Bram Stoker’s Der Todesschrei der Mumie

 
  • Deutscher Titel: Bram Stoker's Der Todesschrei der Mumie
  • Original-Titel: Ancient Evil: Scream of the Mummy
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  • Regie: David DeCoteau
  • Land: USA
  • Jahr: 1999
  • Darsteller:

    Jeff Peterson (Don), Arianua Albright (Stacey), Russell Richardson (Arlando), Trent Latta (Norman), Michael Lutz (Morris), Michele Nordin (Janine), Brenda Blondell (Prof. Cyphers), Christopher Cullen (Scott), Christopher Bergschneider (Mumie, als Anton Falk)


Vorwort

Ein großer Coup für eine kleine, namenlose amerikanische Uni – weil ihre Archäologieprofessorin Cyphers an der Expedition beteiligt war, die sie ausgebuddelt hat, dürfen Cyphers und ihre Fakultät eine frisch gefundene akztekische Mumie als erste ausstellen und untersuchen.

Die Mumie ist aus zwei Gründen bemerkenswert – erstens hatten’s die alten Azteken eigentlich nicht wirklich mit Mumifikation, weil ihre eher freudlose Religion nicht an ein körperliches Leben nach dem Tode glaubte, und zweitens wurde sie in einem dem Regengott Tlaloc gewidmeten Tempel gefunden, der weit nördlich des eigentlichen aztekischen Siedlungsgebietes errichtet wurde.

Nun hat die Professorin leider kein hochrangiges Expertenteam zur Verfügung, um die Rätsel der Mumie zu lüften, sondern nur ein Sextett schnöseliger Studenten-Hirnis: Don, der sich eigentlich mehr für Dinosaurierknochen und Fossilien interessiert, den Elite-Nerd Norman, auf dem jeder rumhackt, den Quotenschwarzen Arlando, 1-A-Jock-Arschloch Morris, die hübsche Janine, auf die Morris bislang erfolglos abfährt und die niedliche, auch leicht nerdige Stacy (ihres Zeichens Jungfrau, und nicht vom Sternzeichen her, was noch höchste Plotrelevanz erreichen wird).

Um Janine zu imponieren, klaut Blödblinse Morris einen Armreif der Mumie (von allen Beteiligten stets „Amulett“ genannt, was mich ein wenig an der fachlichen Kompetenz dieser Unität zweifeln lässt). Das allerdings weckt den alten Wadenwickel noch nicht mal auf, dafür braucht’s schon Norman. Die Brillenschlange ist nämlich, wie er der verblüfften Professorin eröffnet, der letzte Nachfahre einer langen Reihe praktizierender Azteken-Hohepriester, die Mumie ein den Hohepriestern verpflichteter Diener, und er werde nun das Ende der Welt durch ein kleines Jungfrauenopfer an Tlaloc bewerkstelligen. Cyphers hat von dieser Erkenntnis nicht viel, da die Mumie sie umgehend abschlachtet.

Dieweil kommt Morris auf die Idee, eine Party im Uni-Gebäude zu veranstalten und vorab mit Janine – die seinen „Amulett“-Klau zwar doof, aber irrwitzigerweise auch „ganz süß“ findet – ein paar nette Sekunden zu verbringen (länger kann’s bei diesem Idioten, der von einer Bedarfs-Sonderschule für hirnamputierte Muskelpfosten nicht mal ’ne Teilnahmebescheinigung bekommen würde, nicht dauern). Das Amulett hat mittlerweile Stacy an sich genommen, um es zurück an die Mumie zu tackern, bevor jemand was merkt.

Morris und Janine werden beim Durchstöbern der Uni nach Bölkstoff getrennt und Janine postwendend von der Mumie aufgeschlitzt. Morris ereilt sein gerechtes Schicksal wenig später in Janines Schlafraum. Der Rest der Bande ist irrationalerweise in Sorge um Morris und seine Zukunft auf der Uni. Als die von der Mumie angerichteten Verwüstungen entdeckt werden, halten alle das für Morris‘ Werk und schicken sich – minus Stacy, die ein Date hat – an, aufzuräumen.

