Blutiger Highway – Mit 1000 PS in den Tod

 
  • Deutscher Titel: Blutiger Highway - Mit 1000 PS in den Tod
  • Original-Titel: Lola la trailora
  • Alternative Titel: Mit 1000 PS in den Tod | Lola the Truck Driving Woman |
  • Regie: Raul Fernandez
  • Land: Mexiko
  • Jahr: 1983
  • Darsteller:

    Lola (Rosa Gloria Chagango)
    Jorge (Rolando Fernandez)
    Lotosblüte (Irma Selmano)
    Eremito (Vitolo)
    Leoncio (Milton Rodriguez)
    Commandante (Emilio Indo Fernandez)
    Maria Cardinal
    Xavier Rezzo
    Edna Balkan


Vorwort

„Mit 1000 PS in den Tod“ war eine typische ebay-Anschaffung. Nie was von dem Film gehört, aber das Covermotiv sah fetzig aus und der Titel klingt auch nicht gerade langweilig. Ergo ersteigert, was nur bedeutet, dass ich trotz jahrelanger Beschäftigung mit der Thematik „schlechte Filme“ immer noch auf die gleichen alten Marketing-Tricks der miesen kleinen Videoklitschen reinfalle – und „Atlanta Videö war nun mal nix anderes als eine miese kleine Klitsche. Ich hätte schätzungsweise noch mal stark darüber nachgedacht, ob ich wirklich drei Eurotacken für dieses Tape ausgeben soll, hätte ich vorher gewusst, dass es sich um einen mexikanischen Film handelt, und wie ich diesem Teil der lateinamerikanischen Filmindustrie gegenüberstehe, kann man in diversen Reviews auf dieser Seite nachlesen – kurz gesagt, bis auf die Santo-Filme kann man meines Erachtens die mexikanische Filmproduktion tutti kompletti in die Tonne treten – ist ein Vorurteil, klar, aber erstens ist niemand perfekt, nicht mal ich, und zweitens wurde ich bislang noch von so ziemlich jedem mexikanischen Film, den ich betrachten durfte, darin bestätigt. Da Atlanta Video die unangenehme Angewohnheit hatte, auf der Boxrückseite den kompletten Filminhalt bis auf die letzten zwei Minuten zu verraten, stellte ich die Cassette nach der Anschaffung erst mal so lange ins Regal, bis ich vergessen hatte, worum´s in dem Film geht, denn schliesslich will man ja unbelastet an die Sache rangehen. Nach dem Schnelldurchlauf durch die diversen Schimanski-Tatort-Trailer, die auch mein einziges anderes archiviertes Atlanta-Tape zieren (auch ´n mexikanischer Film, so go figure), geht´s dann auch schon los…


Inhalt

Wenn wir in den Film einsteigen, ist eine Bullenabordnung gerade dabei, eine Strassensperre zu errichten – ein eher lächerliches Unterfangen, wenn man berücksichtigt, dass die zu stoppenden Objekte schlappe 40-Tonner-Trucks der amerikanischen Sattelschlepper-Auslegung sind, und, wie der Buschfunk den mexikanischen Gesetzeshütern trommelt, an Stossstangen und Radkappen mit Stahldornen bewaffnet („wie bei römischen Kampfwagen“, beweist sich der Ausguck als historienfest) – witziger Gedanke, das mit der Bedornung, nur leider ignoriert unser Filmchen das von Stund an tapfer und konsequent. Die Trucks brechen ohne grössere Probleme durch die halbherzige Blockade, und Jorge, der Chefcop unter den Anwesenden, nimmt die Verfolgung auf. Dummerweise wendet der verfolgte Truck (der zweite verabschiedet sich ersichtlich unbehelligt) irgendwo auf einer ungefähr eineinhalb Meter breiten Staubpiste zwischen Bäumen (das Manöver hätte ich gerne gesehen…) und macht sich auf Kollisionskurs. Jorge crasht mit seiner Schleuder und flüchtet zu Fuss, denn das Truckungetüm, besetzt von einem Fahrer und einem alten Sack als blöde grinsendem Beifahrer macht sich auf, ihn zu plätten. Jorge erschiesst den Fahrer und zwingt so den Truck zum Halten. Der alte Sack scheint nicht nur der abkommandierte Beifahrer zu sein, denn er kraucht aus dem Führerhaus, entfernt sich ein paar Schritte und wirft dann grinsend eine Handgranate, die den gestrandeten Truck in ein zünftiges Lagerfeuer verwandelt. Jorge kann, angesichts des Altersvorteils von ungefähr dreihundertsiebzig Jahren, den alten Knaben zwar k.o. schlagen und arrestieren, aber der Truck und was immer die Cops da drin auch vermuteten, schmurgelt vor sich hin.

