Bruce Lee – Die Todesklaue des Tigers

 
  • Deutscher Titel: Bruce Lee - Die Todesklaue des Tigers
  • Original-Titel: Kuai quan guai zhao
  • Alternative Titel: The Dragon on Fire | Die Todesklaue des Tigers | Enter 3 Dragons | Enter Three Dragons |
  • Regie: Joseph Kong, Godfrey Ho
  • Land: Hongkong
  • Jahr: 1978
  • Darsteller:

    Bruce Lee (Dragon Lee)
    Chen Lee (Bruce Li)
    N.A. Bolo Yeung
    N.A. Bruce Lei
    N.A. Tiger Yang
    N.A. Hugh McCrory
    N.A. Alexander
    N.A. Kong Tao
    Sue (Shirley Kam)
    N.A. Lee Hoi Sang


Vorwort

Glaubt mir irgendjemand, wenn ich behaupte, nicht gewusst zu haben, dass unser heutiger Film ein weiteres Werk aus der Filmschmiede des umtriebigen HK-Producer Joseph Lai ist? Vermutlich nicht, aber es entspricht der Wahrheit. Die DVD-Hüllte verschweigt dieses Faktum nämlich schamhaft (obwohl badmovies.de-Reviews von Lai-Filmen doch inzwischen ernsthaft als verkaufsfördernde Maßnahme angesehen werden sollten), sondern erwähnt nur den Namen Godfrey Ho. Der ist, zugegeben, ein alter Spezi von Lai, arbeitete aber nicht exklusiv für dessen filmschaffende Vereinigung, sondern war überall zu finden, wo ein schneller Hongkong-Dollar zu verdienen war.

Spätestens der Vorspann aber bringt es an den Tag – und bei der Einblendung der Produzenten trifft den geneigten Cineasten sicher der Schlag, denn da steht nicht nur der Name Joseph Lai, sondern auch der des anderen großen Phantoms des Hongkong-Ramschkinos, Tomas Tang (singulär verantwortlich für einen meiner alltime-Lieblingsfilme, das viel und gern zitierte Frauenlager der Ninja, Ninja in Action und zahlreiche andere ansatzweise als “Film” einzustufende Zelluloidschändungen), wobei es sich hierbei um eine seiner frühesten Inkarnationen handeln muss (es besteht die Möglichkeit, dass es sich zu dieser Phase, we’re talking early seventies here, durchaus um Godfrey Ho handeln kann, was der sicher wieder bestreiten wird; näheres zum Phänomen Tomas Tang und der bewegten Geschichte dieses Multifunktions-Pseudonyms findet sich auf der hübschen Site Ultimate Ninja, die ich jedem Fan des Lai-/Tang’schen Patchwork-Kinos nur dringend ans Herz legen kann).

Okay, befassen wir uns mit dem Film an sich – er gehört einem Genre an, das so manchem Filmfan schon die Zornesröte aufs Gesicht getrieben hat und das zum stets gern wiederholen Repertoire unterklassiger Privatsender wie RTL II gehört – Bruceploitation. Nach dem das mysteriöse Ableben des Kampfsportidols Bruce Lee Hongkongs Filmemacher wohl wie ein mittlerer Schock getroffen hatte (erstmals begann sich die westliche Welt so richtig für das fernöstliche Martial-Arts-Filmschaffen so richtig zu interessieren und dann warf das Idol des Genres so einfach und ungefragt den Löffel), kombinierten sie durchaus zutreffend, dass der typische Europäer oder Amerikaner einen Chinesen nicht vom anderen unterscheiden könne und überboten sich gegenseitig mit der Entdeckung von Bruce-Lee-Imitatoren, die sie mit verkaufsträchtigen Pseudonymen wie Bruce Le, Bruce Li, Bruce Lai oder Bruce Lei ausstatteten und auf die Bahnhofskinos dieser Welt losließen. Internationale Verleiher, skrupellos wie immer, hatten damit auch kein Problem und titelten die Streifen, falls das nicht schon die Produzenten in Hongkong besorgt hatten, zu “neuen” Bruce-Lee-Filmen um und das Publikum strömte, obwohl die Filme handwerklich und ihre Stars kampftechnisch den Originalen nicht das Wasser reichen konnten. Diese Vogue der Imitatoren-Filme zog sich von ungefähr 1975 bis 1982 hin – dann nämlich erklomm mit Jackie Chan endlich ein neuer legitimer Nachfolger von Bruce Lee (was die Popularität angeht und den Einfluss, den er in der HK-Filmszene auslöste; schauspielerisch und kampftechnisch haben die beiden keine wirklichen Gemeinsamkeiten) den Kampfkunstthron und feierte seinen internationalen Durchbruch.

Damit hätten wir die grobe Historie auch abgearbeitet. Für Die Todesklaue des Tigers, keine Ahnung, wie der im Original heißt, obwohl ich sicher gut eine Stunde in der IMDB recherchiert habe, konnte ich keinerlei Informationen zu diesem Film auftreiben, stellten sich Lai und Tang wohl die Aufgabe, so viele Aushilfs-Bruce-Lees wie möglich einzubauen (ich schätze, nur The Clones of Bruce Lee, ein früher Bruceploiter, dürfte mehr bieten), was die Sache für einen Reviewer, der in der Welt der Les und Lis nun nicht absolut daheim ist, nicht einfacher macht – denn ich kann einen Bruce Le nun mal wirklich kaum von einem Bruce Li unterscheiden, und verdammt will ich sein, wenn ich ernsthaft weiß, wer von den Gesellen nun wen spielt (einzig bei “Dragon Lee” bin ich mir relativ sicher). Egal, soll dem Spaß keinen Abbruch tun – Vorhang auf, Film ab.


Inhalt

Wir beginnen unser Spiel in einer dunklen Gasse des Nächtens, wo ein schwarzer Typ, der als Samuel Wells kreditiert wird (aber mich soll der Blitz beim Verrichten der Notdurft erschlagen, wenn das nicht ein ziemlich junger Steve James ist), mit einem anderen fiesen Typen einen finsteren Deal durchzieht – gegen Identifikation mittels zerrissenem Geldschein (Ihr kennt das Spiel, jeder hat eine Hälfte und wenn die beiden Hälften wirklich zusammenpassen, ist die Sache geklärt) erhält Sammy (so heißt “Samuel Wells” im Film) einen Koffer mit billigen Klunkern aus dem Kaugummiautomaten, eh, Diamanten. Er hat jedoch nicht viel davon, weil unbekannte Attentäter seinen Geschäftspartner entleiben und ihm selbst eins auf die Mütze hauen. Als Sammy wieder zu sich kommt, ist sein Geschäftspartner immer noch tot, der Diamantenkoffer leer und von den Entwendern der Kostbarkeiten nichts zu sehen.

