Bubba Ho-Tep

 
  • Deutscher Titel: Bubba Ho-Tep
  • Original-Titel: Bubba Ho-Tep
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  • Regie: Don Coscarelli
  • Land: USA
  • Jahr: 2002
  • Darsteller:

    Elvis Presley/Sebastian Haff (Bruce Campbell)
    John F. „Jack“ Kennedy (Ossie Davis)
    Krankenschwester (Ella Joyce)
    Callie (Heidi Marnhout)
    Bubba Ho-Tep (Bob Ivy)
    Kemosabe (Larry Pennell)
    Ältere Frau (Edith Jefferson)
    Seniorenheim-Direktor (Reggie Bannister)
    Leichenwagenfahrer (Daniel Roebuck)
    Leichenwagenfahrer (Daniel Schweiger)


Vorwort

Abt. Kult + Kult = KultX?

Ich muss heute mal wieder etwas vorausschicken. Ich war nie ein besonders großer Fan von (Deadites, legt die Waffen weg, ich meine * nicht * Bruce!) Don Coscarelli. Phantasm rangiert bei mir in der großen Schublade „ganz nett, muss ich aber nicht wirklich öfter sehen“, und warum der gute Don da unbedingt (bis heute) drei Sequels hinterherschieben musste, hat sich mir auch nie ganz erschlossen (jaja, ich weiß ja, das sind die einzigen Filme, mit denen Coscarelli ernsthaft GELD verdient hat, und das regiert die Welt usw.). Nichtsdestotrotz – das Universum hört halt leider nicht immer auf mein Kommando – ist die Phantasm-Serie das, womit der gemeine Durchschnittsfilmekucker, wenn er den Namen „Coscarelli“ überhaupt jemals gehört hat, selbigen in Verbindung bringt (maximal noch mit dem ersten „Beastmaster“).

Dagegen gehe ich im Fall von Bruce Campbell durchaus mit der Masse konform und deklariere feierlich, dass uns aller Ash einer der größten Sympathiebolzen der Gegenwart und als Schauspieler mit Abstand nicht den Stellenwert besitzt, den er von Rechts wegen eigentlich haben müsste – Cameo-Auftritte in Sam-Raimi-Filmen wie den Spidermännern mögen ein gefundenes Fressen für Filmgeeks sein und Campbells Ruhm in diesen Kreisen mehren, aber so ´ne richtig schöne Hauptrolle wie eben in Evil Dead II und Army of Darkness (den ersten Evil Dead mag ich aus an anderer Stelle dargelegten Gründen nicht mitzählen, und bevor jetzt wieder die Steine fliegen – das sieht Bruce Campbell GENAUSO), ja, die möchte man ihm doch öfter wünschen.

Womit wir bei Bubba Ho-Tep wären, der von jenseits des Großen Wassers euphorische Buschfunkmeldungen getrommelt bekam – und das obwohl der Film weder mit Campbells noch mit Coscarellis bisherigem Schaffen in Einklang zu stehen schien. Der alternde Elvis bekämpft eine Mumie? Okay, das ist vielleicht noch ansatzweise Horror, aber hauptsächlich klingt das doch – beknackt… und, seien wir ehrlich, wenn wir an Elvis-Imitatoren denken, haben wir auch nicht automatisch „Superchin“ Bruce Campbell vor dem geistigen Auge. Jedenfalls ist das schon mal reichlich abgedreht und damit von Haus aus interessant für den immer wieder für abgespacete Filmkost zu habenden Doc. Welcher sich, in treuer Tradition dieser Website, die DVD mangels finanzieller Masse wie immer nicht hätte leisten können, aber man hat ja seine Fans und Materialspender. So trudelte vor einiger Zeit (ja, ich weiß, ich sitze schon ´ne Weile auf der Scheibe) im gleichen Paket mit Nikos the Impaler und Thriller – A Cruel Picture, beide ja mittlerweile schon ausführlich abgehandelt, auch die englische Superduperspecialedition von Bubba Ho-Tep aus dem verdienstvollen Hause Anchor Bay im damals noch Berliner Briefkasten des Docs (an dieser Stelle nochmals der Dank an S_GugL – ich hab Deinen Nick bestimmt wieder falsch buchstabiert, oder?).

Ich hab das Review bewusst ein wenig hinausgezögert – nicht, weil ich keine Lust hatte, sondern weil ich in der geeigneten Stimmung sein wollte. Das ist, davon geh ich mal aus, kein Allerweltsfilm, den wollte ich in der richtigen relaxten Atmosphäre genießen. Und die schien mir heute gekommen (ob´s relaxed genug war? Das könnt Ihr mich übermorgen fragen, wenn ich weiß, ob ich wieder einen Job habe :-)). Also dann – auf ins Altersheim, alt genug dafür fühl ich mich manchmal eh…


Inhalt

Zu Beginn wird den Doofen unter den Zuschauern verklickert, dass „Bubba Ho-Tep“ mitnichten der bürgerliche Name der später auftretenden Mumie ist, sondern vielmehr eine Zusammenfügung der Termini „Bubba“ für einen südstaatlichen US-Reneck und „Ho-Tep“ als allgemeine Bezeichnung eines ägyptischen Gottkönigs. Ist für manche sicherlich wichtig, die suchen sonst in den altägyptischen Dynastien verzweifelt nach dem Bubba Ho-Tep I. zwischen den ganzen Ramsesen…

Dann gibt´s überraschenderweise verblüffend deutsch klingende Laute (in der englischsprachigen Fassung, wohlgemerkt). Ist auch kein Wunder, denn es handelt sich um den originalen Kommentar zu einer original deutschen Wochenschau von 19nochundzwanzig. Es wird über archäologische Ausgrabungen sensationeller Natur inkl. Mumien- und Schatzfund berichtet, die ägyptologisch Vorgebildete zwanglos als die Entdeckung des Tut-Ench-Amun-Grabes identifizieren. Die englischen Untertitel machen uns allerdings klar, dass es sich im Filmsinne nicht um den historischen Anlass handelt, sondern vielmehr die Auffindung einer Mumie eines vermeintlichen Pharaos Amun-Ho-Tep (oder so). Warum einen expositionslastigen Prolog selber drehen, wenn der im nächstbesten Filmarchiv schlummert und eh kein Mensch in Amerika deutsch kann? Eben… der hier ansässige Verleiher sollte aber sicherheitshalber den Wochenschau-Part nachsynchronisieren, kleiner kostenloser Tipp des Docs, den er gratis für umsonst ausspuckt.

Nun schalten wir um in ein texanisches Kaff mit dem entzückenden Namen „Mud Creek“ (da fühlt man sich doch gleich wie daheim), genauer gesagt, in die Seniorenverwahranstalt „Shady Rest“, ihres Zeichens aktuelle Ruhestätte des King of Rock´n´Roll. Elvis lebt also (und nix in Memphis, und schon gar nicht auf Rupert oder auf den „Venushügeln“), ist aber nicht besonders gut drauf. Der Zahn der Zeit hat nicht nur an seinen morschen Knochen, sondern auch an seinem besten Stück genagt – bzw. er hat ihm da was draufgepackt, nämlich eine unangenehme Zellwucherung. Die wäre der King gerne los – er würde sie Priscilla nennen und per „jack off“ beseitigen, da gibt´s nur ein Problem – der königliche Paarungsfortsatz ist schon ´ne ganze Weile nicht mehr standhaft gewesen. Es gibt unkreativere Möglichkeiten, einen Charakter einzuführen, als ihn im Bette liegend per voice-over Monologe über seinen Penis aufsagen zu lassen…

Es kann jedoch der Impotenteste nicht in Frieden philosophieren, wenn es dem Zimmermitbewohner nicht gefällt. Bull, ehemaliger Kriegsheld, fühlt sich durch des Kings voiceover nicht gestört, hat aber gerade einen spontanen Erstickungsanfall. Sein an Elvis gerichtetes Hilfeansinnen bleibt erfolglos, weil der hüft- und bis auf sein Fortpflanzungsorgan auch sonst recht steife King in seinem geriatrischen Zustand nicht besonders mobil ist. Bull verröchelt und wird von nicht besonders empfindsamen Leichenwagenfahrern gen allerletzter Ruhestätte gekarrt.

