Breakin‘

 
  • Deutscher Titel: Breakin'
  • Original-Titel: Breakin'
  • Alternative Titel: Breakdance - The Movie |
  • Regie: Joel Silberg
  • Land: USA
  • Jahr: 1984
  • Darsteller:

    Kelly (Lucinda Dickey)
    Ozone (Adolfo „Shabba-Doo“ Quinones)
    Turbo (Michael „Boogaloo Shrimp“ Chambers)
    Franco (Ben Lokey)
    James (Christopher McDonald)
    Electro Rock #1 (Bruno Falcon)
    Electro Rock #2 (Timothy Solomon)
    Electro Rock #3 (Ana Sánchez)
    Rap Talker (Ice-T)
    Judge (Peter Bromilow)


Vorwort

Abt. So schön waren die 80er Jahre oder doch Abt. Alles Cannon oder was? oder doch Abt. Mit Musik geht alles besser…

Ja, unser heutiges Werk lässt sich in gar viele Schubladen einsortieren… Unser heutiges Review entspringt eigentlich in direkter Folge dem letzten hier veröffentlichten, nämlich dem zu Ninja III: The Domination. Nun kommt man von einem Ninja-Film, auch wenn´s einer von Cannon ist, nicht unbedingt sofort und ohne weiteres Brainstorming zu einem Film, in dem´s ums Breakdancen geht, aber speziell bei Golan-Globus ist ja nichts unmöglich, also theoretisch nicht mal breakdancende Ninjas (die Chance auf dieses ultimative Crossover verabsäumten unsere Freunde allerdings schändlicherweise). Die beiden Filme entstanden ungefähr zeitgleich und teilen sich auch die Hauptdarstellerin, die ehemalige Solid-Gold-Tänzerin Lucinda Dickey.

Aber von Anfang an. Bekanntlich war Cannon immer hautnah am Puls des Zeitgeschehens, und wenn ein kassenträchtig potentiell ausbeutbarer Trend sein vorwitziges Näschen ins Licht der Öffentlichkeit reckte, waren Golan und Globus nicht weit. So auch beim Thema Breakdance. Der Gnade der späten Geburt anheim Gefallenen muss man es möglicherweise erklären. Anfang der 80er Jahre kamen schwarze Jugendliche auf die Idee, zu der neuen Hip-Hop-Rap-Musik, die zum Entsetzen weiter Teile derer, die gemeinhin glauben, den Kids vorzuschreiben, was sie hören sollen, salonfähig wurde, zu tanzen. Und zwar keinen Rumba, langsamen Walzer oder Discofox, sondern … something else. Diese Leute bewegten ihre Körper in abgehackten Bewegungen und nannten das „Robot Dance“, erfanden Stile wie Moonwalk oder Smurfin´, und, last, but ganz bestimmt not least, kreiselten auf allen erdenklichen Körperteilen wie Füßen, Händen und Köpfen. Breakdance eben. Klar, dass die Filmstudios sich diese neue Jugendkultur nicht entgehen lassen wollten und so entstanden Werke wie der mehr auf credibility setzende, von Harry Belafonte produziete Beat Street (mit dem Vorzug eines selbst für einen Rap-Nichtwirklichleidenkönners fantastischen Titel-Rap von Grandmaster Melle Mel & The Furious Five, die gerade ihren koksenden DJ Grandmaster Flash in die Wüste geschickt hatten) oder eben dieser von Cannon. Golan-Globus hielten sich wohl aufgrund ihrer einschlägigen Erfahrung mit den Eis am Stiel-Filmen für besonders qualifiziert, dieser speziellen neuen Jugendbewegung auf den filmischen Zahn zu fühlen und, in der Überzeugung, finanziell da gar nichts falsch machen zu können, stemmten back-to-back gleich zwei Filme mit identischem Cast, nämlich eben Breakin´ plus sein in Trashfilmgourmetkreisen ganz besonders gerühmtes Sequel Breakin´ 2: Electric Boogaloo. Zumindest hinsichtlich Teil 1 ging das kommerzielle Kalkül ganz gut auf – der sicher nicht besonders teuer produzierte Streifen (eine knappe Million $ Budget) spielte an den US-Kassen gut 37 Mio. Dollar ein und verdiente auf dem Video-Rental-Sektor noch mal schlappe 15 Millionen und dürfte somit kein Verlustgeschäft gewesen sein.

Weil der Breakdance-Hype auch good ole Germany erreichte, schaffte Breakin´ es auch hierzulande ins Kino und wurde vom jugendlichen Doc selbstpersönlich in einem Erlanger Lichtspieltheater (es müsste die selige „Schauburg“ gewesen sein) gesichtet. Das alles garantiert natürlich keinen guten Film (aber den erwarten wir von Cannon ja eh nicht wirklich), aber als MGM vor einiger Zeit den ganzen Schwung halbseidener Cannon-Musical (neben den Breakin´-Filmen noch den glorreich-bewußtseinserweiternden The Apple und The Forbidden Dance Lambada) auf den Markt warf, jubilierte der Doc, der eine Schwäche für trashige Musicals hat, innerlich wie selten und wartete nach Erwerb der Breakin´-Scheibe nur noch auf die passende günstige Gelegenheit, dem nichtsahnenden reviewhungrigen Volk die Hip-Hop-Breitseite um die Ohren zu schlagen. Nur dumm, dass ein Cannon-Breakdance-Musical vermutlich nicht so im ganz engen Sinn was mit „Hip Hop“ zu tun haben wird…


Inhalt

Also, los geht´s… nachdem uns MGM erst mal mit dem Hinweis bedenkt, dass der Film zu unserer Unterhaltung „formatted to fit your screen“ wurde (bläh. Ich glaub nicht, dass das Open Matte ist), geht´s dann mit dem eigentlichen Film los, der sich stilecht mit einem „Graffiti“-mäßigen Vorspann meldet, dieweil wir verfolgen dürfen, wie ein durchschnittlicher Breakdancer sich mit Nietenarmbändern und Karabinergürteln behängt, dass man ihn glatt mit einem Headbanger verwechseln könnte. Bandanas und Hut allerdings trug die Metalfraktion allerdings dann doch eher selten. Von der Tonspur erschallt der Themesong des Films, „There´s no stoppin´ us“ (eine sonderlich originelle Plotte erwartet der geneigte unvorbereitete Zuschauer angesichts eines solchen Titelsongs schon nicht mehr), der mit echter Hip-Hop-Musik ungefähr so viel zu tun hat wie Oli P. Im Gegensatz zu den akustischen Ergüssen des Manns, der sich keinen Nachnamen leisten kann, ist der hiesige Song aber ein ganz netter flockiger, aber auch harmloser Discosoulklopfer. Diverse Tänzer demonstrieren uns grundlegende Breakdance-Techniken wie den Robot, den Smurf oder den Moonwalk. Dann haben die Credits auch ihr Ende und wir steigen in die Handlung ein.

Und lernen zunächst mal unsere Protagonistin kennen. Kelly heißt sie und verdient ihre Kröten als Kellnerin in einem eher kulinarisch vernachlässigenswertem Diner, wo sie beinahe dafür sorgt, dass ihr Kollege aufgrund eines multiplen Zusammenstosses, dessen letzte Station der unleidliche Chef des Ladens ist, gefeuert wird. Ist aber auch egal, denn wichtiger ist, dass Kelly überraschenden Besuch von ihrer Freundin Vicky erhält. Beide sind Tänzerinnen (ach was), wobei Vicky sich zu einer professionellen Karriere in Las Vegas entschieden hat (hm, als Lapdancer?), während Kelly den Tanzbüttel aufgrund früh einsetzender Midlife Crisis erst mal hingeworfen hat: „Ich geh´ schwer auf die 20 zu!“ Da hat man als Hupfdohle seine besten Jahre natürlich schon längst hinter sich. Da sie aber trotzdem fühlt, „noch einige Jahre in mir“ zu haben (das will ich doch mal hoffen), lässt sie sich von Vicky die Visitenkarte ihres Agenten aufdrängen.

Ganz ohne Tanz kann Kelly nicht leben und belegt daher bei dem, sagen wir mal, stark von sich eingenommenen Choreographen Franco eine Jazztanzklasse und in der tanzt sie sich mit einigen anderen Eleven vor des Meisters gestrengem Auge den (nicht wirklich überwältigenden) Wolf (zumal zumindest mir fachfremden Nichtsblicker sich der Eindruck aufdrängt, als könnten´s einige der zweite-Reihe-mitte-Tänzer besser als unser nomineller Star). Franco starrt mißmutig vor sich hin, weil Kelly sich mit einem schwarzen Mittänzer, dem jungen Adam, für seinen Geschmack wohl ein bisschen zu gut versteht. Da braucht´s keinen Dialog für, das ist klar – Franco sieht in Kelly etwas mehr als nur eine Tanzschülerin. So ist´s denn auch – während sich die Klasse nach Absolvierung der Stunde verkrümelt, bietet Franco der seines Erachtens etwas verkrampften Kelly „Privatunterricht“ an, und jetzt grade hätte er Zeit: „Ich bin ein sehr guter Lehrer. Wenn irgendjemand weiß, was du brauchst, bin ich das!“ Kelly, von Vicky vorgewarnt, dass Franco ein gewisser Ruf vorauseilt, lehnt dankend and macht sich, ohne sich etwa zu duschen oder auch nur umzuziehen (ieeh, das müffelt doch sicher nach der ganzen Hüpferei), vom Acker.