Cut zum Vorspann, der aus einem handgemachten deutschen Vorspann auf neutralem schwarzen Grund (und der sichtlich nach eigenem Gusto ein paar Namen in den Raum wirft, die nicht mal was mit Bruce Li oder Bruce Lei zu tun haben, dafür wird ein “Barry Lam” als Hauptdarsteller erwähnt; ach ja, und “Samuel Wells” genießt Top-Billing) und dem munter über den Bildschirm wobbelnden Original-Vorspann zusammengesetzt ist (ich weiß, Titel-Tafeln zu erstellen war noch nie die Spezialdisziplin von HK-Filmemachern, die ja bekanntlich auch weiße Schrift auf weißem Grund für lesbar genug erachten, aber diese Einblendungen zittern und schlingern so ziellos über die “Leinwand”, dass man schon verdammt gut aufpassen muss, um die Namen zu lesen, so sie einen denn gesteigert interessieren).

Nach der kurzen Einstellung eines Flugzeugs im Landeanflug auf den HK-Airport (eine solche Szene ist vermutlich in Hongkong gesetzlich vorgeschrieben, auch wenn sie, wie hier, wohl aus achttausenddreihundertzwölfzig mal abgenudelter Stock Footage besteht), sehen wir unseren comic-relief-Charakter (ich wüsste nicht, dass er sich eines Namens bedient, aber da er lustigerweise schielt, und wir wissen alle, Schielen ist per se lustig, nennen wir ihn einfach Schielauge), der jemanden vom Flugplatz abholen soll. Da er aber, wie erwähnt, schielt, packt er sich den erstbesten harmlos aus der Ankunftshalle spazierenden professionellen Bruce-Lee-Imitator, begrüßt ihn als den “kleinen Drachen” (womit dann endgültig geklärt wäre, dass wir den rotbeshirteten und coole 70er-Sonnengläser tragenden Kerl für Bruce Lee, oder zumindest einen Bruce Lee halten sollen) und schleppt ihn ab, während ein anderer professioneller Bruce-Lee-Imitator sich verdutzt fragt, wo wohl derjenige steckt, der ihn abholen soll (comedy is going to ensue, I’m sure), die Schultern zuckt und irgendwohin marschiert.

Schielauge stellt seinen kleinen Drachen seinem Kumpel Ling vor, der ihn mit der Abholung des Typen beauftragt hat. “Das ist Bruce,” stell Schielauge den Rotbehemdeten vor. Ling weiß offensichtlich selbst nicht so recht, wen er eigentlich erwartet hat (oder die Chinesen können sich am Ende selbst nicht auseinanderhalten…) und fragt, ob er denn gutes Kung-fu drauf habe. “Ich hab ganz schön was auf dem Kasten,” grinst Bruce und Schielauge sekundiert: “Er ist Kung-fu-Experte!” (Woher will Schielauge das wissen?)

Bruce Nr. 2 (man sollte die wirklich einfach durchnummerieren – okay, Rotshirt-Bruce ist von nun an offiziell Bruce Nr. 1) ist indes in die Hafengegend gewandert, wo er for no particular reason von ein paar Hafenarbeitern umringt und mit der Gretchenfrage konfrontiert wird: “Nennt man dich den kleinen Drachen?” “Manchmal schon”, brummt Bruce Nr. 2 (mit dem klassischen Bruce-Lee-über-die-Schulter-kuck-Blick) und schon ist der Kampf im Gange. Bruce Nr. 2 müht sich redlich, klassische Bruce-Lee-Verhaltensweisen wie Mimik und gewisse Gesten zu imitieren (besonders die berühmte “komm-schon”-Aufforderung per Zuwinken), und so gar schlecht kämpfen tut er auch nicht, aber mit dem Original wird ihn sicher keiner verwechseln (und sei’s, weil der echte Bruce Lee sich zumindest rasierte). Wie nicht anders zu erwarten, wischt Bruce Nr. 2 mit seinen Kontrahenten den staubigen Boden auf, bis diejenigen, die noch stehen können, auf komödiantische Art und Weise das Weite suchen.

Wir schalten um in eine Szene, die in einem traditionellen Martial-Arts-Klopper zu Zeiten der Ching-Chang-Chong-Dynastie überzeugender wirken würde und von mir zunächst auch für eine solche gehalten wurde (bei Lai und Tang kann man ja nie wissen) – ein alter Knabe mit dem typischen Waigel-Augenbrauen-Problem, das in alten traditionellen Martial-Arts-Kloppern unzweifelhaft (in Ermangelung tragbarer schwarzer Hüte) den oberschuftigen Erzbösmann identifizierte (und dies auch hier tut) namens Ko Fai Tan wird von seinen Untergebenen informiert, dass Bruce Li und Bruce Lei eingetroffen seien, um Sammy zu helfen (es ist schön, wenn die Bösen besser informiert sind als die Guten). Da Ko Fai vermutlich weiß, dass ihm allenfalls ein auferstandener Bruce Lee wirklich Ärger machen könnte und die zweitklassigen Doubles keine größere Bedrohung darstellen (so sagt er das natürlich nicht im Film, newa), macht er sich keine größeren Sorgen.

Ling trifft sich dieweilen mit Sammy – die beiden sind alte Kumpel (weswegen Ling wohl die Bruce Lis, Leis und Lows dieser Welt zur Imitatoren-Convention eingeladen hat). Sammy rapportiert, das ihm die Diamanten, die er im Auftrag seines Bosses Si Tan hätte entgegennehmen sollen, geklaut wurden (dass Sammy also zugegebenermaßen ein Gangster ist, macht ihn nicht wesentlich sympathischer) und Si Tan nun naheliegenderweise vermute, Sammy habe sich die Diamanten in die eigene Tasche gewirtschaftet. Aus irgendeinem nichtigen Grund geraten sich Ling und Sammy in die Haare und brechen, weil sie gerade nichts besseres zu tun haben, einen Kung-fu-Kampf vom Zaun. Bevor sich die beiden aber ernsthaft die Kauleisten polieren können, greift Bruce Nr. 1 friedensstiftenderweise ein und führt die Debatte auf ein sachliches Niveau zurück – “wir werden dich raushauen”, verspricht er Sammy und macht sich auf, um bezüglich des Verbleibs der Klunker Ermittlungen anzustellen. “Bist du wirklich Bruce Lee?” erkundigt sich Sammy, der wohl mal Enter the Dragon gesehen hat und den Hauptdarsteller anders in Erinnerung hat. “Ich bin genauso gut wie er,” grinst Bruce Nr. 1. Zum Gartentürchen wird er von Schielauge begleitet, der aber wird vom zweiten comic-relief-Charakter erwartet, einem Geldhai, dem Schielauge ein Sümmchen von 700 Dollar schuldet. Bruce Nr. 1 schubst den Geldhai nicht mal gelb-würdig herum, macht ein paar vage drohende Kung-fu-Gesten und macht sich mit Schielauge vom Acker. Geldhai ist sauer, nimmt die Verfolgung auf und entdeckt einen joggenden Typen in ähnlicher Aufmachung und mag ihn verprügeln. Dumm nur, dass es sich hierbei um den zufällig hier rum laufenden Bruce Nr. 2 handelt, der ihn (inklusive lustiger Soundeffekte wie dem beliebten Gong-Geräusch, wenn Bruce Nr. 2 Geldhai auf die Platte haut) hochgradig komisch verprügelt.