Später wandelt eine „ältere Dame“ (der Respekt verbietet es mir, die Bezeichnung „old hag“ aus meinen Notizen zu erwähnen. Öhhm….) durch die Korridore des Altenstifts und wird durch ein Zischgeräusch neugierig gemacht. Kein Grund zu angespannter Erwartungshaltung – wir erfahrenen Allesseher und -hörer erkennen natürlich sofort, dass das Geräusch zu mechanisch-regelmäßig ist, um auf etwaige übernatürliche Anwesenheit hinzudeuten. In der Tat handelt es sich nur um eine etwas unmotiviert auf dem Gang stehende eiserne Lunge mit weiblicher und auch nicht grade taufrischer Belegung. Die „ältere Dame“ ist so liebenswürdig, es dem alten Mädel in dem archaischen Apparat etwas bequemer zu machen, aber nur zum Schein. Grad hat sich die Mechanolungenbenutzerin noch artig bedankt, hat ihr ihre vermeintliche gute Seele schon die modisch hübsche Brille von der Nase geklaut – die eingeschränkte Bewegungsfreiheit in der eisernen Lunge verhilft der diebischen Elster zum ungestraften Abgang, und weil sie gerade noch dabei ist, klaut sie einige offenbar herrenlos herumstehende Süßigkeitenpakete, die mitfühlende Angehörige ihren abgeschobenen Altverwandten vermacht haben. Ich wußte immer, trau keinem über 60…

Nun kann man sich in Horrorfilmen, und im weiteren Sinne handelt es sich auch bei diesem hier um einen solchen, auf eins gemeinhin verlassen – Unrecht Tun gedeihet nicht, die Strafe folgt gern auf dem Fuße. Jawollja. Als unsere Schoki- und Brillenstibitzerin im Nachtgewand in der Heia liegt, ihre Beute mampft bzw. in sicherer Schublade verstaut (am Ende wird das Zeug sonst noch geklaut), bemerkt sie ungebetenen Besuch – von der sechsbeinigen, mistkäferartigen Sorte. Kann, nach Les- und Insektologenart einer typisch intelligenzmässig nicht gerade sonderausgestatteten Redneck-Veteranin, natürlich nur eine Küchenschabe sein, zwar eine verdammt große, weil ungefähr 15 cm lange, aber in Amerika ist bekanntlich alles größer. Wir, die wir uns auskennen, nennen das Vieh natürlich lieber Skarabäus. Der Käfer robbt unter die Bettdecke und muss dort Prügel einstecken. Seine mächtigen Zangen sorgen aber für einen solide blutigen Biss, der unsere Diebin vor Schreck und Schmerz aus dem Bett poltern lässt. Der Käfer erweist sich der nunmehr ausgepackten Waffe „Spazierstock“ zwar trotz Chitinpanzers unterlegen (splotz), aber hinter der stolzen Käferkillerin baut sich schon die Mumie, geschmackssicher mit Hut und Feder am solchen, auf… Elvis hat im Traum Visionen der Mumienattacke und wacht auf, nur um die Heimmitbewohnerin am Bodenniveau am Türstock seines Zimmers hängen zu sehen. Auch sie wünscht sich Hilfe, aber bis Elvis seinen schwerfälligen Körper aus dem bequemen Bett gewuchtet hat, hätte sogar ein bein- und armloser Killer die arme Frau ihrem grausigen Schicksal entgegengezerrt. Und wieder ein neuer Auftrag für die Leichenwagenchauffeure…

Am nächsten Tag (oder so) bietet sich dem King ein erfreulicherer Anblick – ein attraktiver junger blonder Feger durchwühlt die Hinterlassenschaften seines dahingeschiedenen Zimmerkumpels, allerdings nur, um den ganzen Kram wegen anscheinend erwiesener Nutzlosigkeit in den Papierkorb zu befördern. In einem spontanen Aufwallen von kameradschaftlicher Verbundenheit mit dem Verstorbenen bittet Elvis todesmutig um ein paar Erinnerungsstücke, z.B. das „Purple Heart“ des Kriegsveteranen. Die Bitte wird positiv beschieden und das Abtauchen des Mädels auf den Boden des Mülleimers eröffnet dem King reizvolle Einblicke auf die Heckpartie des Mädchens. Kein Wunder, grübelt der Rockerrentner, dass es dem Girl nichts ausmacht, ihr heißes Höschen unterm Minirock vor ihm zu präsentieren, denn so rein erektionell spielt sich beim King trotz der Steilvorlage nichts ab. Deprimierend. Wenn´s schon kein erotisches Highlight gibt, will Elvis wenigstens dem Mädchen, von ihm korrekt als Bulls Tochter Callie geoutet, auch den Tag versauen und macht ihr Vorwürfe – nie hat sie ihren alten Herrn besucht. Zwar meint Callie, sich nicht unbedingt vor einem alten Sack rechtfertigen zu müssen, tut das aber trotzdem halbherzig mit der Ausrede, beschäftigt und außerdem monetär nicht zu großartigen Besuchen in der Lage gewesen sei. „Die verlangen hier keinen Eintritt“, brummt Elvis gehässig. Auch kleine Bosheiten bestraft der liebe Gott schnell und unbarmherzig, z.B. in Person einer dominanten Krankenschwester. Die stellt uns und Callie den King erst mal namentlich vor – als Sebastian Haff! „Mr. Presley, oder wenigstens Elvis“, verlangt der King genannt zu werden. „Ich dachte, der wäre tot“, wundert sich Callie (die ist auch noch nie mit Ützwurst Taxi gefahren…). „Ich bin NICHT tot“, behauptet Elvis und wird von der Schwester daran erinnert, dass er doch nichts anderes als ein (wenn gleich guter) Elvis-Imitator war, sich bei einem bedauerlichen Bühnenunfall vor 20 Jahren die Hüfte gebrochen, ins Koma gefallen und nach dem Aufwachen etwas… seltsam geworden sei. Selbstverständlich war er Elvis-Imitator, räumt der King ein, schließlich kann er ja nichts anderes. Callie verlangt Aufklärung und die liefert Elvis nur zu gern in Form eines ausführlichen Flashbacks…

Damals, lang lang ist´s her, hatte Elvis den Starruhm satt – die Drogen nervten, Priscilla war abgehauen und mit der Musik konnte er sich auch nicht mehr identifizieren, außerdem ging ihm seine Entourage auf die Nerven. Ergo kam der schlaue Rock´n´Roller auf die Idee, mit Sebastian Haff, dem besten Elvis-Imitator der Welt, die Identität zu tauschen (hmm… aus Elvis has left the Building weiß ich, dass es zu Elvis Todeszeitpunkt gerade mal ein halbes Dutzend Elvis-Imitatoren gab. Da kann die Auswahl nicht so riesig groß gewesen sein). Haff war von dem überraschenden Angebot angemessen begeistert und ein Abkommen wurde unterschrieben – wenn Elvis vom bürgerlichen Leben des Nicht-Stars die Schnauze voll hat, könnte er wieder zurück in sein eigentliches Leben wechseln. Möglicherweise hätte Elvis seinen Ersatz etwas genauer durchleuchten sollen, denn zu seinem persönlichen Pech war Haff den Drogen noch mehr zugeneigt als er selbst und hatte sowieso ein schwaches Herz (womit denn auch klar wäre, dass Haff der abgenippelte und eingesargte Pseudo-King gewesen ist). Aber auch das war nicht wirklich tragisch – Elvis verlor seine Kopie des Vertrags eh in einem „Barbecue-Unfall“ (der King ist ersichtlich nicht der King of Grill, sondern jagt beim Versuch des Burgerbratens einen halben Trailerpark in die Luft. Dürfte die teuerste Filmszene gewesen sein), und das einfache Dasein des erfolgreichen Imitators, dem die Fans auch zu Füßen liegen, kommt ihm eigentlich auch ganz recht.