Statt mit Franco Spitze-links-rechts-1-2-3 zu üben, reicht sie Adam lieber ein paar freundschaftliche Veralberungen rein (gut, wer als Schwarzer in einer Tanzschule übt, hat vermutlich jede street cred verspielt und muss sich „Cupcakes“ nennen lassen). Adam nimmt´s nicht krumm, sondern erarbeitet sich trickreich eine Mitfahrgelegenheit in ihrem halbverrosteten Käfer Cabrio. Er muss nämlich dringend nach Venice Beach, wo er Kelly gleich mal ein paar Freunden vorstellen will. Das sind natürlich Streetdancer, die sich mit diversen Gleichgesinnten vor einem semienthusiastischen Publikum (unter dem sich übrigens, in ihrer jeweils ersten Screen-Appearance, Jean-Claude van Damme und dessen Kickboxer-Widerpart Michel Qissi alias Tong Po, befinden. Watch for ´em!) gegenseitig, zum Titel „Freakshow on the Dancefloor“ (auch nicht wirklich Hip Hop, aber anhörbar), ihre Moves vorführen. Kelly findet das für sie fremdartige Herumgekreisele ziemlich groovy. Adam stellt sie seinen zwei Buddies vor und gemeinschaftlich überreden die drei Schwarzen Weißbrot Kelly, auch mal ein paar ihrer bei Franco erlernten Schritte vorzuführen. Ihre ballettartigen Hüpfereien beeindrucken die offiziellen Rivalen unserer Helden, eine echt ganz doll harte Streetdancecrew namens „Electro Rock“ nur mäßig. Den Elektrorockern stünde nach ein wenig Ärgerveranstaltung und einem Tanzduell der Sinn, doch Adams Freunde verweigern. Unsere Helden seilen sich unauffällig ab und Adam kann nun auch die Namen seiner Kumpels bekannt geben: Ozone und Turbo. Ozone ist der mit dem Hut, Turbo der Kleine, und der lässt sich, wie er klar stellt, nicht von jedem Turbo nennen, denn das ist sein Streetdancer-Name, und darf so eine dahergelaufene Käseschnitte nicht ohne weiteres ungestraft in den Mund nehmen. Ozone sieht´s lässiger, der hats ich nämlich schon auf den ersten Blick in Kelly verschossen. Die hat noch andere wichtige Termine und reitet vom Hof, nicht ohne von Ozone noch ihren eigenen Streetdance-Namen verpasst zu bekommen – Special K (so nennt man, hab ich mir grad heut vom SPIEGEL sagen lassen, eine neue Partydroge. Na, wenigstens nicht Crack…). Im Gegensatz zur versammelten sonstigen Breakdancermannschaft hat Kelly bei Ozone nachhaltigen Eindruck hinterlassen.

Sie selbst denkt sich aber nix dabei und trainiert fleissig weiter bei Franco. Ozone und Turbo kurven, auf Ozones Veranlassung, ebenda vorbei. Turbo grinst sich eins – sein Kumpel ist anscheinend „wieder mal“ schwer verliebt. Ozone dementiert heftig und unglaubhaft, dass er nur ihren Tanzstil begutachten will. Während Francos Klasse vor sich hin übt, hängt der Maestro selbst am Telefon – demnächst steht die Audition für eine supergroße Tanzshow an, und die will er mit seiner Troupé natürlich gewinnen (wir basteln uns an dieser Stelle, das haben wir ja schon gemerkt, einen schmierigen Schurken, den wir alle ganz furchtbar hassen sollen).

Kelly freut sich über den Besuch, auch wenn Turbo sich von ihr immer noch nicht Turbo nennen lassen will, sondern auf die Anrede mit seinem bürgerlichen Namen Tony besteht. Die Tanzerei allerdings findet Turbo ganz anregend und wirft sich ins choreographierte Getümmel, das er mit seinen Breakdance-Improvisationen ordentlich aufmischt. Francos Schüler sind begeistert, aber Kelly ist skeptisch – Franco selbst, spekuliert sie zutreffend, könnte diese Störung seines Unterrichtsplan humorlos betrachten. Kaum gesagt, beamt sich Franco auch schon in den Tanzsaal, stellt entsetzt fest, dass niemand mehr auf sein Kommando hört und stoppt erst mal die Musik, indem er die Plattennadel quer über die ganze Vinylscheibe kratzen lässt (entweder hat er gerade das Scratchen erfunden oder die Platte kaputt gemacht…). Wütend beabsichtigt er, Turbo rauszuschmeißen, bekommt es aber mit Ozone zu tun: „Wenn sie mit ihm reden wollen, müssen sie mit MIR reden!“ (Der arme Turbo scheint ganz schön unter Ozones Fuchtel zu stehen…). Franco ist verblüfft, vor allem, als Ozone sich als „Choreograph und Tänzer“ vorstellt. Entlockt Franco ein müdes Grinsen – soll Herr Ozone doch mal zeigen, was er drauf hat. Der bekannt konfrontationsscheue Ozone trabt ohne Vorführung seiner Skillz ab, und Turbo treudoof hinterher. Allerdings schenkt letzterer Franco noch den schönen Spruch „Sie schulden mir 7 Dollar für den Tanzunterricht“ ein. Ich glaub nicht, dass die Jungs noch Freunde werden.

Kelly entschuldigt sich für das garstige Fehlverhalten ihrer Fans und Franco ist geneigt, ´ne Tram drüber fahren zu lassen, sofern Kelly die nichtswürdigen Elemente nie mehr wieder sieht. Nun möchte er ihr die Musik und die Choreographie für seine neue Show (ich nehme an, das besagte Vortanzen) vorführen. Während er selbst lustig herumhüpft, stellt er noch fest, dass diese „Kids“ nicht hätten, was man in dem Metier braucht. Kelly wagt zu widersprechen: „Sie haben Talent!“ „Talent ist nicht genug“, knurrt Franco, um eine Sekunde später „DU hast das Talent“ hinzuzufügen (wenn ich das jetzt logisch durchdenke, würde das bedeuten, dass sie ja auch nicht genug hat, aber Franco meint das wohl anders…). Er fordert Kelly zu einem Pas-de-deux, der einige, äh, suggestive Bewegungen seinerseits beinhaltet, die mich an Kellys Stelle leicht beunruhigen würden. Kelly darf aber auch eine Solonummer improvisieren, die Franco mit Platitüden wie „let the music caress you“ motiviert. Es endet, wie es enden muss – Franco versucht, nach Abschluß der Tanzerei, Kelly einen ungefragten Kuss auf die Lippen zu schmatzen. Das Mädel windet sich aus seiner versuchten Umarmung und flieht mit einem „Fahr zur Hölle!“ Diese Tanzmäuse haben echt schwache Nerven…

Choreograph und Tänzer Ozone verdient seinen Lebensunterhalt nicht mit der hehren Kunst, sondern auf die profane Art und Weise, dito Turbo. Sie jobben als Putzteufel und Regalauffüller in einem mikrobenhaften Supermarkt. Ozone, der große Verantwortungsbewußte, werkelt ernsthaft vor sich hin, während Turbo eine innige Beziehung mit seinem Besen eingeht. „Du bist nicht Fred Astaire“, mahnt Ozone – obvious response seitens Turbo: „Wer?“ (Gronf). Nichtsdestotrotz legt Turbo, von Ozone zum Kehren der Straße vor dem Markt verdonnert, ebendort eine Tanznummer mit dem Besen als Partner hin (der Soundtrack erklimmt ungeahnte Qualitätshöhen, indem er als musikalische Begleitung hierfür „Tour de France“ von Kraftwerk erklingen lässt. Ist jetzt zwar auch nicht gerade phatte Ghettomucke, aber hey, ich beschwer´ mich nicht). In Tradition des klassischen Tanzfilms darf der Besen auch ein wenig „frei schweben“ und die Tanzfiguren wie von Geisterhand gesteuert (oder vielleicht doch von einem Stück Draht in der Hand des Turbo-Darstellers? Nieee… Filme lügen doch nicht) mitmachen. Nette Nummer.

Es kann der verantwortungsvollste Streetdancer nicht in Frieden Regale auffüllen, wenn es dem fiesen Gegner nicht gefällt. Der besteht aus einer Delegation von „Electro Rock“, die auf den Vorfall am Strand und Ozones Battle-Verweigerung zurückkommen. Ein paar ultraharte Provokationen („You´re looking at death, man!“ Irgendwie überschätzen diese Kerle die Tanzerei ein wenig) später ist, speziell dank des hitzköpfigen Turbo, der´s am liebsten an Ort und Stelle austragen würde, eine offizielle Herausforderung für den Freitag abend verabredet. Ozone steht zwar nach dem Abgang der Elektrorocker auf dem Standpunkt, man könne die ganze Angelegenheit bequem auf die Kohl-Methode aussitzen und ignorieren, aber Turbo redet seinem Kumpel etwas später beim gemeinsamen Training in Ozones überschaubar eingerichteter Bude ins Gewissen – sollten sie sich der Herausforderung entziehen, „everybody will get down on us“, man wird zum Gespött der Szene usw. usf. und das kann geht da wohl gar nicht. Ozone sieht´s ein und man kann sich brüderlich um den Hals fallen. Gruppenkuscheln!

