Calling Dr. Death

 
  • Original-Titel: Calling Dr. Death
  • Alternative Titel: An Inner Sanctum Mystery: Calling Dr. Death |
  • Regie: Reginald LeBorg
  • Land: USA
  • Jahr: 1943
  • Darsteller:

    Dr. Mark Steele: Lon Chaney jr.
    Stella Madden: Patricia Morrison
    Inspector Gregg: J. Carrol Naish
    Robert „Bob“ Duval: David Bruce
    Maria Steele: Ramsay Ames
    Mrs. Duval: Fay Helm
    Bryant, the Butler: Holmes Herbert
    Bill, the Watchman: Alec Craig
    Marion’s Father: Frederick Giermann
    Marions’s Mother: Lisa Golm


Vorwort

Abt. Gerade als ihr dachtet, der Doc macht NIE WIEDER ein Langreview…

… macht er zumindest eins von ’nem recht kurzen Film. Faule Sau. Die andauernde Beschäftigung mit modernen DTV-Heulern, Indie-Klamotten und sonstwie auf die Dauer ermüdender neuer Genre-Ware hat mich dazu getrieben, wieder ein bisschen in Opas Schatzkiste zu wildern und mich wieder verstärkt mit vintage-Kram von anno dunnemals zu beschäftigen. Eine Filmserie aus den 40ern, auf die man immer wieder stößt, wenn man zum Thema „Horror im weitesten Sinne“ aus eben dieser Zeit, in der mit phantastischen Stoffen nur selten Kasse zu machen war, ist die „Inner Sanctum“-Reihe, sechs B-Movies von je etwa über einer Stunde Laufzeit, allesamt mit Universals Haus- und Hof-Genrestar Lon Chaney jr. besetzt und offiziell als „Mysteries“ firmierend – über den Umweg, vergleichsweise realistische Mordgeschichten zu verfilmen, konnten Autoren und Regisseure wenigstens ansatzweise dem mehr oder weniger kreativen Abmurksen von Charakteren frönen und boten den Stars der 30er, die vom Mainstream-Kino vernachlässigt wurden, zumindest ein geregeltes Auskommen. Während sich überwiegend poverty-row-Studios wie Monogram oder PRC mit dieser Materie befassten, ist die „Inner Sanctum“-Reihe ein schönes Exempel für von Majorstudios direkt produziertem B-Krams.

„Inner Sanctum“ selbst war anno 1943 schon ein eingeführter Markenname. Ursprünglich eine Taschenbuchserie des Simon & Schuster Verlags handelte es sich nicht mal um eine spezifisch „mysteriös“ angehauchte Reihe, sondern „nur“ um einen low-budget-Imprint, unter dem auch, aber nicht nur, billige Krimis und Melodramas erschienen – es existierten auch „Inner Sanctum“-Ausgaben von Leo Tolstoi, beispielsweise. Die Reihe war erfolgreich genug, eine Radioshow off zu spinnen (argh), die sich dann bereits auf die Thriller-Elemente konzentrierte. Beim naheliegenden Sprung auf die Kinoleinwand war’s dann erst recht klar, dass man sich auf unheimliche und/oder spannungsheischende Geschichten versteifte – die Serie firmiert offiziell als „Inner Sanctum Mysteries“. Ich wollte die Streifen jedenfalls gerne mal sehen, obwohl ich sicherlich nicht als Chaneys größter Fan in die Filmkritikerannalen eingehen werde (irgendwie finde ich in den meisten seiner Filme fehlbesetzt…), und als mir die komplette US-Box bei einem vertrauenswürdig erscheinenden amazon-marketplace-Dealer für zehn Ocken inklusive Versand über die Flinte lief, musste ich nicht lang überlegen – das ist ein Preis-Leistungsverhältnis ganz nach Doc-Geschmack. Sofern die Filme nun tatsächlich was taugen oder wenigstens Spaß bringen. „Calling Dr. Death“, der erste Inner-Sanctum-Film, gilt gemeinhin als bester der Reihe. Ich weiß natürlich noch nicht, ob ich mich diesem Urteil in ein paar Monaten (oder Jahren…) anschließen kann, aber es stimmt zumindest gedämpft optimistisch. Und wenn alle Stricke reißen – der Film dauert ja nur 63 Minuten. so viel Lebenszeit ist dann nicht verschwendet.


Inhalt

Hihi, das ist ja lustig – nach dem Universal-Logo werden wir von einem körperlosen Gesicht in einer Kristallkugel begrüßt, das uns Rod-Serling-like darauf vorbereitet, dass im „Inner Sanctum“ so ungefähr alles möglich sei, sogar „sie könnten einen Mord begehen – ohne es zu wissen“. Schick. Könnte nur besser sein, wenn Criswell dieser Präsentator wäre (es ist aber ein gewisser David Hoffman, ein nicht wirklich bemerkenswerter character actor der 40er und 50er Jahre, der diesen Job der IMDb zufolge für fünf der sechs Inner-Sanctum-Filme erledigte).

Dann geht’s aber mit dem richtigen Film los. Dr. Mark Steele, erfolgreicher Neurologe (nach dem Verständnis dieses Films ist das so ziemlich das gleiche wie ein herkömmlicher Seelenklempner), hypnotisiert gerade – assistiert von seiner Schwester (as in Krankenschwester) Stella – ein junges hübsches Ding aus völlig ehrenhaften Motiven. Nach gutem Zureden entfleucht der Kehle des Dings (Marion von Namen) tatsächlich ein Wort: „Frank!“ Das ist offensichtlich ein denkwürdiges Ereignis – Marions Eltern springt ob Steeles spektakulärem Erfolg der kollektive Draht aus der Mütze. Der Doktor wirkt allerdings trotz dieses großartigen medizinischen Durchbruchs beunruhigt. Es stellt sich nämlich die Frage – wer ist Frank? Den Eltern ist der Namensträger wohlbekannt, aber selbstredend aus den falschen Gründen. „He’s no good“, gibt Mama Marion zu Protokoll, worauf Dr. Steele leicht ungehalten erwidert, dass er nicht an einer Charakterstudie interessiert sei. Das Ende vom Lied ist jedenfalls, dass Frank Marions geliebter Freund war, zumindest solange, bis die liebenswerten Erzeugern dem Mädel wegen seines allgemein schlechten Einflusses (er hat sie sogar dazu gebracht, Alkohol zu konsumieren! Dieser Teufel!) den weiteren Umgang mit ihm verboten haben. Dann kam’s zu diesem bedauerlichen Unfall und seitdem kann Marion sich nicht mehr artikulieren.

Dr. Steele blickt durch: freiwilige Paralyse, „das ist nicht ungewöhnlich“ (der kennt andere Leute als ich). Die Behandlung ist easy – man muss nur Jüngling und Jungmaid wieder zusammenbringen und schon wird Marion wieder plappern wie ein Wasserfall. Das ist den Eltern nun aber auch nicht recht, von wegen dem schlechten Einfluss, da sieht eine verstummte Tochter im Vergleich doch gar nicht so schlecht aus. Das macht den Doc (den im Film also) reichlich sauer – in einem vergleichbaren Fall habe die Patientin ihre Mutter umbringen wollen, es aber nicht über’s Herz gebracht und sich statt dessen lieber selbst gemordet. „Quasi ein indirekter Mord“, brummt Steele und so’ne Nummer möchten sich Mum und Dad dann doch nicht an die Backe klatschen lassen, oder? ODER? Also: die Turteltauben wieder vereinen, sonst kann er für nichts garantieren. Die hypnogesaftete Marion wird durch eine solide Ohrfeige wieder ins Reich der Aufgeweckten geholt, ist aber weiterhin sprachunfähig. Die Familie trabt ab, Steele lässt sich versichern, dass sie sich in der nächsten Woche wieder melden. Wir sind im Bilde: Dr. Steele is a Good Person (TM).

