- Deutscher Titel: Bloodfist VI: Ground Zero
- Original-Titel: Bloodfist VI: Ground Zero
- Regie: Rick Jacobson
- Land: USA
- Jahr: 1995
- Darsteller:
Don „The Dragon“ Wilson (Nick Corrigan), Cat Sassoon (Tori), Robin Curtis (Major Marin), Jonathan Fuller (Fawkes), Marcus Aurelius (Sabian), Steve Garvey (Major Tillman), Leonard O. Turner (Col. Briggs), Wynn Irwin (General Carmichael), Michael Blanks (Ahmad), Art Camacho (Rivera), Dennis Keiffer (Kurtz)
Vorwort
Eine Terrorgruppe namens „Partei Allahs“, angeführt von einem Typen namens Fawkes, den Al-Kaida vermutlich mit den Worten „der ist uns etwas zu durchgeknallt“ als Mitglied ablehnen würde, überfällt eine Raketenabschussbasis, was dank einer Verräterin (der hübschen Tori, mit der Major Tillman, Inhaber eines der Abschussschlüssel, gerne mal die Laken teilt) und der generellen Blödheit der die Basis bewachenden Soldaten, relativ easy gelingt.
Womit die Terrorfürsten natürlich nicht gerechnet haben, ist der hauseigene John McLane, in diesem Fall der zum Kurierfahrer degradierte Special-Ops-Fighter Nick Corrigan, der eine wichtige Geheimpostille für Tillman abzugeben hat. Unter der Maßgabe, dass Army-Kurierfahrer sich regelmäßig melden müssen und es demnach kontraproduktiv wäre, den Knaben vorzeitig abzumurksen, spielt man Nick heile Welt vor – Tillman gelingt es, Nick heimlich seinen Schlüssel zuzustecken. Fawkes und die Seinen sind aber nicht gänzlich auf den Kopf gefallen, es gelingt ihnen die Rückeroberung des Schlüssels.
Dieweil hat man im Generalstab tatsächlich bemerkt, dass die Basis in fremder Hand ist, was die attraktiven Majoresse Marin, die seit Monaten mit Memos über die laxe Security in den Basen hausieren geht, nicht im Geringsten überrascht. Fawkes verlangt schlappe 100 Millionen Dollar und macht schon mal die Interkontinentalraketen scharf. General Carmichael möchte die Basis am liebsten per Luftschlag planieren (ohne zu wissen, ob das bei einer ja justament für genau solche Zwecke ausgelegten Raketenbasis überhaupt funktionieren könnte), Marin plädiert dafür, Corrigan, der schon eifrig dabei ist, sich durch die Reihen der Allahparteigänger zu meucheln, eine Chance zu geben…
Inhalt
Mit Teil 6 gibt die „Bloodfist“-Reihe endgültig den Anschein auf, eine irgendwie in der Realität begründete und primär auf die Kampfkunstfertigkeiten ihres Hauptdarstellers fokussierte Reihe zu sein und begibt sich – erfreulicherweise oder leider, je nach Standpunkt des Betrachters – zu guter Letzt doch noch ins Reich der „goofy over-the-top action movies“ und preisbewussten „Stirb langsam“-Klone.
Schon 1993 gefilmt, aber erst 1995 veröffentlicht, setzt sich „Ground Zero“ weniger in Konkurrenz mit Kampfkunstepen der dritten Reihe, sondern mit den billigen generischen Äktschnkrachern Marke Cannon-ohne-Kohle, stürzte sich also auf den Markt, den wenig später Nu Image mit Operation Delta Force (oder dem thematisch verwandten, lustig-doofen Warhead) beackern sollte). Für die kreativen Geistesleistungen waren wieder einmal Rob Kerchner (wie schon bei den beiden direkten Vorgängern) und ein gewisser Brendan Broderick (der ein Jahr zuvor bei einem der zahlreichen, aber letztlich erfolglosen Versuche, Jerry Trimble zum DTV-Actionhelden aufzubauen, „Stranglehold“, mit Kerchner zusammengespannt wurde, und der in seiner kurzen Karriere die Drehbücher für das Corman-Klassiker-Remake „A Bucket of Blood“, den nächsten „Bloodfist“-Teil „Manhunt“, das Gruselstück House of the Damned und „Turbulence 2“ besorgte) zuständig. Den Regiejob übernahm Rick Jacobson (der sich wohl durch die Regie bei Im Feuer des Drachen, dem SF-Remake des ersten „Bloodfist“, qualifizierte, mittlerweile ein geregeltes Auskommen als Regisseur gehobener TV-Serienware – namentlich der „Spartacus“-Reihe – hat und hin und wieder Kinoausflüge wie „Bitch Slap“ unternimmt).
