Bonanza – Die besten Folgen Teil 2

 
  • Deutscher Titel: Bonanza - Die besten Folgen Teil 2
  • Original-Titel: Bonanza
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  • Regie: John Brahm, George Blair, Charles F. Haas, John Florea
  • Land: USA
  • Jahr: 1960-63
  • Darsteller:

    Lorne Greene (Ben Cartwright), Pernell Roberts (Adam Cartwright), Michael Landon (Joseph „Little Joe“ Cartwright), Dan Blocker (Eric „Hoss“ Cartwright)


Vorwort

„Mr. Henry Comstock“: Als die Cartwrights auf ihrer Ranch einem Zausel begegnen, der behauptet, das Gebiet der Ponderosa für satte 25 Dollar von einem gewissen Henry Compstock erworben zu haben, erinnern sich die Rancher daran, wie sie den guten Compstock kennenlernten… vor Jahren war selbiger, mehr oder minder erfolgreicher Betrüger, auf der Flucht vor ein paar seiner mißmutigen Opfer und deren säuberlich handgeknüpfter Seilerstochter, und verirrte sich auf die Ponderosa, wo die Cartwrights, die Hintergrundgeschichte nicht ahnend und vier gegen einen eher grundsätzlich für ein unfaires Verhältnis halten, ihn erst einmal vor seinen Häschern retten und ihn aufnehmen. Als Compstock hört, dass in der Gegend nach Gold gesucht wird, wird er sehr hellhörig und hat’s eilig, sich gen Goldgräbercamp zu verabschieden. Little Joe seinerseits will zum abendlichen Tanz im Camp die Tochter des Pajute-Häuptlings Winnemucca ausführen, ungeachtet der Tatsache, dass die seine Sprache nicht spricht und der Häuptling vermutlich nicht so wahnsinnig viel von dem Techtelmechtel hält. Dieweil Joe und die hübsche Squaw auf der Feier für viel Hallo sorgen, fädelt Compstock schon seinen neusten raffinierten Plan ein und beteiligt sich an einem bis dato absolut erfolglosen Claim…

„Wasser für die Ponderosa“: Nachbarschaftsärger bei den Cartwrights – bei den McCarrens nebenan hat sich der alte Andy zur Ruhe gesetzt und seinem Sohn Todd die Geschäfte übertragen. Der will nun die Ranch an den Silberminenmogul Len Keith verkaufen, was Ben Cartwright beunruhigt – die Ponderosa bezieht aufgrund eines mit Andy geschlossenen Vertrags ihr Wasser von der McCarren-Ranch und wenn Keith dort nun nach Silber schürft und die giftigen Abfälle einfach ins Wasser leitet, könnte das die Herde der Cartwrights ernstlich gefährden. Todd, ein Jugendfreund von Adam, will davon aber nichts wissen – er will nämlich Keiths Tochter ehelichen und hat sich in den Kopf gesetzt, dies nur mit ausreichender eigener Kohle zu tun. Keith befürchtet, dass Ben Andy umstimmen könnte – als ihm selbst einige Rinder an Texas-Fieber (einer Milbeninfektion) krepieren, lässt er die Tiere heimlich auf die Ponderosa schaffen, wo sich die Krankheit schnell ausbreitet. Die Cartwrights denken natürlich nicht daran, ihr Vieh zu töten, sondern versuchen den Rindviechern zu helfen – was Keith und Todd in der öffentlichen Meinung so drehen, als hätten die Cartwrights die Seuche eingeschleppt und würden sie nun, der Gefährdung der anderen Herden zum Trotz, verheimlichen. Eine Posse macht sich auf, die Ponderosa-Jungs Mores zu lehren…

„Hinrichtung im Morgengrauen“: Virginia City stöhnt unter den Umtrieben des kriminellen Geschäftsmanns Sam Bryant und seiner Handlanger. Als Perkins, der schlimmste von allen Bryant-Schlägern, kaltblütig den Ladenbesitzer Cameron vor den Augen seiner Frau erschießt, ist das Maß voll. Perkins wird vor Gericht gestellt, doch Frau Cameron weigert sich aus Angst, auszusagen – Hoss und Little Joe haben zwar den Schuss gehört und Perkins grinsend neben der Leiche gefunden, aber *beweisen*, dass er’s war, können sie nicht. Ben, wie die anderen Cartwrights von Sheriff Biggs als Deputy vereidigt, überredet Beth Cameron, doch noch auszusagen – der Richter verurteilt Perkins zum Tod durch den Strang. Bryant will seinen Handlanger aber buchstäblich nicht hängen lassen, kidnappt Ben und lässt ausrichten, dass, falls Perkins baumeln sollte, ebenfalls ’ne hübsche Krawatte verpasst bekommt. Nachdem der Sheriff halb tot geschossen wird, wären Hoss und Little Joe geneigt, Perkins laufen zu lassen, doch Adam lässt sich auf ein riskantes Spiel ein und erklärt, dass die Hinrichtung planmäßig durchgeführt wird…

„Auf Walter ist Verlass“: Hoss will eigentlich nur seine Flamme Bessy Sue besuchen, gerät dabei aber in einen Überfall dreier Outlaws auf die beklagenswerte Hütte des alten Goldsuchers Opie – und seines Wauwaus Walter, auf dessen Urteil – auch bezüglich Hoss – Opie höchsten Wert legt (auch wenn der Pinscher nur geringfügig lebendiger ist als ganz tot). Hoss und Opie versuchen sich, ganz nach Walters Anweisungen, gegen die Belagerung zu wehren – und zwischendurch muss Hoss auch noch zu Dame-Partien antreten und selbst für den Dicken ungenießbar scharfe Bohnen futtern.