Kelly indes bläst Trübsal und werkelt im Diner Doppelschichten. Adam sucht sie auf, weil sie sich schon seit ein paar Tagen nicht mehr bei Franco hat sehen lassen. Ob da irgendwas zwischen Franco und ihr vorgefallen sei? Aber nicht doch, wehrt Kelly mit verbesserungsfähiger Überzeugungskraft ab. Adam erschummelt sich bei ihrem Chef unter Verweis auf die Position seines Vaters beim Gesundheitsamt ein Gratismenü.

Unsere liebe Kelly trifft eine Entscheidung und verschafft sich einen Termin bei Vickys Agenten James, einem eklig-sympathischen Strahlemann erster Kajüte, der allerdings beim Vorstellungsgespräch ihren tänzerischen Einsatz in einem Hundefutterwerbespot als „keine professionelle Erfahrung“ klassifiziert. Nichtsdestotrotz organisiert er ihr stantepete ein Vortanzen. Selbiges vollzieht sich unter a) den Klängen des lesser Re-Flex-Kloppers „Cut it“ (der ist so less, dass er im echten Leben als B-Seite von „Praying to the beat“ verwurstet wurde) und b) den gestrengen Augen der Entscheidungsträger, die die Audition allerdings abkürzen – Kelly ist nicht der gefragte Typ: „Wir suchen eine große Blonde!“ Intellenzbestie Kelly tackert sich eine Rauschgoldperücke, die sie vermutlich dem Nürnberger Christkindl entwendet hat, auf die Rübe und startet einen zweiten Anlauf, der allerdings noch kürzer ausfällt. „Sagen sie nichts“, schnaubt die gefrustete Kelly, „sie suchen eine kleine Brünette“. Ob dieser vernichtenden persönlichen Niederlage ist Kelly bereit, die Flinte in ein passendes Korn zu werfen, aber Adam bringt sie auf andere Gedanken und schleift sie ins „Radiotron“, dem Vernehmen nach die angesagteste Abhäng- und Zappelbude der lokalen Streetdance-Szene, auch wenn´s verdächtig nach einem notdürftig mit ein paar Graffitis dekorierten leeren Lagerhaus aussieht. Dort soll der große Showdown zwischen Turbo und Ozone einerseits und den Electrorockern andererseits über die Bühne gehen. Kelly wundert sich über die Einladung, hat sie doch fälschlicherweise angenommen, Ozone möchte sie nach dem Debakel bei Franco nie wiedersehen (Mädel, sind nicht alle solche Mimosen wie du). Adam korrigiert diese Einschätzung: „Er fragt dauernd nach dir!“ Zuvor muss Kelly aber noch James anrufen und ihm mitteilen, dass sie die Schnauze voll hat. James versucht eher vergeblich, ihr begreiflich zu machen, dass es NACH EINEM VERDAMMTEN TAG und EINEM Vortanzen dafür viellecht noch ein bissi früh ist. Weil er aus unerfindlichen Gründen einen Narren an ihr gefressen hat, lädt er sie zum Dinner ein, was sie unter Verweis auf anderweitige Pläne, eben Radiotron-Besuch, ablehnt.

Im Radiotron boxt denn auch schon der Papst im Kettenhemd, und das kann er auch machen, weil neben dem nietengurtbehängten Deejay steht da eine vertraut wirkende Gestalt am Mikro und hustet lispelnd Reime ins Mikro – yeah, it´s the one and only motherfuckin´ Ice-T, der sich damit stolz ans Revers heften kann, im gleichen Film wie Jean-Claude van Damme sein Leinwanddebüt gegeben zu haben. Der Iceman rappt rather badly (das soll wohl Freestyle sein), während Adam und Kelly einlaufen (und spätestens an dieser Stelle muss ich bemerken: Adam ist so ungefähr der unschwärzeste Schwarze seit Carlton aus Prince of Bel Air und Don „No Soul“ Simmons aus Amazonen auf dem Mond. Der wählt vermutlich auch die Republikaner).

Das Battle steht an – Turbo und Ozone vs. Electro Rock. Ozone muss seinen temperamentvollen Partner zügeln, den Kontrahenten nicht gleich handgreiflich an die modischen Joppen zu gehen, aber dann geht´s endlich los. Zu Ices beklagenswerter Raplyrik vollzieht sich eine nich unübel choreographierte Tanznummer inklusive simuliertem Fightings und einigen coolen Moves wie „unter dem Gegner durchrutschen und ihm dabei noch die Jacke ausziehen“. Dank überlegener Tanztechnik sähe es für Turbo und Ozone gar nicht so schlecht aus, doch da packen die beiden Electrorocker ganz tief in die Trickkiste – und wechseln eine mitgebrachte Schlampe, äh, weibliche Streetdancerin ein. Ozone kullern beinahe die Glubschaugen aus den Höhlen – die Tussi muss gar nicht mal so wirklich was können, denn unser Supertänzer streckt angesichts dieser unerwarteten Entwicklung beinahe sofort die Waffen und schenkt „Electro Rock“ den umjubelten Sieg (und wir können uns ja alle vorstellen, wo DAS hinführt. Ich meine, rein zufällig gibt´s da eine Tänzerin namens Kelly…). Kelly selbst nimmt die Niederlage ihrer Noch-nicht-Kumpels mit Humor und einem Achselzucken – die Frage der Ehre stellt sich für sie als Unbeteiligte ja eher nicht. Vielmehr gibt sie sich Adam gegenüber begeistert über die Atmosphäre im Tanzpalast: „Die Menschen waren so ECHT, so lebendig, so voller Energie!“ Da leuchten die Holzaugen…

Bei Turbo und Ozone dagegen herrscht Stimmung wie sieben Tage Regenwetter, und das übernimmt Meister Ozone depritechnisch im Alleingang. „Wir haben verloren“, sülzt er seinem eigentlich ganz gut gelaunten Partner die Ohren voll. Doch positive Vibes sind im Anmarsch – Adam und Kelly sind im Anmarsch. Ozone verdonnert Turbo zur sofortigen Mithilfe beim Buden-Aufräumen (Turbo findet´s affig: „Sie ist doch nur´n Mädchen!“) und als Kelly durch die Türe tritt, simuliert Ozone hektisch mit Turbo heftige Trainingsaktivitäten. Kelly bekundet ihre Sympathie bezüglich der gestrigen Niederlage – ihrer Ansicht nach war die Einwechslung des Weibsvolks ein Tiefschlag seitens der Gegner: „Die Leute haben nur auf das Mädchen gestarrt und nicht auf das Tanzen!“ (Hm, vielleicht hätte Ozone ja auch ein BISSCHEN Geduld wahren sollen und nicht nach dreißig Sekunden den Schwanz einziehen…). „Sie war GUT“, stellt Ozone mit all seiner Choreographenautorität fest. „Ich bin BESSER“, smiled Kelly und eröffnet uns damit den offiziellen Plot der Geschichte. Es bleibt an Adam hängen, das, was die anderen drei plus sämtliche einigermaßen vernunftbegabten Zuschauer sich an ihren neun Fingern abgezählt haben, für die Gehirnamputierten auszubuchstabieren: „Ich hab eine Idee! Wie wär´s mit einem Team aus euch dreien?“ Für sich selbst hat er den Managerposten voresehen und das ist auch ungefähr das einzige, was ich ihm zutraue (Carlton-Syndrom). Bei Turbo regt sich Skepsis: „Du weißt nichts über Streetdance!“ Das kann man lernen, meint Kelly, und zwar am besten bei Ozone.

Every movie needs a montage… (seit Trey Parker das in Team America so offen ansprach, fällt mir erst auf, wie recht er damit hat). Während wir akustisch von Chaka Khan und „Ain´t Nobody“ behelligt werden (das halten viele Menschen für ein gutes Lied, ich aber nicht), erhält Kelly einen Crash-Kurs in Robot, Moonwalking und anderen essentiellen Streetdance-Moves (und zeigt dabei ihre hübschen … Legwarmer! Yeah, we´re talking Eighties here), was erstaunlicherweise ohne größere möchtegernkomödiantische Einlagen abgeht. Zu guter Letzt lernt Kelly sogar echtes klassisches Breakdancing (und bricht sich dabei nicht die Haxen). Manager Adam steuert das passende Outfit für die neue Crew ein – Initialen-T-Shirts (vermutlich handbemalt) – „TKO“ is born (der offensichtliche Gag dieses Kürzels bleibt vom Film unausgebeutet) und einigermaßen uniform aussehende grau-schwarze Trainingsanzüge. Die Rock Steady Crew wird ob der Konkurrenz nicht gleich in Ohnmacht fallen.