Wo anders in Mexiko ist ein anderer Truckdriver unterwegs, ein alter Knabe auch dieser und der hat erst mal einen Flashback, wie er vor einiger Zeit seiner Tochter Lola verklickert, sich einen alten Traum verwirklichen zu wollen – mit Hilfe des örtlichen Grosskapitalisten Don Leonico (mit einem solchen Namen kann man nix gutes im Schilde führen) hat er einen Truck erworben (bzw. er stottert den Kaufpreis ratenweise bei Leonico ab) und will nun durch die Lande cruisen. Lola will auch gerne fahren, aber „du bist doch eine Fraü, wie ihr Paps korrekterweise feststellt. Nun, der Alte diagnostiziert ob eines scharfen Knalls seines Lasters einen Getriebeschaden und macht sich zur Reparatur auf – ich bin zwar kein Trucktechniker, aber warum der alte Zausel dazu in seinen Auflieger kraucht (das Getriebe findet man doch da eher, äh, selten), ist mir ein Rätsel, andererseits könnte er natürlich sonst nicht die unter der Decke des Aufliegers versteckten Rauschgiftpäckchen nicht finden. Wie´s der Zufall so will, hält justament ein Verkehrspolizist neben dem Pannen-LKW. Der Cop ist aber der Verständnisvolle und schleppt Paps mitsamt Drogen zu Leonico, wo der Alte aufmuckt und protestiert, nicht für solcherlei Schweinereien eingespannt werden zu wollen. Der Cop sieht das ganze eher lässig, was kein Wunder ist, ist er doch ein korrupter welcher und seines Zeichens Komplize in Leonicos Drogenimperium. Auch ob dieser schockierenden Enthüllung will der Alte mit den krummen Geschäften nix mehr zu tun haben und wie es die Drogenlords dieser Welt (wie alle megalomanischen Erzschurken der Filmgeschichte) so an sich haben, ist auch Leonico der Ansicht, dass man mit einer Kündigung des Anstellungsverhältnisses bei ihm auch sein Leben kündigt und so hat unser alter Knacker dank tatkräftiger MIthilfe von Leonicos Cowboy-Henchmen (die haben sich in der Geographie etwas geirrt, oder? Sollten die nicht mit Sombreros rumlaufen?) ein Rendezvous mit einer Stanzmaschine.

Tja, und so muss Lola ihren alten Herren minus seiner Greifwerkzeuge im Leichenschauhaus identifizieren (wobei der betreuende Beamte ein wahres Vorbild an Einfühlsamkeit ist: „Ist er das nun oder nicht?“ – der zufällig anwesende Jorge massregelt den Kollegen). Beim Begräbnis spielt Leonico den trauernden alten Freund und bietet gar gönnerhaft seine Hilfe an.

Jorge indes rapportiert bei seinem Vorgesetzten das Fiasko seiner Strassensperrenaktion und vermutet einen Zusammenhang mit dem Tod des alten Truckers und Lola-Papas. Sein neuer grandioser Plan ist, die Bande zu infiltrieren, und der Commissario genehmigt – es ist eh schon eine Undercoveragentin mit dem hübschen Decknamen „Lotosblüte“ im Einsatz. Man vermutet allgemein, dass Leonico hinter dem schändlichen Treiben steckt, nur beweisen kann man dem Saubermann nix.

Lola verblüfft indes ihren Onkel Eremito (Namen ham´ die Mexikaner) mit dem Vorhaben, das Truckergewerbe ihres Dads fortführen zu wollen, was angesichts der zweifelsfrei feststehenden anatomischen Tatsache, dass Lola definitiv weiblichen Geschlechts ist, bei Eremito blankes Entsetzen auslöst: „Du arbeitest dann unter Halbwilden!“ Ja, der Film hat´ ne hohe Meinung von den Kapitänen der Landstrasse… Ausserdem weist Eremito darauf hin, dass Lola bei mechanischen Problemen und selbst ´nem schlichten Reifenwechsel überfordert ist (also ehrlich, dann würde ich meine Berufswahl wirklich noch mal überdenken). Kein Problem, meint Lola, deswegen möge Eremito den Beifahrer spielen. Eremitos Eheweib hält das für eine klasse Idee, während der Onkel selbst seine Nichte für ziemlich durchgeknallt hat, aber dennoch einweilligt.

