Blood Shack

 
  • Original-Titel: Blood Shack
  • Alternative Titel: The Chooper | Blood Monster | Curse of the Evil Spirit |
  • Regie: Ray Dennis Steckler
  • Land: USA
  • Jahr: 1971
  • Darsteller:

    Carolyn Brandt (Carol), Ron Haydock (Tim), Jason Wayne (Daniel), Laurel Spring (Connie), John Bates (Charlie), Steve Edwards (Constable), Linda Steckler (Margie), Laura Steckler (Barbra)


Vorwort

Ein weiteres Kapitel unserer Ray-Dennis-Steckler-Festspiele.
 
1971 war für unser aller neuen Lieblingsschundfilmer ein schweres Jahr. Seine langjährige Ehefrau und Muse Carolyn Brandt hatte sich von ihm getrennt (in geradezu vorbildlicher Trennung von Privatem und Beruflichem blieb sie ihm aber als Darstellerin erhalten), er war von Los Angeles nach Las Vegas gezogen und allgemein depressiv, sich unwichtig, ungeliebt und nicht wertgeschätzt fühlend. Gegen Kummer und Sorgen hilft, oder zumindest half im Hause Steckler, das Filmemachen. Ein neues Projekt musste also her, und beim Herumstromern in der neuen Heimat hatte Steckler auch wieder eine vielversprechende Location, eine verlassene Ranch irgendwo in der Wüste, entdeckt.  Allerdings fehlte ihm ein bisschen der Aufhänger für eine dazu passende Geschichte. RAT PFINK-Star und Steckler-Freund Ron Haydock schlug vor, eine indianische Legende als Grundlage zu nehmen, und mangels einer tatsächlich ausschlachtbaren existierenden Legende, müsste man die notfalls eben erfinden. Und so erdachte Steckler die Geschichte vom indianischen Rachegeist „The Chooper“ (benannt nach den pelzigen Helferleins der Außerirdischen aus LEMON GROVE KIDS MEET THE GREEN GRASSHOPPER AND THE VAMPIRE LADY), der für den Mord an einem Indianerjungen durch weiße Siedler so um 1820 rum an jedem Vergeltung übt, der den strategischen Denkfehler begeht, auf dieser Farm auch nur vorübergehend seine Zelte aufzuschlagen.
 
Hinderlich war jetzt nur noch der Umstand, dass Steckler, bekanntlich nie einer, der in großen Budgets schwamm (der teuerste Film seiner gesamten Karriere kostete 38.000 Dollar), nun aber wirklich total pleite war und auch keinen auch nur ansatzweise finanzkräftigen Co-Produzenten ins Boot hieven konnte. Wer aber ein echter Enthusiast ist, lässt sich auch durch ungünstigste Umstände nicht ins Bockshorn jagen, und wenn das Schicksal es so will, dass Steckler nicht mehr als 500 Dollar aufbringen konnte, dann wird der Film halt eben für 500 Dollar gedreht. Nichts ist unmöglich.
 
Steckler stellte sich THE CHOOPER von Anfang an als knackigen Einstünder vor, aber wie üblich fand sich kein Vertrieb, der einen derart kurzen Film in die Kinos bringen wollte. Steckler war erfinderisch wie immer – er hatte eh einige Szenen bei Rodeos gedreht und blähte seinen Film um zehn Minuten Bullenreiten & Co auf. Hat zwar alles nichts mit der, hust-hust, „Handlung“ zu tun, schlägt aber Zeit tot. Trotz dieser Maßnahme fand THE CHOOPER nicht wirklich einen regulären Distributor und 1980 machte der Regisseur sich daran, den Film zu bearbeiten, die meisten Rodeo-Szenen wieder herauszunehmen, da und dort Szenen zu kürzen oder Narration zu streichen, und zudem einen neuen Score drüberzukübeln. Das Resultat dieser Bearbeitung, mit der (und mit neuem Artwork) Steckler noch bis ins neue Jahrtausend Filmmessen heimsuchte, läuft gerade noch 56 Minuten und nennt sich BLOOD SHACK und diese Fassung ist diejenige welche, mit der wir uns nunmehr befassen wollen.