Nach dem Geständnis von Bruce Nr. 1 ist bei Ling der Groschen gefallen, dass man den falschen Bruce Lee vom Flughafen abholen hat lassen (well, es ist nun mal so, if you want the job done right, do it yourself). Stellt sich nur die Frage, wo ist der richtige? “Sie sehen sich so ähnlich,” verteidigt sich Schielauge halbherzig, ehe Lings Schwesterherz Sue der glorreiche Einfall kommt, dass Bruce Lees Bruder stadtbekannt in Hongkong hause und man dann doch mal bei dem nachfragen könnte (!).

Irgendwo in der Prärie befleißigt sich dieweil unser dritter hauptamtlicher Bruce-Lee-Imitator, ergo Bruce Nr. 3, mit generischem Kung-fu-Workout zu europäischer Disco-Synthi-Musik (ist das Jean-Michel Jarre? Ich glaub nicht, aber ich KENNE diese Nummer, ich KENNE sie…).

Ling und Sue sprechen dieweil mit irgendeinem Bruce (ich kann die mittlerweile nicht mehr auseinanderhalten), der sich als Dragon Lai vorstellt (oder so, aber es ist NICHT Dragon Lee, da bin ich mir sicher) und auskunftet, dass er, Bruce Lee und dessen Bruder Chen sich sehr ähnlich sehen würden. “Ich suche aber Bruce Lee,” brummt Ling, aber Dragon weiß von nix. Womit wir wieder beim Thema “Bruce Lees Bruder” wären (soweit waren wir schon mal) – “Bruce will unerkannt bleiben”, ahnt Ling (hä?) und Dragon, der sich damit aus der Handlung verabschiedet (doppel-hä?) stimmt zu. Also sucht Ling Chen Lee (Bruce Nr. 4, aber da der einen eindeutig identifizierbaren Charakternamen hat, will ich hier auf die Nummerierung mal verzichten) auf, der in einem Requisitenschrank sichtlich Brucens gelben Game of Death-Overall mit dem schicken schwarzen Streifen gefunden hat und zu Protokoll gibt, von Bruce Lee über alle Einzelheiten der Handlung informiert worden zu sein (gut, dann kann er mir vielleicht erklären, what the fuck hier Sache ist). Ling ist die Tatsache “Bruce Lees Bruder” nicht Qualifikation genug und besteht auf einem Sparrings-Match, das gerne gewährt wird. Man ist gegenseitig von den Kampfkünsten beeindruckt. Chen überrascht uns und Ling mit der Information, dass Bruce selbst erst ins Geschehen einzugreifen beabsichtigt, wenn klar ist, “wer hinter der Sache steckt!” (Aha, Bruce ist also auch nicht schlauer als wir. Aber so richtig heidenmäßig find ich das nicht – andere die Dreckarbeit machen lassen und dann erst zum Showdown mal vorbeizuschauen).

Chen und Ling analysieren die Sach- und Rechtslage. Sammy ist ein stadtbekannter Spieler (ein wahrer Wonneproppen also), also könnte es sein, dass einer seiner Kreditgeber was mit der Sache zu tun haben könnte. Man vereinbart ein Treffen mit Sammy in einer finsteren Lagerhalle, wo Chen und Ling von ein paar munteren Gesellen, angeführt von einem gewissen Long, attackiert werden. Das sind allerdings Freunde von Sammy, und als der schlichtend eingreift, herrscht schnell Peace Fun Pancakes. Sammy weist darauf hin, dass sein Boss Si Tang ihn für den feigen Diamantendieb hält, weil außer ihm und dem Boss nur noch ein gewisser Wang von dem Deal wusse. Ling kombiniert, dass es jemand so aussehen lassen wollte, als wäre Sammy der Täter (nein! Da wär ich NIE draufgekommen!) und nach langanhaltendem Brainstorming verfällt man auf die glorreiche Schlußfolgerung, da Sammy per Definition unschuldig ist und Si Tang sich vermutlich nicht seine eigenen Diamanten klaut, Wang könnte die Pestbeule sein, die den fiesen Plan ausgeheckt hat (eine kriminalistische Meisterleistung – Sherlock Holmes, Charlie Chan, Miss Marple, Columbo und Hercule Poirot zusammengenommen hätten das nicht so schnell rausgefunden). “Wir kümmern uns um Wang,” verspricht Ling (they, of course, will do nothing remotely like that) und empfehlen Sammy, erst mal unterzutauchen (worauf Sammy, der ersichtlich bereits untergetaucht ist, sicher auch nicht gekommen wäre. Schätzungsweise überlegt Sammy an dieser Stelle, ob er nicht vielleicht doch kompetente Hilfe in Anspruch nehmen sollte, Inspektor Kodijak aus der Mad Mission-Reihe zum Beispiel).

Bruce Nr. 1 ist, despite being not the real Bruce Lee, tatsächlich am Ermitteln, in einer Bar, wo er sich zwei Whiskeys einpfeift (das ist wohl auch was, was dem Echten nie passiert wäre) und schnappt sich eine Nachtschwalbe namens Candy und packt sie am Kragen. “Sag deinem Boss, Bruce Lei will ihn sprechen!”, donnert er (womit auch geklärt wäre, wer ER ist, oder so ähnlich. Dummerweise ist laut IMDB Bruce Lei identisch mit Dragon Lee und DAS IST ER EINFACH NICHT!). Einem kaukasischen Thug, der Candy beistehen will, haut Bruce Nr. 1 eine aufs Maul (was so ziemlich seine größte, letzte und einzige Actionszene ist).

Während Ling aus keinem gesteigerten Anlass einen buddhistischen Tempel aufsucht, ist Bruce Nr. 3 (und für meinen Geschmack ist DAS Dragon Lee) beim Trainieren in einer Sporthalle, die von der Größe her ungefähr meinem Wohnzimmer entspricht und daher nicht wirklich GROSS und ECHT wirkt, sondern mehr wie der private Fitnessraum eines etwas besser Betüterten. Ein kaukasischer Typ schickt einen anderen kaukasischen Typ los, Bruce Nr. 3 (der im übrigen, aber das habt Ihr Euch sicher schon gedacht, der ECHTE Bruce Lee ist…) prophylaktisch mores zu lehren. Bruce mag zwar nicht kämpfen, sieht sich aber dazu genötigt und vertrimmt beide Gegner solange, bis sie lachen, eh, aufgeben (Dragon Lee immerhin kommt von den Moves und der ganzen, manchmal etwas arrogant wirkenden Kampfart immerhin recht nahe ans Original).

