Bonanza – Die besten Folgen Teil 1

 
  • Deutscher Titel: Bonanza - Die besten Folgen Teil 1
  • Original-Titel: Bonanza
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  • Regie: Paul Landres
  • Land: USA
  • Jahr: 1959
  • Darsteller:

    Lorne Greene (Ben Cartwright), Michael Landon (Joseph „Little Joe“ Cartwright), Pernell Roberts (Adam Cartwright), Dan Blocker (Eric „Hoss“ Cartwright)


Vorwort

„Tod am Sun Mountain“ – Die Pajote-Indianer, mit denen die Cartwrights in Frieden leben, beginnen überraschend damit, Rinder von der Ponderosa zu stehlen. Zur Rede gestellt, erklären die Rothäute unter ihrem Häuptling Winnemucca, dass die weißen Goldschürfer aus Virginia City die Antilopenherden, von denen die Pajote bislang gelebt haben, zusammenschießen. Die Cartwrights gehen der Sache auf den Grund – in der Tat versorgt der windige Geschäftemacher Burdette die Schürfer zu Wucherpreisen mit Antilopenfleisch. Als Ben Cartwright sich einerseits weigert, mit Burdette ins Geschäft zu kommen, andererseits aber den Schürfern anbietet, ihnen günstig Rindfleisch zu verkaufen, sehen Burdette und sein gewalttätiger Geschäftspartner Thorne ihre Felle davonschwimmen. Thorne überfällt mit seinen Leuten die Schürfer, die die Rinder von der Ponderosa holen und tarnt den heimtückischen Angriff als Tat der Pajote. Das Kalkül: einen Krieg gegen die Indianer provozieren UND die Cartwrights als Indianerfreunde loswerden… Zum Glück schöpft Burdettes Freundin Gloria Verdacht…

„Die Letzten ihres Stammes“ – Schon wieder Ärger für die Pajute. Im Suff wollen Händler Wilson und seine Kumpane nicht nur ein paar Indianer bescheißen, sondern auch etwas Spaß mit deren Squaws haben. Adam Cartwright kann die Indianerinnen zwar befreien, doch eine der Rothäute hat bereits Ring Nose, den Häuptling eines Nachbarstamms, alarmiert und der geht umgehend auf den Kriegspfad. Wilson behauptet, die Pajote wären für die blutigen Vergeltungsaktionen verantwortlich. Eine kleine Miliz macht sich auf zu Winnemucca, die Cartwrights schließen sich in der Hoffnung auf Vermittlung an. Doch ein tödlicher Schuss Wilsons löst ein heftiges Gefecht aus, in dessen Verlauf die meisten Milizionäre getötet und Adam Cartwright von den Pajote gefangen genommen wird. Die Leute aus Virginia City alarmieren die Armee. Während die Pajote sich auf einen „last stand“ vorbereiten und Adam androhen, beim ersten Schuss der Armee zu töten, macht sich Ben Cartwright auf zu Ring Nose – nur wenn der bestätigt, dass er für die Morde verantwortlich ist, kann der Krieg abgewendet werden…

„Mark Twain und die Cartwrights“ – Der Reporter Sam Clemens tritt seine Stelle bei der Zeitung von Virginia City an und sorgt gleich für Wirbel. Seine Story über den 20 Fuß großen „wilden Mann“, der auf der Ponderosa sein Unwesen triebe, gedacht zum Amüsemang für die hart arbeitenden Bergleute, bringt jede Menge Schaulustige auf die Cartwright-Ranch – zu deren Missvergnügen, haben die eh schon mit ungebetenen Besuchern, die heimlich Vermessungsarbeiten auf dem Grundbesitz der Carwrights durchführen, Ärger am Hals. Dieweil Clemens sich auf den für seine Wiederwahl Unsummen ausgebenden Richter Billington einschießt, vermuten die Jungs von der Ponderosa, dass jemand beabsichtigt, eine Eisenbahnstrecke quer durch die Ponderosa zu bauen – das ginge natürlich nur, wenn jemand die Cartwrights enteignet und das könnte ein wohlmeinender Richter besorgen. Und wie’s der Teufel so will, geht Billington im lokalen Büro der Eisenbahngesellschaft ein und aus. Clemens und die Cartwrights schließen ein Bündnis, den korrupten Richter mit der Macht der Feder zu schlagen…

