (warum bemühen sich so viele Schmodderanten verzweifelt, ihre Plotten in anderen Ländern und anderen Zeiten anzusiedeln? Ich wiederhole mich – kann ein deutscher Amateurfilm nicht 2006 in Deutschland spielen? Was spricht da dagegen?) gab´s erneut ein Gemetzel im (jetzt) Camp Forest Green (nicht getraut, das Ding gleich „Crystal Lake“ zu nennen?), bei dem sechs grausame Morde verübt worden wären. Super, auf den Textcrawl gehört ein dicker fetter schwarzer Spoiler-Balken (denn wie Future Doc mich unterrichtet, gibt´s im nachfolgenden Film genau SECHS Charaktere. Jetzt kann man sich beinahe an einer Hand ausrechnen, wie´s ausgeht). Der nachfolgende Film zeige eine drastische Schilderung der Tatortbegehung (ich wette auf der Stelle 50 Euro, dass Regisseur/Drehbuchautor Walz keine Ahnung hat, was eine Tatortbegehung ist, außer, dass er das im Opening des TCM-Remake gesehen und nicht kapiert hat [Future Doc: die Wette haste gewonnen, Keule… Was der Herr meint, nennen wir Fach-Kriminologen, die mehr als eine Tatort-Folge gesehen haben, „Rekonstruktion der Ereignisse“. Ist´n bissi was anderes], die Namen aber zum Schutz der Beteiligten (die, haben wir ja grad ermittelt, alle tot sind) geändert worden wären. Heissa.

Also gut, beamen wir uns also direkt ins „Camp Forest Green“, ein „Ferienlager“ für Schwererziehbare und straffällige Jugendliche (ja, wir machen Ferien vom Knast, Ferien vom Knast, Ferien vom Knast…). Scheint ein chronisch unterfinanziertes Etablissemang zu sein, denn so wie´s aussieht, ist es ein Zeltlager (zumindest erkennen wir EIN Zelt) – von einer Umzäunung o.ä., die man theoretisch bei einer solchen Einrichtung für recht sinnvoll erachten könnte, ist weit und breit nichts zu sehen, andererseits ist´s auch momentan nachtbedingt recht finster. Ein großes Lagerfeuer brennt und drum herum sitzen unsere fünf (ja, fünf bis jetzt. Charakter Nr. 6 kommt später) Protagonistinnen. Denn, gut, dass meine suspension of disbelief bereits an der Autobahnraststätte Nürnberg-Feucht steht und ´ne Mitfahrgelegenheit nach Timbuktu sucht, selbstverständlich besteht das ideale Personal für ein Lager chronischer Jungkrimineller exklusiv aus fünf jungen, mehr oder weniger gutaussehenden Frauen (im Alter von 20 bis 25). Na, da haben die Kids wenigstens ein paar Bräute, denen sie auf den Arsch stieren können. Die Nachwuchsgangstas sind aber nicht mehr da, wie wir erfahren, denn der Lagersommer geht seinem Ende zu und unsere fünf Freundinnen für ein Halleluja, Mimi, Mercedis, Pam, Sarah und Lana, sind nur noch mit den allgemeinen Aufräumungsarbeiten beschäftigt. Bereits die ersten zwei Dialogzeilen des Films versetzen den Doc in ein delirium tremens erster Güte…

– „Ich bin total erleichtert, dass die Kids morgen abhauen!“ (gute Einstellung).

–“Darauf kannst du deinen süßen Arsch verwetten!“ (mir ist heute nach Geld gewinnen. Ich setze 100 Euro drauf, dass 99 % aller weiblichen Wesen untereinander nicht SO reden).

Letzterer Satz übrigens geäußert von Mimi, der Teamleiterin, die im übrigen „final girl“ quer über ihre Stirn tätowiert hat, denn im Gegensatz zu den anderen Schicksen wird sie uns in der Folgezeit als die arbeitsame und Verantwortungsbewusste stilisiert. Einer der Lagerinsassen hat´s ganz besonders doll getrieben, aber den hat Mercedis zwar eigenmächtig, aber von den Kolleginnen unwidersprochen, vorzeitig in die Wüste geschickt (wenn ich´s nicht vergesse, komme ich später noch darauf zurück, auf welch spezielle Weise das idiotisch ist, in der internen, ähm, Logik des Films). Pam jedenfalls gibt Mercedis zu dieser Maßnahme nachträglich noch jeden Segen dieser Welt, denn diese „Mistkröte“ habe ihr beim Duschen beinahe ein paar wichtige anatomische Merkmale weggestiert (random observations am Rande: Jungejunge, selbst für Amateure sind die Mädels verdammt schlechte Schauspielerinnen und, hihi, obwohl ich theoretisch selbst, wenn ordentlich abgefüllt und in geeignter Runde, in dieses Idiom verfalle, ist schon lustig, in einem, hüstel, Horrorfilm „fränggisch“ zu hören). „Der Kerl ist total Pürree im Kopf“, meint eins der Girls (in Nachtszenen sind die Guten nicht einfach auseinanderzuhalten, zudem weiss der geneigte Zuschauer und damit auch der Doc beim Notizenkritzeln an dieser Stelle noch nicht, wer eigentlich wer ist), zumindest versteh ich das so, und eins versteh ich darüber hinaus auch noch – wir backen uns gerade einen Verdächtigen, der´s, da wir die Vorgeschichte kennen und der jugendliche Tunichtgut kaum vor 8 Jahren zur Stelle gewesen sein wird, um die Waldarbeiter zu massakrieren, nie im Leben gewesen sein kann. Suspense geht anders. Mit ein paar freundlichen Spekulationen über den allgemeinen Geisteszustand des bösen Buben geht das Meeting auseinander. Man schreibt den 26.8.1986 (und? Gab´s da ´ne Mondfinsternis oder sowas?).

Am nächsten Tag stehen wir bzw. zwei unserer Chicks im Wald (die Kids sind ersichtlich ohne filmische Wertschätzung verschickt worden. Naja, woher Statisten nehmen, wenn nicht kidnappen…) und sammeln Müll ein (zu den offensichtlich in einem streng diszipliniert geführten Lager für jugendliche Straftäter nicht vermittelten Werten gehört ersichtlich jener, die Umwelt sauber zu halten). „Ich bin so froh, dass die Kids endlich weg sind“, wiederholt Pam (JA! Ich hab´s vorhin schon begriffen. Bitte die Drehbuchseite – das hoffentlich bedruckte Stück Papier, dass ihr beim Textlernen in der Hand haltet, auch mal umblättern). Mercedis beteiligt sich nicht an der Arbeit, sondern fläzt lieber am nahen See in der Sonne, was Mimi ein Dorn im Auge ist und sie das faule Stück zur Rede stellen lässt. Mercedis besteht auf ihren arbeitsvertraglich garantierten freien Vormittag und bittet höflich darum, dass Mimi ihr doch aus der Sonne gehen möge. Mimi wird deutlicher: „Schwing deinen weissen Arsch ins Lager und hilf mit!“ („Weisser Arsch?“ Das täte vielleicht Sinn machen, wenn Mimi afro-amerikanischer Natur wäre, so ist das einfach nur ein Indiz für die Blödheit des Drehbuchs. Oder sollte das am Ende, gottbehülf, „witzig“ sein?). Mercedis möchte gerne wissen, ob „für´s verdiente Geld arbeiten“ am Ende tatsächlich in ihrem Terminkalender steht.

Sarah erledigt dieweil die anfallenden Küchenpflichten und rockt dabei zu nicht unkompetenten Metalklängen kräftig ab, zumindest, bis die personifizierte Spaßbremse Mimi for no particular reason, außer um die ihr dienstlich unterstellte Sarah ein wenig zu nerven, hinzukommt und nach Pam fragt. Pam ist im Wald, Müllklauben, vermutet Sarah.

Welch spektakuläre Enthüllung – es ist tatsächlich so. Offenbar ist sie aber nicht allein unter Bäumen, könnte der Killer auch auf Spaziergang unterwegs sein? Pam ist jedenfalls wegen mysteriöser Geräusche ordentlich hibbelig und mit TADAAAAM-Getöse deutet sich, ich wage es fast nicht zu hoffen, ein Scare an. Aber was für einer… Pam erschrickt vor – einem Baum. Boah. Nachdem wir als Zuschauer von so viel nervenzerfetzender Spannung jetzt erst mal gestresst sind, können wir unmöglich mit ähnlich thrillhaltiger Action weitermachen. Wir schalten um zu Lana (isses glaub ich), die Holz hackt und sich dabei so anstellt, als würde sie zum ersten Mal im Leben ein Beil in der Hand halten. Gut, das könnte theoretisch dazu führen, dass das Girl sich selbst die ein oder andere Flosse abhackt und wir damit etwas Splatter bekommen könnten, aber so viel Glück haben wir dann doch nicht. Lieber stöhnt sie Mimi an: „Jetzt weiß ich auch, warum wir das normalerweise als Bestrafung einsetzen!“ Mann, ist das aufregend. Ich mein, dem Farbeimer, den ich zu meiner Unterhaltung aufgestellt habe, beim Trocknen zuzusehen.

