BloodRayne III: The Third Reich

 
  • Deutscher Titel: BloodRayne III: The Third Reich
  • Original-Titel: BloodRayne III: The Third Reich
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  • Regie: Uwe Boll
  • Land: USA/Kanada/Deutschland
  • Jahr: 2010
  • Darsteller:

    Natassia Malthe (Rayne), Michael Paré (Kommandant Ekart Brand), Brendan Fletcher (Nathaniel Gregor), William Belli (Vasyl), Annett Culp (Magda), Clint Howard (Dr. Mangler), Steffen Mennekes (Lt. Kaspar Jäger), Arved Birnbaum (Direktor), Safiya Kaygin (Svetlana), Boris Bakal (Hitler)


Vorwort

Zweiter Weltkrieg, Ostfront – die Nazis sind mächtig am Gewinnen und nebenbei kräftig damit beschäftigt, Juden per Zug in die Vernichtungslager zu karren. Ein Partisanentrupp überfällt einen dieser Züge in der Hoffnung, Waffen zu erbeuten und Rayne, der unsterbliche Dhampir, mischt sich auf Partisanenseite ins Kampfgetümmel. Zwar ist die Siegprämie für die Partisanen kein umfangreiches Waffendepot, sondern „nur“ eine Waggonladung Juden, aber man nimmt, was man kriegt. Und Rayne nutzt die Gelegenheit, um am Nazi-Kommandanten Brand ihren Durst zu stillen.
Die Partisanen sind begreiflicherweise Rayne gegenüber latent misstraurisch, auch wenn ihr Ruf als unaufhaltsame Nazikillermaschine ihr durchaus vorauseilt. Man bzw. Partisanenchef Nathaniel und Rayne, beschließt zunächst mal gemeinsame Sache zu machen. Dieser Zusammenschluss der Kräfte ist auch dringend nötig, denn womit Rayne nicht gerechnet hat, ist, dass sie unbeabsichtigt Brand vampirisiert und dabei ihre speziellen Spezialfähigkeiten (Unempfindlichkeit gegen Sonnenlicht, Weihwasser und ähnliche klassische Vampir-no-nos) vererbt hat. Mit Hilfe des bekloppten Lagerarztes Dr. Mangler, der eh schon mit wachsender Begeisterung an Vampiren herumschnippelt, um einen Weg zu finden, den Führer himself unsterblich zu machen, arrangiert Brand sich mit seiner neuen „Lebens“-Situation , vampirisiert ein paar Genossen und will abgesehen davon Rayne haben.

Rayne herself fühlt sich nicht gänzlich unkorrekt persönlich verantwortlich für die Vampirisierung eines eh schon recht amtlichen Unsympathen und möchte ihn gern endgültig killen. Nathaniel überredet sie, es nicht auf eigene Faust zu probieren, zumal die Partisanen eh gerade eine Operation planen, um an ein paar Nazigeheimcodes ranzukommen. Letzteres geling, warum oder in welcher Form Raynes Beteiligung nötig oder hilfreich war, bleibt ungeklärt. Dafür gelingt es Brand, Partisanenobercodeknackerin Magda zu kidnappen und zu vampirisieren, was sie zum idealen Lockvogel macht. Rayne nebst Partisanentrupp geht der Finte 1A auf den Leim und wird gefangen genommen. Brand packt seinen Doktor, Rayne und Nathaniel ein, um alles – in unterschiedlicher Wertschätzung- dem Gröfaz vorzuführen. Die verbliebenen Restpartisanen verstehen, dass es kriegsentscheidend sein wird, das zu verhindern…


Inhalt

Hat ja nur bis zum dritten Film gedauert und schon ist das BloodRayne-Filmfranchise, das wohl letzte, auf dessen zugkräftigen Namen uns aller Lieblingsboll sich tatsächlich noch offiziell berufen ist, da angekommen, wo die zugrundeliegenden Games es von Haus aus ansiedelten. Könnte, nach dem furchterregend schlechten BloodRayne II: Deliverance, nur dummerweise viel zu spät sein.