Allerdings ist er, wie uns der penetrante voice-over, mit dem man uns in der Folge behelligen wird und der mich mehr als einmal auf die Idee brachte, dass „Calling Dr. Death“ (der der Serie zugrundeliegenden Buchausgabe zum Trotz eine Originalgeschichte ohne literarische Vorlage) ursprünglich mal als Script für die Hörspielvariante der Reihe geplant gewesen sein könnte, mit der Gesamtsituation irgendwie nicht ganz zufrieden. Ja, er ist erfolgreich, seine neurologischen Forschungsergebnisse begeistern ihn selbst, aber, wie bei so vielen Menschen, die ihr Leben der Aufgabe gewidmet haben, anderen Menschen zu helfen – sein eigenes Privatleben ist eine einzige Katastrophe. Seit zwei Jahren ist er mit Maria verheiratet, einem ausnehmend hübschen Frauenzimmer, in das er auch mal bis über beide Ohren verschossen war. Nur beruhte das, entgegen Steeles seinerzeitiger enthusiastischer Annahme, ersichtlich nicht auf Gegenseitigkeit – und dass Maria Steele und ihr Göttergatte ein gepflegt beschissenes Eheleben führen, ist nach Marks bescheidener Ansicht auch so ziemlich jedem bekannt, speziell natürlich Stella, „my cohort and confidant“. Und, wenn Mark so könnte, wie er wollte, lesen wir zwischen den Zeilen, wäre es ihm nur sehr recht, wenn sich daraus mehr entwickeln könnte…

Dass nun Feierabend ist und er nach Hause zu seinem attraktiven, dafür aber eben um so liebloseren Besen muss, ist ihm gar nicht recht, zumal er Stellas festem Händedruck den mittel- bis unterbewussten Hinweis entnimmt, dass seine Allround-Assistentin wohl auch willens wäre, die professionelle Beziehung in eine private umzuwandeln. But alas, it’s 1943 und da macht man sowas nicht, wenn man ein ehrenwerter Ehrenmann voll der Ehre ist.

Andere haben solche Skrupel nicht, z.B. Maria Steele – beim Dinner sitzt Mark reichlich alleine da. Zumindest muss er nicht Hunger leiden, die Steeles können sich einen ältlichen Butler leisten. Der zumindest ist vermutlich ganz dankbar dafür, nur ein Gedeck auftragen zu müssen. Obwohl Maria durch Abwesenheit glänzt, fühlt sich Mark beobachtet und kontrolliert, und sei’s durch ihr überlebensgroßes Portrait direkt gegenüber Marks Platz am Tableau (er *könnte* sich natürlich umsetzen. Stühle sind ja genug frei…), und wenn der Künstler das Modell wirklich lebensecht getroffen hat, kann man’s ihm nicht verübeln. Die Augen des Portraits sind creepy (Mark belässt es bei einem etwas weniger aufdringlichen „mean“ und „selfish“). Durch das Gemälde fortgesetzt ins Bockshorn gejagt, reißt’s ihn plötzlich vom Stuhl und macht dabei auch noch seinen Teller kaputt. Nun ja, es sieht nicht so aus, als würde ihn das in den Ruin treiben.

Später am Abend hockt Mark mißmutig (und in einem extrem lächerlichen Pyjama. Wenn er den jede Nacht trägt, WEISS ich, warum Maria lieber auswärts pennt) in seinem Sessel und kritzelt vermutlich unleserliche Krakel in sein Notizbuch. Er sieht müde, alt und verbraucht aus (das kann aber auch nur wieder daran liegen, dass Herr Chaney vor Drehbeginn zulang an der Flasche genuckelt hat). Einer plötzlichen Eingebung folgend ruft er Stella an, um den Fall Jennings (ich nehme an, er meint Marion) mit ihr zu diskutieren. Stella meldet sich mit einem „Ist irgendwas PASSIERT?“ und ist aufgeregt, was der Doktor nicht ganz versteht. Stella setzt ihm auseinander, dass es drei Uhr nachts ist und demzufolge nicht unbedingt der ideale Zeitpunkt für medizinisch-neurologische Fachgespräche. Mark entschuldigt sich, legt auf und wirkt verwirrt bis säuerlich – mitten in der Nacht und das Weib ist immer noch auf Piste. „Ich HASSE sie!“ proklamiert Marks voice-over. Das endet doch wieder alles in Tränen, ich seh’s kommen.

Draußen vor der Tür wird mit quietschenden Reifen gebremst. Hastig schaltet Mark das Licht aus und spechtet vom Balkon auf die Straße. Und was sieht das entzündete Auge des Dachschadenkurierers? Seine Angetraute, die dem Piloten eines schicken Cabrios beim Aussteigen einen Kuss auf die Visage schmatzt. Nunmehr offiziell im Wissen, Hörner aufgesetzt bekommen zu haben, zündet sich Mark erst mal ’ne Fluppe an und setzt sich erwartungsvoll in seinen Sessel. Maria enttäuscht ihn auch nicht – zunächst mal scheint sie persönlich und menschlich enttäuscht zu sein, gerade *ihn* um diese Zeit hier anzutreffen und zudem ist sie ausgesprochen echauffiert, dass er ihr offenkundig nachspioniert. Yep, she’s a bitch. Mark fordert – sachlicher als ich’s wohl in der Situation täte – ein klärendes Gespräch unter Erwachsenen, aber nicht mit ihr, die vermutet, er halte sie für besonders dämlich. Mark verliert leicht die Beherrschung und schüttelt die Holde ein wenig durch, was Maria selbstredend mit einem gekeiften „Pfoten weg“ quittiert und ohne weiteres ihrem Ehemann einschenkt, dass er sich den Gedanken an eine mögliche Scheidung bestenfalls ans Knie nageln kann. Mrs. Steele kann zwar Mark nicht ausstehen, mag dafür aber seinen Doktortitel, seinen Zaster und seine gesellschaftliche Position um so mehr. „Und es gibt NICHTS, was du dagegen tun kannst“, muwahaat sie, was Mark nun doch dezent in Zweifel stellen möchte. Maria weiß, worauf ihr Männe anspielt, aber Mord… nööö, dafür fehlt ihm nach ihrer fachfrauischen Einschätzung eindeutig die Courage. Ich weiß nicht, ob ich ihr da folge – ihr Mann war Dracula, Frankenstein-Monster, Mumie und Werwolf, wenn der keine Mördergene hat, wer dann (und abgesehen davon, ich kenne Maria Steele jetzt seit zwei Minuten und ich würde ihr schon jetzt freudestrahlend persönlich den Hals umdrehen).

Auch Mark hat augenscheinlich mal die Lon-Chaney-Filmographie gedanklich durchgearbeitet und ist wohl zum Entschluss gekommen, seine Alte unbürokratisch im Schlaf (naja, Maria hat sichtlich gut getankt und ist in voller Ausgehtracht auf ihrem Bett zusammengebrochen) zu erwürgen oder zu ersticken. Blöderweise verrutscht zur Unzeit die Abdeckung des Vogelkäfigs und der dort wohnende Kakadu kräht die bewusstloseste Society-Säuferin aus dem Koma. Chance verpasst, Mark verzupft sich wortlos.