Zur Feier des Tages gibt Ozone ´ne Runde Fast Food aus. Warum drei Schwarze plus Kelly als Anstandshündin sich als Freßtempel ausgerechnet eine Country & Western-Redneck-Spelunke aussuchen, dürfte das Geheimnis des Drehbuchautoren bleiben. Ah, nein, ich weiß es. Natürlich, damit die Rednecks sich über die Anwesenheit nichtswürdiger Elemente mokieren können und eine Kneipenschlägerei angezettelt wird (da mit der Schlägerei unsere Helden * per se* nichts zu tun haben und sie sich schleunigst verkrümeln, verkloppen die in dieser Hinsicht – aber auch nur in dieser – undiskriminierenden Countryproleten sich selbst. Wahrscheinlich hätte sich die Stuntmengewerkschaft beschwert, wenn sie bei einer Cannon-Produktion nichts zu tun hat…). Kelly findet das tierisch lustig: „Let´s wreck another place!“ Sonniges Gemüt hat die Kleene… vor allen Dingen, weil sie und ihre Cronies so arg viel kaputtgemacht haben…

Ozone fällt die ehrenvolle Aufgabe zu, Kelly nach Hause zu kutschieren. Auf der Schwelle findet sich ein Freßkorb für Kelly, Absender ist James (hm, sollten Tänzer nicht auf ihre Linie achten und Agenten das wissen?). „Wie süss von ihm“, freut sich Kelly und Ozones Libido muss einen empfindlichen Dämpfer hinnehmen. Das bemerkt sogar Kelly und erläutert dem Liebeskranken, dass James ihr Agent und nicht ihr Boyfriend sei. Ozone macht sich daraufhin kurzfristig Hoffnung, noch auf ´ne Tube Kaffee oder so in ihre Wohnung zu dürfen, aber Kelly wünscht nur ´ne gute Nacht und verabschiedet sich. Ozone nimmt´s einigermaßen wie ein Mann.

Am nächsten Tag geht Kelly mit ihrer neuen Streetdance-Karrieren-Idee bei James hausieren. Dem springt fast der Draht aus dem Toupet – Streetdance gehört auf die Straße, ist des Businessmans fundierte Meinung, hat keine Zukunft und überhaupt, ´ne Karriere kann man mit felsenfest-tödlich-präziser Sicherheit darauf nicht aufbauen (der Mann ist als Prophet sichtlich ungeeignet). „Streetdance bringt dich nicht an den Broadway“, schimpt James und Kelly reagiert ungehalten: „Ich hätte nicht gedacht, dass du so engstirnig bist!“ Sie diagnostiziert bei James und allen anderne Streetdance-Ignoranten „Angst vor dem Unbekannten“ und behauptet, dass ihre neuen Freunde mehr Herz in die Sache legen würden als alle sonstigen ihr bekannten Tänzer. Ihr Plan zur Erringung der Weltherrschaft ist auch schon ausformuliert – James soll ihrer Crew die Eintrittskarte zum großen Tanzwettbewerb verschaffen, den werden sie dann gewinnen und alles andere ergibt sich von selbst (beim großen Tanzwettbewerb handelt es sich übrigens, technisch gesehen, um die Audition für die große Show, die Franco schon in der Tasche zu haben glaubt. Der Film benutzt die Vokabeln „Contest“ und „Audition“ recht austauschbar, was verwirrend sein kann). Weil James ihren Enthusiasmus nicht teilt, schlägt sie ihm vor, sie im Radiotron beim Rematch gegen Electro Rock persönlich in Augenschein zu nehmen. „Electrowas?“, blödfragt der begriffsstutzige James. „Wir haben eine Rechnung zu begleichen“, erklärt Kelly, „and we´re gonna cut ´em badly!“ „Den Streetdance-Slang hast du schon gut drauf“, ist James beeindruckt und wohl, weil er befürchtet, widrigenfalls Opfer eines drive-by-Shootings zu werden, willigt er ein.

Im Radiotron schwitzt Ozone Blut und Wasser, weil Kelly noch nicht da ist. Dass sie in Begleitung des slightly overdressed im Zweireiher daherkommenden James auftaucht, macht ihn nicht gerade ruhiger. Er verweigert dem vermeintlichen Rivalen um Kellys Gunst sogar den freundschaftlichen Begrüßungshandschlag. Electro Rock versuchen indes, mit abgewandelten Dirty Harry-Zitaten unsere Helden ins Bockshorn zu jagen: „Hey punk! Do you feel lucky?“ Also, auf zum Rückspiel. Wieder gibt Ice-T mit freestyle rappin´ (der beschämenderweise, auch wenn´s nicht wirklich die Höhepunkte seines Schaffens sind, auf dem offiziellen Soundtrack-Album mit Abwesenheit glänzt) den Beat vor. Electro Rock starten dieses Mal gleich in kompletter Dreierbesetzung, Ozone und Turbo heben sich Kelly als Geheimwaffe für einen günstigen Augenblick auf und treten zunächst nur als Duo an. Man startet mit einem Robot-Battle, ehe Ozone einen Solopart einfiedelt und seinem direkten Kontrahenten auf Electro-Rock-Seite mit einer, ähm, leicht phallisch anmutenden Geste auf den Keks geht (für einen PG-Film ziemlich risqué). Anschließend übernimmt Turbo mit einigen schicken Spins. James groovt im Publikum (in dem er ungefähr so gut aufgehoben wirkt wie Didi Hamann im Mittelfeld der deutschen Fußballnationalmannschaft). Jetzt schlägt Kellys große Stunde. Sie schwingt sich auf den Tanzboden und entlockt Ice-T damit ein völlig erschüttertes „Wow! WHO is THIS?“. Die unerwartete Präsenz einer neuen Gegenspielerin schüchtert Electro Rock aus mir nicht ganz ersichtlichen Gründen völlig ein. Ihr eigenes weibliches Crewmitglied macht sich angesichts einer lächerlichen Grrrrlpose fast in den Schlüpfer. Da Electro Rock also kollektiv in die metaphorische tänzerische Ohnmacht fallen, muss Kelly vielleicht mal dreißig Sekunden rumzappeln, ehe der technische K.O. zugunsten TKO besiegelt ist (also, auf ihren eigenen Trick sind die Electrorocker genausowenig vorbereitet wie vorhin Ozone und Turbo. Improvisation ist doch eigentlich die Stärke der Streetdancer…).

James ist ob der gebotenen Leistung schier aus dem Häuschen und im Überschwang der Siegesgefühle vergisst Ozone sogar, dass er James nicht leiden kann und schüttelt ihm die Flosse. James und Kelly seilen sich ab, weil James seiner Klientin persönlich zur phänomenalen (phänomenal kurzen, wenn man mich fragt) Leistung beglückwünschen will und ihr gleich den Vorschlag unterbreitet, den triumphalen Sieg privat zu feiern. „Aber wenn du natürlich lieber mit Turbo und Ozone feierst, ist das okay…“ Natürlich will Kelly lieber mit James anstossen und will nur kurz den Mittänzern Bescheid sagen. Ozone zieht einen enttäuschten Fluntsch, sagt aber keinen Piep, die feige Socke.

Kann er am nächsten Tag wenigstens wieder deprimiert in seiner Bude hocken und über die Ungerechtigkeiten der Welt sinnieren. Kelly schaut vorbei, aber das muntert ihn auch nicht auf, und schon gar nicht ihr grandioser Plan, TKO beim großen Contest anzumelden und von da aus die Bretter, die die Welt bedeuten, zu erobern. Ozone nölt in perfekt ausgeführtem Selbstmitleid, dass das eine reine Zeitverschwendung wäre, man ihnen ja doch keine faire Chance geben würde und er sowieso nichts und niemanden brauche: „Wenn sie mich tanzen sehen wollen, sollen sie herkommen!“ Kelly verschlägt es aufgrund Ozones Sturheit die Sprache. „Aber der große Durchbruch?“, stammelt sie. Der ist Ozone völlig wurscht: „Tu was du willst, aber ich habe alles, was ich brauche!“ Das glaub ich ihm nicht. Kelly wünscht sich trotzdem, dass Ozone und Turbo zu einer von James organisierten Meet & Greet-Party erscheinen. Ozone sagt nix, nimmt aber die Adresse entgegen.

Die besagte Party findet im Garten einer schicken Villa statt (ob die James gehört? Keine Ahnung) und wird von allerlei etepetete-Jet-Set-Typen älteren Zuschnitts bevölkert (James ist mit seinen geschätzten Mitte 30 da der ausgekuckte Junior). Kelly kümmt allein, was James aber auch egal ist, hauptsache, sie ist da: „I´ve been talking you up like CRAZY!“ Der Mann hängt sich echt rein (war aber auch leicht zu überzeugen). Er stellt sie, ohne, dass das die geringste Relevanz für den Plot hätte, einer ihm befreundeten Choreographin vor. Als wider Erwarten Ozone und Turbo (der sich angesichts der vor der Hütte geparkten Luxusschlitten schon die Frage stellt, ob sie * wirklich * eingeladen sind) auftauchen, ziehen sie dank ihrer, eh, ungewöhnlichen Garderobe die abmessenden und anmaßenden Blicke der High Society auf sich. Turbo lässt sich nicht lumpen und flanscht sich direkt ans Buffet, nimmt aber von einer kleinen Kotzprobe Abstand, als der blasierte Kellner ihm auseinandersetzt, dass es sich bei der ausgesuchten Delikatesse um „Eberkopfkäse“ handelt (wüarrg). Ozone bekommt es dieweil mit der Choreographin zu tun. Richtig Ärger gibt´s aber, als der ebenfalls geladene Franco die Untermenschen erblickt und von James gesagt bekommt, dass „diese Amateure“ tatsächlich und ungelogen gegen seine hochprofessionelle Troupé antreten werden. „Auf der selben Bühne???“ Francos Blick würde für einen mittleren Völkermord ausreichen, weswegen Ozone ihn auch probehalber mal am kragen packt. Na gut, kann ja sein, dass der ein oder andere Zuschauer vergessen hat, dass Franco ein Arsch ist und wir das deswegen noch mal ausgiebig zelebrieren müssen. Jedenfalls beschimpft er Ozone als „ghetto people“ und beleidigt ihn damit so schwer, dass der sich Turbo unter den Arm klemmt (obwohl der gerade mit zwei halbmumifizierten Omas einen „three-picture deal“ verhandelt) und abhaut. Turbo beeilt sich, seinem Buddy reinzureichen, dass das ganze Desaster ja wohl Kellys Schuld wäre (was eine gewagte Interpretation der Ereignisse ist).

