Bloodfist II

 
  • Deutscher Titel: Bloodfist Fighter II
  • Original-Titel: Bloodfist II
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  • Regie: Andy Blumenthal
  • Land: USA/Philippinen
  • Jahr: 1990
  • Darsteller:

    Don „The Dragon“ Wilson (Jake Raye), Rina Reyes (Mariella), Joe Mari Avellano (Su), Robert Marius (Dieter), Maurice Smith (Vinny Petrello), Timothy D. Baker (Sal Taylor), James Warring (John Jones), Richard Hill (Bobby Rose), Steve Rogers (Ernest Santana), Monsour Del Rosario (Tobo Castanerra), Manny Samson (Manny Rivera), Ned Hourani (Mickey Sheehan)


Vorwort

Jake Raye hat inzwischen die Laufbahn eines Profi-Kickboxers eingeschlagen (die fehlende Niere, die ihn in Teil 1 daran hinderte, weiter zu boxen, scheint ihn nicht mehr zu beeinträchtigen) und ist ungeschlagener Weltmeister im Halbschwergewicht. Seine 15. Titelverteidigung scheint Routine zu sein – sein Gegner, Mickey Sheehan, ist zweifellos überfordert, hat aber enorme Nehmerqualitäten. Rayes Cornerman Vinny und das Publikum fordern einen Knockout, der selbst mittelschwer frustrierte Jake liefert. Sheehan geht endlich zu Boden, aber er steht nicht mehr auf und wird noch im Ring für tot erklärt. Jake schwört schockiert an Ort und Stelle des Kämpfens ab…

Ein Jahr später ist er ziemlich auf den Hund gekommen, haust in einer viertklassigen Absteige und vertreibt sich die Zeit mit Nutten. Plötzlich erreicht ihn ein Hilferuf Vinnys aus Manila. Vinny, mittlerweile selbst unter die Fighter gegangen, kunftet aus, von Su, einem zwielichtigen Gangster/Promoter unter Druck gesetzt zu werden und bittet Jake, ihn außer Landes zu bringen. Widerwillig stimmt Jake zu, reist nach Manila und sucht die Sportschule auf, in der Vinny zu erreichen sein soll. Vinny ist dort nicht zu finden, aber jede Menge Ärger in Form gedungener Schläger, die Jake auseinander nehmen wollen. Ein hübsches Mädel namens Mariella verhilft ihm scheinbar zur Flucht, doch der vermeintlich sichere Ort erweist sich als Falle: Wie sechs andere Top-Kämpfer ist Jake in die Gewalt Sus geraten, der auf seiner Privatinsel „Paradies“ ein hochgradig illegales Gladiatorenturnier aufziehen möchte – da wird nicht nur um hohe Einsätze gewettet, Su möchte die Veranstaltung auch als Werbeevent für die von seinem Chefwissenschaftler entwickelten neuen Supersteroide nutzen. Wenn seine gedopten Superfighter aus den besten Kampfsportkünstlern der Welt Hackfleisch machen, sollte das doch verkaufsförderlich sein. Zu Jakes Entsetzen ist Vinny nicht nur in alle finsteren Pläne eingeweiht, sondern sogar Sus rechte Hand. Zum Glück vollzieht Mariella, ihres Zeichens auch Sus Tochter, einen spontanen Seitenwechsel…


Inhalt

Nur ein knappes Jahr nach Bloodfist hetzte Roger Corman den „Drachen“ erneut auf die Philippinen, um ein neues Jake-Raye-Abenteuer abzudrehen. Wieder mit schmalem Geld produziert, wieder mit einem Schwung legitimer Martial-Arts-Champions in tragenden bzw. eher schlagenden Rollen, und sogar – als einziges „Bloodfist“-Sequel – mit einer direkten Verbindung zum Vorgänger, auch wenn sich die letztendlich auf den Charakternamen Jake Raye beschränkt; auf die Ereignisse des ersten Films wird nicht weiter Bezug genommen (tssk… die hätten doch wenigstens ’nen blonden Bimbo ins Publikum des WM-Fights setzen und so tun können, als wäre das Nancy…). Corman spendierte dem Ding sogar erneut einen Kinoeinsatz, der etwa 1,2 Mio. $ in die Concorde-Kassen spülte.

