Blood: The Last Vampire

 
  • Deutscher Titel: Blood: The Last Vampire
  • Original-Titel: Blood: The Last Vampire
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  • Regie: Chris Nahon
  • Land: Hongkong/Japan/Frankreich
  • Jahr: 2009
  • Darsteller:

    Gianna Jun (Saya), Allison Miller (Alice McKee), Liam Cunningham (Michael), JJ Feild (Luke), Koyuki (Onegin), Yasuaki Kurata (Kato Takatora), Larry Lamb (General McKee), Andrew Pleavin (Frank Neilsen), Michael Byrne (Elder), Colin Salmon (Powell), Masiela Lusha (Sharon)


Vorwort

Seit ewigen Zeiten tobt im Verborgenen ein Krieg zwischen Menschen und Dämonen. Der beste aller Dämonenjäger wurde leider schon vor Jahrhunderten von Onegin, der Ober-Chef-Dämonin, geplättet, aber das „Council“, eine Geheimorganisation, hat noch nicht aufgegeben und mit Saya, einer Halb-Dämonin (hint-hint), eine neue furchtlose Dämonenschlächterin aufgetan. 1974 verdichten sich die Hinweise, dass Onegin wieder persönlich ins Geschehen eingreifen will – ihre Handlanger metzeln und massakrieren nämlich unter völliger Aufgabe bisher getätigter Zurückhaltung und hinterlassen auf einer amerikanischen Militärbasis in Tokio einige Leichen. Saya wird als High-School-Schülerin undercover eingeschleust und muss dort gleich mal Alice McKee, das Teenage-Töchterchen des leitenden Generals, vor zwei Dämonen-Klassenkameradinnen retten, die bei einer Kendo-Trainingsstunde Schaschlik aus Alice machen wollen. Die schöne Bescherung wird von Michael und Luke, zwei Vertretern des Council in der Tarnung von CIA-Agenten, beseitigt, aber McKees Misstrauen ist geweckt. Und auch Alice kommt die ganze Angelegenheit ziemlich strange vor. Sie verfolgt ihren Sportlehrer Powell in eine Kneipe und muss feststellen, dass sämtliche Bar-Gäste einschl. Powell Dämonen sind und ihr ans Hämoglobin wollen. In letzter Sekunde erscheint Saya und veranstaltet ein zünftiges Dämonengemetzel. Mittlerweile allerdings herrscht im Council Unfrieden – Luke gehen Sayas Eskapaden eindeutig zu weit, weil’s langsam schwierig wird, die Spuren zu verwischen. So „muss“ er z.B. auch General McKee beseitigen und würde gern auch Alice killen. Michael sucht dies zu verhindern, wird aber von Luke umgelegt. Saya rettet Alice erneut, wird dabei aber schwer verletzt. Eine freiwillige Blutspende Alices bringt Saya zurück unter die Lebenden – und die Jägerin, die sich dem Council nicht aus ideeller Überzeugung angeschlossen hat, sondern um dadurch an Onegin heranzukommen, beschließt, Nägel mit Köpfen zu machen und die Oberdämonin nun endgültig zur Hölle zu schicken. Dabei wird sie allerdings mit ihrer eigenen Vergangenheit konfrontiert…


Inhalt

Ja, ich bin doof. Ich habe „Deliver Us From Evil“ nicht angesehen, weil ich in der Parallelvorführung „Blood: The Last Vampire“ gucken musste. Man kann ja mal daneben liegen…Weiß der Geier, warum mir die Real-Adaption eines Animes, den ich nie gesehen habe, sehenswerter vorkam als ein offensichtliches Thrillermeisterwerk aus Skandinavien. Als ob jemals eine Anime-Live-Action-Verfilmung ‚was getaugt hätte…

Wie praktisch alle Geschichten, die auf Anime oder Manga basieren, bedient sich „Blood“ einer vermeintlich komplexen Hintergrundmythologie, die absolut nichts zur Sache tut, weil wir uns praktisch in einer stinknormalen Rachestory befinden (denn seien wir ehrlich – für die „Enthüllung“, dass Saya Sproß der unheiligen Verbindung aus nachfolgend geplättetem Dämonenjäger und Onegin ist, vergebe ich nicht mal einen halben badmovies.de-Gummipunkt; dem nicht völlig hirntoten Zuschauer ist das ungefähr drei Sekunden klar, nachdem er den Kriechtext zu Beginn und die Tatsache, dass Saya Blut aus Milchflaschen süffelt, klar). Der ganze Schmonzes um den Jahrhunderte währenden Krieg, das „Council“ und seinen „Ältestens“, der in einem Nudelrestaurant Hof hält und seine „Untergebenen“ gerne mal verarscht, ist völlig überflüssiger Tand, der nur dazu dient, über die hohle Inhaltsleere des Films hinwegzutäuschen. Blendwerk, nichts mehr. Die, ähm, „Handlung“ von „Blood“ dient nur dazu, die diversen Actionszenen notdürftig miteinander zu verbinden. Inwiefern der Plot dem des Anime ähnelt, ist mir dabei völlig Schnuppe – ich gehe stark davon aus, dass der ganze Subplot um Alice (der nicht viel zur eigentlichen Geschichte beiträgt) neu dazugedichtet wurde, um dem Publikum eine Identifikationsfigur zu geben, wirkliche Tiefe verleiht diese Zugabe der Story nicht, nur ein wenig oberflächliches Melodrama und Pathos.