Inhalt

Wer eine Aversion gegen staubige Wüstenlandschaften hat, insbesondere, wenn nicht mal irgendwelche coltschwingenden Djangos oder Sartanas da durch reiten, wird in der nächsten knappen Stunde nicht glücklich werden. Ebenso, wer eine Abneigung gegen shirtless cowboy dudes hat. Ein solcher, nämlich ein shirtless cowboy dude namens Daniel (Jason Wayne), geht den Verrichtungen nach, die der einzige arbeitende Mensch (oder überhaupt anwesende Mensch) auf einer ziemlich runtergekommenen Farm eben so zu verrichten hat. Da die Ranch über keinerlei Viehbestand mehr verfügt, beschränkt sich das dem Augenschein nach darauf, dafür zu sorgen, dass die zwei wurmstichigen Gebäude (ein eher „moderner“ Flachdachbau und ein angeblich 150 Jahre altes kleines Haus) und der Wasserturm nicht einstürzen. Während Daniel also shirtless vor sich hin dudet, braust ein Hot Rod aufs Gehöft. Drei junge Leute entsteigen dem Töfftöff, was von Daniel mit kritischem Blick beäugt wird. Wortführerin ist Connie (Laurel Spring), die ihren männlichen Begleitern (namenlos und unkreditiert) zu deren gelinden Überraschung vor den Latz ballert, dass die alte Hütte die heutige Nachtstatt darstellen soll, auf der Grundlage der oben zitierten indianischen Legende und dem Faktum, dass die Bretterbude von ebenjenem Chooper bespuckt, äh, bespukt wird. Die beiden Herren der Schöpfung waren sich bis eben offensichtlich nicht bewusst, dass Connie sie zur lustigen Geisterjagd eingeplant hat, und verleihen ihrer diesbezüglich gelinde ablehnend einstellten Stimmungslage Ausdruck. Connie wertet dies selbstredend als einen Ausbund der allgemeinen Feigheit und des „chicken“-Tums auf, aber die Jungs wissen, was gut für sie ist, schmeißen erstens den Hot Rod wieder an und zweitens Connie ihren Schlafsack zwecks weiterer Verwendung vor die Tür und machen sich vom unbestellten Acker. Es gibt sie noch, die Horrorfilmfiguren mit ausgeprägtem Überlebensinstinkt.
 
Zu denen gehört Connie zweifellos nicht. Nach einigen Beleidigungen in Richtung der eine Staubwolke hinterlassenden falschen Freunde erkundet sie die Hütte und macht es sich auf einer Matratze gemütlich, aus der kein Cenobit, der was auf sich hält, klettern würde, oder wenn, dann nur im Ganzkörperkondom. Daniel hat nach reiflicher Überlegung mental verarbeitet, dass Connie mutmaßlich einen etwas längeren Aufenthalt ins Auge fasst und schreitet nun zu einer spontanen Zwangsräumung. Sein nicht von der Hand zu weisendes Hauptargument ist, dass es sich bei der Hütte um Privatbesitz und dabei ganz gewiss nicht Connies handele.

 
Weil das juristische Argument bei Connie nicht verfängt, andererseits aber Daniel auf Bestechungsversuche nicht eingeht,  packt der Cowboy die Chooper-Keule aus. Sollte Connie dämlich genug sein, sich nicht schleunigst vom Grundstück zu subtrahieren, wird der Chooper, der hier schon seit anno dunnemals killt und meuchelt, was immer ihm vor die Wichsgriffel läuft, sie schon holen. Connie will’s drauf ankommen lassen und Daniel zuckt metaphorisch die Schultern. Wer nicht will, der hat schon, und sie wird schon sehen, was sie usw. Es wird Nacht, Senorita, und Connie harrt der Dinge, die da kommen. Die Dinge sind natürlich primär der Chooper, eine ganz in schwarz gekleidete unheimliche Gestalt, der sich mit einer wabbligen Machete-Schwert-Kreuzung plärrend auf sie stürzt. Connie versucht zu fliehen, aber nach kurzer Jagd durchs Haus verarbeitet der fiese Chooper die blonde Maid zu Schaschlik.
 
