Born Hero 2

 
  • Deutscher Titel: Born Hero 2
  • Original-Titel: Lo foo chut gang
  • Alternative Titel: Tiger on the Beat | Tiger on Beat |
  • Regie: Lau Kar-Leung
  • Land: Hongkong
  • Jahr: 1988
  • Darsteller:

    Chow Yun-Fat (Frankie „Tiger“ Lee), Conan Lee (Michael Tso), Nina Li Chi (Marydonna/Madonna), Norman Chu (Poison Snake Ping), Gordon Liu (Fat), David Chiang (Superintendent), James Wong (Captain Pak), Shelley Ng (Mimi), Phillip Ko (Dealer)


Vorwort

Sergeant Frankie Lee, genannt der „Tiger“, ist nicht gerade der Stolz seiner Abteilung der HK-Police. Wenn er nicht gerade wildfremde Ehefrauen flachlegt oder besäuft, macht ihm bzw. seinem Vorgesetzten Captain Pak seine laxe Dienstauffassung zu schaffen. Darum wird’s auch mit einer eigentlich seit Jahren fälligen Beförderung nichts, denn dafür müsste Frankie irgendwann auch mal spaßeshalber einen wichtigen Fall lösen. Nun ist er auch noch Gespött seiner Kollegen, weil er sich bei einem Überfall auf sein Frühstücks-Fast-Food-Lokal, in dessen Verlauf ihm eine Knarre ins Gesicht halten wurde, bepinkelt hat. Und wen teilt Captain Pak ihm nun als neuen Partner zu? Niemand anderes als Michael Tso, den Cop, der den bösen Bösewicht aus dem Lokal dingfest gemacht hat. Das kann nicht gut gehen, meint Frankie, und Captain Pak stimmt da auch zu – Frankie soll halt gute Miene zum bösen Spiel machen, und wenn’s in die Binsen geht, ist im Zweifel Michael schuld.

Allerdings wartet gleich ein kniffliger Fall auf das neue Ermittlerduo. Bei einem geplatzten Drogendeal blieben ein paar Thai-Dealer auf der Strecke, und diesen Mordfall sollen Michael und Frankie nun, bitteschön, aufklären. Da steckt allerdings mehr dahinter als eine bloße Käufer-Verkäufer-Fehde. Der Stoff wurde nämlich gestohlen, und das von Jim, einem Mitglied der Käufer-Gang. Mit Hilfe seiner Schwester Marydonna (Madonna in der deutschen Fassung) bringt er den ehrlich geklauten Stoff unter’s zahlende Volk. In einem unerwarteten Anfall vom Kompetenz (der allerdings durch die Methodik relativiert wird) gelingt es unseren Cops, Madonna als chronisch verdächtig festzunehmen, doch das Mädel hält im Polizeigewahrsam eisern die Klappe. Pak verfällt auf die Idee, dass Frankie sich an sie, bekannte illegale Einwandererin und Nutte, ranmachen soll, um so an ihren Hintermann heranzukommen. Prinzipiell ein brauchbarer Plan, doch Jim geht Frankie und Michael bei erstbester Gelegenheit durch die Lappen – und ihre Hosen verlieren sie dabei auch noch…

Jims ehemaliger Boss hat mittlerweile aber auch den Bogen raus, wer ihn hintergangen hat – der Gang in die Selbständigkeit wird durch Exekution bestraft. Der Polizei gelingt es allerdings, den Ort des nächsten großen Drogendeals ausfindig zu machen. Im Rahmen einer groß angelegten Schießerei wird der Stoff sichergestellt und der Bruder des Druglords festgenommen.

Könnte sich also alles in Wohlgefallen aufgelöst haben, doch der Boss ist nachtragend, und ausbaden müssen’s die Frauen, d.h. Madonna und Frankies Schwester Mimi…


Inhalt

„Tiger on the Beat“, hierzulande als „Born Hero 2“ und damit als Fortsetzung des einzigen HK-Brandon-Lee-Streifens vermarktet, ist SO böse, dass er bis zum heutigen Tag nicht mal eine SPIO/JK-Freigabe hat. Und dabei ist das Ding eigentlich eine Komödie!