Die Krankenschwester warnt vor unangebrachten Übertreibungen, Elvis grummelt vor sich hin und flucht weiter in sich hinein, als die beiden Grazien sich über den alten Irren beömmelnd Land gewinnen. Zeit für etwas Philosophie – ist letzten Endes nicht eh alles egal? Zum Glück gibt´s einen, mit dem Elvis sich quasi unter Gleichen unterhalten kann: Ossie Davis. Bzw. John F. Kennedy (ja, Ossie Davis ist ein Schwarzer. Völlig richtig). Für JFK steht fest, dass man ihm nach dem Attentat in Dallas das Gehirn entnommen und durch eine Tüte Sand ersetzt hat, während sein echter Brägen in Washington D.C. an einer Batterie betrieben wird. Elvis weist auf den Hautfarbenunterschied hin – aber auch das kann JFK, kurz Jack genannt, erklären – „die“ haben ihn getönt! (Wenn ich mir Michael Jackson so ansehe… warum soll das nicht auch umgekehrt funktionieren?).

In der Nacht träumt der King von seinem verhängnisvollen Bühnenunfall – mitten im schönsten und umjubelten Sebastian-Haff-Auftritt (der Film drückt sich übrigens recht geschickt darum, „echte“ Elvis-Songs zu zelebrieren und Bruce Campbell singen zu lassen) macht die Hüfte KNACK und Elvis segelt wenig elegant von der Bühne zu seinen Fans… Ein zutiefst menschliches Bedürfnis weckt ihn auf – uns Elvis hält den Zeitpunkt gekommen, um seine spärliche Restwürde zusammenzukratzen und beschließt, anstatt die Bettpfanne zu benutzen, den langen und beschwerlichen Weg zur Toilette in Angriff zu nehmen; die Gehhilfe ist nur bedingt ein probates Hilfsmittel. Bei seiner Rückkehr ins Zimmer bemerkt der King, dass unbekannte Hand etwas umgeschmissen hat. Die unbekannte Hand stellt sich auch gleich vor und heißt Skarabäus, bzw., weil´s auch der Häuptling aller Rocker und Roller nicht unbedingt besser weiß, Kakerlake. Nur wenige Kakerlaken haben allerdings Sprungfähigkeiten, die einem Grashüpfer proportional gesehen alle Ehre machen würden – und vor allen Dingen zielen sie, wenn schon, nicht auf menschliche Gesichter. Elvis weicht aus und torkelt zu Boden, das monströse Insekt belagert die nächstbeste Wand. Der King sucht Offensivbewaffnung, grabscht aber dummerweise nur einen im Kampf eher wenig nützlichen Löffel. Die Bettpfanne ist, obwohl unbenutzt und daher nicht als chemisch-biologische Waffe zu verwenden, schon geeigneter und schließt den insektoiden Angreifer erst einmal ein. Bei Entfernung des Urinauffangbehälters von der Wand präsentiert sich aber nur ein skarabäusförmiges Luftloch – das schlaue Tierchen hat sich in der Bettpfanne verkrallt und nutzt den zu erwartenden blöden Blick des Pfannenschwingers zu einem erneuten Angriff. Jetzt hat der King aber die Nase voll, erwischt eine Gabel und spießt den Käfer auf: „Never, never fuck with the KING!“ Weil der Käferapparillo immer noch zuckt, lässt Elvis ihn Bekanntschaft mit dem (VDE-technisch höchst bedenklichen) Heizgerät schließen. Bringt dem King zwar einen sanften Elektroschock ein, lässt den Skarab aber ohne weiteres den Weg zu Anubis antreten.

Elvis schleppt sich auf den Korridor, um etwaigem Aufsichtspersonal und der Welt an sich die Käferplage mitzuteilen, doch seine Rufe verhallen ungehört. Wo er sich schon mal aus dem Bett bewegt hat, entscheidet er sich für eine Exkursion in JFKs Zimmer und kuckt dort erst mal nicht schlecht ob der Dekoration – Mugshots von Lee Harvey Oswald und Jack Ruby als Wandschmuck und auf dem Tisch eine dreidimensionale Tatortrekonstruktion des Dallas-Attentats. Der Urheber dieser zumindest denkwürdigen Innenarchitektur liegt allerdings face-down auf dem kalten Boden. Aber wenigstens lebt er noch. „Du liegst auf dem Boden“, informiert Elvis den Halbbewußtlosen freundlicherweise. „Kein Scheiß“, stellt JFK fest, hat aber keinen echten Plan, wer da vor ihm steht. Und überhaupt, Elvis her oder hin, er könnte gesandt sein, um den Ex-Präsidenten endgültig alle zu machen, im Auftrag von Castro oder Lyndon B. Johnson z.B. Und wo´s JFk grad einfällt, der mysteriöse Angreifer, der ihn zu Boden gestreckt hat, war groß und hässlich: „Könnte Johnson gewesen sein!“ „Johnson ist tot“, stellt Elvis klar (sehr ironisch, die Zeile, vor allem, wenn man „Taxi Sharia“-Fan ist). „Das würde den nicht aufhalten“, knurrt JFK beleidigt.

Am Morgen wird Elvis wegen der vermeintlichen Insektenplage vom Heimleiter interviewt (selbiger, als In-Joke für die Phantasm-Fans, wird von Reggie Bannister gespielt), der sich vor allem Einzelheiten über die aufgetretene Käferart erhofft. „Bin ich Ickyologe?“, knirscht Elvis unleidlich (viele Freunde hat der auch nicht in diesem Heim…).

Apropos „icky“… der Klops am Dings muss behandelt werden, und zwar mit Salbe. Die ehrenvolle Aufgabe, das königliche Gemächte einzuschmieren, hat die (scheinbar einzige) Schwester. Elvis findet´s unerfreulich und auch die Nurse ist, obwohl mit Gummihandschuhen vor direktem Kontakt geschützt, nicht wirklich begeistert. „Vor 20 Jahren hätte ich sie dazu gebraucht, von meinem Arschloch zu essen“, voiceovert der King nicht gerade jugendfrei, aber der jugendliche erotische Überschwang hat sich verdünnisiert, mitsamt dem freiwillig von Elvis aufgegebenen Ruhm. Ob das die Sache wert war? Oder ist doch wieder alles egal? Der King ist unentschlossen und erleidet einen kurzen Flashback über die bisherigen Ereignisse – mit unerwarteten Resultaten. Die Schwester meldet gehorsamst eine ungeplante und mit gewisser zurückhaltender Euphorie aufgenommene Erektion! Die Nurse empfiehlt dem alten Saubärn eine kalte Dusche („wenn sie mitkommen“, juxt der King). Elvis sieht klar – er hat etwas gefunden, für das er sich interessiert, nämlich die mysteriösen Vorfälle in Shady Rest, und das weckt die Lebensgeister, sogar die hüftabwärts ansässigen! Das ist schon ein rock´n´rollkönigliches Lächeln wert…

Im Speisesaal herrscht die übliche Atmosphäre eines solchen Etablissemangs für ältere Semester. Zumindest sind Elvis und JFK nicht die einzigen offiziell als „durchgeknallt“ erkennbaren Insassen. In vollständigem Kostüm sitzt da nämlich auch der Lone Ranger, schwadroniert über Hinterhalte unter Brücken und ruft nach Tonto. Elvis seufzt im voiceover – früher konnte man mit Kemosabe noch Karten spielen, aber jetzt ist er jenseits von Gut und Böse… Ersatzweise stellt der King Blickkontakt mit JFK her.