Die Verantwortung für’s Script ruhte in den Händen von Catherine Cyran und Michael Ferris. Cyran hatte für Corman bereits „Slumber Party Massacre III“ geschrieben und sollte in der Folge noch Gemmen wie „Dead Space – Galaxie des Grauens“, „Future Kick“ und – schluck – Fire on the Amazon schreiben, während Ferris nach einem eher undistinguierten Start ins Business mit „Watchers II“, „Into the Sun“ oder „Mindwarp“ noch den Sprung in die A-Autorenliste schaffte und u.a. „Das Netz“ (hmm… beide Schreiberlinge haben eine Bullock-Connection. How likely is that?), „Catwoman“ (den Razzie für’s Script nahm er, wie Halle Berry ihren, sportlich in Person an), „Terminator 3“ und „Terminator: Die Erlösung“ schrieb. Der Regiejob ging an Newcomer Andy Blumenthal, der sich die Beförderung nach offensichtlich zu Cormans Zufriedenheit ausgeführten second-unit-Regie-Aufgaben beim charmanten SF-Nonsens „Time Trackers“ und dem Vampirquatsch „Dance of the Damned“ verdiente (aber offensichtlich unmittelbar nach „Bloodfist II“ beschloss, dass die Filmerei doch nix für ihn ist, jedenfalls finden sich keine weiteren Credits).

Wir erinnern uns – trotz multipler Karate- und Kickboxweltmeister war „Bloodfist“ in seiner sklavischen Nachahmung der „Bloodsport“-Turnierfilmformel mit aufgesetzter Krimihandlung eine ziemlich dröge Angelegenheit. Cyran und Ferris war ein erneuter Aufguss dieses, cough-cough, realistischen Ansatzes dann doch zu langweilig – statt dessen, und dafür bin ich durchaus dankbar, schieben sie das Prozedere doch deutlich hin in Richtung unterhaltsamen Martial-Arts-Nonsens Marke „American Ninja“. Zwar ist Dreh- und Angelpunkt des Plots mal wieder ein illegales Turnier, aber unter heftig anderen Vorzeichen. Nix mehr mit freiwilligen Teilnehmern, die für Ruhm, Ehre und üppige Siegprämie kämpfen, nein, wir haben einen Schwung steroid-aufgepushter Superkämpfer gegen einen Schwung entführter Athleten der unterschiedlichsten Kampfstile (neben Dons Kickboxing ist u.a. Taekwondo, Judo, Karate, Boxen und griechisch-römischer Ringkampf gefragt. Ja, das ist quasi early UFC… – während heute „Mixed Martial Arts“ bedeutet, dass die Kämpfer zumindest Grundkenntnisse in allen wesentlichen Kampfsportarten mitbringen müssen, war’s in der Anfangszeit des Sports wirklich noch so, dass ein reiner Judoka in seinem gi gegen einen reinen Ringer antrat o.ä.), Comic-Schurken, die in ihrer Riesenvilla die private Gladiatorenarena montiert haben, ihre eigenen Töchter foltern und vor superreichem Publikum sportlich-fair mit „thumbs up/down“ das Schicksal das Kampfverlierers entscheiden, Kämpen, die auch mal Pro-Wrestling-Moves wie ’nen vertical suplex oder ’nen elbow drop anbringen – wir sehen’s, das ist nicht ernstzunehmen, das ist reiner Action-Nonsens, aber, auf die Gefahr hin, mich schon jetzt zu wiederholen, das war genau der Schwenk, den das „Bloodfist“-Franchise nach dem müden ersten Teil brauchte.

Selbstredend ist das Script dumm wie Bohnenstroh, aber das ist egal – hier wollte niemand großes Drama machen (gut, auch beim ersten Teil nicht); das merkt man sehr schön an der Behandlung des zentralen Konflikts des Jake-Charakters. Klar, das Script arbeitet darauf hin, dass der vom Schicksal so arg gebeutelte Jake, der seinen überforderten Gegner im Ring geplättet hat, zum Schlussfight gegen seinen besten Freund Vinny antreten muss und vor die große „er-oder-ich“-Frage gestellt wird. Das könnte, wenn jemand damit ernsthaft arbeiten wollte, echtes „Drama“ werden, aber es interessiert weder Blumenthal noch Don Wilson (bei dem sicherlich auch seine eingeschränkten schauspielerischen Fähigkeiten eine Rolle spielen) sonderlich, so dass Jake seinen alten Kumpel mit dem Äquivalent eines desinteressierten Schulterzuckens niederstrecken kann (kann natürlich auch sein, dass sie den Plotpoint zum Finale hin schlechthin vergessen haben. Gleich zu Beginn wirft Jake seinen WM-Gürtel nach dem blutigen Sieg wütend ins Publikum – wo gleich eine Prügelei um das Souvenir beginnt -, einen Schnitt weiter hängt der Gürtel aber friedlich in Jakes Wohnklo. Andererseits glaube ich auch nicht, dass man selbst bei zwielichtigen Kickboxveranstaltungen den Sieger im Ring interviewt, dieweil einen Meter weiter der gefällte Kontrahent grad – vergeblich – reanimiert wird).
Andere Aspekte sind dem Film schon wichtiger – der schräge Aufhänger der ganzen Plotte, dass Su das Super-Steroid an seine Kunden verticken will, damit diese durch die Manipulation von Sportereignissen dicke Kohle scheffeln, ist schon beinahe prophetisch! Ich will nicht behaupten, dass Doping anno 1990 kein Thema war (das walte Ben Johnson), aber dass die richtig große öffentliche Doping-Diskussion erst etliche Jahre später, im Fahrwasser des BALCO-Skandals und der diversen Radsport-Affären, aufkam, ist nicht wegzudiskutieren; und hier ist ein kleiner, billiger B-Film, in dem der Schurke nicht die Weltherrschaft anstrebt o.ä., sondern durch das Dopen ausgesuchter Sportler Reibach machen will. Und, was das ganz besonders lustige an „Bloodfist II“ ist – es funktioniert nicht mal richtig… wie Su leidgeprüft feststellen muss, ersetzen Steroide allein kein Talent. Als er Vinny in den Ring schickt, steht das Duell Meisterkämpfer gegen Doping-Muskelprotze gerade mal 3:3… (wobei auch zu erwähnen ist, dass Su, elender Gutmenschenschuft, der er ist, bis kurz vor Ultimo sogar noch halbwegs dem „fairplay“ fröhnt – wenn sein Publikum dem Unterlegenen aufgrund anständiger Kampfleistung das armselige Leben schenkt, akzeptiert er dies – erst, als ihm seine potentiellen Käufer langsam kritische Blicke ob des überschaubaren Erfolgs seiner Steroide zuwerfen, verliert er langsam den Spaß an der ganzen Sache und wird richtig garstig).