Am nächsten Morgen geht Daniel die Lage peilen und entdeckt die schöne Bescherung. Zwar angemessen entsetzt schaltet er schnell in den „ich hab’s dir doch gleich gesagt“-Modus um. Wer nicht hören will, muss bekanntlich fühlen, und durch ihre Verweigerungshaltung hat Connie es, das ist zumindest Daniels solide logische Schlussfolgerung, auch nicht besser verdient. Dann überrascht er uns damit, die Leiche auf seinen Pick-up-Truck zu packen, in die Wüste zu fahren und sie dort zu samt Accessoires zu verbuddeln. Ihr Geld nimmt er jetzt doch an sich, brauchen wird’s sie ja nicht mehr…
 
Ein Weilchen später dudet Daniel wieder shirtless rum. Zwei kleine Nachbarskinder tauchen auf, Margie (Linda Steckler) und Barbra (Laura Steckler), und die würden gern auf der Ranch spielen. Da hat Daniel auch keinen Schmerz mit, nur vom alten Haus sollen sie sich, bitteschön, fernhalten, denn dort sind böse böse Dinge passiert. Die Mädchen geloben entsprechendes und proceeden, um mit einem einsam herumstehenden Stuhl eine improvisierte musiklose Version von der „Reise nach Jerusalem“ zu spielen (to their credit: die kleinen Mädchen haben dieses Spiel tatsächlich selbst improvisiert, Papa Steckler sagte ihnen nur, sie sollten einfach irgendwas spielen).
 
Etwas später fährt einer dieser wunderbaren Proto-Jetson-Straßenkreuzer mit Glas-Bubble-Front- und Heckscheiben auf der Ranch vor. Dem Mobil entsteigt Tim Foster (Ron Haydock, RAT PFINK A BOO BOO). Was oder wen immer er sucht, er wird nicht fündig, denn Daniel ist gerade damit beschäftigt, die neue Erbin der Ranch abzuholen, Carol (Carolyn Brandt), und wenn wir die CHOOPER-Fassung ankucken würden, würde uns der dortige voice-over auch mit der Info versorgen, dass Carolyn Brandt sich hier praktisch selbst spielt, eine Horror-Scream-Queen, angeödet und ausgebrannt vom Geschäft, und gerade einer freudlosen Ehe entronnen (Write what you know ist nicht von ungefähr eine alte Schriftsteller-Faustregel). Kaum fahren Daniel und Carol vor, hängt Tim auch schon an der neuen Grundbesitzerin und kaut ihr ein bis mehrere Ohren ab, wonach er ihr unbedingt, gleich und sofort, auf der Stelle und immediately, ihre Ranch abkaufen wolle, sei schließlich nur öde Wüste, er könnte das Land brauchen, und der Wasserturm wird ihr vermutlich eh bald auf den Kopf fallen usw.. Begreiflicherweise fühlt sich Carol von diesem Ansinnen einigermaßen überfahren und von Tims Aufdringlichkeit auch nicht minder genervt. Daniel, der mit Tim befreundet ist, versucht zu deeskalieren – Tim soll doch später mal vorbeischauen, wenn Carol richtig angekommen ist, er wird dann auch das ein oder andere Steak auf den Grill werfen. Tim gibt sich mit diesem Zwischenergebnis für den Moment zufrieden.
 
Nachdem Daniel Carol ein wenig über die wenig eindrucksvolle Ranch geführt hat, geht er wieder irgendwelchen Cowboy-Dingen nach und lässt Carol alleine zurück. Die neue Eigentümerin wird von Margie und Barbra ertappt, und die raffinierten kleinen Biester machen sich erfolgreich die Rechnung auf, dass Carol, in Unkenntnis der blutigen Geschichte ihres neuen Besitzes, keine Einwände dagegen hegen wird, wenn die Gören im Geisterhaus spielen. And indeed they do… zumindest solange bis ETWAS oder JEMAND kreischend auf sie springt… es ist aber nur shirtless Daniel, der sich zutiefst verletzt fühlt, dass die Blagen ihren heiligen Eid gebrochen haben. Kinder. Man kann sich einfach nicht auf sie verlassen.
 