Wieder mal bricht eine Nacht über Shady Rest hinein und Elvis träumt davon, von seiner Tochter (mithin Lisa Marie) besucht zu werden. Gerade als Tochterherz „Daddy“ haucht, wird der King fieserweise von JFK geweckt: „It´s loose!“ Weil JFK damit möglicherweise auch seinen Stuhlgang meinen könnte, muss er präzisieren – der geheimnisvolle Angreifer von Neulich! Zu seinem Leidwesen muss JFK einräumen, dass es vermutlich nicht Lyndon B. Johnson war. Etwas irrationalerweise, schließlich hat er sich doch vorhin zusammengereimt, dass seine neue Lebenskraft aus dem Abenteuer resultiert, meint Elvis, JFK solle das vielleicht nicht gerade seinem Frisör, aber zumindest bestenfalls der Heimleitung erzählen. Aber JFK traut seit Dallas keinem Anzugträger mehr, schließlich sind die dran schuld, dass sein Denkkasten jetzt im Glas in Washington steht, und wenn die mal die Batterie abschalten, ist eh Ende Gelände. Elvis aber, dem vertraut JFK, auch wenn´s mal Gerüchte gegeben habe, dass der King of Rock den Präsidenten hasse – seit der letzten Nacht allerdings sieht JFK das anders, schließlich hätte Elvis ihm den Rest geben können. Diesen Argumenten kann sich der beste Ruhestandsmucker nicht entziehen – zumal der Präsident ihn auch als den echten King akzeptiert. Und dem muss er ganz dringend was zeigen. Der Weg dorthin ist für die Fußkranken beschwerlich, aber Elvis stellt fest – auch das mit dem Laufen geht besser als noch vor kurzem. Dafür ist das Ziel des nächtlichen Ausflugs ernüchternd: die Besuchertoilette. Da fragt sich unser King schon, was der ganze Spaß wieder soll. JFK empfiehlt, das Holzauge auf die an die Wand des Lokus gekritzelten Krakeleien zu richten. Der King tut wie ihm geheißen, macht sich aber trotzdem nix draus – Klograffiti halt. Genauer hinkucken, fordert der Präses. Auf den zweiten Blick identifiziert Elvis die Wandmalerei zutreffend als ägyptische Hieroglyphen. Und JFK hat die sogar schon übersetzt, obschon mit die fachliche Expertise eher fraglich zu sein scheint: „Pharaoh Gobbles Donkey Goobers“ und „Cleopatra does the Nasty“ translated er nämlich, gibt aber wenigstens zu, dass es sich um eine eher grobe Übersetzung handelt. Elvis sieht trotzdem keinen Zusammenhang – kann ja sein, dass einem auf´m Abort zu langweilig war und er sich mit ein paar ägyptischen Doodles die Zeit vertrieben hat. Theoretisch schon, meint JFK, hat aber praktische Zweifel – er hat nämlich seinen unbekannten Angreifer ekligerweise mit „seinem Mund über meinem Arschloch“ erwischt, und da blickt der Präsident durch: „Er wollte meine Seele!“

Die kann man, wie jedermann, zumindest, wenn er „The Everyday Man´s or Woman´s Book of Souls by David Webb“ gelesen hat (muss es im Buchclub günstig gegebe haben), durch jede Körperöffnung aussaugen (warum sollte man, wenn man die Auswahl hat, ausgerechnet den Arsch wählen? Ist doch pervers…). Weil Elvis das nun wirklich für ziemliches Dumpfgeplauder hat, sieht sich der Präsident genötigt, seine Aussagen durch schriftliche Beweisführung zu untermauern.

Dieweil pafft die Krankenschwester auf der Veranda einen Glimmstengel, bemerkt dabei unangemeldetes bläuliches Elektroblitzen aus dem Gärtnerschuppen. Passenderweise wird sie in diesem Moment vom Heimleiter erschreckt. Die Nurse rapportiert die widerrechtliche Lightshow, aber der Heimleiter bemerkt kalt, dass das wohl absolut nicht in ihren Dienstbereich fällt. Achselzuckend pafft die Nurse weiter, wird aber von einem dämonisch-rotgefilterten POV-Shot aus dem Schuppen beobachtet…

Ob und was der Herr POV-Shot tut, tut-ench-amunt aber grad auch nichts zur Sache, auch wenn wir noch feststellen, dass es sich, wer hätt´s gedacht, um die Mumie handelt, die neben dem Huttick auch garantiert nicht altägyptische Cowboystiefel Marke Marlboro-Mann trägt (eine schöne Leiche entstellt nichts). Wichtiger ist derzeit das schlaue Buch, in dem Elvis interessiert blättert (das erwähnte Seelenbuch) – genauer gesagt das Kapitel über die „Soul Sucker“. Selbige könnten, wenn durch diverse Zaubersprüche etc. vorbereitet, nach tausenden von Jahren wieder ins Leben zurückkehren, brauchen dann allerdings, so rein ernährungstechnisch betrachtet, alle Nase lang eine frische Seele als Futter. Je kleiner das „Lebensfeuer“ in diesen Seelen brenne, desto weniger lang hält so eine Mahlzeit vor. Apropos Mahlzeit – JFK hat einen seltsamen Sinn für Prioritäten und möchte, dass Elvis sich an seinem „Ding Dong“ labt. Elvis missversteht das zunächst. „Nicht MEIN Ding-Dong,“, formuliert JFK vorsichtig, sondern einen Ding-Dong-Schokoriegel, „auch wenn meiner auch schwarz wäre“. Mr. President hortet eine ganze Schublade mit lecker ungesunden Naschereien. Gestärkt kann man sich ans Analysieren der Sach- und Rechtslage machen. Ein Altenheim ist für so einen Seelensauger der reinste Schnellimbiss – zwar halten die Seelen der alten Säcke und Säckinnen nicht lange vor, dafür fällt niemandem auf, wenn ab und zu mal eine der vergreisten Herrschaften das Zeitliche segnet und Nachschub wird automatisch angeliefert.

Die Mumie ist dieweil am Zimmerpartner des Lone Ranger zugange. Kemosabe bemerkt die saugende Aktivität und ballert mit seinen (natürlich ungeladenen) Spielzeugrevolvern, was den untoten Ägypter verständlicherweise jetzt nicht wirklich schwer am Zeug flickt.

Elvis fragt sich dieweil, wie eine ägyptische seelensaugende Mumie nach Texas kommt und wieso sie auf Lokuswände malt. Letzteres deucht JFK klar – auch Seelen haben ihre unverdaulichen Bestandteile und die, naja, lässt eine wohlerzogene Mumie halt dort ab, wo es sich gehört, und wenn´s dabei halt etwas langweilig wird, kommt man ins Malen… Zweifellos entwürdigend, aber nicht wirklich zu ändern. Vom Korridor aus dringen verdächtige Geräusche an die altehrwürdigen Lauschlappen. Todesmutig erklärt sich Elvis bereit, die Lage zu peilen, was JFK für versuchten Selbstmord hält: „War nett, dich gekannt zu haben!“ Dem getrübten Auge des Kings bietet sich denn auch das Bild einer miesepetrigen Mumie – Elvis versucht, sich wieder aus dem Blickfeld der wandelnden Wickelleiche zu beamen, aber der Altägypter hat ´ne recht gesunde Auffassungsgabe. Positiv für den King ist, dass die Mumie gerade gespeist hat und auf Nachschlag keine Lust hat – sie belässt es bei einem heftigen Blickkontakt, der Elvis direktemang in eine Vision leitet: erschreckt darf er miterleben, wie am Hofe eines gelangweilten ägyptischen Gottkönigs, der von mittelmäßig attraktiven barbusigen Dienerinnen umschwirrt wird, ein bedauernswerter Jüngling, mit gewisser Wahrscheinlichkeit unsere spätere mordende Mumie, im Lebendzustand von den Einbalsamierern bearbeitet wird, inklusive des immer wieder gern gesehenen „Hirnteile durch die Nase ziehens“ (das sind die zwei Sekunden Gore, auf die der ein oder andere möglicherweise lauert). Gesund ist das auch nicht. Eher rätselhaft sind dafür noch die Zwischenschnitte einer gesperrten Brücke aus Fahrersitzperspektive (das wird sicher was damit zu tun haben, wie Mumienheinz hier in Texas gelandet hat). Die traute Zweisamkeit zwischen Mumie und Rockrentner wird durch Kemosabe gestört, der im Nachtanzug, aber mit Maske und Cowboyhut und gezückten Spielzeugknarren mit der Mumie abzurechnen gedenkt und dabei fortwährend „Arschloch! Arschloch!“ murmelt. Ab einem gewissen Alter sollte man aber wohl doch nicht mehr Cowboy spielen – die Pumpe des alten Herrn reicht den Abschied ein und konsequenterweise der ganze Lone Ranger hinterher. Die Mumie lässt sich nicht aufhalten und zaubert sich mirakulöserweise durch die verschlossene und alarmgesicherte Haupteingangstüre.