Ohne weitere vergleichbar kinematische Ereignisse trudelt der Tag seinem Ende entgegen, und der Feierabend wird wieder am Lagerfeuer zelebriert. Mimi erfüllt ihre designierte Rolle und hackt auf der faulen Mercedis herum. Wenn sich am nächsten Tag alle zusammenreißen und mithelfen, kann man morgen abend vielleicht schon heim fahren (und dem Film ein Ende machen?). Weil wir als aufmerksamkeitsschwaches Publikum noch nicht geschnallt haben, dass das „Script“ verzweifelt bemüht, uns einen unverdaulichen red herring hinzuwerfen (besser gesagt: ins Gesicht zu klatschen, dass es nur so rasselt), tauscht sich die versammelte Frauschaft noch über den heimgeschickten Übeltuer, von Mercedis pädagogisch wertvoll als „kleiner Wichser“ bezeichnet, aus. Weil´s grad zum Thema passt, tischt Mercedis ihren Kolleginnen gleich noch die örtliche urbane Legende über die an Ort und Stelle vor Jahren geschehenen Morde auf, wobei sie eine deutlich andere Version präsentiert als die, die man uns im Teaser vorgesetzt hat. Eins der Mädels zieht gleich mal Parallelen zu einem anderen Ferienlager, „200 km von hier“ (so short of naming it „Crystal Lake“) und grad, als sich eine demokratische Mehrheit dafür abzeichnet, die Story als Humbug einzustufen, erinnert sich Mimi (of all people) daran, den Schmu auch mal erzählt bekommen zu haben und liefert die gorigen Einzelheiten, die Mercedis bislang ausgelassen hatte, nach (wieder einmal kann ich mich des Eindrucks nicht enthalten, das, was wir gerade als Text-only-Version bekommen, wäre ein interessanterer Film als der, dem wir zukucken müssen). Mit diversen „du verarscht uns“/“nein, das ist wahr“-Wortgefechten (also, Walter Moers kommt damit durch, über ein paar Seiten einen „Nein!“ – „Doch!“-Streit zu führen, aber auch nur der) wird Zeit totgeschlagen und in meinen Notizen findet sich an dieser Stelle der großformatige Eintrag „MEIN GOTT – GET ON WITH IT!“ und zu diesem aus tiefster Seele kommenden Stoßseufzer stehe ich auch jetzt noch.

Meine fortgeschrittene Genervtheit hindert die Tussen nicht daran, sich noch eine Weile anzuzucken, ehe Mimi (die, wir erinnern uns, gerade noch darauf bestand, die Geschichte wäre wahr) das Schlusswort spricht und die Mordsstory zum engen Verwandten der „Haken“-Legende und damit eben für Tinnef erklärt. Und damit gute Nacht.

Wie wir uns vielleicht noch erinnern, spielt der Streifen, warum auch immer, im Jahr 1986. Und so können wir am nächsten Morgen eine launige 80´s-pop-culture-Referenz einbauen. Zwei der Girls (Sarah/Lana? I still get confused und eigentlich ist es mir wurscht und dem Film ja auch. Aber sie sind´s…) stellen sich die Gretchenfrage: Billy Idol oder Patrick Swayze? Also, ob ich jetzt den Ex-Punker Idol und den Damals-Schönling-Swayze, wäre ich eine Frau, seinerzeit als direkte Rivalen um den Posten des angesagten Sex-Symbols angesehen hätte, wage ich mal leicht zu bezweifeln, aber man muss ja schon loben, dass dem Autoren überhaupt zwei generic-80´s-Namen eingefallen sind. Frau entscheidet sich mit 2:0-Stimmen für Swayze, von wegen Dirty Dancing („mit dem wird ich auf gern dirty dancen, hähä“. Boy, wie lustig. Abgesehen davon ist Dirty Dancing von 1987, also noch in der relativen Zukunft. Danke an Crassus für den Hinweis…).

Mercedis und Pam vertreiben sich die Zeit mit Federballspielen und die einzige, die ernsthaft arbeitet (oder zumindest rumläuft und krakeelt, sie wäre die einzige, die arbeitet) ist natürlich Mimi und dementsprechend verhältnismässig unenthusiasmisiert, dass ihre nichtsnutzigen Kolleginnen nur an den persönlichen Frohsinn denken. Mimi wenigstens will hier schnellstmöglich abreisen, während Mercedis auf dem Standpunkt „komm ich heut nicht, komm ich morgen“ steht. „Ich habe ein Privatleben!“, keift Mimi und fügt eine „ich schufte mich hier zu Tode und ihr macht hier einen auf Fez usw. usf. etcpp.“-Tirade an.

Langsam gerate ich echt in die geeignete Stimmung für ein blutiges Massaker. Passiert in diesem Film überhaupt noch was? Nun, auf alle Fälle noch nicht jetzt, denn wir dürfen für eine Weile wieder Sarah und Lana und ihren ungeheuer natürlichen Dialogen lauschen. Inhaltlich läuft´s drauf hinaus, dass die Girls durch die Jungkriminellen während der 4 Wochen Lagerzeit ziemlich verängstigt wurden (verdammt noch mal, wen WUNDERT das? Speziell, wenn die jungen Aufsichtshühner auch noch permanent in enganliegenden T-Shirts und Miniröckchen rumlaufen. Wie soll so ein Junior-Knacki da NICHT spitz werden? ). Könnte der Killer nun bitte damit beginnen, sein blutiges Werk zu beginnen? I feel slightly bored (andererseits – der Farbeimer entwickelt sich grad sehr vielversprechend…).

Mimis Anschiss motiviert Pam nun doch, wieder im Wald Müll einzusammeln (wieviele Tonnen sind das eigentlich?). Aber kaum ist sie außer Sichtweite des lagerzentralen Blockhauses, lehnt sie sich dann doch lieber an einen günstig herumstehenden Baum, zündet sich ´ne Kippe an und genießt den Sound aus ihrem Walkman (immerhin – das scheint mir tatsächlich ein 1986 aktuelles Teil zu sein). Solchermaßen akustisch abgelenkt entgeht ihr leider die Annäherung des (immer noch in sein lächerliches Gartenzwerg-mit-Bettlaken-Outfit gehüllten) Killers! Yeah! Ola-Welle! Der Killer fixiert sein zukünftiges Opfer durch rasches Anlegen eines Leder-o.ä.-Bandes um die Stirn an den Baum (öh? Nennt mich jetzt wieder Korinthenkacker, aber… da kommt man doch RAUS, wenn man will… es sind nicht mal ihre Hände gefesselt und selbst OHNE Hände rutsch ein bissl nach unten und bin frei… mamma mia. Aber diese Methode gefällt Marcel Welz offenbar so gut, dass er sie in seinem kommenden Werk Road Rip, dem Trailer nach, wiederverwendet). Sei´s drum, im Sinne unseres Films ist Pam damit handlungs- und bewegungsunfähig gemacht (uff) und kann den Waldschrat nicht daran hindern, ihr in Zeitlupe einen Knebel in den Mund zu schieben. Und warum tut er dies alles? Nun, offensichtlich ist ihm eingefallen, dass ihm die Ehrenmitgliedschaft im Armbrustschützenverein „Wilhelm Tell“ entzogen wird, wenn er nicht mindestens einmal im Jahr kräftig übt. Also zückt er die Armbrust und benutzt Pam als Zielscheibe für ein kleines Übungsschießen, allerdings, Entrüstung allenhalben, vergisst er den Apfel und zielt daher auf Pams Brust (bzw. ein in das blaue Camp-T-Shirt gehülltes Kissen u.ä. in close-up). Drei-vier-fünf Bolzen später (und, Io and behold, sogar einer Einstellung der ganzen Pam mit ein paar Dartpfeilen in der Brust) faded das Bild rot aus (große Kunst… und, eh, wat für´n derber Splädda. Kannste Ittenbach inna Pfeife rauchen, Alder, dat is krassomat!).

Wir haben ein gutes Drittel des Films überstanden, sofern wir nicht längst sanft eingeschlafen sind, und langsam (seeehr langsam) kommt die Sache ins Rollen. Mach hin, Killer, wir essen zeitig.

Mimi beschäftigt sich mit der angeblich in schwerer Konfusion befindlichen Buchhaltung des Lagers (ich will nicht motzen, aber wär´s nicht DEIN Job gewesen, die in Schuss zu halten?). Sarah warnt vor Überarbeitung und empfiehlt der leicht vorgesetzten Kollegin, sich doch mal zur Abwechslung etwas zu entspannen. Geht nicht, zickt Mimi, die Chefin des Lagers könnte evtl. zu einem Kontrollbesuch vorbeikommen und wenn dann die Bücher nicht stimmen, droht Ungemach. Sarah beharrt darauf, dass man zum See marschieren soll. Mimi mag nicht länger mit solch unprofessionellem Verhalten genervt werden.

Und liegt daher einen Umschnitt später mit ihren drei verbliebenen Genossinnen in Badekluft auf´m Badetuch am Badestrand (zumindest am Seeufer) und lässt sich die Sonne auf den Pelz brennen (und, Ehre, wem sie gebührt, rein figurtechnisch macht sie keine schlechte). Ganz kann sie nicht aus ihrer Haut und erkundigt sich daher, ob´s ihre Kameradinnen denn wirklich für knorke hielten, wenn sie sich hier erst bräunen und dann den ein oder anderen Hektoliter alkoholischen Gebräus durch den Kopf gehen liesse. „Ja-haa“, choralen die drei anderen Mädels unisono.

