Blühender Blödsinn

 
  • Deutscher Titel: Blühender Blödsinn
  • Original-Titel: Horse Feathers
  • Alternative Titel: Die Marx Brothers an der Uni |
  • Regie: Norman Z. McLeod
  • Land: USA
  • Jahr: 1932
  • Darsteller:

    Groucho Marx (Quincy Adams Wagstaff), Chico Marx (Baravelli), Harpo Marx (Pinky), Zeppo Marx (Frank Wagstaff), Thelma Todd (Connie Bailey), David Landau (Jennings)


Vorwort

Die ehrwürdige Huxley-Universität hat ein Problem. Genauer gesagt, zwei Probleme – seit 1888 hat’s kein Präsident länger als ein Jahr ausgehalten und in der gleichen Zeitspanne hat das Football-Team kein Spiel mehr gewonnen. Die Lösung für beide Probleme soll der neue Präsident Quincy Adams Wagstaff sein, doch wahrscheinlicher ist, dass der neue Chef das dritte große Uni-Problem wird, schon allein, weil Wagstaff eigentlich nur nach Huxley gekommen ist, um seinen nichtsnutzigen Sohn Frank, der seit zwölf Jahren studiert, abzuholen.

Franks studentische Leistungen sind eher abenteuerlich, was daran liegt, dass er weniger Zeit mit Kursen und Klausuren als mit der offiziellen „College-Witwe“ Connie Bailey verbringt. Connie ihrerseits ist aber nur auf Frank, den Quarterback des Football-Teams angesetzt, um für Jennings, der große Summen auf das rivalisierende Team der Darwin-Uni gesetzt hat, die geheimen Spielzug-Signale der Huxleys auszuspionieren.

Mit einer seiner besseren, dafür aber wenigstens unethischen Ideen bringt Frank seinen Dad dazu, die Profi-Spieler Mullen und McHardie, die ständig in einem speakeasy rumhängen, einzukaufen. Die Idee hatte Jennings aber schon vorher, und ein kleines Missverständnis später hat Wagstaff sich die Dienste von Baravelli, dem Eislieferanten, und Pinky, dem Hundefänger, gesichert.

Diese beiden intellektuellen Dürregebiete mischen zwar den Lehrbetrieb an der Uni auf, erweisen sich aber ansonsten als totale Blindgänger. Wagstaff, der mittlerweile versucht, Connie anzugraben, was durchaus auf fruchtbaren Boden stößt, alldieweil Connie ja versuchen soll, ihm die Spielzüge abzuluchsen, verfällt auf den Gedanken, seine beiden Trottel könnten wenigstens Mullen und McHardie kidnappen und seinem Team so eine reelle Chance gegen die Darwins verschaffen. Da hat er aber nicht mit der glorreichen Inkompetenz seiner Schergen gerechnet…


Inhalt

Ich bin Marxist. Groucho-Fraktion. Diesen (allerdings zutreffenden) Kalauer aus dem Weg gebracht, befassen wir uns also mit „Horse Feathers“, hierzulande wahlweise bekannt als „Die Marx Brothers an der Uni“ bzw., so z.B. auf der mir vorliegenden DVD von Universal, „Blühender Blödsinn, dem vierten Spielfilm des legendären Comedy-Teams.

Wie üblich ist die Geschichte nebensächlich und bestenfalls by-the-numbers zu nennen. Groucho tritt irgendeinen neuen Posten/Amt/Stelle an, für die er grob unqualifiziert ist, gerät irgendwie an Chico und Harpo, die er als Handlanger anheuert, ein romantischer Subplot wimmert leise vor sich hin, und am Ende löst sich alles in großangelegtes Chaos auf. Das ist keine besonders originelle Formel, aber eine, die über 20 Jahre prächtig funktioniert hat, weil die distinkten Persönlichkeiten der drei hauptsächlichen Brüder (Zeppo, der ja, solange er vor der Kamera mitwirkte, stets den straight man gab) in der Lage sind, mit ihren shenanigans und Comedy-Routinen praktisch jeden Plot tragen konnten – Groucho, die Superquasselstrippe mit den hysterisch-bösen Pointen, Harpo, der musikalische stumme Clown mit seinem Allzweck-Mantel, und Chico, der stereotype „Italiener“, dessen Akzent und das damit verbundene Miss-Verstehen von Vokabeln Dialoge ins geradezu Dadaistische abgleiten lässt.

„Blühender Blödsinn“ macht da keine Ausnahme – sicher kommt der Streifen nicht an das große, unangefochtene Meisterwerk der Brüder, „Die Marx Brothers im Krieg/Duck Soup“ heran, dürfte aber mit dem schier wahnsinnigen Debüt „Cocoanuts“ oder „Die Marx Brothers im Kaufhaus/The Big Store“ auf einem Level spielen. Knappe 64 Minuten Laufzeit sorgen für Höllentempo, das nicht mal durch die üblichen musikalischen Interludien sonderlich aufgehalten wird. Grouchos Opening-Song „I’m Against It“ erreicht nicht ganz die Klasse von „Pop Goes the Weasel“, muss sich aber auch nicht verstecken, und der Gag, jeden der vier Brüder seine eigene Version des „love themes“ „Everyone Says I Love You“ (mit jeweils auf den Charakter zugeschnittenen Lyrics, bzw. in Harpos Fall natürlich als Harfensolo) bringen zu lassen, lässt sogar darüber hinwegsehen, dass die Brothers in diesem Film keine gemeinsame Nummer haben.

Die Routinen der Jungs sind wie immer unvergleichlich – Grouchos Zeilen sind, wie sich das gehört, praktisch komplett quotabel, Harpo hat einige der besten Szenen seiner Laufbahn (im speakeasy oder in der Auseinandersetzung mit einem Streifenpolizisten), und die Passwort-Schwertfisch-Sequenz (die das entsprechende Trope erfunden haben dürfte) ist einer der ganz ganz ganz großen Klassiker von Chico und Groucho, vom abschließenden Football-Spiel des Wahnsinns gar nicht zu reden.

Ein klein wenig vermisse ich die große Margaret Dumont, Grouchos primäres Opfer in sieben Filmen, die aber hier noch nicht zur Stammbesetzung gestoßen war. Thelma Todd (auch schon in „Die Marx Brothers auf hoher See“ dabei) ist da kein Vergleich (aber sie muss ja auch love interest für gleich vier Brüder UND den fiesen Jennings spielen). Den Schurken Jennings spielt David Landau („Ich war ein entflohener Kettensträfling“.

Eine Kuriosität am Rande ist es sicherlich, dass Zeppo (wie fast immer auch für straight-man-Verhältnisse eher blass) hier Grouchos Sohn spielt!

Die DVD von Universal bietet solides Bild und guten (O)-Ton. Praktsich alle europäischen Sprachen werden durch Tonspuren oder Untertitel abgedeckt. Extras gibt’s leider nicht.

Für Marx-Brothers-Fan natürlich ein Muss, aber auch ein guter Einstieg in das Ouevre der vielleicht besten Comedy-Truppe aller Zeiten. Gehört in jede aufgeklärte Filmkollektion!

(c) 2017 Dr. Acula


BOMBEN-Skala: 3

BIER-Skala: 9


mm
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TomHorn
TomHorn
10. Juli 2017 18:53

Immer wenn ich irgendwo „Marx Brothers“ lese, muss ich an „Good Morning, Vietnam“ denken: „Und welchen Marx meinen Sie? Etwas Karl Marx? Den finde ich nämlich gar nicht lustig!“ 🙂