Ich muss zur Ehrenrettung des Films allerdings erwähnen, dass die beim FFF gezeigte Fassung sich intelligenterweise darum drückte, einige ausführliche Flashbacks in Sayas Vergangenheit in verständlicher Form darzubieten – japanisch ohne Untertitel ist selbst bei einem fremdsprachenaffinen Publikum wie den durchschnittlichen FFF-Fans nicht die allercleverste Idee, allerdings glaube ich kaum, dass dadurch entscheidende Informationen verloren gehen. „Blood“ ist bei aller schwurbeligen Stilisierung zum großen Epos so simpel geplotted, dass man dem Film auch problemlos folgen könnte, zeigte man ihn KOMPLETT auf japanisch ohne Untertitel. Es ist vorhersehbar, überraschungsfrei, für schlichte Gemüter durchschaubar. Chris Chow, der als Schreiber bis dato durch das Script zu Jet Lis „Fearless“ zu verantworten hat, adaptiert die Anime-Geschichte unter allem mythischen Mumpitz auf allereinfachste Weise, da wird niemand erzählerisch überfordert, dagegen kommt einem so mancher Action-Klopper aus den 80ern wie tiefsinniges psychologisches Drama vor. Wie die Figuren *ticken*, interessiert Chow nicht die Bohne. Die Dialoge (soweit auf Englisch) sind ebenso schlicht wie das ganze Storykonstrukt, aber wir sind ja schon froh, wenn sich die Geschichte nicht ständig selbst widerspricht. So dermaßen straightforward, wie „Blood“ sich letzten Endes spielt (Saya muss zu Onegin und metzelt sich den Weg dorthin frei, alles andere ist bestenfalls unnötige Schikane) ist’s kaum möglich, höheren Blödsinn einzubauen (wenngleich man schon fragen muss, was Luke sich genau davon verspricht, Michael zu eliminieren, der beim „Elder“ das eindeutig bessere standing hat; und sicher ist Euch schon aufgefallen, dass das Wort „Vampir“ exakt NUR im Titel vorkommt. Der Film redet ausnahmslos von „Dämonen“, obwohl sie Blutsauger sind).

Auf dem Regiestuhl nahm der Martial-Arts-erfahrene Franzose Chris Nahon („Kiss of the Dragon“, „Der Pakt der Wölfe“) Platz – schon klar, dass seine Inszenierung also deutlich weniger auf glaubwürdiges Erzählkino denn auf hoffentlich atemberaubende Kampfszenen hin ausgerichtet ist. Die Voraussetzungen dafür waren gar nicht mal so schlecht, zeichnet für die Choreographie der zahlreichen swordsplay- und wire-fu-Szenen niemand anderes als Hongkongs Altmeister Cory Yuen („Karate Tiger 1/2“, „The Transporter“) verantwortlich. Prinzipiell sind Yuens Fights nach wie vor ein echter Hingucker, nur leider hat sich kameratechnisch die moderne Hollywoodschule durchgesetzt, d.h. in den Actionszenen wirbelt die Kamera mindestens ebenso heftig wie die beteiligten Stuntleute – im Gegensatz zu Michael Bay bleibt zwar ansatzweise erkennbar, was gerade passiert, aber ich halte den Ansatz, rasante Fightszenen durch gleich rasante Kameraarbeit „aufzuwerten“, nach wie vor für verfehlt. Ich möchte meine Action schon gerne *sehen* und nicht nur erahnen. Immerhin – zumindest sind die Kampfszenen nicht langweilig (aber dafür anderweitig schlecht, wie noch zu erwähnen sein wird), wenn gerade mal nicht gekämpft wird oder gar episch in die Vergangenheit geblendet wird, dagegen schon. Es ist gar nicht mal so leicht, einen Film mit quasi eingebautem Spannungsbogen (der Heldencharakter kommt immer näher heran an den Schurkencharakter, bis es zum finalen Duell kommt) so drucklos, so… unspannend zu erzählen. Trotz immensen body counts kommt keine rechte Stimmung auf – da kann Saya noch so viel Dämonengezücht spalten, aufspießen oder anderweitig abmurksen, über das optische Niveau eines durchschnittlichen Videospiels kommt „Blood“ nie, da hilft auch ein für ein B-Movie reinsten Wassers üppiges 30-Mio-Dollar-Budget nicht.