„Annie steht ihren Mann“ – Swede Lundberg glaubt, das große Los gezogen zu haben – er hat zwei Claims in Virginia City abgesteckt, ist aber irgendwie zu faul, persönlich nach Silber oder Gold zu buddeln. Nicht mit seiner Flamme Annie O’Toole, die ihren maladen Vater und den Herd ihrer Mutter einpackt und nach Nevada zieht, um einen der Claims persönlich auszubeuten. Papa O’Toole stirbt kurz vor der Ankunft und die Cartwrights, von denen Ben sich den Posten eines Schiedsmanns für Bergmannstreitigkeiten hat aufschwatzen lassen, halten die Anwesenheit von Weibsvolk im Camp potentiell ausgehungerter Goldsucher für eine minderoptimale Idee. Annie fehlt allerdings das Geld für die Rückreise und Almosen will sie nicht annehmen, doch ihre formidable Kochkunst bringt Adam auf eine Idee. Er eröffnet mit Annie ein Restaurant für die Schürfer, mit dem sie die notwendige Penunze für die Rückkehr in die Zivilisation verdienen soll. Der Laden entpuppt sich als Goldgrube und Annie als clevere Geschäftsfrau – zumindest solange, bis Swede mit einem gewissen Mr. Spain auftaucht. Spain hat Swede den zweiten Claim abgekauft, nur dummerweise weiß Swede nicht mehr so genau, welcher Claim nun welcher ist. Ein Job für Schiedsmann Ben…


Inhalt

Tängtädarängtädarängtädarängbonanzaaaaa – wer die markante Titelmusik von „Bonanza“ nicht aus dem Stegreif summen kann, wenn man ihn nachts um drei mit der Pistole auf der Brust aufweckt, hat die 70er bis 90er Jahre, so rein fernsehtechnisch, offensichtlich nicht erlebt. Die zweitlanglebigste Westernserie (nach „Rauchende Colts“) erstreckte sich über 14 Staffeln mit insgesamt 430 Folgen und wurde von 1967 bis 1977 im ZDF, von 1989 bis 1994 auf Sat.1 , nochmals 1997 auf Kabel 1 im deutschen Fernsehen ausgestrahlt und dürfte vor allem mit ihrer ZDF-Erstausstrahlung in Zeiten, als noch nicht jedes Familienmitglied seine eigene Glotze hatte, so manche Jugend mitgeprägt haben.
Ida Lupino – Besitzerin der ersten Dampfkutsche der Welt. Aber wozu dann die vorgespannten Gäule?
Ein Fall für den Italowestern-Titelgenerator: „Ein Halleluja für drei Bratpfannen“.

Die Serie überlebte anfänglich miese Einschaltquoten sowie den Ausstieg von Pernell Roberts alias Adam Cartwright nach der fünften Staffel und musste erst 1973, nach dem unerwarteten Tod von Publikumsliebling Dan „Hoss“ Blocker kapitulieren, prägte aber nichtsdestotrotz, nicht nur wegen des bereits erwähnten memorablen Themes, die Popkultur der 60er und 70er und machte ihre Hauptdarsteller zu Stars. Dieweil eine komplette DVD-Auswertung in Deutschland noch auf sich warten lässt (bislang ist man bei Staffel 7 angekommen), gibt’s nun, offensichtlich eher als Appetithäppchen für Gelegenheitskunden denn als Service für Sammler gedacht, von Pierrot Lefou zwei „Best of“-Sammlungen, auf denen sich jeweils vier Episoden, die zumindest laut Packungsbeilage nach einem Fan-Voting ausgesucht wurden, anfinden. Inwiefern diese Auswahl authentisch ist, ist fraglich, handelt es sich doch bei sieben der acht Episoden um solche aus der erste Staffel, die achte dann etwas zusammenhanglos aus Staffel 4. Es ist nicht sonderlich dramatisch, da „Bonanza“ keine übergreifenden story arcs, sondern stets abgeschlossene Episoden präsentierte, aber ein wenig seltsam ist es doch (zumal die Konzeption der Serie nach der ersten Staffel leicht verändert wurde; zu Beginn waren die Cartwrights Fremden gegenüber stets skeptisch bis feindselig eingestellt. Als Greene und die anderen Hauptdarsteller einwandten, allein aus geschäftlichen Gründen sollten die Ponderosa-Rancher gastfreundlicher sein, wurden die Charaktere entsprechend geändert). Aber egal – für einen einigermaßen repräsentativen Blick in die TV-Nostalgie sollte es reichen.