Jorges Plan zur Infiltration der Bande ist simpel, aber offensichtlich ziemlich genial. Er marschiert an Leonicos Firmensitz auf, begehrt den Chef zu sprechen, wird von zwei Henchmen abgewimmelt und haut ihnen dafür ordentlich auf die Schnauze (aber er muss auch kräftig einstecken). Leonico taucht auf und engagiert den sich Prügelnden on the spot für einen Fahrerposten. Hm, erste und wichtigste Qualifikation für einen Trucker – sich schlagen können? Naja, wird wohl so sein. Nun sollte man meinen, dass Jorge als ermittelnder Cop der Bande bekannt sein sollte und dies ein Problem hinsichtlich seiner Einstellung sein könnte, aber mitneffen, eh, mitnichten. El Corrupto, so bezeichne ich in meinen Notizen den Bullen auf Leonicos Lohnliste, hat zwar einen latenten Verdacht, aber Don Leo winkt ab, er prüfe alle seine Fahrer gewissenhaft (da Jorge aber bald schon das Lenkrad schwingt, kann´s mit der Prüfung nicht weit her sein).

Lola, die an Ort und Stelle auch gerade ihren Truck sattelt (es gibt offensichtlich keinen anderen Auftraggeber für Trucker als Leo und seine Spedition) erkennt Jorge wieder (das Mädel hat ihn drei Sekunden in der Leichenhalle gesehen, wo sie gerade ihren toten Dad identifiziert hat und demzufolge eigentlich andere Sorgen als das Einprägen von zufällig anwesenden Typen haben sollte, und SIE erkennt Jorge. Die sollte Leo für seine Prüfungen einstellen) und fragt sich, warum´s ihn unter die Trucker verschlagen hat. Eremito ahnt, dass in Leos Firma was faul ist und vermutet Undercover-Ermittlungen (dafür, dass der Knabe den offenkundigen comic relief darstellt und hauptsächlich blöde Witze reisst, hat er gelegentliche Anflüge von Cleverness).

Anderswo ist eine 1-A-Superduper-Tunte damit beschäftigt, zwei Trucks zu rangieren, während im Bach (mit Wasserfall) um die Ecke ein Dutzend halb- und ganz nackter Mädels badet und allgemeines Rumgetolle anstellt. Alles sind natürlich Nutten und eine davon, mit tödlicher Sicherheit die Hässlichste des ganzen Haufens, ist Lotosblüte und deren Stammfreier ist niemand anders als Leonico. Leo schleppt Lotos ab, um sie zu besteigen (nicht die allerappetitlichste Vorstellung, auch wenn sich die Undercover-Nutte – die mexikanischen Cops muten ihren weiblichen Mitarbeitern ´ne ganze Menge zu – wenigstens eine Perücke aufsetzt, die sie etwas ansehnlicher gestaltet). Die Tunte und zwei der Nutten machen sich dann auf zu Leos Truckzentrale und verteilen Namensschilder an die Trucker (? – Nachdem, was ich mir zusammenreime, werden den Fahrern so ihre Beischlafpartnerinnen für den nächsten Abend zugeteilt, oder wie?). Dass dies angesichts einer Tadatada-Schwuchtel nicht ohne einen Schwung weitgehend unlustiger Schwulen-Witze abgeht, ist selbstverständlich.

Und weil wir gerade so richtig drin sind in der Komedypopomedy, machen wir da doch gleich ein wenig weiter und begrüssen am Abend zwei halbdebile Möchtegern-UFO-Sichter im Gebüsch, die prompt der Ansicht sind, die hell erleuchteten Bordell-Trucks (um solche handelt es sich natürlich bei den gerade erwähnten) wären ein UFO und Mr. Tunte ein Ausserirdischer. Unser tuntiger Freund führt die UFOlogen gleich mal ein und ich bin geplättet, wieviel Innenraum zwei aneinandergestellte Trucks so hergeben, es reicht für einen prima Sex-Club mit Bar, diversen Tischen und Stühle, Separees für die Beischlafaktivitäten und eine Live-Band (inklusive Schlagzeug!), die krampfhaft so tut, als würde sie „Vamos a la playä spielen (schon allein das Instrumentarium passt nicht, auch wenn die Band, die eigenen Screen-Credit hat, „Los Joaö, die Version des Righeira-Superhits selbst eingespielt hat – das Videocover blökt auch in grossen Lettern, dass der Superhit im Film beinhaltet sei, als wäre das ein Qualitätsmerkmal) – nicht schlecht, Herr Specht! Während die UFO-Beobachter noch diverse Jokes darüber austauschen, dass die Aliens (ganz besonders die Tunte) ein wenig seltsam seien, stellen wir fest, dass der Knabe, der Eintritts- und Beischlafspreise einkassiert, verdächtig nach Onkel Eremito aussieht (soviele abgebrochene Gartenzwerge von ungefähr 1,50 m Höhe dürfte es selbst in Mexiko nicht geben).

