Bloodsport Supreme Champion

 
  • Deutscher Titel: Bloodsport Supreme Champion
  • Original-Titel: Supreme Champion
  •  
  • Regie: Ted Fox, Richard Styles
  • Land: USA
  • Jahr: 2010
  • Darsteller:

    Stephen Bonnar (Troy Jennings), Daniel Bernhardt (Lucien Gallows), Leila Arcieri (Kaya), Marieh Delfino (Jenny), Ted Fox (Clu), George Saunders (Mick), Igor Jijikine (Caras), Natasha Diakova (Bambi), Oleg Taktarov, Sean Sherk, Travis Lutter, Rameau Thierry Sokoudjou, Gilbert Melendez, Xingu Del Rosario, Esteban Cueto


Vorwort

Troy Jennings ist der Mixed-Martial-Arts-Champion des bekannten Universums und nebenberuflich noch ehemaliger Kriegsheld. Mit seinen Irak-Veteranen-Kollegen Mick und Clu hängt er nach den Fights in deren drittklassigem Stripclub ab (sympathischer Mensch). Probleme hat er nicht im Ring mit seinen Gegnern, sondern mit seiner Freundin Jenny (und es hat ein Weilchen gedauert, bis ich gemerkt habe, dass Jenny nicht seine Girlfriend-Freundin, sondern offenbar nur „eine“ Freundin ist). Die nämlich ist leidenschaftliche Zockerin, nur leider in Sachen Poker völlig talentfrei und daher hoch verschuldet bei einem gewissen Lucien Gallows.

Gallows erachtet daher Jenny als seinen Privatbesitz und lässt sie direkt aus Troys Auto heraus girlnappen. Weil Troy ein herzensguter Mensch ist und anderer Leute Probleme gern zu seinen macht, geht er auf Gallows zweifelhaftes Angebot, sich mal zu einem Gespräch unter Männers zu treffen, ein. Troy bietet Rückzahlung der geschuldeten Penunze an, aber Gallows ist Milliardär und hat für NOCH mehr Zaster eigentlich gar keine Verwendung, vielmehr steht ihm nach Entertainment der Sinn. Troy möge doch daher bitte für ihn kämpfen, um damit Jennys Schuld abzuarbeiten. Weil Troy nicht nur ein herzensguter Mensch, sondern auch ein hirnamputierter Vollpfosten ist, geht er auf das Angebot ein und findet sich umgehend in einem Untergrund-MMA-Turnier wieder, das mit einer schlappen Million Dollar dotiert ist und keinerlei Regeln enforced. Troy gewinnt einen Kampf und denkt, damit wäre die Sache erledigt. Ist natürlich nicht so, denn Gallows hat nie davon gesprochen, dass es nur um einen Kampf ginge. Gallows‘ Freundin Kaya, die ein befohlenes Techtelmechtel mit Troy umgehend in ein auf echten Gefhülen basierendes verwandelt und Troy gesteckt hat, dass Gallows todkrank ist, versucht, Troy und Jenny zur Flucht zu verhelfen, aber Gallows‘ Aufpasser passen auf…

Gallows überarbeitet sein Angebot – anstatt halbwegs fairer Cagefights möchte er jetzt „The Most Dangerous Game“ nachstellen und Troy, Jenny und Kaya über seinen weitläufigen Besitz von Killern jagen lassen. Zum Glück gelang es Kaya noch, einen Notruf an Mick und Clu abzusetzen…


Inhalt

Wenn echte MMA-Stars sich in den Kopf setzen, Filmstar zu werden, ist das so ’ne Sache. Bislang haben nur wenige wirklich die Transition aus Ringgeviert bzw. Oktagon vor die Filmkamera geschafft, am erfolgreichsten womöglich Cung Le („Dragon Eyes“, „Tekken“) . Das Problem bei der Geschichte, dass nur wenige MMA-Fighter wirklich charismatische Gesellen sind – Pro-Wrestler haben zwar auch nicht den großartigsten Track Record in Sachen Schauspielerei, aber sie sind wenigstens gewohnt, Charaktere zu spielen, und wenn sie das schon nicht komplett auf die Leinwand übertragen können, so bringen sie doch gewisses Charisma, gewisse larger-than-life-Ausstrahlung mit. Bei Leuten wie Randy Couture, Rich Franklin oder Forrest Griffin, die sich mit zweifelhaftem Erfolg ins Filmbusiness gewagt haben, ist das eher nicht so. Nun, bzw. anno 2010, versuchte sich auch Stephen Bonnar, eher ein mid-level-UFC- und Bellator-Fighter, der in der Light Heavyweight-Division einige Jahre die Rolle eines Gatekeepers in Richtung Titelkämpfe ausfüllte, aber zuverlässig immer dann, wenn es gegen die richtig großen Namen ging, den Kürzeren zog. Sein Kampfrekord steht bei 19 Siegen, 12 Niederlagen, mittlerweile hat er die Handschuhe auch zugunsten des Kommentatorenmikros an den Nagel gehängt.