„Er starb mit feuernden Kanonen und intakter Seele“, resümmiert der King das Schicksal Kemosabes und nimmt in einem unbeobachteten Moment die von den Leichenwegträgern liegengelassene Maske des Lone Rangers an sich. In der Gewißheit, dass ihnen die Wahrheit eh kein Mensch glauben würde, entscheiden sich JFK und Elvis dafür, die Auskunft begehrenden Autoritäten der Einfachheit halber anzulügen. Die Leichenwagenfahrer beweisen ihren respektvollen Umgang mit den sterblichen Überresten echter Menschen und schmeißen den Korpus Kemosabes versehentlich, nichtdestoweniger vehement, in hohem Bogen in die Botanik. Mit unschuldigem Pfeifen und den typischen „das-hat-jetzt-keiner-gesehen“-Mienen bergen sie den Leichnam und stopfen ihn in ihre Schleuder.

Elvis steht nachdenklich im Garten und reagiert verdammt unleidlich, als die Krankenschwester ihn freundlich auffordert, sich umgehend zum Mittagsschlaf und anschließender Schwengelbehandlung wieder in seinem Zimmer einzufinden. „Fuck off, bitch“, ist noch so ziemlich das netteste, was ihm einfällt, und die Drohung, ihr seine Gehhilfe um den Hals zu wickeln, sofern sie es noch mal wagen sollte, ihn zu bevormunden, ist auch nicht gerade allerfeinste Gentlemännerart. Aber zumindest effektiv, denn die Nurse rafft die Röcke und bringt sich in Sicherheit. Der King sattelt die gerade noch als Mordwerkzeug angedachte Fortbewegungsunterstützung und latscht den weitläufigen Garten ab. Einen kleinen Hügel runter fließt ein Bach (der Mud Creek, nehm ich an) und der erscheint Elvis untersuchenswert. Der Abstieg ist eher halsbrecherisch, wird aber ohne schwerere Verletzungen bewerkstelligt. Wenigstens lohnt es sich, denn am brackigen Ufer entdeckt Elvis ein Bus-Nummernschild. Langsam fügt sich das Puzzle zusammen – wir haben ja noch die Vision der letzten Nacht im Gedächtnis. Erschöpft schleppt sich Elvis zurück auf sein Zimmer und sackt auf seine Heia. Da ist noch was zu erledigen – nämlich das Einreiben des Liebeskriegers. „Es ist Krebs“, ist sich Elvis sicher, „sie sagen´s mir nur nicht, weil sie hoffen, dass ich eh vorher sterbe. Und wenn´s kein Krebs ist, ist es auch egal.“ Da entwickelt jemand eine etwas fatalistische Lebenseinstellung… Dass das Fernsehen einen 24-Stunden-Elvis-Filme-Marathon zeigt (was an sich schon Strafe genug ist, selbst wenn man nicht der King in Disguise ist), hebt die Laune des Depressiven auch nicht weiter, bringt ihn vielmehr zur Erkenntnis, dass er sich sein Star-Schicksal selbst eingebrockt hat. Spätestens beim Einstieg ins Filmgeschäft hätte er Colonel Parker feuern sollen, und natürlich Priscilla besser behandeln (tja, nachher ist man immer schlauer. Ist fast wie im richtigen Leben).

JFK hat dieweil Recherche betrieben – mit „der Person, die sich meine Nichte nennt“, hat er ein Zeitungsarchiv heimgesucht und tatsächlich die Herkunft der Mumie ermittelt. Eine solche sei nämlich vor einiger Zeit als Ausstellungsstück quer durch die Staaten geschickt, aber in Texas gestohlen worden. „Lass mich raten, von Typen in einem Bus“, spekuliert Elvis richtig und von dieser Erkenntnis bis zum richtigen Schluss, dass die Mumienräuber aufgrund eines unerwarteten Tornados in einen Unfall und ein nasses Grab getrieben wurden, ist´s dann auch nicht mehr weit. Durch den Unfall sei der höchstwahrscheinlich verfluchte Sarkophag geöffnet und die Mumie freigesetzt und ins Leben zurückgebracht worden. Und jetzt saugt sie halt Seelen, bis jemand sie am Wickel packt. Was tun, fragt Elvis, und JFK hat nur einen Ratschlag auf Lager: „Das Heim wechseln“. Keine besonders kinematische Lösung… ob die tatsächlich so umgesetzt wird, verrate ich nach der Werbung 😉

Also weiter – weil auch die wesentlichen Verantwortungsträger des Films einen bloßen Ortswechsel nicht als geeignete Klimax ansehen, reflektiert Elvis nachdenklich, dass ein Umzug für ihn nicht in Betracht kommt. Er hat außer Shady Rest nichts und niemanden mehr, das Heim ist, so traurig es auch sein mag, seine Heimat. Und für die muss man im Zweifelsfall auch mal kämpfen: „Es ist Zeit, das zu werden, was ich immer werden wollte: ein Held!“ Aber es ist nicht leicht, ein Held zu sein – zumindest nicht alleine. Deshalb ruft er über Haustelefon JFK an und hält dem einen beeindruckenden Vortrag: „Frage nicht, was dein Altenheim für dich tun kann, sondern was DU für dein Altenheim tun kannst!“ „Du klaust meine besten Zeilen“, ärgert sich Mr. President, lässt sich aber trotz vorhandener Bedenken breitschlagen, bei der Mumien-Vernichtungs-Aktion mitzuwirken.

Diese wird auch umgehend generalstabsmäßig vorbereitet – zwar ist das Waffenarsenal überschaubar, aber das tut der Motivation keinen Abbruch: brennbarer medizinischer Alkohol, eine aus dem Gärtnereibestand geklaute Sprühpumpe für ebenselben, Streichhölzer zum Anzünden und eine Schere, alles organisiert vom King, während JFK ein paar weise Zaubersprüche aus seinem schlauen Buch – zwar nicht speziell geprüft gegen Mumien, aber zur Abwehr des prinzipiell Bösen hoffentlich geeignet. Die Ghostbusters sind sie damit zwar grade nicht, aber das gleichen sie durch Altersweisheit mühelos aus, oder? Das wichtigste allerdings sind die „Uniformen“ – JFK wirft sich in einen mächtig präsidial-seriösen Zweireiher, Elvis hat eine seiner Gala-Konzert-Paillettenkrankheiten mit Cape aufgezogen. Im Elektro-Rollstuhl (JFK) und an der Gehhilfe machen sich die rüstigen Mumienmarder auf, den antiken Wadenwickel in die nächste Welt zu befördern. Zunächst muss aber das wohlverriegelte Heim erst einmal verlassen werden können und hier kommt die Schere ins Spiel – mit der wird nämlich das ausgeklügelte Alarmsystem durch couragiertes Durchschnippen des singulären Kabels ausgeschaltet (man soll solchen Kram halt doch nicht bei Conrad kaufen…). Im Vorgarten präpariert man den Alkoholsprüher und Elvis zeigt seine Geheimwaffe: einen indianischen Medizinbeutel, gefüllt mit „mucho mojo“, namentlich Bulls Purple Heart und Kemosabes Maske. Ob das die Mumie jetzt wirklich beeindrucken wird? Nun, wenn Elvis glaubt, dass es hilft – der Placebo-Effekt ist ja bewiesen…

So ein ganz gutes Gefühl scheint der King aber dann doch nicht zu haben, denn er wird sehr nachdenklich und sinniert über Priscilla und sein Töchterlein. „Wir waren nicht da, als unsere Kinder uns gebraucht haben“, stimmt JFK ins Klagelied ein, aber andererseits „waren wir die bestmöglichen Väter unter den gegebenen Umständen“. Das muss als Motivationstalk für den Showdown reichen. Aber eine Frage hätte der King dann doch noch… JFK hatte doch die Monroe in der Kiste… wie war das dann? „Das ist streng geheim“, schnappt JFK, „aber unter uns… WOW!“ Man trennt sich, um getrennt zu marschieren und vereint zuzuschlagen und Elvis tut dies in dem Gefühl, rein sexualtechnisch offenbar doch was verpasst zu haben.