Aber ich will ehrlich sein – nach Raynes peinlichem Ausflug in den Wilden Westen war meine Erwartungshaltung eh auf den absoluten Nullpunkt geschraubt (weswegen ich die Betrachtung auch sehr, sehr lange vor mir her schob) und die Voraussetzungen… naja, die taten nicht viel dafür, meine Befürchtungen zu lindern. Das Drehbuch von Michael Nachoff, der mit seiner Anti-Geschichte Schwerter des Königs – Zwei Welten versenkte? Die Tatsache, dass Boll den Kram back-to-back mit seinem Bildungsprogramm Auschwitz und der hauseigenen Parodie „Blubberella“ drehte (und, liebe IMDb… 10 Mio. Dollar Budget my ass)? Dass Michael Paré und Clint Howard, die in früheren Boll-Filmen als amüsante „special guests“ für Filmnerds durchgingen, jetzt die geballte, ahem-hem, „Starpower“ des Ensembles darstellen? Und natürlich, da kommt man nicht dran vorbei, der erhebliche Zweifel daran, dass Boll der der Thematik innewohnenden, äh, Kitzligkeit gerecht werden wird?

Kein Wunder also, dass ich mich zur Filmbetrachtung in einer sicheren Umgebung (keine spitzen oder scharfkantigen Gegenstände) verschanzte und mir ein Beißholz zurechtlegte. Und dann… dann ist „Bloodrayne: The Third Reich“ überraschend… ankuckbar. Neinnein, kommt nicht auf die Idee, das wäre auch nur auf die Entfernung mit einem „guten“ Film zu verwechseln, aber im direkten Vergleich zu „Deliverance“ und „Zwei Welten“ ist dieser Film die Wiedergeburt des brauchbaren Kommerzfilmemachers Uwe Boll.
Es liegt sicherlich schon zu einem guten Teil an der Story – bei“ Zwei Welten“ scheiterte Nachoff daran, eine glaubhafte Fantasy-Abenteuerwelt zu schaffen (zumindest ohne Charaktere, Plätze oder Mythologie aus dem „Dungeon Siege“-Franchise verwenden zu dürfen), aber Vampirjägerin gegen Nazivampire… das schreibt sich dann ja doch beinahe von selbst. Auch wenn das BloodRayne-Universum immer noch kein Ausbund an Logik ist, irgendwie fließen „Vampire“ und „Nazis“ besser ineinander (öh) als im Vorgänger mit seiner kruden Verbindung von Blutsaugern und der Billy-the-Kid-Legende. Jup, es gibt ’ne Menge Dumpfsinn (der Ober-Partisane in der tiefsten Ukraine oder wo immer das spielen soll, hört auf den englischen Namen „Nathaniel“? Rayne entscheidet sich kurz nach dem Zug-Überfall, vom Partisanen-Versteck einen Ausflug in die Stadt zu machen, um sich im Bordell massieren zu lassen? Rayne meint, dass sie Nathaniel eine kaltblütige Exekution nicht zugetraut hätte – eine Szene, die sie nicht gesehen haben kann und die wir nicht gesehen haben! Magda hat die Enigma-Maschine geknackt? Ich glaube, das wüssten die Briten aber…), und einiges spricht dafür, dass uns Uwe entweder nicht alles, was im Script stand, auch tatsächlich gedreht hat (oder es in der post wegschnippeln ließ), ohne sich darüber Gedanken zu machen, ob das im fertigen Endprodukt noch Sinn ergibt (da fällt z.B. auch eine ziemlich willkürlich mitten ins Prozedere geschnittene Traumsequenz rein – übrigens die einzige Szene, in der Hitler tatsächlich vorkommt); aber wenn man die Prämissen des BR-Universums akzeptiert, ist die Storyidee halbwegs brauchbar.
Dass die Nazis bei ihrem bekannten Okkult-Fimmel, hätten sie von echten Vampiren gewusst, mit zielstrebiger Präzision versucht hätten, dies für sich zu nutzen, darf man voraussetzen – eine Armee unkaputtbarer Vampirsoldaten, genährt vom Blut minderer Rassen, bei dem Gedanken wäre zumindest Himmler und Heß feucht im Schritt geworden.
Dass Boll und Nachoff Charaktere nach Bedarf aus dem Hut zaubern bzw. abservieren, gut, auch damit muss man sich arrangieren (so z.B. mit einer Partisanen-Scharfschützin, die rechtzeitig zum Showdown aus dem Nichts erscheint, per Blattschuss den Doktor erlegt und dann auf Nimmerwiedersehen verschwindet), und dass praktisch niemand Charakter-Background erhält (am allerwenigsten übrigens Rayne – dass sie auf Vampire Hass schiebt, ist ja klar, aber warum hat sie sich nun auf Nazis eingeschossen?) und wenn tatsächlich, dann auf fragwürdige Weise (Brands Leutnant-Freund hat ethisch-moralische Bedenken gegen Manglers Experimente an Vampiren. Juden ins Gas zu schicken ist augenscheinlich für ihn okay; äh, und ja, im Film erwähnt kein Schwanz die Namen der Nazis, die reden sich ausschließlich als „Kommandant“, „Leutnant“ und „Doktor“ an – nicht mal der Nachspann erwähnt Charakternamen, die hab ich aus der IMDb).

