Break Away

 
  • Deutscher Titel: Break Away
  • Original-Titel: Break Away
  •  
  • Regie: Sean Dash
  • Land: USA
  • Jahr: 1996
  • Darsteller:

    Teri Thompson (Myra), Joe Estevez (Grey), Chris DeRosa (Carter), Tony Noakes (Dan), Tonya Harding (Gina), Ray Dash (Anton)


Vorwort

Manchmal sollte man sich seinen Arbeitsvertrag genau durchlesen – besonders, wenn man für die Mafia arbeitet. Myra, die seit sieben Jahren für den Gangsterboss Anton als Kurier arbeitet, hat eines Tages die Nase davon voll, dass die zweifelhaften Geschäftspartner ihres Chefs immer wieder versuchen, sie in Ausübung ihrer beruflichen Pflichten umzulegen. Ergo – sie will aussteigen, und das stieß noch selten auf Gegenliebe bei vorgesetzten Mafiapaten. Und so lotst der vermeintlich verständige Anton die Kündigungswillige unter einem Vorwand und mit einem Batzen Geld zu Nicky, seinem Profikiller, damit der sie entleibe. Myra riecht den Braten und kann mitsamt der Kohle fliehen. Ihr Freund Carter (der sie seinerseits aber mit der Restaurantbesitzerin Gina betrügt) soll ihr zur Seite stehen, tut er auch gern, aber hauptsächlich der Kohle und weniger des Mädels wegen. Um aus der Schußlinie zu kommen, hakt sich Myra bei dem nichtsahnenden Uniprof Dan unter – schließlich gibt es bis zum Treffen mit Carter ein paar Stunden totzuschlagen. Anton ist nicht blöde – nicht nur, dass er den inkompetenten Nicky durch den coolen Ultra-Profi Grey ersetzt, auch der arme Dan landet auf einmal auf der Abschussliste. Myra entdeckt ihr Gewissen und ist bestrebt, den netten Dan zu retten. Die Tatsache, dass Carter falsches Spiel mit ihr treibt und Greys Rolle dadurch verkompliziert wird, dass er den ihn nervenden Nicky umlegt, ohne zu ahnen, dass der Antons Neffe ist, führt logischerweise zu einer gewalttätigen Auseinandersetzung mit hohem Body Count…


Inhalt

Sean Dash, in seiner bisherigen Filmkarriere weniger als Regisseur denn als Drehbuchautor eher unterklassiger B-Movie-Ware (die Horrorkomödie „The Newlydeads“ und das Sequel/Remake „Watchers Reborn“ gehen auf sein schreiberisches Konto) legt hier seine Variante einer der nach Tarantino – vor allem bei B-Film-Produzenten – beliebten Materie „jeder betrügt jeden“ vor. Der ersichtlich mit kleinem Geld in L.A. und Portland gedrehte Streifen bietet im Großen und Ganzen alle Zutaten, die ein unterhaltsamer kleiner Thriller braucht – ein Drehbuch mit einigen Twists und Turns, wobei man sicher an keiner Stelle des Scripts das große Aha-Erlebnis feiert und den Autor mit einem Drehbuchpreis bedenken möchte, ein paar Verfolgungsjagden, eine Explosion, jede Menge Shoot-outs und ein paar als clever gedachte Dialoge. Das alles erledigt der Film auf einem akzeptablen Niveau, wenn man über die üblichen budgetären Beschränkungen hinwegsehen kann – die Verfolgungsjagden sind alles andere als spektakulär, die Shoot-outs unblutig und wenig aufregend und die Dialoge nur selten so witzig oder intelligent, wie die Beteiligten sich das vielleicht gedacht hatten. Da Dash das Tempo aber verhältnismäßig hoch hält und lediglich der Subplot um Carters Verhältnis Gina (der sich allerdings doch noch relativ befriedigend mit der Hauptgeschichte zusammenfügt) sorgt für den ein oder anderen leichten Durchhänger (unterhält dafür aber aus anderen Gründen, auf die wir noch gesondert eingehen werden). Ein wenig lächerlich wird’s, wenn die hauptrollenden Damen ihre Martial-Arts-Künste auspacken und Mafiakiller, Profiganoven und Bodyguards mit ihren bescheidenen Karate-Tritten und -Schlägen niederstrecken (und ein „Stunt“, bei dem „Myra“ den per Motorrad auf sie zurasenden Killer Nicky „überspringt“, ist ein Lachschlager für sich), aber insgesamt schafft es der Streifen, 90 Minuten lang auf dem Niveau eines besseren Fernsehfilms zu unterhalten – zwei-drei Explosionen mehr und man könnt’s glatt für eine PM-Produktion halten. Die Production Values sind für einen Film dieses Kalibers ordentlich, lediglich die etwas belanglos und wenig auf das Geschehen im Film abgestimmte Musik stört ein wenig.

