Bugs – Die Killerinsekten

 
  • Deutscher Titel: Bugs - Die Killerinsekten
  • Original-Titel: Bugs
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  • Regie: Joseph Conti
  • Land: USA/Kanada
  • Jahr: 2003
  • Darsteller:

    Antonio Sabato jr. (Matt Pollack), Angie Everhart (Emily Foster), R.H. Thomson (Reynolds), Karl Pruner (Victor Petronovich), Duane Murray (Benton), Romano Orzari (Garcia), Stephanie Moore (Manning), Wes Williams (Bergstein), Tim Post (Jack Ball), Elias Zarou (Chief Lembeck)


Vorwort

Ein mysteriöser Todesfall in einer noch nicht fertiggestellten U-Bahn-Station ruft den FBI-Agenten Pollack auf den Plan. Das Opfer, ein Streifenpolizist, wurde durchbohrt und fachmännisch zerlegt. Zwar spricht das blutige Resultat gegen ein neues Werk des „Downtown-Rippers“, hinter dem er eigentlich her ist, aber die Ratlosigkeit der Gerichtsmedizin und die Umstände des Falls interessieren ihn immerhin genug, um ein Pröbchen einer in der Leiche gefundenen unidentifizierbaren Flüssigkeit zur Insektenforscherin Emily Foster zu bringen. Die sieht nach Begutachtung der Probe und der Leiche klar – hier treibt ein mindestens 80 Kilo schweres Killerinsekt sein Unwesen. Man müsste also den U-Bahn-Tunnel sperren und dort mal nachsehen. Nicht mit Victor Petronovich, dem Industriemagnaten, der die neue U-Bahn (teilweise zwei Meilen unter der Oberfläche) bauen lässt, hat der doch gerade für potentielle Investoren eine VIP-Probefahrt arrangiert. Der Zug steinreicher Pinkel ist für die hungrige Lebensform im Tunnel nicht mehr als ein Drive-in-Buffet – nach dem sich pflichtschuldigst einstellenden Gemetzel kann auch Petronovich nicht mehr verhindern, dass ein Spezialeinsatzkommando unter Pollacks Leitung und Emilys Beratung, freiwillig verstärkt durch Petronovichs Chefingenieur Reynolds, der sich anbietet, einen speziellen autarken Werkstattzug zu pilotieren, in den Tunnel einfällt, um zu meucheln, was auch immer sich dort unten rumtreibt. Anstatt eines bösen Insekts erwartet die tapferen Super-Kammerjäger allerdings eine ganze Legion agressiver Sechsbeiner – das Kommando wird schnell aufgerieben. Für die Überlebenden ist die Lage heikel – der Rückweg ist durch die ein oder andere Hundertschaft Insekten abgeriegelt, der Tunnel ist eine Sackgasse (weil noch nicht fertig) und dem Werkstattzug gehen sowohl Strom als auch Sauerstoff aus. Die Zeit drängt, wenn man (abgesehen davon, das eigene jämmerliche Leben zu retten) die Insekten an weiterer Verbreitung hindern will. Zum Glück fällt Reynolds ein, dass in einer Montagehalle des Tunnelkomplexes noch kistenweise Dynamit gestapelt liegt…


Inhalt

Juchu, nach EnCrypt und Threshold endlich wieder Tele-SF-Horror made in Canada für amerikanische Kabelsender, die irgendwie die Zeit zwischen den Werbeunterbrechungen füllen müssen. Das bedeutet im Umkehrschluss, dass wir es heute mit einem ziemlich kurzen Review bewenden lassen können, denn kennt man einen, kennt man vielleicht nicht alle, kann’s sich aber so ungefähr denken…