Am nächsten Morgen entschuldigt sich Mark noch mal für die nächtliche Ruhestörung und meldet akuten Gesprächsbedarf an, er will ihr seine letzte Auseinandersetzung mit Maria ausführlichst darlegen. Stella fragt schon mal nach, warum er das ihr verklickern will und nicht seinem Frisör, worauf Mark metaphorisch die Hosen runterlässt (im Ansinnen, sicherlich auch noch die real-physische Version folgen lassen können zu dürfen) und feststellt, dass es ja nicht ehrlich wäre, wenn man die gegenseitigen Gefühle voreinander verbergen würde. Stella gibt zu, dass sie durchaus einiges für Mark empfindet, aber solange er verheiratet ist, geht’s nicht und wenn mit Scheidung nichts läuft, ist das halt persönliches Pech usw. Doch irgendwas geht in Stellas hübschem Köpfchen vor, möchte man glatt meinen.

Zur Überraschung des Butlers kommt Mark am Samstag nachmittag erstaunlich früh nach Hause. Die Misses des Hauses bildet einmal mehr ein auffälliges ehefrauenförmiges Luftloch. Marks häusliche Autorität ist schon soweit untergraben, dass Butler Bryant erst auf reichlich energische Nachfrage des vermeintlichen Hausherren die Auskunft erteilt, dass Madame sich für’s Wochenende abgemeldet habe. Als Mark zu allem Überfluss im Aschenbecher noch zwei Zigarettenkippen findet, eine davon lippenstiftbehaftet und er sich ziemlich sicher ist, Kippe Nr. 2 nicht persönlich geraucht zu haben, die sich an dieser Stelle anbietende 2+2-Hochrechnung durchführt und zu einem für ihn persönlich unbefriedigendem Ergebnis kommt, ist das Maß voll, der Drops gelutscht und der Dottore in echter Mordsstimmung. Er schmeißt sich in sein Auto (das verdächtig nach der gleichen Schüssel aussieht, in der Marias Loverboy die Nacht zuvor aufkreuzte. Ist vielleicht car-sharing, weiß man’s?) und fährt in einer THRILLING BAD BACKPROJECTION MONTAGE kreuz und quer durch Stadt und Land, wozu ihn das aufkopierte Gesicht seiner Frau höhnisch auslacht. In seinem Wahn meint Mark, ein Wettrennen mit einem Zug veranstalten zu müssen und crasht beinahe am nächsten unbeschrankten Bahnübergang (die Rückprojektionseffekte sind wirklich erlesen schäbig und dass „Invisible Man“-Effekthexer John P. Fulton dafür seinen Namen hergegeben hat, ist schon beinahe erschütternd). Am Montag morgen kommt Stella in die Praxis und findet zu ihrer Überraschung ihren Chef über ihrem Schreibtisch ratzend. Mark ist in Besitz a) einer fürchterlich verwuschelten Frisur, b) eines amtlichen Zweitagestoppelbarts und c) eines noch amtlicheren Filmrisses. Dass Montag ist, verblüfft ihn zutiefst, ist seine letzte Erinnerung doch, dass er am Samstag nachmittag wutig sein Haus verlassen hat. Uh-oh. Uh-oh indeed, wie sich rasch herausstellt. Mark hat keine Ahnung, was er am Sonntag getrieben hat, nur, dass es irgendwie mit Maria zu tun haben muss. Stella ist besorgt und möchte am liebsten alls Termine absagen, aber wer ein aufrechter Hippokratesjünger ist, lässt sich durch persönliche Unpässlichkeit nicht um Guttun abhalten, und nach einer Rasur sieht der Doc (dies trifft auch für den Schreiber dieser Zeilen zu, hihi) zumindest wieder aus wie ein Mitglied der menschlichen Rasse. Ist auch ganz gut so, denn ansonsten würden die zwei Detectives, die dringend mit ihm sprechen möchten, wohl den falschen Eindruck gewinne. Uh-fuckin‘-oh, sogar.

Denn die 64.000-Dollar-Frage, die die Cops dem verblüfften Doktor stellen, ist, wann er zuletzt seinen geliebten Besen gesehen hat. Die Frage ist deswegen akut, alldieweil Maria Steele ermordet wurde. Mark ist durchaus glaubhaft schockiert – die Bluttat erfolgte irgendwann am Wochenende und Mark soll jetzt die Leiche identifizieren. Stella schaltet schnell und redet dem terrifizierten Psychopfuscher ein, auf Anfrage tunlichst auszukunften, das Wochenende mit ihr verbracht zu haben (ein ruinierter Ruf wegen einer kleinen Affaire am Rande ist sicherlich besser als ’ne Mordanklage). Mark ist sichtlich unwohl bei dem Gedanken, aber Stella besteht darauf, das Alibi sein zu wollen.

1943 war das Polizeiprotokoll wohl deutlich anders als heute – Mark darf sich die tote Leiche nicht in der beschaulichen Atmosphäre einer Leichenhalle, sondern direktemang am Tatort ansehen. Letzterer ist ein Ferienhaus irgendwo im Grünen. Die Presse ist auch schon da, aber von einer geradezu enervierenden Zurückhaltung. Die könn‘ von der „News of the World“ noch ’ne Menge lernen. Ausführender Oberermittler ist ein gewisser Inspektor Gregg und vom ersten Augenkontakt an kann Mark sich sicher sein, dass er und der Bulle höchstwahrscheinlich nicht bestest friends forever werden. Maria liegt im Hinterzimmer, das allerlei Anzeichen einer gewaltsamen Auseinandersetzung aufweist. Die Dame wurde mit einem stumpfen Gegenstand totgeschlagen, ihr Gesicht ist grauenvoll verunstaltet (versichert man uns glaubhaft, denn wie gesagt… 1943!). Mark ist entsetzt: „Sie muss furchtbar gelitten haben“, greint sein voice-over. Als Gregg – professioneller Superbulle, der er ist – mal kurz aus dem Zimmer geht und auch der Gerichtsmediziner nicht hinsieht, entdeckt Mark einen herumliegenden Knopf und steckt ihn – ob bewusst oder unbewusst, bleibt offen – ein. Gregg möchte Mark ein paar unbequeme Fragen stellen – ein Augenzeuge hat einen Mann gesehen, dessen Beschreibung ungefähr auf Mark passt. Mark passt der agressive Ton des Polypen nicht, er zieht sich auf einen eher formalen (und völlig unverdächtig machenden) Standpunkt zurück und gibt bekannt, im Bedarfsfall in seiner Praxis erreichbar zu sein (um sich noch verdächtiger zu machen, könnte er aber auch noch ’nen Anwalt einschalten).

Zurück in der Praxis überlegen Mark und Stella, wer um Himmels Willen Maria so garstig in die nächste Welt befördert haben könnte. Könnte es tatsächlich ein Fall von, wie Gregg vermutet, mörderischer Eifersucht sein? Was Mark natürlich zum Hauptverdächtigen machen würde. Stella ist sich sicher, dass Mark kein Mördermaterial ist, aber da erinnert er sich an den bewussten Knopf. Und siehe da – es ist justament der, der an seinem Jackettärmel fehlt. Mark traut sich im Gegensatz zu seiner Gehülfin alles inklusive Mord und Totschlag vor und möchte sich am liebsten gleich stellen. Nicht mit Stella, die wohl meint, das Justizsystem sollte für sein Geld ernstlich arbeiten und mindestens mal einen Prozess anstrengen.

Doch die Ereignisse überschlagen sich – das Telefon klingelt, dran ist die Polizei und teilt mit, dass Marias Mörder gefunden und festgenommen wurde. Stella ist glücklich, Mark ist erleichtert, aber… da ist diese Sache mit dem Jackettknopf… so richtige Freude will bei ihm nicht aufkommen.