Während Lola durch die Gegend truckt, besichtigt Leonico sein Drogenlabor und weist seine Chemiker an, die Rezeptur etwas zu verändern, was die Chemiker zur Sorge treibt, die Abnehmer auf der US-amerikanischen Seite könnten davon was spitzkriegen – schätze, Leo hat´s nicht gerade auf Qualitätssteigerung abgesehen).

Bei einem Besuch Lolas bei Don Leo erneuert dieser seine Hilfsangebote und macht darüber hinaus eindeutige Avancen, die Lola dankend ablehnt.

Die Bordelltrucks, unterwegs zu ihrem nächsten Einsatzort (Puffmutter ist übrigens eine gewisse Amapola, ein Bilderbuchklischee dieses Charakters), haben indes Ärger, als sie von einer Polizeistreife gestoppt werden – die Girls, die fröhlich in den Aufliegern herumgekarrt werden (was ich nicht wirklich als verkehrssichere Transportmethode ansehen würde, denn die laufen da vollkommen ungezwungen zwischen den Möbeln rum etc.) tarnen auf Warnung das Interieur fachmännisch mit einer von der Decke abgelassenen Kisten-Wand und so sieht El Commandante nichts Anrüchiges, was den alten Cop mächtig wurmt (wo er überdies noch allergisch gegen Schwuchteln ist, wie er sich ausdrückt, und unser herziges Tuntchen natürlich da genau an den Richtigen kommt). Das Auge des Gesetzes so getrübt, kann der mobile Puff zum nächsten Truck Stop tuckern, wo sich auch Jorge unter die Gäste mischt, denn er will mit Lotosblüte Kontakt aufnehmen. Das kostet ihn erst mal, da die Dame von einem anderen Freier getrennt werden muss (und der arme Kerl kuckt mächtig belämmert… naja, über Geschmack lässt sich trefflich streiten; die anderen Nutten spielen die beleidigten Leberwürste ob der Zurückweisung durch Jorge). El Corrupto trifft ebenfalls ein und schnappt sich zur weiteren Beleidigung der Miezen und zum Entzücken der Tunte ebendiese. Doch während unsere Schwuchtel auf sexuelle Befriedigung hofft, ist El Corrupto mitnichten schwul, sondern nur aufgebracht, weil er bemerkt hat, dass die Tunte etwas Kokain auf die Seite geschafft hat. Deswegen packt er „es“ auch am Kragen und verlangt, dass Schwuchtelino Jorge überwacht, sonst gibt´s grobe Keile. Heulend willigt unser Lieblings-Gay ein und räsoniert anschliessend darüber, warum es immer auf die Schwachen geht und wieso Männer nur so grausam sein können… tsss…

Während erneut „Vamos a la playä erklingt, verschen Lotos und Jorge Informationen auszutauschen, kommen aber nicht gesteigert weiter, da Leonico aufmarschiert und seine Stamm-Matraze beansprucht.

Lola truckt weiter (dafür, dass das Mädel offiziös unser Titelcharakter ist, ist sie bislang recht unterrepräsentiert) und überrascht Eremito mit der Kenntnis über seinen Nebenerwerb in Amapolas fahrbarem Puff (wie Eremito das logistisch regelt, wo er doch mit Lola unterwegs ist und nicht unbedingt anzunehmen ist, dass die Fahrtrouten ständig deckungsgleich sind), sieht das aber eher von der witzigen Seite. Zum Ärger Eremitos (und des gestressten Zuschauers, der nichts mehr liebt als solche Gesellen) nimmt sie einen Anhalter mit, einen dreizehnjährigen altklugen Knaben mit Gitarre, der keine Zeit verliert, jedem (ausser Lola, die unbegreiflicherweise eine Narren an dem blonden Engelchen und seinen supercoolen Sprüchen gefressen hat) auf die Nerven zu gehen. Patsch, ein Reifenschaden. Lola stellt sich offensichtlich blöde genug an (wo ist die Hilfe, die eigentlich von Eremito kommen sollte), dass Jorge anhält und ihr zur Hand geht und sich dafür nur ein Abendessen als Dankeschön ausbedingt.