Ko Fai Tai Ginseng, oder wie der Knabe heißt, Ihr erinnert Euch, aufgrund fehlender anderweitiger Vorschläge so was wie unser Bösmann mit der Augenbraue des Todes, erhält Nachricht, dass Ling sich einen ernsthaft guten Kämpfer an Land gezogen habe und giert nach persönlicher Inaugenscheinnahme deren kampfkünstlerischer Fähigkeiten. Und so steht er wenig später irgendwo in einem Steinbruch rum und sieht sich Ling gegenüber, der sich ein Jackie-Chan-in-seinen-frühen-Traditionals-Gedächtnis-Kostüm angezogen hat (wie hat man den Kampf verabredet? Ruft man in Hongkong wirklich einfach irgendwo an und sagt: “Du, ey, ich hab gehört, dein Kung-fu ist voll krass, Alder, willse mal kloppen?”). Wie üblich in traditionellen Martial-Arts-Filmen ist ein ca. 200jähriger Mümmelgreis dem Jungspund Lichtjahre überlegen (er ist sogar so frech, mit einem Arm auf dem Rücken zu kämpfen) und besiegt Ling fair and square, man trennt sich freundschaftlich mit gegenseitigen Komplimenten, dann (etwas später, I presume, er hat die beiden getrennt voneinander einbestellt) fordert Ko Fai auch Chen Lee, der sich besser schlägt. Ich würde den Kampf, der irgendwie kein echtes Ende hat, als klassisches Unentschieden werten.

Ko Fai ist insgesamt aber eher unbeeindruckt und stellt fest, der einzige, der wirklich Ärger machen könnte, wäre Bruce Lee, und um den würde er sich dann zu gegebener Zeit selbst kümmern. Könnte mir bitte jemand sagen, ob der Film eigentlich auch so etwas wie eine Story hat?

Bruce Nr. 3 (also der “echte”) sucht Lings Anwesen auf, wo er erst einmal Schielauge beistehen muss, der gerade wieder einmal eine Auseinandersetzung mit Geldhai hat, der sich einen Schlägertypen mitgebracht hat. Bruce steht dem Schielkopp bei und verprügelt die beiden gar lustiglicht, um sich dann Ling als “kleiner Drache” vorzustellen. “Dann bist du Bruce Lee”, freut sich Ling. “Das habe ich nicht gesagt,” grinst Bruce schelmisch (ein Anflug von Anstand? Ein weiterer Versuch, das Publikum zu foppen? Einfach nur ein vermeintlich cooler Spruch?), meint aber, “eine Spur” zu haben (mein erstes Wort!) und verspricht, sich wieder zu melden. Damit hüpft er auch schon wieder fort. Auf die Gefahr hin, mich wie so oft zu wiederholen: Hä???

Damit langsam mal irgendetwas außer ein paar nach dem Zufallsprinzip in die Story geworfenen Kampfszenen passiert, tut Ko Fai etwas Böses: er befiehlt die Entführung von Lings Schwester Sue, damit man die im Falle eines Falles als Druckmittel einsetzen kann (etwas vorgreifend, diese Aktion, ist ja nicht so, als wäre man Ko Fai ernsthaft auf der Spur), und bei der Gelegenheit könne man auch gleich Bruce Lei (der sich bislang durch extreme Gefährlichkeit ausgezeichnet hat, wie wir uns erinnern) miteinsacken. Und so wird Bruce Lei beim fröhlichen Spazierengehen von Geldhai und seinem Kumpel (die also offensichtlich auf Ko Fais Lohnliste stehen, was immerhin eine kleine Überraschung darstellt. Ko Fai hat wohl ein Herz für Debile) hinterrücks mit einem Rohr k.o. geschlagen und in einem Schuppen an einen Pfosten gefesselt, wo er so ziemlich den Rest des Films verbringen wird.

Sammy ruft seinen Boss Si Tang an und arrangiert ein erklärendes Meeting. Dies allerdings hört einer von Ko Fais Spießgesellen und erzählt es brühwarm weiter. Ko Fai gibt Order, dass Wang (der also tatsächlich für Ko Fai in Si Tangs Bande Unfrieden stiftet) Sammy eliminieren soll.

Es folgt eine KOMEDY-Einlage mit Schielauge und Geldhai, in der sich die beiden zeitgeraffert (zu einer ebenfalls hochgepitchten Version des “Säbeltanzes”) ein wenig jagen. Ohne Beistand irgendeines Bruces steht Schielauge auf verlorenem Posten und wird in einen modischen Pappkarton gehüllt bei Ling vorstellig. Ling ist mit irgendeinem der Bruce Lees beschäftigt und stellt ihn Schielauge als “Großen Drachen” vor. (von mir aus, ich hab längst aufgegeben, da durchblicken zu wollen).

Der fiese verräterische Wang setzt Si Tang einen Floh ins Ohr, wonach ein japanischer Geschäftspartner namens Tanaka ihn umgehend zu sehen wünsche, was zweifellos wichtiger als die Verabredung mit Sammy sei. Si Tang stimmt zu (was ich für ziemlich idiotisch halte, schließlich will Si Tang doch wissen, wo seine Diamanten sind!), was Wang die Möglichkeit bietet, Sammy am vereinbarten Treffpunkt mit einer Handvoll Schlägertypen aufzulauern. Sammy hat nur seinen Kumpel Long dabei. Ein mittelschwerer Kung-fu-Kampf entbrennt (etwas unwahrscheinlicherweise findet sich unter Wangs Bande auch Geldhai, der mir bislang nicht wirklich als fähiger Kämpfer aufgefallen ist), in dessen Verlauf Long den Löffel schmeißt, worauf Sammy nun wirklich angepisst ist. Dennoch braucht er die Hilfe von Ling und Chen Lee (soll der der “Große Drache” sein? Whatever!); ich weiß zwar nicht, woher die von dem Treffen und der gestellten Falle wissen, aber, mein Gott, dafür sind Helden eben da, die spicken dann halt auch mal zwei-drei Seiten im Drehbuch nach vorn, damit sie wissen, wo sie gebraucht werden. Mit der fachkundigen Unterstützung von Ling und Chen gelingt es, den Kampf zugunsten der nominell Guten zu entscheiden, Wang allerdings entkommt für spätere Verwendung (und sollte sich ernsthaft frage, warum er bei einem schlichten und einfachen Mordauftrag nicht einfach ein Schießeisen zückt und Sammy in die nächste Welt ballert, sondern statt dessen auf das Mittel “zehn gegen einen“-Kung-fu-Fight zurückgreift, das noch in keinem Film dieser Welt funktioniert hat, abgesehen mal von I‘m Gonna Git You Sucka mit eben Steve James, weil der EINE IMMER gewinnt), dieweil Si Tang sich seinerseits an seinem Treffpunkt mit Tanaka wundert, warum weit und breit kein Japaner zu sehen ist. Der Gangsterboss reimt sich zusammen, dass Wang wohl die Termine verwechselt habe (tja, die alten Zeiten, als es noch keine EDV-gestützte Terminverwaltung gab…) und genießt wahrscheinlich die unvermutete Freizeit.