Kelly stellt indes wutentbrannt Franco zur Rede, der aber fröhlich ausführt, dass Ozone und Turbo „einer anderen Klasse“ angehören und damit seines Erachtens offensichtlich minderwertiges Leben darstellen. „You miserable excuse for a human being“, keift Kelly, was Franco nur dazu veranlasst, sich weiterhin als Volldepp aufzuführen, bis es Kelly zu bunt wird und sie sich verpisst. Franco, der sich von James durch die Einladung der schwarzen Männer persönlich auf den Ku-Klux-Klan-Schlips getreten fühlt, verduftet aus purem Prinzip und Bockigkeit ebenfalls. Dürfte noch lustigen Gesprächsstoff für den weiteren Partyverlauf abgeben.

Also, weiter im Text. Turbo unterrichtet (frecherweise in Ozones Jäckchen gehüllt und mit dessen Hut auf der Birne) ein paar unterprivilegierte Negerkinder in der hohen Schule des Streetdance (und ein paar der Knirpse haben wirklich was drauf). Liebe Filmemacher, wir haben schon kapiert, dass Turbo und Ozone die GUTEN sind, die Message braucht man mir wirklich nicht mit der Dampfwalze ins Hirn planieren. Kelly ist auf der Suche nach Ozone, aber der ist seit einigen Tagen wie vom Erdboden verschluckt und auch sein bisheriger siamesischer Zwilling Turbo ist nur durch heftiges gutes Zureden dazu zu bewegen, „Venice Beach“ als vermutlichen Aufenthaltsort des Vermissten preiszugeben. „Kapierst du nicht, was los ist?“, erkundigt sich Turbo bei der diesbezüglich wirklich stark beeinträchtigten Kelly. Sie kapiert nicht.

Fährt aber nach Venice Beach, wo Ozone am Strand hockt und missmutig Steinchen in den Pazifik dengelt. Jeder braucht ein Hobby. Kelly stößt mit ihrem Ansinnen, ein klärendes Gespräch führen zu wollen, auf Ablehnung: „Wir haben nichts, worüber wir sprechen müssten!“ Oooh, da ist jemand eingeschnappt. „Ich weiß, wie du dich fühlst,“ hebt Kelly an, aber da kommt sie bei Ozone gerade in der richtigen Stimmung an den richtigen Rezepienten. „YOU DON´T KNOW NOTHING,“ blökt Ozone und redet sich den ganzen Frust von der black soul – Kelly und alle ihre Freunde sind „phonies“, mithin also alles Deppen, während er und Turbo die GUTEN seien. „Wir achten nicht darauf, ob wir den richtigen Schritt setzen, sondern tun, was sich gut anfühlt!“ (Hm, double entendré? Ich glaub, das war keine Absicht). Kelly reitet auf der Contest-Geschichte rum und Ozone kontert wieder mit der „wir-haben-da-doch-eh-keine-Chance“-Routine rum. Jetzt platzt Kelly der Kragen: sie schimpft Ozone einen „Quitter“. Ozone lässt sich nicht lumpen und bezeichnet Kelly höhnisch als „Miss Perfect“. Kelly lässt sich durch derartige Anfeindungen aber nicht von ihrer sorgfältig zurechtgelegten Gardinenpredigt (hört sich für mich mehr nach, ähm, Scheißhausparolen an, aber was weiß denn ich?) abbringen: „Vor wem hast du Angst?“ Ozone beantwortet diese Frage eher kryptisch mit einem Bezug auf „deinen Boyfriend James“. „Er ist nicht mein Freund,“ krakeelt Kelly (so ähnlich wie Fang in Barbaren-Dave „Ich bin kein Äffchen“ kreischt), und überhaupt meint´s der nur gut und hat sogar ein richtiges Tanzstudio aufgetrieben, in dem TKO üben könnten, wenn sie denn wollten. Ozone sieht sich zu drastischen Massnahmen getrieben und latscht mit Kelly zum belebteren Part des Strandes: „Ich zeige dir RICHTIGES Tanzen!“ Das sieht, beschallt vom mittelmässigen Song „Body Work“, zunächst nicht grundlegend anders aus als das Herumgezappel, das wir bisher großformatig mitansehen durften, bis ein Kerl das Areal betritt, den der liebe Gott in seiner unendlichen Weisheit mit zwei nichtfunktionierenden Laufgräten gesegnet hat und der sich deswegen zur Fortbewegung eines Krückenpaars bedienen muss. Was den Jungen aber nicht davon abhält, eine kesse Sohle (oder sollte man eher sagen „Gumminoppe“? Oder wie nennt man das, was bei ´ner Krücke unten dran ist?) auf die ausgelegten Pappkartons zu legen. I admit, I am impressed. „DAS ist Tanzen“, meint Ozone und Kelly ist tatsächlich zu Tränen gerührt (ich ertrinke, ich ertrinke, und das Klischee-O-Meter glüht).
Jetzt wird´s gefährlich, Lucinda Dickey muss schauspielern!

Mir ist zwar nicht ganz klar, wie diese Demonstration wahrer ausgedrückter Lebensfreude durch Tanz dazu führt, dass im Lager TKO wieder Eitel Freude Sonnenschein herrscht (wo´s doch eigentlich, wenn überhaupt, eher dazu führen sollte, dass Kelly Ozones Standpunkt verstehen lernt und nicht umgekehrt… aber ich schreibe ja keine Cannon-Filme), aber es ist so. TKO läuft in voller Stärke (abgesehen von Adam, aber der ist praktisch seit der Trainingsmontage plotmäßig völlig abgemeldet) ein. „Ses ist herrlich, wieder in einem echten Studio zu sein“, freut sich Kelly ein bis mehrere Tanzbeine ab und ist dabei erfrischen uncharmant, weil sie damit Ozone ja grad wieder aufs Brot schmiert, dass seine Tanzerei irgendwie „unecht“ sei. Ozone weiß, dass der Plot jetzt rasch fortbetrieben werden muss, er nicht wieder die beleidigte Leberwurst spielen kann und belässt es dabei bei einem semibösen Blick. James ermahnt die Crew, dass sie besser GUT sind, weil er an allen möglichen Strippen zieht und dabei sein persönliches Renomée aufs Spiel setzt, damit die dynamischen Drei am großen Contest überhaupt teilnehmen dürfen. Trainingsmontage, die zweite… („99 1/2“ ist allerdings einer der fetzigsten Songs aus dem Soundtrack). Und dieses Mal gibt´s auch das schon befürchtete Komödiantentum, weil Turbo und Ozone offenbar neue technische Erfindungen wie Spiegel u.ä., mit denen man allerhand tänzerischen Schabernack treiben kann, bislang nicht gekannt haben (seufz). Kaum sind die drei Minuten Song um, sind unsere Fruende auch schon perfekt vorbereitet und James hat sogar neue kleidsame und etwas professionellere wirkende Teamklamotten stricken lassen. Sogar der überkritische Ozone ist positiv beeindruckt.

Könnte also alles auf ein bildschönes Happy End zusteuern, doch sooooo einfach ist die Chose natürlich nicht. Und so sitzt James bald mit traurigem Dackelblick in seinem Büro und gesteht Kelly die Sinnlosigkeit seines Tuns. Trotz all seiner Bemühungen („I called every S.O.B. in the business“) will man sein neues Team ums Verrecken nicht zur Audition zulassen. Dahinter steckt, spekuliert James, Franco (hm, also am Anfang sah´s so aus, als wäre Franco ein zwar wichtigtuerischer, aber bestenfalls zweieinhalbtklassiger Tanzlehrer, und jetzt hat ist er der megalomanische Superschurke, der im Alleingang die ganze Unterhaltungsindustrie kontrolliert?). James propagiert die ehrenvolle Aufgabe. Kommt Kelly aber nicht in die Tüte, denn wie sollt sie das Turbo und Ozone beibringen? Vor allem Ozone würde sich ja nur in seinen finsteren Vorurteilen bestätigt sehen. James sieht keine Chance… mit Streetdance wird das nichts, außer vielleicht – aber da macht Ozone sicher nicht mit, grinst James mit leicht bösartigem Funkeln in den Augen.

