Bloodfist 5: Human Target

 
  • Deutscher Titel: Bloodfist 5: Human Target
  • Original-Titel: Bloodfist V - Human Target
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  • Regie: Jeff Yonis
  • Land: USA
  • Jahr: 1994
  • Darsteller:

    Don „The Dragon“ Wilson (Jim Stanton), Denice Duff (Candy), Steve James (Marcus), Yuji Okumoto (Tommy), Ron Yuan (Sam), Michael Yama (Quan), Don Stark (Blake)


Vorwort

Nach einem Kopfschuss amnesisch in einem Krankenhaus wieder aufzuwachen, ist nicht besonders amüsant (aber zumindest erheblich amüsanter als nach einem Kopfschuss NICHT wieder aufzuwachen) – aber auf „John Doe“ scheinen gute Nachrichten zuzukommen, zumindest holt ihn seine Frau freudestrahlend aus dem Hospital ab. Jim Stanton soll er also heißen, und dieweil ich nicht viel dagegenhätte, mit einem attraktiven Gerät wie Candy verheiratet zu sein, muss Jim sich damit arrangieren, dass noch im Parkhaus des Krankenhauses der nächste Mordanschlag auf ihn verübt ist. Sein vermeintliches Eheweib muss – nachdem Jim, dessen Martial-Arts-Zentrum im Hirn zumindest unbeeinträchtigt geblieben ist, seine Attentäter vermöbelt hat – auch einräumen, lediglich für ein paar hundert Dollar Lohn die Rolle übernommen zu haben.

Nachdem Jimmys Häscher auch Marcus, Candys Freund/Zuhälter/whatever umnieten, flüchtet er mit seiner neuen Freundin zunächst mal in ein Motel, wo sie darangehen, seine Identität zu rekonstruieren. Offensichtlich litt Jim in seinem früheren Leben nicht an chronischer Geldarmut – Schuhe, Zwirn und Schmuck sind von feinster und teuerster Quailtät. Sein Ring führt Jim und Candy über den Juwelier tatsächilch zu seiner Wohnung, wo er allerdings von übel gelaunten NSA-Agenten erwartet und als Landesverräter festgenommen wird.
Als sich seine vorgebrachte Amnesie-Geschichte ärztlicherseits bestätigt, wird Jim mit der für ihn überraschenden Tatsache konfrontiert, selbst NSA-Agent und während eines Undercover-Einsatzes verloren gegangen zu sein. In die Gang des chinesischen Waffenschmugglers Quan eingeschleust, sollte er den Verkauf aus abgewrackten Atomraketen ausgebauten Plutoniums abwickeln und die Übeltäter schnappen – da Jimmy der einzige Kontakt zum verräterischen Verkäufer war/ist, wäre es der NSA sehr recht, wenn er den Deal trotz seiner verlustig gegangener Erinnerungen über die Bühne bringen würde. Quan allerdings hält Jimmy für nicht mehr sonderlich vertrauenswürdig…


Inhalt

Die Beschäftigung mit Martial Law brachte es mit sich, dass ich mich an mein Vorhaben, die „Bloodfist“-Reihe komplett durchzubesprechen, erinnerte – die bisherigen Kapitel finden sich unter Bloodfist, Bloodfist II, Bloodfist III – Forced to Fight und Bloodfist 4 – Deadly Dragon. Nicht, dass diese Anti-Serie nach den ersten beiden Filmen noch einen wie auch immer gearteten internen Zusammenhang aufweisen würde…

Teil 5, „Human Target“, war der zweite DTV-Streifen der Reihe – den ersten drei Heulern hatte Roger Corman noch einen limitierten Kinoeinsatz spendiert. Die freiwillige Beschränkung auf den Heimvideomarkt sorgte sicherlich nicht für eine Steigerung des Budgets, wenngleich man mit Steve James immerhin einen zweiten „namhaften“ Akteur neben dem wie immer hauptrollenden Drachen Don Wilson verpflichten konnte.

Drehbuch und Regie übernahm Jeff Yonis, der den für Concorde/New Horizons überraschend ambitionierten Thriller „The Liar’s Club“ (mit Wil Wheaton und Brian Krause) und Cirio H. Santiagos Actionklopper „Firehawk“ (nicht mit dem lustig-doofen Firehawk mit Bruce Payne zu verwechseln), geschrieben hatte und im Nachgang das unnötige „Humanoids from the Deep“-Remake schrieb und dirigierte – nicht unbedingt der apostrophierte Experte für Kampfsport-Action, aber immerhin mit gewisser B-Radaufilm-Erfahrung. Für den fünften Teil der „Bloodfist“-Saga hielt Yonis sich (nach einer Story von Rob Kerchner, dem auch schon die Idee zu „Deadly Dragon“ gekommen war) an die bisherige Entwicklung – weg vom „klassischen“ Martial-Arts-Film, in dem die Kampfkünste des Stars auch den inhaltlichen Schwerpunkt setzten (in Form des Turnierfilms), hin zum „generischen“ Actionfilm, in dem nicht mehr die Karateszenen die Story vorgeben, sondern in einer allgemeinen Action-/ Thrillerhandlung an die Stelle der üblichen Shoot-outs oder Prügeleien treten.