Strukturell klammert sich das Autorenduo an eine ganz besonders ausgeprägte Dreiaktstruktur – das gesamte Turnier wird in den Schlussakt gepackt, die ersten beiden Akte verbringen wir mit dem Set-up der Situation, der Charaktere und des grundsätzlichen Szenarios einerseits sowie Jakes Fluchtversuch, Mariellas Seitenwechsel und ihr Bestreben, belastbares Material gegen Su (ihren Vater) zu finden, andererseits; das ist Scriptbastelei nach dem Lehrbuch (und streng genommen haben die drei Akte dramaturgisch nicht allzuviel miteinander zu tun, sie funktionieren praktisch jeder für sich oder auch nicht).
Die Dialoge sind größtenteils wieder mal ziemlich debil (immerhin dürfen auch einige der Athleten Lines rezitieren, im Gegensatz zum Vorgängerfilm), aber wer anspruchsvolle Texte will, soll ’ne Grönemeyer-CD einlegen (kleiner Cherz); immerhin versuchen’s die Autoren beim zweiten Aufguss des Themas auch mal mit ein paar kleineren humorigen Einlagen (speziell einer sehr chaotischen Taxifahrt durch Manila).

Filmisch ist der ganze Schmu mal wieder nicht der Rede wert – Andy Blumenthal inszeniert das Ding tauglich, aber ohne Esprit. Da gab’s im Corman-Talentschuppen schon ganz andere Jungfische, die, endlich mal an die verantwortliche Position gelassen, zeigten, dass sie Ideen haben. Blumenthal beschränkt sich auf den Minimalanspruch seines Produzenten, billig und schnell zu arbeiten (keine große Überraschung, dass „Bloodfist II“ sein einziger Ausflug auf den Regiesessel war); sein Kameramann Bruce Dorfman, der hauptsächlich im Doku-Bereich arbeitete und heutzutage diverse Reality-TV-Serien fotografiert, filmt sich auch nicht grad um Kopf und Kragen. Die Kampfchoreographie ist – schon aufgrund der dieses Mal deutlich differenzierteren Kampfstile – wesentlich interessanter als im Vorläufer (vor allem der Fight von Ernest Santana, den dieser überwiegend aus Lotossitzstellung bewerkstelligt, ist ein Hinkucker – auch wenn das nicht wirklich „griechisch-römisches“ Ringen ist, wie’s von dem Charakter behauptet ist), und sie sind auch deutlich brutaler (sogar für ein-zwei Splattereffekte der schlichten ist Zeit).
Insgesamt, und da muss man Blumenthal zumindest ein wenig loben, spielt sich „Bloodfist II“ wesentlich flotter als der von Winkless gedrehte Vorgänger, die Quasi-Dreiteilung des Streifens sorgt für Abwechslung, die lezten 20-25 Minuten sind dann Remmidemmi pur (erst im Ring, dann in der ganzen Villa des bösen Schufts) und Wilson überlässt auch den Co-Stars (namentlich Baker, Hill und del Rosario) ausreichend Platz zur Zelebrierung ihrer Kampfkünste.