Ehrlich gesagt – ich glaub eigentlich auch nicht, dass der Ozone, den wir seit knapp 70 Minuten kennen, sich SO demütigen würde, wie wir´s jetzt mitansehen müssen. Es ist Audition Day, und James entert mit drei Gestalten in Tuxedo und Zylinder die Stätte der Entscheidung (natürlich Turbo, Ozone und Kelly in raffinierter Tarnung), meldet seine Truppe als „Allegro Vivace Dance Group“ an und hat mit diesem spektakulären Ablenkungsmanöver vollen Erfolg. Zumindest solane, bis Franco, der mit seiner Gruppe gerade seine große klassische Nummer vortanzt (äh, als wir Franco zuletzt kennenlernten, hatte er doch ´ne Jazzdance-Choreographie am Start? Ist er jetzt SO angefressen, dass er alles, was neuer ist als 1873, aus seiner Plattensammlung verschrottet hat?), backstage zu seinem Entsetzen unliebsam-vertraute Gesichter ortert: „Was zur Hölle tut IHR hier?“

Gut, das ist eher selbsterklärend und sogar Franco begreift es, weswegen er umgehend Gegenmaßnahmen in Angriff nimmt. Via dem Bühnendirektor macht er der gestrengen Jury begreiflich, dass die hergelaufenen Ghettokraucher nichts in diesem ehrenwerten Haus zu tun haben, und das teilt der traurig kuckende, weißhaarige, irgendwie britisch wirkende Vorstehhund der Jury dem verblüfften James auch mit: „Ich glaube nicht, dass sie hier reinpassen. Sie sind sicher nicht das, was wir suchen!“ James keift Zeter, Mordio und Verrat, aber jetzt, wo Ozone sich eh schon zum Horst gemacht hat, lässt er sich von einem schlichten Auftrittsverbot auch nicht mehr die Flötentöne beibringen: „They´re not gonna stop us now!“ Was dem Soundman günstigen Anlass bietet, den Themesong „There´s no stoppin´ us“ an Ort und Stelle einzufiedeln. TKO reißen sich die Tuxedo-Ärmel ab (ich hoffe, die hatten Sollbruchstellen, sonst wird der Kostümverleih sicher sauer) und starten ungeachtet der entsetzten „STOP DANCING!“-Kreischer des Juryvorsteherse ihre Vorführung. D.h. zumindest Ozone fängt damit an. „Leave now! Stop! Brüll! Tob!“, tobt der Jurychef, so laut es seine Gentleman-Contenance zulässt, schafft damit aber nur, dass Turbo und Kelly sich ihrem Kollegen anschließen. „Oh Gott, da sind noch MEHR!“, stöhnt das Juryoberhaupt und sucht mental nach seinen Herztabletten. Doch das Wunder geschieht – die anderen Jurymitglieder können den elastischen Übungen der Streetdancer unerwarterweise etwas abgewinnen und beginnen dezent mitzuwippen. „Vielleicht…“, muss sogar der Oberindianer der Jury, der sich als letzter verzweifelt dagegen wehrt, das Getanze unserer Helden gut zu finden, zugeben, tja, vielleicht… Franco kocht, und zwar nicht auf Sparflamme, sondern vor Wut, baut sich vor dem Chefdackel der Jury auf und verlangt sofortige Beendigung des „Nonsense“. Aber der mittlerweile angefixte Entscheidungsträger fordert Franco nur genervt auf, ihm aus der Sonne und dem Blickfeld zu gehen. Die Jury rastet, wie nicht anders zu erwarten, völlig aus, James lächelt ein triumphierendes Siegerlächeln und unsere TKOs, die zum Abschluß ihrer Darbietung auf die Tischchen der Kampfrichter hüpfen, ernten Applaus, eine standing ovation und natürlich den großen Hauptgewinn – ihre eigene Bühnenshow… (ich weiß nicht, ob das das ist, wovon Ozone speziell sein Lebtag geträumt hat, aber, hell, manchmal muss man eben nehmen, was man kriegt).

Premierenabend! „Turbo – Special K – Ozone“ starren in „Street Jazz“, und diese Show erschüttert die Street Credibility insbesondere Turbos und Ozones nun aber wirklich, d.h. wenn ich einer der beiden wäre, ich liesse mich auf dem heimischen Turf so schnell nicht mehr sehen. Als Bühnenbild dient nämlich eine stilisiert-idealisierte Karikatur eines Ghettos, in dem haufenweise fröhlich (und primär in rot-schwarze Gewänder gestopfte) tanzende Schwarze herumswingen und grooven (musikalische Untermalung: „Street people“), wobei auffällt, dass Ozone und Turbo offenbar schweren Einfluss auf die Besetzung genommen haben, denn da turnen auch Adam (hach, er lebt doch noch) und Turbos Breakdance-Kiddies ´rum. Einer irgendwie gearteten Dramaturgie scheint das ganze nicht zu folgen (vielmehr denke ich angestrengt darüber nach, wer zum Geier sich eine solche Show, außerhalb Las Vegas vielleicht, ansehen sollte…). Aber es ist cool, es ist hip (wenn auch nicht besonders Hip Hop), und unsere Helden sind die großen Sieger des Tages – sie springen in Richtung Kamera, Freeze-Frame (ist ja fast wie bei Fulci), Ende.

Da wir aber noch sechs Minuten Laufzeit zu füllen haben, kommen wir anschließend noch in den Genuss eines weiteren Ice-T-Raps, der damit ein Highlight-Musikvideo des soeben Gesehenen kommentiert und rappenderweise mit der Zeile: „This show´s through, but wait for Part Two“ endet (und sollte jemand den Eismann akustisch nicht verstanden haben, kündigt eine Texteinblendung das Sequel auch schriftlich an). Dann kommt der Abspann, und als besonderen Gag verrät uns dieser, dass wir, sollten wir Geschmack an der Sache gefunden haben, im gut sortierten Fachhandel „Breakin´ – The How To Breakdance Video“ käuflich erwerben können. Da hat jemand Merchandising erfunden…
´

Nachdem ich mir gut neun DIN-A4-Seiten über den Inhalt von Breakin´ aus dem Daumen gelutscht habe, komme ich zu dem erschütternden Schluss, dass der Film diese Behandlung möglicherweise gar nicht verdient hat. Im Vergleich zu manch anderem Schrott, der auf diesen Seiten ausführlich filettiert wurde, ist Breakin´ kein großer Wurf von filmhistorischer Bedeutung, aber, wenn wir ehrlich sind, gar nicht sooo schlecht (die Schlechtigkeit überliess Regisseur Joel Silberg seinem Kollegen Sam Firstenberg – ja, DEM Sam American Ninja Firstenberg -, der vom Herrgott und den Produzenten damit gestraft wurde, das Sequel Breakin´ 2: Electric Boogaloo inszenieren dürfen zu müssen).

Eins ist mal klar – der Charme, wenn man es so nennen wollen, von Breakin´ erschließt sich definitiv nur 80er-Jahre-Nostalgikern. Ähnlich Adrian Lynes (hier besprochenen) Flashdance, von dem sich Breakin´ durchaus die ein oder andere Scheibe, was Story und Struktur angeht, abschneidet, ist der Film ein (allerdings stärker verklärendes) Abbild der Achtziger, eine „time capsule“, eine Zeitreise in eine Ära, in der Aerobic in war, Frauen es wagen konnten, in ihren hautengen Aerobic-Dressen und halbmeterdick um die Waden gewickelten Wolllegwarmern auf die Straße gehen zu können, ohne direkt in die nächste psychiatrische Anstalt eingewiesen zu werden, und in der man mit ein paar halsbrecherischen Verrenkungen, die man frecherweise „Tanz“ nannte, tatsächlich für ein Weilchen berühmt werden konnte.

Das Script orientiert sich an bekannten Genrevorbildern – verfasst von Leuten, die mit dem Schreiben von Filmen ansonsten nicht viel am Hut haben (Co-Autor Gerald Scaife wechselte später für einige Jahre ins Fach des „construction auditors“ oder „estimators“, was immer man sich darunter wieder vorstellen mag, und verdient heute sein Geld als „Production Supervisor“ bei Großproduktionen wie The Matrix Reloaded, Van Helsing oder The Village), findet sich praktisch keine einzige originelle Idee. Vielmehr beließ man es dabei, die von zuletzt von Flashdance vorexerzierte Formel (underdog muss sich gegen allerhand Widrigkeiten durchsetzen) auf simpelste Weise zu kopieren (das geht hin bis zur quasi identischen Klimax, dem Vortanzen für die „große Show“; während Flashdance aber damit endete, setzt Breakin´ noch die Premiere der Show drauf). Einzige Addition zur Flashdance-Rezeptur ist der „Schurke“ Franco. Während Alex in Flashdance eher an ihrem Liebes- und Seelenleben verzweifelte, sind die Schwierigkeiten in in Breakin´ personifiziert).

Wie nicht anders zu erwarten, dient das Buch nur als Mittel zum Zweck, die Tanzszenen einigermaßen sinnvoll dramaturgisch zu verbinden. Das gelingt sogar ganz gut, wohingegen echte Charakterentwickung auf der Strecke bleibt. Das ganz große Rätsel des Scripts besteht in der Frage, wieso zum Geier die Demonstration des behinderten Tänzers Kelly und Ozone „versöhnt“. Geht man nach der, ächz, Logik der Argumentation von Ozone, müsste eigentlich Kelly (die ja auch angemessen heult) sich SEINER Sichtweise anschließen und den Contest in den Wind schieben. Statt dessen ist aber in der nächsten Szene plötzlich Ozone bereit, seine Bedenken (bzw. seine Feigheit vor dem Feind) über Bord zu werfen und an dem Wettbewerb teilzunehmen. Ich hab keine Ahnung, in welchem Paralleluniversum sich das kausal erklären lässt.