Ko Fais Chef-Henchman entführt währenddessen Sue und sperrt sie zu Bruce Lei (Bruce Nr. 1 – das ist ja fast wie bei Charlie Chan, Sohn Nr. 1, Sohn Nr. 2…) in den Schuppen. Ergo finden Sammy, Chen und Ling, als sie nach hartem Kampf nach Hause zurückkehren und auf eine warme, von Sue zubereitete Mahlzeit hoffen, nur eine verwüstete Wohnung vor. Sammy markiert den Zerknirschten: “Das ist alles meine Schuld!” (Ich würde nicht wagen, ihm zu widersprechen). Chen wehrt allerdings ab – “Wir befreien sie – notfalls mit Gewalt!” Boah! Ich piesel mich an vor Überwältigung! Blöd ist allerdings, dass unsere Helden nach wie vor nicht den geringsten Anhaltspunkt haben, wer hinter der ganzen Angelegenheit steckt (Chen und Ling könnten sich zwar theoretisch wundern, wer der alte Knacker war, der sie zum Kampf gefordert hat, aber das würde ja ernsthafte Denksportarbeit bedeuten). Sammy will weiterhin mit Si Tang sprechen, aber ohne dass Wang davon etwas spitz kriegt (inwiefern das das akute Problem “Wo ist Sue?” löst, weiß ich nicht, aber irgendwo muss man halt anfangen).

Dies bewerkstelligt Sammy, indem er einfach in Si Tangs Hauptquartier spaziert (!), und Si Tang anlabert, der gerade mit seinem Henchmen Kow Long sparrt (und ihm dabei seinen “Shaolin-Finger-Stil” vorführt. Whatever). Si Tang schickt Kow Long wunschgemäß fort und Sammy heult sich aus, dass Wang der schlimme Finger ist. Si Tang glaubt Sammys Bekundungen überraschenderweise (ist ja auch klar, wenn Sammy so illustre Zeugen wie Bruce Lees Bruder beibringen kann, bzw. zumindest von denen erzählt).

Ling sucht zwecks spirituellem Beistand den Buddha-Tempel auf und fragt einen ca. 500 Jahre alten Mönch, ob er denn, angesichts der Notlage “entführte Schwester” etc. töten dürfe. “Niemand hat das Recht zu töten”, doziert der Mönch, der Buddha vermutlich noch persönlich kennen gelernt hat, aber natürlich dürfe Ling schwesterbefreiende Aktivitäten entfalten, aber nur, wenn er dabei keinen Tötungs-Vorsatz hat (Kollateralschäden in Notwehr und unglückliche “Unfälle”, wie sie nun mal gern geschehen, zählen ersichtlich nicht). Plötzlich marschiert Bruce Nr. 3 in den Tempel, der “echte”, wie wir uns erinnern, und angesichts des “Bruders des Großen Drachen” (als der er nun von Ling wieder vorgestellt wird, was nun überhaupt keinen Sinn macht, schätze ich), fallen dem Mönch fast die Barthaare ab – der alte Sack will unbedingt und sofort einen Freundschaftskampf. Leicht amüsiert und gebauchpinselt lässt sich Bruce drauf ein und tauscht mit dem Mumiengreis ein paar halbseidene Schläge und Tritte aus. Nach ungefähr fünfzehn Sekunden meldet sich scheinbar Mönchens Herzschrittmacher, aber er hat auch genug gesehen: “Mit deinem Shaolin-Kranich-Stil bist du unbesiegbar!” Das hört Bruce natürlich gerne… Allerdings, wenn der Gegner den Stil auch beherrschen täte, könnte es übel ausgehen, fügt der Mönch jedoch hinzu (meine Tischplatte hat inzwischen eine Delle vom Kopf-dagegenschlagen). Im übrigen solle Bruce immer nur Gutes tun, für die Gerechtigkeit kämpfen, Witwen und Waisen beschützen, die Steuern senken etc. pp. Kennt man ja, die Sprüche.

Ko Fai konspiriert indes mit Wang, um Si Tang in eine Falle zu locken (warum? Fragt den Autoren, der weiß es auch nicht). Wang trifft sich mit einem gewissen Mr. Wilson, um dem die Diamanten (ah, um die ging’s ja mal ursächlich, schön, dass wir uns daran erinnern) zu verhökern. Mr. Wilson (der kommt mir übrigens bekannt vor… Hab ich den schon in einem Lai-Film gesehen? I bet), haha, ist allerdings ein Gehülfe von Si Tang, der seinerseits Wang in eine Falle gelockt hat, zwecks allgemeiner Racheübung, und mit Kow Long auf Wang los geht. Im Verlauf des unübersichtlichen Kampfgetümmels wird Wilson versehentlich von Kow Long aufgespießt, dann allerdings bringt Kow Long auch Wang um die Ecke, und, zu allgemeiner Überraschung und sicher ganz speziell der des Opfers, anschließend auch Si Tang. Die Sache wird langsam, aber sicher, vollkommen gaga.

Kow Long begibt sich mit dem Diamantenkoffer und der eingebildeten beruflichen Aufstiegsperspektive, jetzt bei Ko Fai Ping Pong Partner werden zu können, so auf Halbe-Halbe-Basis, zu eben jenem Oberbösen und unterbreitet sein entsprechendes Ansinnen. Wie nicht anders zu erwarten, hält Ko Fai davon wenig bis gar nichts und bringt Kow Long um. Dies wiederum bekommt Sammy mit (der offensichtlich Kow Long zu Ko Fais Hauptquartier gefolgt ist, ohne dass man uns das erklärt), der nun endlich die richtigen Schlüsse zieht und Ko Fai als Hauptschurken ausmacht (was für ein helles Köpfchen).

Sammy, Chen und Ling halten Kriegsrat. Da aber Chen und Ling sichtlich für die Vorgehensweise “erst mal ne Mütze Schlaf nehmen” plädieren, schleicht sich Sammy allein in Ko Fais Villa ein (die sich übrigens nicht gerade in best-maintained Zustand befindet, wenn ich das mal sagen darf. Neuen Hausmeister einstellen, Mr. Ko Fai, on the double, bevor die Bude einstürzt). Nach längerem Durch-die-Korridore-Schleichen trifft Sammy auf… Bolo Yeung (der bekanntlich eine bescheidene Karriere darauf aufgebaut hat, Bolo Yeung zu sein). Bolo (der eißt hier Cheng Tai, aber das ist ja auch egal) flexxed seine Muskeln (mit niedlichen Quietsch-Geräuschen) und stürzt sich dann in den Kampf mit Sammy. Der steht auf relativ verlorenem Posten, aber (dank einiger Zensurschnitte, vermute ich) es gelingt ihm die Flucht mit Müh, Not und Leben.

Ling und Chen wachen aus dem Schlaf der Ungerechten auf und finden Sammy gone. “Er ist bestimmt in Ko Fais Villa”, kombinieren die Schlaumeier und beschließen, der Sache nachzugehen. Allerdings hat Ling vorher Zeit genug, noch mal im Tempel vorbeizuschauen und sich vom Mönch einen Vortrag über die praktischen und spirituell-theologischen Vorteile des Buddhismus anzuhören: “Buddhas Gnade bewahrt uns vor dem Bösen.” “WAS??” schreit Ling, als hätte man ihm gerade erklärt, Ko Fai hätte Sue durch den Fleischwolf gedreht und als Katzenfutter verkauft. Der Mönch salbadert weiter über Erleuchtungschmeuchtung and stuff, und Ling überkommt selbige auch stantepete: “Ich verstehe!” (Wenigstens einer, ich tu’s nämlich nicht.)