Gut, Hongkong hatte schon immer ein etwas anderes Humorverständnis als der Rest der Welt, aber es ist eigentlich unverkennbar, dass Lau Kar-Leung hier grundsätzlich nichts anderes vor hatte, als eine Buddy-Action-Komödie im American Style (von „Nur 48 Stunden“ über „Beverly Hills Cop“ bis „Lethal Weapon“ und zurück) zu realisieren – sogar die deutsche Synchro begriff das und schneiderte eine passende Kalauer-Synchronisation zurecht. Warum also der Terz mit der fehlenden Freigabe? Nun, ein HK-Regisseur von Welt hat nun mal kein Problem damit, Holzhammer-Humor und Slapstick mit ultrabrutalen Shoot-outs und einem finalen Kettensägen-Duell zu kombinieren. Gags und Leichen pflastern ihren Weg…

Die Geschichte ist prinzipiell leichtgewichtig genug, um auch in einem der „Police Story“-Filme von Jackie Chan (als die noch lustig und keine ernsten Cop-Dramen waren) nicht negativ aufzufallen, aber anstatt launig-akrobatischer Kung-fu-Prügeleien wird hier die Action bevorzugt mit großkalibrigen Waffen ausgetragen (natürlich darf Conan Lee aber auch seine Martial-Arts-Skills vorzeigen und Chow-Yun Fat zumindest so tun, als hätte er damals welche gehabt). Während bei Walter Hill z.B. der Humor eher zynisch war, ist er bei Lau Kar-Leung dann doch eher infantil (eine heruntergelassene Hose und ein dadurch sichtbarer nackter Männerhintern sind seiner Ansicht nach der Gipfel der Komödie), d.h. der Stilbruch zwischen den Comedy- und den Action-Elementen wirkt deutlich härter als eben bei „Lethal Weapon“ oder „Nur 48 Stunden“. Als tapfere HK-Vielseher sind wir aber den Hang der dortigen Autoren und Regisseure zum eher grobschlächtigen Humor gewohnt und können uns trotzdem amüsieren. Jedenfalls hält die Geschichte den Plot zwischen den Action-Sequenzen gut in Schwung, auch wenn sie da und dort auf Zufälligkeiten aufbaut, und auch wenn der Humor zwischendurch mal etwas pansig wird (und von der Synchro noch zusätzlich ins Alberne gezogen wird), funktioniert er meist recht gut.

Natürlich gereicht dem Film zum Vorteil, dass seine zwei Stars erstaunlich gute Chemistry aufweisen – Chow-Yun Fat, den man ja nun seltener in komischen Rollen sieht, macht sich als Hallodri-Taugenichts-Cop ebenso gut wie Conan Lee als sein hitzköpfiger muskelbepackter Zwangspartner (Conan Lee war auch einer der wenigen, der sich vom Start als Bruce-Lee-Imitator zu einer recht eigenständigen Karriere – zugegeben in der zweiten Reihe der HK-Akteure – emanzipieren konnte). Ein etwas eindrucksvollerer Gegenspieler als Norman Chu („We’re Coming To Eat You“, „Das Todesduell der Shaolin“) wäre vielleicht nett gewesen, aber das gleicht Gordon Liu („Die 36 Kammern der Shaolin“, „Kill Bill Vol. 2“) als sein Chief Hechmen mühelos aus. Routinierte Altstars wie David Chiang („Die sieben goldenen Vampire“) und James Wong (eigentlich Sänger, aber immer wieder mit Gastauftritten im Film wie in „Hard-Boiled 2“ oder „Iron Monkey“) in den Rollen der Cop-Vorgesetzten bringen ihre Erfahrung ein. Nina Li Chi („Mad Mission 5“, „A Chinese Ghost Story 3“) bringt nicht nur ihr Aussehen, sondern auch den Willen, sich durch die Gegend prügeln zu lassen, mit.

Die Action ist, wie gesagt, knackig und blutig, wobei das infernalische Kettensägenduell im Showdown zweifellos einer der ganz großen Meilensteine des hysterisch überkandidelten HK-Actionkinos gehört – wenn man sich den Film sonst schon schenken will (wozu ich nicht raten möchte), das MUSS man gesehen haben.

Bei einschlägigen Händlern dürfte die HDMV-DVD, die als Bonusfilm noch „Born Hero 3“ (in der Tat „Tiger on the Beat 2“, nur deutsch untertitelt) und einen deutschen Kurzfilm namens „Heroic Bloodshed“ mitbringt, und die den Hauptfilm in anständiger Bild- und Tonqualität bringt, noch zu haben sein.

Wer kein Problem damit hat, wenn sich Pennälerhumor und brutale Shoot-outs im Minutentakt abwechseln, bekommt hier viel Unterhaltung für’s Geld!

(c) 2017 Dr. Acula


BOMBEN-Skala: 4

BIER-Skala: 7


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