Break Up – Nackte Angst

 
  • Deutscher Titel: Break Up - Nackte Angst
  • Original-Titel: Break Up
  •  
  • Regie: Paul Marcus
  • Land: USA
  • Jahr: 1998
  • Darsteller:

    Bridget Fonda (Jimmy Dade), Hart Bochner (Frank Dade), Kiefer Sutherland (Detective Box), Steven Weber (Detective Ramsey), Penelope Ann Miller (Grace), Tippi Hedren (Jimmys Mum)


Vorwort

Versteh einer die Frauen… Jimmy Dade gehört zu der Sorte Ehefrauen, die zwar einen gewalttätigen Schläger namens Frank geehelicht haben, aus der beinahe täglich er- und verteilten Dresche (die sogar zu Taubheit geführt hat) irgendwie nie die richtigen Konsequenzen ziehen. Nicht überraschen, dass der Schuß irgendwann dann nach hinten losgeht. Als Jimmy nach einer weiteren häuslichen Auseinandersetzung und Freiflug die Treppe runter im Krankenhaus wieder aufwacht, ist sie unvermittelt Hauptverdächtige in einem Mordfall, da das Auto ihres Göttergatten samt eines verkokelten Leichnams am Steuer aus einem Teich gezogen wird. Polizeidetective Box glaubt zwar an Jimmys Unschuld, Kollege Ramsey, der Jimmy aus früheren „häuslicher Disput“-Notrufangelegenheiten kennt, ist dagegen der Überzeugung, Jimmy hätte Frank getiltet. Dass Jimmy aus dem Hospital stiften geht und bei ihrer Schwester unterschlüpft, macht sie nicht wirklich glaubwürdiger – aber ganz so einfach ist die Sache dann doch nicht. Jimmys beträchtliches Bankvermögen wurde von unbekannter Hand abgehoben und ihre leicht senile Mutter meint, Frank hätte sie gerade eben erst besucht. Jimmy flüchtet in ein Wüstenkaff, wo Franks Bratkartoffelverhältnis Grace, von dem sie zufällig erfahren hat, residiert, die Cops Box und Ramsey sind ihr allerdings auf den Fersen…


Inhalt

Nu Image mal anders. Von der Filmschmiede, die uns normalerweise mit verlässlichem Low-Budget-Action-Schotter Marke „Operation Delta Force“ versorgt, erreicht uns hier ein Thrillerdrama mit fast schon spektakulär guter Besetzung. Was zunächst wie ein verhältnismäßig simpel gestricktes Ehe-Drama beginnt (der Film lässt dabei ziemlich lange recht geschickt die Möglichkeit offen, ob Jimmy ihren Gatten nun umgelegt hat oder nicht), gewinnt durch die Thrillerelemente deutlich an Substanz – klar, das ist alles nicht gerade „Wild Things“, was Plottwists und -turns angeht, aber für eine wenig aufwendige Quickie-Produktion verhältnismäßig intelligent konstruiert (natürlich gibt’s auch hier die üblichen Plotholes und Zufälligkeiten, wie z.B. die Ermittlungen der Polizei, die je nachdem, ob’s dem Drehbuch gerade dienlich ist, effektiv oder vertrottelt ausfällt), aber es gelingt dem Streifen recht gut, den Zuschauer bei Laune zu halten (wenn sogar mein Kumpel Bernd, der eigentlich nur meine Flatrate nutzen wollte, um seinen Urlaub zu planen, trotz Versäumnis der ersten dreiviertel Stunde immer wieder vom PC-Monitor zum Fernseher schielte, will das was heißen, denn der Kerl ist Low-Budget-Angelegenheiten gegenüber sehr kritisch).

Paul Marcus inszeniert das nicht übermäßig originelle, aber handfest-schlüssige Script konventionell mit gelegentlichen Anflügen von Style und Atmosphäre (aber man stellt nicht ganz unerwartet fest, dass Marcus hauptsächlich mit Fernsehware beschäftigt ist). Die Kameraarbeit ist für Nu Image-Handwerker überdurchschnittlich, die musikalische Untermalung effektiv. Positiv zu vermerken ist, dass es sich um einen, hüstel, „altmodischen“ Thriller handelt – d.h. er kommt ohne voyeuristisch-anbiedernde Softsex-Elemente (bis auf eine angedeutete Sexszene gleich zu Beginn) oder plakativ-blutige Gewaltexzesse aus. Ebenfalls auf der Haben-Seite zu verbuchen ist die ein oder andere überdurchschnittliche Dialogszene.

Natürlich hat der Streifen auch seine Schwächen – gelegentlich könnte dem Film ein kleiner Tritt in den metaphorischen Hintern nicht schaden; manchmal dauern Szenen ein wenig zu lange, manchmal verliert sich der Film etwas in „Nebenschauplätzen“, aber diese Längen entwicken slich nie zu echter Langeweile. Und das liegt an den teilweise exzellenten darstellerischen Leistungen.