Beim Mittagessen wartet Lola vergeblich auf Jorge (kein Wunder, ihr hattet ja auch ein ABENDessen vereinbart, Dummtröte!) und bietet dem Kid, der sich „Pibe“ nennt, an, bei ihr zu bleiben. Eremito ist angefressen, dito der Zuschauer. Eremito kompensiert das damit, einen ungefähr drei Meter grösseren Trucker zu provozieren, der prompt Lola, back on the road, zu einem Rennen herausfordert. Lola willigt ein und wir kommen in den Genuss von fünf Minuten wahnsinnig aufregender Truckfahrerei, bei der ich mich ernstlich fragte, ob das ganze nun in Echtzeit oder in Zeitlupe dargeboten wird – ich bin mir immer noch nicht einig. Jedenfalls gewinnt Lola das Rennen. Beim Einkehrschwung zum Abendessen ist dann auch Jorge wieder da, und da auch der soeben unterlegene Fahrer auftaucht und mexikanische Macho-Seele vermutlich stark gekränkt ist, wenn sie von Frau geschlagen wird, verlieren wir nur sehr wenig Zeit, bis wir einen amtlichen Barroom-Brawl, also eine Kneipenschlägerei zelebrieren können, in der auch Lola faustkräftig mitmischt und sogar Pibe seine Gitarre zugunsten eines guten Treffers opfert. Als die Cops die Kneipe stürmen, verzupfen sich unsere Helden unauffällig. Eremito ist in Hochstimmung und Jorge offenbart sich Lola – trotz seiner extensiven Suchaktionen habe er bislang keine Drogen gefunden, aber sei sich sicher, dass Leonico der Chef eines Drogenimperiums ist. Kann nicht sein, meint Lola, das ist ein anständiger Mann und ein Freund ihres Vaters. Jorge verklickert ihr (ohne irgendwelche Beweise dafür zu haben), dass Leo ihren alten Herrn hat killen lassen und diese fünfsekündige Ansprache reicht Lola unbesehen, um in den Jorge-Fanclub einzutreten – dabei ist Jorges Rede von ihrer Überzeugungs- und Beweiskraft ausgesprochen mau. Nichtsdestotrotz beschliessen die beiden sofort, Lolas Truck auf Drogen zu filzen, während, und jetzt festhalten, Eremito und Pibe in ihrem Motelzimmer eine Runde STRIP-POKER spielen (ein dreizehnjähriger Knabe und ein ungefähr achthundert Jahre alter alter Sack – ich kann mir wahrhaft attraktivere Gelegenheiten für ein solches Spielchen vorstellen), und Eremito hilft nicht mal seine Schummelei, Pibe zieht ihm im Wortsinne die Hosen aus.

Jorge und Lola finden, erneut unter der Aufliegerdecke, ein Rauschgiftpaket, haben aber vorläufig wenig von der Entdeckung, denn ein geheimnisvoller Unbekannter schlägt die Aufliegertür zu, und da Lola ungünstigerweise Frischgemüse transportiert, kann er auch noch die Kühlanlage einschalten und darauf hoffen, dass die Schnüffler bald Frostbeulen haben werden. Glücklicherweise hat Eremito justament jetzt keinen Bock mehr, von Pibe weiter abgezockt zu werden und schlägt eine Truckinspektion vor, in deren Rahmen die schon leicht angefrorenen Jorge und Lola gerettet werden können. Nicht, dass die Episode von irgendjemandem gesteigert kommentiert oder mit sonstigen Konsequenzen versehen würde, man geht zur Tagesordnung über. Gut, im Kühlwagen war´s kalt, aber das ist schon verdammt cool…

Lotosblüte belabert dieweil (obwohl im Bett dankenswerterweise bedeckt) Leonico, sie doch mal auf seine Plantage mitzunehmen, das würde sie schon mal interessieren. Leo, der irgendwie ein mulmiges Gefühl hat, zieht nicht so recht.

Auf der Landstrasse wird indessen Jorge von einem Verkehrsbullen gestoppt und das ist natürlich niemand anderes als El Corrupto, und dem steht weniger nach einer Fahrzeugkontrolle als nach einer Visagenpolierung mit anschliessender Abservierung. Jorge kriegt heftig aufs Maul und würde auch gut erschossen werden, käme nicht Lola zur Rettung. El Corrupto verzieht sich eiligst (ob nun ein oder vier Morde wäre doch auch egal, oder?).

Die Nachricht von Jorges Rettung verbreitet sich rasch zu Leo, der – dumm wie er ist – Lotos doch auf seine Plantage mitgebracht hat, so dass die Undercover-Hure mithören kann, wie Leo den Befehl erteilt, alles zu beseitigen, was seinen Plänen im Wege stehen könnte. Unauffällig geht sie stiften und findet mühelos das Krankenhaus, in dem Lola & Co. an Jorges Krankenbett Kriegsrat halten (ich denke zumindest, dass es ein Hospital ist, obwohl es über einen Swimmingpool verfügt, aber vielleicht ist das in Mexiko Standard). Lotos gibt die Warnung durch und macht sich wieder vom Acker. Jorge drängt Lola, sich an einem sicheren Ort zu verstecken und da fällt ihm nichts besseres ein als Amapolas fahrender Puff (? – Jorge, du bist dämlich). Lola willigt ein und dann schmatzen sich die beiden endlich ab. Zeit wird´s.