Inhalt

Vier weitere, durch ein Fan-Voting zu den „Besten“ gewählte Episoden der unverwüstlichen Kult-Westernserie, die bis auf „Auf Walter ist Verlass“ aus der ersten Staffel stammen (die letzte Folge nennt dann die vierte Season ihr Heim). Zur Historie und grundsätzlichen Machart habe ich schon im Review zur ersten Best-of-DVD ausgeführt, so dass ich mich heute mal recht kurz fassen kann. Wie schon bei der ersten Sammlung haben wir die Wahl zwischen zwei ernsten, Abenteuer- und Drama-orientierten Folgen („Wasser für die Ponderosa“, „Hinrichtung im Morgengrauen“) und zwei reinrassigen Comedy-Episoden .

Bei „Wasser für die Ponderosa“ fällt auf, dass „Bonanza“ in manchen Dingen erstaunlich progressiv für eine Western-Serie aus den späten 50ern ist – Raubbau an der Natur und Umweltverschmutzung werden angeprangert (auch in der „Henry Compstock“-Folge mahnt Ben, als die Cartwrights einen Baum fällen, dass es selbstverständlich sei, einen neuen anzupflanzen, und um „vergiftetes Wasser“ kümmerte sich in diesen Breitengraden noch ungefähr 15-20 Jahre lang kein „Grüner“) – auch wenn das Thema dann selbst nur ein MacGuffin für ein in „Bonanza“ immer wieder gern gepflegtes Story Device ist – das latente Misstrauen der Städter (und anderweitigen Rancher) gegen die Cartwrights, die sich nicht so recht ins soziale Leben integrieren wollen und ihr eigenes Ding drehen. Ihr, d.h. vor allem Bens Wort hat durchaus Gewicht, aber so mancher lauert auf den Tag, an dem man den Cartwrights aus einer Nichtigkeit einen Strick drehen kann. Ansonsten bietet die Folge ein ordentliches Maß Spannung, ein paar kleinere Schießereien und die Erfindung der Rinderwaschanlage.

„Hinrichtung im Morgengrauen“ dürfte eine der grimmigeren Episoden sein – der Humor wird hier auf einen absoluten Nullpunkt heruntergefahren. Hier geht es wirklich nur darum, einen Mörder seiner gerechten Strafe zuzuführen (und im Wilden Westen war das nun mal der Strick), und sich nicht von Kriminellen erpressen zu lassen, auch wenn das unter Umständen mit schmerzlichen Opfern verbunden ist. Für unsereins heute ist das zentrale Dilemma (wird Ben Cartwright überleben?) nicht mehr sonderlich spannend, aber anno 1960 war die Folge das Staffelfinale der ersten Season, der Zuschauer musste es also durchaus für möglich halten, dass die Serie einen ihrer Stars abserviert. Beeindruckend an der Episode ist vor allem, dass die Cartwrights (SPOILER) keinen wirklichen Plan haben, um die Situation aufzulösen – Adam bleibt nichts anderes übrig, als darauf zu hoffen, dass Bryant seine Drohung nicht wahr macht; da gibt’s keinen „cunning plan“, keine „daring rescue“, nur schlichtes Daumendrücken. Allerdings macht sich auch einer der konzeptionellen Schwachpunkte einer „status quo“-Serie, die also ohne übergreifende Arcs auskommt, bemerkbar – so oft wie Virginia City von irgendwelchen kriminellen Elementen schreckens-beherrscht wird, fragt man sich schon, ob’s die werte Einwohnerschaft nicht anders verdient hat, als im Wochentakt einen neuen Dorftyrannen zu fürchten…

„Mr. Henry Comstock“ ist eine komische Folge – nicht, weil sie lustig gemeint ist, sondern weil sie nicht wirklich einen Plot hat. Ich ahne, was Fans an der Episode gefällt – Comstock selbst ist einer dieser „lovable rogues“, ein Schwindler, der stets auf seinen Vorteil schielt und sich meistens dabei selbst ein Bein stellt; fast schon an Harry Mudd aus „Star Trek“ erinnernd, aber irgendwie ging dem Autoren (Produzent David Dortort selbst) die Dramaturgie flöten. Die Episode plätschert ohne rechten inneren Zusammenhang vor sich hin (ganz besonders im „B-Plot“ um Little Joe – Ehrensache, dass wir den dritten verschiedenen Winnemucca sehen, wobei’s hier noch einigermaßen stimmig ist, weil die Geschichte ja Jahre vor der eigentlichen Serienhandlung spielt… – nur komisch, dass die Cartwrights exakt so aussehen wie „heute“) und ist arm an Höhepunkten. Interessant ist nur, dass wir eben einige Einblicke in die Vergangenheit der Cartwrights bekommen (und ein bisschen character background für Ben) und letztlich der Gründung von Virginia City beiwohnen. Dennoch von den acht Folgen der beiden Best-of-Scheiben wohl die insgesamt schwächste…