Während Chen und Ling sich endlich auf den Weg machen, steht Bruce Nr. 3 (der “echte”) Schielauge zur Seite, der mal wieder Probleme mit seinem Geldhai hat und erfährt als Ausgleich dafür, was seine Freunde vorhaben. “Ich helfe ihnen!” gelobt Bruce (wird Zeit, dass er überhaupt mal was macht, dass entfernt mit dem Plot zu tun hat).

Chen und Ling finden Sammy, der sich schwer verletzt in einem Geräteschuppen oder Stall oder whatever verbirgt und irgendwoher weiß, wo Sue gefangen gehalten wird (woher auch immer er das schon wieder weiß, selbst rausgefunden hat er’s jedenfalls nicht). Chen und Ling machen sich auf die Strümpfe und müssen erst mal helle Heerscharen finsterer Mordbuben niederstrecken, was dank ihrer überlegenen Kampfkünste kein gesteigertes Problem darstellt (besonders “lustig” ist Chens Kampf mit einem der Kaukasier aus der “Kampf-in-der-Sporthalle”-Szene mit dem “echten” Bruce Lee – der Typ wird “eingeführt”, als sei er Chuck Norris’ unehelicher Schwippschwager und wird von Chen mit einem lausigen Tritt, den nicht mal Shawn Michaels als Ausrede für einen “Superkick” nehmen würde, flachgelegt). Die Helden trennen sich – während Ling den Gefängnis-Schuppen findet und Sue sowie Bruce Lei (Bruce Lei empfiehlt sich als MdEOT – Meister der Erkennung Offensichtlicher Tatsachen-, indem er Ling völlig Überraschends mitteilt: “Es war Ko Fai!“ – Und Ling hat noch die Frechheit, das wirklich überrascht zur Kenntnis zu nehmen: “So! Ko Fai also!” Who the hell did you think? Santa Claus?) befreit (Bruce Lei verabschiedet sich damit und mit einem “ich pass’ auf Sue auf” aus der Story… Wozu hat man eigentlich einen Bruce-Lee-Imitator im Cast, wenn der nicht mal eine einzige armselige Kampfszene hat??), trifft Chen auf Bolo. Der Kampf ist gar nicht mal so schlecht, da er tatsächlich so etwas wie eine Choreographie aufweist und Bolo bekanntlich ein wirklich guter Fighter ist, so dass auch Chen dabei ganz gut aussieht (und auch einige halbwegs eindrucksvolle Salti und Purzelbäume schlagen darf), blöd nur, dass er kein Ende hat! Es ist echt so, gerade stehen sich Bolo und Chen nach zwei-drei Minuten ansehnlicher Kämpferei noch unangekratzt gegenüber, dann Schnitt und Chen und Ling hasten wieder gemeinsam durch das Anwesen… Mir deucht, da fehlt was.

Nach langwierigem Herumstromern durch das weitläufige Anwesen des Herrn Oberganoven (und besonders süß finde ich dabei Chens verkrampft-angespanntes “Fäuste-immer-im-Anschlag” Herumhüpfen, das Steve James im schon erwähnten I’m Gonna Git You Sucka so herrlich parodiert) finden die beiden Ko Fai auf einer Art Terrasse. Ko Fai spielt den eher Gelangweilten: “Haut ab, bevor ich euch umbringe.” Chen hat andere Pläne: “Meine Faust wird dich durchbohren!” (Man muss doch nicht immer so dramatisieren!). Erwartungsgemäß schließt sich eine größere Kampfszene ab, in der unsere beiden Helden zusammen nicht mit dem alten Zausel fertig werden – im Gegenteil, dem Bösmann gelingt es, die Shirts beider Heroen aufzureißen (Gasp!)!

Angesichts der Tatsache, es mit einem überlegenen Gegner zu tun zu haben, greifen unsere Freunde zu unfairen Methoden und rennen in die nahegelegenen Wälder. Wäre Ko Fai jetzt schlau, würde er die Sache damit auf sich beruhen lassen und ihnen maximal ein paar Killerkommandos auf den Hals hetzen, aber nööö, Filmschurken sind ja, vor allem, wenn’s aufs Ende des Streifens zugeht, erkenntnisresistent, also hechelt er hinterher und stolpert in eine Schlingenfalle, die unsere cleveren Heroen mittlerweile installiert haben (findig und schnell, Respekt). Den am Fuß vom Baum baumelnden Ko Fai stört das nur unwesentlich, er ist trotzdem ein besserer Kämpfer als Chen und Ling. Letzterer bleibt schwer angeschlagen zurück, Chen muss es allein mit Ko Fai ausfechten. Der nimmt die Beine in die Hand, Chen hinterher. Ling rappelt sich auf und will vermutlich nur nach Hause gehen (ist ja letztendlich für ihn egal, ob Chen nun Ko Fai alle macht oder vice versa), wird aber von einem glatzköpfigen Schläger aufgehalten. In seinem gegenwärtigen Zustand könnte Ling mit dem nicht mithalten, aber zum Glück (und gerade rechtzeitig drei Minuten vor Filmende) taucht Bruce Lee, der echte, eh, Bruce Nr. 3, auf und schaltet den Plattengeier incredibly lame aus (ich hab eindrucksvolleres Kung-fu in Nachmittagstalkshows gesehen). Bruce begehrt Auskunft über den Verbleib seines Bruders, Ling röchelt ihm vor, dass Chen gerade mit Ko Fai beschäftigt sei und er doch bitte da ein wenig hilfreich beistehen möge, auch Chen sei nämlich schon verletzt.

Bruce sprintet los und kommt gerade noch rechtzeitig, um aus der ersten Reihe mit ansehen zu dürfen, wie Ko Fai den finalen Rettungsschlag ansetzt und Chen in die Jagdgründe aufrecht im Kampfe gefallener Bruce-Lee-Imitatoren geschickt wird. “Cheeeeeeen!” grölt Bruce und stürzt sich nun endlich in den endgültigen Endkampf, bei dem er natürlich, schon allein rein konditionell, denn Ko Fai kämpft ja nun schon ewig lange auf Leben und Tod, allerhand Vorteile genießt und den alten Knacker schlussendlich plättet. Bruce macht noch ein paar wütende Posen und Gesten und dann ist Schlumpf.

Caramba, das war ja mal wieder ein hübscher Film. Erstaunlicherweise, ganz besonders für eine Kollaboration von Joseph Lai UND Tomas Tang scheint es sich bei Die Todesklaue des Tigers tatsächlich um einen einzigen Film zu handeln (da so ziemlich jeder Charakter mal mit jedem anderen interagiert, wobei das natürlich nicht ausschließt, dass die findigen Produzenten ein paar Filmschnipsel eingebaut haben, in denen zufällig die selben Akteure vorkamen – dafür spricht, dass das Filmmaterial selbst qualitativ doch deutliche Unterschiede aufweist), aber wer deswegen erwartet, es könnte sich auch um einen nachvollziehbaren, schlüssigen und kohärenten Film handeln, der hat vermutlich schon wieder vergessen, wie’s beim Todesschwert der Ninja aussah.