Im Mobilbordell hat unser tuntiger Freund (der in dieser Szene ein possierliches Herzchen-T-Shirt trägt… ich denke, selbst auf dem Christopher Street Day wird man für dieses Outfit erschossen) Streit mit den Nutten, Amapola nimmt Lola aber herzlich auf, aber eine der Nutten wirft Lola einen sehr ominösen Blick hinterher (und übrigens wird Lola nicht zum Puff-Inventar dazugenommen, das wäre nun doch ein wenig herb, aber es wäre andererseits hübsch gemein gewesen, um Jorge noch mehr als Deppen dastehen zu lassen). Ein weiteres gänsehauterzeugendes Bild ist das von Tunte, der Pibe begeistert abschleppt. Naja, er scheint nix schlimmes mit dem Knaben anzustellen, denn schon bald ist Pibe am Fensterln, bzw. am Spannen, auf der Leiter guckt er einer der Nutten beim Duschen zu. Eremito kriegt das mit und schüttelt Pibe direkteman auf die Schlafstatt der Gewerbe-Dame. Und die grinst sich eins, lässt alle Hüllen fallen und scheint sich auf den armen Pibe stürzen zu wollen, und zwar nicht um ihm ob des Spannens eine zu knallen, sondern in die Künste der Liebe einzuführen. Pibe schreit nach seiner Mama und nimmt die Beine in die Hand, aber Eremito scheucht ihn umgehend zurück (Pädophile aller Länder, vereinigt euch? Oder was?).

Jorge, von seinem heftigen Niederschlag erholt, armiert sich und konferiert mit seinem Commissario – eine Grossrazzia auf Leonicos Anwesen wird vorbereitet. Jorge spielt die frühe Vorhut und schleicht sich in eine der Lagerhallen, wo er, kopfüber von der Decke baumelnd, halbnackt und überdies ziemlich tot, Lotosblüte vorfindet. Tja, es zahlt sich selten aus, eine Plaudertasche zu sein. Einer von Leos Schlägern verwickelt Jorge in einen Kampf, den Jorge, obwohl der Schuft sich mit einem Schleifgerät bewaffnet, gewinnt – im Bärengriff des Schlägertypen rammt Jorge dem ein Messer in den Rücken und hängt ihn anschliessend an einer Eisenkette auf. Mahlzeit. Hilft dem Cop auch nicht weiter, denn da ist schon El Corrupto und nimmt Jorge in Gewahrsam.

Während im Bordelltruck erneut „Vamos a la playä erklingt (eigentlich mochte ich diesen Song immer…), wird die verräterische Nutte bezahlt (ich frage mich zwar, WAS die Nutte erzählt hat, denn von Jorge konnte sie eigentlich nichts wissen), was nun wiederum Lola beobachtet und das andere Girl in einen recht amüsanten Catfight verwickelt und siegreicherweise erfährt, dass Jorge bei Leonico gefangengehalten wird. Lola kapert einen herumstehenden Gelenkbus und bricht umgehend auf (wobei ich die Wahl des Gefährts zumindest für überdenkenswert halte, aber so sind sie, die Frauen).