Das wird allerdings durch „Auf Walter ist Verlass“ ausgeglichen. Hier wird in Sachen Comedy Gas gegeben, dass es nur so raucht. Da gibt’s Slapstick-Action bei den intellektuell nicht besonders üppig ausgestatteten Belagerern, da wird Hoss schon mal per post productoin ein hochroter Kopf ob der Schärfe des Bohneneintopfs hingezaubert (da fehlt nur noch der aus den Ohren schießende Dampf), und da ist natürlich Walter, der räudige Hund, der sich zwar kaum noch regt, aber dennoch mit atemberaubender Zuverlässigkeit jede Aktion der Fieslinge vorhersagt. Das mag keine sonderlich gehaltvolle Episode mit „deeper significance“ sein, aber sie macht schlicht und ergreifend einen gehörigen Humpen Spaß (hier macht sich übrigens dann auch bemerkbar, dass die Autoren mit fortschreitender Serienlaufzeit nicht mehr krampfhaft für jeden Cartwright „gute Szenen“ in eine Episode fummelten, sondern auch mal damit zufrieden waren, eine der Jungs in den Mittelpunkt zu stellen. Dan Blocker dankt es mit einer exzellenten komischen Performance).

Noch ein paar Worte zu den Gaststars – in „Mr. Henry Compstock“ erfreut uns TV-Routinier Jack Carson (aber auch in „Die Katze auf dem heißen Blechdach“ zu sehen) mit einer durchaus charmanten Vorstellung, die eine bessere Episode verdient hätte. Don Dubbins, der in „Wasser für die Ponderosa“ durchaus enthusiastisch den jugendlichen Heißsporn spielt, war gegen Ende seiner Karriere noch in „Der Mann ohne Gnade – Death Wish II“ und im „Denver-Clan“ zu sehen, sein Filmvater Rhys Williams war in den 40ern gefragter character player und u.a. in „So grün war mein Tal“, „Die Glocken von St. Marien“, „Die Wendeltreppe“ oder „Lassies Heimat“ am Werk. Den aalglatten Silbermagnaten Keith spielt Robert F. Simon, den man u.a. in „Der Mann der Liberty Valance erschoss“ und „Unternehmen Petticoat“ begutachten kann. Für Nerds wie uns ist wichtig, dass er in der gefürchteten „Spiderman“-Serie aus den 70ern de J. Jonah Jameson gab. Top-Gaststar in „Hinrichtung im Morgengrauen“ ist Robert Middleton („Der Hofnarr“, „Pulverdampf und heiße Lieder“, „Auch die Engel essen Bohnen“ – eine Bud-Spencer-Verbindung!), der seinen Bryant zwar ausgesprochen schmierig verkörpert, aber klar verliert gegen eine echte badmovie-Legende: Gregory Walcott, bekann und beliebt aus „Plan 9 from Outer Space“, der sich hier mit Gusto in eine schon fast karikaturhaft übersteigerte Schurkendarstellung (als Perkins) wirft, dass es nur so eine Freude ist. Western-character-actor Arthur Hunnicutt ist der Gaststar in „Auf Walter ist Verlass“. Als alter Goldschürfer gibt er mit Blocker ein gefälliges Comedy-Duo – zu seinen bemerkenswerten Filmcredits gehören „Cat Ballou“ (dort spielte er Butch Cassidy), „Die Barrikaden von San Antono“ (wo er den Volkshelden Davy Crockett verkörpert“, „El Dorado“ oder „Der gebrochene Pfeil“.

Bildqualität: Hier gilt gleiches wie für die erste Best-of-DVD. Aus dem alten Material hat man rausgeholt, was geht; wenn man Player/TV, der vernünftig hochskaliert, sein Eigen weiss, sieht das auch noch auf dem Flatscreen richtig gut aus.

Tonqualität: Der Dolby-2.0-Ton ist sowohl auf Deutsch als auf Englisch allemal brauchbar.

Extras: Keine.

Fazit: Wer sich die erste „Bonanza“-Best-of zugelegt hat, wird auch die zweite brauchen. „Hinrichtung im Morgengrauen“ und „Auf Walter ist Verlass“ zeigen die Serie hinsichtlich ernsthafter Spannungserzeung bzw. Willen zur unbedingten Comedy in Höchstform, „Wasser für die Ponderosa“ ist immerhin noch überdurchschnittliche klassische TV-Unterhaltung, nur „Henry Compstock“ fällt deutlich ab. Mit den insgesamt 8 Folgen kann man schon einiges an kultigem Fernsehspaß aus Opas Zeiten haben.

3/5
(c) 2011 Dr. Acula


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