Dass „Ground Zero“ sich nicht in erster Linie als Don-The-Dragon-Wilson-Film versteht, verdeutlichen zwei Tatsachen: in der sprichwörtlich ersten Szene nach dem Vorspann hält uns Frisör-Erbin Cat Sassoon ihre Silikonmöpse vor die Fresse (und hakt damit den Punkt „B-movie-style gratitious nudity“ ab) , und die erste wirklich für die Handlung relevante Szene mit dem Drachen meldet sich nach ca. 22 Minuten (zuvor gab’s grad mal eine kurze, bedeutungslose „ja, ihr habt den richtigen Film eingelegt, der Dragon ist dabei“-Vignette).
Ansonsten ergibt sich der Streifen völlig bedingungslos der „Die-Hard-in-a-xy“-Formel, die 1995 schon reichlich ausgelutscht war (das Original schickte da schon den dritten Teil ins Rennen): Einzelkämpfer A, zur falschen Zeit am falschen Ort B, kämpft sich durch ein namenloses Ensemble bösartiger Schlimmfinger und steht über Funk mit hilfreichem Geist C in Verbindung, der ihn mit Informationen über die Räumlichkeiten, bestehende Zeitlimits u.ä. versorgt. Auf der Gegenseite steht der exaltierte Schurke D, der einen ganz anderen Plan verfolgt als er seinen Komplizen erzählt hat (während Fawkes‘ Getreuen der schnöden Moneten wegen mitmischen, will der Boss die Raketen auf jeden Fall abfeuern, weil… weil… hach, weil er ein islamischer Fundi ist und die nun mal so was tun, dammit).
Einzige Zugabe zum altbekannten Spiel ist hier der General, der für den Helden aufgrund seines erklärten Willens heute verdammt noch mal IRGENDWAS in Grund und Boden zu bomben (der enttäuschte Flunsch, den der General zieht, als ihm klar wird, dass sein Bombardierungsplan überflüssig geworden ist, ist großartig!) eine ähnlich große Gefahr darstellt wie der eigentliche Schurke des Stücks…
Aber gut, wie heißt es so schön, eine Formel wird deswegen zur Formel, weil sie funktioniert, und natürlich funktioniert sie auch in diesem Fall halbwegs. Es gibt einige Dussligkeiten, die den Freund blöder Ideen erfreuen: die Fieslinge erobern den Komplex, indem sie einige Präriehasen aussetzen, die dann diverse Alarme auslösen (und mit Hilfe einer dieser „Kobra, übernehmen Sie!“-geprüften Latexmasken, die nicht nur das Aussehen des Trägers, sondern auch seine Stimme verändern). Die Wachleute sehen auf ihren Monitoren nur die Langohren und denken sich nix weiter. Der Drache fährt mit seinem Jeep übrigens einen der Mümmelmänner an, bemerkt dieses, und verpasst ihm als barmherziger Samariter – keinen Gnadenschuss, sondern einen Verband!! Aber der größte Hau ist vielleicht, dass Fawkes mindestens zwei gute Chancen verpasst, die Raketen abzufeuern, weil er zuvor noch Allah gebetsmäßig preisen muss. Warum er dies wie Christenmenschen mit ausgebreiteten Armen und nicht durch Bückling gen Mekka macht, wird sein Geheimnis bleiben. Ganz groß ist natürlich auch (öh, SPOILER) das Finale, in dem Corrigan, nachdem der Entschärfungscode nicht funktioniert, den Launch-Computer einfach erschießt…
Wie gesagt – es ist ein Format, das für einen B-Actionfilm durchaus Sinn macht: man ist von Haus aus praktisch an eine Location gebunden, die gewählte Location (unterirdische Militärbasis) ist wenig aufwendig in Unterhalt und Betrieb (alldieweil man ja nur ein-zwei Räume, die man umdekorieren kann, und einen generischen Korridor braucht, und trotzdem Größe und Ausdehnung vorgaukeln kann), und was man nicht mit Bordmitteln bewerkstelligen kann (Aufnahmen der Raketensilos o.ä.) entleiht man aus dem stoc-kfootage-Archiv. Alles soweit also im Rahmen des Vertretbaren, nur müsste das alles dann kein „Bloodfist“-Film im Allgemeinen (weswegen der deutsche Verleih dann auch die Verbindung löschte und den Streifen als „Zero Control“ in die Videotheken brachte) und kein Don-Wilson-Film mehr im Speziellen sein – Jacobson gönnt Wilson nur vergleichsweise wenige – und kurze – Fights (am „Imposantesten“ noch gegen Alex Desir und Blanks-Bruder Michael), statt dessen gibt’s viel generisches Geballere aus automatischen Waffen. Nicht, dass ich dagegen prinzipiell etwas einzuwenden hätte, aber… großkalibriges MG-Feuer ist nicht die Action, die ich von Don Wilson sehen will. Vom Drachen will ich Martial Arts, nicht Gunplay, zumindest primär.