Und so schieben unsere beiden alten Säcke Wache. Das persönliche Pech, dem Feind zuerst ins zerfurchte Antlitz zu blicken, hat Elvis und kann sich einen GULP nicht verkneifen. Die Mumie verdünnisiert sich into thin air, was Elvis ein „oh shit“ entlockt. Von JFK ist keine Hilfe zu erwarten, der pennt nämlich fuffzich Meter weiter den Schlaf der ungerechten Ex-Präsidenten. Das ist halt das Kreuz mit den Senioren, alle Nase lang fallen denen die Augen zu und manchmal sogar für immer…Die Mumie creept hinter Elvis hervor und verwickelt den King of Rock in einen Zweikampf. Die Gehhilfe erweist sich als Schlag- und vor allem Gegner-auf-Distanz-halt-Werkzeug als veritables, aber nicht besonders ausdauerndes Mittel. Zum Glück ist der Kampfeslärm laut genug, um in den Sandbeutel, den JFK sein Gehirn schimpft, vorzudringen und ihn aufzuwecken. Während Mr. Kennedy im Rolli herantuckert, bemüht sich Elvis, seine patentierten Moves als Karate-Schläge und -Tritte anzubringen, was aber weniger die Mumie als vielmehr ihn selbst empfindlich schädigt (ein künstliches Hüftgelenk wäre vielleicht eine gute Investition gewesen). Unser antiker Quälgeist wendet sich nun aber dem störenden Präsidenten zu, schubst ihn aus dem Rollstuhl und bereitet sich auf eine fröhliche Seelensaugung vor (erfreulicherweise lässt er JFK die Hose anbehalten – schließlich funktioniert´s mit JEDER Körperöffnung und der Mund ist im Zweifel etwas mainstream-film-tauglicher).

Elvis gelingt es, den herrenlos herumscootenden Rollstuhl zu hijacken, nimmt Anlauf und rammt die Mumie frontal. Derartige Sabotageakte finden des Seelensaugers Wohlgefallen begreiflicherweise nicht, weswegen mumienseits zum Mittel der saftigen altägyptischen Flüche gegriffen wird (naja, noch ruft die Mumie vergleichsweise zivil den Sonnengott an… wichtig und witzig ist dabei übrigens, dass sich der Mumie Worte als meterhohe CGI-Hieroglyphen manifestieren – Fantasieglyphen, wie auch Coscarelli zugibt, aber dafür untertitelt -; ein Gag, der übrigens nicht auf Coscarellis Mist gewachsen ist, sondern so auch in der Vorlage steht). Was ein wahrer King des Rock´n´Roll ist, lässt er sich durch ein paar optische Mätzchen nicht beeindrucken, sondern besprüht den Urheber der CGI-Show lieber mit Alkohol. Ein Streichholz später gibt´s Mumie a la Flambée.

Nur für Mr. President sieht´s trotzdem schlecht aus – zwar scheint seine Seele noch dazu sein, wo sie hingehört, jedoch dem Körper geht´s nicht gut. Das ist JFK selber klar, weswegen er Elvis ein Blatt Papier in die Hand drückt (das dürfte dann wohl die Beschwörungs-Schutzformel sein) und ansonsten nach ein paar pathoserfüllten letzten Worten friedlich dahinscheidet. Elvis erweist ihm die letzte Ehre eines militärischen Saluts. Vielleicht hätte er aber auch mit einem halben Auge auf die Mumie achten sollen, die hat sich nämlich mittlerweile gelöscht und aufgerappelt. Elvis rezitiert die Schutzformel, doch angesichts der Readers-Digest-Lyrik fällt dem King die Tolle aus der Haarpracht: „If evil is your black design, you can bet the goodness of the Light Ones will kick your bad behind!“ Das reimt sich noch nicht mal richtig (vom Versmaß ganz zu schweigen) und lässt Elvis spekulieren, dass dieser tolle Spruch aus einer Frühstücksflockenpackung stammt („Welcher Decoderring war da noch dabei?“). Die Mumie empfiehlt dieweil auf Altägyptisch, dass Elvis, dieser „ass-wipe“ doch bitte Anubis einen blasen möchte. Böse Worte, und wieder einmal recht bildhafter Hieroglyphen-Darstellung via CGI materialisiert. „Time for action“, brummt der King, schwingt sich in den Rollstuhl und crasht einmal mehr frontal in die Mumie – es kommt zum Kampf auf dem fahrenden Rolli. Man würgt sich, verteilt Kinnhaken etc., jedenfalls so lange, bis der Rolli den kleinen Abhang zum Mud Creek hinunterpoltert. Elvis zieht sich im Unfallverlauf eine klaffende Wunde in der Heldenbrust zu. Die Mumie, obwohl ja bekanntlich NOCH älter als der King, erholt sich schneller vom Sturz und möchte nun die Rockerseele verspeisen. Elvis grabbelt panisch nach seiner Alkoholpumpe, macht sie dabei aber kaputt – der brennbare Sprit läuft in breiten Rinnsaalen auf die Mumie zu. Könnte das noch nützlich werden? Der King allerdings rechnet mit dem Schlimmsten, nämlich seinem umgehenden Ableben. Doch es gelingt ihm mit letzter Kraft, per Feuerzeug den ausströmenden Alkohol zu entzünden. Mumie a la Flambée Teil 2 – ich verstehe nicht ganz, warum die Abfackelung jetzt erfolgreicher ist als vorhin, aber meinetwegen. Bubba Ho-Tep verschmurgelt im Bachbett – doch auch für Elvis geht´s dahin. Seine Verletzung ist tödlich, aber „ich habe immer noch meine Seele“. Vor den brechenden Augen unseres Helden gruppieren sich die Sterne am Nachthimmel zu den altägyptischen Hieroglyphen für „all is well“ um (hm, kann uns Elvis das lesen oder bekommt er auch die Untertitel eingeblendet?). Mit einem letzten „thank you very much“ verabschiedet sich der King in Richtung der großen Autogrammstunde im Himmel…

Ihr habt das als routinierte Leser sicherlich schon erkannt – wenn meine Inhaltsangabe verhältnismässig kurz ist (das ist sie, glaube ich) und an hämischen Bemerkungen spart, kann der Film nicht so schlecht gewesen sein. Und, um es kurz und knapp zu sagen, bevor ich den gleichen Inhalt noch mal auf zwei oder drei A4-Seiten ausbreite, Bubba Ho-Tep ist ein sehr guter Film und höchstwahrscheinlich (ich habe nicht alle gesehen) der beste, den Don Coscarelli sich in seiner mittlerweile auch schon langen Karriere aus den Rippen geleiert hat. Gut, das konnte man hoffen, weil der Streifen für Coscarelli ein echtes „pet project“ war – allerdings bedeutet die Tatsache, dass ein Regisseur sich in seinen Stoff schwer verliebt hat und ihn in mühseliger Kleinarbeit finanziert und realisiert, nicht automatisch, dass ein guter, sehenswerter Film dabei herauskommt. Bubba Ho-Tep allerdings funktioniert.

Auch das sollte durch obigen Textsalat bereits durchgedrungen sein – Bubba Ho-Tep ist sicherlich in letzter Linie ein Horrorfilm – vorrangig ist der Streifen eine leise und melancholische Tragikomödie über das Altern und den Tod. Nicht per se der Stoff, aus dem die Lachschlager sind; um eine solche Geschichte gekonnt umzusetzen, braucht es ein ausgezeichnetes Script, einen einfühlsamen Regisseur und gute Darsteller. Bubba Ho-Tep hat alle Zutaten, und diesen wollen wir uns der Reihe nach widmen.