Wieder einmal bricht die Nacht ein und unsere Ferienlageraufsichtspersonen, abzüglich Pam, um deren Abwesenheit man sich sichtlich nicht ernsthaft sorgt (hey, vielleicht hat die ´nen McDonalds drei Bäume weiter gefunden und schiebt sich grad ´nen Big Tasty und Fritten rein…) haben nix besseres zu tun, als wieder einmal um das Lagerfeuer zu sitzen und extrem stupide Trinkspiele zu spielen (was Frauen, wenn allein gelassen, bekanntlich ständig und immer tun, und vermutlich auch auf der Damentoilette… warum sollten die sonst immer im Rudel dahinpilgern?). Das Spiel der Woche heißt „Jason“ (haha, ich lach mich bereits jetzt tot) und es ist wirklich ein Frauenspiel, denn die Regeln sind so primitiv, dass selbst eine lobotomisierte Blondine sie kapieren sollte. Man nehme: eine Flasche hochprozentigen Bölkstoff, ein Limonadenglas und ein Skatblatt. Nun deklariere man eine Karte zum „Jason“, bevorzugt, weil sinnstiftend, den Joker. Anschließend wird gemischt und dann reihum eine Karte gezogen. Wer den „Jason“ erwischt, darf ein bis zum Eich gefülltes Glas Fusel auf ex saufen. Jaaaa, das klingt nach Spaß und Spannung für die ganze Familie (stöhn. Sollte ich jemals einen sogenannten Menschen treffen, der dieses „Spiel“ spielt, erinnert mich daran, dass ich dem eine runterhaue, wg. exzessiver Blödheit). Mimi und noch´ne Tusse (ich glaub, es ist Sarah, aber es ist ja sooooo wurscht) haben wider Erwarten auf derart intellektuellen Stimulus keine Böcke, sondern ziehen sich lieber zurück, um sich wg. Pam Sorgen zu machen. Mercedis steht auf dem „die taucht schon wieder auf“-Standpunkt.

Tut sie aber nicht, jedenfalls nicht über Nacht, weswegen Verantwortungshaubitze Mimi nun doch eine ordentliche Suchaktion befiehlt. „Jede von uns sucht allein“, gibt Mimi die Tagesparole aus, vordergründig weil man so in alle vier Himmelsrichtungen parallel suchen kann und demzufolge ein weitläufigeres Terrain beackern, scriptmäßig natürlich nur deshalb, damit die potentiellen Opfer solo durch die Botanik schlurchen. Hmpf. Gesucht werden soll bis spätestens Einbruch der Dunkelheit, trotzdem nimmt niemand ´n Trinkfläschchen oder ´ne Brotzeit mit. Bevor Mimi aber ihren Teil der Wälder durchstreifen kann, klingelt das Telefon. Dran ist Mrs. Stanley, die Chefin des Ferienlagers. Mimi mag nicht zugeben, dass ihr die Kontrolle teilweise entglitten ist und flötet ein „alles bestens“ in die Muschel (immerhin verrät sie der Chefin, dass sie den Störenfried vorzeitig zurückgeschickt hat), was Mrs. Stanley sehr gern hört, ist sie doch quasi schon direkt auf dem Weg zu einem abschließenden Kontrollbesuch befindet. Dies versetzt Mimi verständlicherweise, dank ihrer alles-tippi-toppi-Lügengeschichte, in gelinde Panik. Suchkommando zurück!

Die drei anderen Schnallen sind allerdings schon unterwegs. Mercedis nimmt die Suchaktion nicht so richtig ernst und zündet sich lieber eine Tüte an: „Sorry, Pam, der Joint gewinnt!“ Mimi findet wenigstens Lana und erklärt die neue Sachlage. „Verdammte Scheiße“, kommentiert Lana, „die Alte wird uns den Arsch aufreißen!“ „Worauf du deinen Arsch verwetten kannst“, wiederholt sich Mimi (irgendwie herrscht hier eine gewisse Arschfixierung). Sarah verliert dieweil, blöd wie sie ist, einen Ohrring und hält es für erfolgversprechend, das Schmuckstück inmitten ungefähr 3000 Kubikmeter Herbstlaub wiederzufinden. Naja, sie findet auch * etwas *, nur ist dieses Etwas die Hand von Pam (wenn der ganze Film nicht schon ziemlich kirre wäre, würde ich sagen „jetzt wird´s idiotisch), die wider Erwarten noch atmet und vom Killer, der scheinbar Spaß an idiotischen Spielchen hat (und ebenso offenkundig vorher die potentiellen Suchrouten ausbaldowert hat, um Pam an passender Stelle zu verstecken), unter einem Laubhaufen begraben wurde – aber sorry, ich bin schon wieder vorgreifig, denn wir dürfen ja noch gar nicht wissen, dass es Pam ist, der Gestalt wurde nämlich ein Jutebeutel über den Kopf gezogen (wie lange liegt die jetzt unter Laub? Die ganze Nacht schon? Ich frag nur wegen der Atembehinderungen, abgesehen davon, dass man solche Probleme nach fünf Herztreffern mit Armbrustbolzen kaum mehr haben sollte), den ihr Sarah der schauerlichen Überraschung halber von der Birne ziehen kann. SHOCKING! Allerdings kommt Sarah kaum dazu, ihrer seelischen Überwältigung Ausdruck zu verleihen, alldieweil hinter ihr der Gartenzwerg auftaucht und ihr seine Machete durch´s Gebälk treibt (natürlich glaubt ihr nicht ernstlich, dass wir so etwas wie einen ernstzunehmenden Effekt sehen dürfte. Close-up auf die „Körpermitte“, so dass wohl wieder das gute alte Kissen herhalten durfte). Aber immerhin hat´s für ´ne „blutende“ Wunde gereicht. Pam versucht, ungeachtet der Tatsache, dass sie meines Erachtens schon ´nen guten Tag lang tot ist, sich in Sicherheit zu robben, wird aber vom Killer mit dem lächerlichsten „Genickbrecher“ seit Erfindung der Anwendung körperlicher Gewalt erlegt. Fade to red…

Verflucht, war das aufregend, war das intensiv, war das spannend und lehrreich. Wartet ´nen Moment, ich werf grad mal meine John-Carpenter-Sammlung in den Müll.

Mimi entdeckt dieweil die kiffende Mercedis (hätte nach Slasher-Logik nicht die fällig sein müssen?) und stellt eine der dümmeren Fragen des Jahres: „Solltest du nicht Pam suchen?“ Merceds fällt auch keine sonderlich hochgeistige Antwort ein: „Ja, schön, äh…“. Mimi vertagt die fällige Standpauke. In der Blockhütte stellen die drei verbliebenen Grazien fest, dass Mrs. Stanley entgegen der telefonischen Ankündigung noch nicht aufgetaucht ist, dito das Fehlen von Sarah und immer noch Pam. Mercedis bietet sich selbstlos an, eine neuerliche Suchaktion zu unternehmen, was Mimi für nicht die allerbeste Idee in Tüten hält (dafür hab ich Verständnis, Mercy sucht ja bestimmt nur ´ne Ausrede, um sich noch ´nen Joint einpfeifen zu können). Da die Auswahl geeignetet Kandidatinnen beschränkt ist, zieht letztlich Lana den kürzeren und dackelt ab.

Im Gewölle wird Lana von diversen Geräuschen irritiert und kuckt ängstlich hinter den ein oder anderen Busch, selbstverfreilich ohne irgendwelche Konsequenzen (wir hatten gerade erst ´nen Doppelkill, gelle?). „Der letzte Jason-Film war wohl doch einer zu viel“, erinnert mich Lana per launigem in-joke (I was being sarcastic) mal wieder daran, dass ich sinnvollererweise endlich mit meiner Friday the 13th-Retrospektive hätte anfangen sollen, anstelle mir ein billiges Amateurimitat zu Gemüte zu führen.

Irgendwann beginnt´s zu regnen und Mercedis verliest die Speisekarte des Tages: Rindergulasch oder Ravioli. Mimi ist kulinarisch nicht überwältigt, entscheidet sich aber für die Ravioli (entschuldigt vielmals, dass ich solche Nichtigkeiten breittrete, aber es passiert ja sonst nix). Plötzlich – DAMM!-music-cue inbegriffen – geht die Tür von selbst auf! Mimi schließt sie wieder. Plötzlich – DAMM!-music-cue inbegriffen – geht die Tür – nein, nicht von selbst auf. Urheber der zweiten Öffnungsaktion ist Lana, bei der ich mich frage, wo sie eigentlich das schicke rote Regencape her hat, dass sie vorhin noch nicht hatte (unterwegs Rotkäppchen getroffen?), und erschreckt Mimi. Lana kann keinerlei Erfolge berichten, sieht´s aber trotzdem vergleichsweise locker: „Die beiden sind alt genug, um auf sich selbst aufzupassen.“ Mimi ist trotzdem sorgenzerfressen: „Ich fürchte, ihnen ist etwas passiert!“ „Ehrlich gesagt, ich auch“, entgegnet Lana (die keine fünf Sekunden vorher… aber naja, das könnt ihr ja zwei Zeilen weiter oben nachlesen). Mööp (sound of Doc losing his last brain cells). Lana unterbreitet nunmehr den Vorschlag, sich ggf. auch ohne Sarah und Pam von hier zu verpissen, weil: „Ich fühle mich hier nicht wohl!“ (Mein Gott, wem gefällt´s schon auffe Arbeit?). Mimi verbietet dies ultimativ, und ausdiskutiert muss die ganze Sache gar nicht werden, denn Mercedis präsentiert das Happa-Happa. „Oh cool“, freut sich Mimi (worüber man sich alles freuen kann, wenn zwei „Freundinnen“ spurlos verschwunden sind…).

