Bloodfire

 
  • Deutscher Titel: Bloodfire
  • Original-Titel: Coldfire
  •  
  • Regie: Wings Hauser
  • Land: USA
  • Jahr: 1990
  • Darsteller:

    Wings Hauser (Lars), Karim Reyes (Nick), Michael Easton (Jake), Nancy Locke (Dr. Tate), Darcy DeMoss (Maria), Asher Brauner (Dix), Albert Cutt (Groska), Addison Randall (Sheldon)


Vorwort

Finstere russische Kriminelle planen, L.A. (und konsequent die ganzen gottgesegneten USofA) mit der neuen Designerdroge Coldfire zu überschwemmen. Das Teufelszeug bringt den geneigten Konsumenten für eine Stunde auf’nen extrafeinen Supertrip, führt aber dann mit einem „Kopf klar wie russischer Wodka“ problemlos in die Realität zurück. So jedenfalls erzählt man es den Dealern – wir Zuschauer wissen ab der ersten Sekunde, dass die Droge die üblichen und letztlich tödlichen Nebenwirkungen hat. Die Cops haben mit Coldfire eigentlich zunächst wenig am Hut – das Department will „nur“ den lokalen Oberdrogenlord Sheldon einknasteln, ob wegen Coldfire, Heroin oder Falschparken ist zweitrangig. Da sich Captain Gates tapfere Truppe aber aus den inkompetentesten Dienstmarkenträgern seit dem letzten „Police Academy“-Sequel besteht (ein schießwütiger Rassist, ein fauler Schreibtischhocker, eine verhinderte Steptänzerin mit Schwindelanfällen, ein Quoten-Asiate und eine Quoten-Schwarze, die aber schnell erschossen werden, sowie zwei junge hot shots ohne Erfahrung, aber mit großer Klappe, die sich sogar noch zu unseren zentralen Protagonisten entwickeln), gestaltet sich das gar nicht so einfach. Da die Bullen also Sheldon verhältnismäßig wenig Streß bereiten, hat der Zeit, sich mit dem russischen Oberchemiker Viktor Groska um Führungsposition und -stil der Fieslingsfraktion zu streiten…


Inhalt

(sing-modus) Alle Woche wieeedaaa seh ich ’nen PM-Film, leg mich dazu niiiiedaaa, meistens sind die schlimm… (sing-modus off, und sorry für den schlechten Reim, fiel mir nix besseres ein). Pepin-Merhi-Produktionen haben wir in letzter Zeit ja nun wirklich einige hier besprochen, aber es gibt halt auch einen fast unerschöpflichen Vorrat der preiswert produzierten Action-Reißer und die Lizenzen scheinen für kleinere DVD-Vertreiber erschwinglich zu sein. Allerdings warte ich jetzt schon wieder eine ganze Weile auf die üblicherweise im PM-Ramsch gelegentlich verborgene mattschimmernde Perle – auch „Bloodfire“ (wieso der Originaltitel „Coldfire“ wieder so spektakulär-doof „eingedeutscht“ werden mußte, frage man bitte die Kollegen von MOVM) isses nicht.

„Bloodfire“ markiert das Regiedebüt von Wings Hauser, der dem geneigten Videothekenallesausleiher seit Anfang der 80er als „Star“ zahlloser meist direct-to-video vermarkteter Actionklopper der Handelsklasse B-minus vertraut (u.a. zieren seine Vita unvergeßliche Werke wie der Sybil-Danning-Heuler „L.A. Bounty“, „Beastmaster II“, „Watchers III“ und, weil fast jeder zufällig mal ’nen guten Film dreht, in Rusty Cundieffs Urban-Horror „Tales from the Hood“). Nun waren noch die wenigsten B-Film-Action-Heroen, die’s versucht haben (und das waren mehr, als man denken bzw. befürchten sollte), kapable Regisseure und da macht Wings Hauser keine Ausnahme. Was er hier abliefert, ist zwar nicht wesentlich schlechter als das, was uns ansonsten in Form von PM-Produktionen vorgesetzt wird, aber auch in keiner Sekunde schlechter – er fiedelt die vorgeschriebenen Stunts und Explosionen ein, wenn’s gefragt ist (natürlich darf ein sich aus einem Feuerball schraubendes Auto nicht fehlen… das muß wohl wirklich bei PM im Formular-Regievertrag stehen), aber inspirierte Ideen sucht man ebenso vergebens wie originelle Kameraführung oder auch nur im mindesten kreativen Umgang mit der Drehbuchvorlage.

Theoretisch wäre die, also die Story, gar nicht mal sooo schlecht – wenn Wings Hauser und sein Autor (wohl auch budgetbedingt, das gestehe ich den Jungs mla zu) sich nicht auf einen relativ schlichten Räuber-und-Gendarm-Film kapriziert hätten – die durchaus vorhandenen Möglichkeiten, aus dem Film einen echten Thriller mit politischen Elementen zu machen (ich will nicht spoilern, auch wenn „Bloodfire“ nun sicher nicht der Streifen ist, den sich tausende von Lesern nach diesem Review sofort undiskriminierend kaufen werden), werden verschenkt. So aber konzentriert sich der Film nicht auf die diabolische Wirkung von „Coldfire“, sondern auf die Probleme und Problemchen der ermittelnden Cops, bzw. hauptsächlich auf die schon fast symbiotische Beziehung der aufstrebenden Jungcops Nick und Jake, wobei Jake der hitzköpfige Heißsporn und Nick der ambitionierte, eigentlich „by-the-book“-Player ist. Leidlich interessant, leidlich interessant, wobei die ebenfalls unvermeidliche „Protagonist spaziert frustriert durch nächtliche Straßen und gibt sich die Kante“-Montage (zugegeben begleitet von einem erträglichen End-80er-Popsong) in Sachen Peinlichkeit beinahe mit Howard Carpendales unvergeßlicher Darstellkunst in „Niemand weint für immer“ rivalisiert. Endgültig blöde grinsend am Boden saß ich allerdings, als „Sheldon“ im Showdown von sich zu geben müssen glaubt: „Wir sind hier nicht in einem B-Klasse-Film!“ Recht hat der Mann, das ist eher C-Klasse (und nicht die von Mercedes).