Für „Human Target“ bediente Yonis sich des beliebten Amnesie-Angles, durch den sich wohl jeder Actionstar mal kämpfen muss – und es ist auch durchaus verständlich, warum – der Gedächtnis-/Identitätsverlust bringt instant drama, ohne dass man als Autor noch enorme geistige Klimmzüge machen muss. Zudem hat man charaktertechnisch für die Hauptfigur carte blanche (okay, es ist jetzt nicht gerade so, dass Actionhauptfiguren für ihre vielschichten Charakterisierungen bekannt wären…). Insofern ist Yonis‘ Script hier par for the course, es hat keine ganz gravierenden Hänger, ist an der ein oder anderen Stelle richtiggehend clever (für ein Corman-produziertes B-Movie) und packt zum Ende hin ein paar Drehungen und Wendungen aus, die das Filmchen nun nicht gerade in die Ruhmeshalle großer Verschwörungsthriller aufsteigen lässt, aber dann doch andeutet, dass Yonis mehr Hirnschmalz in sein Script inszenierte als es der durchschnittliche Corman-Schreiberling es gemeinhin tut. Klar, es löst sich nicht unbedingt alles bildhübsch-logisch auf (was ist z.B. mit Jimmys Ehefrau? Gibt’s die nu oder nicht?) und der letzte Twist erscheint nicht unbedingt dramaturgisch *zwingend* denn notwendig, weil noch zehn Minuten Laufzeit zu füllen waren, aber ich anerkenne das Bemühen und ich respektiere, dass Yonis zumindest eine Wendung wählt, die nicht total aus dem Nichts kommt.

Jenseits der Hauptfigur sucht man allerdings glaubwürdige Charakterisierungen vergeblich (teils dadurch gedeckt, dass die Figuren nicht immer das sind, was sie vorgeben), die Dialoge sind nicht gerade hohe Schule, aber der Plot kommt zwischen den Actionszenen nicht völlig zum Erliegen – wie üblich ist die ganze Chose mit 80 Minuten netto auch kurz genug, um mit einem verhältnismäßig knappen Drehbuch über die Runden zu kommen.

Großer Actionregisseur ist Yonis nicht – immerhin, er mischt Martial-Arts-Einlagen mit shoot-outs und sorgt so für Abwechslung, die „Martial Law“ z.B. nicht bot und versucht auch, die Kampfkunsteinlagen realistisch zu halten. „Flashy moves“ werden sparsam eingesetzt, der Drache setzt seinen patentierten high kick daher ebenfalls primär als finisher und setzt ansonsten hauptsächlich auf Punches – die Kampfszenen wirken daher relativ „echt“ und dreckig (sofern man in Punkto „echt“ darüber hinwegsehen kann, dass Wilson Genicke im Vorbeigehen bricht), aber nicht unbedingt spektakulär – selbst der Fight Wilson vs. James, schon ein kleines „dream match“ im B-Action-Bereich, ist einigermaßen kurz und relativ einseitig und der, hämm-hämm, Bedeutung des Moments kaum angemessen, da hätte Stuntkoordinator Patrick Statham (weder verwandt noch verschwägert mit Jason) etwas mehr Einfallsreichtum sprießen lassen können.

Dieweil Yonis flott genug vor sich hin inszeniert, um einen 80-Minuten-Film keine größeren Längen einzubauen, ist das geringe Budget schon des Öfteren zu bemerken – die Sets sind gerne mal klaustrophobisch eng. Das ist ab und zu vom Drehbuch halbwegs gedeckt (obwohl ich bei allem Verständnis für schmale Brieftaschen nicht glauben will, dass Marcus und Candy in einer Bude hausen, die geringfügig geräumiger ist als eine Telefonzelle), selbst wenn es vergleichsweise „große“ Sets sein sollen wie Quans Hauptquartier oder die Bar, in der Jimmy den Plutoniumdeal abwickeln will. Lediglich Jimmys Wohnung, vollgestopft mit allerlei progressiven Kunstgegenständen, atmet ein wenig Licht und Freiheit (bei wem sich die Produktion da wohl eingemietet hat?).

Den Soundtrack besorgen die beliebten Wurst-Brüder (nein, nicht Hans und Leber, sondern David und Eric). Der Score macht hin und wieder den Eindruck, als wäre er nicht speziell für „Bloodfist V“ entstanden, sondern ein Best-of aus dem Archiv der Wurstküche. Manche Themes klingen geeigneter für ein SF-Abenteuer, andere nach Komödie und nur wenige wirklich passend für einen Action-Thriller.