Wie obiger Inhaltsangabe unschwer zu entnehmen ist, müht sich das Script (erdacht von Chris Valenziano und Patrick Doody, die sich normalerweise damit beschäftigen, Videopackages für Award-Shows o.ä. zu produzieren und die Videogames „Silent Hill 5“ und „Call of Duty: World at War“ gscripted haben, und fernsehtauglich bearbeitet von Robinson Young („Encrypt“, „Webs“, „Terminal Invasion“) nach Kräften, ein kostengünstiges Plagiat von Guillermo del Toros Hollywood-Budget „Mimic“ (seinerseits nichts anderes als ein B-Movie, das versehentlich ins Kino kam und trotzdem del Toros Talent durchschimmern ließ) auf die Beine zu stellen, und bewerkstelligt dieses Unterfangen, wie nicht anders zu erwarten bei einem SciFi-Movie-of-the-Week, ohne eine einzige eigene Idee. „Bugs“ schleppt sich ohne Andeutung auch nur des geringsten Kreativitätsfunkens von werbepausenkompatiblem Action-set-piece zu werbepausenkompatiblem Action-set-piece, lässt kein Klischee aus und ist mal wieder von einer derart ausgeprägten Baukastenmentalität und Vorhersehbarkeit, dass man sich eigentlich vor dem Film schon mal aus schierer Genre-Erfahrung eine Checkliste zurechtlegen und während des Films befriedigt der Reihe nach abhaken kann, wenn „Bugs“ sich mit geradezu tödlicher Präzision immer für den offensichtlichsten (d.h. abgenudeltsten) Fortgang der Ereignisse entscheidet.

„Bugs“ verzichtet gleich von Haus aus auf jede Art von Charakterisieriung, die über „der FBI-Agent“, „die attraktive Wissenschaftlerin“ (doh!) und „der böse Kapitalist“ (Tierhorror-/Katastrophenfilmklischee Nr. 2 b/1) hinausgeht – sämtliche Figuren sind eindimensionale Schablonen ohne Tiefgang und ohne Charakterentwicklung. Wer überleben wird, ist qualvoll offensichtlich (und wer an so was Spaß hat, kann mit nur wenig gutem Willen präzise voraussehen, wer wann und warum abkratzen wird). „Überraschen“ konnte mich das Script nur mit einem Punkt – ich hielt den „unaufschiebbaren“ VIP-Besichtigungszug eigentlich für den MacGuffin, der unsere Helden unter Zeitdruck setzt, aber, haha, weit gefehlt, das Blutbad unter den Reichen und (weniger) Schönen findet schon nach zehn Minuten statt (womit der Film zwar wenigstens *einmal* die Erwartungshaltung des Zuschauers überlistet, dafür aber auch andererseits seinen dramaturgischen Höhepunkt noch vor der ersten Werbepause verbaselt. Naja, jeder wie er meint…). Von dieser Abweichung von der bewährten und mittlerweile nicht mehr wirklich beliebten Formel abgesehen entwickelt sich „Bugs“ streng nach Schema F, jede Konfrontation mit den Killerkäfern geschieht nach Fahrplan (was ja irgendwie zum Setting „U-Bahn-Tunnel“ passt), und wirklich alles, was das Script sich als vermeintliche „Überraschungsmomente“ hinkonstruiert (natürlich gibt’s im SWAT-Team ein romantisch verbundenes, aber seine Liebe geheimhaltendes Pärchen, selbstverständlich plagt Reynolds das schlechte Gewissen, weil er an dem Tunnel mit rumgeschraubt hat, und noch selbstverständlicher erscheint Petronovich persönlich vor Ort, um die Helden daran zu hindern, sein grandioses Business-Objekt in den Orkus zu blasen, und die offizielle Ausrede für das Auftreten der Käferplage, man hätte beim U-Bahn-Bau versehentlich eine seit 65 Mio. Jahren ruhende Urzeit-Art aufgeweckt, trieft auch nicht gerade vor Einfallsreichtum), ist dramaturgisch komplett wirkungslos. Immerhin – ganz grobe Blödheiten werden größtenteils vermieden, Tischplatte und Stirn sind also relativ sicher, und, das erwähne ich nicht zum ersten und schon gar nicht zum letzten Mal, einen Film wie „Bugs“ sieht man sich nicht wegen der Academy-Award-würdigen Plotte an. Das Script dient zur mehr oder weniger schlüssigen Aneinanderreihung der Actionszenen. Stellt man daran keine gesteigerten Ansprüche, kann man auch das „Bugs“-Buch schlucken, ohne davon eine schwere Magenverstimmung zu bekommen (und man ist ja schon dankbar dafür, dass die Liebesgeschichte – na klar, ganz ohne geht’s nicht – sich auf die letzten 30 Sekunden des Films beschränkt und, das ist wirklich eine Super-Mega-Überraschung, es ausnahmsweise kein Kicker-ein-Käfer-hat-überlebt-aaargh-Ende gibt. Gefühlt zum ersten Mal seit 1953…).