Die vier Folgen der ersten DVD zeigen die zwei Seiten der Serie – auf der einen Seite die ernsthaften, vergleichsweise „harten“ Abenteuergeschichten, in denen am Ende die Colts sprechen müssen, auf der anderen Seite die humorigen, leichtgewichtigen Episoden, in denen es „menschelt“ und in denen auch mal herumgealbert werden kann. Die beiden Indianergeschichten (Nummer 2 und 4 in der Ausstrahlungsreihenfolge, wobei man schon mäkeln kann, dass es den Produzenten nicht gelang, für Häuptling Winnemucca den gleichen Darsteller für beide Folgen anzuheuern) passen thematisch natürlich bestens zusammen – in beiden geht es, nach wahren Geschichten, um die Konflikte zwischen den weißen Siedlern und den Ureinwohnern und die Vermittlerposition, die die Cartwrights (die mit den Indianern in Frieden leben und mindestens einen auf der Ranch beschäftigen) einnehmen. Beide Episoden kämpfen – für TV aus dem Jahr ’59 durchaus modern – für Toleranz und gegenseitiges Verständnis (vielleicht nicht so überraschend, wenn man berücksichtigt, dass beide Folgen vom späteren „Star Trek“-Stammautor Gene L. Coon geschrieben wurden), aber – und das ist für ein traditionelles Heile-Welt-Medium wie das Fernsehen der 50er Jahre – mit einem resignierten Ton („Die Letzten ihres Stamms“ endet dann auch außergewöhnlich grimmig und definitiv nicht „happy“).

Dagegen steht dann das heitere Comedy-Spiel der beiden anderen Folgen – in „Mark Twain und die Cartwrights“ steht selbstredend der Humor Twains, nicht nur in seiner Schreibe, sondern auch mit seinen one-linern und bissigen Bemerkungen, im Mittelpunkt, in „Annie steht ihren Mann“ ist selbstverständlich die resolute, bissige und trickreiche Annie (und eine interessante moralische Interpretation – zwar ist Spain der „Schurke“ des Stücks, aber nach den Buchstaben des Gesetzes im Recht, die Cartwrights helfen – zumindest teilweise wissentlich – Annie bei ihrem Schwindel um die Zuordnung der Claims und verhelfen ihr zum Sieg).

Qualitativ sind die Folgen aber doch recht unterschiedlich – während „Die Letzten ihres Stamms“ in seiner Intensität (und getragen von einer nicht sonderlich großen, aber prägnanten Arschloch-Vorstellung des jungen Jack Warden) beinahe Kino-Qualität mitbringt und die Twain-Folge mit viel Witz und Tempo zu einem echten Vergnügen wird, kann „Tod am Sun Mountain“ einige Längen nicht vermeiden und vor allem die Annie-O‘-Toole-Episode fällt, ironischerweise justament mit Einführung der Schurken-Figur Spain, merklich auseinander (auch aufgrund der oben genannten Moralfragen).

Handwerklich ist das alles mehr als nur ordentlich gemacht, auch wenn die Show kein gigantisches Budget hatte und gelegentlich auf stock footage zurückgreifen musste; die Action-Szenen sind stets gefällig inszeniert, in den lustigeren Momenten stimmt das Timing und die spielfreudigen Darsteller, sowohl was die Hauptrollen als auch die Gaststars angeht. Übrigens bekamen in den frühen Staffeln die Gaststars mehr Kohle als die „regulars“, weil man letztere als nicht zugkräftig genug ansah. Folgerichtig haben manchmal die Gäste mehr screentime als die Cartwrights. Die Serie hatte eh ein kleines Problem mit vier gleichberechtigten Stars – im Vorspann wurde die Reihenfolge der Hauptdarsteller stets durchgewechselt, damit keiner Allüren bekommen konnte; mühten sich die Autoren anfangs noch darum, jedem der vier Cartwrights ausreichend Szenen ins Script zu schreiben, konzentrierten sich spätere Folgen stärker auf einen bis zwei Cartwrights pro Episode.