Carols Verhältnis zu den Kindern wird dadurch nicht getrübt, ganz im Gegenteil, deren Mum wird Carols offiziöse beste Freundin (nicht, dass wir sie ernstlich kennenlernen würden, aber Carols voiceover behauptet es und der muss es ja wissen), man geht also gemeinschaftlich auf Shoppingtour. Kaum ist Daniel wieder allein (und shirtless) auf der Ranch, kommt schon wieder Besuch. Es ist Charlie (John Bates), und der ist, was mich gelinde überrascht, der gesetzlich Angetraute von Connie. Charlie ist besorgt, weil Connie nach einem Streit stiften gegangen ist (und sich also offenkundig den nächsten zwei hergefahrenen Hot-Rod-Geiern an die Hälse geworfen hat. Die WILLST du nicht wieder, Charlie, glaub mir). Ob Daniel vielleicht sachdienliche Hinweise zum Verbleib der Vermissten geben kann? Ganz bestimmt NICHT. Daniel zieht wieder seine Privatbesitz-verpfeif-dich-Nummer durch, aber Charlie lässt sich nicht davon abhalten, die Farm persönlich nach seiner Angebeteten zu durchsuchen. Er kommt nicht weit – der Indianer-Ninja stürzt sich wieder schreiend auf ein Opfer und wenig später hat Daniel wieder Grund, sich aufzuregen und ein neues Grab in der Wüste zu schaufeln. Man hat aber auch immer einen Stress…
 
Für Carol hingegen geht das Leben deutlich weniger aufregend weiter. Mit den Nachbarskindern (die bei der Gelegenheit auch noch gleich einen Hundewelpen und ein Pony adoptieren) und deren Verwandschaft besucht sie ein Rodeo, wo notgedrungen, weil einer der seltenen gesellschaftlichen Anlässe in dieser godforsaken‘ Gegend, auch Tim anwesend ist, und sofort wieder beginnt, Carol hinsichtlich des Ranchverkaufs zu belästigen. Immerhin sind Carol, dank Daniel, jetzt die Hintergründe einigermaßen klar geworden. Vor langer langer Zeit gehörte das Land, nein, nicht den Indianern, mit solchen Lächerlichkeiten wollen wir uns doch hier nicht auseinandersetzen, sondern den jeweiligen Urahnen Carols und Tims zu gleichen Teilen. Wie das im Wilden Westen so üblich war, spielten die Burschen eines Tages eine Pokerpartie um das Grundstück, das Carols Uropa gewann. Was die Fostersche Interpretation der Ereignisse angeht, allerdings nur dank beherzten Schummelns, ergo forderte Tims Ahnherr Satisfaktion in Form eines klassischen Duells auf der Mainstreet. Leider zog er auch dabei den Kürzeren, womit der ganze Landstrich unangefochten im Besitz von Carols Familie verblieb. Die Fosters haben das nie wirklich verwunden, und aktuell reitet Tim auf der Sache herum, weil unter Carols Grundbesitz ein riesiges Wasserreservoir vor sich hin plätschert, dass, wenn angezapft, nicht nur die Ranches der Gegend, sondern das halbe gottverdammte Nevada mit H2O versorgen könnte – da braucht man nicht viel Grips, um sich auszurechnen, dass der Verkauf der Ranch für Tim zu beinahe jedem Preis ein Mördergeschäft wäre…. Wie sich das für jemanden gehört, der mehrmals freiwillig mit Coleman Francis zusammenarbeitete, wird uns dieser Exposition Dump en bloc per voiceover geliefert, während vor unserem entzündeten Auge Kälber gefesselt und zu Boden gerungen oder Bullen geritten werden. Ich hatte ja erhofft, dass diese Schnittfassung die Rodeoszenen weitestgehend eliminiert, mein Bedarf wird aber auch hier mehr als nur gedeckt. Eine der mysteriöseren Entwicklungen, die sich ebenfalls nur dem voiceover entnehmen lässt, ist, dass Carol sich Tims nerviger familienfehdenbedingter Lästigkeit zum Trotz irgendwie zu ihm hingezogen fühlt… (seufz).
 