Dass Joseph Conti, im echten Leben CGI-Effekt-Handwerker (von „-Künstler“ will ich nicht sprechen) und in dieser Eigenschaft u.a. bei „Xena“ (und wir erinnern uns, wie gruslig die Effekte dort gern waren), „Men in Black“, „Black Hawk Down“ oder „Kate & Leopold“ tätig (und jüngst hat er sein selbst produziertes und inszeniertes Horrorfilmchen „Army of the Dead“ runtergekurbelt), den Streifen so aufregend wie eingeschlafene Füß‘ abdreht, ist da schon eher ein Problem. Conti bringt die Angelegenheit, abgesehen von dem erstaunlich schnittigen (aber eben auch in einer knappen Minute abgehandelten) U-Bahn-Massaker zu Beginn, nie auf Touren, baut keinen echten Spannungsbogen auf und scheitert sogar an der TV-Grundvoraussetzung, wenigstens zu den avisierten Werbepausen hin ein wenig Tempo und Dynamik ins Prozedere zu bringen. Selbst die Actionszenen wirken gelangweilt, unaufgeregt, und trotz aller Anstrengungen, wenigstens ansatzweise wie „Aliens“ für (geistig) Arme rüberzukommen, „un-involving“, einfach unspannend – was auch an der langweiligen Fotografie von Richard Wincenty („Threshold“, Cyberspace), der es besser können müsste, und dem uninspirierten Schnitt von Richard Byard („Hostage“, und immerhin jemand, der aus der Spielberg-Schule kommt) liegt. „Action“ bedeutet nach Ansicht von Conti, dass seine Darstellerschergen mit ihren Knarren irgendwohin ballern und per Zwischenschnitt die bösen Käfer eingeblendet werden (ab und zu bewirft ein vorwitziger Requisiteur einen Darsteller mit einem hässlichen Prop). Neben dem nun schon mehrfach gelobten Gemetzel im VIP-Zug kommt ein wenig Stimmung nur in einer Sequenz auf, in der SWAT-Girl Manning die angreifenden Käfer mit einem MG niedermäht (und das auch nur, weil die Käfer so schön eklig zersplotzen…).

Womit wir schon bei den Effekten wären. Die CGI sind selbst für eine TV-Produktion eher mäßig – nach dem Willen der FX-Macher sehen die Käfer ein bissl skorpion-artig aus. Heftiges Recyclen von Effektshots fällt auf und stört, und für das „Boss“-Monster, die flugfähige Käfer-Königin, hat man sich ein erlesen dämliches Creature Design einfallen lassen. Ein paar für einen Fernsehfilm überraschend explizite Splatter-FX bringen gelegentlich kurz Frohsinn, machen aber auch nicht so viel Laune, dass deretwegen der Streifen wirklich unterhaltsamer wird.

Bemerkenswert ist noch der Soundtrack, verbrochen von William T. Stromberg („Starship Troopers 2“, „Future Zone“), und mit der Distinktion, der so ziemlich schlechteste Score einer professionellen Filmproduktion zu sein, den ich in den letzten Jahren mitanhören musste. Der Score wäre wohl gerne „minimalistisch“ und ein Gegenentwurf zu den beinahe permanent durchdüdelnden Musikuntermalungen so vieler anderer Genre-Streifen, beschallt nur zielsicher stets die falschen Szenen (bleibt also z.B. in spannend und/oder aktionsreich gemeinten Passagen konsequent still) und dann ebenso treffend im falschen Ton (also z.B. in einer der wenigen reinen Dialogpassagen mit „spannende Musik“-cues). Völlig daneben…