Ein neuer Tag, ein neues Glück, neue kinematische Ereignisse von episch-epochaler Bedeutung spielen sich ab: Mimi hängt Badetücher zum Trocknen auf (ungelogen ca. 45 Sekunden lang formatfüllend), Müll wird rausgetragen, der Fußboden gefegt, als wär´s ein 50er-Jahre-Lehrfilm für angehende Hausfrauen (und theoretisch wäre der Score gar nicht mal so schlecht, wenn er a) weniger Carpenter imitieren und b) etwas angemessen spannendes akustisch untermalen würde). Mimi setzt sich nach getaner Arbeit irgendwo auf eine Bank und Lana kommt woher-auch-immer zur Hütte, wo sie einen Zettel von Mercedis findet, selbiger eine Einladung, zu ihr an den See zu kommen. Lana hält das für eine ausgezeichnete Idee (eh, drei Szenen vorher wolltest du abhauen und jetzt ist wieder Ferienbadespaß angesagt? Frauen), wobei ich recht überrascht zur Kenntnis nehme, dass Lana den nicht unbeträchtlichen Weg von Blockhütte zu Badesee im Badeanzug bewältigt. Am Gewässer selbst mag Mercedis aufgrund eines klassischen Falls von „schau hi, da liegt a toter Fisch im Wasser“-Syndroms, voll eklig und so, sich doch nicht in die Fluten stürzen, also knallt man sich nur auf´s Badetuch und zerreißt sich´s Maul über Mimi, die immer noch Sarah und Pam sucht. „Die soll langsam begreifen, dass die einfach abgehauen sind“, hat Mercedis ne hohe Meinung über die Vermissten, Lana zweifelt an dieser These. „Vielleicht war´s der Camp-Geist“, scherzt Mercedis.

Sarah brüllt sich indes im Wald die Seele aus dem Leib und stolpert wenigstens über Pams Walkman, womit wir allerdings genug Plotentwicklung haben. Mimi kehrt also zur Hütte zuürck, wo überraschenderweise doch schon Mrs. Stanley eingetroffen ist (lange Anreise, wa?) – die, was mich nun doch etwas überrascht, Mimi zur Begrüßung mit „Mandy“ anredet (hm, „Mimi“ ist doch keine Koseform von „Mandy“. Hat da jemand seinen Text nicht gelernt? Aber so oft, wie die Leut´ sich hier verhaspeln…). „Gottseidank sind sie da“, hysterisiert Mimi. Mrs. Stanley versteht´s erst mal leicht falsch und versichert, dass sie zu der Heimschickung des Tunichtguts nachträglich völlig ihren Segen erteilt. Mimi rückt nun aber doch mit der Sprache raus, dass Pam und Sarah spurlos verschwunden sind. Mrs. Stanley, Typ Matrone, springt da doch leicht der Draht aus dem Dutt. Das hätte Mimi ja gleich am Telefon sagen sollen (auch wenn zum damaligen Zeitpunkt Sarah noch gar nicht abgängig war), dann wär sie nämlich gleich gekommen (eh, Stanleylein – du sagtest am Telefon, DU BIST AUF DEM WEG! Bist du vorher noch kurz zum Shoppen nach Mailand abgebogen oder was?). Mimi ist ganz zerknirscht und grübelt, wer zum Geier den Verschwundenen etwas antun wollen könnte – da hat sie eine Idee (gähn). Sie greift zum Telefon und ruft das „Cunningham“-Haus (ach wie CLEVER. Sean Cunningham, Friday-Schöpfer, scho klar?) an. Das wäre möglicherweise more intense, hätten wir eine Ahnung, wer oder was Cunningham ist, andererseits ist´s nun auch keine so große Denksportleistung, dass dies das Institut ist, indem der heimgeschickte Lausebengel (ich wäre dankbar gewesen, hätte man dem Typen einen Namen verpasst) einsässig ist. Der verantwortliche Bedenkenträger des Hauses, ein gewisser Mr. Brook, ist zwar nicht da, die diensthabende Sekretärin kunftet aber aus, dass ihr von einer vorzeitigen Heimkehr des „Patienten“ (? Ich dachte, wir hätten´s mit Straftätern oder Schwererziehbaren zu tun, und nicht mit Kranken?) nichts bekannt sei (Arfz. Soll ich also annehmen, Mimi und ihre Freundinnen hätten den Typen, einen Straftäter und/oder geistig Derangierten einfach mit ´nem lieben Gruß an die Bushaltestelle gestellt und nicht von, naja, einer Autorität abholen lassen? Wenn ja, dann verdienen sie es, geschnetzelt zu werden. Blutig. Detailliert. Ausführlichst. Und in der Anstalt führen die über ihre „Patienten“ auch nicht Buch? Und nachschauen können die auch nicht ohne Chef?). GOSH!

Stanley überrascht Mimi damit, sofort wieder aufbrechen zu wollen und im Cunningham-Haus persönlich nachzukucken, ob der fiese Knilch nun einsitzt oder nicht (stöhn). Mimi kombiniert richtig, dass dies im Umkehrschluss bedeutet, sie und die anderen Girls müssen noch dableiben (wie seid ihr eigentlich ins Camp gekommen? Auto? Bus? Kamelkarawane? Fällt mir nur grad so ein… In ihrem Mickermobil könnte Stanley nämlich unmöglich alle fünf Aufseherinnen gleichzeitig heimkutschieren). Stanley kehrt die Chefin raus – wenn der Junge nicht angekommen ist, droht gar übles Ungemach. Und Mimi soll sich schon mal auf ein vermutlich eher unerfreuliches Gespräch einrichten, wenn Stanley am Abend zurückkommt. Kein Wunder, dass Mimi mit ´ner Visage wie vierzehn Tage verregneter Gran-Canaria-Urlaub rumhockt, als Mercedis vom See zurückkehrt und, etwas irrationalerweise, da die beiden sich ja eigentlich nicht sonderlich gut leiden können, Mimi mit „Mimimausi“ begrüßst (ARGH!). Mimi berichtet von ihrer unheimlichen Begegnung der vorgesetzten Art, aber Mercedis interessiert hauptsächlich, was Stanley von der Heimschick-Aktion hält und würde sich gern sorglos-fröhlich, nach Vermittlung der Genehmigung für ebenjene, auf´s Ohr hauen, doch Mimi düstert, dass der Knabe eben nicht in seiner Anstalt eingetroffen sei (das kommt eben davon!). Mercedis reagiert angemessen entsetzt und kombiniert, dass der fiese Hund ergo eventuell für Sarahs und Pams Verschwinden kausal zuständig sein könnte. Und – GASP! – Lana ist noch allein am See! SCHRECK! ARGL!

Lana zwängt sich am Ufer gerade in ihr Schuhwerk und wird prompt von einem zerbrechender-Zweig-Geräusch irritiert. Ist es der Killer? Ist es der unbekannte Anstaltszögling? Ich zittere wie Espenlaub vor Spannung… es sind natürlich nur Mimi und Mercedis! Lana (wir erinnern uns: die, die sich „nicht wohl“ fühlte und am liebsten schon weg wäre) reagiert verdutzt auf die gezeigte Erleichterung ihrer beiden Freundinnen, sie noch an einem Stück und lebend vorzufinden: „Bei mir herrscht keine Schlaganfallgefahr!“ (Dialoge, die das Leben schrieb. Not.) Mimi und Mercedis haken die verwirrte Lana unter und schleppen sie ab.

Ein paar hundert Meter weiter die Schotterpiste runter hat Mrs. Stanley, haha, eine Autopanne (und der Soundtrack vergisst nicht, uns mit einem PLÄRRRRR!-Soundgewitter darauf hinzuweisen, dass uns eine ganz doll spannende Szene bevorsteht). In Verkennung ihrer Fähigkeiten als Kfz-Mechaniköse taucht die Stanley in die Eingeweide des Motors ab und übersieht dabei leider, dass der killende Waldschrat schon hinter dem Auto liegt (wie er ihr die Panne angehext hat, würde mich dann schon interessieren). Nachdem sie vermutlich aus ihrer Strumpfhose ´nen Keilriemen gebastelt hat o.ä., steigt sie zurück ins Mobil, doch auf dem Rücksitz hockt längst der Killer und stranguliert sie. Wieder einmal kann die Inszenierung dieser Szene nur mit großen Meistern des stilvollen Schockkinos wie Dario Argento verglichen werden (Ironie, Tags, Gutdünken usw. Ihr kennt das Spiel). Für die Erkenntnis, dass dieser triumphale Kill, der uns noch monatelang Alpträume verursachen wird, von einem fade to red verabschiedet wird, heftet Ihr Euch bitte aus eigenem Antrieb drei badmovies.de-Gummipunkte ans Revers (mehr geb ich für den Schmu nicht her).