Über die Stars braucht man heutzutage natürlich nicht mehr viel zu schreiben – Lorne Greene wurde zur TV-Ikone (und zum „Galactica“-Kommandanten), Michael Landon zog von der Ponderosa in das „kleine Haus in der Prärie“ (bzw. hierzulande „Unsere kleine Farm“) um und wurde später zum „Engel auf Erden“. Pernell Roberts fiel nach seinem „Bonanza“-Ausstieg in ein Karriereloch, aus dem er mittels des „M*A*S*H“-Spin-offs „Trapper John, M.D.“ wieder herauskrabbelte. Für den ganz besonders auch in Deutschland populären „Hoss“ Dan Blocker war „Bonanza“ Höhe- und leider auch Schlusspunkt seiner Karriere, er verstarb 1973 an einer Embolie nach einer Operation. Als Gaststars fungieren in den hier vorliegenden Episoden Barry Sullivan („Reich & Arm“, „Camorra – Ein Bulle räumt auf“, „Planet der Vampire“, „The Tall Man“) als betrügerischer Burdette (seinen fiesen Sidekick spielt der legendäre „screen heavy“ Leo Gordon, bekannt aus „Die Folterkammer des Hexenjägers“, „Mein Name ist Nobody“ oder „Chicago-Massaker, im Spätherbst seiner Karriere kuckte er auch noch mal bei Fred Olen Ray in „Alienator“ vorbei), Jack Warden (wie erwähnt spektakulär eklig, bekannt und beliebt aus „Die Fälle des Harry Fox“, „Jagd auf die Poseidon“) – in der gleichen Folge amtieren noch so interessante Gesellen wie Michael Forest („Apollo“ in der Star-Trek-Folge „Who Mourns for Adonis?“, später auch gern in Italien tätig und gefragter Synchronsprecher für Italo-Krams und Anime-Gedöns), Howard Petrie und der letzte Ed-Wood-Freund Peter Coe -, Howard Duff (als Mark Twain, später in „Flamingo Road“ und „Unter der Sonne Kaliforniens“) und Ida Lupino (Filmstar seit den frühen 40ern in Erfolgen wie „Der Seewolf“ oder „Entscheidung in der Sierra“ und Spezialistin für „härtere“, aber dennoch sympathische Frauenrollen), hier neben dem späteren „Gilligan’s Island“-Skipper Alan Hale jr..

Bildqualität: Für den DVD-Release wurde das Bildmaterial überarbeitet und restauriert. Wiewohl man „Bonanza“ nicht mit einer aktuellen TV-Serie verwechseln wird, hat man aus dem fünfzig Jahre alten Material viel herausgeholt: gute Farben, solide Schärfewerte, guter Kontrast; lediglich, wenn aus Kostengründen auf stock footage zurückgegriffen werden muss, macht sich das deutlich bemerkbar. Insgesamt aber durchaus gute Qualität.

Tonqualität: Deutscher und englischer Ton jeweils in Dolby Digital 2.0. Ich hab mich der Nostalgie halber mal für die deutsche Fassung entschieden. Der Ton ist rauschfrei, gut abgemischt und einigermaßen dynamisch. Auch die stichprobenartig angeteste englische Fassung ist gut verständlich.

Extras: Keine.

Fazit: „Bonanza“ ist TV-Kult – da beißt die Maus keinen Faden ab. Wiewohl man sicher über die Veröffentlichungspolitik und die Sinnhaftigkeit eines solchen Best-of-Releases diskutieren kann, liefert zumindest das erste Set keinen speziellen Grund gegen einen Erwerb (so man nicht gierig auf die kompletten Staffelboxen ist, dann ist’s freilich etwas sinnlos, sich die Best-of-DVDs anzuschaffen) – sie zeigen sowohl die ernsthafte als auch die komödiantische Seite der Show, die zweifellos mit zum Besten gehört, was das Wildwest-Fernsehen zu bieten hat; in ihren besten Momenten (hier die Folgen „Die Letzten ihres Stammes“ und „Mark Twain und die Cartwrights“) ist „Bonanza“ gut gealtert und immer noch mehr als nur nette TV-Unterhaltung. Die beiden anderen Episoden fallen etwas ab, sind aber immer noch gefällig. Wer mal einen kleinen Nostalgie-Fix braucht oder einfach nur wieder reinschmecken mag, ehe er über eine Staffelbox-Investition nachdenkt, macht mit der Anschaffung jedenfalls nichts verkehrt.

3/5
(c) 2011 Dr. Acula


mm
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