Dazu gesellt sich ein nicht sonderlich aufregender, aber gut hörbarer und durchaus auf einer Linie mit den üblichen George-S.-Clinton-Scores der Cannon-Klopper liegender Soundtrack von Nigel Holton (Carnosaurus, „Watchers“, Alien Terminator).

Der Drache himself hat darstellerisch zugelegt – es wird ihn immer noch niemand mit einem guten Mimen verwechseln, aber er wirkt in seinen Non-Fight-Szenen deutlich „more comfortable“ vor der Kamera und fängt langsam damit an, eine gewisse Likeability auszustrahlen.
Rina Reyes, eine gut beschäftigte philippinische Aktrice (zu sehen u.a. in „Brandzeichen der Hölle“ und einer Mini-Rolle in „Delta Force 2“) hat deutlich mehr zu tun als Riley Bowman im ersten Teil und hat sogar einen ganzen Schwung eigener Actionszenen.
Joe Mari Avellana ist als Schurke Su treffender besetzt denn als Kampfkunsttrainer im originalen „Bloodfist“, hat aber für meinen Geschmack nicht wirklich die notwendige Ausstrahlung, um den zentralen (und als solchen stets präsenten) Antagonisten einer Comic-Action-Plotte zu geben; das wird ein wenig ausgeglichen durch den gut aufgelegten, d.h. fröhlich overactenden Robert Marius (Das Alien aus der Tiefe, „Warriors of the Apocalypse“, „Platoon to Hell“), der, wenn man mich fragt, sich ein paar Mannerismen bei Klaus Kinski abgekuckt hat (nicht die schlechteste Wahl, wenn man laut Drehbuch einen „deutschen“ Schuft spielen soll).
Die Fighter-Fraktion wird vertreten durch Maurice Smith (Vinny, „Schwarze Ninja greifen an“, „Sci-Fighter“), der sich gelegentliche Anflüge von Schauspielerei leistet und 1997 völlig überraschend UFC-Schwergewichts-Weltmeister werden sollte (er verlor den Titel später in einem knappen Kampf nach Mehrheits-Kampfrichterentscheid gegen MMA-Legende Randy Couture). Timothy Baker (Karate-World-Cup-Gewinner), der einige gute Kampfszenen hat, kann auch in „Karate Tiger“, „Angel of Destruction“ oder „Grid Runners“ bewundert werden, James Warring (Kickbox-Weltmeister) wird, da im Film auf die Rolle eines bloßen Boxers reduziert, unter Wert geschlagen, Richard Hill (Karate-Weltmeister) hat man sogar einige gute Fights, *nachdem* ihm drehbuchgemäß der Arm gebrochen wurde, ins Script geschrieben, Steve Rogers („Geheimcode Leopard“, „SFX Man“, „American Samurai 2“) hat die erwähnte Sitz-Kampfszene, der philippinische Taekwando-Nationalmannschafts-Fighter Monsour del Rosario darf auch zeigen, was er kann. Kris Aguilar, im ersten „Bloodfist“ noch der böse Ring-Schlächter, wird im Sequel auf die Rolle eines austauschbaren Su-Schergen zurechtgestutzt.

Bildqualität: Es gilt ähnliches wie zu „Bloodfist“, der holländische AFilm-Release bringt den Film in gerade so tauglichem 4:3-Vollbild auf dem Level eines besseren VHS-Rips. Immerhin verschmutzungsfrei, aber nicht sonderlich scharf oder farbbrillant. Ziemlich mies ist die Kompression mit deutlichen Nachziehern bei schnelleren Bewegungen (was mich in der Auswahl meiner Screenshots deutlich einschränkte).

Tonqualität: Ausschließlich englischer Ton in Dolby 2.0, ein wenig verrauscht und wenig dynamisch, niederländische Untertitel können optional zugeschaltet werden.

Extras: Der Trailer. Aber um mal zu loben – schön, dass diese holländischen DVDs nicht mit einem „du-böser-Kunde-bist-ein-Raubkopierer-und-mit-einem-Bein-im-Knast-also-bück-dich-lieber-nicht“-Spots kommt, sondern einem ausdrücklichen Dank für den Erwerb eines Originals. Könnten sich die deutschen Verwertungsgesellschaften ein bis fünf Scheiben ‚von abschneiden.

Fazit: Ja, so geht das schon eher. „Bloodfist II“ ist immer noch nicht mit einem „guten“ Film zu verwechseln, aber ein zünftiger Randaleklopper, der sich unterhaltsam-flott spielt und keinen übertriebenen ernsthaften „Realismus“ auf die Fahne schreibt, ist’s allemal und macht demzufolge doch deutlich mehr Spaß als der Vorgänger. Summa summarum: unterhaltsamer, ordentlich rüder Action-Nonsens für Genrefreunde. Die Serie steigert sich…

3/5
(c) 2011 Dr. Acula


mm
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