Später ist Carol mal wieder alleine auf der Ranch.  Und wie immer, wenn jemand allein auf der Ranch ist, bekommt er Besuch. In diesem Fall ist es der lokale Gesetzeshüter, Constable Namenlos (Steve Edwards), auf der Suche nach zwei Vermissten – Connie und Charlie, respektive. Carol weiß natürlich von nichts, hat aber auch nix dagegen, wenn der Sternträger sich umsehen will, sie selbst hat andere Dinge zu tun. Der Constable kommt aber noch nicht mal dazu, in der ominösen Bruchbude nachzuschauen, weil der Indianer-Ninja sich brüllend vom Dach (!) auf ihn stürzt und abschlachtet. Kein Respekt vor den Autoritäten. Als Daniel die Leiche entdeckt, nimmt er’s einigermaßen sportlich: „Du killst sie, ich begrab sie.“ So banal kann man das natürlich auch ausdrücken.

Tim trifft zu zu erneuten Verhandlungen hinsichtlich des Ranch-Verkaufs ein und, ja, man kann schon irgendwie Carols Ansicht teilen, dass seine „Angebote“ einen gewissen drohenden Unterton haben, als würde Tim im Zweifelsfalle z.B. persönlich dafür sorgen, dass der baufällige Wasserturm just dann einstürzt, wen Carol grade drunter steht. Auch Daniel gehen Tims Andeutungen nun langsam auf alle vorhandenen Fische, Zeiger und Säcke, weswegen er sich dafür entscheidet, der Nervensäge mal ordentlich was aufs Maul zu hauen. Währenddessen spielen Margie und Barbra so vielsagend mit einer Schaufel im Dreck, dass ich hundertzehnprozentig davon überzeugt war, sie würden jetzt versehentlich eine der diversen verscharrten Leichen ausgraben, aber nöö. Don’t toy with my expectations, Ray!
 
Zu allgemeiner, speziell meiner Begeisterung besuchen wir mal zur Abwechslung wieder ein Rodeo, wo sich nichts besonders Handlungsrelevantes tut, aber wieder mal ein-zwei Minuten gefüllt werden können.  
Zurück auf der Ranch geht’s dann auch fix ans Eingemachte. Der schwarze Ninja attackiert Daniel, seinen eigentlichen treuen Diener, und rammt ihm seine Schwertmachete mittschiffs durchs Gebälk. Das ist mit Lärm verbunden, und der ruft Carol auf den Plan. Der schwarze Rächer schreitet zur Verfolgung, dieweil Daniel sich mühselig schwer, aber anscheinend nicht kritisch verletzt, zumindest ansatzweise wieder in die Vertikale bringt und, als die wilde Jagd mal wieder an ihm vorbei führt, den Killer – erkennbar weniger „Geist“ als vermutet denn ziemlich weltlicher Mörder – in ein Handgemenge verwickelt. Carol greift zu einem herumstehenden Brett und zimmert es dem Schwarzkuttenträger über die maskierte Rübe… es kann demaskiert werden. Und wer jetzt ernstlich noch fragt, wer denn der böse Mördersmann war, der sollte sich ein intellektuell weniger forderndes Hobby suchen. Es ist natürlich Tim, der offensichtlich versuchte, Carol von ihrem Grund und Boden zu vertreiben (weswegen er dann immer angriff, wenn Carol gerade dezidiert NICHT da war, bleibt sein Geheimnis). Daniel ist augenscheinlich persönlich und menschlich enttäuscht, dass Tim nicht der echte Chooper, sondern nur ein schnöselig-sterblicher Mörder ist und erdolcht den Fieswatz mit seinem eigenen Schwert…
 