Dazu kommt, dass ich Wilson die Figur nicht abkaufen kann. Das „Die-Hard“-Szenario funktioniert in zwei Modellen – wir haben den „everyman“, der in etwas hineingezogen wird, was völlig über seine Möglichkeiten hinausgeht, aber durch „sheer determination“ punktet (der klassische McLane eben) oder den over-the-top-Superhelden, für den eine solche Aktion ein lockerer Spaziergang ist (der Seagal-„Under Siege“-Ryback z.B.). Wilson passt weder in das eine noch das andere Schema (auch wenn der Film stark darauf fokussiert, die „Under Siege“-Nummer zu fahren. Anstelle Koch ist der Super-Einzelkämpfer nun halt Kurierfahrer) – es ist sicherlich ein böses Vorurteil und gerade ich als couch potato sollte einem x-fachen Kickboxweltmeister in der Hinsicht nicht an den Karren fahren, aber … I don’t feel it. Wilson ist einfach nicht der Typ „unbesiegbarer Supermann“, das ist ein Feld, das er den van Dammes und Lundgrens überlassen sollte… aber vielleicht bin das auch nur ich.
Über eins kann man sich allerdings nicht beklagen – Radau gibt’s praktisch durchgehend und wenn nicht gerade um sich geschossen oder sich anderweitig bekriegt wird, tut sich zumeist irgendwas dämlich-unterhaltsames. Will sagen, Jacobson hält das Tempo hoch (Kunststück, er hat knapp 80 Minuten netto zur Verfügung) und auch wenn ihm nichts sonderlich Originelles einfällt, so sorgt eben allein die Quantität der Action dafür, dass es nicht langweilig wird – und zum Ende hin wird’s sogar ein wenig spannend, auch wenn selbstredend keinerlei Zweifel am Ausgang der Mär bestehen.
Kameramann Michael Gallagher („Bloodfist VII: Manhunt“, „Im Feuer es Drachen“) fängt das, was es einzufangen gilt, routiniert ein, ohne Innovation anzudrohen; Schneidemeister John Gilbert („Scorpion King 2 – Aufstieg eines Kriegers“, „Road Trip: Beer Pong“, „Zack & Cody – Der Film“) erledigt ebenfalls einen zuverlässigen, ambitionslosen Job; der Score von John Graham („American Strays“, „Bitch Slap“) und J. Eric Schmidt („Animaniacs“, „Tazmania“, „Quack Pack“) gestaltet sich unauffällig, aber zumindest passend.
„Ground Zero“ ist insgesamt sicher auch nicht härter als der direkte Vorgänger (der Bodycount eher geringer), trotzdem reichte es jetzt auch beiden Holländern für eine 16er-Freigabe. Die hielte ich wie üblich hypothetischerweise auch hierzulande für ausreichend, aber wie sollte ein B-Actionfilm in den 90ern an ein blaues Papperl kommen?
Don Wilson hat hier verhältnismäßig wenig screentime – klar, er ist der Hauptdarsteller, aber da wir auch in regelmäßigen Abständen zu Bösmanns und zu den Armeekämpen um Robin Curtis schalten, blenden wir im Vergleich zu den strikt an der Hauptfigur ausgerichteten bisherigen fünf Blutfäusten recht oft von Wilson weg. Der hat dann auch nicht nur quantitativ, sondern auch qualitativ weniger zu spielen, da das Script im nicht wirklich irgendwelchen Background mit auf den Weg gibt (ja, er ist lieb zu Tieren, und er hatte in der Vergangenheit unspezifizierten Ärger mit Vorgesetzten, aber irgendwelche Tiefsinnigkeigen, die seiner Figur eine Persönlichkeit mit auf den Weg geben würden, hat man sich schreiberlingerseits erspart). Da ich, wie oben geschildert, grundsätzlich ein gewisses Problem mit dem Wilson-Casting in diesem Film habe, halte ich das insgesamt für eine seiner schwächeren Leistungen. Highlights sind seine spärlichen Martial-Arts-Szenen.