Stacys Date wird aber unmittelbar nach Auftauchen zum nächsten Mumienopfer und Stacy, being a virgin, als geeignetes Opfer entführt. Norman hat sich schon in seinen schönsten aztekischen Priesterfrack geworfen. Können Arlando oder Don das schlimmste verhindern, bevor sie selbst noch der Mumie vor die Klinge laufen?


Inhalt

David DeCoteau. Ich wiederhole mich, aber grundsätzlich ist mir David grundsympathisch. Wenn alles läuft, er gutes Material und einen halbwegs brauchbaren Cast hat, ist er der wenigen, die auch aus einem mikroskopisch kleinen Etat noch einen ansehbaren Film zaubern können, aber seit der offen schwule Regisseur und Produzent auf den Trichter gekommen ist, mit vage genre-orientierten male-model-Fan-Service-Filmen auf dem filmischen Niveau von Unterwäscheprospekten sein Geld zu verdienen, ist „ansehbar“ nur noch selten ein Attribut, das mir zu seinen Werken einfällt (sein „Hänsel-und-Gretel“-Mockbuster war überraschend gelungen). Das könnte von mir zwar gut und gerne ignoriert werden, aber hin und wieder streut David ja auch reguläre Genre-Ware für nicht-dezidiert schwules Publikum ein, nur leider scheint er über die ganzen „1313“- und „Brotherhood“-Streifen vergessen zu haben, dass man einen Film ganz gern auch mal mit Plot und FX drehen könnte.

„Der Todesschrei der Mumie“, vom deutschen Vertrieb noch mit dem Namensvorsatz „Bram Stoker’s“ versehen, als ob der olle Bram in seinem Leben irgendwas von Azteken gehört hätte, geschweige denn eine Geschichte drüber geschrieben, stammt aus der Phase, in der DeCoteau gerade den Schwung vom Genre- zum Gay-Filmer machte – damals waren seine Filme noch etwas plot-orientierter und nicht prinzipiell für die schwule Zielgruppe gedacht, aber wer wollte, konnte hier schon spätere Trademarks erkennen (so z.B. in dem SF-Hobel „Absolution“). Mit seinen heutigen „male lingerie“-Filmen hat der Streifen gemein, dass er ohne messbares Budget komplett an einer Location, einem offenkundigen Privathaus, das die „Universität“ mimt (mit der Ausrede, dass es sich um „Nebengebäude“ handeln soll, weil die Hütte nunmal beim besten Willen nicht aussieht wie ein Lehrinstitut), mit einer Handvoll Schauspieler (I use this term loosely as usual) vermutlich an einem hektischen Wochenende oder zwei abgedreht wurde.

Da wundert man sich dann schon weniger, warum das „Auditorium“ der Uni ein Wintergarten mit fünfzehn hastig aufgestellten Klappstühlen ist, überall Kerzenleuchter stehen (und brennen) und die „Mumie“ im „Museum“ (ein, in Worten, EIN Raum von der Größe eines Wohnzimmers) einfach unter einem Laken auf einem Tisch liegt anstatt unter sterilen Bedingungen in einem Glaskasten… Suspend your disbelief, folks…

Die Story ist dürftig, aber unter den gegebenen Umständen ist wohl kaum mehr zu erwarten als ein belangloser Teenie-Slasher, wobei mir immerhin der Gedanke, dass Norman (mit Stempel „1000 % caucasian“ auf dem Hintern) als aztekischer Priester fungiert (erinnert mich etwas an den Tobe-Hooper-Fernsehfilm, dessen Namen ich ständig vergesse, in dem Anthony Perkins of all people zum killwütigen Maya-Priester wird), dezent amüsiert (und man glaube mir, etwas anderes als „Amüsement“ kann man nicht empfinden, wenn Schmalhemd Norman im Priestergewand rumturnt und dabei knapp bedrohlicher aussieht als ein Fünfjähriger, der sich zu Halloween ein Bettlaken umhängt).