Der Verdächtige ist ein gewisser Robert Duval, seines Zeichens Architekt und Besitzer einer verdammt großen Ähnlichkeit mit dem Typen, den Maria vor ein paar Tagen vor der Haustür geküsst hat. Duval ist – nicht völlig unverständlicherweise – durchaus terrifiziert: „Ich habe sie nicht umgebracht, ich habe sie geliebt“, bindet er Mark (den er interessanterweise ohne jegliche polizeiliche Bewachung sprechen darf) auf und macht sowieso aus seinem Herzen keine gesteigerte, hehe, Mördergrube. Maria habe Mark eigentlich verlassen wollen, Robert aber in dem Ferienhäuschen (und im Suff) nun wieder erzählt, dass sie ihren gesellschaftlichen Status nicht aufgeben wolle. Nach einem Streit wäre Robert dann einfach ziellos durch die Nacht gefahren. Nun wünscht sich der Top-Verdächtige, dass Mark ihm bei der Reinwaschung seines Namens hilft (klar, der erste Typ, der mir als potentieller Verbündeter einfiele, ist der, dessen Frau ich ermordet haben soll und der auf der kurzen Verdächtigenliste Platz 2 einnimmt. Überlebenskünstler wird Herr Duval auch nicht mehr werden). Mark könnte sich zwar bequem auf den Standpunkt zurückziehen, dass ihn die Sache nicht wirklich am Kittel flickt, aber er scheint beeindruckt von Duvals Beichte. Er verspricht unspezifiziert zu helfen, wenn auch nicht aus persönlich-freundschaftlicher Verbundenheit, sondern weil er es für seine Pflicht als Mensch hält. Einen Handschlag verweigert Mark allerdings demonstrativ.
Zumindest in einem Punkt sind sich Mark und Gregg einig – auch der Cop glaubt nicht, dass Duval der Killer ist, er tippt weiterhin auf Mark. Überdies zeigt sich der Bulle von Marias Schönheit (in ehedem lebendigem Zustand, freilich) ausgesprochen angetan. „Kennen Sie meine Frau?“, knurrt Mark, der seinem Möchtegernjäger sicherlich ein paar lustige Schwänke aus seinem Eheleben erzählen könnte. „Ich *kenne* ihre Frau“, entgegnet Gregg. Das klingt auch wieder recht creepy…

Später, in Marks Praxis, möchte eine verzweifelte Dame mittleren Alters, an den Rollstuhl gefesselt, unbedingt mit dem Psychodoktor parlieren. Stella tut ihr möglichstes, um die ungebetene Gästin mit aller gebotenen Unhöflichkeit vor die Tür zu komplimentieren, aber als Mark mitbekommt, dass es sich bei der Rumrollenden um Duvals Ehefrau handelt, schiebt er sie persönlich in sein Büro. Stella möchte dann wenigstens mithören, aber der Doc ordert sie ins Vorzimmer. Jedenfalls möchte auch Frau Duval, dass Mark sich daran beteiligt, Roberts Unschuld zu beweisen. Nach 10 Jahren Ehe habe Robert bekannt gegeben, seine Angetraute nicht mehr zu lieben, es gäbe eine andere Frau und die wolle er heiraten. Nach einem Streit sei sie ihm hinterhergelaufen, eine Treppe heruntergestürzt und seitdem gelähmt. In Folge dieses Unfalls war sie dann bereit, ihren Gatten freizugeben, weil sie ihn, selbstlos wie sie nun mal ist, nicht mit ihrer Krankheit belasten wollte. Das hat nun wiederum Robert offensichtlich schwer berührt, und zu einer Art Versöhnung und Wiedervereinigung geführt. Mark ist emotional schwer von der Geschichte angetan und verspricht zu helfen. Das stürzt den guten Mann natürlich in ein gewisses moralisches Dilemma – beweist er tatsächlich, wie auch immer, Duvals Unschuld, ist er selbst wieder der Hauptverdächtige und seiner partiellen Amnesie sei dank kann er weder seine eigene Unschuld beweisen noch ausschließen, dass er’s nicht vielleicht doch selbst gewesen ist.

Offenkundig lähmt dieser Zwiespalt Mark soweit, dass er sicherheitshalber gar nichts unternimmt und Duval in einem aufsehenerregenden Indizienprozess (der in Form einer Montage in ungefähr 30 Sekunden abgefrühstückt wird), ohne weiteres von der Jury für schuldig befunden und zum Tode verurteilt wird. Whoopsie.

Das lastet schwer auf dem ärztlichen Gewissen – wie schon gesagt, es gibt nur zwei Verdächtige, dass Duval unschuldig ist, steht für Mark – ohne dass er hierfür weitere Anhaltspunkte als sein Bauchgefühl hat – fest, und nach dem guten alten Ausschlussverfahren bleibt dann nur er selbst als Täter übrig. Kein Wunder, dass Mark von STIMMEN geplagt wird und ungefähr drei Sekunden vor einem totalen Nervenzusammenbruch steht. Mark beschließt, sein Problem auf sachlich angemessene Weise anzugehen und sich in ein delirium tremens zu saufen, wird aber von Gregg gestört, der unbefangen seine Taktik erklärt: Geht man einem notorisch Schuldigen lang genug auf die Eier, wird er irgendwann zusammenbrechen – das könnte Mark sich doch eigentlich sparen und, um allen Beteiligten Zeit und Nerven zu sparen, gestehen, idealerweise bevor Duval den Ritt auf Old Sparky antritt. Der Inspektor glaubt, progressiv für seine Zunft, tatsächlich an die Macht des Unterbewusstseins, will sagen, dass jenes des Doktors aus Selbstschutzerwägungen die Reißleine gezogen und die betreffenden Erinnerungen ausgeblendet hat. „Ihr Gewissen verfolgt sie in ihren Träumen“, brummt Gregg, trifft damit voll ins Schwarze und WEISS das auch. Kleiner Sadist ist an dem Polypen schon verloren gegangen.
Als kleine Zugabe zerdeppert Gregg in voller Absicht, nur um Marks angegriffenem Nervenkostüm einen zusätzlichen Schlag zu versetzen, eine Porzellanlampe. Ich bin nicht sicher, ob das tatsächlich anerkanntes Polizeiprotokoll ist, es verfehlt aber keineswegs seine Wirkung.