Störend wirkt natürlich auch, daß der Streifen gegenüber der US-Fassung (den üblichen PAL/NTSC-Schwund eingerechnet) schlappe acht Minuten entbehrt – neben mindestens einer halbwegs expliziten Sexszene blieb dabei der halbe Showdown auf der Strecke. Konsequenz: der Showdown wirkt konfus und unübersichtlich, niemand blickt durch, was vor sich geht, wer auf wen ballert usw… Macht nicht wirklich Spaß so (erklärt aber vielleicht auch ein paar absolute Kopfpatscher, so z.B. daß sich niemand um die Tatsache kümmert, daß zwei Detectives erschossen werden – nicht mal ’nen Nebensatz ist das den werten Kollegen wert. Tolle Kameradschaft).

Schauspielerisch wird der übliche PM-Standard geboten und der ist nicht wirklich überwältigend. Mr. Hauser selbst beschränkt sich auf eine vergleichsweise unauffällige Nebenrolle, der zweite halbwegs populäre Akteur Asher Brauner (aus dem Tarantino-Fave „Switchblade Sisters“ und dem Ultra-Trasher „Schatz der Mondgöttin“) verabschiedet sich nach zehn Minuten per Suspendierung aus dem Streifen. Das Jungcop-Duo Michael Easton und Kamir Reyes (Easton ist eher nervig, Reyes macht seine Sache verhältnismäßig gut) scheint seltsamerweise einen Narren an sich gefressen zu haben, jedenfalls sieht es so aus, als hätte Reyes Easton in die Soap „One Life to Live“ geholt und sich damit dafür revanchiert, dass Easton ihn in der SF-Serie „Total Recall 2070“ unterbrachte (alles bloße Vermutung meinerseits). Von den Nebendarstellern kann ansonsten keiner gesondert schauspielern, für Fiesling Allison Randall (Sheldon) spricht allenfalls die Tatsache, dass er als Stacy-Keach-Double durchgeht…

Bildqualität: Gegen einen Vollbildtransfer spricht bei einer billigen DTV-Produktion ja erst mal nichts, aber man kann das doch, bitte schön, auch wenigstens halbwegs ordentlich machen. Gut, von M.O.V.M. bin ich schon auch nichts anderes als ein verrauschtes, vergrieseltes Bild mit etlichen Störungen gewöhnt, das ein bissl so aussieht, als hätt‘ man’s durch ’nen Weichzeichner laufen lassen (soviel zum Thema Schärfe) und dass man in Nachtszenen mal wieder raten darf, was sich abspielt (besonders im eh schon beschnippelten Showdown recht hinderlich), überrascht auch nicht wirklich, aber die Tatsache, dass man es nicht mal für nötig befunden hat, einen Hänger des Masters (altes Videoband?) inkl. Ton- und Bild-„Zieher“ (sieht wirklich so aus, als wäre beim abspielenden Videorecorder das Band mal etwas langsamer gelaufen) zu korrigieren, grenzt schon an Verhohnepiepelung des zahlenden Kunden…Das gibt satte Abzüge…

Tonqualität: Hier ist ähnliches zu vermerken wie beim Bild. Anspruchslose Gemüter werden über weite Strecken vom nicht gerade besonders ausgeprägten Dolby-2.0-Mix vielleicht nicht wirklich zufriedengestellt, aber auch nicht wirklich enttäuscht (wir kennen ja den Anbieter), aber immer wieder schleichen sich auch auf der Tonspur Störungen und Lautstärkeschwankungen auf. Ach ja, selbstverständlich gibt’s nur eine deutsche Tonspur.

Extras: Holla, mich wundert, dass auf dem Cover kein fetter „Special Edition“-Schriftzug steht… M.O.V.M. liefert nämlich nicht nur eine Fotogalerie (17 Bilder, brauchbare Qualität), sondern sogar den englischsprachigen Original-Trailer mit und der beinhaltet einiges an Szenen, die’s in den FSK-16-Cut nicht geschafft haben (möchte stark wetten, dass sich der Anbieter die FSK-Prüfung des Trailers geschenkt hat). Der Showdown ist im Trailer fast ausführlicher als im eigentlichen Film und, obwohl das Bildmaterial auch nicht gerade Qualitätsbäume ausreißt, man kann sogar in den dunklen Szenen was erkennen…

Fazit: „Bloodfire“ fügt sich nahtlos in die Reihe anspruchs- und mehr oder weniger einfallsloser PM-Fließbandproduktionen ein, wie sie Billigheimerlabels wie M.O.V.M., Madison oder Best alle Nase lang veröffentlichen. Den dezenten Spaß, den selbst eine solche Action-Nullität verbreiten könnte, raubt uns der Zensurschnitt der, hüstel, interessantesten Szenen. In der vorliegenden 16er-Fassung ist „Bloodfire“ über weite Strecken recht langweilig, konfus und nicht wirklich hart… Sollte Wings Hauser hierzulande tatsächlich Fans haben, sind diese mit anderen darstellerischen Werken des Meisters erheblich besser bedient.

1/5
(c) 2006 Dr. Acula


mm
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