Ja, und natürlich ist es nicht besonders clever, dass Nachoff mit den interessanteren seiner Figuren (namentlich dem Doktor und Nathaniels misstraurischem rechte-Hand-Mann Vasyl) nichts sonderlich spannendes anzufangen weiß – doch wir müssen die Kirche auch mal im Dorf lassen, auch bei den größer budgetierten, „besseren“ Boll-Filmen waren’s nicht die ausgeklügelten Plotten, die den wohlwollenden Zuschauer bei Laune hielten. Im Vergleich zu „Zwei Welten“, dem minimalistischen Siegburg oder eben auch „Deliverance“ versucht Boll hier nach Kräften, soweit es das reduzierte Budget durchgehen lässt, die Schauwerte zu bieten, die wir im Großen und Ganzen ja ziemlich anspruchslosen Boll-Fans erhoffen; es gibt ein gerüttelt Maß an Actionszenen, Softcore-Einlagen, einen reichhaltigen Body Count mit Splatter und ein bissl Gore – und weil Meister Boll gerade mal 62 Minuten Nettospielzeit zu füllen beabsichtigt (der Rest geht für ausschweifende Vor- und Nachspannsequenzen mit einem guten Schwung zeitgenössischer Wochenschauausschnitte drauf), hat das ganz automatisch ein gewisses Tempo, das den nunmehr inflationär erwähnten Referenzobjekten abgeht. Es ist aus verschiedenen Gründen nicht sonderlich *gut*, was Boll uns da präsentiert, aber es ist zumindest *da*.
Sicher würde man sich ein wenig mehr Scope wünschen, andererseits – wir *haben* ein paar Sets (auch wenn Bolls ach-so-authentisches KZ-Set nur für ganz kurze Passagen zum Einsatz kommt) und Locations (Kroatiens Hinterland mimt recht überzeugend die Ostfront), es gibt authentische Fahrzeuge und Kostüme, die nicht aussehen, als hätte man im Halloween-Schlussverkauf bei Toys’R’Us zugeschlagen. As I said, das ist eigentlich mehr als ich befürchtet und erwartet hatte. Matthias Neumanns Kameraarbeit ist wie beinahe immer hochanständig und Jessica de Roojs Score ist vielleicht etwas zu omnipräsent, aber zumeist wenigstens atmosphärisch passend.

Nun zum Mecker – die Shoot-outs zwischen Nazis und Partisanen sind grottenschlecht montiert, die swordsplay-Sequenzen dank des überschaubaren Talents (also, nicht der Talente, die mühevoll in ein Korsett geschnürt wurden) von Fräulein Malthe auch recht, eh, „basic“ (Nathaniels baffes Erstaunen, wonach er „noch nie jemanden gesehen hat, der sich wie du bewegt“, darf man also als Indiz dafür werten, dass er nicht viel rumkommt), der Showdown eine glatte Enttäuschung. Die Softsexszenen (die Nathaniel/Rayne-Szene kurz vor Ultimo mehr als die Lesbensexnummer zu Beginn des zweiten Akts) kommen arg unmotiviert daher, insgesamt, wie schon oben erwähnt, fehlt so mancher Sequenz der rechte Anschluss, und ob’s den eher lächerlich-pathetischen voice-over, mit dem Rayne das Geschehen kommentiert, wirklich gebraucht hat, wage ich sanft anzuzweifeln. Mit CG-„Blut“ werde ich nie so richtig meinen Frieden schließen, die handgemachten prosthetics und Gedärm-Sudeleien sind dagegen in Ordnung, das Vampir-Make-up ziemlich lasch und einfallslos.