 
BLOOD SHACK ist nun wirklich ein primitiver Heuler. Das meine ich noch nicht mal rein negativ, denn – es ist komisch, aber das zieht sich bei Steckler wie ein roter Faden durch das von mir bislang begutachtete Werk – man kann’s ihm einfach nicht wirklich übel nehmen. BLOOD SHACK ist nämlich ein grundehrlicher primitiver Heuler, ohne „delusions of grandeur“, der keine Sekunde lang vorgibt, etwas anders zu sein als ein ultrabilliger Horrorklopper der Dorfplatzliga, aber auch nicht in zynischen Sadismus oder plakative Goresudelei verfällt (nicht zuletzt, weil er sich das gar nicht leisten könnte; mal abgesehen davon, dass Steckler eh zeitlebens kein Fan von Gore war. Wie er im Begleitinterview ausführt, hat man ihm oft geraten, die Filme blutiger, brutaler zu  machen, um kommerziell erfolgreicher zu werden, lehnte dies aber konsequent ab. He’s one for clean, friendly, occassionally violent fun).

Inhaltlich ist die Nummer natürlich nicht der Rede wert – was will man auch groß machen, wenn man eigentlich nicht mehr als Ansatzpunkt hat als die Location und dann irgendwie da drum rum einen Film zu stricken versucht.

Also wird’s niemanden überraschen, dass BLOOD SHACK „inhaltlich“ selbst für einen kleinen doofen Slasher (und das ist er letztendlich) nicht viel auf der Pfanne hat – erst recht in der 55-Minuten-Version, die den character-background für Carol (die ganze „ausgebrannte Horror-Schauspielerin“-Chose) dann auch noch komplett ausblendet, was aber auch wieder nur konsequent ist, da sie für den, cough-cough, „Plot“ nicht die geringste Relevanz hat.
Das Adjektiv, das das Prozedere in BLOOD SHACK am Treffendsten beschreibt, ist zweifellos „silly“. Es ist eine komplett sinnfreie Angelegenheit, über die man tunlichst keine halbe Sekunde nachdenken sollte. Okay, also ist der Chooper, zumindest was den die Film-„Handlung“ angeht, nur okkulter Tarnmantel für Tims höchst weltliche Morde zum Zweck der Ab- und Verschreckung der neuen Erbin. Macht aber natürlich keinen Sinn, denn der erste Mord, der an Connie, findet statt, bevor Carol überhaupt eingetroffen ist, und auch in der Folge tötet der Möchtegern-Chooper immer dann, wenn Carol es gar nicht mitbekommen kann, weil aushäusig. Daniels Verhalten, der grummelnd, aber ohne großen Protest, die Leichen verbuddelt, lässt aber darauf schließen, dass Connies Abgang wahrlich nicht das erste Mal ist, dass der „Chooper“ zuschlägt, „You keep killing them, I keep burying them“, wie Daniel sich selbst ausdrückt. War das also schon vorher Tim, oder gibt es einen anderen „echten“ Mörder, oder am Ende doch einen rächenden Indianergeist? Und warum tötet Tim nicht einfach Carol, wenn er eh schon keine Skrupel hat? Gelegenheit bietet sich ihm häufig genug, und mit einem anderen Erben, falls es überhaupt einen gibt, wäre vielleicht einfacher verhandeln? Und sollte Tim, wenn er also offenbar eh schon die meiste Zeit auf Carols Farm rumhängt und dort auf Opfer wartet, nicht auch mitbekommen, dass Daniel die Leichen verschwinden lässt, und ggf. dagegen etwas unternehmen? Mal ganz von den logistischen Problemen abgesehen, die sich ergeben, wenn wir dem Film glauben, dass Tim alle gezeigten Morde begangen hat – oft genug materialisiert sich der Killer-Chooper ja praktisch out of thin air (gerade bei den Kills an Charlie und dem Constable)? Kaum zu glauben, dass man sich über so einen doofen kleinen Meuchelfilm so viele Fragen stellen kann…
 