Es hat lang genug gedauert, aber bei Mark fällt ein Vierteldollar. Selbsthypnose sollte die verschütteten Erinnerungen ans Tageslicht zerren. Stella soll assistieren und Marks unterbewusste Aussagen aufzeichnen (stilvoll direkt auf Schallplatte. Mann, ich will so ein Aufnahmegerät). Zwecks gesteigerter Spannungserzeugung sehen wir die entscheidende Sitzung nicht, sondern schalten erst wieder zu, als Gregg die Praxis entert, gerade als Stella die Aufnahme beendet. Sie verkündet freudestrahlend, dass Mark entlastet sei – die Platte ist der Beweis! Gregg geht ihr mit seiner „ein-unschuldiger-Mann-wird-sterben“-Nummer auf den Keks, Stella weckt Mark aus der Hypnose und wiederholt ihre Erkenntnis, dass zumindest nach ihrer Ansicht die Schuld- bzw. Nichtschuldfrage eindeutig gelärt ist. Mark ist begreiflicherweise erfreut. Lassen wir also die Katze aus dem Sack und die Aufzeichnung abspielen…
Marks Unterbewusstsein berichtet, dass er zum Ferienhaus gefahren, dort eine besoffene Maria angetgroffen und mit ihr gestritten habe. Als er ärgerlich wieder wegfuhr, sah er im Rückspiegel Duval, der sich seiner Ansicht nach hinter Bäumen versteckt hatte, ins Haus latschen. Gregg findet dies durchaus interessant, fragt aber, was genau das jetzt beweisen soll. Vielleicht ist Stella ja eine willfährige Komplizin, und die Tatsache, dass nun erstmals davon die Rede ist, dass Mark zur fraglichen Zeit am fraglichen Ort war, erweckt des Coppers Misstrauen. Mark zitiert seine Amnesie, was Gregg für „very convenient, but not probable“ hält. Auf Greggs entsprechende Frage erläutert Mark, dass das Unterbewusstsein grundsätzlich die Wahrheit spreche. Gregg ist da anderer Meinung. Seiner bescheidenen Ansicht nach ist Mark als qualifizierter Klatschenkurierer durchaus in der Lage, sein Unterbewusstsein (unbewusst) zu kontrollieren – da er zweifellos nicht auf dem elektrischen Stuhl landen möchte, könnte sein Lebenswille das Unterbewusstsein soweit bearbeitet haben, dass es die kritischen Stunden gelöscht habe. It’s a quite good point, speziell für einen 40er-Jahre-Cop, der zudem den ganzen Fall als sportliche Herausforderung und Mark als einen würdigen Gegner betrachtet.

Mark räumt sich selbst gegenüber ein, dass Gregg, was die Lebenswille-Unterbewusstsein-Connection angeht, richtig liegen könnte. Also besucht er Duval im Knast, um von dem noch weitere Details, die seinem Brägen auf die Sprünge helfen könnten, zu erfahren. Things I’ve learned: einen Todeskandidaten darf man einfach im Zellentrakt durch die Gitterstäbe bequatschen, auch hier, ohne dass sich Wachpersonal gesteigert dafür interessieren würde. Erschwert wird die Unterhaltung nur durch die lästigen Stromschwankungen, die das Licht flackern lassen und sich unschwer darauf zurückführen lassen, dass gerade einer von Duvals Knastgenossen gegrillt wird. Duval hat eh nichts mehr zu verlieren, schüttet also sein Herz aus. Er hatte ein Spielproblem und sein nicht unbeträchtliches Vermögen verzockt – als ihm Maria über den Weg lief und er herausfand, dass sie Mark-sei-dank über beträchtliche Barschaft verfügt, machte er sich an sie ran, nichts anderes im Sinn, als sie auszunehmen, was auch funktionierte. Zu seinem eigenen Leidwesen verliebte er sich allerdings in Maria und gab die Hälfte des ergaunerten Zasters (bescheidene 5000 Dollar) zurück. Zum Verbleib der restlichen Kohle will Duval keine Angaben machen. Mark ahnt, dass sein todgeweihter Rivale jemanden deckt, möglicherweise seine Rolli-Lady.

Die Sache wird, speziell für den armen Duval, langsam haarig, denn sein Hinrichtungsaufschub wird abgelehnt. „Duval must die“, blöken die Schlagzeilen und Stella kollabiert ob der Nachricht. Mark glaubt, dass sein neues Gspusi lediglich überarbeitet ist und schlägt vor, eine Sekretärin anzustellen, damit Stella sich auf die Assistentinnen-/Schwesterrolle beschränken kann. Mal ein paar Tage frei machen will sie aber nicht, denn „ich will bei dir sein“. „Wir werden den Rest unseres Lebens zusammen sein“, theatralisiert Mark ein wenig sehr aus der hohlen Hand und würde einen gemeinsamen Kurzurlaub am Spring Lake für eine knorke Idee halten. Stella fällt ein wenig sehr überraschend ein, dass sie ihrer Familie, die 70 Meilen vom Spring Lake entfernt lebt, einen Besuch versprochen hat. Das könnte man doch verbinden, meint Mark, er wird sie zu ihrer Familie fahren, selbst ’ne Runde Angeln gehen und am nächsten Montag trifft man sich wieder in der Praxis. Beschlossen, verkündet, sealed with a kiss.

Am bewussten Montag staunt Mark Bauklötze, dass ihm aus seiner Praxis die Feuerwehr entgegenkommt. Es gab eine Explosion! Gregg, überall am Start, wo man ihn grad gewiss nicht brauchen kann, ist an dieser neuen Entwicklung stark interessiert und will seinen Bullenzinken mal in die diversen angekokelten Ecken stecken. Mark fällt nicht wirklich eine glaubhafte Ausrede ein, warum er dem Inspektor dies verbieten könnte (hm, weil ein Feuer erst mal nicht wirklich etwas mit der Mordermittlung, die eh offiziell längst abgeschlossen ist, zu tun hat?). Im Gegensatz zu den Brandaufklärern wird Gregg tatsächlich fündig – in der Telefondose finden sich Säure-Rückstände – und das Telefonkabel hat den Brand ausgelöst. Gregg verblüfft uns ahnungslose Zuschauer mit der rasch gezogenen Verbindung zu Marias Ermordung, auch dort wurde Säure eingesetzt! Schön, dass man uns das so kurz vor Schluss verrät (offensichtlich beruhte das „verunstaltete Gesicht“ des Mordopfers nicht auf ein paar soliden Schlägen mit dem stumpfen Gegenstand, sondern auf gezielter Säuredröppelei). Stella stößt hinzu und ist quite in panic (und wir Zuschauer bekommen einen Blick auf das von ihr mitgebrachte Magazin, erworben in der „Spring Lake Apotheke“. Highly suspicious).
Greggs Misstrauen ist jedenfalls geweckt – ein Anruf bei der Telefongesellschaft bestätigt seine Vermutungen – heute vormittag wurde der Praxisapparat aus Spring Lake angerufen – ob’s ein Mann oder ’ne Frau war, kann das Girl von der Vermittlung nicht sagen. Dieser Anruf jedenfalls hat nach Greggs Überzeugung die Säure-Zündvorrichtung ausgelöst. Gregg verdächtigt Stella, auf der Rückreise von ihrer Familie in Spring Lake Station gemacht zu haben. Sie gibt zu, am Bahnhof eine Zeitung gekauft zu haben. Das scheint Gregg zu besänftigen, er fummelt eine Zigarette aus seiner Jackentasche und bittet Mark um Feuer. Der reicht ihm ein Zündholzbriefchen aus… der Spring Lake Apotheke! Gregg freut sich über diesen Hinweis so sehr, dass er sich die Finger verbrennt. Der Cop konfisziert die Streichhölzer und macht sich vom Acker. Stella räumt ein, dass der Bulle ihr Angst einjagt.

Hm. Also waren sowohl Stella als auch Mark in der Apotheke. It remains interesting.

Bei der Überprüfung des Feuerschadens stellt das dynamische Duo fest, dass die Buchhaltungsunterlagen, Rechnungen, Scheckaufzeichnungen etc. ein Raub der Flammen geworden sind. Das findet selbst Mark – unter Berücksichtigung seiner Kenntnisse, dass sein Weib ihm zu Roberts Gunsten Kohle gemopst hat – ein wenig arg auffällig. Die ganze Angelegenheit hat langsam auch berufliche Auswirkungen – Marks Konzentrationsfähigkeit ist flöten. Es ist der Tag vor Duvals Hinrichtung (wir erinnern uns: in den 40ern dauerte es keine 15 Jahre, bis die Yankees einen Verurteilten killten). Stella erklärt Mark, dass Mrs. Duval hier war, sie sie aber weggeschickt habe. Mark findet das reichlich schofel, eingedenk des Datums, und Stella spielt pseudoschockiert die „huch, das war ja ganz doll schlimm von mir, soll ich sie zurückholen?“-Karte. Markt wehrt ab, das wäre seiner Meinung nach zur zusätzlicher Spott zum Schaden, zumal es ihm arg zusetzt, dass er Duval nicht helfen konnte. Das Paar beschließt, sich auf andere Gedanken zu bringen und auszugehen. Man geht dinieren, ins Kino (wo Mark und Stella die einzigen Zuschauer sind, die sich bei einer Komödie nicht totlachen), in eine Bar und haben mit Sicherheit keine einzige Unze Spaß dabei. Schließlich geht auch Mark der Knopf auf, dass die Operation Ablenkung auf ganzer Linie gescheitert ist. Neuer Plan: sich in die Praxis zurückziehen, einigeln und warten, bis die „schreckliche Sache“ vorbei ist. Halte ich persönlich jetzt auch wieder nicht für die großartigste Erfindung seit Toastbrot, aber ich bin auch kein „Neurologe“.