Ich hab’s schon angemerkt, „Break Up“ verfügt über einen für recht elitären Cast. Bridget Fonda („Weiblich, ledig, jung sucht…“, „Willkommen in Wellville“, „Jackie Brown“) gehört sowieso zu den Aktricen, die sich zur Aufgabe gestellt haben, die von mir oft und gern aufgestellte These „schauspielerisches Talent vererbt sich nicht“ zu widerlegen, und in „Break Up“ zeigt sie auch, dass sie durchaus auch in einer kleinen B-Produktion gewillt ist, mit vollem Einsatz zu spielen. Die Rolle verlangt von ihr nicht nur gewissen Mut zu Hässlichkeit, sondern bietet ihr auch Gelegenheit, die Bandbreite ihres schauspielerischen Könnens zu zeigen. Fonda überzeugt in den leiseren Tönen ebenso wie in emotionalen Ausbrüchen und liefet summa summarum eine Leistung, von der sich manch ein „name actor“, der eines Gagenschecks wegen in enem B-Film agiert, eine Scheibe abschneiden könnte.

Penelope Ann Miller („Das Relikt“) spielt eine etwas klischeehafte „Gangsterbraut“, schafft es aber, der Rolle durchaus ebenfalls die ein oder andere Facette abzugewinnen. Kiefer Sutherland („24“, „Truth or Consequences, N.M.“) hat hier eine etwas undankbare Rolle und ist nicht gar so spielfreudig wie in seinem anderen Nu-Image-Auftritt in „Frankie the Fly“, bleibt aber souverän-sympathisch. Steven Weber („Dracula – Tot aber glücklich“), der schon in „Weiblich, ledig, jung sucht…“ mit Bridget Fonda zu tun hat, gibt einen hübsch widerlichen „bad cop“ ab und Hart Bochner („Supergirl“, „Urban Legends 2“) gibt sich als prügelnder Ekelbatzen von Ehemann alle Mühe, überzeugend hassenswert zu erscheinen. In einem witzigen Kurzauftritt gibt sich Tippi Hedren („Die Vögel“) die Ehre.

Bildqualität: Dafür, dass die DVD von Ascot nun alles andere als neu ist (sie datiert von 1998), ist die Qualität passabel. Der Vollibildtransfer weist eine angenehme Detail- und Kantenschärfe auf und geht auch beim Zoomen erst bei vierfacher Vergrößerung aus dem Leim (Kompression also durchaus okay). Negativ bemerkbar macht sich der verbesserungsfähige Kontrast und die doch überdurchschnittliche Anzahl an authoring-bedingten Bildstörungen durch Störblitze. Insgesamt aber durchaus brauchbar.

Tonqualität: Bei einer DVD aus der Frühsteinzeit des Mediums (und einem Nu-Image-Film als Inhalt) braucht man nicht auf ein Surround-Feuerwerk zu hoffen. Ascot spendiert der Scheibe ausschließlich einen maximal zweckdienlichen Dolby 2.0-Ton, wobei nur eine deutsche Tonspur zur Verfügung steht. Ein leichtes Grundrauschen ist zu vermelden, die Dialoge klingen machmal etwas dumpf, ebenso die Musik. Könnte also besser sein, ist aber anhörbar.

Extras: Ascot, das auf der Hülle die Laufzeit seiner „Bonusfeatures“ wieder einmal fröhlich in die „Gesamtlaufzeit“ einrechnet, schenkt uns (ausschließlich vorgelesene) Biographien sowie Filmographie-Auszüge für Bridget Fonda und Kiefer Sutherland, den Trailer zu „Break Up“ sowie eine ausführliche Trailershow.

Fazit: „Break Up – Nackte Angst“ ist sicher kein Film, von dem man seinen Enkeln erzählen müsste – dazu ist der Streifen letztlich zu unspektakulär und zu konventionell gefilmt. Trotz einiger Längen ist der Streifen aber gut ansehbar – zweifellos einer der besseren Filme, den Nu Image abseits der gewohnten Action-Kost ins Feld geschickt hat (so z.B. im Vergleich zu „Wild Side“ und „Frankie the Fly“). In einer Zeit, in der fast alles, was sich das Etikett „Thriller“ umhängt, entweder verzweifelt versucht, auf den Tarantino-Zug aufzuspringen oder ersatzweise als „Erotikthriller“ zu firmieren, ist ein vergleichsweise „unmoderner“ Thriller, bei dem anstelle von Sex und Gewalt menschliches Drama im Mittelpunkt steht und den Schauspielern die Möglichkeit gegeben wird, Qualitätsarbeit abzuliefern, schon wieder regelrecht erfrischend. Man muss jetzt nicht unbedingt sofort in den nächsten Laden stürmen und die DVD holen (es sei denn, man ist Bridget-Fonda-Fan, dann rentiert sich die Investition ob ihrer Großleistung wirklich), aber sollte der Streifen einem mal im Fernsehen begegnen, kann das Reinschauen grundverkehrt nicht sein… Solide Hausmannskost!

3/5
(c) 2006 Dr. Acula


mm
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