Boyz Klub

 
  • Deutscher Titel: Boyz Klub
  • Original-Titel: Boys Club
  •  
  • Regie: Lebrado Lebrachio
  • Land: USA
  • Jahr: 2001
  • Darsteller:

    Chauncey Leopardi (Mario), Patrick Renna (Country), Jarrett Lennon (Ernie), Beau Bridges (Marios Vater), Rachel Hunter (Nachbarin), Jack Scalia (Boss), Tim Cavanaugh (Shag)


Vorwort

Pech für den jungen Mario… weil sein Vater dummerweise übersehen hat, dass seine Beförderung mit einer sofortigen Versetzung nach Phoenix verbunden ist, wird’s nichts mit dem versprochenen Campingausflug, statt dessen geht’s ab zur Tante und ihrem nichtsnutzigen Sohn Fooley (sic!) nach San Francisco (also, ehrlich, nach Never-call-it-Frisco müßte man mich nicht prügeln). Weder Tante noch Fooley sind vom Sommerlogiergast entschieden begeistert, aber Mamachen zuliebe schleift Fooley Mario zum örtlichen Jugendklub mit. Fooley spielt dort in der Basketballmannschaft „A-Team“, in der die lokalen Rüpel und Rowdies agieren und die von ihrem Coach Baxter zum Sieg mit allen Mitteln getrimmt wird und Favorit für ein anstehendes Turnier ist. Weil man Mario im Team nicht haben will, tut sich der mit ein paar anderen Outsidern, dem fetten Country, Brillenschlange und Univeralgenie Ernie, dem Hispano Chief und dem schwarzen Pepi zusammen und schlägt sich die Zeit mit dem Spannen nach einer attraktiven Nachbarin um die Ohren, bis Priester Sal, unter dessen Fuchtel der ganze Jugendklub steht, den „Misfits“, wie sich selber nennen, vorschlägt, doch auch am Turnier teilzunehmen. Doch vor die Teilnahme und damit natürlich das Begleichen gewisser offener Rechnungen mit dem „A-Team“ hat der Herrgott das Auftreiben der Startgebühr von 750 Dollar gesetzt. Einfallsreichtum ist gefragt…


Inhalt

Und schon wieder ein Film fürs jugendliche Publikum. Im Vergleich zum jüngst besprochenen „Race to Space“ ist „Boyz Klub“ (was schon mal ein etwas unglücklicher Titel für einen Kinofilm ist… der erste Verdacht, der sich aufdrängt, ist gerade bei der „hippen“ Schreibweise mit „z“ und „k“ schon der eines Gay-Films, und das sieht selbst Google so… probiert’s spaßeshalber mal mit den Schlagwörtern „Boyz Klub DVD“ aus und kuckt auf die „sponsored links“) eher ein Beispiel, wie man’s nicht machen sollte.

Okay, technisch gesehen ist der Film nicht schlecht, aber er ist halt von vorn bis hinten ein einziges Klischee und bedient sich gnadenlos und unumwunden bei ziemlich jedem „underdog-team“-Kiddieflick seit den seligen „Bad News Bears“ oder den „Mighty Ducks“. Gibt’s eigentlich keine anderen Themen für Kinderfilme? Ganz abgesehen davon hat der Streifen noch einige Probleme – so ist er sich irgendwie nicht einig, wer denn eigentlich die Hauptfigur sein soll: zwar ist nominell Mario unser Held, aber so gegen Filmmitte schwenkt der Fokus unvermittelt auf Brillen-Genie Ernie, nur um den im Showdown wieder komplett rauszunehmen und durch einen bis dahin überhaupt nicht erwähnten Charakter zu ersetzen. Tolles Scriptwriting, muß ich schon sagen. Darüber hinaus bedient der Streifen pflichtschuldigst sämtlich vorgeschriebenen Moral- und Gutmenschenpredigten (zwei besonders debile Beispiele: den Jungs wird ihr hart verdientes Geld geklaut, doch der Dieb entpuppt sich als Arbeitsloser, der nicht weiß, wie er seine Familie durchbringen soll und drückt damit so erfolgreich auf die Tränendrüse, dass die Kinder ihre Einnahmen spenden. Oder, und das stieß mir mal wieder ganz besonders übel auf, natürlich wird vorm entscheidenden Spiel die US-Hymne gespielt und die „Helden“, unsere „Misfits“, legen natürlich patriotisch ihre jeweiligen Hände auf die Herzen, während das „böse“ „A-Team“ eher gelangweilt auf dem Parkett rumlümmelt. Shoot me now, please!) Dazu gibt’s einen vollkommen überflüssigen Subplot (d.h. zwei Szenen), in denen sich Mario mit Fooleys kauzigem Opa anfreundet und die übliche „der-Papa-der-den-Sohn-vernachlässigt-muß-‚geläutert‘-werden“-Routine. Hat man alles schon zigmal gesehen, und meistens besser. Regiedebütant Lebrado Labrachio (ist wenigstens ein schmucker Name), auf dessen Mist auch die Plotte gewachsen ist, bemüht sich anfänglich um eine relativ komplexe Inszenierung (mit einer Dreifach-Parallelmontage), versandet dann aber im üblichen Fahrwasser des Genres, nervt uns mit dem tödlichsten Comic Relief seit dem seligen Kelton aus Ed Woods Filmen (zwei, ha, ich lach mich schon beim bloßen Gedanken daran halb tot, „chaotische“ Schwarze „Basketball-Talentscouts“; die sich spinnefeind sind, aber ständig im Partnerlook herumlaufen und allgemein verprügelt etc. werden. Das ist fast schon rassistisch). Zwischendurch schläft der Streifen fast völlig ein (weil die Geldbeschaffungsversuche der Kids nur gelegentlich unterhaltsam sind, so z.B. der Gag, dass die Jungs sich zwecks besserer Erfolgsquoten im Wagenwaschen-Geschäft als „heiße Mädchen“ verkleiden), bis die Basketballszenen im Finale (tatsächlich erdreistet sich der Film, das Turnier tutti kompletti in den letzten fuffzehn Minuten abzuhandeln) wieder etwas Tempo ins Spiel bringen (ohne dabei alle Versprechungen einzulösen). Wo wir gerade bei „nicht eingelöste Versprechungen“ sind – manches Plotelement bleibt rästelhaft – so deutet der Film sowohl bei Marios Vater als auch dem späteren Misfits-Trainer, Hausmeister „Shag“, an, dass sie jeweils ein „dunkles Geheimnis“ tragen (Shag muß wohl früher mal eine Basketball-Karriere gehabt haben) – wie üblich in Filmen dieser Art, aber es wird in beiden Fällen nicht aufgeklärt, sondern bleibt einfach so im Raum stehen. Und zu allem Überfluß leistet sich der Film noch einen „was-ist-aus-ihnen-geworden“-Epilog, bei dem ich mir fast das Mittagessen wieder durch de Kopf gehen ließ.

