Bruce Lee – Die Pranke des Leoparden

 
  • Deutscher Titel: Bruce Lee - Die Pranke des Leoparden
  • Original-Titel: Lung men bei chi
  • Alternative Titel: Bruce's Fingers | Bruce's Deadly Fingers | |
  • Regie: Joseph Velasco (als Joseph Kong)
  • Land: Hongkong
  • Jahr: 1976
  • Darsteller:

    Bruce Le, Wai-Man Chan, Nora Miao, Lo Lieh, Ling Wei Chen, Kei-Ying Cheng, Rose Cheng, Lik Cheung, Tao Chiang, Bruce Lee (Archivaufnahmen)


Vorwort

Bruce Lee lebt in Los Angeles, wird aber von seinem alten Kumpel Fong nach Hongkong beordert. Bruces Schwester Phoebe hat sich nämlich an einen Drogensüchtigen gehängt und droht, auf die schiefe Bahn zu geraten. Da hat Fong völlig recht, denn der Tunichtgut hat nichts besseres zu tun, als Phoebe gegen Erlass seiner Schulden an einen Bordellbetreiber zu verhökern.

Das ist aber nicht das einzige Problem, mit dem sich Bruce in Hongkong auseinandersetzen muss. Vor seiner Abreise in die USA übergab er ein geheimes Kung-fu-Lehrbuch von Ip Man über den tödlichen Fingerstil an den alten Kwong. Der wurde aber von Li Hung und seinen Schergen entführt, weil Li Hung dieses Buch gern hätte.

Phoebe aus dem Bordell zu befreien gestaltet sich relativ einfach, aber Li Hung ist ein anderes Kaliber. Li kidnappt Phoebe und Bruces Freundin Mina. Beim Befreiungsversuch werden Bruce und Fong selbst gefangen, können sich aber retten. Dennoch ist Bruce der Lösung des Problems nicht näher gekommen. Zum Glück gibt es noch einen Interpol-Agenten, der Li Hung ebenfalls zur Strecke bringen will. Man entschließt sich zur Zusammenarbeit…


Inhalt

Bruceploitation! Das Genre, mit dem Hongkongs Studios, besonders die nicht ganz so großen, über Wasser hielten, bis mit Jackie Chan ein neuer Star und ein neuer Stil das Kung-fu-Kino revolutionierte. Die Qualität des Dargebotenen ist im Genre stark schwankend, auch abhängig vom jeweils eingesetzten Bruce-Lee-Imitatoren. Bruce Le gilt gemeinhin als einer der besseren seines Fachs und macht sich daher im vergleichsweise hoch budgetierten „Die Pranke des Leoparden“, der sich auch zahlreicher Co-Stars, die noch mit dem echten Bruce drehen durften (wie Nora Miao), ziert und in den 90ern neben „Die Todesklaue des Tigers“ regelmäßig in gekürzter Form die Nachtschleife von RTL oder RTL2 heimsuchte.

Die „Pranke“ versucht dabei ein relativ seriöses Vehikel zu sein und präsentiert einen recht geradlinigen Plot, der bei Leibe nicht die „outlandishness“ von „The Clones of Bruce Lee“, „Bruce Lee Fights Back from the Grave“ oder vieler anderer Bruceploitation-Klopper erreicht. Vielmehr versucht man uns den Film als wahre Episode aus Bruces Leben zu verkaufen, die sich um 1964 ereignet haben soll (das der Film keinerlei Anstalten unternimmt, nicht so auszusehen, als spiele er 1976, ist Ehrensache) – als Prolog erfreut man uns sogar mit einer biographischen Sequenz, die aus Ausschnitten „echter“ Lee-Filme zusammengebaut wurde.

Dummerweise stimmt bei Bruceploitern gemeinhin die Gleichung „um so bekloppter, desto mehr Spaß“ und ein verhältnismäßig bodenständiger Krimi, basierend auf einer klassisch-traditionellen Plotte (der geheime Stil des Meisters, den der Schüler erst noch lernen muss, und der Objekt der Begierde rivalisierender Kung-fu-Kämpfer ist – das könnte auch in jeder beliebigen Kaiser-Dynastie spielen), ist halt nicht *so* bekloppt.

Es ist recht erfrischend, den Ersatz-Bruce mal nicht als unbesiegbaren Superkämpfer zu sehen, sondern als einen zwar guten Fighter, der aber noch einiges zu lernen hat, und daher auch Hilfe braucht, andererseits widerspricht das natürlich dem Grundgedanken von Bruceploitation, wonach Lee eben ein so turmhoch überlegener Fighter war, dass nur die verrücktesten Ränke und irrwitzigsten Pläne ihn vorübergehend stoppen können, weil in jedem normalen Fight Bruce auch mit Hundertschaften den Boden aufwischt. Hier haben wir aber einen Bruce, der Fehler macht, sich gefangen nehmen lässt und ohne die Hilfe von drei Freunden keinen Stich machen würde (ganz interessant ist dabei, dass Bruce Le nicht mal den „money fight“ gegen den gastauftretenden Bolo Yeung – BOLO!!!! – bestreiten darf, sondern der an Wei-Man Chan geht, auch er ein Routinier, fraglos, aber nicht der, den wir an dieser Stelle unbedingt sehen wollen. Als Ersatz bietet man uns den Showdown-Fight zwischen Bruce Le und dem Altmeister Lo Lieh, der allerdings nicht auf kompetetivem Level geführt wird (Liehs Li Hung ist deutlich besser, Bruce braucht sozusagen einen Glückstreffer).

Insgesamt habe ich Bruce Le schon deutlich besser kämpfen gesehen – rein optisch kommt er allerdings dem echten Bruce verdammt nahe. Die Kampfszenen sind zwar zahlreich, aber meist nicht sonderlich lang (die richtig großen Fights verstecken sich im Schlussakt) und auch nicht speziell spektakulär, auch da hat manch verrückterer anderer Bruceploiter mehr zu bieten. Immerhin gibt’s ein wenig nudity (inklusive einer kuriosen „Frauenfolter“-Sequenz, in der eine Nutte mit einer kleinen Schlange oder Eidechse traktiert wird) und ein kleines bissi Gore.

Dafür ist die Blu-Ray-Fassung aus der PCE hübsch restauriert und zeigt den Film in schickem 2.35:1-Widescreen. Aus dem Print hat man ’ne Menge rausgeholt, nur selten plagen noch einige Laufschatten das Bild. Der Ton ist nicht ganz so gut, einige Stellen, die in der vormaligen DF geschnitten waren, sind untertitelt. Die 3-Disc-Box bietet den Film auch auf DVD und eine weitere Bonus-DVD mit diversen alternativen Fassungen.

Ein solider Genrefilm, dem etwas mehr Mut zum Ausflippen gut getan hätte, aber den Kung-fu-Fan trotz einiger kleinerer Längen insgesamt passabel unterhält. Ein Feuerwerk unfreiwilligen Humors, wie man’s von manchem Bruceploitation-Machwerk gewohnt ist, ist die „Pranke“ allerdings kaum.

3/5
(c) 2016 Dr. Acula


mm
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