Im Camp herrscht dieweil großflächige Ratlosigkeit. „Wir sitzen hier wie der Frosch vor der Katze“, behauptet Mercedis (ich kenn den Spruch zwar mit Kaninchen und Schlangen, aber DAS ist ja jetzt auch schon egal). Lana wäre schwer dafür, unbürokratisch zu türmen, was Mimi vehement ablehnt. „Aus-Ge-Schlossen!“ Lana ist durchaus willens, arbeitsvertragliche Konsequenzen zugunsten intakten Weiterlebens in Kauf zu nehmen (man merkt, der Film spielt 1986… heutzutage wär das anders), auch wenn Mercedis zu beruhigen versucht: „Es ist doch noch nichts passiert! (Das sehe ich ähnlich…) Wir leben ja noch!“ (Darf ich´s sagen? Ja? Danke. LEIDER). Lana schnürt trotzdem ihr Bündel. Auch Mimi versucht noch mal, der Abreisewilligen die eigenmächtige Verzupfung auszureden. Wahrscheinlich ist eh schon Hilfe unterwegs (naja, wenn irgendjemand bei der Polente mal ANRUFEN würde, könnten die vielleicht jemanden schicken. Zumindest für Pam ist die Schonfrist für Vermißtenanzeigen ja auch abgelaufen), und die kommt dann eh sicher eher hier an als Lana in der nächsten Stadt (mir scheint diese Logik zwar nicht ganz durchdacht zu sein, but whatever… wenn´s der Sache dienlich ist und den Film demnächst enden lassen tut). Lana lässt sich zum Bleiben überreden (wirst sehen, was du davon hast), verzieht sich aber zum genüsslichen Ausheulen auf´s Klo (und das ist ein Bretterverschlag – wohin auch immer die Toiletten da spülen mögen – außerhalb der Sichtweite der Haupthütte).

Nach einer Weile beendet Lana ihre Lebenskrise und kurz danach, keine zwei Schritte von der Klotür weg, auch ihr ganzes Leben, da der Waldgnomkiller von ihr ungehört in ihrem Rücken materialisiert und ihr zu Boden schubst (ja, da ist wohl auch ´ne Klinge dran beteiligt). Das gefallene Mädchen (hihi) bzw. der übliche Torso-Dummy der nicht wirklich lebensnahen Art wird vom Killer dann mit einem kleineren Messer in den Rücken penetriert (vermutlich der „effektivste“ Splatter-Shot, alldieweil die Make-up-„Abteilung“ wider Erwarten tatsächlich so etwas ähnliches wie eine halbwegs realistisch aussehende Wunde hinbekommt). Lana ist hin und der Killer humpelt von hinnen. Rotblende (I´m getting sick and tired of it).

Mercedis räsonniert dieweil, dass sie, wenn die Theorie, der Heimgeschickte und Nicht-da-Angekommene könnte der Täter sein, stimmt, „die nächste“ sein könnte (hm, erstens mal ist die Auswahl nicht mehr groß und außerdem – da SIE ihn explizit fortgeschickt hat, hätte sie eigentlich Numero Uno auf der Abschussliste sein müssen). An dieser Stelle macht man sich dann Sorgen über die eine verdächtig lange Sitzung einlegende Lana und sprintet hastig zur Außentoilette, wo sich trotz ausgiebiger Untersuchung nichts Lanaförmiges finden lässt (äh, hat der Killer sie nicht gerade verblutend liegen gelassen?).

Ungeachtet der Tatsache, im Gegensatz zu so ziemlich allen Horror-Heroinen vor ihnen im Besitz eines funktionierenden Telefons zu sein und daher unschwer, wie schon gesagt, Polizei, Feuerwehr und US-Marines alarmieren zu können, entscheidet sich Mimi, da man vermutet, Lana hätte sich nun doch eines besseren besonnen und heimlich abgesetzt, ihren Ranzen zu schultern und sich auf den beschwerlichen Weg zur Hauptstraße zu machen (wir erfahren an dieser Stelle übrigens, dass die Mädels tatsächlich per Bus angeliefert wurden), denn „es gibt nur einen Weg zur Hauptstraße“ (hm, okay, ihr seid mitten im Wald, keine Zäune weit und breit, ich würde sagen, es gibt ungefähr 26 Trillionen mögliche Wege). Mercedis schiebt dezente Panik, weil ihr der Pferdefuß dieses Plans auffällt – sie muss nämlich wohl oder übel allein die Stellung halten und hat darauf nicht wirklich Bock. Mimi befiehlt Mercedis ultimativ, ihren Astralkörper weiterhin im Lager geparkt zu halten.

Mimi schiebt also ab und stolpert auf der Nebenstraße auf Stanleys geparkte Karre am Wegesrand. Anstsatt sich nun doch mal verhalten am Kopf zu kratzen und zu fragen, warum die Olle nicht, wo´s doch so dringend war, zum Cunningham-Haus gebraust ist, sondern hier in der Prärie einen verlängerten Boxenstopp nimmt, freut sie sich vor Begeisterung fast die Möpse ab und rennt winkend und krakeelend auf die Kalesche zu. Um so entsetzlicher (gähn) ist dann für sie die Entdeckung, dass die Stanley tot aus der offenen Fahrertür raussabbert. Kreischikowski! Und Rotblende, obwohl das jetzt nicht mal ein Kill war. Nehmt dem Kerl sein Schnittpult weg.

Dieweil zündet Mercedis ein paar Kerzen und Öllampen an, außerdem macht sie sich prophylaktisch ins Hemd. Ein Geräusch lockt sie vor die Tür (lustig – in der Hütte herrscht finstere Nacht, draußen strahlend blauer Himmel. Ed Wood would be proud), sie hofft, es könnte Lana sein. Naja, irgendwie ist es Lana, denn über deren ausgestreckte Laufgräten stolpert Mercedis gleich an der nächsten Ecke. Mercedis kreischt ordnungsgemäß und flüchtet panisch zurück ins Haus (begleitet von ohrenbetäubenden TA-DA-TAAA-Scare-cues), verfolgt vom Killerwaldzwerg. Sie verbarrikadiert sich im Keller (Blockhütten in der Wildnis haben Keller?), was der Killer nicht mitbekommen würde, täte sie nicht, blöd wie sie ist, ein paar herumstehende Gerätschaften lautstark umschubsen und ihm damit mental auf die Sprünge helfen. Nun blökt sie um Hilfe, was irrationalerweise von Mimi (irgendwo draußen im Wald unterwegs) gehört wird (wie BLÖD ist das denn? Mimi sitzt IN einem HAUS im KELLER und ruft um Hilfe, und Mimi, die zumindest den ein oder anderen Steinwurf entfernt sein sollte, hört das??). Mimi rast zur Hütte und sieht nur noch, wie der Killer wegschlurft (und zumindest für mich so aussieht, als schleife er etwas bzw. jemanden mit sich).

Mercedis ist aber nix passiert – Mimi findet sie zwar ziemlich aufgelöst, aber im Vollbesitz ihrer körperlichen Fähigkeiten (geistig ist da ja eh nich´ viel) im Keller hocken. Mercedis hält den Meuchelmörder weiterhin für den „kleinen Scheißer“ (he, ich dachte, der heißt „kleiner Wichser“. Wo bleibt da die Continuity?), aber diese Theorie, die bekanntlich eh nix wert ist, wird umgehend widerlegt. Es bimmelt nämlich das Telefon (auf die Idee, mit dem Apparat HILFE anzufordern, jetzt, wo wirklich klar ist, dass irgendein bekloppter Mörder durch den Wald springt, kommt von unseren Denksportlerinnen natürlich keine) und dran ist Mr. Brook, der besagte Oberhoncho der Cunningham-Anstalt. Brook teilt mir, dass der Frühheimkehrer, wie´s sich gehört, in seiner Zelle („Patient?“ „Zelle?“ Was denn nu?) einsitzt. TA-DAA! Surprise! Betcha didn´t see that one coming? Das ist monumentaler als The Sixth Sense. I´m deeply in awe, flabbergasted, usw. usf. Seufz.

