Bloodfist 4 – Deadly Dragon

 
  • Deutscher Titel: Bloodfist 4 - Deadly Dragon
  • Original-Titel: Bloodfist IV - Die Trying
  •  
  • Regie: Paul Ziller
  • Land: USA
  • Jahr: 1992
  • Darsteller:

    Don „The Dragon“ Wilson (Danny Holt), Amanda Wyss (Shannon), Kale Browne (Weiss), James Tolkan (Agent Hardy), Gary Daniels (Scarface), Catya Sassoon (Lisa), Liz Torres (Lt. Garcia)


Vorwort

Danny Holt ist ein „Repo Man“, d.h. er ist dafür zuständig, Autos, deren Besitzer ihre Ratenzahlungen nicht mehr leisten, zu beschlagnahmen – und er ist *gut* (will sagen, er bringt die Autos nicht in Einzelteilen…), weswegen sein Chef Sal ihm auch alle zu repossessierenden Luxuskarossen zuteilt. So bringt er, justament am Geburtstag seiner kleinen Tochter Molly, einen schwarzen BMW auf den Hof und geht dann erst mal Essen fassen. Als er wiederkommt, findet er ein Schlachtfeld vor – irgendjemand hat Sal nebst allen anderen Angestellten erschossen, den Laden und den BMW durchwühlt. Die zwei Beamten, die sich auf Dannys telefonischen Hilferuf in geradezu unirdischer Geschwindigkeit vorstellen, kommen ihm ausgesprochen unkoscher vor, also verprügelt er sie sicherheitshalber und verpfeift sich.
Zu Hause findet er eine hübsche Maid vor, die sich als Mollys Ersatzbabysitterin vorstellt und ihn umbringen will (dies, dieweil die echte Babysitterin tot im Schrank hängt). Einen Kampf und zwei tote Streifenbullen weiter flüchtet Danny sich zu Carla, einer Kollegin, die in Urlaub fahren wollte und die von Sal als Reiseproviant eine Schachtel Schokoosterhasen, die sich im BMW fanden, verehrt bekommen hatte. Hoffentlich war der, den sie probiert hat, wenigstens lecker, denn jetzt liegt sie mit Kopfschuss tot auf der Couch. Carlas Freundin Shannon, mit der sie verreisen wollte und die auftaucht, um sie abzuholen, versteht die Situation zunächst mal grundfalsch, wandelt sich aber, nachdem sie erfährt, dass wer auch immer hier die Leichen stapelt, auch Dannys Tochter entführt hat, zur Verbündeten.

Verbündete kann Danny auch gut brauchen, denn die Cops (angeführt von der verfressenen Lt. Garcia) suchen ihn als Zehnfachmörder und auch das FBI hat sich mittlerweile – zum Leidwesen der regulären Bullen – eingemischt. Was die Agents Hardy und Sterling wissen, aber Garcia tunlichst nicht verraten, ist, dass der Crimeboss Weiss eine Art Waffendeal mit Arabern durchführen will. Objekte der Begierde: eine Handvoll Nuklearzünder, und die sind in den Schokohasen versteckt…


Inhalt

Nachdem die „Bloodfist“-Reihe mit dem eigentlich nicht zugehörigen, aber der besseren Vermarkungsmöglichkeiten umgetitelten dritten Teil jeglichen Vesuch einer internen Continuity aufgegeben hatte (im Gegensatz zur „Karate Tiger“-Reihe, die ja nur auf dem deutschen Markt alle möglichen Karate- und Kickboxerfilme unter ein gemeinsames Banner hievte, ist „Bloodfist“ tatsächlich, trotz des fehlenden inhatlichen Zusammenhangs, ein offizielles Franchise), konnten die Autoren in Roger Cormans Auftrag nun fröhlich vor sich hin fabulieren – einziges verbindendes Element der Filme blieb (mit Ausnahme des neunten Teils) Don Wilson, ansonsten musste auf nichts und niemanden (naja, Roger Cormans Scheckbuch) Rücksicht genommen werden .

Für Teil 4 beauftragte Corman Rob Kerchner (später Autor von Firehawk, Caged Heat II: Stripped of Freedom, Bloodfist VII: Manhunt, „Casper – Wie alles begann“, „Casper trifft Wendy“, „Turbulence 2“ oder „WarGames 2“) und Paul Ziller (verantwortlich für den Slasher „Pledge Class“ und später verdienter Schundologe als Regisseur von „Shootfighter II“, „Snakehead Terror“, „Android Apocalypse“, „Sea Beast“, Yeti, „Stonehenge Apocalypse“ usw. Man sieht’s, der Herr steht heute primär auf der Gehaltsliste von SyFy). Kerchner erdachte die Story, Ziller schrieb das Drehbuch und führte Regie. Resultat dieser Kooperation, übrigens der erste Direct-to-Video-Beitrag der Serie, ist eine Art Sparversion von „Phantomkommando“ mit ein wenig drübergezuckertem Government-Conspiracy-Überzug. Kein sonderlich spektakulär origineller Ansatz, aber allemal brauchbar für einen flotten B-Fetzer (zudem kann man nach vier Teilen der Reihe konstatieren, dass sie sich zumindest Mühe gibt, sich nicht zu wiederholen – nach „seriösem“ Turnierfilm, Comic-Action und Knastthriller grasen wir ein weiteres „klassisches“ Action-Subgenre ab).