In der Hauptrolle, die bestimmt nicht nach darstellerischen Qualitäten, sondern rein optischen Gesichtspunkten gecastet wurde, dürfen wir Teri Thompson bewundern, deren Karriere ansonsten außer aufregenden Glanzrollen wie „Restaurant Woman #2“ in „Almost Dead“ und „Murder Victim“ im Fernsehfilm „Dark Avenger“ verdammt überschaubar geraten ist (sie debütierte mit einer Gastrolle in „Baywatch“). Dafür, dass „Breakaway“ ihre erste größere Rolle darstellt, hinterlässt sie einen ganz passablen Eindruck (dies bitte ich, wie immer bei Filmen dieser Art, im Kontext eines B-Action-Films zu sehen). Der Freund attraktiver Frauen freut sich darüber, dass sie zweimal die Hüllen fallen lässt und darüber hinaus überwiegend in ultrakurzen Shorts herumläuft. Ich würde ihr allerdings nicht unbedingt zu einer Karriere als Martial-Arts-Artistin raten. Als ultracooler Profikiller liefert Joe Estevez („Dark Universe“, „Das MI-8 Projekt“) nicht nur eine seiner größeren Rollen an (obwohl in vielen seiner Filme Top-Billing geniesst, wegen seines prominenten Familiennamens, begnügt er sich ja oft mit besseren Cameo-Auftritten), sondern auch eine seiner besten. Tony Noakes als Dan (der in Brian Yuznas „The Dentist“ mitwirkte) bleibt ein wenig farblos, ist aber zumindest physisch präsent genug, um im Showdown zu überzeugen. Für’s hemmungslose Chargieren ist Ray Dash als Mafiapatrone Anton zuständig. Nun aber zum major selling point des Streifens – der Mitwirkung von Tonya Harding als Gina. Tonya Harding hat eine bewegte Karriere hinter sich – von der Weltklasse-Eiskunstläuferin zur Skandalnudel wg. des ominösen Attentats auf ihre Rivalin Nancy Kerrigan, bis hin zur Wrestlerin und Knastologin. „Break Away“ markiert ihr Filmdebüt, dem zuletzt 2003 „Prize Fighter“ folgte. Ich ging bislang ja davon aus, dass Eiskunstlauf nicht die allerschlechteste Schule für Schauspiel sein könnte, da es ja hier wie dort um gewisse künstlerische Ausdruckskraft geht, aber Tonya Harding ist zweifellos die schlechteste Schauspielerin, die ich seit langer Zeit gesehen habe – sie bewegt sich mit der Natürlichkeit eines balletttanzenden Elefanten, unterstreicht ihre Dialoge mit plumper Gestik und befleißigt sich eines Watschelgangs, auf den Donald Duck stolz wäre (da fragt man sich nun wirklich, welches schlechte Gras Carter geraucht hat, um statt dem heißen Feger Myra auf Gina abzufahren). Spätestens bei ihrer eigenen großen Action-Szene und Karate-Einlage liegt der Trashfan vor Begeisterung um Atem ringend am Boden. Eine absolute Glanzvorstellung (Ihr wisst hoffentlich, wie ich das meine).

Bildqualität: Hoppla, ist das wirklich eine Disc von Best? Ich kann ja was erkennen! Ohne Flachs, die Bildqualität von „Break Away“ ist durchaus überzeugend. Das Bild mag insgesamt ein wenig soft wirken, aber ich vermute, dass das am Filmmaterial selbst lag (Titeleinblendungen sind nämlich gestochen scharf) – gegen Ende gibt’s leider einige kleine Farbschwankungen und das Bild wird generell etwas weicher, aber insgesamt ist das durchaus anständig. Detail- und Kantenschärfe sind zufriedenstellend, die Kompression für die Verhältnisse des nicht gerade für seine Hi-End-Transfers bekannten Labels sogar sehr gut. Lediglich an einer Stelle gab es einen kleinen Freeze, der das Bild für zwei Sekunden in Klötzchen auflöste und den Ton abschaltete – der Player rumpelte aber erfolgreich über diese Klippe.

Tonqualität: Der deutsche Dolby-2.0-Ton ist zwar absolut verständlich, aber insgesamt ein wenig leise ausgefallen – wirkt fast so, als hätte man den Track etwas heruntergeregelt, was besonders auffällt, wenn die Darsteller drehbuchgemäß „lauter“ werden, die Tonspur aber nicht mitzieht, sondern eher die Lautstärke herunterdreht. Auch die Musik und die Soundeffekte (die aber bereits im Original eher „realistisch“, d.h. ein Pistolenschuss klingt nicht gleich wie eine Atombombenexplosion, ausfallen) könnten ein wenig mehr Power vertragen. Dafür ist der Track aber rauschfrei.

Extras: Nein, sowas, mal nicht die altbekannten Trailer auf „The Fog“ oder „Dune“, sondern u.a. für die Chuck-Norris-Komödie „Top Dog“ und zwei andere Titel aus dem Best-Programm.

Fazit: „Break Away“ erfindet das Genre des killintensiven Actionthrillers nicht neu, bietet aber 90 Minuten recht kurzweiliger Unterhaltung (das Cover übertreibt mit einer Spieldauer von 106 Minuten mal wieder maßlos). Das Tempo ist flott, die Story ausreichend gut konstruiert, um den Zuschauer bei der Stange zu halten und Tonya Hardings Performance, für die bestimmt kein Eiskunstlauf-Punktrichter die 6.0 gezückt hätte, sorgt für die nötige, wenn auch unbeabsichtige Prise Humor. Als unspektakulärer, aber unterhaltsamer kleiner Thriller ist „Break Away“ für Freunde lockerer B-Movie-Unterhaltung durchaus zu empfehlen, zumal die DVD-Umsetzung von Best/Screenpower in diesem Fall keinen Kaufhinderungsgrund darstellt.

3/5
(c) 2006 Dr. Acula


mm
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