In des Doktors Behandlungszimmer pflanzt sich Stella in den Hypnosestuhl und sieht mächtig müde aus. Hmmm… ich weiß ja nicht, ob Mark sie verdächtigt, aber jetzt böte sich eine perfekte Gelegenheit. Nette Idee: jetzt, in der Schlussphase, wird die Kamera leicht schräg gestellt. Mark gießt den ein oder anderen Drink ein, aber als er sich praktisch in letzter Sekunde einen eher peinlichen Trinkspruch verkneift, werden die Gläser lieber doch wieder abgestellt wird. Beide sind hochgradig nervös. „Der Abend ist so lang“, doziert Mark, „aber Duval hat nur noch zwei Nächte zu leben“ (hm, ich glaube, da hat jemand gepennt. Bestenfalls noch eine, wenn die bisher genannten Daten stimmen). Wie zufällig zieht er dabei seine Taschenuhr hervor und lässt sie scheinbar gedankenlos pendeln, und ehe Stella sich’s versieht, hat er sie bereits eingeschläfert und in Trance versetzt. Ha, hatte ich doch den richtigen Riecher.

Stellas Unterbewusstsein lässt sich nicht lumpen – in der Tat war *sie* Empfängerin der anderen fünf Riesen (offensichtlich eine Prämie dafür, dass sie Robert – vööölig uneigennützig – auf Maria angesetzt hat). Nun wollte Robert den Zaster zurück, weil er in echter Liebe entbrannt Mark reinen Wein einschenken wollte. „ICH HABE ES GEPLANT“, kreischt Stella, kassiert eine Ohrfeige und wird von Robert stehen gelassen (das ganze ist leicht surreal angehaucht – nachdem Robert sie verlässt, brechen die Gebäude über ihr zusammen). Also verfolgte sie am Mordtag Mark und beobachtete, wie er und Maria in der Ferienlodge stritten (und Mark sich dabei den Knopf abriss). Mark verzog sich, Stella drang ins Haus ein, griff zum Schürhaken, schlug Maria (als Schattenspiel) tot und träufelte Säure in ihre Visage. Später, während Marks Selbsthypnose, sagte sie seinem Unterbewusstsein den Duval belastetenden Text vor. Auch die Explosion in der Praxis geht auf ihr Konto – Marks Idee, eine Sekretärin für den Bürokrams einzustellen, bedingte, dass Stella zuvor noch belastende Buchhaltungsmaterialien (z.B. die Schecks, die Maria Duval ausgehändigt hat) vernichten musste (was lernen wir daraus: ein Chef sollte ab und zu mal in seine Buchhaltung kucken. War wohl nicht so, als hätten Maria und/oder Stella die potentiell kompromittierenden Dokument aktiv *versteckt*). Den brandauslösenden Anruf tätigte sie von der Spring-Lake-Apotheke aus.
In Stellas unterbewusstem Trance-Traum wird Duval zur Hinrichtung geführt. Der Delinquent klappt vorab zusammen, wird wieder hochgezerrt – und ist nun Stella! (Das ist ja schon wie bei „Lost Highway“ hier.) Stella schreit, wacht auf – und kuckt ins Antlitz des Inspektors, der ihr komplettes Geständnis aufmerksam mitangehört hat. Stella wird verhaftet – sie versucht’s mit ein paar „alles Lüge“, „keine Beweise“ und „Mark hat alles gewusst“-Platitüden, aber Gregg lässt sich nicht einwickeln. Stella wird weggehasselt und Mark ist am Boden zerstört. Der Inspektor hält telefonisch die Hinrichtung an (die ansonsten in 50 Minuten vollzogen würde. Die zeitlichen Abläufe sind ein wenig suspekt) und schenkt dem eh schon moralisch verwüsteten Mark noch ein, dass er ihn nie wirklich verdächtigt, sondern nur als Köder benutzt habe (er war jedenfalls verdammt überzeugend).
Im sicheren Gefühl, dass der Seelendoktor ein wenig psychische Aufbauhilfe nötig hat, erklärt Gregg, dass er Mark beneide. „Sie haben etwas, zu dem sie zurückkehren können. Ich muss darauf warten, das etwas passiert. Ich warte auf den Tod, und wenn ich das Leben finde, muss ich es zerstören“. Ein wahrer Filosoff. Pflichtschuldigt bimmelt das Telefon und ruft den Inspektor zu einem neuen Mordfall. „Das habe ich gemeint“, brummt Gregg, verlässt die Praxis und rückt im Herausgehen noch das hübsche Blechschild mit dem hippokratischen Eid gerade…

Ich bin ehrlich: von einem 60-Minuten-Double-Feature-Lower-Bill-Programmer (das ist mal ein „Fachwort“, mit dem an nichtsahnende Passanten verwirren kann) erwarte ich nicht viel; ganz besonders, weil ich eben eine ganze Menge PRC/Monogram-Heuler gesehen habe, die vor der Aufgabe, in einer knappen Stunde ’ne passable Geschichte zu erzählen, von vornherein kapitulierten. Oft genug klatschten Autoren auf eine eh schon durchgeknallte Grundidee einfach einen Eimer mehr oder weniger passender Ideen, in der Hoffnung, ein paar davon würden schon zünden, zauberten ein paar hanebüchene Twists aus dem Hut und übergossen das ganze dann noch mit literweise ungenießbarer comic-relief-Soße. Als trotzdem großer Freund des poverty-row-Kintopps tut’s mir daher fast in der Seele weh, wenn ich konstatieren muss – sieht man „Calling Dr. Death“, fallen einem die Unterschiede zwischen einer typischen Monogram-Produktion und einem B-Film aus der Werkstatt eines großen Studios schon ins Auge…

„Calling Dr. Death“ ist zweifellos ein mit gewisser Sorgfalt gewerkelter B-Film von Profis – Drehbuchautor Edward Dein schrieb u.a. „Jungle Woman“ aus Universals „Ape Woman“-Serie und entwickelte sich später zu einem achtbaren B- und Fernsehregisseur (Highlight seiner Regiekarriere dürfte „The Leech Woman“ von 1960 sein); Regisseur Reginald LeBorg, ein Österreicher, der schon in den 20ern in die Staaten emigrierte, nach dem Börsencrash in Europa am Theater inszenierte und nach seiner Rückkehr zunächst zahlreiche Musical-Shorts drehte, ehe er für Universal etliche B-Filme drehte, ist ebenfalls ein Profi, der sein Handwerk versteht (Fans kultverdächtigen old-school-Grusels sollten auf die Suche nach seinem unabhängig entstandenen 56er-Werk „The Black Sleep“ mit dem stellaren Cast Basil Rathbone, Lon Chaney, John Carradine, Bela Lugosi und Tor Johnson gehen). Aus der nicht gerade sonderlich logischen Grundidee der partiellen Amnesie (für die es, rückwirkend betrachtet, keinen akuten Anlass gibt – muss wohl doch eine Sauftour gewesen sein) entwickelt Dein einen überraschend effektiven kleinen film noir – nicht unbedingt das erste Genre, das einem bei Lon Chaney in den Sinn kommt (um der Schauspielerkritik vorzugreifen – m.E. war Chaneys Hauptproblem, dass er *unbedingt* seinem legendären Vater nacheifern und ein großer Horrorstar werden *wollte*, dabei wäre er für andere Rollen womöglich wesentlich besser geeignet gewesen und sein hiesiger Charakter – irgendwo zwischen Held und Anti-Held – ist dafür ein schönes Beispiel).