Leonico führt seinem Gefangenen dieweil stolz sein Drogenlabor vor und beabsichtigt, den Cop mit einer Überdosis Koks in die nächste Welt zu befördern. Der Commissario steht indes vor den Toren Roms, eh, Leonicos Plantage und wartet auf Jorges verabredetes Zeichen, um mit einer Hunderschaft schwerbewaffneter Bullen und Luftunterstützung durch einen Helikopter den Angriff zu starten. Irgendwann wird´s dem Herrn zu bunt und er bläst, Jorge hin, Jorge her, zur Attacke. Schwere Artillerie scheinen die Cops auch dabei zu haben, wenn man nach den diversen pyrotechnischen Aktivitäten geht und auch Leos Jungs lassen sich nicht lumpen. Während der Chef des Drogenrings feigerweise mit Jorge als Geisel (gut, dass der noch lebt, obwohl er schon offenkundig mit Drogen vollgepumpt ist) seine Flucht plant, killen seine Unterlinge nicht nur zahlreiche Bullen (umgekehrt aber ooch), sondern holen sogar den Hubschrauber vom Himmel (der Absturz ist eher, wie sagt man´s, kreativ montiert). Lola überblickt das Schlachtfeld, und um nichts anderes handelt es sich, von einer Anhöhe, sieht Leos Fluchtfahrzeug und entschliesst sich zum Eingreifen. Wir glauben ja alle, dass man mit einem Gelenkbus auf einer engen Schotterpiste mühelos Pkw einholt, oder? Macht Lola nämlich und als erstes schubst sie des fiesen Drogenbarons Begleitfahrzeug einen Abgrund hinunter, wo es explodiert (nennt man glaub ich auch kaltblütigen Mord, oder?). Jorge, von Leo clevererweise auf den Beifahrersitz seiner Schleuder gepackt, kommt zu sich und greift dem Fahrer ins Lenkrad. Die Kiste crasht und überschlägt sich, der Fahrer geht dabei hops (man kennt das ja, ersetzbares Personal). Leo kraucht aus dem Wrack und flüchtet zu Fuss weiter, denn die Piste, von der sein Privatflugzeug starten will, ist bereits erreicht und der Cessna-Motor läuft auch schon. Während wir uns noch wundern, warum das verunfallte Fahrzeug im Gegensatz zu allen anderen Vehikeln in ähnlichen Filmen nicht explodiert (und die Antwort doch wissen, da Jorge noch drinsitzt, ist das ein klarer Fall der Ken Begg´schen Hero Death Exemption), eilt Lola zur Unfallstelle, um ihren Liebsten zu retten. Obwohl der eingeklemmt ist und das Fahrzeug verdächtig vor sich hinkokelt, befiehlt Jorge dem Mädel, sich um den fliehenden Leo zu kümmern. Tatsächlich macht sich Lola auf und schiesst ihn mit einer von der vor kurzem niedergerungenen Nutte erbeuteten Pistole nieder. Jorge versucht sich aus dem Autowrack zu befreien, Leo rappelt sich wieder auf und wird erneut von Lola umgeschossen und diesmal bleibt der Meister liegen. Jorge schält sich gerade noch rechtzeitig vor der Explosion aus dem Autowrack und kann Lola in die starken Arme nehmen. Beide starren dem sich verpissenden Fluchtflugzeug hinterher…

Für einen Film aus dem Land der Tortillas, Klippenspringer und Aztekentempel ist Lola la Trailora gar nicht mal so übel. Allerdings ist diese Aussage eben streng im Kontext mexikanischer Filme zu sehen, aber in diesem Zusammenhang ist das ungefähr das Äquivalent zu einer Best-Picture-Oscar-Nominierung. Was so viel heissen soll wie „ganz ordentlich von einem handwerklichen Standpunkt her und halbwegs vernünftig gespielt“. Umkehrschluss: natürlich hat auch dieser Film einen Eimer voll Probleme, und das Hauptproblem ist, dass sich der Streifen nie einig ist, was für eine Art Film er denn gerne wäre: Actionfilm, Drama, Komödie, Thriller, gewöhnlicher Krimi, Elemente aus all diesen Genres finden sich hier wieder, ohne dass einer dieser Bestandteile irgendwann mal das Kommando übernehmen würde. Der Anfang ist ganz okay, wie gesagt, schade, dass die Idee der spikebewehrten Trucks nicht weiter aufgegriffen wurde, danach allerdings verliert sich das Script ein wenig in seinen diversen Subplots und verzettelt sich darin, was dazu führt, dass unser Titelcharakter Lola so im zweiten Filmviertel mal völlig aus unserem Blickfeld rückt und nur durch gelegentliche Einschübe „Lola am Steuer“ in Erinnerung gerufen wird. Gen Filmmitte besinnt sich der Streifen dann wenigstens auf seine eigentliche Handlung und kommt so storytechnich wieder etwas in die Puschen, ehe das Finale dann die fette Actionkeule auspackt, insgesamt aber ein wenig überzogen wirkt. Aber zumindest ist der Showdown recht unterhaltsam geraten.

Insgesamt ist die Plotte nicht wirklich schlecht, kein Script, das in den Verdacht kommen wird, vor Inspiration und Originalität zu triefen, aber bei mexikanischen Unterhaltungsfilmen (im Gegensatz zu mexikanischem Art-House-Kino, das ich zwar auch meide, aber immerhin über einen guten Ruf verfügt) muss man ja schon dankbar sein, wenn man es wenigstens mit einer Standardstory zu tun hat, die nicht nach einem absoluten Schwachmatenprodukt aussieht. Natürlich hätte man die Geschichte etwas flüssiger gestalten können, wenn man auf den ein oder anderen bedeutungslosen Subplot (strenggenommen hat die ganze Chose mit dem Bordelltruck nicht wirklich was mit der Restgeschichte zu tun, ähnliches gilt für den Knaben Pibe) und vor allem auf einige unnötige vermeintlich humoreske Einlagen verzichtet hätte – die Zeichnung der Bordell-Tunte ist schon wirklich nicht mehr lustig (wie man einen lustigen Film mit tuntigen Charakteren machen kann, der nicht automatisch in eine Beleidigung aller Schwulen ausartet, so wie es hier ist, kann man bei Iron_Ladies nachschlagen), während Eremitos Eskapaden zwar auch nicht wirklich was zur Sache tun, aber gelegentlich doch das ein oder andere Schmunzeln entlocken.