Also zuerst zum Script – Coscarelli selbst adaptierte die Kurzgeschichte von Joe R. Lansdale (Writer für die Zeichentrickserien „Batman“ und „Superman“, außerdem auch Autor der Coscarelli-Episode für Masters of Horror) und traf dabei, wovon nicht unbedingt auszugehen war, den richtigen Nerv. Natürlich ist schon die Grundidee der Geschichte (alternder Elvis und JFK bekämpfen in einem Altersheim eine Mumie) absurd-brillant, in den Händen eines weniger ambitionierten Autoren (und Regisseurs, aber das ist in diesem Fall ein und derselbe, ich kann´s mir also einfach machen) hätte das in billigem Slapstick enden können (was nicht unbedingt heißt, dass es nicht lustig gewesen wäre. Ein Leslie Nielsen in Bestform hätte damit durchaus was anfangen können). Aber wie gesagt – die meuchelnde Mumie ist nur ein Aspekt der Geschichte, und noch nicht mal der wichtigste. Wesentlicher ist die Frage, wie wir (in diesem Falle ist „wir“ die amerikanische Gesellschaft, aber „wir“ hierzulande unterscheiden uns in diesem Aspekt nicht großartig von den Yankees) mit unseren Alten umgehen. Man schiebt die Senioren ab, interessiert sich nicht für sie, lässt sie in irgendwelchen Heimen vor sich hin vegetieren und wartet, bis sie sterben, damit man an´s Erbe kommt (wenn´s denn ein solches gibt). Ohne Frage ein trauriges Schicksal (und eines, das mich nach gegenwärtiger Faktenlage nicht erwartet… ich hab niemanden, der mich in ein Heim abschieben könnte, ähem). Der durchschnittliche Jungdynamiker mag nicht mit dem runzlig-faltigen Gesicht des Alters konfrontiert werden, deswegen vermeidet der den Umgang mit Alten nach Kräften, auch wenn´s die aus der eigenen engsten Verwandschaft sind. Die Folge ist eine Vereinsamung, eine Isolation der Alten, die beschäftigungs- und perspektivlos in ihren Betten liegen und auch nur darauf warten können, dass Gevatter Tod sie holt – außer, sie schaffen sich ihre eigene Realität durch eine gepflegte Altersklatsche (es ist für den Film übrigens egal, ob Elvis *wirklich* Elvis und JFK *wirklich* JFK ist. Nun gut, letzteres ist aufgrund schlichten optischen Beweises eher auszuschließen, ersteres wird vom Film recht eindeutig bejaht), sich sozusagen zur Bewahrung ihrer körperlichen und geistigen Gesundheit ein Wahnvorstellung anlachen. Eine interessante These, die dem ein oder anderen, der sich über Fälle vermeintlichen Altersschwachsinns in der eigenen Verwandschaft aufregt, zumindest ein Denkanstoss sein sollte. Kümmern WIR uns um „unsere“ Alten? Es gelingt Coscarelli durch die – auch mit einigen netten optischen Tricks versehene – Schilderung des monotonen und trostlosen Heimalltags dem Zuschauer ein latentes schlechtes Gewissen anzuhexen.

Dabei verzichtet Coscarelli (bzw. Lansdale als Urheber der Vorlage) aber auf einseitige Schuldzuweisungen – denn speziell Elvis überlegt in seinen voiceovers, dass ihn z.B. eine gehörige Mitschuld trifft. Hat er für sein Kind (das, zugegeben, nicht mal weiß, dass er noch lebt) genug getan? Hat er seine Familie richtig behandelt? Er kommt zu dem Resümee, dass dem wohl nicht so war. Im Endeffekt postuliert die Geschichte, dass beide Generationen stärker aufeinander zugehen müssen.

Das ist, wie klar ersichtlich ist, nicht wirklich eine lustige Geschichte, sondern eine traurig-melancholische (dazu passt dann auch das Ende). Der Humor wird aus der abstrusen Grundidee der Story und den Dialogen bezogen – die sind stellenweise zum Brüllen komisch, endlos quotabel und mit „farbigen Metaphern“ nur so durchsetzt – wer Aversionen gegen die bösen Worte „fuck, shit, asshole“ usw. hat, dürfte mit dem Film nicht glücklich werden.Grober Slapstick findet kaum statt, außer in einer speziell für Campbell geschriebenen „Actionszene“, dem Kampf mit dem Skarabäus.

Erfreulich ist, dass die (ursprünglich 40 Seiten umfassende) Geschichte nicht unnötig aufgebläht wird – die Credits abgezogen läuft Bubba Ho-Tep 83 Minuten und das ist genau die richtige Dosis, die vermeidet, dass der Witz sich nicht totläuft und die Story sich mit unnötigen Subplots aufhalten muss. Was Coscarelli an zusätzlichen Szenen, die in der Vorlage nicht enthalten waren, ins Script geschrieben hat, ist nicht wirklich essentiell für den Plot (und führt manchmal, wie die Szene, in der die Krankenschwester von der Mumie beobachtet wird, nirgendwohin), stört aber nicht. Notwendige Exposition wird hauptsächlich durch den Elvis-voiceover geliefert, was vor allem dank Bruce Campbell exzellent funktioniert. Allerdings ist die Hintergrundgeschichte der Mumie nicht immer ganz schlüssig (was aber auch durchaus im Sinne des Filsm daran liegen kann, dass JFK seine okkulten Kenntnisse einem eher zweifelhaften Schmöker verdankt) und eine kurze throwaway-Szene, die erläutert, warum eine 4000 Jahre alte Mumie mit Cowboystiefeln und Federhut rumläuft, wäre nett gewesen (das räumt auch Coscarelli ein. Die Erklärung ist, dass die Mumie versucht, sich der texanischen Mentalität anzupassen und sich daher bei ihren verunglückten Dieben eingekleidet hat). Allerdings sieht die Mumie dadurch schon sehr originell aus… Dass die Hintergrund-Mythologie der Mumie selbst (wer ist dieser Kerl eigentlich, wieso wurde er verflucht?) im Dunklen bleibt, ist zwar aus Sicht des Genre-Puristen ärgerlich, aber verzeihlich, weil die Horrorstory eben nicht der Schwerpunkt der Geschichte ist.

Insgesamt trifft das Script einfach die richtige Stimmung – es ist lustig, aber nimmt sich immer wieder Zeit, um leisere, traurigere und nachdenklich stimmende Töne anzuschlagen.

Kümmern wir uns also um die Regie. Coscarelli macht auch hier vieles richtig – der Streifen ist handwerklich-technisch sorgfältig inszeniert, schlägt das richtige (mid-)Tempo an, dem Alter seiner Protagonisten (zumindest, soweit es die Rollengestalten angeht) angemessen. Zu den besseren Regie-Einfällen der letzten Zeit gehört es, den ritualisierten Tagesablauf im Altersheim durch hochgespeedete Aufnahmen zu symbolisieren (es verdeutlicht, wie gleichförmig und uniform aus Elvis´ Sicht seine Tage ablaufen). Die Kameraführung von Adam Janeiro, der hier seine erste bedeutende Arbeit abliefert, ist größtenteils gelungen und atmosphärisch. Bei tracking shots oder längeren Kamerafahrten schleicht sich aber gelegentliches Ruckeln ein, das ist noch nicht so smooth und perfekt wie es beispielsweise ein Peter Hyams machen würde (aber der ist speziell in dieser Disziplin ja der Chef). In den „Visionen“ und Traumsequenzen geht´s angemessen stylish mit schnellen Schnitten zur Sache, wobei ich auf den singulären Gore-Shot in der „Altägypten“-Vision verzichtet hätte – ich bedauere es immer ein wenig, wenn Horror-Regisseure, die außerhalb ihres „normalen“ Ouevre tätig sind, glauben, ihrer Klientel zuliebe zumindest einen krassen Effekt einbauen zu müssen. Es stört meistens, so auch hier, die Stimmung des Films.

Bubba Ho-Tep ist ein Film, dem sein mikrobenhaftes Budget (man spricht von einer Million Dollar) kaum schadet. Der Cast ist zahlenmäßig überschaubar, mehr als eine Location wird nicht benötigt, großartige Effekthexereien werden nicht verlangt (zu den FX gleich noch ein Wort). Man kann sich nur schwer vorstellen, dass Bubba Ho-Tep mit dem zehn- oder hundertfachen Budget besser geworden wäre (oder auch nur besser aussehen könnte). Coscarelli ist den Umgang mit kleinen Budgets eben gewöhnt.