Die Story selbst wirkt zwar arg konstruiert, aber – wenn man von den üblichen Bredouillen eines Thrillers, der mit Verschwörungselementen spielt, absieht, namely, dass die wesentlichen Beteiligten sich wie Idioten benehmen müssen, damit die ganze Geschichte funktioniert (und das betrifft den Helden, die Cops, die FBI-Fraktion und auch den Bösewicht) – sie rollt ohne größere Hakeleien voran und zaubert tatsächlich da und dort noch einen netten Twist aus dem Hut (SUPERDUPERSPOILER MEGA IMPERIAL DELUXE: Danny stolpert – ausgehend von dem Umstand, dass er versehentlich das falsche Auto beschlagnahmt bzw. die Besitzer dieses Autos sich den falschen Satz Nummernschilder geklaut haben – in eine „black-ops“-Aktion der CIA, die den Atomdeal nicht nur eingefädelt, sondern auch alles dafür tut, dass der auch tatsächlich *funktioniert* – Danny hat’s also mit satten vier Sätzen Gegnern zu tun. ENDE SUPERDUPERSPOILER MEGA IMPERIAL DELUXE).
Das Grundgerüst (Entführung der Tochter, Zeitlimit, anfänglich unwillige „Partnerin“) ist, wie gesagt, das aus „Phantomkommando“, angepasst an die Fähigkeiten Don Wilsons (der selbstverständlich keine unbesiegbare Ein-Mann-Armee wie Arnie ist, sondern ein „everyman“, der zufällig ausgezeichnet kickboxen kann) und die finanziellen Möglichkeiten einer Corman-DTV-Produktion (auch „Phantomkommando“ war nicht teuer, hatte aber ein richtiges Studio im Rücken und konnte daher einige pyrotechnische Extravaganzen auffahren und mit voluminöseren Locations arbeiten). Interessant am Script ist, dass es im Vergleich zum offenkundigen Vorbild tatsächlich auch ausarbeitet, warum Danny alleinerziehender Vater ist und dies nicht nur als schnell hingehuschten character background behandelt, vielmehr zu einem zentralen Plotpoint macht (SPOILER: Dannys Frau starb bei einem Autounfall, Unfallverursacher war ein besoffener Cop, dessen Kollegen es nachher so hintrixten, als hätte Danny den Unfall verursacht und ihm ein Strafregister aus „drunk driving“, „resisting arrest“ und „assault on officers“ einbrockten) und zumindest erklärt, wieso Danny der Polizei nicht traut (an deren Kompetenz man aber sowieso zweifeln muss, denn dass das Massaker in Sals Werkstatt unmöglich Werk eines einzelnen Killers sein kann, sollte selbst der unbegabteste Forensiker in drei Minuten feststellen können. Aber Garcias hauptsächliche Fähigkeit scheint die unlimitierte Zuführung von Fastfood zu sein).

Als gravierendes Problem bleibt dem überwiegend zuverlässig die notwendigen Checkboxen abhakenden Script nur der wenig eindrucksvolle Schurke Weiss, der von seinen beiden Henchmen (bzw. -women) deutlich überstrahlt wird (weswegen seine come-uppance dann beinahe beiläufig geschieht, ohne einen richtigen Schlusskampf. Den bestreitet Danny mit Lisa). Der Intellekt wird nicht stimuliert, das ist freilich auch nicht zu erwarten und da die Twists des Buchs immerhin einigermaßen überraschend sind, schließe ich das Kapitel „Drehbuchkritik“ mit einem achselzuckenden „auch nicht schlimmer als bei Cannon“.