Auf Darstellerseite… naja…. la Malthe ist keine große Action-Heroine – ihre Schwertfuchteleien wirken ziemlich unkoordiniert -, die aber gegenüber der ersten Rayne Kristinna Loken (und im Gegensatz zu „Deliverance“) keinen sonderlichen Anlass braucht, um aus den Klamotten zu fahren. Großartige schauspielerische Aufgaben stellt man ihr sicherheitshalber nicht (immerhin fiel Meister Boll bei „Zwei Welten“ ja selbst auf, dass dramatische Dialoge nicht gerade ihre Stärke sind).
Brendan Fletcher (der selbst beim Poppen seine dämliche Wollmütze nicht abnimmt und schon in „Deliverance“, „Rampage“, „Ginger Snaps III“ oder „Tideland“ zu sehen war) erledigt seinen Job mit möglichst geringem Aufwand und auch den alten Kämpen Michael Paré („Straßen in Flammen“, „Das Philadelphia Experiment“) hab ich schon lebhafter gesehen (man sollte meinen, für ’ne größere Rolle wäre der Herr dankbarer).
Steffen Mennekes („Siegburg“) gibt den „sympathischen Nazi“ einigermaßen erträgilch; William Belli (sonst wohl filmisch hauptamtlich als drag queen unterwegs, so in „American Pie: Jetzt wird geheiratet“, „Sex Drugs Guns“ oder „Von Frau zu Frau“) hat leider als Vasyl nichts zu tun, was auch für Annett Culp („Verbotene Liebe“, „Anna und die Liebe“ gilt (da hat man jemanden im Cast, der mit freakin‘ Dan Inosanto Martial Arts trainiert hat und gibt ihr nicht eine einzige halbseidende Kampfszene?).
Bliebe noch Clint Howard, der zumindest ansatzweise versucht, mit ’ner überdrehten overacting-Vorstellung die Sorte Performance hinzulegen, die der dritte Teil einer albernen Videospielverfilmung eigentlich nötig hat – schade, dass dem Script in der zweiten Hälfte nicht mehr arg viel einfällt, was es mit Howards Charakter anstellen könnte; sein Abgang ist dann eher unzeremoniell.

Bildqualität: Splendid bringt den Film in sehr sehr schickem 2.35:1-Widescreen (anamorph; wieder einmal stimmt die Coverangabe, 1.78:1, nicht) – gestochen scharf, überzeugende Farben, sehr guter Kontrast. Kein Einwand.

Tonqualität: Deutscher oder englischer Ton in Dolby Digital 5.1. Beide Tonspuren sind technisch akzeptabel, die deutsche Synchronfassung von der Sprecherqualität und vom Dialogbuch her wesentlich besser als erwartet. Untertitel gibt’s auf Deutsch und Holländisch (überflüssigerweise startet die Disc mit einer entsprechenden Sprachabfrage. Ich dachte, die Unsitte hätten wir im Pleistozäikum des DVD-Zeitalters überwunden).

Extras: Making-of, Drehbuchfeaturette sowie zwei Audiokommentare des Maestros (deutsch/englisch), deutscher und internationaler Trailer. Wie üblich bei Boll ein rundes Package.

Fazit: Nee, ein guter Film ist „BloodRayne: The Third Reich“ nicht, aber er ist nicht die totale Gesamtkatastrophe, auf die ich mich seelisch vorbereitet hatte. Es mag auf niedrigem Niveau sein, das gebe ich zu, doch irgendwas, entweder Action, Horror oder Sex, passiert ständig und mit seiner knappen Laufzeit hat der Streifen gar nicht erst die Chance, sein Willkommen arg zu überstrapazieren. Ich muss das Ding sicherlich nicht jeden Tag (oder jedes Jahr) sehen, doch ich muss ein letztes Mal den Vergleich zu „BloodRayne II: Deliverance“ und „Schwerter des Königs: Zwei Welten“ ziehen: DIE waren öde, langweilig, völlig uninteressant. „The Third Reich“ ist zumindest flott, stellenweise lustig-doof und blutig. Für Leute mit geringem Anspruchsdenken, fraglos, aber der Film HAT zumindest eine Zielgruppe…

2/5
(c) 2012 Dr. Acula


mm
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