Dein baut in sein Script – entgegen der Angewohnheit der billigen Programmer, in breiten schwarz-weiß-Strichen zu zeichnen – überraschend viel Ambivalenz. Mark Steele ist kein klassischer „Held“ im Wortsinne. Er *will* ja durchaus seine Frau loswerden (und unternimmt mindestens einen Versuch, hier selbst tätig zu werden) und der Mord spielt ihm auf jeden Fall in die Karten – Marias Ableben erlaubt ihm, Stella Avancen zu machen, ohne einen gesellschaftlichen Skandal zu provozieren (es ist hübsch beiläufig aufgebaut, dass Steele seinen Status – wie Maria auch – ausgesprochen schätzt. Die Gefahr, sich in eine außereheliche Affäre zu stürzen, was ihm ja prinzipiell durchaus möglich wäre, und bei Auffliegen derselben sozial diskreditiert zu werden, ist ihm wohl bewusst. Ob’s nun wesentlich besser aussieht, dass er sich Stella an den Hals wirft, obwohl Maria noch nicht mal wirklich kalt ist, lassen wir an der Stelle mal dahingestellt); andererseits leidet er darunter, dass ein Unschuldiger für den Mord büßen muss (zwar hat er keine Beweise für Duvals Unschuld, aber trauen wir einem routinierten Psychiater mal ein wenig Menschenkenntnis zu), doch die einzige mögliche Entlastung wäre eine Selbstbeschuldigung, und auf die hat er nun verständlicherweise auch wenig Bock. Ein kniffliges Problem, dass Dein seinem Protagonisten da auf den Rücken schnürt, wenn man so will, quasi eine ein-Mann-Variante des berühmten Gefangendilemmas; kein Wunder (und durchaus konsequent), dass Steele faktisch paralysiert wirkt, ihm steht kein wirklich begehenswerter Weg offen, um den Abgrund zwischen „moralisch wünschenswertem Verhalten“ und „den sich bietenden Vorteil ausnutzen“ zu überbrücken. Und über all dem schwebt die praktisch bis kurz vor Toresschluss offen gehaltene Möglichkeit, dass Steele tatsächlich der Mörder ist.

Film-noir-typisch steht natürlich das femme-fatale-Motiv im Mittelpunkt, eleganterweise allerdings auch eher rückwirkend gesehen. Mr. Dein ist sichtlich nicht der allergrößte Frauenfreund, denn sämtliche weiblichen Charaktere sind bei Licht betrachtet ziemliche manipulative bitches; ein „foreshadowing“ gibt’s schon in der Prolog-Szene um Marion, in der schnell klar wird, dass es vor allen Dingen ihre Mutter ist, die mit der Beziehung ihrer Tochter ein Problem hat – der Vater „darf“ ihrer Meinung sein. Maria, ich schrob’s schon oben, würden vermutlich sogar 75 % aller glücklich verheirateten Frauen mit Freuden eigenfüßig erwürgen, und Stella erklärt sich ja von selbst. Aber sogar Mrs. Duval, vom Film offenkundig als leuchtendes Beispiel für ein selbstlos-aufopferungsbereites Frauenzimmer vom „alten Schlag“ eingeführt, hat eine gewisse manipulative Kompenente. Kann man ihr „ich-gebe-dich-auf-weil-ich-dich-nicht-mit-meiner-Krankheit-belasten-will“ nicht auch als eine moralische Erpressung verstehen?

Das „Mystery“ selbst ist nicht sonderlich komplex – bei einer 60-Minuten-Strecke auch kaum anders zu bewerkstelligen, außer man ergibt sich wie eben die Konkurrenz von den noch billigeren Plätzen gleich dem blanken Nonsens -, aber, wie schon gesagt, die zwei denkbaren Optionen werden so lange wie möglich offen gehalten (auch für Stellas Täterschaft gibt’s schon früh kleine, leicht zu übersehende Hinweise), dadurch, dass wir stets bei Steeles Perspektive bleiben, wird die Sache auch ordentlich spannend (Keule Hitchcock mag das suspense-Prinzip, also den Wissensvorsprung des Zuschauers gegenüber den Protagonisten, erfunden haben, aber ein allein gültiges Mittel ist es halt nicht). Man mag darüber streiten, ob es aus Sicht der Handlungsträger sinnvoll ist, dass Duval sich hilfesuchend ausgerechnet an den Gatten der Ermordeten wendet, der in einer normalen Welt so ziemlich der letzte wäre, den ich hierfür auskucken würde, aber auch hier – rückwirkend ist das recht schlüssig aus seiner Figur (die mit Steele sowieso ins Reine kommen wollte) entwickelt; sehr erfreulich ist die gleich doppelte Tendenz, die Geschichte „straight“ zu erzählen. Weder verfällt Dein auf den Gedanken, sich alle Nase lang irgendwelche unwahrscheinlichen Drehungen und Wendungen einfallen zu lassen, noch ist, und das ist für einen ’43er-B-Film besonders bemerkenswert, der Streifen was anderes als todernst. Wo praktisch jeder Film aus den 30ern und 40ern aufgrund des offensiven (in jeder Hinsicht) comic reliefs schwer zu goutieren ist, entbehrt „Calling Dr. Death“ jeglichen freiwilligen (wie auch größtenteils unfreiwilligen) Humors – einzig Inspector Greggs sarkastische Bemerkungen lockern das ansonsten zutiefst dramatische Geschehen ein wenig auf (und der macht’s nicht, weil er laut Drehbuch ein Cherzpold ist, sondern weil er Steele aus der Reserve locken will).