Bemerkenswert ist der Score von Brian Tyler („Six-String Samurai“, „Godsend“, „Constantine“). Aus Geldgründen konnte sich die Produktion keine echten Elvis-Songs leisten, was ansonsten natürlich nahe gelegen hätte, an Tyler bleibt also recht viel hängen. Der Komponist widersteht der Versuchung, Elvis´ Stil zu kopieren, sondern setzt auf einen gitarrenlastigen, rockig angehauchten Score, der sich irgendwo zwischen Ry-Cooder-Stil, incidentals, die einem Italo-Western entsprungen sein könnten und einem Stil (für die „Horrorthemes“), den ich als „Danny Elfman goes Metal“ bezeichnen würde, einpendelt und insgesamt sehr hörenswert ist und trotz seiner vermeintlichen Deplatziertheit sehr gut wirkt.

Für die Creature- und Gore-Effekte waren unser aller Freunde von KNB EFX tätig. Der Mumien-Suit ist ausgezeichnet und angemessen moddrig wirkend – das itsy bitsy bit of Gore kann man kaum kritisch bewerten. Digitaleffekte gibt´s nur für die Hieroglyphen-Vocals der Mumie; nicht besonders anspruchsvoll, aber gut. Schwachpunkt auf der Effektseite sind die auf herkömmlichem, mechanischen Wege erzeugten Skarabäus-Tricks. Das ist einfach zu erkennbar „Aufziehmodell“, es sieht zu sehr nach Spielzeug, zu wenig nach bösartig-gefährlicher Bedrohung aus. Die große Actionszene Bruce Campbell vs. Skarabäus (gedacht als Referenz an die Evil Dead-Fans, weil in etwa im angenäherten Ash-Stil gespielt) wird dadurch gerettet, dass sie auf den Lacher hin inszeniert ist.

Zu den Akteuren – wie ganz oben gesagt, auf meiner mentalen Liste potentieller Elvis-Darsteller belegt Bruce Campbell nicht unbedingt einen Top-100-Platz. Zumindest bis heute. Campbells Performance (in hervorragend unauffällig-„echtem“ old-age-Make-up von KNB) ist hervorragend. Campbell imitiert Gestik und Stimme (!) des Kings auf großartige Weise. Dass Bruce nicht singen kann, ist nicht tragisch – es kommt dem Zuschauer manchmal zwar etwas gekünstelt vor, wie sich der Film in Flashback-Sequenzen darum drückt, Elvis beim Performen zu zeigen, aber abgesehen davon ist die Illusion nahezu perfekt. Campbell, übrigens von Sam Raimi für die Rolle vorgeschlagen, beweist einmal mehr, welch wandlungsfähiger und vor allem GUTER Schauspieler er ist.

Erstaunlich ist die Chemistry, die ihn mit dem nun wirklich ALTEN (und leider 2005 – aber wenigstens im stolzen Alter von 88 Jahren verstorbenen) Ossie Davis verbindet. Die beiden verfügen über ausgezeichnetes Timing, sie geben ein hervorragendes Comedy-Team ab. Davis ist bzw. war fraglos eine Ikone – einer der ersten Schwarzen, die sich am Theater und im Film durchsetzten, prominentes Mitglied der Bürgerrechtsbewegung und über vier Jahrzehnte gefragter Film- und Fernsehdarsteller (Roots, Grumpy Old Men, The Client). In den 70ern führte Ossie auch einige Male regie, so z.B. beim Blaxploitation-Klassiker Cotton Comes to Harlem).

Grundsätzlich ist Bubba Ho-Tep eine Zwei-Mann-Show, für den Rest des Ensembles fallen nur erweiterte Bit-Parts ab. Ella Joyce (Set it Off) als geplagte Krankenschwester macht ihre Sache sehr gut, Heidi Marnhout (Phantasm IV sorgt für die anatomischen Highlights (jugendfreier Natur – Nippel gibt´s nur kurz im Ägypten-Flashback, natürlich nicht Heidis und keine besonders hübschen). Der routinierte Stuntman Bob Ivy (früher mal ein Mitglied der Fred-Olen-Ray-Troupé und Stunt-Koordinator bei so ziemlich jedem B-Film der 80er und 90er, den man sich vorstellen kann) schlüpft ins Mumienkostüm. Als Lone Ranger gibt sich Larry Pennell die Ehre, den Eurowestern-Veteranen auch in Old Surehand orten können. Reggie Bannister (als Heimleiter unimpressiv) kennt der Horrorfan natürlich aus allen Phantasm-Filmen und dem gerade erschienenen neuen ungefragten Mangler-Sequel.

Zu den ungeklärten Geheimnissen des Universums gehört es, warum ein kultverdächtiger Streifen wie Bubba Ho-Tep, Stand Dezember 2005, noch keinen deutschen Distributor hat. Ein Indielabel wie Koch, Sunfilm oder Legend sollte sich doch die Finger nach diesem Film schlecken… einstweilen bleibt der Griff zur US- oder UK-Disc. Hier liegt die britische Doppel-DVD von Anchor Bay an und wenn ich schon Doppel-DVD schreibe, bedeutet das, JA, verdammt noch mal, SO muss eine DVD aussehen. Angefangen vom extrem schicken Prägedruck-Pappschuber für die Doppel-Amaray, fortgesetzt über den ausgezeichneten, störungs- und verschmutzungsfreien 1.78:1-Widescreen-Transfer (natürlich anamorph) und die drei unspektakulären, aber technisch einwandfreien Tonspuren (Dolby Digital 2.0, 5.1 und dts).

Brillant ist die Ausstattung der Doppelscheibe. Auf Disc 1 finden sich zwei Audiokommentare an – einer von Coscarelli und Campbell, der andere von Campbell im Elvis-Character gesprochen. Und wir wissen ja alle, dass Campbell einer der lustigsten commentary-speaker aller Zeiten ist. Scheibe 2 beherbergt den Löwenanteil der Gimmicks. Zunächst gibt´s einige deleted scenes mit optionalem Regiekommentar – ich kann verstehen, warum die Szenen aus Pacinggründen geflogen sind. Dann kann man sich Joe R. Lansdales Geschichte ausschnittsweise vom Autor selbst gelesen anhören (unterlegt mit ein paar verfremdeten Szenenfotos). Jede Menge Featuretten mit weit über zwei Stunden Spielzeit insgesamt schließen sich an: ein allgemeines Making-of, eins über die Mumien-Effekte, eins über die Kostüme und eins über die Musik. Weiter geht´s mit einem ausführlichen Interview mit Don Coscarelli, Impressionen von der britischen Kinopremiere nebst Q&A mit dem Regisseur sowie ein (wie erwartet witziges) Interview mit Bruce Campbell. Damit nicht genug – neben Biographien für Campbell, Davis und Coscarelli gibt´s noch Trailer und Fernsehwerbespot, eine Fotogalerie und ein kurzes Musikvideo. Da kann man nur noch sagen: Boah ey…

Letzte Worte: Bubba Ho-Tep erfüllt die hochgesteckten Erwartungen, die durch das word-of-mouth geweckt wurden, fraglos – ein schöner Film, traurig, lustig, spannend, abgedreht, ernsthaft, alles in einem. Es verwundert mich fast, dass der Streifen so gut ankommt (IMDB-Rating derzeit 7.5) – normalerweise nehmen Horrorfanboys doch „Experimente“ ihrer Lieblinge, seien es nun Regisseure oder Schauspieler, die sich vom eigentlichen Horrorgenre entfernen, als persönliche Beleidigungen übel. Vielleicht besteht ja doch noch Hoffnung für das Fandom (obwohl ich eher denke, dass es sich bei Bubba Ho-Tep und den Reaktionen darauf um eine rühmliche Ausnahme handelt). Der Doc erteilt dem Film jedenfalls vorbehaltlos seinen Segen und empfiehlt dringliche Anschaffung der UK-DVD – wenn schon von den deutschen Labels keiner unser Geld haben will…

(c) 2003 Dr. Acula


BOMBEN-Skala: 3

BIER-Skala: 8


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