Unsere Protagonistinnen sind nun ausreichend aus ihrem seelischen Gleichgewicht gebracht, um einer neuerlichen Appearance des Killers den gebührend hysterischen Respekt zu erweisen. Aufgrund eher unzureichender Beleuchtungsverhältnisse gestaltet sich das, ähm, Handgemenge verflucht unübersichtlich, ich übernehme daher keine Haftung für korrekte Wiedergabe der Ereignisse. Zumindest scheint Mimi vom Killer durch ein paar Schläge auf den Hinterkopf o.ä. nicht zu Denkprozessen angeregt, sondern schlafen gelegt zu werden (korrigiere mich nach neuerlicher Ansicht – sie wird „eingesperrt“, wie auch immer), während Mercedis die wilde Flucht aus der Vordertür gelingt, nachdem sie sich dem Ringergriff des Killers entwunden hat. In bewährter Stalking-Killer-Routine nimmt der Waldschrat die Verfolgung mit einer geschätzten Geschwindigkeit von 28 m/h (nein, ich hab kein „k“ vergessen) auf, wobei man auch der Ansicht sein könnte, Mercedis * könnte * angesichts der Tatsache, dass es um nicht weniger als Leben und Tod geht, eine etwas flottere Gangart als „Stadtpark-Joggen im zweiten Gang“ anschlagen. Aber schon diese Geschwindigkeit ist für die Holde schon zu schnell, vor allem, wenn man sich alle Nase lang umschauen muss, und so ins Straucheln gerät und in der großen Stuntsequenz des Films einen „Abhang“ (Gefälle – ungefähr 3 Prozent…) hinunterrollt. Entgegen meiner Erwartung bricht sie sich dabei noch nicht mal das Genick, sondern rappelt sich auf, begeht dabei aber den verhängnisvollen Fehler, rückwärts zu latschen und dabei in die (vom Killer?) vorausschauend in den Boden gerammte Mistforke zu latschen (natürlich Zacken-nach-oben). Zum Glück ist meine Suspension of Disbelief mittlerweile längst irgendwo im Flieger über der Sahara, sonst würde sich die sicherlich darüber auslassen, ob´s anatomisch-technisch-physisch möglich ist, sich bei einer Rückwärtslaufgeschwindigkeit, die kaum mehr meßbar ist, eine Mistforke so fatal in den Rücken zu jagen, dass man daran sofort verscheidet (eh, normalerweise halte ich doch inne, wenn ich einen Widerstand spüre, oder?). Nun, egal, jedenfalls ist Mercedis krepiert und damit können wir endlich zum Showdown schreiten (der Killer scheint ein wenig enttäuscht zu sein, nicht zu persönlichem Eingreifen gezwungen worden zu sein und schlurft mißmutig von hinnen).

Mimi rüttelt dieweil in der Hütte vergeblich an den abgeschlossenen Türen (woher hatte der Killer die Schlüssel und wann die Zeit, die Türen zu verriegeln?). JETZT würde sie dann gern Hilfe herbeifernofonieren, aber jetzt ist das Telefon tot. Bätsch (auch, wenn ich mich auch hier frage, wann der Killer da nu erledigt haben will. Aber wenn ich schon so anfange, könnte ich mich fragen, welche Telefongesellschaft tatsächlich Strippen in Blöckhütten am Arsch der Welt zieht). In einer unglaublichen Denksportanstrengung verfällt Mimi auf die revolutionäre Gigantomanenidee, sich durch ein Fenster zu verkrümeln. Und da muss sie nicht mal eins zerkloppen, die gehen ganz normal auf. Kaum draußen, ölt sie ihre Stimmbänder und lässt mit ca. 3580 Phon „MÄRZÄÄÄÄÄDÄÄÄÄÄS!“ durch den Wald schallen. Soviel zum Thema „unauffällig verpissen“, wenn der Killer DAS nicht gehört hat, ist er tauber als Beethoven. Mimi scheint ihr diesbezüglicher vernachlässigenswerter Denkfehler tatsächlich aufzufallen, jedenfalls entscheidet sie sich davor, ihr Heil in der gesprinteten Flucht zu versuchen. Immerhin ist sie zumindest behende genug auf den Beinen, um zu glauben, dass sie wirklich FLIEHT und nicht nur lockere Körperertüchtigung treibt. Die Fluchtsequenz geht nicht ohne einige großartige Landschaftspanoramen (öh) ab und endet schließlich an einem Zaun am Seeufer. Zum Zaun gehört eine Bretterbude und in der erhofft Mimi sich Hilfe. Also flugs über´n Zaun geklettert und die Hütte erkundet…

Diese präsentiert sich als Behausung diverser Gartengerätschaften wie Forken, Rechen u.a., was insoweit nicht grundsätzlich suspekt ist, aber auch einer dem Summen nach vielköpfigen Fliegenfraktion und einer äußerst versifften Matratze. Kaum hat Mimi sich erfolgreich ausgemalt, dass sie direktemang in des Killers traute Wohnstube eingedrungen ist, steht der auch schon hinter ihr und zieht ihr was über den Schädel.

Mimi kommt geknebelt und mit über den Kopf gefesselten Händen wieder zu sich (wir nähern uns bedenklich Bethmann-territory) und kann schreckgeweiteten Auges zusehen, wie der Waldschrat aus seiner Auswahl schneid- und sägetauglicher Instrumente eins aussucht und sich anschließend frischfrommfröhlichfrei daran macht, ihr die linke Patschhand abzuschneiden. Ja, drei Minuten vor Schluß macht Senor Welz ernst und spläddert… Naja, was man so spläddern nennt. Ein fake-hand-prop, das gar nicht mal so übel aussieht, purzelt zu Poden und wird vom Killer aufgesammelt. Heut gab´s bei Waldschratens offenbar nix anständiges zu futtern, also schabt er eine Handvoll (höhö) Fleisch aus der amputierten Flosse und schiebt sich selbiges a la sushi durch die Maske hinter die Kauleisten (hm, ich will jetzt nicht den Feinschmeckerkannibalen spielen, aber ich stelle mir vor, Handgelenk ist etwas sehnig…). Weil uns Kannibalengnom aber ein fürsorglicher welcher ist, der um das Wohl seines Frischfleischvorrats bedacht ist, wickelt er eine Plastiktüte um Mimis lustig vor sich hin blutsprudelnden Stumpf, ehe er den Rest der abgetrennten Hand in einen Eimer wirft.

Aufgrund der Handabschneidung ist allerdings, das hat der Killer nicht bedacht oder zumindest nicht mit Mimis Zähigkeit gerechnet, die Strick-Fesselung durch Entfernung eines wesentlichen Bestandteils der Konstruktion (vulgo: der Hand) nicht mehr stabil und Mimi kann sich so befreien. In dramatischer Zeitlupe greift sie sich eine herumliegende Machete, und, Ihr wisst ALLE, was jetzt kommt, also verleih ich dafür auch keine Gummipunkte, säbelt ihrem Peiniger bzw. einem shoulders-and-above-dummy thereof, die Rübe ab, weil das nun wirklich ein Effekt ist, den der letzte Splatterprolet im Isarwinkel einigermaßen unfallfrei hinbekommt. Der Kopf poltert auf die Matratze und Mimi, durch dieses letztes Aufwallen von Willens- und Körperkraft nun auch dem Ende nah, kollabiert direktemang daneben… Rotblende…

Und per Textcrawl vergisst man nicht, uns mitzuteilen, dass das Finale des Films eine Spekulation des „Drehbuchautors“ (was man halt so nennt) sei, Mandy (jetzt also doch?) am „nächsten Tag“ tot auf einem nahem Weg rumliegen gefunden wurde und man allgemein davon ausgeht, der Täter wäre noch auf freiem Fuß (soviel zur „Schilderung der Tatortbegehung“, hihihahahöhöwäääh). Kurzer Abspann (da haben ja nicht viele Leute dran gewerkelt…) und aus.

Ich muss mit diesem Review eigentlich vorsichtig sein – schließlich bewohnen die an diesem Film beteiligten Personen so ungefähr den gleichen Landstrich wie ich, also könnte es sein, dass mir diese Gesellen und Gesellinnen irgendwann mal über den Weg laufen (oder an meiner Tür klingeln) und als ungebracht empfundene Kritik nonverbal zurückzahlen wollen. Zum Glück hab ich auf der Site kein Foto von mir, ich kann also schlimmstenfalls behaupten, ich wäre nur der Untermieter o.ä.

Lasst uns diese Nachbetrachtung daher sicherheitshalber mit einer positiven Note beginnen. Von den Geschmacksuntiefen der Widerlichkeit, wie sie Kollege Schnaas gerne auszuloten beliebt, ist Camp Corpses gottseidank weit weit entfernt. Allerdings auch, und damit beenden wir das Kapitel „Positives“ auch schnell wieder, mindestens ebenso weit von einem GUTEN Amateur-/Independentfilm, also einem solchen, der andeuten würde, sein Macher wäre zu höheren Weihen berufen.

Technisch geschehen haben wir´s mit dem achthundertdreiundzwölfzigsten „wir gehen in den Wald und filmen dort halt rum“-Streifen zu tun, ein Konzept, das fast so neu und originell ist wie der Gedanke, einen Slasher im Jason-/“Friday“-Fahrwasser anzusiedeln. Ich glaube, das darf man nicht mal mehr als „Idee“ werten, geschweige denn als „gute“. Womit wir dann auch nahtlos bei dem wären, was Marcel Walz ein „Drehbuch“ nennt, ich aber mit allerbestem Willen bestenfalls als „mehr oder weniger chronologische Anordnung sinnloser Szenen“ bezeichnen möchte. Freund Ede kam in seinem Review im dvd-forum.at zum Schluss, dass das Schreiben schlüssiger Drehbücher, vornehm ausgedrückt, nicht gerade zu den unbedingten Stärken Walz´ gehört und, was soll ich sagen, ich kann ihm da nicht widersprechen. Wenn man sich Camp Corpses sehenden bzw. verstehenden (oder noch besser „unverstehenden“) Auges ansieht, muss man eigentlich zu dem Schluss kommen, dass Walz von den fundamentalen Anforderungen an ein auch nur im geringsten Maße funktionierendes Script nicht wirklich Ahnung hat. Sonst würde ihm nämlich auffallen, dass sein Buch miserabel strukturiert, unlogisch (okay, logisch sind die wenigsten Slasherfilme, aber trotzdem KANN man das besser hinkriegen) und in sich widersprüchlich ist, von Charakteren, die auch nur ´ne halbe Wurstscheibe vom Teller ziehen, mal ganz zu schweigen. So etwas wie „Spannung“ kann sich da gar nicht einstellen und weil der Streifen, was ich prinzipiell ja ganz erfreulich finde, sich nicht als krasse Gore-Orgie versteht, sondern sich eben darum bemüht, die Suspense-Karte aus der Carpenter-Schule zu spielen, fällt das halt enorm ins Gewicht.