Während (nicht unerfreulicherweise) auf die obligatorische Liebesgeschichte verzichtet wird (es wird zwar deutlich, dass Ozone auf Kelly steht, aber irgendwelche körperlichen Kontakte, die über eine Kumpel-Umarmung hinausgehen, finden on-screen nicht statt), sind die Charaktere ziemliche Flitzpfiepen. Ozone ist ein weinerliches Weichei, bei dem man sich echt fragen muss, wie der im Ghetto mit seiner Konfliktunfähigkeit überlebt haben soll, Turbo kommt nie über die Rolle des fünften Rads am Wagen hinweg (auch wenn er der offizielle Gutmensch ist, der seine Freizeit damit verbringt, Kindern das Breakdancen beizubringen… allerdings, wenn er wirklich will, dass aus ihnen mal was wird, wäre Basketballtraining vermutlich sinniger), und Kelly – die ist, leider, wenn wir ihr mal auf den Zahn fühlen, eine selbstsüchtige Zicke, die für ihren persönlichen Erfolg Ozone und Turbo in etwas manipuliert, was die beiden eigentlich gar nicht wollen. Damit dieses Plotte überhaupt funktioniert, MUSS das Script durch Franco eine „Schurkengestalt“ einbauen, sonst würde noch viel stärker auffallen, wie, ähm, unethisch Kellys Verhalten eigentlich ist. Wäre man ganz böse, könnte man den Film sogar als Hymne an die Selbstverleugnung interpretieren. Nach der „Moral“ des Films, die zutiefst amerikanisch ist, sollte man nämlich aktiv dafür Sorge tragen, dass man von möglichst allen geliebt wird und eben * nicht * nur sein eigenes Ding machen.

Eins fällt sehr stark ins Auge – der Film bzw. sein Script bemüht sich, so wenig wie möglich anzuecken, so harmlos wie nur vorstellbar zu sein und ja niemanden zu verärgern, er ist bewußt unoffensiv gehalten. Was natürlich ein wenig seltsam ist, wenn die primäre Botschaft des Films eine soziale ist, schließlich sind Ozone und Turbo Vertreter einer anderen gesellschaftlichen Schicht, ich mach´s jetzt mal genau wie der Film und rede um den heißen Brei herum. Klartext: Ozone und Turbo sind Schwarze, und obwohl der Film vielfältig darauf herumreitet, dass die „weiße Oberschicht“ sie diskrimeniert, wird das Thema „Rassismus“ in keiner Sekunde offen angesprochen. Klar, wer unfallfrei und ohne seine Finger zu benutzen, bis drei zählen kann, kapiert, worum´s geht, aber es ist sehr sonderbar, dass der Film die Problematik immer höflich umschreibt. Ozone und Turbo „passen nicht zu uns“, „gehören zu einer anderen Klasse“ etc., wo man den solche Worte aussprechenden Figuren doch an der Nasenspitze ansieht, dass sie lieber „das sind doch nur Nigger“ o.ä. sagen möchten. Ich bin mir nicht ganz schlüssig, ob es dem Film zur Ehre gereicht, in einem als simplen Unterhaltungsfilm konzipierten Musikfilmchen ein bisschen ernsthafte Sozialkritik zumindest dezent anzureißen, oder ob ich diese weichgespülte „ich-trau-mich-nicht-das-Kind-beim-Namen-zu-nennen“-Methodik doch eher verachte.

Aber lassen wir das Drehbuch mal hinter uns – wir haben ja nicht ernstlich eine seriöse Auseinandersetzung mit sozialen und ethnischen Problemen im Los Angeles der 80er Jahre erwartet (dafür gibt´s ja Dennis Hoppers Colors, und der hat auch einen Hip-Hop-Soundtrack). Wenden wir uns daher lieber der Inszenierung zu. Zuständig hierfür ist Joel Silberg, ein weiteres Mitglied der von Golan-Globus nach Hollywood gelotsten israelischen Fraktion. In seinem Heimtland drehte Silberg überwiegend Dramen, machte 1981 für den dem Vernehmen nach furchtbaren Sascha-Hehn-Heuler Pinups und ein heißer Typ in Deutschland Station und trat dann dem Cannon-Stall bei. Nach Breakin´ versuchte Cannon mit dem Mario-van-Peebles-Vehikel Rappin´ noch mal ähnliches Terrain abzugrasen, nur halt mit dem kommerziell inzwischen potentiell einträglicheren Aufhänger des Rappens (da Rap die Bedeutung von Breakdance mittlerweile längst überrundet hatte), was mit einem künstlerischen (und wohl auch finanziellen) Fiasko endete (der Film ist aber mittlerweile auch von MGM auf DVD aufgelegt worden). 1990 drehte er dann mit Lambada einen weiteren Trend-Musikfilm (denn er, oh vey, auch schrieb), ließ 1993 für den von Golan im Zuge des Cannon-Bankrotts getrennten Yoram Globus den Frauenknastklopfer Prison Heat folgen und kehrte dann nach Israel zurück, um eine TV-Serie zu realisieren.

Nun ist nicht jeder hergelaufene israelische Regisseur ein Garant für slickes Entertainment-Kino und Silberg scheint der Thematik mit gewissem grundsätzlichen Unverständnis gegenüberzustehen. Das ist zwar alles handwerklich recht ordentlich gefilmt und passabel (von Hanania Baer) fotografiert, aber es entbehrt jeden Pfiff. Obwohl nicht weniger als vier Cutter kreditiert werden, wünscht man sich von den ausgezeichnet choreographierten und vorgetragenen Tanzszenen etwas mehr visuelle Power, etwas mehr Einfallsreichtum bei den Kameraeinstellungen und eben vor allem beim Schnitt. Hin und wieder deutet eine Sequenz mal an, dass man sich zumindest das ein oder andere Musikvideo angesehen haben muss und sich bemüht, die visuelle Energie eines guten Clips zu imitieren, kommt letztlic die Dynamik und Rasanz des Breakdancing nur ansatzweise rüber, und das ist dann eben dem Vermögen der Tänzer stärker zuzurechnen als dem Können von Regie, Kamera und Schnitt. In den Charakterszenen bekommt Silberg auch nichts hin, das sich großartig von einem biederen TV-Drama abheben würde. Die Kameraführung ist ideenlos, aber praktikabel.

Was die Produzenten von Cannon an der Chose begeistert haben muss, ist der geringe Aufwand, mit dem sich die Sache realisieren liess. Ein einziges wirkliches Set (der Bühnenaufbau für die Show-Premiere) ist zu verzeichnen, der Rest ist entweder on location gedreht oder in generischen Studiokulissen produzierbar. Musical-typische große Massenszenen gibt´s auch kaum – nur im Finale tritt mal ein ganzes Rudel Dancer vor die Kamera, ansonsten sind die „aufwendigesten“ Tanzszenen die Battles zwischen TKO und Electro Rock (Electro Rock traten übrigens auch im Sequel wieder auf).

Immerhin können wir Silberg bescheinigen, dass der Streifen recht kurzweilig ist – klar, er muss ja, Abspann abgerechnet, nur knapp 80 Minuten Laufzeit füllen, und wenn wir davon sicher 20 Minuten Tanzeinlagen abrechnen, bleibt nur ´ne knappe Stunde übrig, in der man sich ernsthaft mit so nebensächlichen Dingen wie „Plot“ beschäftigen muss. Der character stuff nimmt nie genug Zeit in Anspruch, um ernsthaft zu langweilen, auch wenn´s filmisch nicht besonders einfallsreich gelöst wird.

Was die Musik angeht – tja, da geht´s Breakin´, so rein credibilitymäßig, an den Kragen. Mit Hip Hop oder sonstiger „ernsthafter“ Breakdance-Musik hat das, was uns von Kapellen wie Re-Flex, Kraftwerk, den Bar-Kays, Rufus & Chaka Khan usw. geboten wird, relativ wenig am Hut. Vielmehr orientiert sich der Soundtrack an (seinerzeit angesagten) Funk-/Soul-/Discopop-Chartstürmern (ohne sich wirkliche STARS für die Songs leisten zu können oder zu wollen; abgesehen von Kraftwerk, die auf dem Soundtrack-Album aber auch nicht zu finden sind, ist die bekannteste Interpretin Chaka Khan, und deren Karriere startete erst nach ihrer Trennung von Producer-Partner Rufus richtig durch). Das ist, wenn man 80er-Pop mag, durchaus flockig anhörbar (und ich besitze, wie erwähnt, auch das Soundtrack-Album, wenn auch nur „aus Versehen“… ich wollte damals eigentlich nur die Maxi des Titelsongs erwerben, aber weil entweder ein Fehler im Packaging gemacht wurde oder ein Schelm im Plattenladen die Vinyl-Tonträger heimlich ausgetauscht hatte, steckte im Maxi-Sleeve das vollständige Longplay-Album. Da beschwer ich mich doch nicht…), ist aber eben nicht wirklich Break-Mucke. Dieses „Problem“ teilt der Breakin´-Soundtrack übrigens mit den meisten um diese Zeit veröffentlichten Breakdance-Samplern, die, speziell hierzulande, auf unter reißerischen Titeln wie „Scratch´n Break“ veröffentlichten Alben schon mal Songs von Thomas Dolby oder Heaven 17 draufpackten, sicher der Kollaboration mit der Hip-Hop-Szene eher unverdächtige Musiker. Aber immerhin haben wir Ice-T (wenn auch nicht auf dem Soundtrack-Album), der insgesamt drei Raps beisteuert, die er aber sicher nicht freiwillig auf ein Best-of-Album packen wird.