Inszenatorisch ist Raul Fernandez sicher keine Oberleuchte, aber im Vergleich zu Genossen wie Tito Esteban (The Magician) oder Gabriel Retes (Savage_Women) geradezu ein Steven Spielberg. Handwerklich ist das ziemlich in Ordnung, der bleihaltige Showdown nicht mit Hollywood-Produkten zu vergleichen, aber zumindest aktionsreich, das Stuntdriving ist (wenn man von dem recht lahmarschigen Truck-Rennen absieht) auch okay, auf der Minusseite sind ziemlich miesepetrig choreographierte Faustkämpfe zu verbuchen (wer mag, kann die deutlich sichtbaren Luftlöcher, die geschlagen werden, mitzählen, aber die Finger werden dafür nicht ausreichen). Die Kameraführung ist akzeptabel, in etwa US-TV-Movie-Niveau, und in diese Kerbe schlägt auch die musikalische Untermalung – der Score bedient sich in seinen Action-Szenen Themen, die glatt vom US-TV-Musizier-Team Post/Carpenter (A-Team & Co.) stammen könnten, die Liebesthemen sind schön schmalzig, das dreimal angespielte „Vamos a la playä ist selbst von einer Nicht-Originalversion nicht totzukriegen, und für Freunde des mexikanischen Kulturguts gibt´s auch den ein oder anderen Mariachi-Gassenhauer (hierfür ist eine zweite mit Screencredit versehene Kapelle zuständig).

Schauspielerisch werden keine Bäume ausgerissen, aber, noch mal, für mexikanische Verhältnisse ist das nicht schlecht und schon auf einem etwas besseren Niveau als die üblichen Telenovelas, wenngleich man schon mal bemerken muss, dass, wenn man Filme wie diesen und Savage Women doch bezweifeln möchte, ob mexikanische Frauen wirklich so hübsch sind wie man gemeinhin vermutet… Neben also eher optisch durchschnittlichen Vertretern des weiblichen Geschlechts scheint sich auch so der ein oder andere Luchadore, sprich Profi-Wrestler, unter den Cast gemogelt zu haben, wie man auch daran merkt, dass sich manche Darsteller in den Credits schicker Beinahmen wie „El Comanche“ bedienen. Rosa Gloria Chagango macht ihre Sache recht gut, ähnliches gilt für Rolando Fernandez, Milton Rodriguez könnte als Schurke etwas schurkischer rüberkommen, der Knabe ist mir ein wenig bieder für einen schuftigen Schuft. Vitolo, schätzungsweise ein mexikanischer Komiker, macht das beste aus seiner Rolle. Irma Selmano ist nicht nur keine besondere Augenweide, sondern auch eine ziemliche Anti-Schauspielerin. Aber wie gesagt, das ist im Vergleich zu dem, was man sonst an mexikanischen Genrefilmen kennt und fürchtet, relativ passabel.

Lola la Trailora war in Mexiko übrigens erfolgreich genug, um ein Sequel nach sich zu ziehen und in dem gab sich dann Wolf Ruvinskis, Santos ausserirdischer Gegenspieler aus Santo_vs._La_Invasion_de_los_Marcianos die Ehre.

Das deutsche Verleihtape aus dem Hause Atlanta nervt, wie schon ganz oben angedeutet, durch die zahlreichen Schimanski-Tatort-Trailer, bietet aber ansonsten zumindest einen recht akzeptablen Vollbild-Transfer.

Fazit-Time: Lola la Trailora ist keine Filmkunst und allein die Tatsache, es mit einem relativ erträglichen mexikanischen Film zu tun zu haben, ist halt auch ein wenig wenig für einen unterhaltsamen Abend. Vielmehr handelt es sich einfach um einen time-waster, den man ansehen kann, ohne dass einem das Gehirn platzt, aber es ist auch nichts sensationelles, für das man seinen Wecker stellen müsste, wenn´s um drei Uhr nachts auf RTL 2 laufen sollte – ein konventioneller Action-Krimi (dafür entscheide ich mich letztendlich genretechnisch) ohne grosse Höhepunkte (ausser man zählt dreimal „Vamos a la playa“ schon als filmische Meisterleistung). Kann man sehen, wenn man nix besseres hat, aber kann man genauso gut auch bleiben lassen, dafür muss man nicht auf ebay-Suche gehen (es sei denn, man sammelt Atlanta-Videos) und für die übliche Partyrunde ist´s vielleicht auch nicht ganz das richtige. Eben einfach ein Durchschnittsfilm.

(c) 2003 Dr. Acula


BOMBEN-Skala: 5

BIER-Skala: 5


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