Die Todesklaue des Tigers (was mal wieder ein besonders dämlicher Titel ist, weil Bruce Lee, sei’s echt oder gefälscht, nie als “Tiger” bezeichnet wurde und auch der Film selbst nur vom “Drachen” redet, aber es lehnt sich halt an die gute alte “Todeskralle” an und ob Tiger oder Dragon, das ist ja nun auch schon wurscht – und bestimmt fällt wieder keinem die Anspielung auf, die ich unter höchster Geistesleistung in diesem Satz untergebracht habe), macht es dem Zuschauer aber wirklich nicht leicht, das, was ersatzweise als Story fungiert, zu durchschauen, und das liegt natürlich an der inflationären Bruce-Lee-Schwemme. Nicht weniger als vier Doubles (deren rein optische Ähnlichkeit mit dem Original bis auf Dragon Lee, bzw. Bruce Nr. 3, bzw. der “echte” Bruce Lee, den man auf den ersten Blick und unter gewissen ungünstigen Umständen tatsächlich beinahe fast für Bruce Lee halten könnte, auch nicht wirklich überwältigend ist) beschäftigt der Film und machen dem Rezensenten das Leben schwer, vor allem in der Anfangsphase, wenn man wirklich noch nicht weiß, wer nun wer ist, wer Bruce Lei ist, wer Dragon Lei, wer Chen Lee und wer Bruce Lee. Und wenn man es einmal halbwegs aufgedröselt hat, ist es einem auch schon wieder egal, weil zwei der Imitate für die Handlung keinerlei Relevanz haben (ironischerweise gerade Bruce Nr. 1, dessen primäre Aufgabe darin besteht, sich niederschlagen und entführen zu lassen, und der komische Dragon Lei, der irgendwie überhaupt nichts tut, was auch nur entfernt Konsequenzen für den Fortgang der Story haben könnte).

Speaking of story… Also, eine echte Geschichte ist natürlich nicht zu erkennen – die Plotte um die gestohlenen Diamanten ist letztlich genauso bedeutungslos wie die Entführung von Lings Schwester – alles dient nur dazu, um aus mehr oder weniger (mehr weniger) nachvollziehbaren Gründen alle fünf Minuten eine Kung-fu-Szene einbauen zu können (und wenn die “Story” selbst das nicht hergibt, dann gibt’s eben die nach dem Zufallsprinzip eingestreuten Kampfszenen der Sorte “Wir brauchen jetzt eine Kampfszene, egal, ob das Drehbuch eine hergibt oder nicht”). Prinzipiell sind rudimentäre Bestandteile der klassischen HK-Kino-typischen “Verrat-Gegenverrat-Gegengegenverrat”-Komplexitäten, die John Woo später zur Perfektion vollenden sollte, erkennbar, aber in der Umsetzung und stilistisch scheint mir das ganze weniger etwas mit dem “modernen”, eben durch Bruce Lee geprägten HK-Actionkinos zu tun zu haben als mit den traditionellen “alten” Kung-fu-Heulern (schon allein symbolisiert durch die Schurkengestalt, die nun wirklich ein Trademark-Schuft des traditionellen HK-Kinos ist, und die diversen Ausflüge in mystischen Buddhismus-Schwurbel, ohne der Religion zu nahe treten zu wollen). Kurz: es stinkt eben genau nach dem, was es ist, nämlich dem verzweifelten Versuch, Bruce Lees Erfolgsrezept zu kopieren (und den Meister selbst halt noch gleich mit), ohne verstanden zu haben, was genau dieses Rezept eigentlich war (nämlich die Befreiung des Kung-fu-Kinos vom historisch-verstaubten Ballast hin zum eben modernen Action-Kino). Aber verdammt, ich bin schon wieder mal dabei, etwas zu tun, was ich schon mehrfach gelobt habe, nie mehr zu machen – nämlich Joseph-Lai-Produktionen auf ihren künstlerischen und inhaltlichen Anspruch hin abzuklopfen. Dabei ist es eben ganz schlicht: Joseph Lai und Tomas Tang, wer immer das diese Woche gerade war, hatten nichts anderes vor, als auf dem internationalen Markt ein paar schnelle Dollar zu machen und das dürfte ihnen damit gelungen sein.

Denn im Vergleich zu späteren Lai- und Tang-Werken bewegt sich Die Todesklaue des Tigers rein handwerklich auf einem ganz anderen, sprich höheren Niveau. Die Kämpfe sind mit Ausnahme des durchaus sehenswerten Fights zwischen Chen und Bolo (dessen Ausgang ich trotzdem gerne gesehen hätte) nicht gerade klassikerverdächtig, aber zumindest recht anständig (in der ein oder anderen Szene könnte man sich bessere Stuntmen wünschen) und die schlichte Anhäufung von Kampfszenen sorgt dafür, dass der Streifen ziemlich kurzweilig bleibt (wir wollen natürlich nicht verschweigen, dass es sich bei der besichtigten 72-Minuten-FSK-16-Fassung um eine heftigst gekürzte welche handelt, aber das dürfte kaum jemanden überraschen). Es tut sich alle Nase lang was, und wenn nicht gerade gekämpft wird, gibt’s vermeintlich lustige Komedy-Einlagen mit Meister Schielauge, über die man sich zumindest im Wege der Anti-Unterhaltung amüsieren kann, und der Plot gibt dem geneigten Zuschauer genügend Rätsel auf, wer warum zum Henker noch mal jetzt gerade wieder was anstellt.

Joseph Kong und Godfrey Ho (letzterer wird schüchtern als co-director kreditiert) erweisen sich als solide Handwerker des Genres, die Kampfszenen werden doch so inszeniert, dass man auch etwas davon sehen kann (erfreulich, dass sich der deutsche DVD-Distributor zu einem Widescreen-Transfer hinreißen ließ) und die ein oder andere Einstellung ist sogar recht hübsch, wenngleich sicher auf allenfalls Regionalliga-Niveau für Hongkong-Verhältnisse.

Soll man etwas zu den Schauspielern sagen? Ich kann sie ja noch nicht einmal hinreichend identifizieren. Samuel Wells halte ich, wie gesagt, für Steve James, der später mit der American Ninja-Serie und einigen artverwandten Produkten (und der bereits erwähnten Blaxploitation-Parodie I’m Gonna Git You Sucka, in der er das Image des unbesiegbaren Kung-fu-Helden göttlich verarschte) bescheidenen Ruhm errang, ehe er zu zeitig verstarb. Da Steve James in der Tat Ende der 70er Jahre, vor Beginn seiner Hollywood-B-Movie-Karriere, in Hongkong einige Bruceploiter drehte (man müsste Szenenfotos aus selbigen an der Hand haben, ob Steve damals wirklich so aussah wie hier), könnte das durchaus hinkommen.