Dramaturgisch kann ein Regisseur bei einer Story, die trotz aller Seitenblicke zum Paranoia-Conspiracy-Thriller schließlich und endlich darum zirkelt, dass Don Wilson jedem, der ihm quer kommt, in die Fresse tritt, nicht wahnsinnig viel falsch machen. Ziller, der acht Jahre später, wieder mit Don Wilson und wieder auf Kosten von Corman, die Geschichte unter dem Titel „Moving Target“ in Irland noch mal verfilmte, macht dann auch nicht so wahnsinnig viel falsch. „Die Trying“ legt ein mehr als ordentliches Tempo vor – nie „droht“ langweilige Charakter-Interaktion von den Kampfszenen abzulenken (wenn man so will, ist der einzige „Leerlauf“ die vielleicht zweiminütige Szene zu Beginn, in der Danny seine Tochter zur Schule fährt). Angesichts des wie üblich spärlichen Budgets kommt der Film ohne „große“ action set-pieces aus, beschränkt sich zumeist auf harte Martial-Arts-Gefechte mano-a-mano (bzw. -womano), die größtenteils exzellent choreographiert sind (im Sinne, dass sie nicht wirklich choreographiert aussehen, sondern vergleichsweise nach „echten“, harten Streetfights aussehen; speziell die beiden ausführlichen Fights zwischen Wilson und Daniels, sozusagen ein kleines B-Movie-Traumduell, gehören in die jeweiligen highlight reels der Akteure) und vom deutschen Kameramann Christian Sebaldt („FearDotCom“, „Starship Troopers 2“, „Resident Evil: Apocalypse“) gefällig eingefangen werden, wobei eine vielleicht ein paar Jahre zu spät kommende 80er-Neonblau-Optik manchmal etwas zu sehr überhand nimmt. Der Schnitt von David Beatty (The Pilot’s Wife) ist stellenweise leicht konfus (man gewinnt den Eindruck, der ein oder andere Zwischenschnitt auf nothing-in-particular wurde nur eingefügt, damit man nicht noch die Tonspur schneiden muss).

Der Score ist eine der ersten Arbeiten der im B-Minus-Bereich gern genommenen Wurst-Brüder („Crash Dive“, „Dirty Showgirl“, Rapid Assault, Air Rage, Final Examination) und klingt auch deutlich nach Spät-80er-Synthi-Stuff, lässt sich jedoch gut anhören.

Härtetechnisch lässt „Die Trying“ sich nicht lumpen – der Shoot-out in Sals Werkstatt ist ordentlich knackig und in den Martial-Arts-Fights darf Don Wilson das Genick so manches Lumpen brechen; es ist nicht übermäßig graphisch, reichte aber selbst den Holländern (die den dritten Teil mit einer laschen 12er-Freigabe durchwinkten) für ein 16er-Rating. Kann man sich vorstellen, wie gut der bei der FSK ankam (ergo: ab 18, um gut fünf Minuten gekürzt).

Darstellerisch macht Don Wilson weiterhin Fortschritte – es ist durchaus faszinierend, die Entwicklung Wilsons vom eindimensionalen Kickboxer ohne schauspielerische Betätigung zu einem zumindest brauchbaren B-Film-leading man quasi im Zeitraffer zu beobachten. Teil 3 der Reihe zeigte, dass er „intense“ und „brooding“ ganz gut hinbekommt, hier klappt’s auch mit emotionaleren Momenten passabel; immer noch keine große Thespis-Kunst, aber deutlich besser als Chargen wie David Bradley oder Daniel Bernhardt.
Die Rae-Dawn-Chong-Rolle übernimmt Amanda Wyss, erstmals in „Nightmare on Elm Street“ richtig aufgefallen und Ende der 80er/Anfang der 90er respektables B-Starlet in Filmen wie Thunder Race, „Shakma“ oder „Son of Darkness – To Die For II“), für die sich aber nach „Bloodfist IV“ der obligatorische Karriereknick für B-Babes in den 30ern einstellte – nach einem kurzen Stint in der „Highlander“-TV-Serie folgten nur noch kleine Gastparts in Serien, ein unkreditierter Auftritt in „Digital Man“ und eine größere Rolle im späten Dudikoff-Heuler „Executive Command“. FX-Guru Rob Kurtzman reanimierte ihre Karriere, wenn man so will, jüngst mit einer größeren Rolle in seinem 2007 gedrehten, aber erst 2010 veröffentlichten Actionfilm „Deadly Impact“. Hier bleibt ihr zumindest das übliche Schicksal von B-Babes (sich unmotiviert auszuziehen und mit dem Star in die Kiste zu hüpfen) erspart, sie hinterlässt (wie stets, wenn ich sie gesehen habe) einen sympathischen Eindruck und zieht sich, auch wenn die Rolle ihr nicht so viel „Action“ gönnt wie der entsprechende „Phantomkommando“-Part es für Chong tat, sauber aus der Affäre.