Was aber natürlich auch die denkbar falscheste Herangehensweise ist, mit der man sich einem Film wie BLOOD SHACK nähern sollte. Wenn ich nämlich einen Vergleich zu einem Film ziehen möchte, der ein ähnlich laxes Verhältnis zum Thema Logik, gesunder Menschenverstand und „spielt im gleichen Universum, das Menschen wie du und ich bewohnen“ pflegt, dann zu „MANOS“ THE HANDS OF FATE. „MANOS“ ist sicher noch einen Tacken schärfer, weil man BLOOD SHACK zumindest nicht den Vorwurf machen kann, dass streng genommen nicht wirklich etwas passiert, aber die Mentalität der Streifen ist dennoch ähnlich. Für beide sollte man sich einfach entspannt zurücklehnen und sich überraschen lassen, welch abseitige Entscheidungen sowohl die Charaktere im Film als auch die Macher hinter der Kamera als nächstes treffen; das liegt nicht nur daran, weil beide Filme ein „mysteriöses altes Haus“ im Mittelpunkt stehen haben, um das das bisschen, was man „Story“ nennen will, kreist, sondern auch weil die Figuren mehr oder minder rätselhaft bleiben. Meine Güte, letztendlich ist es von Torgo aus „MANOS“ zu Daniel aus BLOOD SHACK auch nur noch ein kurzer Schritt. Und wenn Hal Warren uns mit minutenlangen  und sprichwörtlich nirgendwohin führenden Autofahrten behelligt, dann kommt uns Steckler eben mit der Rodeo-Footage (und, wie gesagt, wem in der Kurzfassung von BLOOD SHACK noch zu wenig Bullen- oder Bronco-Reiten vertreten ist, der kann sich an die 71-Minuten-Alternativ-Fassung THE CHOOPER, die Media Blasters auf der DVD freundlich- oder sadistischerweise als Bonus beilegt, halten, und sich dort zudem noch an drei Original-Songs von Ron Haydock erfreuen [die aber im Gegensatz zu seinen ja durchaus hörbaren Rockabilly-Schlagern aus RAT PFINK A BOO BOO in der Folksongwriter-Ecke einzusortieren und wesentlich weniger ohrenfreundlich sind. Aber ich will’s mal erwähnt haben]) oder sagt seinen kleinen Töchtern, sie sollen einfach mal irgendwas spielen.
 
Im Vergleich zu seinen 60er-Filmen muss Steckler hier freilich auch technisch wesentlich kleinere Brötchen backen. Bei seinen „Klassikern“ hatte er ja meist kompetente Kameraleute wie die späteren A-Lister Laslo Kovacs oder Vilmos Zsigmond in seinem Team, hier besteht jenes, also sein Team, prinzipiell aus ihm selbst und… naja, sonst kaum jemandem. D.h. auch die Kameraaarbeit hängt an Steckler selbst, unter seinem europäisch klingenden Pseudonym Sven Christian (wohingegen für die Regie der BLOOD SHACK-Fassung ein gewisser „Wolfgang Schmidt“ zuständig ist. Wie Joe Bob Briggs in seiner Einführung süffisant anmerkt – „going for the European arthouse approach…“), und auch wenn das die Disziplin ist, mit der Steckler way back in time seine ersten Schritte im Filmbiz machte, ist es sicher nicht seine Leib- und Magendiszplin. Obwohl… da und dort schimmert ein inspirierter Shot durch (z.B. bei meinem in der Inhaltsangabe mangels echter Relevanz nicht weiter erwähnten nächtlichen Spaziergang Carols durch das verwunschene Haus), und Stecker selbst gibt zu, vor allem im letzten Akt durchaus bewusst einige Shots aus John Hustons MISFITS – NICHT GESELLSCHAFTSFÄHIG kopiert zu haben (vermutlich ist es eine Todsünde, den Huston-Klassiker mit Stecklers 500-Dollar-Wunder in einem Atemzug aufzuführen).
 
Zwei Dinge spielen zu BLOOD SHACKs Vorteil  – zum einen hat Carolyn Brandt, wenn sie mal wirklich einen substantiellen Part spielt und der Film mehr oder minder komplett auf sie zugeschnitten ist, eine nicht wegzudiskutierende Screenpräsenz (und, wie wenigstens Steckler meint, „die besten Beine Hollywoods“), zum anderen verbreitet der Film durchaus eine Atmosphäre des Desolaten, des Verfalls, der Abgeschiedenheit, des Ausgeliefertseins gegenüber den Elementen; es ist der sprichwörtliche Arsch der Welt, wo meilenweit sprichwörtlich NICHTS zu sein scheint – man kann über Steckler sagen, was man will, aber er hatte oft genug ein Händchen für eine coole Location, und die halbverfallene Farm im Nirgendwo ist eine solche. Die Rodeo-Szenen mit ihren „Menschenmassen“ konterkarieren diese Wirkung etwas – man muss die halt mental ausblenden…
 