Seinen Gegenspieler markiert Jonathan Fuller, der seinen ersten wesentlichen Schauspielpart bei Full Moon in Meister des Grauens absolvierte, die Stimme des bösartigen Videospiels Arcade gab, außerdem in Skyscraper und „Castle Freak“ amtierte, und trotz dieser Vita nicht gerade der erste ist, der mir für eine angemessen übertriebene Schurkendarstellung einfallen würde. In der Tat ist Fuller als islamischer Fundamentalist ungefähr so glaubwürdig wie Joseph Ratzinger, aber das hindert ihn nicht daran, mit ordentlich Spaß an die Sache ranzugehen. Im Kontext eines DTV-„Die Hard“-Klons passt das ja schon wieder irgendwo.
Ihm zur Seite stehen Cat Sassoon, die schon zwei Filme früher ihre Visitenkarte in der Bloodfist-Reihe abgegeben hatte, Michael Blanks und Marcus Aurelius („A.P.E.X.“, „Darkdrive“, „Black Thunder“, „Python 2“, „Dragon Fighter“). Sassoons herausragende Eigenschaften sind selbstverständlich ihre Brüste, Aurelius ist als Computergenie des Terrortrupps zumindest einigermaßen unterhaltsam.
Die Achse des Guten wird vertreten von der nach ihrem „Star Trek“-Einsatz als Kirstie-Alley-Ersatz rasch und tief gesunkenen Robin Curtis (man glaube es oder nicht, aber DIESE Rolle ist, fast zehn Jahre nach „Star Trek III“, so ziemlich die beste im Anschluss an ihren Trek-Einsatz), und Leonard O. Turner (wie manches Cast- und Crewmitglied von Rick Jacobson vom „Baby Blood 2“-Set mitgenommen worden. Auch er hat ’ne „Star Trek“-Connection, im Abrams-Reboot spielte er einen der vulkanischen Ältesten).
Wynn Irwin, der den schießwütigen General mit Gusto, aber bar jeder Glaubwürdigkeit, spielt, war immerhin in einem Bit-Part in „Stirb langsam 2“ dabei, außerdem spielte er einen wiederkehrenden Charakter in „Hart aber herzlich“.
Und ein bissl Stunt Casting haben wir auch noch – als Major Tillman agiert Baseball-Star Steve Garvey und macht sich gar nicht mal so schlecht. Garvey wurde zehnmal für das Allstar-Game der Major League Baseball nominiert, wurde einmal Champion und stellte mit 1207 Einsätzen in Folge einen noch gültigen National-League-Rekord auf. Nach dem Ende seiner Karriere dabbelte er ein wenig in der Schauspielerei herum, was wohl auch nötig war, um die Öffentlichkeit von, ähm, privaten Verfehlungen abzulenken. Garvey, während seiner Karriere sprichwörtlicher Saubermann, schaffte es 1989, gleichzeitig Affären mit vier Frauen zu führen und zwei davon zu schwängern – ein gefundenes Fressen für die Klatschpresse und Comedians…
Bildqualität: Wie üblich – die AFilm-DVD aus Holland bietet einen durchschnittlichen Vollbildtransfer, der für eine Budget-Scheibe in Ordnung geht.
Tonqualität: Gleiches gilt für den englischen Dolby-2.0-Ton. Wie bei jeder DVD in der Bloodfist-Box lassen sich auch hier holländische Untertitel optional zuschalten.
Extras: Trailer.
Fazit: Als kostenbewusste „Stirb langsam“-Variante ist „Ground Zero“ nicht verkehrt – das persönliche Enjoyment hängt vermutlich davon ab, wie sehr (oder eben auch nicht) man Don Wilson diesen klassischen Supermann-Einzelkämpfer abkauft; Action satt ist jedenfalls gewährleistet, die schauspielerischen Leistungen sind für’n DTV-Filmchen akzeptabel und auch, wenn „Ground Zero“ nichts bietet, was man anderswo nicht schon (und womöglich größer und besser) gesehen hat, lassen sich 85 Minuten ganz annehmbar damit totschlagen. Womöglich ist das größte Problem des Films, dass es ursprünglich krampfhaft in die „Bloodfist“-Reihe eingebaut wurde, und da passt er, auch wenn das „Franchise“ keinen inneren Zusammenhang hat, nicht wirklich rein, da hatte der deutsche Verleih schon den richtigen Riecher…
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