Ein Schwachpunkt des Casts ist Kale Brown als Oberschurke Weiss. Der TV-Serien- und Seifenopernakteur („Another World“) spielt Weiss viel zu sehr down-to-earth, blass und ohne Erinnerungswert. Aber zum Glück hat man ihm zwei eindrucksvolle Sidekicks zugeordnet – Gary Daniels, hier in seinem schönsten blonder-Rauschgoldengel-Thomas-Gottschalk-Gedächtnislook, der sich keiner größeren darstellerischen Leistung befleißigen muss, sondern sich auf das beschränken darf, was er kann wie kaum ein anderer, nämlich spektakulär fighten, und Catya „Cat“ Sassoon („Angelfist“, „Secret Games“, „Zero Control“), ihres Zeichens Schwester des von mir im Review zu Teil 3 gewürdigten verdienten B-Regisseurs Oley Sassone und – was mir ehrlich gesagt völlig entgangen war – Tochter des Star-Coiffeurs Vidal Sassoon. Cat, die während ihrer kurzen B-Film-Karriere (sie starb 2002, sieben Jahre nach ihrer letzten Filmrolle, an einem Herzanfall infolge einer Ecstasy-Überdosis) mit Anfeindungen so mancher Kollegin leben musste, weil sie keinen legitimen Kampfsport-Background hatte (aber für „Angelfist“ Taekwondo lernte), ist physisch eindrucksvoll genug, um als ernstzunehmende Kontrahentin für Wilson durchzugehen (wie gesagt ist es sie, die den eigentlichen Schlussfight bestreitet und Kampfchoreographie sowie Stuntdoubleeinsatz tarnt etwaige Defizite im Martial-Arts-Bereich ausreichend – ihre beiden Fights mit Wilson mögen nicht auf dem gleichen Level sein wie die Wilson-Daniels-Gefechte, schlecht sind sie keineswegs.
Liz Torres („Gilmore Girls“) ist als Lt. Garcia eigentlich nur zuständig für den nicht wirklich witzigen Vielfraß-running-gag; Charakterschädel James Tolkan („Zurück in die Zukunft I-III“, „Top Gun“, Masters of the Universe), den ich durchaus immer wieder gern gehe, ist als FBI-Agent Hardy durchaus amüsant.
Wie üblich werden diverse reale Kampfsportkoryphäen mit ihren ebenso diversen Titeln kreditiert (die allerdings mittlerweile deutlich bescheidener ausfallen – anstatt Weltmeistern gibt’s US-Champs oder gar „nur“ Mitglieder der Nationalmannschaft), wobei irgendjemandem in der Post-Produktion die Pferde durchgingen und er Taekwondo-Fighterin Caroyln Raimondi prominent in den Vorspann schreibt, obschon sie nur als Stuntdouble (anzunehmenderweise für Sassoon) fungiert.

Bildqualität: AFilms hat mit diesem Film in der „Bloodfist“-Box erstmals einen ausschließlich für den Heimvideomarkt konzipierten Streifen zur Verfügung und tatsächlich wird die Bildqualität ein merkliches Stück besser. Immer noch 4:3-Vollbild, wie seinerzeit bei DTV-Releases üblich, aber ordentlich scharf, verschmutzungs- und störungsfrei, mit gutem Kontrast. Die Farben könnten etwas kräftiger sein, der Film wirkt ein wenig, äh, „matt“.

Tonqualität: Wie üblich okayer englischer Dolby 2.0-Ton mit verhältnismäßig gutem Musik- und zurückhaltendem Effektmix bei optionalen holländischen Untertitlen.

Extras: Der Trailer.

Fazit: Bei einer „Serie“, die sich eigentlich nur durch den gleichen Hauptdarsteller als solche identifizieren lässt, verbietet es sich eigentlich davon zu sprechen, sie hätte „ihren Rhythmus gefunden“, aber irgendwie kommt man nicht umhin, speziell natürlich, wenn man die Streifen in recht dichter Abfolge sieht. Das liegt einerseits stark an der Entwicklung Wilsons vom eindimensionalen Handkantenschwinger zum soliden B-Body, dem man mittlerweile auch mal ’ne dramatische Line ins Drehbuch kritzeln kann, ohne ihn zu blamieren, andererseits wohl auch daran, dass die Serie nicht mehr unter den eher zweifelhaften Bedingungen, wie man sie als Billigfilmer auf den Philippinen antrifft, sondern in Hollywood gedreht wird – man mag nicht mehr den „scope“ und die Exotik ferner Länder bieten können, dafür aber durchaus gefällig arrangierte, choreographierte und gefilmte Action, die sich weniger an Martial-Arts-Klischees denn an Thematiken des Mainstream-Actionfilms orientiert. Und so bietet „Bloodfist IV“ solides Entertainment mit einigen herausragenden Fights – essentiell auch für Gary-Daniels-Fans, denn dessen Wege kreuzten sich nur noch in der PM-Produktion „Ring of Fire“ mit denen von Don Wilson (und mangels Sichtung dieses Films kann ich nicht mal sagen, ob’s dort vergleichbar gute Fights gibt).

3/5
(c) 2011 Dr. Acula


mm
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