Mal wieder interessant ist die unterschiedliche Herangehensweise der Jugendschützer – während der Streifen hierzulande selbstverständlich mit einer 18er-Freigabe versehen wurde, begnügen sich unsere liberalen Nachbarn in Holland mit einer solchen ab 12. Und trotzdem gibt’s in Amsterdam und Enschede nicht mehr Amokläufe als bei uns (was natürlich daran liegt, dass die holländischen Kids alle viel zu bekifft sind, um ihre Gewaltphantasien auszuleben. Legalize Hanf!). Wobei ich persönlich „ab 12“ für ein bissl arg liberal halte – auch wenn „Bloodfist V“ nicht speziell explizit-graphisch ist, ist der Bodycount doch enorm und vor allen Dingen der Umgang mit „Kollateralschäden“ ausgesprochen lax. Unser nomineller Held findet nix dabei, Security Guards, die nun nicht speziell „EVIL“ sind, sondern einfach ihren Job erledigen, die Hälse zu brechen, und vergießt auch keine Krokodilstränen über die ungefähr 10-20 Restaurantgäste, die totgeschossen werden, weil Jimmy den Plutoniumdeal hier und nirgendwo anders über die Bühne gehen lassen will. „Ab 16“ ist da doch angemessen…

Zu den Akteuren – dass aus Don Wilson kein Oscar-Mime werden würde, war sicherlich allen Beteiligten klar. Seine Fortschritte seit „Bloodfist“ sind aber unübersehbar. Jou, klar, Don ist jetzt nicht der Mann, um die Seelennöte des amnesischen Jimmy dramatisch wertvoll darzustellen (es scheint ihm nicht wirklich emotionale Pein zu bereiten, sein früheres Ich nicht zu kennen), aber er gibt sich zumindest Mühe.
Denice Duff („Subspecies II-IV“) hat ein paar ansprechende Momente; der ewige Dudikoff-Sidekick Steve James (der einem Krebsleiden erlag, bevor dieser Film veröffentlicht wurde) spielt ein wenig gegen sein Image als gutmütiger Fighter, aber auch nicht wirklich eindrucksvoll – doch wer sollte James ernstlich böse sein können?.
Immer wieder gern sehe ich Yuji Okumoto (Robot Wars, „Nemesis“, „Karate Kid 2“), der hier seine Paraderolle als juxiger Bösewicht einmal mehr zum Besten gibt.
Als NSA-Agent Blake fungiert Don Stark („Die wilden Siebziger“, „Timecop“ [Serie], den Hauptbösewich Quan gibt Michael Yama („Hotel“) mittelmäßig impressiv.
Ron Yuan (Okumotos Killer-Partner) verdient seine Brötchen heute primär als Stunt-Koordinator (u.a. bei Black Dynamite).
Die Tradition der Reihe, legitime Kampfsportler einzubauen, nimmt mittlerweile allerdings groteske Züge an. Der an zweiter Stelle (!) kreditierte Dennis Keiffer, ein Kickbox-Mittelgewichtsweltmeister, spielt gerade mal einen namenlosen NSA-Agenten für eine kurze Kampfszene…

Bildqualität: Bei der NL-DVD von AFilm gilt das, was auch zu den bisherigen Vertretern aus der „Bloodfist“-Box zu bemerken war – durchschnittlicher Vollbildtransfer, der High-End-Equipment sicher nicht im Ansatz ausreizt, aber auch nicht völlig aus dem Leim geht. Die 8er-DVD-Box geht auf ebay Holland derzeit für rund 13 Euro plus Versand weg, und das kann man allemal investieren.

Tonqualität: Nur englischer Ton in Dolby 2.0, mit optionalen niederländischen (und für uns Teutonen immer lustig zu lesenden) Untertiteln. Zweckmäßig und, analog zum Bild, nicht das, um seine Dolby-Surround-Anlage auszupegeln, aber für den Preis okay.

Extras: Der Trailer.

Fazit: Vergleicht man „Bloodfist V“ mit einem Film wie „Martial Law“, weiß man die Corman-Produktion wieder so richtig zu würdigen. Obwohl der Wilson-Spaß sicher auch nicht mehr gekostet hat als das McQueen-Rothrock-Machwerk, ist es einfach ein viel runderer, flüssigerer Film, mit ’ner interessanteren Story, abwechslungsreicheren Actionszenen, weniger Leerlauf und sogar besseren (oder zumindest besser aufgelegten) Darstellern. Logo, das ginge alles noch fetziger, spektakulärer, doch unter den Bedingungen, die Roger Corman dem vierten Sequel einer Reihe beschert? Der Freund schnuffiger B-Action kommt hier jedenfalls auf seine Kosten.

3/5
(c) 2012 Dr. Acula


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