Zur missratenen Struktur, die zwar versucht, sich vom Aufbau her an Klassiker wie Halloween, der seinen eigentlichen Plot ja auch erst im dritten Akt abspulte, die Zeit davor aber nutzte, Atmosphäre, Stimmung und Charaktere aufzubauen, gehören auch die Unmengen an zeittotschlagendem Füllselmaterial, dass den Streifen mit Müh und Not auf eine gerade noch ebenso mit anderthalb zugedrückten Augen abendfüllende Länge hievt. Neben hanebüchenen Dialogen, die ich oben im Text ein wenig angedeutet habe und zum Plot nichts beitragen (vgl. die Billy Idol/Swayze-Debatte, die nur im Script ist, um das Setting im Jahr 1986 zu rechtfertigen, aber sicherlich gerne ganz doll hip wäre), dürfen wir den Protagonistinnen minutenlang beim Wäsche aufhängen, Müll sammeln, im Wald rumlaufen, blöde Spiele spielen und sonnenbaden zukucken. Ich will gar nicht wissen, ob der Passus „Wäsche aufhängen“ am Ende auch noch ´ne Hommage an die Halloween-Reihe sein soll, auf jeden Fall ist es derbe unbedeutsam und damit streng genommen langweilig (ich komme noch drauf zu sprechen, warum ich hier „streng genommen“ schreibe und damit andeute, dass man´s auch anders sehen kann, wenn man denn will). Trotzdem – es ist mir unbegreiflich, wie man in einem derart kurzen Film so viel überflüssigen Tinnef einbauen kann. Was soll´s…

Charaktere sind, wie bereits angesprochen, nur rudimentär vorhanden – Mimi und Mercedis sind eigentlich die einzigen Girls, die überhaupt so etwas wie ausgearbeitete Persönlichkeiten darstellen (ausgearbeitet in Form von jeweils einem Adjektiv: Mimi ist die „verantwortungsbewußte“, weswegen unzweifelhaft klar ist, dass sie die letzte sein wird, Mercedis das Gegenteil, die „verantwortungslose“ Schlampe, die vermutlich nur deswegen nicht noch irgendwo vorehelichen Sex hat, weil kein männlicher Charakter verfügbar war; davon, dass der Film sich nicht mal einig ist, ob Mimi nun Mimi oder Mandy heisst, will ich gar nicht erst reden). Lana erfreut sich zumindest der Andeutung eines Charakters, Sarah und Pam hat man sicherheitshalber gar nix auf den Weg mitgegeben, weswegen sie auch als erste ins Gras beißen. Dito hat der Killer keinerlei Persönlichkeit – abgesehen von seiner extremst lächerlichen Gnomen-Maske (er wird übrigens vom Film selbst als „der Zwerg“ kreditiert. An der Körpergröße kann´s nicht liegen. Zweifelsfrei verfügt der Knabe aber über die debilste Killermaskerade seit Ronald McDonald) hat der Typ nichts. Keinen persönlichen „Stil“, keinen Background (warum er tötet? Fragt mich nicht. Selbst Jason hatte ursprünglich mal ´nen Grund für seine Metzeleien), er ist einfach nur da und meuchelt. Dass die Personality eines Slasher-Killers ein, wenn nicht (neben originellen Tötungsmethoden, aber dazu kommen wir noch) DER zentrale Bestandteil eines Slasher-Films ist, ist Marcel Walz auch noch nicht klar.

Was alles im Script unlogisch und widersprüchlich ist, steht lang und breit oben in der Inhaltszusammenfassung, das kann ich mir an dieser Stelle getrost sparen (ich will nur noch mal kurz drauf rumreiten, dass die Heldinnen bis praktisch fünf Minuten vor Filmende ein funktionierendes Fernofon zur Verfügung haben. Dass die Prämisse des Films idiotisch ist – fünf Hühner hüten einen Sack vermutlich eher dynamischer Jungkrimineller und das in Shirt und Mini – habt Ihr sicher auch ohne meine Hilfe schon erraten). Auf den vermutlich lahmarschigsten „red herring“ der Filmgeschichte muss ich aber noch kurz eingehen – der verzweifelte Versuch, mit dem namenlosen heimgeschickten Jungen, einen Verdächtigen zu konstruieren, ist in seiner Unbeholfenheit schon fast wieder drollig. Schließlich ist UNS völlig klar, dass der wohl kaum schon acht Jahre vorher die Waldarbeiter gemetzelt hat, im Film kam er auch nicht vor, also warum der Schmu – ist ja nicht so, als wäre die große Enthüllung, dass der Knabe dann doch einsitzt (so blöde der ganze „Subplot“ auch ist) eine Shalalamadingdongmäßige-Twist-Überraschung. Nö, dieser ganze Murks steht nur deshalb im Script, damit die Chicks überhaupt irgendwas zum Labern haben und dient damit auch nur der Zeittotschlägerei. Es ist so dämlich.

Also lasse ich mich über das Script nicht weiter aus – es ist doof, selbst für die Verhältnisse eines schlechten deutschen Amateurfilms.

Filmisch-handwerklich sind vielversprechende (naja, nicht übertreiben) Ansätze zu erkennen. Zunächst mal würdige ich etwas, was im Amateurfilm hierzulande nun wirklich nicht selbstverständlich ist: Die Kamera ist ziemlich dynamisch, d.h. es wird nicht stupide aus statischen Einstellungen heraus gefilmt, es gibt Zooms (manchmal sinnlos, aber hey, das macht Jess Franco auch, und bei dem ist es „Kunst“, hihi), Schwenks, Bewegung (auch wenn die Schwenks manchmal etwas rätselhaft bleiben und es bei bewegten Shots manchmal etwas hektisch wird). Nicht immer ist aber das im Bild, was im Bild sein sollte – bei der Szene in der Küche (Lana/Mimi/Mercedis) wird schon mal der armen Mercedis der Kopf abgeschnitten, beim Kill an Lana filmt Welz für ein paar Sekunden lang völlig out-of-beabsichtigter-Frame nichts als Laub, aber insgesamt ist das optisch für eine vermutet budgetfreie Angelegenheit gar nicht so verkehrt. Die Überblendungen im Schnitt zaubert zwar vermutlich jedes bessere Shareware-Programm, werden aber recht gut eingesetzt – nur das aufdringliche Rotblenden nervt auf die Dauer gewaltig. Technisch also ungefähr passabel (auch wenn´s mir lieber gewesen wäre, man würde in „dunklen“ Szenen etwas mehr sehen), aber ein einigermaßen tauglicher Kamermann und Editor ist ja noch nicht automatisch ein guter Regisseur, und da hapert´s dann bei Walz ziemlich.

Gut, day/night-Goofs sind schon größeren Geistern unterlaufen, müssten aber natürlich trotzdem nicht sein. Schlimmer ist da schon, dass der Film auch inszenatorisch nicht die geringste Spannung aufbauen kann (das Script macht´s dem Film, wie schon angesprochen, nicht leicht) – eine Schockszene scheint Walz nicht inszenieren zu können, wenn´s um sein Leben geht, alles, was in die Richtung „Scare“ geht, wird gnadenlos versemmelt (oft schon durch die lächerlichen set-ups der Kills), und dazu noch vom Score (in dieser Hinsicht dem tragischen Beispiel von Tobe Hoopers Mortuary folgend) stimmungstechnisch totgeschlagen. Wenn Szenen, die nicht mal als lausige false, geschweige denn jump scares durchgingen, von plärrenden TADAMM-Cues beschallt werden, dass es den Zuschauer nur so aus dem Sitz reißen soll, tut mir leid, DAS erlaube ich auch keinem Nachwuchsregisseur, das ist nur noch nervig und lächerlich (zumal´s eben meist nicht mal potentielle scares sind, sondern scheinbar einfach nur nach dem Zufallsprinzip verteilte akustische Zuschauer-Hallowachse).