Immerhin – dadurch, dass der Film sich auf eine Nacht konzentriert (eine „Nacht“, die so „stockfinster“ ist, dass vor lauter Beleuchtung die Leuchtkraft der Taschenlampen der Helden kaum mehr zu bemerken ist), ist die Chose halbwegs flott, wenn auch fürchterlich unaufregend. Die Kills sind langweilig und auch nicht sonderlich graphisch – meistens fuchtelt die Mumie mit ihrer Klinge herum und dann schneiden wir auf ein blutverschmiertes Opfer. Einzig bei Morris ist verdientermaßen sekundenkurz das Resultat einer Ausweidung zu sehen.

DeCoteaus Haus- und Hofkameramann Howard Wexler setzt in einigen Szenen mit der Mumie die bewährte sanft rollende Wellengang-Cam ein – das sorgt sonst gern mal für eine fiebrig-alptraumhafte Atmosphäre, hier aber, weil der ganze moderne Background nicht passt, eher für Seekrankheit. Insgesamt lässt der sterile Videolook den Film auch nicht wirklich wie einen „Film“ wirken, sondern mehr wie eine etwas aus dem Ruder gelaufene househunting-reality-Show. Ehrensache, dass DeCoteau Zeit dafür findet, seine männlichen Hauptdarsteller in knappen Unterhemden oder gar nur Unterhosen abzufilmen (s.o.). Über die ganze Laufzeit stört Wexlers bzw. DeCoteaus Wille, den Darstellern immer arg auf die Pelle zu rücken – es gibt kaum mal ’ne Totale, bestenfalls einen nicht ganz so aufdringlichen close-up.

Die Darsteller sind ziemlich furchtbar, allen voran Michael Lutz als Morris, der nach ein paar weiteren Versuchen mit DeCoteau („Leeches“, „The Brotherhood“) die Schauspielerei an den Nagel hängte und jetzt als Casting-Koordinator bei MTV arbeitet. Auf Jeff Peterson (Dan) hat’s mit dem Acting nach Auftritten in „Task Force 2001“ (einem der Kushner-Locke-Teen-Actionfilme) und „Prison of the Dead“ gelassen, dabei hat er wenigstens noch eine halbwegs sympathische Ausstrahlung. Sympathikus der Truppe schlechtin ist allerdings „Arlando“ Russell Richardson (der auch die besten Lines abbekommen hat) und auch ein halbwegs geregeltes Auskommen als character player in TV-Serien (und in „Iron Man 2“!) gefunden hat. Trent Latta, der in den Norman immerhin Enthusiasmus (wenn auch kein Talent) legt, hat nach über zehnjähriger Pause kürzlich wieder in einigen Kurzfilmen mitgespielt. Bei den Damen haben wir die zwar ganz nett anzusehende, aber auch nicht sonderlich talentierte Michele Nordin, die, nachdem auch sie in einem DeCoteau-dirigierten Kiddie-Actionfilm, dem charmanten „Alien Arsenal“, amtierte, immerhin ein paar kleinere Serien-Gigs in „Royal Pains“, „Californication“ und „Justified“ abstaubte. Arianua Albright (Stacey), erfreulicherweise mal kein typisches blonde-bimbo-girl als „final girl“, kam über die Z-Film-Scream-Queen-Rolle nie hinaus (sie verdingte sich u.a. bei J.R. Bookwalter in den beiden „Witchouse“-Filmen und war „Mitglied“ der Bookwalter’schen „Bad Movie Police“, mit der Bookie sich über einige seiner eigenen No-Budget-Heuler lustig machte).

Die DVD von WGF ist komischerweise auf 4:3 zurechtgescanned (zentriert, so dass öfter mal handelnde Personen am linken oder rechten Bildrand verschwinden), ansonsten von Bild und Ton aber brauchbar (sogar die deutsche Synchro fällt angesichts der Leistungen der Originalsprecher kaum negativ auf).

Es gibt gewiss noch traurigere Mumien-Heuler (auch wenn mir grad keiner einfallen will), und auch DeCoteau hat schon Schlimmeres abgeliefert, aber wer nicht jeden doofen Slasher sehen muss, kann sich diesen „Todesschrei“ gepflegt schenken.

(c) 2017 Dr. Acula


BOMBEN-Skala: 8

BIER-Skala: 3


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