Ein echtes „Musical“ im Wortsinne ist Breakin´ nicht, da, mit Ausnahme von Ice-Ts Raps, und die sind eh nur Hintergrundmucke, nicht live on screen gesungen wird (und wenn Musik erklingt, hat das stets einen Sinn und lässt sich durch das Vorhandensein einer Soundanlage erklären). Die Tanznummern selbst, choreographiert von Jamie Rogers, der 1968 selbst dem King of Rock persönlich die Choreographie für seine 68er-Comeback-Show auf den Leib schneiderte, sind durchaus energetisch und mitreißend – nicht immer hat das großartig was mit Breakdance zu tun (dem Choreographen scheinen Robot Dance und Moonwalk stärker zu interessieren als Back- und Headspins), aber es ist gut anzuschauen, auch wenn´s insgesamt ein (allerdings auch durch den Plot sort-of begründeter) Hybrid aus Breakdance und dem „konventionellen“ Jazzdance ist.

Wenden wir uns den Akteuren zu: zu Lucinda Dickeys Karriere – wenn man das so nennen will – hab ich mich gerade erst im Ninja III-Review ausgelassen. Eins ist jedenfalls klar – die Rolle als ambitionierte Jazztänzerin passt jedenfalls besser zu ihr als die einer vom Geist eines bösen Ninja Besessenen. Sie macht buchstäblich eine gute Figur, ist in den Tanzszenen (in denen sich Jennifer Flashdance Beals ja doublen lassen musste) in ihrem Element, gefällt mir, wenn ich das so sagen darf, mit der hier vorgeführten Kurzhaar-Frisur wesentlich besser als mit dem Quasi-Lockenköpfchen aus dem Ninja-Film und wird kaum vor unlösbare schauspielerische Aufgaben gestellt. Ihre großen Charakterszenen (alle zwei) bringen sie zwar hin und wieder an die Grenzen ihres darstellerischen Vermögens (speziell die, in der der gehbehinderte Streetdancer sie zu Tränen rührt), aber die dauern nicht lang genug, um zu nerven und/oder unfreiwillig zu erheitern.

Adolfo Quinones, der sich als Tänzer eloquent „Shabba-Doo“ nennt, und hier den Ozone spielt, tauchte erstmals 1980 im von Trashfans (aber auch nur von denen) hochgeschätzten Musical Xanadu (Olivia Newton-John…) auf und fügte seiner überschaubaren, da auf seinen Qualitäten als Tänzer aufbauenden Filmkarriere u.a. Tango & Cash, Deadly Dancer, Lambada (den er auch choreographierte) und zuletzt im Joe-Lara-Endzeitactionfilm Steel Frontier auf. Zu seinen größten Errungenschaften dürfte zählen, dass er für zwei Madonna-Welttourneen die Choreographie besorgte. Schauspielerisch gibt sich Quinones likeable und schon fast lästig unoffensiv, was aber auch an der Rolle liegen mag (dazu hab ich mich ja schon geäußert). In seinen Charakterszenen wirkt er eher unbeteiligt, aber tanzen kann er.

Wie auch Michael „Boogaloo Shrimp“ Chambers, der schauspielerisch, vor allem, da er auch für viele der beabsichtigt humorigen Elemente des Films zuständig ist, den lebendigeren Eindruck macht, was aber manchmal schon fast auf das Niveau einer schwächeren Sitcom führt. Konsequenterweise wurde er 1987 für die kurzlebige Dom DeLuise-Show rekrutiert, danach war er zwei Seasons lang für die Kinder-Gameshow Funhouse als „MC“ tätig. Im Kino tauchte er gewinnbringend nur in Bill & Ted´s Bogus Journey (als Roboter des „guten“ Bill) und als Tänzer in Naked Gun 33 1/3 auf. Seine Robotmoves prädestinierten ihn auch für einige Gastauftritte als „Urkelbot“ in der Sitcom Family Matters (Alle unter einem Dach).

Den Bösewicht gibt Ben Lokey einigermaßen hassenswert, allerdings ist auch bei ihm festzustellen, dass er in erster Linie Tänzer, in zweiter Linie möglicherweise vieles anderes, aber immer noch kein Schauspieler ist. Nicht überraschend, dass seine „Filmkarriere“ ausschließlich Tanzrollen aufweist. 1978 debütierte er im Kuriosum Sgt. Pepper´s Lonely Hearts Club Band, gab sich in Staying Alive die Ehre und hüpfte auch durch Jackos legendäres Thriller-Video.

Professionelles Schauspiel findet man am ehesten bei Christopher McDonald, auch wenn er nicht viel mehr zu tun hat, als seine Strahlemannvisage spazierenzutragen und gelegentlich an der Welt zu verzweifeln. Kein großes Tennis, aber zumindest mit gewisser darstellerischer Routine vorgetragen. McDonald wurde 1980 in The Hearse erstmals auffällig und startete damit eine Karriere, die die Americaner gerne „prolific“ nennen. D.h. er hält seine Nase seither quasi permanent vor eine Kamera, aber nur selten in bedeutungsvollen Rollen. Zu seinen Credits gehören Thelma & Louise, Wild Orchid 2, Grumpy Old Men, Terminal Velocity, Quiz Show, Fair Game, Happy Gilmore, House Arrest, Flubber, The Skulls, The Perfect Storm und Spy Kids 2.

Mit Fug und Recht kann Breakin´ behaupten, ein kleiner Talentschuppen zu sein. Hier debütieren, wie erwähnt, Jean-Claude van Damme, „Tong Po“ Michael Qissi und Ice-T, dazu aber auch Lena Rochon (die mittlerweile in Blockbustern wie Any Given Sunday spielt) und Kara Vallow, die zwar keine großartige Karriere als Schauspielerin auf die Beine gestellt hat, mittlerweile aber gut beschäftigte TV-Produzentin ist und u.a. für die Men in Black-Zeichentrickserie, Dilbert und Family Guy zuständig ist. Bis auf Ice-T verschleißt sich die Seilschaft aber in dialogfreien Komparsenauftritten.

Prinzipiell muss man ja dankbar sein, dass MGM sich tatsächlich erbarmt hat und auch die, eh, weniger gut gealterten Cannon-Hobel zumindest teilweise auf DVD rausbringt (wollen wir hoffen, dass Sony, die mittlerweile MGM übernommen haben, zumindest in der Hinsicht weitermacht), aber ein bisschen Mühe hätte man sich schon geben können. Dass das 4:3-Vollbildformat das intendierte ist, mag ich fast nicht glauben. Zwar lassen die Credits nicht darauf schließen, dass an den Seiten Bildinformationen fehlen, aber ein 1.33:1-Kinofilm anno 1984? I don´t think so. Nach Open Matte sieht´s aufgrund der Bildkomposition aber auch nicht aus, also wird´s wohl doch ein Pan & Scan-Transfer sein, den man möglicherweise vom alten Videomaster gezogen hat. Die Bildqualität ist angesichts des doch schon stolzen Alters von über 20 Jahren beachtlich, die Farben sind frisch und lebendig, die Schärfewerte angemessen, die Kompression geht nur bei den ganz flotten Dance Moves ein wenig in die Knie. Dafür kommt der Transfer aber verschmutzungs- und defektfrei daher. Die Soundspur liefert wahlweise den englischen Ton in Dolby 2.0 (nothing to write home about, könnte insgesamt doch eine deutliche Spur kraftvoller und basslastiger sein) oder die spanische Mono-Variante. Englische, französische und spanische Untertitel sind mit an Bord. Als Extra gibt´s leider nur den Originaltrailer, der ist allerdings Gold wert. Er besteht quasi aus dem auch im Abspann gezeigten Musikvideo (etwas längere Schnittfassung), über das Ice-T einen speziell für den Trailer angefertigten Rap, äh, rappt. Der ist deswegen so kurios, weil Ice als Text genau den Stuss verzapt, den normalerweise ein hierfür bezahlter Trailer-Narrator herunterleiert („this is the movie you gonna see!“). Sollte man rippen, ein MP3 draus machen, Ice-T schicken und sich drüber amüsieren, wie sich Mr. Hardcore Gangsta Rappa da noch zwei Dekaden später ´für schämt…

Also, kommen wir mal zur Schlußbetractung: Breakin´ – ich würde ganz gerne, aufgrund des hohen Nostalgiefaktors für yours truly, etwas von „essential 80´s viewing“ schreiben, kann das aber guten Gewissens auch nicht tun. Flashdance ist, mit ähnlich klischeehafter, aber vielleicht noch, hüstel, „anspruchsvollerer“ Story slicker produziert, hat bessere Schauspieler und memorablere Musik, aber Breakin´ kann trotzdem Spaß machen. Selbstverständlich hat er, wie praktisch jeder Cannon-Kommerzfilm, keine echte Bedeutung, aber er erfüllt seine Aufgabe – er unterhält knapp 90 Minuten, ohne den Zuschauer durch übertriebene Blödheit zu beleidigen. Seine Musik geht, ohne die Klasse des Flashdance-Soundtracks zu erreichen, gut ins Ohr, wenn man 80er-Pop mag, die Tanzszenen sind ausgezeichnet, auch wenn man sie etwas fetziger hätte filmen können. Ein Film, der nirgendwo aneckt, weil er nicht anecken will, sich vor Botschaften drückt, die über aller-allgemeinste Allgemeinplätze hinausgehen und folgerichtig niemandem (außer beinharten Hassern sämtlicher 80er-Jahre-Erinnerungen) weh tut. Da bietet sich dann als abschließende Bewertung ein Zitat aus dem „Anhalter“ an: Größtenteils harmlos. Aber doch irgendwie nett…

(c) 2007 Dr. Acula


BOMBEN-Skala: 6

BIER-Skala: 6


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