Untypisch für Filme dieser Art verzichtet „Bugs“ auf das übliche stunt-casting bekannter Seriennasen. Antonio Sabato jr. hat zwar u.a. „Melrose Place“ und „Earth 2“ in seiner Vita stehen, beschäftigt sich aber seit Jahren (und eigentlich seit seinem Debüt, dem legendären „Karate Rock“) als hauptamtlicher „Star“ mehr oder weniger dümmlicher DTV- und TV-Heuler wie „Shark Hunter“, „The Base II“, Hyper Sonic oder „Destination: Infestion“ (der übrigens auch als, festhalten, „Ants on a Plane“ unbekannt ist). Ich glaube, ich hab schon mehrfach geschrieben, dass Sabato ein ausdrucksloser Kleiderständer ist, der in einer Seifenoper am besten aufgehoben wäre (und auch zwei Jahre in „Reich & Schön“ amtierte). Für einen Action-Helden fehlt es ihm seit Jahren erwiesenermaßen an Präsenz, Charisma und Ausstrahlung, und trotzdem landet er immer wieder diese Rollen… rätselhaft. Angie Everhart, in Klatschkreisen wohl eher für ihre kurze Affäre mit Sylvester Stallone denn ihre schauspielerischen Fähigkeiten bekannt, kämpft einen ebenso verzweifelten wie aussichtslosen Kampf mit ihrem unglaubwürdigen Charakter (aber wann war eine weibliche Hauptrolle in einem solchen Film jemals glaubwürdig?). Ihre schauspielerischen „Großtaten“ liegen auch schon einige Zeit zurück: „Bordello of Blood“ und „9 1/2 Wochen II“ wären da wohl zu erwähnen… Der Rest des Casts setzt sich aus routinierten kanadischen TV-Akteuren zusammen. R.H. Thomson („Bone Daddy“, „Population 436“) krampft sich eine einigermaßen erträgliche und halbwegs sympathische Performance als opferbereiter Reynolds ab, Karl Pruner („Willkommen in Mooseport“, „The Skulls III“, „Threshold“) hat mit der fiesen Schurkenrolle zumindest dezenten Spaß, Stephanie Moore („Queer as Folk“, „Cube Zero“) macht mit dem wenigen Material als Manning noch das Optimum, Romano Orzari („The Punisher: War Zone“) würde wohl gerne overacten, scheint aber nicht mal dafür genügend Talent mitzubringen. Wes Williams (in einem Bit-Part in „Get Rich or Die Tryin'“ zu sehen gewesen, und angeblich der erste kanadische Hip-Hopper, der in den US-Charts landen konnte) schlägt sich dagegen ganz gut.

Bildqualität: Man könnte bei den „EnCrypt“- und „Threshold“-Reviews nachschlagen… wie auch bei den anderen beiden Filmen, die sich auf der selben DVD der „Science Fiction Box“ von Universal finden, wird ein für die Preisklasse des Boxsets erträglicher, aber auch eben bestenfalls durchschnittlicher 1.85:1-Widescreen-Print geboten – frei von Verschmutzungen und Störungen, aber eben nur mit mittelprächtigen Schärfe- und Kontrastwerten. Die Kompression geht halbwegs okay.

Tonqualität: Wie üblich bei diesen Sets gibt’s nur deutschen Ton in Dolby 2.0. Die Synchro ist mittelprächtig ausgefallen – manche Sprecher erledigen einen guten Job, andere wirken gelangweilt (was ich ihnen nicht verübeln kann). Die Sprachqualität ist gut, der Score sehr leise, die Soundeffekte dezent.

Extras: Keine.

Fazit: Ich sollte es mir sparen, zu SciFi-Channel-Originals geistreiche Schlussworte erfinden zu wollen – schließlich denken die Produzenten auch nicht daran, geistreiche, will sagen originelle und/oder intelligente Filme zu drehen. „Bugs“ ist ein weiterer dieser banalen, beliebigen Monster-Movies, die man sich der Zeitverschwendung halber ansehen kann, aber keineswegs muss, und die eine Sekunde nach Vorbeiflackern des Abspanns auch wieder vergessen sind. Im Vergleich zu manchen Konkurrenten wie den schon vielfach zitierten Kollegen aus der Universal-Science-Fiction-Box ist „Bugs“ vielleicht noch eine Spur öder, langweiliger und unspannender, weil sich wirklich vom Production Designer über den Editor, den Kameramann, den Komponisten, die Darsteller bis hin zu Drehbuchautoren und Regisseur keine alte Sau Mühe gegeben hat, dem Endresultat eine eigene Identität mitzugeben – jeder tut nur so viel wie unbedingt nötig, um nicht wegen Arbeitsverweigerung oder mutwilliger Schlechtleistung verklagt zu werden, keiner legt auch nur eine Unze Herzblut ins Projekt. Ich bin bekanntlich jemand, der normalerweise an jedem noch so unkreativen Monsterfilm noch seinen Spaß hat, aber „Bugs“… hat mich einfach nur gelangweilt. Wäre da nicht die eine Minute in der Auftaktphase, die andeutungsweise zeigt, dass man mit ein wenig Motivation auch aus einem ausgelutschten Thema noch einen kurzweiligen, blutigen Monster-Romp hätte machen können, „Bugs“ hätte keinerlei Existenzberechtigung. Aber 1 Minute aus 82… das ist kein besonders guter Schnitt. Daher: das war nix.

1/5
(c) 2009 Dr. Acula


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