Die Effizient, mit der LeBorg den Film vorantreibt, ist beeindruckend – wo andere B-Film-Regisseure dankbar die Gelegenheit ergriffen hätten, mit dem Prozess gegen Duval handlungsneutral ein paar Minuten Zeit totzuschlagen, hakt LeBorg diesen Punkt in knapp 30 Sekunden ab, ohne dabei die verzweifelte Lage, in der Duval sich befindet, zu vernachlässigen. Es gilt eben das Motto, schnell auf den Punkt zu kommen, überflüssiges einfach wegzulassen, und so reduziert LeBorg den Film auf das Wesentliche: das Ensemble ist überschaubar, jede Szene trägt zur Story bei und wenn längere Zeitabläufe geschildert werden müssen, dann gibt’s halt eine Montage (insgesamt drei, vier, wenn man Stellas Hypnose-Sitzung mitrechnen will). Kamera (interessant: Kameramann Virgil Miller, der auch vereinzelte Beiträge der „Sherlock Holmes“- und „Mumien“-Serie fotografierte und Stamm-D.O.P. für „Charlie Chan“ war, ein Veteran aus Stummfilmzeiten, fand später eine zweite Berufung als Kameramann für Dokumentarfilme) und Schnitt sind geschäftsmäßig, im zeitlichen Kontext durchaus modern (auch wenn Bewegung innerhalb des jeweiligen Shots die Sache des Films nicht unbedingt ist), packt an ein-zwei Stellen tatsächlich POV-Shots aus und wird im Finale regelrecht wagemutig – „tilted angles“ waren um die Zeit noch keine vogue, und bei Stellas visualisierter Hypnose-Sitzung, wenn dann auch mal surreale Elemente ausgepackt werden, ahnt man, was Ed Wood in seiner großen Traumsequenz aus Glen or Glenda? ungefähr vor hatte; LeBorgs Version ist überraschend effektiv.
Negativ machen sich nur zwei Dinge bemerkbar: die wirklich ziemlich schlecht getrickste Sequenz von Steeles Amokfahrt, für deren Rückprojektionen sich ein verdienter Effekt-Fotograf wie John P. Fulton wirklich schämen sollte (andererseits mag ich nicht mal drüber spekulieren, wie viel bzw. wenig „Calling Dr. Death“ gekostet hat; der Film ist, was die production values angeht, ausgesprochen ökonomisch gedreht – wenige, zumeist überschaubar „große“ Sets, praktisch keinerlei Außenaufnahmen, trotzdem wirkt der Streifen nicht klaustrophobisch. Diese Sparmaßnahmen sorgen auch für einen gewissen Schmunzeleffekt, denn das Steele z.B. Duval direkt durch die Gitterstäbe seiner Zelle ausfragen darf, halte ich auch für die Strafvollzugmaßstäbe anno dunnemals recht unglaubwürdig), und der penetrante voice-over, der Steeles innere Befindlichkeiten ausführlich, man könnte sagen, geschwätzig ausbreitet und doch selten etwas aussagt, was nicht die Dialoge oder die Bilder in aller Deutlichkeit offenlegen (daher auch meine Vermutung, dass es sich um ein ursprünglich für die Radioserie gedachtes Script handelt, das nur notdürftig auf die filmischen Bedürfnisse umgestrickt wurde).

Der Score von Paul Sawtell (eigentlich ein Western-Spezialist, der noch bis weit in die 60er als Komponist und Music Supervisor für diverse TV-Serien arbeitete und für Russ Meyers Satansweiber von Tittfield Themes ablieferte) ist erstaunlich unaufdringlich und stimmungsförderlich.

„Horror“ im Wortsinne (obwohl die IMDb den Streifen in das Genre mit-einordnet) wird nicht geboten – der Production Code war 1943 noch voll in Kraft. Die einzige Gewaltaktion wird immerhin nicht komplett off-screen gehalten, sondern als Schattenspiel gezeigt und zumindest impliziert ist der Mord ja sogar relativ brutal.

Zur Schauspielerei – ich habe schon angedeutet, Lon Chaney ist sicherlich nicht mein Lieblingsstar der 40er. Schon im guten alten Wolf Man hielt ich den dicken Lon nicht gerade für eine Traumbesetzung und diese meine Einschätzung übertrug ich bislang eigentlich recht leidenschaftlich auf alles, worin ich Chaney gesehen habe, mit Ausnahme seines kuriosen Spätwerks „Spider Baby“. In „Calling Dr. Death“ überrascht er mich – nicht nur, dass die Rolle ausnahmsweise mal ist, die zu ihm passt (viel zu oft wurde versucht, aus Chaney einen „ladies man“ zu machen, auf den die Frauen reihenweise fliegen, obwohl er nun wirklich nicht sonderlich attraktiv ist) – zwar zieht er auch hier die Frauen an, doch haben’s die halt nur auf seine Knete bzw. seinen Status abgesehen. Chaney selbst kann damit erstaunlich viel anfangen und legt eine seiner nuanciertsten Vorstellungen (die ich bislang gesehen habe) hin. Klar, manchmal ist seine Verzweiflung etwas dick aufgetragen (speziell, wenn noch der pathetische voice-over drüber gelegt wird), aber insgesamt macht Lon das gut und glaubwürdig.
Patricia Morison, eine versierte Bühnenmusical-Aktrice, von der gern behauptet wird, die Studios hätten sie während ihrer recht eindruckslosen Filmkarriere (Highlight dürfte „Robin Hoods große Liebe“ sein, und das ist selbst nun wieder eine lesser version des Themas; 1964 spielte sie an der Seite von Howard Keel die Hauptrolle in einer britischen TV-Version von „Kiss me Kate“, ihren letzten Auftritt feierte sie 1989 in der Sitcom „Cheers“) „misused“, ist als Stella ebenfalls durchaus gefällig; besonders die kleinen Gesten, die an und für sich „unschuldig“ oder „zufällig“ erscheinen mögen, sich in der Rückschau aber zu deutlichen Indizien verdichten, gelingen ihr gut.
Der routinierte character player J. Carroll Naish („British Agent“, „Unter Piratenflagge“, „Die Hölle der Südsee“, „Batman und Robin“, „Die Bestie mit den fünf Fingern“, „Dracula vs. Frankenstein“) gefällt als zynisch-sarkastischer Bluthund-Inspektor Gregg ebenso wie die vielleicht etwas dick auftragende, aber wundervoll hassenswerte Ramsay Ames („The Mummy’s Ghost“) als Maria.
David Bruce, ebenfalls ein zuverlässiger Nebendarsteller, hat die Aufgabe, als Todgeweihter Verzweiflung und Angst auf 110 % zu stellen und macht das immer noch ansehnlich – wenn wir uns daran erinnern, wie *sehr* zeitgenössische Melodramen in Sachen Pathos auf die Kacke hauen können, ist das noch eine positiv zurückgenommene Vorstellung.

Universal hat auf sein Archiv wohl ziemlich gut aufgepasst – selbst ein kleinerer B-Film wie „Calling Dr. Death“ wird in sehr hübschem s/w-Vollbild präsentiert. Ein paar Laufstreifen sind zu verzeichnen, aber insgesamt ist der Print erstaunlich sauber, scharf und kontrastreich. Der Mono-Ton ist gut verständlich, das Rauschen ist für einen Film dieses Alters absolut erträglich, der Musikmix nicht überwältigend, aber praktikabel. Englische und französische UTs werden im Rahmen der „Complete Franchise“-Box mitgeliefert. Sekundärmaterial gibt’s leider nicht.

Insgesamt bin ich ausgesprochen positiv überrascht – trotz der ein oder anderen wohlwollenden Kritik (man findet allerdings auch genügend Verrisse) hatte ich mich bei einem 40er-Jahre-Chaney-B-Film eher auf ein Feuerwerk unfreiwilligen Humors eingestellt (das wird wohl in späteren Beiträgen der Reihe wie „The Frozen Ghost“ noch kommen), aber „Calling Dr. Death“ ist ein patenter kleiner Noir-Thriller mit einem hübsch durchkonstruierten Script, einer zügig-zupackenden Dramaturgie und durchaus guten darstellerischen Leistungen. Es kommt selten vor, dass ich mir bei einer ollen Kamelle während des Kuckens ernsthaft Gedanken über Verdächtige, mögliche Tatabläufe und Ausgänge mache (weil das ob der oft in letzter Sekunde aus dem Ärmel geschüttelter deus-ex-machina-Lösungen nicht lohnt), aber „Calling Dr. Death“ gelang es, mein Interesse *an der Story* zu wecken und durch seine filmischen und erzählerischen Mittel zu halten. Kein Meisterwerk, kein Klassiker, aber gute, spannende Unterhaltung.

(c) 2011 Dr. Acula


BOMBEN-Skala: 3

BIER-Skala: 6


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