Bei den diversen Bruce Lees ist die Zuordnung wirklich nicht einfach. Nachdem, was mir an Bildmaterialien im Netz so vor die Augen flatterte, dürfte Bruce Nr. 3 relativ eindeutig Dragon Lee sein. Der gebürtige Nordkoreaner (andere Quellen wiederum sagen aus, er sei ein chinesischstämmiger Russe) hatte von 1976 bis 1982 ein geregeltes Auskommen als Bruce-Lee-Imitator und hat mittlerweile in Südkorea eine eigene Filmproduktion aufgebaut. Rein optisch kommt er Bruce Lee von allen Klonen vielleicht am nächsten und auch die Körpersprache des Originals kann Dragon recht gekonnt imitieren, allein sein Kampfstil selbst ist eher… lame. Nach Abflauen der Bruce-Lee-Welle verwendete Godfrey Ho ihn noch in einigen Ninja-Patchwork-Jobs.

Chen Lee ist relativ eindeutig als Bruce Li identifizierbar. Li ist von allen Bruce-Lee-Klonen vermutlich der anerkannteste, auch weil es ihm gelang, einige Filmen zu drehen, die NICHT von seiner vermeintlichen Bruce-Lee-Ähnlichkeit zu kapitalisieren versuchten. Li, der von den umtriebigen Shaw Brothers entdeckt und “umgetauft wurde”, schaffte ansatzweise das, was sonst wohl keinem Lee-Klon gelang, sich von dem bloßen Imitatoren-Image ein wenig zu emanzipieren und für seine eigenen Leistungen von einer kleinen, aber treuen Fangemeinde respektiert zu werden. Die Todesklaue des Tigers gehört aber eindeutig nicht zu diesen Werken. Immerhin, er ist im besten Kampf mit von der Partie UND darf Bruce Lees legendären gelben Trainingsanzug spazieren tragen, so that’s probably worth something, too.

Wer Bruce Lei und Dragon Lei spielt – no fuckin’ idea. Die Recherche wird nicht dadurch erleichtert, das Dragon Lee gelegentlich auch als Bruce Lei gebillt wurde (vermutlich für die Klientel, die “Dragon” nicht mit “Bruce” in Verbindung bringen konnte). Gleiches gilt für den Darsteller des Ling, der mich gelegentlich ein wenig an Jackie Chan erinnert (nein, ich möchte damit ausdrücklich NICHT behaupten, dass es Jackie Chan ist, ich sagte, er ERINNERT mich an Jackie. Ähneln tut er ihm nicht), dito für den des Ko Fai und eigentlich des ganzen Rests des Casts, mit einer Ausnahme:

Mit von der Partie ist, wie oben schon wohlwollend erwähnt, nämlich auch Bolo Yeung, der nun wirklich ein Charakterkopf ist und seit Ende der 70er Jahre in zahllosen einprägsamen Kurzauftritten quasi sich selbst spielt und einem breiten Publikum durch die einprägsame Rolle des Bösewichts in Jean-Claude van Dammes breakthru-Werks Bloodsport bekannt wurde. Bolo hat einen eindrucksvollen Body und weiß diesen auch zu bewegen.

Die DVD kommt aus dem Hause Madison, womit theoretisch schon alles gesagt wäre. Wie schon erwähnt, hat sich das Label erfreulicherweise zu einem Widescreen-Transfer breitschlagen lassen (ca. 1.85:1), den man uns sogar als 16:9-Transfer verkaufen will, was vollkommener Blödsinn ist, weil es sich eben schlicht um einen Widescreen-Transfer im 4:3-Format handelt. Die Bildqualität selbst ist relativ furchtbar, weil man einen abgenutzten, stark verkratzten und verunreinigten Print verwendet hat (okay, ich glaube nicht, dass da ein brauchbareres Master vorhanden ist). Die Farben wissen allerdings durchaus zu überzeugen. Die Kanten- und Detailschärfe ist für Güte des Films und Verhältnisse des Labels anständig (d.h. jedes andere Label, abgesehen vielleicht von Best, würde einer Sammelklage der Kundschaft entgegensehen) und die Kompression ist ebenfalls relativ annehmbar (selbe Klammerbemerkung).

Der Dolby-2.0-Ton in Deutsch ist wenig bemerkenswert, aber brauchbar. Gelegentlich knarrt vor allem der Soundtrack ein wenig, aber ich schätze, das liegt auch daran, weil Joseph Lai und Tomas Tang schon beim Zusammenstellen des Soundtracks irgendwelche qualitativ minderwertige Aufnahmen aufs Filmmaterial bannten. Verdammt, es ist doch so, wir wissen, um welche Art Film es sich handelt, also wissen wir auch, dass wir keinen boxensprengenden Achtzehn-Kanal-Surround-Ton und zwölf Sprachfassungen erwarten dürfen.

Kurios ist die Ausstattung der DVD – neben den gefürchteten Madison-”Specials” (drei ausgesuchten kurzen Action-Szenen) besticht vor allem die “Kapitelauswahl”. Obwohl der Hauptfilm durchaus brauchbar in 19 Kapitel unterteilt wurde, findet man unter entsprechendem Menüpunkt nicht etwa DIESE Kapitel, sondern den Film nochmals unterteilt in sechs “Clips”, die man als eigene Titel auf die Disc gebannt hat – der Film ist also ZWEIMAL auf der Scheibe, einmal als Hauptfilm und einmal in sechs Titel unterteilt zusätzlich für die Kapitelauswahl. Irgendwer hat da glaub ich den Umgang mit dem Shareware-Authoring-Programm nicht ganz begriffen. Zudem findet sich noch eine Tafel als “Star-Portrait” zu Bruce Lee (dem ECHTEN echten), die irgendwie zu suggerieren zu versuchen scheint, es handele sich bei Die Todesklaue des Tigers um einen unbekannten Film des Meisters von VOR seiner großen Kinokarriere.

Fazit: Wer halbwegs Ahnung von der Materie hat (und selbst, wer KEINE Ahnung von der Materie hat, sollte es eigentlich wissen), weiß natürlich, dass er es bei BRUCE LEE – Die Todesklaue des Tigers nicht mit einem Bruce-Lee-Film in dem Sinne zu tun hat, dass der richtige, originale, einzig wahre und viel zu früh verstorbene Bruce Lee darin Hand- und Fußkanten sowie Nunchakus schwingt. Dieser Film ist Bruceploitation pur – das Ausbeuten eines Mythos mit ein paar Pseudo-Lees von unterschiedlicher Güte und ohne jede Story oder sonstige Inspiration. Sollte man normalerweise nicht unterstützen, aber auf der anderen Seite ist Bruceploitation ja auch lustig. Und dieser Film ist recht kurzweilig, aktionsreich und hat zumindest einen recht memorablen Kampf mit Bolo Yeung. Spaß macht’s alle Mal (aber ein guter Film ist es sicher nicht ;-)).

(c) 2003 Dr. Acula


BOMBEN-Skala: 8

BIER-Skala: 7


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