2010 also spielte er unter der Regie von Ted Fox (einem mir schon deshalb unsympathischen Gesellen, weil er im Nachspann Newt Gingrich, Benjamin Netanjahu und Sarah Palin dankt. Der dürfte sein Kreuzchen also auch bei Trump gemacht haben. Aber wer schon Fox heißt…) in einem Actionschinken, der ihm zumindest keine große Umstellung abverlangte. Er spielt einen MMA-Fighter, allerdings einen, der erfolgreicher ist als Bonnar es je war (auch wenn der Vorspann ganz adrett Jennings Werdegang mit Bonnar-Home-Movie- und Kampf-Footage nachzeichnet). Die Story ist primitiv und hält dann ihr eigentliches Set-up (Underground-Tournament) nicht mal durch, sondern begibt sich für den Schlussakt in „Hard Target“-/“Surviving the Game“-Territorium. Nehme ich ein wenig übel, cuz I’m a sucker for martial arts tournament movies (und wenn mir jemand den Film als „Bloodsport“ verkauft, auch wenn das eine Idee des deutschen Verleihers ist, dann will ich gefälligst ein Kumite!). Und überhaupt ist auch das Turnier etwas lasch, denn die Kämpfe gehen nicht (wie das Cover verspricht) bis zum Tod (boo hiss!), und wenn, dann unabsichtlich (Gutmensch Troy darf einen gefällten Fighter reanimieren).

Naja, die Geschichte ist also Firlefanz, der Versuch, aus Gallows einen semi-tragischen Charakter zu machen, ist ebenso kokolores und Troy, Troy ist nicht nur doof, sondern auch ein ziemlicher Sexist (einer Kämpferin, die ihm Gallows entgegenstellt, tatscht er, nachdem er sie k.o. geschlagen hat, auf den Hintern, und mit Kaya rammelt er, obschon sie zu diesem Zeitpunkt nicht mehr ist als ein Sextoy, das Gallows ihm zur Freizeitgestaltung zur Verfügung gestellt hat). Naja, aber was erwartet man von jemandem, der seine Freizeit am liebsten bei Pole- und Lapdance verbringt.

Die ganze Sache ist offensichtlich sehr sehr sehr low-budget (Gallows‘ Kampfarena steht sehr ersichtlich in einer ansonsten leeren soundstage), ernstlich Geld gekostet haben können da weder Props, Ausstattung, Kostüme oder Sets. Immerhin, die Martial-Arts-Fights sind ganz gut, wenn auch kurz und werden überwiegend von legitimen MMA-Kämpfern absolviert. Neben Bonnar sind u.a. Gilbert Melendez, Sean Shark, Thierry Sokoudjou und Xingu Rodil tätig. Daneben treten mit Travis Lutter, Gene LeBell (dessen Szenen allerdings wohl im Schneideraum liegen blieben und nur noch ausschnittsweise im Nachspann zu sehen ist) und Oleg Taktarov weitere MMA-Persönlichkeiten auf, wobei Taktarovs Cameo schon recht bizarr ist – er taucht auf Gallows‘ compund auf, tauscht ein paar gut gelaunte Beleidigungen mit dem Fiesling aus und rauscht wieder ab, fast so, als wäre er, wie Gallows im Film behauptet, *wirklich* uneingeladen am Set aufgetaucht, und, wo er schon mal da war, schnell in eine Szene integriert. Das dann eher auf konventionelle Action angelegte Finale enttäuscht dann ziemlich, auch der Schlussfight zwischen Bonnar und Bernhardt ist sehr kurz ausgefallen.

Schauspielerisch ist Stephen Bonnar ein Totalausfall, glotzt stets recht dümmlich in die Kamera und macht den Eindruck eines lobotomisierten Stephen Baldwin (und da Stephen eh nicht so eine Leuchte ist…). Daniel Bernhardt, dessen 90er-Action-B-Filme meistens ziemlich gute Beispiele dafür waren, wie man’s nicht machen sollte, kommt als „suave villain“ ziemlich gut rüber – schade, dass er nicht mehr Actionszenen hat, im kurzen Schlusskampf deutet sich jedenfalls an, dass er’s noch drauf hat. Leila Arcieri („xXx – Triple X“, „Wild Things 2“) und Marieh Delfino („Jeepers Creepers 2“, „College Animals“) machen den Eindruck, primär der Oberweite wegen gecasted worden zu sein, Igor Jijikine („Indiana Jones und das Königreich des Kristallschädels“, „Safe – Todsicher“) gibt einen ganz passablen tough guy ab.

Der Score ist furchtbar overpowered (schlimmer noch als bei Asylum) und zudem ist der Soundmix grauenvoll – die Dialoge sind (in der englischen OV, die der Pornosynchro immer noch vorzuziehen ist) im Scoregewitter kaum mehr auszumachen.

„Supreme Champion“ ist also kein besonders guter Martial-Arts-Film und auch kein guter Mixed-Martial-Arts-Film im Sinne von „ambassador for the sport“. Dem MMA-Fan wird der MMA-Aspekt insgesamt etwas zu kurz kommen, für den Fan von ordentlicher Action gibt’s zu wenig davon, und das Acting ist, mit Ausnahme von Bernhard und Jijikine, ausgesprochen gruslig. Da gibt’s im B-Action-Bereich auch heut noch deutlich besseres, und da muss man nicht gleich zu Scott Adkins greifen (obwohl das immer eine gute Wahl wäre…).

2/5
(c) 2017 Dr. Acula


mm
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