Spannung und Suspense also Fehlanzeige, da könnte man sich jetzt fragen, ob denn wenigstens die Effekte stimmen. Nun, wir haben´s ja schon konstatiert, der Film sieht sich eher in der Tradition der frühen Slasher, die weniger in Blood´n´Gore wateten denn eben versuchten, das ganze über Spannung und/oder kreative Mordmethoden zu regeln. Ergo – Spläddaprolls haben nix zu lachen. Die meisten Kills sind schon mal grottenlangweilig vom Setup und der Ausführung im Film her („originell“ ist höchstens der Armbrustkill, und der ist noch nicht mal einer, da das „Opfer“ ja überlebt, warum auch immer), im Endeffekt wird dreimal erstochen und einmal stranguliert, dazu ein Unfall mit Mistforke (die Teaser-Sequenz mit den Waldarbeitern nicht eingerechnet, und alles effekttechnisch auf die schlichtestmögliche Weise (Großaufnahme eines eingekleideten Kissens o.ä., zack, Schnitt auf das „reale“ Opfer mit mehr oder weniger überzeugendem Kunstblut), simpler ist das gar nicht zu machen (ja, ich weiß, ich bin immer dafür, wenn Filmemacher einfache Tricks anwenden, die sie können anstelle irgendwas komplizierteres auszuprobieren, wofür das Können nicht reicht). Richtigen „Splatter“ gibt´s nur im Finale mit einer (off-screen) abgetrennten Hand und der Köpfung (wie schon gesagt, das kriegt mittlerweile jeder gebacken). Als Gorehound, der von der Tagline „Sommer, Sonne, Blut“ zur Investition in diesen Film überredet wurde, käme ich mir schon ein wenig verarscht vor. Nun, ich bin über jeden Amateurfilm froh, der ohne Weißwurst-Eingeweide auskommt, aber, da lehn ich mich sicher nicht so weit aus dem Fenster, ich bin nicht die Zielgruppe (sagen wir´s so – angesichts des Krams, der heutzutage ungekürzt die FSK passiert [Gedärm usw.], ist Camp Corpses ziemlich zahm).

Ein kurzes Wort zur „Ausstattung“ – Camp Corpses ist überwiegend ein Freiluftfilm, da hat nichts ernstlich gekostet, selbst die Camp-T-Shirts sind nicht etwa bedruckt (hätt ´ja Geld gekostet), sondern einfach mit Klebefolie mit dem Camp-Logo verziert worden. Aber immerhin – fünf einheitliche Outfits, ist ja auch schon was… das Killer-Kostüm mit seinem Bettlaken und der billigen Karnevalsmaske hab ich bereits gewürdigt.

Musikalisch behelligt uns ein hörbarer John-Carpenter-„beeinflusster“ Score, dessen Bemühen um Spannungserzeugung leider vom Geschehen on-screen erschlagen wird (und dessen Schöpfer Michael Donner unkreditiert bleibt), die multipel erwähnten nervigen Plärr-Cues und ein Duo unspektakulärer, aber anhörbarer Metalsongs einer Kapelle namens „Blind Panik“.

Die Schauspieler unterziehe ich mal keiner gesonderten Einzelkritik – sie haben´s nicht leicht, da vom Script im Stich gelassen und mit gruseligen Dialogen gesegnet. Ich hab allerdings im Amateurbereich schon couragiertere (und professionellere) Performances gesehen. Praktisch jeder verhaspelt sich irgendwann mal im Text (wozu ´nen zweiten Take?), manch eine (alle Sprechrollen sind ja weiblich besetzt) verwechselt Emotion mit Lautstärke, man merkt´s, man hat´s mit Laien zu tun und nicht unbedingt mit solchen, denen man empfehlen würde, ihr weiteres Heil in der Schauspielerei zu suchen – Stefanie Schwimmer und Sandra Prusakow sind aber immerhin recht engagiert dabei. Es ist halt nicht jedem gegeben. Aus zugegeben wohl eher lokalpatriotischen Gründen erheitert mich der breite fränkische Akzent, den die meisten der Beteiligten nicht wirklich tarnen, ungemein (aber Nordlichter, keine Angst, es wird schon hochdeutsch parliert, aber es weiß ja jeder… wir Franggn und die „harten“ Buchstaben, zwei Welten prallen aufeinander).

Die DVD kommt aus dem Hause Eyeless Entertainment, bedient sich eines erlesen beschissenen Covers und grausiger Menüs, und präsentiert den Hauptfilm in akzeptablem 2.35:1-Widescreen (anamorph). Im Gegensatz zu vielen Amateur-Kollegen lässt der Transfer den Streifen recht „filmisch“ daherkommen. Die Schärfewerte sind durchschnittlich, der Kontrast könnte besser sein, die Kompression ist verbesserungsfähig, gelegentlich bilden sich zumindest bei meiner Scheibe Klötzchen und Nachzieher.

Die Tonspur ist, für einen Amateurfilm hervorzuheben, recht gut verständlich (wenngleich die Dialoglautstärke schwankt), der Score haut ganz gut rein.

Als Zusatzausstattung gibt´s ein Videotagebuch vom Dreh, den Trailer, einen Trailer auf Walz´ kommendes Werk „Road Rip“ (sieht aufwendiger aus, scheint aber doch wieder nur ´ne Ausrede zu sein, einen blöde maskierten Killer junge Dinger abschlachten zu lassen und scheint sich, wenn man nach dem Trailer geht, doch das ein oder andere bei Bethmann anzuschauen, Bondage, if you catch my drift) und den an dieser Stelle ausgiebig zu würdigenden Kurzfilm „The Reality Show“ (ca. 10 min).

Wie dem originellen Titel unschwer zu entnehmen ist, handelt es sich um einen take-off auf das Reality-Show-Genre. Der Sinn der hiesigen Show besteht darin, dass die Kandidaten überleben, um ggf. 1 Mio. Euro einstreichen zu können. Nach der kurzen Einführung dürfen wir dann drei Kandiaten bewundern – und es ist der Gipfel des Großen Kinos, den Walz hier erklimmt: Dreimal ca. 2,5 Minuten dürfen wir subjektiver Blair-Witch-Kamera beim hektischen durch den Wald rennen zukucken, bis irgendwann der (blöde maskierte, diesmal einfach mit ´nem weißen Sack über´m Schädel) Killer in Bild springt und einmal mit der Machete ausholt. Toll. Aufregend. Eine Frechheit. Gut, ich wußte natürlich nach dem ersten „Run“, was mich noch erwarten würde, ich hab´s mir trotzdem in der Hoffnung auf eine Pointe irgendwelcher Art noch zu Ende angekuckt, aber nxi. Es ist dreimal das absolut gleiche Prozedere (wobei die beiden weiblichen Kandidaten, was aber auch nur am off-cam-Gekeuche und den Texteinblendungen der Namen zu entnehmen ist, das blutigere Schicksal erleiden. Macht daraus, was Ihr wollt) und besitzt dann noch die Unverfrorenheit, im Nachspann ein „Drehbuch“ zu kreditieren. Hahaha. Tragisch ist, dass dieser „Film“ NACH Camp Corpses entstanden ist, man also normalerweise eine Weiterentwicklung vermuten könnte, aber einem einzigen filmischen Vakuum beiwohnt. Allein für die 10 Minuten verschwendeter Lebenszeit sollte ich Marcel Walz eine gesalzene Rechnung schicken.

Eine kleine Eyeless-Trailershow (drei Titel) rundet die Scheibe ab.

Soderlein… damit kommen wir zum Schlusswort und melden objektiv, dass Camp Corpses einer der inhaltlich debilsten (Amateur-)Filme ist, die ich in meiner Karriere begutachten durfte. Da fehlt einfach so viel elementares in Sachen Storytelling, Drehbuchaufbau, Filmstruktur, set-up von Scares und Schocks, das suhlt sich alles so in Nichtigkeiten und Füllmaterial, da hilft dann die stellenweise gefällig-dynamische Kameraarbeit auch nicht mehr weiter. Objektiv gesehen eine Nulllösung ersten Ranges, aber damit kommen wir zum „ABER“ – wie auch Kollege Ede kann ich´s mir nicht verkneifen: als Trash ist Camp Corpses ein ziemlicher Bringer. Die Selbstdemontage eines Möchtegern-Horrorfilms über 68 Minuten kann und wird im Kreise einiger gutgelaunter Freunde und des ein oder anderen Humpens Hopfenkaltschale für jede Menge blöder Sprüche, fieser Lacher und ungläubiger Blicke sorgen – kaum eine Filmminute vergeht ohne irgendeine beömmelbare Stupidität ersten Ranges, sei´s in Dialogform, in Form abgefilmten Nonsens oder der Unbeholfenheit der vermeintlichen Schocks. Wenn schlechte Amateurfilme SO aussehen und nicht wie Anthropophagous 2000, soll´s mir letztendlich Recht sein, wenn schon sonst nix, kann ich wenigstens herzlich drüber lachen. Warum man allerdings nach Ansicht einiger Leute aus der Szene wegen dieses Quarks Marcel Walz als kommendes Horrortalent abfeiern soll, entzieht sich meiner Kenntnis (es lässt mich aber einmal mehr Mutmaßungen darüber anstrengen, warum Schmu wie dieser sich eines halbwegs professionellen Vertriebs erfreut und ernsthafte, talentierte Amateurfilmer, die viel bessere Filme herstellen, ihre Werke teilweise als freie Downloads ins Web stellen müssen, damit sich überhaupt jemand dafür interessiert. Muss wohl doch was dran sein – jedes Fandom bekommt die Filme, die es verdient). Als Nachfolger von Ed Wood hat er aber Zukunft…

(c) 2006 Dr. Acula


BOMBEN-Skala: 9

BIER-Skala: 7


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