Immerhin, das Kompliment muß ich dem Film schweren Herzens machen, die Rasselbande der Misfits ist auf gewisse Art und Weise recht natürlich und sympathisch, wobei der hauptamtliche Star Mario (Chauncey Leopardi) noch am blassesten bleibt. Als erwachsene Randfiguren mühen sich der auch tief gesunkene Beau Bridges als Marios Vater (das ist im übrigen auch der einzige Name, den das Script ihm gönnt), Sexbombe Rachel Hunter (weniger bekannt für ihre schauspielerischen Künste als ihre Beziehung zu Rod Stewart) versucht sich in einem 30-Sekunden-Auftritt als, was wohl, Sexbombe und Jack Scalia gibt für eine Minute Screentime im Prolog auch mal eben seinen Namen her. Die eigentliche Erwachsenen-Hauptrolle gibt Tim Cavanaugh als Shag, der den Krempel auch mit produziert hat.

Bildqualität: Mit dem 4:3-Vollbildtransfer, den uns VCL präsentiert, kann man keine Bäume ausreißen, aber für den Zweck reicht er aus – seien wir ehrlich, Filme und mithin DVDs dieses Genres dienen als automatisierter Babysitter und dafür braucht’s dann nicht wirklich eine Superbit-Edition. Das Bild ist in allen Belangen durchschnittlich, wobei die Farben einen recht frischen Eindruck machen und man lediglich mal wieder an der Kompression mosern könnte.

Tonqualität: Auch hier das selbe Bild – Zweckdienlichkeit, und nicht mehr, zeichnen die beiden deutschsprachigen Tonspuren (wie üblich in Dolby 5.1 und 2.0) aus. An dieser Stelle erwähne ich noch mal gesondert den ziemlich peinlichen Soundtrack, der neben einigen Themes, die man eher in einem Agententhriller als in einem Kinderfilmchen vermuten sollte, relativ emotions- und schwunglose Belanglosigkeiten aufweist (und einen peinlichen Titelsong).

Extras: Außer Filmographien für Beau Bridges und Rachel Hunter gibt’s nix.

Fazit: Ich glaub kaum, dass man seine eigene Rasselbande mit diesem Film wirklich vor die Glotze bannen kann – dafür ist das Thema zu ausgelutscht und wird insgesamt zu schwungarm präsentiert. Die ganz durchaus sympathischen Kinderdarsteller können das moralinsaure und klischeetriefende Script nicht retten, allenfalls anspruchslose Vor-Teenager könnten von dem Streifen beeindruckt sein, aber trotzdem würde ich „meinen“ Kids lieber kompetente Disney-Ware wie die „Mighty Ducks“-Serie vorsetzen, die das gleiche Terrain abgrast, aber das wenigstens wirklich unterhaltsam und temporeicher erledigt. Die DVD ist mal wieder eine dieser typischen VCL-Durchschnittsveröffentlichungen.

2/5
(c) 2006 Dr. Acula


mm
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