Der neue Score ist ziemlich furchtbar, aber nach meiner Stichprobe tatsächlich immer noch besser als die schrammelige Original-Musik. Der Film ist nicht sonderlich hart; wie ein paar Absätze weiter oben schon gesagt war Steckler nie ein Freund von gratitious gore. BLOOD SHACK könnte schon den ein oder anderen etwas drastischeren Effekt brauchen – mehr als ein bisschen Kunstblutgespritze hat der Film an „Effekten“ nicht zu bieten.
 
Carolyn Brandt ist, wie gesagt, durchaus ein Hinkucker und trägt einige bemerkenswerte Outfits. Sie deutet auch an, dass sie, hätte man sie in der Hinsicht besser gefordert und gefördert, auch schauspielerisch durchaus Potential hatte, hier ist sie in einigen Szenen, die ihre „world-wearyness“ andeuten sollen, durchaus gut. Jason Wayne als beinahe durchgängig oberkörperfreier Cowboy ist lustig, Ron Haydock ist als Tim Foster eine angemessen nervige Nervensäge. Und der „Chooper“… boah, der ist schon ein ausgesprochen unterhaltsamer Buhmann in seinem Ninja-Dress mit Skimaske, ein bisschen „Kriegsbemalung“ (die so aussieht wie vom Kinderschminken bei Edeka) und seinem wabbeligen Schwert…  über den kann man sich schon richtig beömmeln.
 
Die Bildqualität der Media-Blasters-DVD ist okay – Widescreen (1.66:1) -, aber man darf natürlich auch keine Wunderdinge erwarten, wenn man’s mit einem Film zu tun hat, der für praktisch no money auf short ends gedreht wurde. Der Ton ist rauschig, aber verständlich. Als Extras gibt’s eine Einführung mit Joe Bob Briggs, einen „Comedy-Audiokommentar“ des selben Trashologen, sowie Videointerviews mit Steckler und Carolyn Brandt, und natürlich die zweite Filmfassung, THE CHOOPER, die qualitativ aber noch’n deutliches Stück unter der von BLOOD SHACK liegt.
 
BLOOD SHACK spielt sicher nicht mal in der gleichen Liga wie Stecklers 60er-„Klassiker“ wie THE THRILL KILLERS oder THE INCREDIBLY STRANGE CREATURES, man mag mit Fug und Recht sogar die Meinung vertreten, der spielte nicht mal die gleiche Sportart, aber… es ist eine Krux, ich kann auf Steckler nie wirklich sauer sein, ihn dafür verurteilen, einen doofen No-Budget-Horrorfilm gedreht zu haben, der keine Handlung hat, von der er wüsste, noch nicht mal irgendwelche Charaktere, sondern wirklich mehr eine Aneinanderreihung von „random scenes“ ist. Vielleicht überträgt sich tatsächlich etwas von der therapeutischen Wirkung, die der Film auf Steckler hatte, der damit seine zerbrochene Ehe und seinen praktisch nicht existenten Status im Filmbiz verarbeitete, vielleicht ist es diese – sicher nicht beabsichtigte – geistige Verwandschaft zu einem Stück Outsider-„Kunst“ wie „MANOS“, vielleicht ist es der Trash-Appeal, der hier sicher wesentlich heftiger ist als bei einem THE THRILL KILLERS, vielleicht ist es alles zusammen, vielleicht nichts davon. BLOOD SHACK ist ein Kuriosum – weit entfernt von jeder möglichen Klassifikation als „gut“, aber… ich weiß nicht, trotzdem irgendwie nicht unsympathisch. Ich versteh mich manchmal selbst nicht mehr…
 
© 2020 Dr. Acula


BOMBEN-Skala: 9

BIER-Skala: 5


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