Was auch daran liegen mag, dass ich beim besten Willen nicht verstehe, was an diesem Schmarrn 30 Millionen Dollar gekostet haben soll. Der verzweifelte (und völlig unnötige) Versuch, eine authentische 70er-Jahre-Atmosphäre hinzufummeln? In die massiv eingesetzten CGI kann die Kohle nicht geflossen sein, denn die ist schlicht und ergreifend schäbig, speziell, wenn man erst einen Tag zuvor gesehen hat, was District 9 mit einem vergleichbaren Budget an superben Computertricks auf die Leinwand gezaubert hat. „Blood“ wird wohl mal in die Geschichte eingehen als einer der Filme, bei denen hinsichtlich der verbratenen Penunze Anspruch und Wirklichkeit mit am weitesten auseinanderklaffen. Bei soliden 30 Mille müssten doch normalerweise halbwegs taugliche CGI hinzubekommen sein, möchte man meinen, aber leider sehen die Effekte des Streifens schwächer aus als die eines durchschnittlichen SciFi-Channel-Heulers. Trostlos, schlicht und ergreifend trostlos. CGI-Splatter mag heutzutage unvermeidbar sein, aber die lächerlichen Fontänen aus kreisrunden Blutbläschen, die aus jeder Wunde schießen, kann man sich nicht mal mehr lustig saufen. Da kann der Streifen „hart“ sein wie nochwas (wie schon angedeutet, es platzen Köpfe, werden Gliedmaßen abgeschlagen, Körper gespalten etc. pp.), wenn die FX-Abteilung derart versagt, ist’s nur noch zum Schreien komisch, und das auch nur zehn Minuten lang. Danach nervt’s, aber da „Blood“ offensichtlich richtig richtig Stolz auf seine scheißigen Effekte ist, müssen wir die bis zum bitteren Ende ertragen – und das ist noch nicht mal das Schlimmste, denn unsere unbegabten Pixeltüftler versuchen sich auch noch an „Creature FX“ – die Dämonen dürfen sich nämlich manchmal (d.h. zweimal) aus ihrer menschlichen Gestalt in ihre grausliche Urform transformieren. Sieht nur leider so aus, als hätte man ein paar Knetfiguren, die der dreijährige Neffe des Beleuchterassistenten in der Kindergartenfrühstückspause fabriziert hat, als „Modell“ genommen und animiert. Schaurig – das würde ich nicht mal Jim Wynorski für „Gargoyles Teil 7“ genehmigen, und der hat vielleicht eine Million Dollar zur Verfügung. Es waren auf alle Fälle die schlechtesten FX des gesamten Festivals (zumindest, soweit ich es gesehen habe).

Die Schauspieler sind nicht zu beneiden – sie müssen versuchen zu retten, was nicht zu retten ist. Gianna Jun (kreditiert nur als „Gianna“, „My Sassy Girl“) bedient zumindest den Schulmädchen-Fetisch, da sie den überwiegenden Teil des Films in einer Schuluniform zu absolvieren hat, ist von ihren dramatischen Fähigkeiten her gesehen keine Leuchte, ist aber zumindest eine passable Dämonenarsch-Treterin und -Schnetzlerin. Allison Miller („17 Again“) hat größtenteils keine weiteren Aufgaben als erstaunt zu kucken und sich in den Kampfszenen irgendwo hinter Saya aufzuhalten. Liam Cunningham („The Tournament“, „Die Mumie – Das Grabmal des Drachenkaisers“) sorgt als Michael für seltene schauspielerische Lichtblicke, ohne sich dabei wirklich anstrengen zu müssen, Koyuki („The Last Samurai“, „Pulse“) steht zumeist auch nur dekorativ in der Landschaft, lässt sich von computeranimierten Walle-Gewändern umgeben und geht in ihren wenigen dramatischen Szenen mächtig ein. JJ Feild („Goal 3“), Larry Lamb („EastEnders“) und Martial-Arts-Routinier Yasuaki Kurata („Bloodfight“, „Shanghai Express“, „Shinjuku Incident“) mühen sich nach Kräften, ihren wenigen Szenen Wirkung zu entlocken (Kurata hat zumindest die einzig wirklich witzige Szene des Films – nachdem ihm Saya, in einem Flashback, ein Auge ausgestochen hat, latscht er blind gegen den nächstbesten Baum).

Fazit: Dummer Schmarrn, der wieder mal einen populären Anime zwecks vermeintlicher Gewinnmaximierung auf massenkompatiblen Geschmack herunterzurechnen versucht und dabei schmählich scheitert. Der Film wäre schon nicht gut, hätte er brauchbare Effekte, könnte aber wenigstens als anspruchsloser Metzelfilm punkten, aber dank der unübertroffenen Scheißigkeit der digitalen „Tricks“ lässt sich „Blood: The Last Vampire“ allenfalls noch als Trash-Festival für eine schundgestählte Alk-Party mißbrauchen. Der Reinfall des Festivaljahrgangs schlechthin und aus objektiver Sicht nicht mal ’nen schnellen DVD-Durchlauf wert. Lediglich „Fans“ erlesen schlechter FX dürfen sich den Hobel auf den Einkaufszettel schreiben – so schlechte Tricks für so viel Geld sieht man selten…

1/5
(c) 2009 Dr. Acula


mm
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